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Tintenblau Teil 04

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Vanessa schmunzelte wehmütig und warf einen nachdenklichen Blick auf den Ring an ihrer Hand, über den Yannick mit seinen Fingern tastete.

»Du bist gar nicht so dumm, wie du manchmal tust, Kleiner«, schniefte sie.

»Ich weiß. Und auch nicht so schüchtern. Wenn du mit Jörn wieder in deiner Wohnung bist, kannst du in aller Ruhe damit beginnen, Umzugskisten zu packen, mein Schatz. Bei mir geht das schnell. Mir bleiben ja nur ein paar Koffer mit wenig persönlicher Habe. In der Zwischenzeit wird unser neues Zuhause frisch tapeziert und gestrichen. Heute in 6 Wochen müssen wir eingezogen sein, denn ich habe dann punktgenau bei Vater im Büro auf der Matte zu stehen. Du weißt ja, wie gewissenhaft er ist. Besonders seinem handwerklich so unglaublich geschickten Sohn gegenüber ... Ich bin heute ein verdammt guter Kaufmann. Und Vater weiß und würdigt das. Er ist stolz. Er hat mir gesagt, dass er sich keinen besseren Juniorchef vorstellen kann. Vater lässt mir freie Hand, aber aus verständlichen Gründen, wird es sich noch um die Werkstatt kümmern, um mir einen fitten Meister an die Seite zu stellen, bevor er sich ganz aus dem Betrieb zurückzieht. Es kann mir gar nicht egal sein, was Vater über mich denkt, wenn ich ihm sage, dass seine Tochter und ihr Kind mir das wichtigste in meinem Leben sind. Ich habe ganz sicher nicht vor, ihn zu enttäuschen.«

Vanessa schmollte mit den Lippen, um den Anflug eines glücklichen Lächelns zu unterdrücken, wobei ihr erneut eine Träne über die Wange rann.

»Übrigens, mein wunderschönes, kluges Mädchen: Wenn wir noch länger mit laufendem Motor hier stehen bleiben, müssen wir wohl bald eine Tankstelle aufsuchen. Erstens schadet das der Umwelt und zweitens unserem Geldbeutel. Dafür kaufe ich Jörn lieber ein großes Planschbecken. Wir können gerne hier stehen und noch eine Weile so weiter machen, aber zu groß sollte es für Jörn auch nicht ausfallen. Wir wollen ihn ja nicht zu sehr verwöhnen. Wer weiß, vielleicht wird er irgendwann mal den Betrieb übernehmen ... sich dazu die Hände schmutzig machen müssen oder hinterm Schreibtisch sitzen, wenn er das lieber will. Dazu hat er dann rechtzeitig auf der Matte zu stehen. Ich bin halt bodenständig und kann in dem, was mir wichtig erscheint, verdammt pingelig sein. Und das hat gewiss nichts Klischeehaftes an sich.

Vanessa ... ich werde nicht mehr weglaufen, nur weil es mir zu kompliziert wird. Ja, ich bin weggelaufen. Vor mir selbst. Es wird mir nie wieder passieren, das habe ich mir geschworen.«

»Lässt du ... für dieses Ziel ... meine Hand los?«

»Nur in diesem Falle, Liebes. Ich werde mir zu Herzen nehmen, was du mir gesagt hast. Mir bleiben viele Fragen, und ich bin dir einige Antworten schuldig. Wir beide haben Fehler gemacht und daraus gelernt. Daher lass uns schleunigst weiterfahren. Wir haben freie Bahn. Oder sollen wir besser die Plätze wechseln? Unsere Familie wartet auf uns, mein Schatz«, sagte er gemessener Stimme und gab ihre Hand frei. »Ich werde sie jetzt anrufen und sagen, dass wir wegen des intensiven Rückreiseverkehrs später kommen. Lass uns über alles Reden, Schwester. Wir werden dafür eine passende Gelegenheit finden. Auf Norderney.«

Vanessa schaute Yannick einen Moment an, nickte, wischte sich die Wangen und stellte die Schaltung auf 'D'.

*

»Ihr kommt rechtzeitig, Kinder«, meinte Frau Friedrichsen glücklich, als sie die beiden an der Haustür empfing. Sie schloss erst Vanessa und dann Yannick herzlich in die Arme. »Ich bin gerade mit dem Eindecken des Tisches fertig geworden. Vater ist schon im Betrieb. Er wird sicher gleich zu uns zum Frühstücken kommen, um euch zu begrüßen und einen Kaffee mit uns zu trinken. Jörn ist oben in der Küche in seinem Laufstall.«

Vanessa nahm Jörn auf den Arm, herzte ihn und gab ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange.

»Ach, mein süßer Schatz, ich hab dich ja so vermisst.«

Jörn schaute glücklich, zeige mit einem fröhlichen 'da' auf seine neuen Spielzeuge und lehnte sich dabei überschwänglich Richtung Laufstall.

»Ja, so sind die Jungs halt, wenn sie was Reizvolles zum Spielen haben«, meinte Yannick und strich dem Kleinen sanft über den Kopf. »Nicht wahr mein kleiner Pupser.«

Vanessa setzte Jörn zurück in den Laufstall, drückte sich mit gespielt mürrischer Miene an Yannick vorbei, bequemte sich auf ihren angestammten Platz am Esstisch, während Mutter den frisch gebrühten Kaffee einschenkte.

Vanessa stütze ihre Arme auf dem Tisch, hielt ihre Tasse mit beiden Händen und nippte an ihrem Kaffee.

Wir sind wieder zu Hause, und alles ist wie gehabt, amüsierte sich Yannick insgeheim, da er sah, wie Mutter auf den seltsam anmutenden und doch so freimütig getragenen Fingerzeig reagierte, indes sie einen Augenblick den Ring an Vanessas Hand erfasste.

Sie schien es lediglich zur Kenntnis genommen zu haben, aber ihr Gesichtsausdruck sagte ihm etwas anderes. Sie konnte dieses schmucke Element an ihrer kürzlich geschiedenen Tochter nicht einordnen. Mutter stellte nie sofort eine Frage, obgleich sie äußerst interessiert war. Wie auch jetzt schaute sie nachdenklich drein. Ihre Augen musterten Vanessas Gesicht, äugten wie ein Habicht auf den Ring und suchten darauf nach einer Antwort in Vanessas Mimik. Mutter Friedrichsen nahm quasi Maß, indem sie schätzte.

Vanessa bekam das natürlich mit, da sie auf Mutters Art geprägt war, nippte chillig an ihrem Kaffee und stellte sich auf eine entsprechend scharfsinnige Gesprächseröffnung ein, die beizeiten listig herbeigeführt werden dürfte. Ein einvernehmliches Spiel, das beide vorzüglich beherrschten.

In diesem besonderen Fall, nämlich, dass es sich vermutlich um einen Verlobungsring handelte, sollte es entweder sehr schnell, oder sich gemächlich hinziehen, bis es zu einer Unterhaltung käme. Je nach vermuteter Dringlichkeit oder besser gesagt: Prävention seitens ihrer Mutter.

Wer würde den Anfang machen, dachte Yannick und vor allem wann. Ich tippe auf Samstag und auf Mama. Bis dahin bliebe noch genügend Zeit, um sich im Klaren darüber zu werden: Entweder wir kaufen eine Schlafcouch, die wir jeden abend herrichten oder wir verzichten darauf. Zuvor gilt es, Vanessa und mir weitere Fragen zu beantworten und gewisse Unwägbarkeiten zu fakturieren, sagte er sich und fing aus den Augenwinkeln Mutters Blick ein, die nun ihn zu mustern begann.

Also kommen wir zu mir, Mama, konstatierte er, erwiderte ihren Blick und biss in sein Brötchen.

»Mit dem Boot alles in Ordnung, Yannick?« »Ja, Hansens waren auch da.«

»Ihr habt mit ihnen gesprochen?«

Yannick kaute zunächst gemächlich.

»Am Samstagabend. Wir haben sie im 'Anker' angetroffen. War ein gemütlicher abend. Aber wir konnten ja lange ausschlafen. Im Strandhotel waren wir übrigens Sonntagabend Essen. Hansens haben uns vorgeschwärmt, wie schön es da sei. Bis auf den letzten Tisch war das Restaurant besetzt. Kein Wunder, bei der hervorragenden Küche und dem überwältigenden Ambiente. Da muss man lange vorher reservieren. Wir hatten Glück, dass noch ein Tisch frei war. Hansens werden ihre goldene Hochzeit dort feiern.«

»Und, wann seid ihr zum Segeln raus?«

»Gleich Samstag früh. Konnten es kaum erwarten. Zwischen 5 und 7, meist steifer Wind. Hat richtig Spaß gemacht. Wir haben das beide vermisst und es noch drauf, nicht wahr, Vanessa.«

Vanessa rollte schweigend ihre Lippen.

»Papa überlegt, das Boot zu verkaufen, Yannick.«

»Ich weiß, Mama. Vielleicht übernehme ich es. Wäre zu schade. Man verbindet ja viele Erinnerungen mit dem Schiff. Die steigen dann wieder wohlig in einem auf, wenn man es nach so langer Zeit am Steg angebunden schaukeln sieht. War eine schöne Zeit. Geht mir jedenfalls so.«

»Ja, das stimmt«, meint Vanessa aufmerksam kauend und leckte sich Marmelade aus einem Mundwinkel.

»Ihr fahrt heute Mittag wieder los?«

»Wir haben ab heute gebucht«, antwortete Vanessa. »Wir kommen am Freitagmorgen zurück. Wir freuen uns schon auf den Strand. Ist Jörns erster Urlaub an der See. Wird bestimmt schön mit uns bei dem herrlichen Wetter. In der Nachsaison ist auch nicht mehr so viel Betrieb dort. Da kann er sich ungestört austoben.«

»Passe nur auf, dass er sich keinen Sonnenbrand holt.« »Keine Sorge. Wir geben auf ihn Acht«, erwiderte Vanessa und warf Yannick einen verstohlenen Blick zu.

»Ihr habt euch eine Ferienwohnung gemietet?«

»Olli kennt die Leute«, meinte Yannick. »Soll ein schönes Apartment sein, mit allem drum und dran. Balkon und Meerblick gen Osten. Wird bestimmt entspannend sein, abends dort zu sitzen, um nach einem langen Tag die Seele baumeln zu lassen. Wir freuen uns darauf. Ist halt vieles anders geworden in unserem Leben. Fühlt sich an, wie das Anlanden an heimischer Küste nach einer langen beschwerlichen Reise«, meinte er verschmitzt.

»Willst du das Reise-Kinderbettchen mitnehmen, Vanessa?«

»Das wird nicht nötig sein, Mama. Dort steht eines. Die Vermieter sind auf Familien mit Kindern eingerichtet. Jörn hat sein eigenes Zimmer.«

»Hab die Leute beim Buchen gleich danach gefragt«, fügte Yannick hinzu. »Dann haben wir weniger Sachen zum Schleppen. Soll ja kein Umzug, sondern ein Urlaub sein.«

Die Haustür fiel ins Schloss. Schritte auf der Treppe waren zu hören.

»Ah, schau mal Jörn, da kommt der Opa«, sagte Frau Friedrichsen vergnügt, als ihr Mann lächelnd in die Küche kam. Sie drehte sich dabei zum Laufstall um, in dem Jörn saß und beschaulich mit seinen Förmchen und Bauklötzen spielte.

»Schön wieder alle beisammen die Lütten«, konstatierte Herr Friedrichsen, schaute glücklich, gab Vanessa einen Kuss an die Wange, strich Yannick scherzhaft über die Locken und legte ihm, sich hinter ihn positionierend, die Hände gewichtig auf die Schultern. »Schön das ihr zurück seid, wohl und munter. Sie liegt immer noch gut am Wind, was?«

»Gibt halt nichts Vergleichbares, so ein edles Holzboot nicht wahr, Vanessa?«, meinte Yannick schlitzohrig. »Richtig, meine Junge. Solide Handarbeit aus den Sechzigern unsere hübsche 'Venus'«, setze Herr Friedrichsen hinzu, walkte dabei Yannicks Schultern emphatisch mit den Händen und nahm dann am freien Tischende Platz.

Vanessa spitzte die Lippen und schaute Yannick mahnend an.

Frau Friedrichsen schenkte Kaffee ein, reicht ihrem Mann die Tasse, stand auf und wendete sich Jörn zu.

»Ich soll dich von Hinrich grüßen.« »Danke, werde gleich mal in die Werkstatt gehen.« »Ja, mache das. Er wird sich freuen. Der beste Mann, den wir haben, Yannick.« »Ich weiß, ein fantastischer Künstler an der Werkbank.«

Yannicks Vater lachte, nippte an seinem dampfenden Kaffee und lehnte sich in den Stuhl zurück. »Nicht nur das, mein Junge, der kennt sich mittlerweile besser aus als ich. Wird heute mehr und mehr Elektronik verbaut. Hinrich könnte auch woanders eine Stelle bekommen. Aber er mag es familiär, hat er mir vor Kurzem noch gesagt. Lag wohl auch daran, dass ich ihm sagte, du würdest in ein paar Wochen als Juniorchef zurückkommen. Hab's ihm nicht übel genommen«, setzte er verschmitzt hinzu und schaute Yannick an. »Ihr konntet ja immer gut miteinander. Die Werkstatt ist in guten Händen, meine Junge. Er fühle sich geehrt, hat er gesagt.«

»Darüber mache ich mir keinerlei Gedanken. Als erste Amtshandlung werde ich für eine stabile Internetverbindung sorgen. Spart nicht nur Zeit. Brauchst dann nicht so oft zum Steuerberater fahren oder lange Telefonate führen.« »Jaja, ich weiß: die Bücher. Ich halte lieber einen Schraubenschlüssel in der Hand als einen Bleistift. Das ist ja bald dein Ressort. Ich halte mich da ganz raus, mein Junge.« »Ich hab halt einen langen spitzen Bleistift, Vater, und weiß gewissenhaft damit umzugehen.«

Vanessa räusperte sich, hielt Mutter ihre Arme entgegen, die Jörn auf dem Arme hielt.

»Und, wie geht es sonst so, Vater.« »Tja, wie soll es mir gehen? Soweit gut.«

»Der Arzt meinte auch, er solle kürzertreten«, mahnte Mutter an, »Höre auf, Anne, ich brauchte noch nie einen Arzt.« »Jedenfalls lässt er seit ein paar Wochen die Zigarren weg, und die Pfeife bleibt auch kalt, hast du gehört.« »Jaja, fang nicht wieder an, mit mir zu kabbeln«, erwiderte er zunächst missmutig und strich mit den Fingern sanft über Jörns Wange. Yannick und Vanessa schauten sich an und verbissen sich ein aufloderndes Grienen. »Du bist mein kleiner Schietbüdel«, meinte er lächelnd. »Opa muss jetzt leider wieder in die Werkstatt. Kommst du mit Yannick?« »Ja, na klar.«

Yannick und Peter Friedrichsen standen auf.

»Ich werde schon mal die Pflegeartikel, die wir für deinen ersten Strandurlaub brauchen in die Koffer packen, nicht wahr, mein süßer, kleiner Proppen«, meinte Vanessa und gab Jörn einen Kuss. »Ja, mache das, Schwester, und vergiss die hübschen Spielsachen nicht. Die sind dem Kleinen ans Herz gewachsen.«

Vanessa schaute kiebig, indes Yannick sich umwendete, um Vater in die Werkstatt zu begleiten.

Hinrich putzte sich mit einem Lappen die Hände, als Yannick in die Werkstatt kam und freudestrahlend auf ihn zuging.

»Alles in Butter, alter Schwede?«

Hinrich schlug freundschaftlich lächelnd in Yannicks Hand ein. »Wie immer, Juniorchef

»Die Förmlichkeiten kannst du gleich weglassen, du Heini.«

Sie lachten sich zu und schlugen sich auf die Schulter. »Schön, dass du wieder da bist. Ich hab eine neue Maschine, ein echt geiles Teil.« »Blond und kurvig nehme ich an.« Hinrich lachte. »140 PS. Noch.« »Du bist verrückt.« »Den Chip hab ich schon bestellt.«

»Mach bloß keinen Scheiß, ich brauche dich.« »Keine Angst, ich bin verheiratet und hab einen Sohn, der mit Papa leidenschaftlich gerne Gokart fährt.« »Genau, und einen unnachsichtigen Juniorchef an der Backe. Egal wie schnell du mit dem geilen Teil bist.« »Aber mal drauf sitzen willst du irgendwann schon. Die lange Strecke am Deich entlang? ... Ziel ist wieder das Deichtor?« »Erzähl's dem alten Herrn nicht oder sonst jemandem.« »Keine Sorge, Yannick.«

»Na, wie sieht's aus mit dem Antrieb Hinrich«, meinte Vater, der einem neuen Lehrling beim Ölwechsel auf die Finger geschaut hatte und zu ihnen kam.

»Krieg ich wieder hin Senior. Die Ersatzteile haben wir auf Lager. Ist bis morgen erledigt.«

Peter Friedrichsen lachte und schlug Hinrich auf die Schulter.

»Denn man tau, Meister.«

*

Vanessa schwamm hinaus, ließ sich rücklings auf dem Wasser treiben und schaute Richtung Strand. Sie lächelte herzerfrischend, winkte, warf Yannick einen Kuss zu, der, mit Jörn auf seinem Rücken sitzend, kniehoch in der Brandung stand. Nach einer Weile kraulte sie mit gekonntem Armschwung, sich dabei auf einer Woge herantragen lassend, zu ihnen zurück.

Vanessa und ihre neue 'Verbündete', Adelina, dachte Yannick amüsiert, derweil er sie beobachtete. Wie nicht anders zu erwarten, kamen sie über Kinder ins Gespräch, in dessen Verlauf sich herausstellte, dass ihre Strandbekanntschaft wohl alleinerziehend war, wie Vanessa beiläufig erwähnte, als sie wieder neben Yannick stand. Sie nahm Jörns Füßchen in die Hände, schaute vergnügt zu ihm hinauf, zog sich dann Bikinioberteil und Badehose zurecht und warf Yannick einen kecken Blick zu. Sie gab ihm einen Kuss und ging zurück zu den Sonnenliegen, da Adelina mit Lena und Tim von einem Toilettengang zurückkam. Vanessa spazierte hüftschwingend Richtung Liegen. Yannick lächelte, schaute ihr amüsiert hinterher.

Sie schnappte sich ein Badelaken und sprach mit Adelina, die, ebenso wie sie, mit ihren Kindern auf Norderney ein paar Tage Urlaub machte.

Eine angenehme, sympathische Person, dachte Yannick nach ihrem ersten Gespräch am frühen Morgen, nachdem sie sich einander bekannt gemacht hatten. Zudem in ihrem äußeren Erscheinungsbild recht ansprechend.

Yannick stellte Jörn wieder auf die Beinchen in den Kreis der bunten Spielsachen, als Lena und Tim frischvergnügt auf sie zuliefen.

Yannick setze sich zu den Dreien, schaute lauschig zu den Sonnenliegen hinüber, wobei er Jörn - der wohl zum x-ten Male einen Stern auf die regelmäßig geflutete Brandungsfläche stülpte, um zusammen mit seiner neuen Freundin Lena entzückt zuzuschauen, wie das anspülende Wasser den Sand mit sich riss - den aufs Neue gefüllten Stern reichte.

Adelina ließ manchmal etwas Persönliches durchblicken. Insbesondere, als Vanessa und Adelina auf das Thema Scheidung und Adelinas Erfahrungen 'als alleinerziehende Mutter zweier Kindern' zu sprechen kamen. Dass Vanessa in der gleichen Situation war wie sie, deutete sie ihr mit keinem Wort an.

»Sie unterhalten sich schon fast wie Freundinnen«, murmelte Yannick. Unter Müttern geht das ja in aller Regel recht schnell ... Aber auch nicht anders als bei Vätern, wenn sie in der Nordkurve jubeln, lächelte er in sich hinein.

»Frage mich echt, wie solch fabelhafte Frauen an diese blinden Penner geraten können,« sagte Yannick halblaut und wich Jörns sandgefülltem Schüppchen aus.

»Nicht auf meine Haare, mein kleiner Held. Wir Männer sollten uns einander nicht zum Affen machen, verstehst du ... hier, gib mir Fünf ... Nein, nicht mit der linken Hand, mit der rechten, du Pupser. Sag mal Jörn, so ganz unter uns ... ist Mama lieb, ist sie hübsch?«

Yannick schaute wieder hinüber und warf einen Blick auf Vanessa, die es sich auf ihrer Liege unter dem Sonnenschirm bequem gemacht hatte, die Sonnenbrille im Haar, ihre Beine aufgestellt, in einer Zeitschrift lesend.

»Hüt«, sagte Jörn zugespitzt. »Ja genau, kleiner Freund, das ist Mama auch ... Das war meine Schwester, das ist sie und sie wird ...«

Adelina kam zu ihnen ans Wasser, lächelte Yannick zu und hockte sich neben ihn.

»Ich glaube, es wird jetzt Zeit für eine Mahlzeit für Tim«, meinte sie fröhlich und reckte ihrem Sohn, der sich kreischend im Kreise drehend eine Pfütze in den Sand stapfte, ihre Arme entgegen. »Komm mal her zu mir, mein Liebling. Komm in Mamas Arme.«

»Deine beiden sind lieb, vertragen sich sehr gut miteinander«, meinte Yannick vernehmlich, als er bemerkte, dass Vanessa kurz zu ihnen hinüber äugte.

»Ja, das sind sie, meine süßen Mäuschen.«

Tim lief Adelina in die ausgestreckten Arme. Sie drückte ihn zart an sich und warf Yannick einen charmanten Blick zu. »Das ist euer Jörn auch.«

»In welchem Monat feiern die Mäuschen Geburtstag?«

Adelina schaute froh gelaunt. »Ende März.«

»Zu Ostern. Das passt ja ... zumindest fast. Eine wunderschöne Zeit, dann gibt's gleich zweimal Geschenke für die Nestküken und so kurz hintereinander. Das ist ein besonders spannender, himmlischer Moment, nicht nur für ihre glückliche Mama«, meinte Yannick verschmitzt.

Sie lachte herzhaft, schaute Yannick charmant an, gab Tim einen Kuss an die Stirn und erhob sich mit ihm. »Ja, das ist er.«

Adelina begab sich mit Tim auf dem Arm zu ihrem Platz.

Yannick warf einen kontrollierenden Blick auf die quietschvergnügten Steppkes, die vor einer schaumigen Welle zurückwichen. Er gesellte sich zu Vanessa, zog seine Liege Arm an Arm heran, machte es sich neben ihr gemütlich und schaute über den Strand.

»Die Kinder haben ja viel Spaß mit dir«, meinte sie genügsam blätternd. »Da können wir uns beide ja glücklich schätzen ... mit einem so aufmerksamen Mann, wie dir.«

Yannick grinste, legte seine Arme hinter den Kopf und schaute mit sich zufrieden über den Strand.

»Ja, den Lütten geht's richtig gut.«

»Und dir, Kleiner?«

»Wie soll's mir schon gehen? Ich bin gerne in Gesellschaft attraktiver, alleinstehender Frauen. Eine von ihnen liebe ich sogar.«

Yannick sah aus den Augenwinkeln, wie sie mit den Lippen rollte.

»So. Tust du das. Um ihr das zu sagen, bist du zu ihr gekommen.«

»Als du aus dem Wasser kamst, hast du mir zugewunken ... dann allerdings mit deinem süßen Hintern. Und sichtlich kalt war dir auch.«

»Stimmt überhaupt nicht«, nörgelte Vanessa.

»Immer wenn du mit deinem Popo wackelst, willst du von mir hören, ob du noch hübsch und sexy bist.«

»Habe ich gar nicht nötig«, erwiderte sie verächtlich und schaute wie unbeteiligt in die Zeitschrift.