Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Unterwerfung des Innenarchitekten

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Michael aß einfach zu gerne und alles, was ihm der Lieferservice brachte. Aber er kannte natürlich auch die Regeln, und die besagten, dass man sich mittlerweile um die Herkunft der Lebensmittel und das Leid der Rinder, Thunfische und Hühner Gedanken machte.

„Thunfisch liebe ich! Da werde ich immer schwach!", meinte Alina, und Michael, der zwar einen guten Eindruck machen wollte, aber auch nicht zu sehr wie ein Moralist rüberkommen wollte, war froh, dass er nicht den Öko-Aktivisten mimen musste.

„Es gibt ja immer noch diesen Thunfisch, der an der Leine geangelt wird. Für den muss kein Delfin sterben."

„Ach wirklich? Wusste ich gar nicht", meinte Alina, und Michael war zufrieden, dass er in dieser Sache einen Wissensvorsprung hatte.

„Der ist was teurer, aber den gibt's auch in Dosen. Musst du mal drauf achten!"

„Mache ich!"

Damit war das Thema fürs erste durch.

Aline verlangte von Michael irgendwelche Schüsseln, und er stellte ihr die hin. Er nahm ihr Lob für seine tolle Küche dankbar zur Kenntnis, auch wenn Alina offensichtlich keine Ahnung hatte und die exklusive Arbeitsplatte aus lombardischem Schiefer nicht würdigte, dafür aber den Dampfgarer, den er noch nie benutzt hatte, und der ihm nichts bedeutete. Ideal war ihr Sachverstand also nicht, und so eine tolle Köchin konnte sie nicht sein, wenn sie die Utensilien nicht einmal genau kannte.

Kapitel 7 VORLAUTES DINNER

Alina freute sich auf den Abend. Im Moment lief alles nach Plan. Der Umzug war reibungslos abgelaufen, besser als sie erwartet hatte. Sie war noch nie umgezogen. Umso zufriedener war sie mit der Reibungslosigkeit, mit der ihr Umzug vonstattengegangen war. Sie hatte das alles gut geplant. Monate vorher hatte sie schon Pläne gemacht, hatte Listen angefertigt, was sie mitnehmen wollte, was sie in welcher Kiste verstauen wollte und in welcher Reihenfolge sie die Dinge ein- und auspackte. Sie hatte sich gut vorbereitet. So gut, dass ihre ganze Familie sich über sie lustig gemacht hatte.

Überhaupt ihre Familie. Sie war froh, von der wegzukommen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie die um die Ohren gehabt. Mit zwei kleinen Brüdern, die sie zwar oft mochte, die öfter aber vollkommen unerträglich waren. Sie bezeichnete ihre Brüder als ADHS-Monster.

Alina hatte ihre Schulkameradinnen beneidet, die sofort nach dem Abi weggezogen waren und sich eigene Wohnungen gesucht hatten. Für sie selbst hatte das keinen Sinn gemacht, denn ihr Arbeitgeber lag drei Straßen weiter. Warum hätte sie da umziehen sollen? Ihre Eltern waren froh, dass sie blieb. Nicht zuletzt, weil Alina damit auf die beiden kleinen Brüder aufpassen konnte. Im Gegenzug musste sie kein Kostgeld abgeben. Es war ein Arrangement, mit dem beide leben konnten. Zu Beginn zumindest. Irgendwann hatte es Alina aber nur noch genervt. Dass sie nie ihren Frieden hatte, kein bisschen Privatsphäre, weil ihre kleinen Brüder nervten, Krach machten, immer wieder ungefragt in ihr Zimmer platzten. Zu den unpassendsten Zeiten.

Es ging einfach nicht mehr. Am Ende zählte sie die Tage bis zum Ende ihrer Ausbildung und zum Beginn ihres Studiums.

Und schließlich war da noch ein weiterer Punkt, der wie ein Klotz an ihrem Bein hing. Ihr Freund, mittlerweile Ex-Freund. Der war ein lieber Kerl, immer gut zu ihr gewesen, immer nett und freundlich. Für ihren Geschmack und nach den mittlerweile fast drei Jahren, die sie zusammen waren, zu lieb, zu nett, und zu freundlich.

Wenn sie schon als spießig galt, dann war er eine Wohnzimmerschrankwand aus Eichenholzimitat. Sie hatte das mal gut gefunden. Dass er so beständig und berechenbar war. Dann aber nervte er sie nur noch.

Sie hatte also Schluss gemacht. Es hatte ihn hart und unerwartet getroffen, aber so war das Leben halt. Es bot keine Sicherheit. Egal, wie wenig man im Leben riskierte, man konnte sich nie sicher sein, dass einen nicht die Freundin verließ, weil sie die Langeweile nicht mehr ertrug.

Sie hatte sich dabei definitiv nicht gut gefühlt.

Er hatte ihr die Schuld gegeben, und sie hatte das akzeptiert. Ihre Worte „liegt nicht an dir, ich habe mich verändert. Lass uns nicht so auseinandergehen. Wir können ja Freunde bleiben" klangen blöd und waren ihr im Nachhinein selbst peinlich. Aber was anderes als Floskeln fiel ihr auch nicht ein.

Nun war Alina also frei von ihrem ganzen Ballast. Kein trauriger Job, keine neurotische Familie, kein einschläfernder Freund mehr. Sie war frei. Frei in der großen Stadt zu tun, was sie wollte, selbst die Dinge in die Hand zu nehmen.

So stand sie nun in der schicken Küche ihres neuen Nachbarn, der zu verkörpern schien, was ihr fremd war. Und sie lobte seinen Dampfgarer. In ihrer Familiengeschichte spielte der Dampfgarer eine kleine Rolle. Nach einem Asienurlaub hatte ihre Mutter so von Reis und gedünstetem Essen geschwärmt, dass sie unbedingt einen Dampfgarer anschaffen wollte. Ihr Vater hingegen empfand das als herausgeschmissenes Geld und ein weiteres unnützes Gerät, das nur Platz wegnahm. Am Ende hatte dieser Disput sich ausgeweitet, war eskaliert und so lange angedauert, bis das Verlangen nach Reis aus dem Dampfgarer erloschen war, aber bleibende Schäden in der Familiengeschichte angerichtet waren. Es war lächerlich.

Das war so eine kleine Anekdote der Spießigkeit ihrer Familie. Aber Alina hatte daraus gelernt, was ein Dampfgarer war und welche Vorteile er bot. Zwischenzeitlich hatte ihre Mutter so sehr die Vorzüge für ihre Gesundheit hervorgehoben, dass die Frage nach dem Dampfgarer eine um Leben und Tod wurde. Scheinbar gab es keinen besseren Weg, die flüchtigen Vitamine im Gemüse am Leben zu erhalten. Und ihr Vater hatte daraufhin, um nicht weniger lächerlich zu sein, jedem Familienmitglied ein Röhrchen mit Multivitamintabletten auf den Tisch gestellt. Es war hoch hergegangen, und Alina hatte an diesen Diskussionen sogar teilgenommen. Heute war ihr das peinlich.

Nun war sie in der neuen Welt, stand in einer Küche, in der ganz beiläufig ein Dampfgarer sogar in die Einbauküche integriert war. Wenn das nicht der Unterschied zwischen ihrem kleinbürgerlichen Leben und der kosmopolitischen Offenheit des Großstädters war!

Sie erzählte Michael diese Anekdote, und er schmunzelte:

„Ich habe das Ding noch nie benutzt! Hab's mir aufschwatzen lassen. Im Nachhinein hätte ich lieber ein Weinregal an der Stelle gehabt."

Sie konnte es nicht glauben.

„Du hast das Ding noch nie benutzt? Wahnsinn! Wir müssen unbedingt mal zusammen Reis und Gemüse dünsten!"

„Auf jeden Fall!", stimmte Michael enthusiastisch zu, und da wurde Alina bewusst, dass sie schon ihre gemeinsame Freizeit plante. Aber Michael schien daran keinen Anstoß zu nehmen:

„Ich kenne einen großartigen Asia-Laden, da gibt es handgemachtes chinesisches Porzellan! Und du bekommst dort die beste Fischsauce."

Okay, warum nicht? Einen Insider, der ihr die Geheimtipps der Stadt zeigen konnte, das war genau das, was Alina brauchte. Michael schien in dieser Hinsicht hilfsbereit. Er schien entspannt zu sein, ein wenig unkonventionell, für ihren Geschmack etwas zu materiell. An Statussymbolen schien er Gefallen zu finden. Seine Wohnung war geschmackvoll eingerichtet, das musste man ihm lassen. Es fanden sich nicht viele Möbel oder Einrichtungsgegenstände darin, aber die wenigen kamen umso mehr zur Geltung. Das war anders als die Wohnungseinrichtung, die sie kannte. Die Dinge schienen hier zusammenzupassen. Ihre Eltern hatten auf so etwas nie geachtet. Da wurden Möbel einfach irgendwohin gestellt. Was zusammenpasste und was nicht, war nie eine Frage. Hier lag auf jeden Fall eine Idee zugrunde.

Ein wenig verursachte er ihr Minderwertigkeitskomplexe, denn sie musste erkennen, dass sie außer „schön" keinen klugen Satz zu dem Stil der Wohnung sagen konnte. Sie hatte einfach keine Ahnung.

Es half auch nichts, dass er ihr drei verschiedene Weine vorschlug, und sie keinen Plan hatte, für welchen sie sich entscheiden sollte. Sie wählte am Ende den Merlot, und Michael meinte, dass das eine sehr gute Wahl gewesen sei, und dass sie offensichtlich etwas von Wein verstünde. Sie nahm an, dass er ihr schmeicheln wollte, und sie fand das in Ordnung.

Alina hatte einen grünen Salat geplant, eine vegetarische Bolognese und zum Dessert einen Fruchtquark. Sie war zum ersten Mal in ihrem Leben in einem Bio-Supermarkt und begeistert gewesen.

Es gab also viel zu tun. Alina kochte gerne, und wenn ihre Brüder sich einigermaßen benahmen, dann kochte sie auch mit denen zusammen. Sie übernahm dann immer das Heft des Handelns und dirigierte. Knapp, präzise, auf den Punkt. Nur so konnte das gehen.

Da Michael ziemlich offen zugegeben hatte, dass er keine Ahnung vom Kochen hatte und die ganze beeindruckende Kücheneinrichtung nur Fassade war, übernahm sie also das Kommando und dirigierte Michael in dieser fremden Küche.

Es stellte sich schnell heraus, dass Michael sich ungeschickter anstellte als ihre jüngeren Brüder.

Es reichte nicht, ihm zu sagen, er solle das Nudelwasser aufsetzen. Sie musste ihm auch den Topf zeigen und erklären, wie viel Wasser er einfüllen musste. Die Tomaten schnitt er zu klein, die Möhren zu groß. Die Zwiebeln schnitt sie lieber sofort selbst.

Schon bald kommunizierte sie nur noch in der Befehlsform.

Michael machte es nichts aus, dass das so Mädchen, das ein Jahrzehnt jünger als er war, ihm sagte, was er tun solle. Im Gegenteil, er war sogar sehr folgsam, widersprach nie, tat, wie ihm geheißen.

Das war Alina schon fast ein wenig unheimlich, denn sie war es nicht gewohnt, so reibungslos zu kochen. Ihre Brüder stellten doch immer ihre Kompetenz in Frage, spielten mit dem Essen oder fuchtelten mit den Küchenmessern vor dem Gesicht des anderen herum.

Michael hingegen war friedlich, gehorchte, widersprach nicht. Er akzeptierte, dass sie das Sagen hatte.

Eigentlich nett, dachte Alina. Ein Typ, der einfach den Mund hält, wenn es angebracht ist, und tut, was er soll! Diesen Gedanken hatte sie allerdings formuliert, bevor sie bemerkte, dass sich in Michaels Schritt eine ziemliche Beule gebildet hatte. Doch bevor sie sich darüber empören konnte, hatte ihr loses Mundwerk dazu schon einen Kommentar abgelassen:

„Sag mal, hast du die Salami gesehen?"

Michael war verwirrt. „Welche Salami? Ich dachte, hier ginge alles vegetarisch zu. Gibt es vegetarische Salami?"

Nun war es zu spät. Sie hatte es angesprochen, jetzt musste sie es auch durchziehen. Alina zog es nun durch. Alina kramte zwischen dem Gemüse, öffnete den Kühlschrank, suchte in den Schränken, während Michael ihr perplex zusah.

„Was für eine Salami?"

Michael wusste wirklich nicht, was Alina meinte. Sie hatte keine Salami mitgebracht, Salami war nie ein Thema gewesen.

Vielleicht war das eine Metapher. Wie die Salamitaktik zum Beispiel. Vielleicht eine Anspielung. Er kratzte sich am Kopf.

„Ach, da ist sie ja!"

Alina zeigte auf seinen Schritt, in dem es in der Tat lang und hart geworden war.

„Naja, eher ein kleines Würstchen, aber immerhin!" Sie lachte.

+ + +

Michael wurde erst bleich und im nächsten Moment knallrot.

Er war ertappt!

Verdammt!

Aber wie war es dazu gekommen?

Während Alina ihm all diese Koch-Anordnungen gab, hatten seine Gedanken sich selbständig gemacht. Was sollte man bei solch banalen Aufgaben wie dem Schneiden von Tomaten auch anders machen? Er hatte sich stattdessen seine eigenen Gedanken gemacht und sich vorgestellt, wie sie lautlos in seine Küche gekommen war, als er sich gerade eine Pizza aus dem Tiefkühlfach in die Mikrowelle stellen wollte.

„Du willst mir so einen Fraß anbieten?", rief sie, und er zuckte vor Überraschung zusammen und drehte sich schuldbewusst zu ihr um.

„Natürlich nicht!", hatte er gestammelt. „Die Pizza war für mich!" Es war eine abwegige Fantasie, das gab er gerne zu. Aber auf die Schnelle fiel ihm nicht mehr ein. Es waren einfach diese ganzen Befehle, die sie ihm um die Ohren haute. Er konnte ja auch nichts dafür!

Sie sah atemberaubend aus, wie sie da stand in einem knappen schwarzen Rock, schwarzen Strümpfen, die in hochhackigen schwarzen Pumps steckten. Darüber eine glänzende schwarze Bluse, die gefährlich viele Knöpfe geöffnet hatte. Darunter konnte er einen spitzenbesetzten BH ausmachen. Ihre blonden Haare waren streng zu einem Dutt gebunden. Die Lippen in einem kräftigen Rot angemalt.

Sie strahlte Autorität und Überlegenheit aus. Aber leider nur in seinen Vorstellungen.

In der Realität trug Alina Jeans, ein T-Shirt und Chucks. Nicht sehr erotisch.

„Du wolltest dir also irgendeinen Fertigdreck reinpfeifen, bevor du mir was anbietest?"

„Nein, natürlich nicht. Das wollte ich nicht."

„Und warum hast du dann diese Plastikpizza in der Hand?"

„Naja... die... ist... ich weiß auch nicht!"

„Du weißt auch nicht?"

Ihre Schuhe knallten auf seinen Küchenfliesen aus Naturstein, als sie mit ausladenden Schritten und einem kriminell scharfen Hüftschwung in die Küche kam und sich auf einen Barhocker aus massivem, gebürstetem Edelstahl schwang.

Er starrte Alina mit offenem Mund an.

„Du wirst mir jetzt was zu essen machen! Und ich werde dich beaufsichtigen. Offensichtlich kann man dich ja nicht allein lassen, oder?"

Er senkte den Kopf schuldbewusst.

„Oder?", blaffte sie. „Kannst du nicht antworten?"

„Doch, natürlich!"

„Na also! Und wie lautet jetzt die Antwort?"

Er sah sie fragend an.

„Auf meine Frage!"

„Oh... Nein, man kann mich nicht allein lassen."

„Man kann dich nicht allein lassen! Du sagst es ja selbst!"

Sie schlug die Beine übereinander, und Michael starrte mit offenem Mund auf sie. In seiner Hose war es eng geworden, und sie hatte das bemerkt.

„Du stehst auf sowas, habe ich Recht?"

Er reagierte nicht.

„Antworte gefälligst!"

Er nickte.

„Du lässt dich gerne herumkommandieren! Du bist so einer von denen!"

Er wusste nicht, wie er reagieren sollte, also nickte er wieder stumm mit gesenktem Kopf. Anblicken konnte er sie nicht. Sie hatte einfach zu viel Autorität.

„Du bist so eine armselige Gestalt!"

Sie lachte ihn aus, und er stand da wie ein kleiner Schuljunge.

„Mir ist nach einem Salat. Den machst du mir jetzt! Da ist eine Salatgurke im Kühlschrank. Außerdem zwei mittelgroße Tomaten."

„Jawohl", murmelte er, holte die verlangten Teile und stand unschlüssig vor ihr.

„Küchenbrett, Messer, und dann hockst du dich hier vor mir auf den Boden!"

„Sofort!", murmelte er und kam sich wie ein Dienstbote vor.

Dann stand er da, immer noch mit seiner gefrorenen Pizza, einem Holzbrettchen, einem Küchenmesser, der Salatgurke und den zwei Tomaten.

„Hier auf den Boden, vor mir!", befahl sie ihm. Mühselig stellte er die Sachen vor sich auf den Boden.

„Weißt du was, deine Pizza, die macht doch ein wunderbares Sitzkissen!"

Er sah sie entgeistert an.

„Aber die ist doch noch gefroren!"

„Umso besser!"

Er konnte es nicht fassen.

„Los jetzt! Wenn du dich nicht beeilst, dann lasse ich dich deine Hose ausziehen, und dann kannst du mit deinem nackten Arsch drauf sitzen!"

Er nickte konsterniert, legte die Pizza auf den Fußboden und setzte sich darauf. Er spürte die Spitzen des gefrorenen Gemüses und die Kälte, die durch seine dünne Stoffhose drang. Er war froh, dass er seine Hose anbehalten hatte. Wie demütigend! Mühsam schnitt er das Gemüse, hockte da wie ein Idiot auf dem Boden und über ihr saß auf dem Hocker mit übereinandergeschlagenen Beinen Alina.

Wenn er den Kopf ein wenig hob, sah er ihre Beine. Die schwarzen Strümpfe ließen sie umso attraktiver aussehen, und würde er seinen Kopf noch etwas weiter heben, könnte er unter ihren Rock sehen. Aber er traute sich nicht, denn Alina ließ ihn nicht aus den Augen, und so blieben ihm nichts als seine Phantasien, und er musste sich vorstellen, was sie unter dem Stoff wohl verbarg.

Je länger er auf der Pizza saß, desto mehr weichte sie auf. Er spürte den mittlerweile matschigen Teig unter sich. Was für kranke Ideen hatte sie nur?

„Schneid das kleiner! Und gerade! Schneller! Wie du das Messer hältst! Wie ein totaler Anfänger!"

Als er alles geschnitten hatte und Alina einigermaßen zufrieden war, ließ sie ihn aufstehen. Die Abdrücke seiner Pobacken waren in dem matschigen Brei unter der Plastikfolie eindeutig zu erkennen.

Sie ließ ihn das geschnittene Gemüse in eine Schüssel geben und setzte ihre Anweisungen fort:

„Ich will Croutons. Also toastest du mir Brot! Aber vorher schneidest du die Kruste ab!"

„Jawohl!"

Michael tat, wie ihm geheißen.

„Mach mir eine Vinaigrette!"

Er sah sie fragend an.

„Du weißt nicht, wie man die macht, richtig?"

„Nein, leider nicht!", musste er zugeben.

Sie seufzte: „Du bist so ein Nichtsnutz!"

Er zuckte hilflos mit den Schultern.

„Also muss ich dir das auch noch zeigen! Aber vorher will ich, dass du diese Pizza da loswirst!"

Er sah auf den traurigen, matschigen Klumpen am Boden.

„Heb sie auf!"

Er hob sie auf.

„Gib sie mir!"

Er reichte ihr das labberige, matschige Teil.

„Mach das Fenster auf!"

Er öffnete das Küchenfenster und war froh, dass er ein wenig Distanz zwischen sich und ihr bekam.

„Komm her!"

Er ging zurück zu ihr. Mit spitzen Fingern hielt sie ihm die halb aufgetaute Pizza vor.

„Weißt du, was das ist?"

Er schüttelte den Kopf.

„Das ist deine Selbstachtung! Sieht ziemlich erbärmlich aus. Was meinst du?"

Er nickte und schaute beschämt zu Boden.

Michael wäre am liebsten im Boden versunken. Wie sie ihn demütigte und erniedrigte! Und er war gleichzeitig vollkommen scharf darauf.

Mit einer schwungvollen Bewegung warf sie das schwabbelige Teil wie eine Frisbee Scheibe aus dem Fenster. Ein paar Sekunden lang geschah nichts, dann hörte er das Quietschen von Fahrradreifen und entfernt eine wütende Stimme: „Was soll der Scheiß?"

„Da geht's hin!" Sie lachte. Michael wusste nicht, was sie meinte. „Der letzte Rest deiner Männlichkeit!"

Noch nie hatte eine Frau so etwas zu ihm gesagt. Noch nie war er so scharf gewesen. Er war bereit sich vor ihr in den Schmutz zu werfen. Er war bereit, ihre Füße zu küssen, wenn sie nur damit aufhörte, oder vielleicht besser, wenn sie weitermachte.

„Das macht dich an, was?" Sie lachte abschätzig. „Weißt du, was meinem Salat noch fehlt? Ich will eine Salami."

Was sollte das jetzt? War sie nicht Vegetarierin?

„Hast du die Salami gesehen?"

„Was für eine Salami?"

Michael war total verdutzt.

„Ach, da ist sie ja! Eher ein kleines Würstchen, aber immerhin!"

Sie lachte.

Mit einem Paukenschlag, Theaterdonner und einem Eimer eisigen Wasser ins Gesicht war Michael wieder in der Realität.

So schön seine Fantasie gewesen war, so schrecklich peinlich war ihm nun, dass er ertappt war. Er musste sich erst orientieren. In der Realität war es nicht mehr in Ordnung, dass er einen Steifen hatte. Es war nicht mehr okay, dass sie ihn scharf machte. Es war alles andere als okay oder in Ordnung. In der Realität musste er sich benehmen.

„Muss dir nicht peinlich sein!"

Es war ihm nur peinlich.

„Ist doch schön, dass du dich freust, mich zu sehen!"

Sie lachte, und er war verwirrt. Er spürte, dass sein Kopf knallrot wurde. Immerhin war sein Blut nun nicht mehr in seinem Schritt. Dort war ganz schnell wieder alles zusammengeschrumpft. Trotz der netten Worte, hatte Michael Probleme, seine Fassung zurückzugewinnen. Was eben noch seine Fantasie gewesen war, die Überlegenheit dieser Studentin, die ihn winzig und klein machte, das war plötzlich real geworden. Aber statt sich unterwerfen zu können, musste er sich mit einer extrem peinlichen Situation auseinandersetzen. Was sollte er darauf erwidern? Schon wieder war er in ein Fettnäpfchen getreten. Ein richtig tiefes, schmieriges, glitschiges Fettnäpfchen. Und es war ihm bis ins Gesicht gespritzt.

+ + +

Alina musste schmunzeln. Da hatte sie ihn erwischt! Sie hatte zwei Brüder, die mittlerweile in der Pubertät und auch ständig irgendwie scharf waren. Alina hatte sich daran gewöhnt, dass Männer so waren. Sie hatten sich nie so richtig unter Kontrolle. Hätte sie es gestört, sie hätte es nicht erwähnt. Aber da war dann noch der Merlot, der ihre Zunge gelockert hatte. Vielleicht hätte sie doch einen anderen Wein wählen sollen.

1...34567...25