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The Beautiful Black Bull 05

Geschichte Info
Alleine in der Scheunenvilla... ein neues Spiel beginnt.
21.9k Wörter
36.6k
27

Teil 5 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 02/29/2024
Erstellt 01/04/2022
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29. September 2021

Dienstag 19:20 Uhr

- Nicole -

Es war ein aufwühlendes Gefühl, das mich die wenigen Meter bis zur Straße begleitete. Als ich am Ende unsrer Auffahrt angekommen war, blickte ich durch das Zwielicht der Abenddämmerung nach rechts die Richtung, in der es zu Bianka ging und nach links die Richtung, die mir einen weiteren tiefen Atemzug abnötigte. Mein kleiner Glücksbringer hatte für mich gewählt. Ich wusste nicht, was ich von dieser Entscheidung halten sollte. Doch ich war seit je her immer ein karma- und schicksalsgläubiger Mensch gewesen. Daher folgte ich dem Rat meines kleinen goldenen Anhängers und bog nach links ab.

Erregung, Angst, Zweifel und Sehnsucht wetteiferten um die Vorherrschaft. Meine Knie waren ganz weich, als ich den kurzen Laufsteg aus Betonplatten bis zum Eingang der Scheunenvilla entlang schritt. Der steinerne Weg war mit Unkraut überwuchert. Unsicher huschten meine Augen den gelben Klinker im Erdgeschoss entlang. In der Mitte befand sich eine schwere Holztür, von der grüne Farbe in rauen Mengen abblätterte. Links daneben war ein kleines Fenster aus buntem Ornamentglas in die Hauswand eingelassen. Es wirkte altbacken. Der Giebel war fensterlos und mit braun gestrichenem Holz verkleidet, das an den Enden bereits zu rotten begonnen hatte. Es war nicht möglich in das Haus hinein zu gucken.

Ich wusste nicht, was mich hinter jener abgewetzten Tür erwarten würde. Dieses „Nichtwissen" war auf eigentümliche Weise erregend, doch es ängstigte mich auch. Ich hob den Zeigefinger und sah meinen gelben Zwinkersmiley in Richtung Türglocke schweben. Dann zögerte ich. Die Zweifel setzten mir zu. War es nicht doch besser umzudrehen und Bianka zu besuchen? Oder einfach die Stunde für einen ausgedehnten Spaziergang zu nutzen, anstatt dieses fremde Haus zu betreten?

Ein paar schnelle, tiefe Atemzüge zirkulierten durch meinen Brustkorb. Ein aufkommender Schwindel verwischte die Zweifel. Ich stützte mich am Mauerwerk ab, atmete wieder ruhiger und spürte das verheißungsvolle Kribbeln längst vergangener Tage in meinem Bauch. Langsam kippte mein Blick hinüber zu unserem Haus, dessen Front fast vollständig hinter Forsythien, Sommerflieder und Rhododendron verschwand. Sehnsucht überkam mich und begann an mir zu zerren. Sie drängte mich zurück in die Arme meines Mannes, zurück in ein geregeltes, bodenständiges Leben. Zurück zu meiner Tochter. Zurück zu den beiden Menschen, die ich so sehr liebte. Weg von jener Vergangenheit, die über einen zeitlichen Bogen von neun Jahren ihre Klauen nach mir ausstreckte.

Doch gleichzeitig sehnte ich mich auch danach, dass jene weit entfernte Zeit voller erotischer Abenteuer eine Renaissance in Gestallt meines hübschen afrikanischen Bulls erfuhr. Alles in mir kribbelte, wenn ich an Amans kolossalen und rabenschwarzen Körper dachte. Der Gedanke an ihn trieb mir unvermittelt seine Aromen auf die Zunge. Als wäre es ein Reflex, hoben sich meine Finger unter meine Nasenspitze. Ich sog den Duft ein und erinnerte mich jener Moschusnote, welche heute Morgen meine Nasenwandungen entlang geströmt war. Ich schloss die Augen und schwelgte einen weiteren Atemzug lang in jener Sinnestäuschung. Ein süßer Moment egoistischer Genusssucht, der mit der Vernunft einer Ehefrau und Mutter wetteiferte.

Dann fasste ich mich wieder. Dieses Abenteuer würde an meiner Liebe zu Frank nichts ändern. Im Gegenteil. Seit Aman in unser Leben getreten war, hatte sich zwischen Frank und mir alles soviel intensiver entwickelt. Ich hatte meinem Mann sogar von meiner bewegten und wilden Studentenzeit erzählt. Nicht alle Details, doch genug, um ihn ahnen zu lassen, wie bewegt jene Vergangenheit tatsächlich für mich gewesen war. Außerdem bereicherte dieses Abenteuer unser Sexleben ganz enorm. Warum sollte man das gute Gefühl einer liebevollen, wärmenden Zweisamkeit nicht mit den exotischen Reizen eines weiteren Mitspielers vereinen können? Zumindest war es doch einen Versuch wert? Mit einem Lächeln dachte ich an Franks erregten Gesichtsausdruck, wenn ich ihn nachher wieder mit Worten um den Verstand bringen würde und er dabei wie von Sinnen auf mich einfickte. Danach würden wir verschwitzt in einem Kokon aus Zärtlichkeit und Nähe marinieren. Es war unverzichtbar schön, wie sich die Dinge für uns fügten.

Mein Zwinkersmiley hob sich erneut in Richtung Türklingel und dieses Mal drückte ich den von Rost überzogenen Knopf. Erschrocken fuhr ich zusammen, als ein schrilles, kreischendes Hämmern lautstark zu vibrieren begann. Nach einem kurzen Moment des Wartens öffnete sich die Tür. Überrascht stellte ich fest, dass sich die Gestalt eines hochgewachsenen, dünnen Mannes in beigefarbener Kurta aus der Finsternis des Flurs schälte. Ich erkannte ihn als einen meiner Schüler. Es war Jaliel. Ein zwanzigjähriger Afghane, dessen pockennarbiges Gesicht verdutzt unter einem kurz geschnittenen, schwarzen Schopf hervorlugte.

Er sprach bereits ein ganz passables Deutsch und kam auch mit der hiesigen Bürokratie ganz gut zurecht. Meinen Unterricht hatte er nicht nötig. Doch es schien ihm ein Anliegen zu sein, trotz augenscheinlicher Unterforderung daran teilzunehmen. Wäre ich naiv, würde ich mich immer noch über sein Engagement wundern. Doch spätestens seit Aman mir bewusst gemacht hatte, wie ich auf die übrigen Männer in der Klasse wirkte, hatte jener vordergründige Enthusiasmus Jaliels seine Unschuld verloren. Ganz offensichtlich nahm er nur meinetwegen am Unterricht teil.

„Frau Weber? ... Sie? ... Besuchen sie uns?"

„Ja ... äh ... fast, ... ich wollte nur ... nun ja ... heute gar kein Fußball?"

Verunsichert stammelte ich vor mich hin. Sein Lächeln dehnte sich zu einem fast überschwänglichen Grinsen. Er öffnete die Tür vollständig und trat einen Schritt auf mich zu.

„Doch! Aber ich nicht. Keine Lust auf Fußball! Zuviel Regen! Alles nass auf dem Platz! ..."

„Ach so!"

Ich fasste mich wieder und begrüßte ihn in der für die meisten Afghanen typischen Art. Ich führte meine flache Hand zum Herzen und sprach ihn mit einem freundlichen „Salam" an. Er streckte mir daraufhin seinen Arm entgegen und hieß mich mit dem hierzulande traditionellen Handschlag willkommen.

„Kommen sie rein, ... kommen sie rein! Ich kochen Tee für sie!"

Einen Moment zögerte ich, sah mich noch einmal zu unserem Haus um, atmete tief durch und trat schließlich über die gesplitterte Holzschwelle hinweg. Ich schritt an Jaliel vorbei und hörte, wie sich die Haustür hinter mir wieder schloss. Mein Herz trommelte in meiner Brust. Mit einem gespannten Kribbeln im Bauch schaute ich mich um. Es war still und unangenehm dunkel. Lediglich die kleine Lichtglocke einer Kommodenlampe spendete im Eingangsbereich etwas Helligkeit. Jener dumpfe Schein verlor sich allerdings in der Tiefe dieses Flures.

„Bist du der Einzige, der noch hier ist?"

„Nein ... Badu und Fela sind oben im Gemeinschaftsraum ... und Aman ist in seinem Zimmer!"

Ich nickte stumm. Badu und Fela wussten bereits Bescheid über Aman und mich. Nur Jaliel wäre ein neuer Mitwisser. Es sei denn, ich improvisierte ein wenig und es gelang mir, diesem Afghanen meinen Besuch plausibel darzulegen. Mein Verstand drängte mich, diesem jungen Mann die mitgebrachten Lernbögen in die Hand zu drücken und wieder zu verschwinden. Doch der Nervenkitzel, das Prickeln in meinem Bauch und nicht zuletzt mein Glücksbringer hielten mich hier.

Mit einem tiefen, sehr bewussten Atemzug sog ich die Gerüche um mich herum ein. Fremdartige Düfte, verdichtet zu einer stehenden Wand abgestandener Luft, fielen auf mich hinab. Eine schwere Wolke aus einer Vielzahl von Aromen, die nicht alle meinen Beifall fanden. Exotische Gewürze, Schweiß-, Kaffee- und Modergeruch zusammengepresst in einem fensterlosen und finsteren Raum. Ich blickte auf den braun gefliesten Boden. Ein kleiner, schmaler Läufer zog sich über mehrere Meter eine vergilbte Fußleiste entlang. Vier Paar Schuhe standen darauf. Eines der Paare, zwei ausgelatschte Turnschuhe, war mir vom gestrigen Abend noch sehr wohl bekannt. Jaliel stand barfüßig neben mir und beobachtete mich neugierig.

Ich spürte, wie seine Augen meinen Körper abtasteten. Ich ignorierte es und blickte den langen, gedrungen Flur entlang. Dunkle Türen säumten die Wände, deren Konturen jedoch immer mehr im Zwielicht verschwammen, je weiter man in den Raum hinein sah. Das Ende dieses unbehaglichen Korridors lag hinter einem Vorhang aus Dunkelheit und war vom Eingang aus nur noch wage zu erahnen. Worauf hatte ich mich da eingelassen! Mit hochgezogenen Brauen blickte ich meinen afghanischen Schüler an.

„Gibt es hier keine Deckenlampen Jaliel?"

„Die Birnen sind kaputt. Entschuldigung. Muss erst neue kaufen! In Küche ist freundlicher! Dort entlang Frau Weber."

Seine Stimme war rau. Die Worte kratzten wie Herbstlaub über Asphalt und einige Silben kamen etwas gedehnt daher. Jaliel wies mit wohlwollender Gastlichkeit in den langen, dunklen Flur hinein. Unruhig blickte ich auf meine Uhr. Fünfzig Minuten noch, dann wollte ich wieder bei Frank sein. Ich hatte keine Zeit für ein langwieriges Teezeremoniell. Doch wenn ich ablehnte, käme es einer Beleidigung gleich. Gastfreundschaft war den Afghanen wichtig. Schließlich wählte ich einen Mittelweg, um die Zeit des Teetrinkens mit meinem eigentlichen Anliegen zu verbinden und begann zu improvisieren.

„Sehr gerne Jaliel. Aber könntest du auch Aman Bescheid sagen, dass ich da bin. Du weißt ja, sein Deutsch ist nicht so besonders gut und .... nun ja ... er bekommt gleich eine Extrastunde von mir."

Jaliel krauste die Brauen und sah mich verwundert an. Sein bis dato freundliches Lächeln versickerte in einem geringschätzigen Gesichtsausdruck. Für einen Moment befürchtete ich, dass er über den wahren Grund meines Besuches längst im Bilde war.

„Sein Deutsch ist gar nicht vorhanden Frau Weber! Sag, wie es ist! ... Aman ist hoffnungsloser Fall. Extra Stunden für Jaliel besser! Viel besser! Ich guter Schüler. Du mir viel beibringen, ... sehr viel! ... Du machst mich noch besser, Frau Weber!"

Erleichtert registrierte ich, dass das sarkastische Lächeln meines afghanischen Schülers nicht mir galt, sondern dem Unvermögen oder eher dem Unwillen Amans, die deutsche Sprache zu lernen. Ich blickte auf die Uhr und wischte den Vorschlag Jaliels freundlich, aber bestimmt bei Seite.

„Du sprichst unsere Sprache schon sehr gut Jaliel. Meine Aufgabe ist es, denen zu helfen, die sich gar nicht verständigen können. Sei also bitte so lieb und sag Aman, dass ich da bin oder zeig mir, wo sein Zimmer ist."

Die überschwänglich strahlenden Gesichtszüge des Afghanen folgten der Schwerkraft und sackten wie ein Lawinenabgang dem Boden entgegen. Die Enttäuschung in seiner Miene war unübersehbar und nur schwer zu ertragen. Ich hasste es, andere Menschen so abzukanzeln. Schnell überlegte ich, wie ich ihn wieder versöhnlich stimmen konnte, ohne viel Zeit zu verlieren. Schließlich setzte ich mein charmantestes Lächeln auf und berührte ihn mit sanfter Geste an der Schulter.

„Hey Jaliel. Sei nicht enttäuscht. Hör zu, ... heute bin ich etwas unter Zeitdruck. Nächstes Mal, wenn ich Aman eine Extrastunde gebe, nehme ich mir ein bisschen mehr Zeit und wir trinken vorher zusammen einen Tee. Einverstanden?"

Die Miene meines Schülers hellte sich ein wenig auf. Aus den Niederungen verschütteter guter Laune erhob sich ein schmales Lächeln. Er legte seine Hand auf die meine. Ich ließ es zu. Dann nickte Jaliel mit einem Rest von Zerknautschtheit und fasste sich wieder.

„Ok Frau Weber! Nächstes Mal mache ich einen guten Tee für uns!"

„Ich freue mich darauf Jaliel!"

Ich entzog ihm wieder meine Hand. Erneut blickte ich auf seine nackten Füße und betrachtete ein weiteres Mal den langen Läufer mit den vier Schuhpaaren. Kurzentschlossen stützte ich mich an der Wand ab, schlüpfte aus meinen Pumps, stellte sie zu den anderen Schuhen und passte mich damit hiesigen Gepflogenheiten an. Mehr als ein Dutzend nackter, fremder Männerfüße waren hier den ganzen Tag entlang gegangen. Ein langsam schleichendes, warmes Kribbeln stieg in mir empor, als ich meine ungeschützten Fußsohlen auf jene kühlen Fliesen setzte.

Ich konnte sie spüren. Ich konnte all diese fremdartigen, exotischen Männerfüße an meinen Sohlen spüren. Es war wie eine abstrakte Intimität, die in mir ein verschollenes Sehnen nach fremder, gesichtsloser Berührung hervorlockte. Ich schloss einen Atemzug lang meine Augen und sah eine jener Szenen von damals aufflackern. Ich erinnerte mich an all die Gruppen schattenhafter Gestalten, die mich aus der Dunkelheit heraus überall anfassten und sich an mir rieben. Ein plötzlicher Hormonstoß sprühte, wie aus einem Geysir hervor gespuckt, durch meinen Unterleib. Ich schluckte schwer. Dann verscheuchte ich die Bilder in meinem Kopf und öffnete meine Lider wieder.

Als ich Jaliel ansah, bemerkte ich, dass er wie versteinert meine Füße betrachtete. Auf den Nägeln leuchteten immer noch die Farben Äthiopiens im matten Licht der kleinen Kommodenlampe. Anscheinend schlussfolgerte er Dinge, von denen ich gehofft hatte, sie verschleiern zu können. Ohne einen Kommentar hob er seinen Blick wieder. Seine Miene war undurchdringlich. Nur ein kleiner Hauch von Enttäuschung umwehte seine gemeißelten Züge. Ich schluckte und sah ihn unverwandt an. Einen peinlichen Augenblick lang standen wir uns schweigend gegenüber und ich bereute es zutiefst, meine Schuhe ausgezogen zu haben. Doch schließlich schob ein vieldeutiges Lächeln die erstarrten Züge sowie jene Enttäuschung hinfort und er bedeutete mir, ihm zu folgen.

Ich produzierte ein aufgesetztes Lächeln und schritt hinter ihn her. Wir gingen dem Ende des Korridors entgegen, vorbei an einer Treppe und insgesamt sieben Zimmern, bis wir die schmale Wand, die der Haustür gegenüber lag, erreichten. Es dauerte nur einen Augenblick und meine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt. Ich zeigte fragend auf die Tür in jener schmalen Wand und Jaliel nickte.

„Hier wohnt er! Aman ist schlecht gelaunt! Sei bedacht!"

„Bedacht?"

„Vorsichtig!"

„Ich bin ein großes Mädchen Jaliel! Danke! Lieb, dass du mich warnst!"

„Ok Frau Weber! Bis spätestens Freitag zum Unterricht!"

„Freitag fällt leider aus Jaliel. Alle Räume sind wegen einer großen Gemeindeveranstaltung belegt. Der Termin stand schon lange fest. Leider habe ich vergessen, es bei unserem letzten Unterricht zu erwähnen. Bitte sag den anderen, dass wir Montag zur gewohnten Zeit weiter machen. Gerne auch etwas länger!"

„Schade! ... Aber ich werde alle Bescheid sagen!"

Jaliels schien wenig begeistert von dieser Nachricht und im selben Moment kam mir eine Idee, wie ich die wahren Absichten meines Besuches vielleicht doch noch glaubwürdig verschleiern konnte. Ich griff in meine Umhängetasche und zog den Stapel Arbeitsbögen heraus.

„Ja, leider ist das so. Kann man nichts machen. Aber das war der zweite Grund, warum ich hierher gekommen bin. Ich hatte gehofft, du würdest diese Bögen vielleicht verteilen, damit euch bis Montag nicht langweilig wird. Vielleicht hast du Lust, mich ein wenig zu unterstützen und hilfst den anderen, wenn sie Fragen bei dieser Hausaufgabe haben. ... Das wäre sehr lieb von dir."

„Einigen kann ich helfen. Aber andere wie Aman sind einfach hoffnungslos Frau Weber."

„Das verstehe ich Jaliel. ... Aman ist ein schwieriger Fall! ... Darum mache ich das ja auch gleich im Einzelunterricht mit ihm. Hilf den anderen, soviel du kannst und magst."

„Ok! ... Ich helfen dir. ... Aber nächstes Mal, wenn du zu uns kommst, dann trinken wir beide Tee. Versprochen ...?"

„Ja! ... Versprochen!"

„Ich freue mich darauf!.. Dann bis Montag ... Und wie gesagt! ... Er ist sehr schlecht gelaunt. ... Vorsicht!"

„Ich komme zurecht Jaliel. ... Bis Montag!"

Mit einem Handschlag verabschiedete sich mein afghanischer Schüler von mir und ließ mich alleine in der Finsternis zurück. Ich begann nervös auf meiner Unterlippe zu knabbern, schloss meine Augen und spürte die physische Präsens meines Bulls hinter der Tür. Eine gravitative Kraft, die mich in ihren Bann zog. Ein sinistrer Sog, der etwas zutiefst Lasterhaftes in mir heraufbeschwor. Eine triebhafte Kraft, die sich emporreckte und wie ein Raubtier um meinen Verstand zu kreisen begann. Es spie seinen giftigen Odem empor und trieb dunkle Gedanken durch meinen Kopf. Ich öffnete mich jenem finsteren Geist und griff nach meinem Smartphone.

Meine Finger huschten über das Display und hackten eine Textzeile in den Messenger. Ich stellte mir Franks Gesicht vor, wenn er diese Nachricht lesen würde und schmunzelte in mich hinein. Kurz überlegte ich, ob ich meinen Mann nicht zu sehr mit dieser Nachricht quälen würde. Ohne es zu Ende abzuwägen, tippte ich auf senden. Ein elektrisierendes Kribbeln rieselte durch meinen Bauch, als zwei blaue Häkchen verkündeten, dass Frank meine Nachricht las. Fasziniert und gleichzeitig bestürzt wurde mir bewusst, wie sehr es mich erregte, meinen Mann auf so lustvolle Weise zu foltern. Mit wild klopfendem Herzen ließ ich mein Handy wieder in der Tasche verschwinden und wusste, dass Franks Kopfkino in diesem Moment lichterloh brannte.

Ich öffnete den Reißverschluss meiner Jacke und ließ den gesteppten Stoff über meine nackten Schultern hinabsinken. Ein Geräusch hinter mir ließ mich aufhorchen. Suchend blickte ich über meine Schulter hinweg in den Flur hinein. Über das Treppengeländer lehnte ein gebeugter Schattenriss. Es war Jaliel. Er spähte verstohlen zu mir herüber. Dieser neugierige kleine Bastard. Ich bemerkte, dass meine bleiche Haut den schwachen Schimmer der Kommodenlampe wie Mondlicht reflektierte. Ich war mir sicher, dass die unscharfe Blässe meiner Schultern und meines Rückens von der Treppe aus zu sehen war. Jaliel verharrte reglos. Ich spürte, wie er mich durch die Dunkelheit hindurch taxierte und mit seinen Augen über meine Haut strich. Spätestens jetzt musste ihm klar sein, dass ich nicht wegen einer Deutschstunde zu Aman wollte.

Für einen Rückzieher war es zu spät. Jene triebhafte Kraft und die verheißungsvolle Nähe meines Bulls hielten mich auf Kurs. Ein kaum zu ertragener Nervenkitzel stieg in mir auf. Ich war mir nicht sicher, ob dieser alleine daher rührte, dass ich gleich an diese Tür klopfen würde oder ob nicht auch Jaliels tastende Blicke und seine Mitwisserschaft das ihrige dazu beitrugen. Nach Jahren des familiären Glücks war ich an einem Scheideweg angelangt. Vernunft und Unvernunft schienen sich neu auszutarieren. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich meine Hand hob, um an jene Tür zu klopfen. Einen Moment verharrte ich in der Bewegung. Doch dann setzten sich meine Finger wie von selbst über jenes Zögern hinweg. Mit einem kräftigen Klopfen beendete ich die Sekunden innerer Zerrissenheit und noch im selben Moment verspürte ich eine Erleichterung es getan zu haben. Ein bulliges, wenig freundliches Raunen dröhnte von der anderen Seite durch die geschlossene Tür.

„Fuck off!" ##(((-Verpiss dich!-)))##

Genau so etwas wollte Frau gerne hören, wenn sie ihren Bull besuchte. Nun, es war fast halbacht. Ich vermutete seine schlechte Laune hatte etwas damit zu tun, dass der Besuch, den er für 19:00 Uhr erwartet hatte, nicht aufgekreuzt war. Ich schmunzelte und klopfte ein weiteres Mal.

„Get lost! Or I'll knock the shit right out of your skull!"" ##(((-Hau ab! Oder ich prügle dir gleich die Scheiße aus dem Schädel!-)))##

Offensichtlich rechnete mein hübscher Afrikaner nicht mehr mit seiner Nachbarin. Mein Wille, die verbliebenen fünfundvierzig Minuten mit Klopfen zu verbringen, war ungebrochen. Ich sah es nicht ein, einfach so mit einem „Hello it's me, Nicole" in dieses Zimmer hineinzuspazieren. Ich wollte, dass dieses eingebildete Arschloch sich zur Tür bequemte und mich so in Empfang nahm, wie es sich für einen Mann gegenüber einer Frau gehörte. Mit einem breiten Grinsen klopfte ich ein drittes Mal an das hölzerne Türblatt.