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Tulio & Nork, No. 04

Geschichte Info
Ueberfall auf das Schloss.
12.5k Wörter
4.39
22.1k
0

Teil 4 der 4 teiligen Serie

Aktualisiert 05/30/2021
Erstellt 12/11/2010
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Auf die Präambel, die ich unter dem Eindruck eines herabsetzenden und verletzenden Leserkommentars schrieb, möchte ich nun doch verzichten, nachdem ich einige Tage Zeit hatte, diese verbale Attacke zu verarbeiten. Aber um niemandes Gefühle zu verletzen, lasse ich zumindest den Hinweis stehen:

WARNHINWEIS: diese Kurzgeschichte enthält sexuelle und nicht-sexuelle, körperliche und nicht-körperliche Gewalt, bis hin zum gewaltsamen Tod von Menschen und anderen intelligenten Spezies. Wenn Sie damit nicht einverstanden sind, lesen Sie bitte nicht weiter.

*****

Die Sonne hatte ihren Tageslauf beendet und schickte sich an, auf einer Palette aus Gelb- und Orangetönen hinter das dunkle Band des Waldes zu sinken.

Aber Denise hatte keine Augen für das prächtige Farbenspiel. Sie stand am Fenster des Salons im Obergeschoss des Herrenhauses und blinzelte nach Westen, um auch die kleinste Bewegung am Waldrand auszumachen. Ihr Vater hatte versprochen, heute am Vorabend ihres einundzwanzigsten Geburtstages wieder zu Hause zu sein. Denise zweifelte kein bisschen an seinem Versprechen, sorgte sich eher, welche Widrigkeiten ihn aufgehalten haben mochten. Vor vier Tagen war er mit dem Großteil seiner Männer aufgebrochen, um sie mit den anderen Truppen seines Lehnsherrn zu vereinigen. Sollte es aber nicht zu einem schnellen Erfolg kommen, würde er sie direkt dem Befehl seines Herrn unterstellen und alleine zurückkehren, hatte er angekündigt. Niemand würde ihm diese Handlungsweise missgönnen, denn in seinem Alter von über siebzig Jahren hätte er im Grunde seine Männer gar nicht selbst ins Feld führen müssen. Nur, wer hätte statt seiner das Kommando übernehmen sollen?

Sie hatte ihn gebeten, die Soldaten durch einen Unteroffizier zum Feldlager führen zu lassen. Aber ihr Vater hatte entschieden abgelehnt. Schließlich ging es nicht um irgendeinen Krieg an der fernen Reichsgrenze, sondern eine Bedrohung in der unmittelbaren Nachbarschaft. Da wollte er seine Erfahrung und seinen Einfluss geltend machen, um die Gefahr von seinem Land abzuwenden. Unausgesprochen blieb zwischen ihnen, dass er keinen männlichen Erben hatte, der seinen Platz hätte einnehmen können. Sie als Frau hatte weder die Befähigung noch das Interesse für das Waffenhandwerk. Denise wusste, dass ihr Vater ihr nie einen Vorwurf daraus gemacht hätte, dass sie sein einziges Kind war. Trotzdem fühlte sie sich schuldig. Und sie versuchte, ihm den Sohn und die Frau, die er nicht mehr hatte, zu ersetzen, soweit das ihr möglich war und der Anstand es zuließ. Er wiederum gab ihr alles an Liebe und Aufmerksamkeit, was er hatte.

Seiner ersten Frau war er fast dreißig Jahre lang treu gewesen, obwohl sie ihm keine Kinder hatte schenken können. Nach ihrem Tod hatte er lange getrauert und nur widerstrebend auf den Rat seiner engsten Freunde gehört, sich eine neue Frau zu nehmen. Er zählte schon fünfzig Jahre und war damit beinahe drei Mal so alt gewesen wie die Braut, als er Denise' Mutter ehelichte. Trotzdem vergötterte er sie und sie liebte ihn aufrichtig. Als nur zehn Monate später Denise geboren wurde, schien sein Glück perfekt zu sein. Kurz darauf wurde ihre Mutter wieder schwanger, aber es gab Komplikationen und sie starb gemeinsam mit dem Sohn, den sie hätte zur Welt bringen sollen. Seither waren Denise und ihr Vater unzertrennlich und er lies ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Sie wurde mit den Jahren zu seiner engsten Vertrauten, der Repräsentantin seines Hauses und während seiner Abwesenheiten, die immer seltener und kürzer wurden, seine Stellvertreterin.

Trotz ihrer Bitten blieb er aber bei seiner Entscheidung, selbst zu reiten, und Denise verstand seine Motivation. Es ging um die Banditen. Schon immer hatte es Straßenräuber in den dichten Wäldern entlang der Grenze ihres Herrschaftsbereichs gegeben. Man hatte sie hingenommen, wie einen Hagelsturm, der die Ernte bedrohte, oder eine Krankheit, die das Vieh dezimierte. Sie waren eine Art natürliche Plage, die zwar gefährlich war, gegen die man aber kaum etwas unternehmen konnte und deren Schaden überschaubar blieb. Sie überfielen ungeschützte Reisende und einsame Gehöfte. Bewachte Handelszüge oder schwer bewaffnete Männer wurden von ihnen dagegen in Ruhe gelassen. Wurden sie von Soldaten gejagt, zogen sie sich tief in die unwegsamen Ausläufer des Sandgebirges zurück, schienen wie vom Erdboden verschluckt, bis die Bedrohung vorbei war und sie wieder auftauchten.

Im letzten Jahr war es indessen anders geworden. Plötzlich griffen die Räuber auch größere Reisegruppen an. Gerüchten zufolge hing das mit einem neuen Anführer zusammen, einem skrupellosen Zauberer, der seine Leute zu ungewohnter Verwegenheit und unvorstellbarer Grausamkeit aufstachelte. Und dazu setzte er seine Magie ein, um jeden Widerstand der Überfallenen zu brechen.

Als der Vogt die Banditen mit zwei Dutzend seiner Soldaten aufstöbern wollte, geriet er in einen Hinterhalt. Nur die Hälfte seiner Männer entkam. Diese Herausforderung war zu viel. Die Landesherren berieten sich und beschlossen, ihre Streitkräfte zu mobilisieren und die Wälder zu durchkämmen. Dieser frechen Bedrohung des Lebens ihrer Untertanen und insbesondere ihrer Autorität wollten sie ein für alle Mal ein Ende bereiten. So folgte ihr Vater dem Ruf seines Herrn.

Denise registrierte kaum, dass ein Diener in das Zimmer kam und die Lampen entzündete. Das flackernde Licht brach sich in der hellgrünen Seide ihres Kleides. Es war das Lieblingskleid ihres Vaters, obwohl es ihn immer ein wenig traurig stimmte, da ihre Mutter es oft getragen hatte. Es passte Denise inzwischen wie angegossen, nur um die Taille und den Oberkörper hatte sie es etwas weiten lassen müssen, da sie offensichtlich kräftiger gebaut war als ihre Mutter. Auch Denise liebte das Kleid, denn es war hochgeschlossen, was ihre Sittsamkeit unterstrich, und seine Farbe harmonierte wundervoll mit ihren goldenen Haaren, die sie heute nach der aktuellen Mode im Nacken zu einem komplizierten Knoten geschlungen hatte.

Ehe sie sich hübsch angezogen hatte, um das Wiedersehen mit ihrem Vater zu feiern, hatte sie heute sogar nachmittags ein Bad genommen. Normalerweise versuchte sie, diesen Luxus tagsüber zu vermeiden, da die Mägde dafür ihre Arbeit liegen lassen und das heiße Wasser heranschleppen mussten. Außerdem schimpfte jedes Mal Pohnelika, die Köchin wie ein Rohrspatz, da ihre gewohnte Routine durchbrochen wurde, während das Wasser in der Küche erhitzt wurde.

Sobald das Bad bereit war und die Mägde das Badezimmer verlassen hatten, verriegelte Denise die Tür des kleinen Zimmers und zog sich alleine aus. Seit ihre alte Amme, die in den ersten Lebensjahren die Mutterrolle für sie eingenommen hatte, starb als Denise dreizehn war, hatte niemand sie mehr nackt gesehen. Dabei musste sie sich gewiss nicht ihres Körpers schämen. Ihre Gestalt war ebenmäßig, ihre Haut weiß und makellos, die Brüste voll und fest. Vielleicht fehlte ihr körperliche Betätigung, so dass sie nicht schlank oder muskulös aussah, eher weich und anschmiegsam, der Bauch leicht gewölbt und der Po wohl gerundet. Barfuß tapste sie zur Wanne und streute die im letzten Sommer gepflückten und getrockneten Blüten in das dampfende Wasser. Der in den Blütenkelchen konservierte Duft entfaltete sich und erfüllte den kleinen Raum mit einer Erinnerung an sonnige Tage und bunte Wiesen. Denise hob eines ihrer langen Beine, stieg über den hohen Rand in den großen hölzernen Badezuber und ließ sich behaglich seufzend in das heiße Wasser gleiten. Sofort spürte sie die entspannende Wirkung des Bads, schloss die Augen und lehnte sich zurück.

Beinahe wäre sie in der wohligen Wärme eingenickt. Träge stand sie auf, nahm sich die Seife und begann, den Schaum über ihren ganzen Körper zu verteilen. Wie immer bekam sie trotz des warmen Wassers eine Gänsehaut, wenn sie mit den Händen über ihren Bauch und an ihren Seiten entlang nach unten strich. Besonders energisch reinigte sie dann jedes Mal die Körperstelle, über die sie mit niemandem sprach, weil sie sie als peinlich und schmutzig empfand. Manchmal hatte sie den Verdacht, dass das Kribbeln vor dieser Reinigung eine Art Vorfreude ihres Körpers war, denn das Einseifen, Reiben und Rubbeln da unten war eigentlich gar nicht unangenehm. Aber wenn es tatsächlich so wäre, müsste sie sich in Grund und Boden schämen, also schob sie diese Idee entschieden beiseite.

Als sie endlich überall gründlich eingeseift war, griff sie nach dem bereitliegenden Rasiermesser. Die an den unmöglichsten Stellen sprießende Körperbehaarung war ihr ein Graus, lästig und unhygienisch. Mit geübten Bewegungen entfernte sie erst die Härchen unter ihren Achseln. Danach beugte sie sich nach vorne und befasste sich mit den Stoppeln zwischen ihren Beinen. Es kratzte und ziepte etwas, aber sie hatte aus Erfahrung gelernt, dass es das Beste war, die Haut mit einer Hand ganz glatt und lang zu ziehen, während die andere Hand das Messer führte. So meisterte sie die Rasur ohne auch nur einen winzigen Schnitt. Trotzdem fühlte sich die empfindliche Stelle dort unten nach der Prozedur gereizt an und brannte leicht. Doch auch dafür hatte sie ein bewährtes Mittel. Sie schüttelte eine großzügige Portion eines sanften Hautöls in ihre hohle Hand und begann, es ausgiebig einzumassieren. Denise hatte sich daran gewöhnt, dass ihre Gänsehaut bei dieser Massage intensiver wurde. Aber sie verstand nicht, weshalb gerade die Haut rings um ihre Brustwarzen sich dabei besonders hervortat und sich kräftig aufstellte, als sei ihr dort am kältesten. Dabei fühlte sie sich gar nicht kalt. Eher im Gegenteil breitete sich eine angenehme Wärme von ihrem Bauch ausgehend überall hin aus. Sorgfältig rieb sie das Öl in jede Spalte und auf jede noch so versteckte Hautpartie. Denn schließlich ging es hier um Hygiene, nicht wahr?

Erst als ihr richtiggehend heiß wurde, ließ sie sich wieder ins Wasser sinken und wusch Seife und Öl überall gründlich ab. Etwas länger als eigentlich nötig verweilten ihre Hände wieder zwischen ihren Beinen. Nach dem Rasieren und Einölen fühlte sich die Haut dort immer so herrlich glatt und weich und auch ein wenig rutschig an. Doch sie zog die Hände dieses Mal entschieden von der unangemessenen Stelle fort, tauchte ganz unter und löste den Haarknoten an ihrem Hinterkopf.

Ihre langen Haare breiteten sich in der Wanne aus, schienen ein Eigenleben zu entwickeln und bildeten eine Art goldenen Teppich an der Wasseroberfläche, nachdem sie prustend wieder aufgetaucht war. Während Denise die Haare gründlich wusch, überlegte sie, weshalb es so angenehm war, wenn sie sich dort unten berührte. Selbstverständlich wusste sie, was es mit Mann und Frau auf sich hatte. Ihre Amme hatte es ihr genauestens erklärt, als sie den Eindruck hatte, dass Denise reif dafür gewesen war. Sie hatte aber auch unmissverständlich klar gemacht, dass es weder tugendhaft noch einer jungen Dame statthaft war, sich selbst dort anzufassen. Außer selbstverständlich, um sich zu säubern.

Denise konnte noch immer die Schuld und Scham fühlen, die sie bei dieser Predigt damals empfunden hatte. Denn als ihr Körper begonnen hatte, sich zu verändern und fraulicher zu werden, hatte sie neugierig aber auch ein wenig ängstlich begonnen, ihn zu erforschen. Dabei war sie auch auf diese Spalte gestoßen, deren Berührung neue, unbekannte aber schöne Empfindungen weckte. Und ganz besonders diese kleine Knospe am oberen Ende zu berühren und sanft zu reiben war so wundervoll. Und nun dies! Solches Tun war streng verboten. Betroffen und ertappt hatte sie den Kopf gesenkt, damit die mütterliche Frau die tiefe Röte nicht sehen sollte, die ihr Gesicht überzog. Denise kam sich so schmutzig und verdorben vor. Nie wieder würde sie so etwas Schlimmes tun!

Entschlossen schob sie die leidigen Erinnerungen beiseite, stieg aus dem sich abkühlenden Wasser und trocknete sich vollständig ab. Dann zog sie Teil um Teil die wundervolle Unterwäsche an, die sie wie das grüne Kleid von ihrer Mutter geerbt hatte. Es waren Stücke aus glänzender, weißer Seide und kostbarer Spitze. Eine dämlich kichernde Zofe hatte ihr erzählt, als Denise die Wäsche in der großen Truhe entdeckt hatte, dass diese für die Hochzeitsnacht gedacht war. Denise konnte sich die seltsame Erheiterung und das verlegene Gegacker der Zofe nicht erklären. In ihrer Vorstellung war die Hochzeitsnacht der konsequente Abschluss einer Eheschließung. Man zog sich im Ankleidezimmer das Nachthemd an, stieg im verdunkelten Schlafzimmer ins Bett und schob das Hemd so weit nach oben, wie es nötig war, um der ehelichen Pflicht nachzukommen. Eben so, wie ihre Amme sie aufgeklärt hatte. Unterwäsche würde dabei doch nur stören.

Ein energisches Klopfen riss Denise zurück in die Gegenwart. „Ja!", sie drehte sich zur Tür, die den Salon mit dem Flur verband.

Eine kleine Person marschierte entschlossenen Schritts in das Zimmer und baute sich vor Denise auf, als würde sie die junge Frau um mindestens einen Kopf überragen. Dabei reichte ihr silberner Haarschopf gerade mal bis zu Denise' Bauchnabel. Diese unterdrückte ein Schmunzeln, um die Gnomin nicht zu reizen. Pohnelika war zwar nur die Köchin, benahm sich aber grundsätzlich so, als sei sie die Verwalterin des ganzen Haushalts. Ihre weiße Schürze trug sie beinahe wie eine Uniform, gestärkt und exakt ausgerichtet über der braunen Bluse und dem dunkelgrauen, wadenlangen Rock. Und Humor schien ein Wesenszug zu sein, der ihr unbekannt war. Zumindest hatte niemand ihr dunkles kleines Gesichtchen jemals lächeln gesehen. Auch die weißsilbernen Haare trugen zu ihrem strengen Äußeren bei. Doch Denise wusste, dass sie kein Zeichen ehrwürdigen Alters, sondern ebenso wie ihre erdfarbene Haut ein Merkmal des Gnomen-Volkes waren.

„Ja, Pohnelika, was ist?"

„Madame, das Abendessen wäre längst bereit, aufgetragen zu werden. Wenn ich es warm halten muss, wird es an Qualität und Geschmack verlieren. Wie lange meint ihr, wird es sich noch hinauszögern?"

„Es tut mir leid, Pohnelika, aber das weiß ich selbst nicht. Im Grunde hätte mein Vater längst ankommen müssen. Ich mache mir Sorgen, was ihn aufgehalten haben könnte."

Echtes Mitgefühl schwang mit, als die kleine Frau Denise' Hand mit ihren winzigen erdbraunen Händchen fasste: „Keine Angst, Madame. Es wird bestimmt nichts Schlimmes passiert sein. Ihr Vater ist ein bedächtiger Mann und er hat verlässliche Männer bei sich. Soll ich nicht wenigstens euch einen kleinen Imbiss bringen lassen?"

„Nein, danke. Ich bin nicht hungrig. Ich werde später mit meinem Vater zu Abend essen."

Nur zögerlich lösten sich die kleinen Händchen. Offensichtlich bewegte noch etwas anderes die Gnomin.

„Was möchtest du sagen?", forschte Denise nach.

„Nichts Wichtiges. Nur", zum ersten Mal erlebte Denise die Köchin sichtlich verängstigt, „ich bin nach Anbruch der Dunkelheit eigentlich lieber zuhause bei meiner Familie. Auf den Straßen ist es mir in letzter Zeit nicht mehr ganz geheuer. Man hört so viel von Überfällen und Banditen. Gerade als Frau fühlt man sich da nicht mehr sicher."

„Hier im Ort wird dir nichts geschehen, das versichere ich dir", erwiderte Denise beruhigend, „aber ich habe volles Verständnis für deine Angst. Ich werde Anweisung geben, dass dich eine Eskorte nach Hause begleitet, wenn du soweit bist."

„Vielen Dank, Madama, das ist sehr fürsorglich. Selbstverständlich werde ich das Essen bereithalten, bis euer Vater zurückgekehrt ist." Noch einmal strich Pohnelika tröstend über den Handrücken der größeren Frau. „Es wird alles gut werden." Dann eilte sie aus dem Zimmer.

Denise wandte sich wieder dem Fenster zu. War dort nicht etwas zwischen Wald und Ortsrand? In den langen Schatten der Bäume war nur schwer etwas Genaues zu erkennen, aber Denise vermeinte, laufende Personen zu sehen. Könnte das etwa ihr Vater mit seinen Männern sein? Soweit sie es überblicken konnte, waren es sehr viele Leute. Kehrte die gesamte Truppe zurück? Warum trugen sie dann keine Fahne und gingen nicht in einer Doppelreihe wie üblich?

Als die Gestalten die ersten Häuser erreichten und in die Straßen liefen, entstand dort Unruhe. Wachsender Lärm und Geschrei drang bald selbst durch die geschlossenen Fenster zu Denise vor. Dann quoll Rauch durch das Dach eines einstöckigen Hauses und kurz darauf schlugen Flammen aus den hölzernen Dachschindeln. Aufgeregt stürzte sie zur Tür und rief in den Flur nach einem Diener.

„Ja, Madame?"

„Ach, du bist es, Heinrich, gut!", Denise bemühte sich, ruhig und entschlossen zu sprechen. Heinrich war ein alter erfahrener Diener, auf den sie sich verlassen konnte. „Am Ortsrand im Westen ist ein Brand ausgebrochen. Rufe alle Männer im Haus zusammen, laufe hinaus und sehe zu, dass die Löscharbeiten koordiniert verlaufen. Falls Menschen verletzt werden, verständige den Priester, er kann das Notwendige veranlassen."

Tief durchatmend begab sich Denise wieder zum Fenster. Mehr könnte sie im Augenblick nicht unternehmen, nahm sie an. Sie wollte aber beobachten, wie sich die Situation weiter entwickeln würde. Aus Richtung des Tumults im Westen liefen Leute um eine Ecke. Erschrocken schlug Denise die Hände vor den Mund, als sie erkannte, dass es sich um schwer bewaffnete Fremde handelte. Sie teilten sich auf und drangen in die Häuser ein.

„Oh, Gott!", Denise verfiel in Schock, ihr Kopf war auf einmal völlig leer. Was sollte sie jetzt nur tun? Nie hatte sie sich mit militärischen Dingen oder Waffen beschäftigt. Jeder, der sich damit auskannte oder ihr hätte Rat erteilen können, war entweder mit ihrem Vater aufgebrochen oder zur Bekämpfung des Brandes geeilt. Hoffnungsvoll spähte sie auf die Straße vor dem Herrenhaus, ob einer ihrer Leute zurückkäme oder sich die Verteidigung vielleicht bereits organisiert hätte. Sonst wäre die Sicherheit ihres Heimatortes vergangen.

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie hinaus gestarrt hatte, ohne dass sich ihre Hoffnung erfüllt hätte, als sie hörte, wie sich die Tür in ihrem Rücken öffnete. Schneller, als es sich für eine Dame geziemte, wandte sie sich um. Enttäuscht realisierte sie, dass nicht Heinrich oder ein anderes bekanntes Gesicht eingetreten war.

Ein fremder, hoch gewachsener Mann stand im Zimmer. Seine Kleidung wirkte edel und offensichtlich maßgeschneidert, aber nicht ganz stilsicher in der farblichen und modischen Zusammenstellung. Ein langes, schmales Schwert hing an seiner Seite. Schwungvoll zog er seinen breitkrempigen Hut mit der langen blauen Feder, der sein Gesicht beschattet hatte, vom Kopf und vollführte eine formvollendete Verbeugung. Beim Aufrichten schüttelte er die schulterlangen schwarzen Haare aus dem Gesicht und enthüllte tief liegende dunkle Augen, die Denise abschätzend musterten. Er versuchte ein Lächeln, aber es lag ein schnippischer, überheblicher Zug in seinen Mundwinkeln, als habe er eben erkannt, dass er seinem Gegenüber hoch überlegen war.

„Ich darf mich vorstellen: Mein Name Tulio. Ich nehme an, ich habe das Vergnügen mit der Dame des Hauses?"

Ein Stockwerk tiefer stolperte ein dunkel gekleideter Halbling durch den Hintereingang und umklammerte mit wutverzerrtem Gesicht seinen linken Unterarm. Der Plan war gewesen, dass Tulio durch die unbewachte Vordertür ins Haus ging, während Nork die Hintertür nahm, um zu verhindern, dass einer der Bewohner floh und potentielle Beutestücke in Sicherheit brachte. Aber er hatte nicht mit dem scharfen Wachhund gerechnet. Ein Biest so groß wie ein Pony hatte sich auf ihn gestürzt und seine Zähne waren über den schützend hochgerissenen Arm geschrammt, ehe Nork ihm das Messer in die Kehle hatte rammen können. Noch immer pochte das Adrenalin des kurzen Kampfes in seinen Adern.

Er hastete zum Waschbecken und riss eines der dort hängenden Handtücher vom Haken, wickelte es um die Wunde in seinem schmerzhaft pochenden Unterarm und zog mit seinen Zähnen und der freien Hand einen Knoten. Erst dann sah er sich um.

Als er seine Umgebung aufgenommen hatte, wähnte er sich beinahe im Schlaraffenland. Fertig zubereitete Speisen waren auf einer langen Küchentheke auf Warmhalteplatten aufgereiht und erfüllten den großen Raum mit würzigen Düften. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Aber das Beste an der Sache war: er musste noch nicht einmal auf einen Stuhl an einen viel zu hohen Tisch klettern, um an das Essen zu gelangen. Die gesamte Einrichtung dieser Küche war auf seine Körpergröße zugeschnitten. Arbeitstische, Schränke, Herd, alles war perfekt in seiner Reichweite. Sogar die Zimmerdecke war in halber Höhe mit offenen Balken unterbrochen, um dem Raum visuell die übergroße Höhe zu nehmen. Nur direkt neben der Tür ins Hausinnere waren die Balken ausgespart, damit vermutlich menschliche Bedienstete die Speisen abholen und servieren konnten.