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Urlaub mit Mama

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"Hast du ihm etwa von uns erzählt?"

"Das war nicht nötig. Irgendeine nicht genannt werden wollende Klatschtante, die abends ihr Hundchen Gassi führt, hat euch wohl von seiner Wohnung zum Hotel huschen sehen und wie ihr euch dabei wahrscheinlich nicht sehr dezent benommen habt."

"Na, dann also bis morgen. Ich schleich mich dann irgendwann ins Hotel -- und noch viel Spaß mit Herrn Reimers!"

"Du hast es ja gehört", sagte ich zu Ingwer, Mama hat sich endlich mit Herrn Reimers zum Kaffee getroffen, die haben sich sicher noch stundenlang zu erzählen."

"Wo du nun erstmal hierbleibst -- danke, Melanie! -- da könnte ich ja mal was Tolleres zum Essen machen als Ravioli, zum Beispiel hab ich hier Bratwürste vom Schlachter nebenan --"

"Und was essen wir dazu?"

"Bratkartoffeln -- oder Pommes frittes --"

",Pomms Fritz` hat mein Vater immer gesagt -- er war ein großer Freund der französischen Sprache und hat sich immer geärgert, wenn die an der Frittenbude das immer falsch ausgesprochen oder sogar geschrieben haben. -- Ja, wenn du kannst, mach mal ,Pomms Fritz`!"

Nur mit dem Nötigsten bekleidet, das heißt, mit unseren Slips, machten wir uns in der Küche an die Arbeit, aber bald fanden wir, daß es zu kalt sei, und Ingwer verteilte seine zwei Bademäntel auf uns. So war es mit den erotisch knappen Höschen erst einmal vorbei, und wir bewegten uns wie die Nachtgespenster umeinand. Natürlich mundeten uns die Bratwürste mit pommes frittes nach unserer anstrengenden Tätigkeit im Schlafzimmer und in der Küche prächtig, Ingwer sparte auch nicht seine vorletzte Flasche Kadarka -- von irgendwoher hatte Ingwer rausgekriegt, daß ich auch bezüglich der Weine ein süßer Typ bin, und so wurde das Abendessen ausgesprochen lustig.

So lustig, daß Ingwer auf das Thema kam, das noch kaum einer meiner Liebhaber ausgelassen hat -- angefangen mit Rolf -- ja, der hatte mich auch schon über mein eigentlich noch gar nicht vorhandenes Vorleben ausgefragt -- aber dann schon ganz heftig Fiete und so weiter:

"Du hast mal gesagt, du warst kein Kind von Traurigkeit -- du hast sicher viel erlebt -- willst du nicht mal was davon erzählen --"

"Du Schlingel meinst, von meinem Liebesleben?"

"Ja, Melanie", sagte Ingwer und wurde rot.

"Das geht dich eigentlich überhaupt nichts an, und jetzt hab ich ja dich und möchte nicht unbedingt an Verflossene und Verflossenes erinnert werden. Aber warum immer ich? Du mußt doch schon vieles erlebt haben -- das erste Mal machst du solche Bettspiele nicht, das merke ich."

"Ach, da war nicht viel --"

"Da muß doch zum Mindesten ein Anfang gewesen sein -- vielleicht erzähl ich dir das von mir sogar mal, wenn du lieb bist."

"Also ja, mein Anfang, der war wohl ziemlich früh, kurz bevor ich fünfzehn wurde --"

"Alle Achtung!"

"Dann ging es aber leider nicht so toll weiter. -- Also: Ich bin ja in Lübeck bei meinen Eltern aufgewachsen, aber in den großen Ferien wurde ich immer hierher zu meinen Großeltern geschickt, die wohnten in unserem Haus hier zwei Straßen weiter Nummer achtundzwanzig. Das ist jetzt vermietet und bringt mir ganz schön was ein, für mich allein ist es ja viel zu groß, aber wenn ich mal heirate, dann zieh ich wohl wieder da ein. Meine Großeltern haben, wie alle Familien hier, Zimmer an Badegäste vermietet, und eines hatte viele Jahre nacheinander eine Lehrerin aus Braunschweig, Mitte vierzig, ziemlich dick, aber ein sonniges Gemüt. Ein Jahr übte ich bei der Aufsätze schreiben. Die ersten Jahre interessierte sie mich sonst nicht -- weil mich Frauen sowieso nicht interessierten. Aber in dem Sommer, bevor ich fünfzehn wurde, da interessierte ich mich schon für Frauen und ihre Kurven, aber eigentlich nicht für diese Dickmadam. Da passierte es eines Tages, daß sie am frühen Nachmittag nackt aus dem Bad kam. Wahrscheinlich dachte sie, sie sei zu dieser Tageszeit allein im Haus und war zu faul, sich ihren Bademantel überzuziehen. Ich blieb wie angewurzelt stehen und versuchte, einen Blick auf die Einzelheiten zwischen ihren Beinen zu erhaschen, sie sah das, und anstatt daß sie mich davonjagt, sagt sie: ,Na, mein Junge, hast du noch nie ein nacktes Weib gesehen?` oder so ähnlich; das ,nackte Weib` kam aber darin vor. -- Ich glaub, ich brauch nicht weiterzuerzählen?!"

"Doch, jetzt bist du dabei, jetzt führ es zu Ende, gerade, wo es spannend wird!"

"Also: Erna -- so hieß die Dame -- sagte: ,Dann komm man in mein Zimmer und sieh dir alles genau an!` Und im Zimmer ließ sie mich nicht nur ihre Brüste betasten und die vielen interessanten Dinge zwischen ihren Beinen bestaunen, sondern sie merkte dabei auch, daß ich dabei einen Steifen bekommen hatte, und sie meinte: ,Dann versuch es doch gleich mal -- du hattest sicher noch nie was mit einem Mädchen?` ,Nein -- nie --`, stammelte ich und hatte fürchterliche Angst mich zu blamieren. Ich wußte ja schon irgendwie, daß Frauen in dem Alter fast nie mehr Jungfrauen sind, auch wenn sie nicht verheiratet sind, aber man hat als völlig unerfahrener Junge ja fürchterliche Angst: Finde ich den richtigen Eingang? Ist mein Schwanz steif und hart genug, oder knickt er weg? Aber es ging wie geschmiert -- es war ja auch von diversen Feuchtigkeiten geschmiert, ich fickte und spritzte in sie rein -- selbst hatte ich das schon gemacht, das hatte mich Erna vorher gefragt. Als ich wieder klar denken konnte, fragte ich: ,Und wenn du jetzt ein Kind kriegst?` ,Frauen in meinem Alter kriegen fast nie noch ein Kind -- und ohne Gummi ist es viel schöner -- auch für mich.` Wir haben uns dann, solange sie noch bei uns wohnte, jeden Tag geliebt, und sie hat mir viel gezeigt. Wir haben natürlich darauf geachtet, daß meine Großeltern nichts merken, sie haben aber doch was gemerkt, denn einmal in den Tagen belauschte ich ein Gespräch zwischen den beiden. Oma meinte, Erna sei eine unmögliche Person, daß sie sich an so kleine Jungs ranmachte. Opa aber sah das gelassen und meinte: ,Irgendwann muß der Jung das ja doch lernen, und dann tut er das besser mit Erna als im Puff.` ,Aber Opa, wie kannst du sowas auch nur denken!` ,Den Weg zum Weißen Haus findet er schon ganz von allein, wenn er soweit ist`, lachte Opa nur. Damit lernte ich auch, was es mit dem geheimnisvollen Weißen Haus auf sich hatte. Mit Erna hatte ich also zum ersten und für lange Zeit auch zum letzten Mal regelmäßigen Geschlechtsverkehr, wie man so sagt, und ich hatte das ganze nächste Jahr, genauer gesagt neun Monate lang, Angst vor dem Briefträger, ob er vielleicht einen Brief von Erna bringt, daß sie schwanger ist. Aber es kam kein solcher Brief, nur nach einem Jahr ein Anruf von Erna, daß sie dieses Jahr nicht kommt, welche Meldung meine Großeltern meinen Eltern gleich durchtelephonierten, und einige Tage ein Brief an mich ohne Absender, im Umschlag ein Brief auf rosa Papier von Erna, ich solle nicht enttäuscht sein, aber sie habe jetzt einen Freund, mit dem sie in Italien Urlaub machen wollte. Übrigens war es auch Erna, die mich für den Beruf des Lehrers begeistert hat, bis dahin hatte ich von einer Universitätslaufbahn geträumt. Und von ihr hab ich auch, daß mein Schwanz überdurchschnittlich lang ist. ,Um den würden dich viele Männer beneiden, wenn sie dich sehen würden, dabei ist so ein Ding gar nicht praktisch, du solltest nämlich immer auspassen, daß du den Frauen innen damit nicht wehtust.` -- Und ich frage mich bis heute: Daß Erna mich Grünschnabel für einen ganzen Urlaub als Liebhaber gewählt hat: Ist das schon nymphomanisch? Was meinst du, Melanie?"

"Erstmal danke für die Erzählung! Und zweitens halte ich Nymphomanie für ein Wunschdenken von Männern. Andererseits sehnt sich wohl jeder Mensch manchmal nach intimer Nähe, und wenn, wie du sagtest, Erna Ende vierzig und etwas dicklich war, dann fallen alle Männer -- und das sind die meisten -- als Liebhaber aus, die mit schlanken und ganz jungen Dingern angeben wollen."

Im Laufe dieser Erzählung war Ingwer wieder voll erstarkt, und er liebte mich mit kräftigen Bewegungen, war aber auch wie immer vorsichtig und Ernas Ratschlags eingedenk, daß er mir innen nicht wehtat. Danach schliefen wir sanft und selig bis zum Morgen. Wir frühstückten noch wie ein altes Ehepaar in unseren Bademänteln zusammen, dann begab ich mich ins Hotel. Mama begrüßte mich nicht mit den erwarteten Vorhaltungen gegen meinen unsittlichen Lebenswandel, sondern mit einem unwiderleglichen Einwand:

"Wenn du auswärts zu übernachten gedenkst, dann hättest du ja das Hotelzimmer sparen können. -- Nun iß noch was, mein Spatz!"

Da das Wetter kühl und regnerisch geworden war, machten wir einen Stadtbummel. Dabei trafen wir Ingwer, der uns sogleich zum Mittagessen in eines der guten Restaurants einlud. Auch Mama war sofort einverstanden und unterhielt sich angeregt mit "Herrn Ingwer". Und am Tisch sagte Ingwer:

"Entschuldigen Sie, Frau Heilburg, daß ich Ihnen Ihre Tochter so oft entführe --"

"Das macht doch nichts, Herr Ingwer, ich hab ja auch inzwischen gelernt, daß ihr jungen Leute heute anders lebt als ich zu meiner Zeit, und Melanie will ja auch nicht den ganzen Tag mit mir alten Schachtel verbringen."

Mama hoffte wohl immer noch, es könnte mit uns was Dauerhaftes werden.

"Aber Frau Heilburg, Sie sind doch die Jugendlichkeit selbst --"

"Nun machen Sie's mal halblang, Herr Ingwer!"

Damit ich nicht nach dem Essen durch den Regen zu Ingwer gehen mußte, ging er schnell nach Hause, holte unsere friesische Lektüre, und wir setzten unsere Literaturstudien in meinem Hotelzimmer fort. Und nicht nur dies, sondern auch unsere erotischen Studien. Das Bett war breit genug, genauer gesagt waren es zwei nebeneinander gestellte Betten, denn das Zimmer wurde natürlich möglichst als Doppelzimmer vermietet. Wir waren ja inzwischen aneinander gewöhnt, neckten einander, spielten nackt Fangen, kitzelten uns und machten auch sonst allen Unsinn, den verliebte Paare miteinander treiben. Ingwer blieb nicht gerade die ganze Nacht, sondern lieferte mich gegen elf Uhr Abends bei meiner Mutter ab, die noch im Fernsehraum saß.

"Na, seid ihr gut weitergekommen? Setzt euch doch noch ein wenig zu mir und erzählt! Ihr müßt ja auch Hunger haben; bestellt euch doch noch was."

Der herbeigerufene Kellner hatte noch Omeletts anzubieten, und wir bestellten zwei Portionen und ein kühles Helles. Natürlich stürzten wir uns mit Heißhunger auf die Eierspeise; mir aß Mama mit einer Gabel, die bei ihr liegengeblieben war, die Hälfte weg. Während des Essens erzählten wir von unsere Lektüre, den friesischen Stadtrechten und den modernen Erzählungen, aber nichts von unserem weiteren Programm.

Gegen Mitternacht verabschiedete sich Ingwer, und als er gegangen war, zischte mich Mama an:

"Wie könnt ihr im Hotelzimmer so laut -- es kann doch jeder hören --"

"Mama, Leute, die es gewohnt sind, im Hotel zu schlafen, werden solches schon mal gehört haben."

"Aber, Kind, ihr könnt eich doch wirklich etwas leiser und dezenter benehmen -- man schämt sich ja in Grund und Boden."

"Aber Mama, schämst du dich meinetwegen oder nur so wegen der Geräusche -- dann frag ich mich, was sagst du zu den Geräuschen aus deinem anderen Nachbarzimmer?"

"Wieso? Was meint du?"

"Ich meine, daß die junge Frau da Gäste empfängt -- gegen Bezahlung."

"Du meinst --"

"-- daß sie anschafft."

"Wie kommst da da drauf? Sie grüßt doch immer so freundlich."

"Wenn sie anschafft, warum soll sie dich deshalb nicht freundlich grüßen? Jedenfalls hab ich, seit wir hier sind, schon drei verschiedene Herren aus ihrem Zimmer kommen sehen und quasi mit hochgeschlagenem Mantelkragen und runtergezogener Schiebermütze über die hintere Treppe verschwinden."

"Aber sie ist doch noch ganz jung."

"Vielleicht -- ich glaub, es ist eine Studentin, die sich in den Semesterferien so was dazuverdient. Ich kann ja mal mit ihr reden."

"Untersteh dich! Mit solchen Leuten reden wir doch nicht!"

"Vielleicht irre ich mich aber auch, und sie ist gar kein solcher Leut, vielleicht macht sie ja auch Mani- und Pediküre."

In den restlichen neun Tagen unserer Ferien war es meisten kühl, und das Strandleben mit Mama fand "nur" in ausgedehnten Strandspaziergängen, Stadtbummeln und Inselrundfahrten statt. Abends und manchmal nachts gehörte ich Ingwer -- oder er gehörte mir. Noch am Anfang dieser Zeit bat er mich, ob ich nicht mit ihm mal einige gewagte Stellungen ausprobieren könnte, die er auf Pornodarstekllungen gesehen hatte. Diesen Sport gaben wir allerdings sehr bald auf, da zu akrobatisch und zu wenig -- oder besser: gar kein -- Lustgewinn.

Als ich die letzte Feriennacht bei ihm lag, sagte Ingwer:

"Ich muß dir wieder etwas sagen --"

"Na, schieß los!"

"Heute kam dieser Brief --", und er zeigte mir einen in schöner kleiner Frauenhandschrift geschriebenen Brief. "Der ist von Doris Fellmer aus Magdeburg, endlich eine Antwort auf meine Anzeige. Sie ist Verwaltungsangestellte in Magdeburg, aber von der Nachbarinsel gebürtig."

Ich lehnte Ingwers Angebot ab, den Brief zu lesen.

"Das ist dein ganz privater Brief, der geht mich nichts an", aber Ingwer las mir doch einige schön geschriebene Passagen vor.

"Und wann willst du sie besuchen?

"Ich hab sie schon angerufen: übernächstes Wochenende."

"Na, dann wünsch ich dir alles Gute, und hoffentlich klappt das!"

Und wir feierten einen zärtlichen Abschied von unseren Liebesferien. Um fünf Uhr morgens brachte mich Ingwer zum Hotel, wo ich zur am Vormittag geplanten Abfahrt noch meinen Koffer packte.

Auf der Fahrt nach Hamburg sprach Mama sehr freundlich von dem sympathischen Ingwer:

"Besucht er dich vielleicht mal in Hamburg?"

"Wahrscheinlich nicht -- er hat ja viel zu tun in der Schule und in seinem Heimatkundeverein."

"Es ist doch schade, daß ihr nicht zusammenbleiben wollt -- ich red ja schon gar nicht mehr von bald Heiraten --"

"Ach, Mama, es wird sich schon jemand finden --"

Des weiteren tauschten wir Erinnereungen an unsere vielen früheren Fahrten auf dieser Strecke aus: "Weißt du noch, wie wir hier mal Eis gegessen haben, weil du und Werner uns mit eurem Gedrämmel auf die Nerven gegangen seid?" "Hier hatten wir mal eine Reifenpanne und mußten im nächsten Dorf drei Stunden auf die Reparatur warten -- und im einzigen Dorfkrug nur Saufbrüder."

In Hamburg brachte ich Mama nach Hause und half ihr beim Kofferauspacken, dann fuhr ich in meine Wohnung und half mir beim Kofferauspacken. Ich machte Häufchen mit Sachen, die zum Waschen oder in die Reinigung mußten, und ich legte die Sachen bereit, dir ich am folgenden Tag, dem ersten Schultag nach den Ferien, anziehen wollte.

Dann rief ich Ingwer an, um ihm zu sagen, daß wir heil angekommen waren; darum hatte er mich gebeten. Nach den ersten Worten druckste Ingwer herum:

"Du, Melanie --"

"Ja, was hast du auf dem Herzen?"

"Ich wollte dich um etwas bitten --"

"Nun mach's nicht so spannend! Um was willst du mich bitten?"

"Wenn ich übernächstes Wochenende nach Magdeburg fahre, dann würde ich gern schon Freitag nachmittag von hier wegfahren -- könnte ich dann bei die übernachten und am Samstag morgen weiter nach Magdeburg fahren?"

"Aber du bist doch dann auf dem Weg zu deiner sozusagen fast schon Verlobten."

"Ja -- schon -- aber ich würde so gern mal dein Cembalo sehen und darauf spielen --"

"Cembalospielen -- natürlich -- na, klar -- ja, du kannst gerne kommen; wann wärst du denn dann hier, wann fährt das Nachmittagsschiff?"

"Ich könnte so gegen acht -- halb neun bei dir sein."

"Okay, dann mach ich uns was zum Abendessen. Ruf bitte kurz durch, wenn sich an deinen Plänen was ändert!"

An dem Freitag, an dem Ingwer kommen wollte, ertappte ich mich dabei, öfter als sonst auf die Uhr zu sehen; ich rechnete nach, wieviel Stunden es noch bis acht wären und ob ich noch Zeit haben würde, das Cembalo einmal durchzustimmen. Ich hatte das aus Angst, eine Saite zu zerreißen, noch nie gemacht, aber jetzt war es doch einmal nötig, wenn man genau hinhörte, zumindest für den hohen Herrn aus dem hohen Norden. Mit dem Stimmen war ich um halb sechs fertig, die Nordseeschollen, die ich uns vorzusetzen gedachte, wollte ich erst durchbraten, wenn Ingwer schon da wäre, meinen Hausdress aus weichem, wallenden Stoff mit einer langen Jacke und halblangen Hosen, den ich mir in den letzten Tagen gekauft hatte, weil er mir in meiner Boutique in die Augen stach, lag zum Anziehen bereit, und so hatte ich noch über zwei Stunden Zeit, um immer mal wieder auf die Uhr zu sehen.

Um halb acht klingelte es. Wer kam jetzt und störte mein rendez-vous? Sicher nicht Trudi, denn der hatte ich von meinem Ferienabenteuer einschließlich des heutigen Besuchs erzählt. Als ich verzweifelt die Gegensprechanlage betätigte, krächzte mir eine mir unbekannte Männerstimme entgegen:

"Hallo, Melanie, machst du mir nicht auf?"

"Wer ist da, bitte?", fragte ich kurz vor der Ohnmacht.

"Mensch, Melanie, ich bin doch Ingwer, ich hatte mich doch angesagt."

"Der Fahrstuhl ist leider kaputt", log ich, "Nimm die linke Tür und komm die Treppen hoch zum siebten Stock, du bist ja jung und kräftig."

Auf diese geniale Weise gewann ich gerade genügend Zeit, um meinen neckischen Fummel anzuziehen. Als Ingwer angekeucht kam, stand ich hinreißend angezogen an den Türpfosten gelehnt und sagte mit Schlafzimmerstimme:

"Hallo, Ingwer, schön daß du kommst."

"Danke, daß du mich hier übernachten läßt, nach Magdeburg ist es doch ein ganzes Stück. -- Du siehst ja phänomenal aus!"

"Ich bin auch phänomenal, falls du das noch nicht gemerkt hast. Na, dann komm mal rein."

Nachdem wir uns ausgiebig geküßt hatten, klärte ich Ingwer über meine Notlüge auf, und wir mußten furchtbar lachen.

"Was willst du: dich von der Fahrt etwas frisch machen, duschen, Cembalo spielen, essen -- ich hab zwei Schollen für uns --, schlafengehen --"

"Hände waschen und Cembalo spielen."

"Ich hab dich gar nicht gefragt, was du spielen willst, sonst hätte ich dir schon die Noten rausgesucht."

"Bach, die Inventionen."

Kaum hatte ich die Noten herausgekramt, da war Ingwer schon fertig und setzte sich ans Cembalo. Ich erklärte ihm die Register, und er begann von vorn, die Inventionen zu spielen. Es klang etwas holperig, und schon bei der dritten sagte Ingwer:

"Ich hab in der letzten Zeit nur romantische Musik gespielt, die liegt mir, glaub ich, mehr als die alte Musik. Du spielst Bach sicher viel besser als ich, ich bitte dich, spiel du, und ich hör zu, oder ich brat die Schollen --"

"Die kann ich ja dann schnell braten, du kannst jetzt gern zuhören. Nur: Ich spiel auch nicht sehr doll --"

Ich wählte eines meiner, wie der Leser schon weiß, Lieblingsstücke: Präludium und Fuge in fis-Moll aus dem zweiten Teil des Wohltemperierten Klavieres -- die hätte ich heute nachmittag ja auch etwas üben können! -- aber ich spielte sie zweimal, und beim zweiten Mal ging es ganz passabel. Auf Ingwers Bitten spielte ich dann auch noch meine Glanznummer seit Klavierunterrichtstagen: die Französische Suite in E-Dur.

"So", sagte ich, als ich mit dem langen Stück fertig war, "für heute müssen wir aufhören. Du weißt ja wohl auch: Ab acht Uhr abends gilt solche Musik in Deutschland als ,Lärm`. Ich hab zwar bei den Nachbarn gesagt, ich würde heute wahrscheinlich auch etwas später noch spielen, aber man muß ja nicht übertreiben. Wir können ja dann morgen früh noch etwas spielen, ich glaube, wir dürften ab sieben!"

"Na, dann danke ich für das schöne Konzert, und ich brat dir gern die Schollen -- du weißt, in Küchendingen bin ich ganz gut."

"Und ich bin darin gar nicht doll und mach mir fast immer nur was Fertiges. Wenn du es nicht lassen kannst -- gern, dann brat die Schollen! Willst du dir was anderes anziehen, sonst hab ich hier eine Schürze."

"Danke, ich nehm die Schürze. Ein Meisterkoch kleckert nicht."

"So eine Urweisheit sollte man eigentlich auf lateinisch sagen!"

"Coquus mester ... -- ach, Quatsch, du bist doch Lateinlehrerin!"