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Verführung 02. Teil

Geschichte Info
Erik und Aliyas Abenteuer gehen weiter.
11k Wörter
4.6
11.4k
2

Teil 4 der 6 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/30/2021
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Teil 1 / 1. Akt

Teil 1 / 2. Akt

Verführung

2. Teil

Protagonisten:
Erik: Erzähler. IT-Techniker. Hobbys: Brazilian Jiu-Jitsu, Boxen, Laufen, Fitnessstudio. 26 Jahre.
Aliya: Eriks Freundin. Bürokauffrau. 21 Jahre. Angestellt bei Herbert Pondsdorfs Kunsthandel und Co. KG. Hat dort direkt nach der Schule eine Ausbildung begonnen. Hobbys: Tanzen, Yoga, ab und an Brazilian Jiu-Jitsu zusammen mit Erik, Fitness mit ihrer Freundin Lisa, ab und an Model für kleinere Kunstprojekte von Herbert Pondsdorf.
Lisa: Aliyas Arbeitskollegin und Freundin. Ehemalige Kunststudentin. Arbeitet jetzt bei Herbert Pondsdorfs Kunsthandel und Co. KG. 23 Jahre. Hobbys: Tanzen, Yoga, Fitness. Modelt auch ab und an für Herbert Pondsdorf.
Emelie: Aliyas Arbeitskollegin und Freundin. Auszubildende bei Herbert Pondsdorfs Kunsthandel und Co. KG. Wollte in der Firma vor dem Kunststudium ursprünglich nur ein Praktikum machen, blieb aber in der Firma und macht nun eine Ausbildung zur Kunstfachverkäuferin. 19 Jahre. Hobbys: Fitness, Malen, Fotografieren, ebenfalls ab und an Model für Herbert Pondsdorf.
Herbert Pondsdorf: Maler, Bildhauer, Fotograf, Autor und Kunsthändler mit eigenem Geschäft (Herbert Pondsdorfs Kunsthandel und Co. KG). 46 Jahre. Tantra-Lehrer. Hobbys: Laufen, Yoga, Meditation, sammelt Orchideen.
Mirijam Pondsdorf: Hausfrau und Assistentin bei Herbert Pondsdorfs Kunsthandel und Co. KG. Seit 6 Jahren mit Herbert verheiratet. Hat Malerei studiert. 28 Jahre. Zwei Kinder. Norwik, 4 Jahre und Alena, 2 Jahre. Hat Herbert an der Uni kennengelernt. Sie war dort Studentin, er Dozent. Hobbys: Yoga, Fitness, Schwimmen, Klavier spielen.
Karl: Freund von Lisa. Technischer Redakteur. 30 Jahre. Trainingspartner von Erik.
Irgendwo in Mittelamerika.
(Alle Personen, Namen und Firmen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig!)


Prolog
Bevor wir Erik und Aliya bei ihrem neuen Abenteuer begleiten, was bei einem solch sympathischen und liebenswerten Paar eine große Freude vermittelt, bedarf es, wie bei jeder guten Geschichte, eines Rückblickes auf vergangene Ereignisse, um zu verstehen und zu ergründen, was nun vor uns liegt.
Aber lassen wir hierzu Erik selber zu Wort kommen. Wer könnte uns auch besser mit in die Geschichte nehmen, als der Held persönlich, an dessen Abenteuern wir teilhaben dürfen?
Also liebe Lesa und Leser, machen wir es uns bequem und lauschen wir Eriks und Aliyas faszinierender Liebesgeschichte. Tauchen wir erneut ein in diese faszinierende Welt aus Liebe, Lust und Magie. Lassen wir uns mitnehmen auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, die die Liebenden in diesem Teil der Geschichte zu bestehen haben.
Aber Achtung! Wo Licht ist, da gibt es auch Dunkelheit.
Also pssst, es geht los!
Und ich glaube, das Warten auf eine Fortsetzung hat sich wirklich gelohnt!

Kapitel 1

Die Zeit des Narren.

Erik: Aliya. War sie die große Liebe? Meine große Liebe? Daran hatte ich nie gezweifelt. Keine Sekunde. Sie war die Frau an meiner Seite. Meine Muse. Meine Göttin. Der Mensch, auf den ich mich jeden Tag wieder freute. Meine Partnerin und meine Freundin.
War ich mir dessen damals voll bewusst?
Ja und nein.
Ja, weil ich es jeden Tag immer wieder spürte.
Und nein, weil mir erst im Nachhinein, nachdem sich alles so verändert hatte, voll bewusst wurde, was verloren gegangen war.
´Die Sonne vermisst man am stärksten in den dunklen Stunden der Nacht´, dachte ich bitter.
Und ich vermisste sie mehr als alles andere auf der Welt.
Hier, in diesem kleinen Hostel irgendwo in Mittelamerika, wohin mich das Leben verschlagen hatte. Wohin ich geflüchtet war. In der Hoffnung, dass ich hier zur Ruhe komme und auch, dass SIE mich hier nicht finden würden.
Aber wie konnte es nur soweit kommen? Wie kam es, dass ich jetzt hier auf dem Bett lag und die Decke anstarrte, während um mich herum andere Reisende kamen und gingen? Während der Ventilator leise summte und ab und an einen kühlenden Luftstrom über meinen Körper fließen ließ und trotz der 32°C im Raum eine Gänsehaut verursachte. Aber war es wirklich der Ventilator, der mich frösteln ließ?
Ich stand auf und ging auf die Toilette. Beim Händewaschen schaute ich in den Spiegel. Ich erkannte mich kaum wieder. Wer war das, den ich da sah? Wo war mein altes Selbst hin? Aus dem Spiegel schaute mich ein junger Mann mit zerzausten Haaren, Vollbart und den Augen eines einsamen Wolfes an. Der Körper schlank und muskulös. Ein paar Tattoos auf den Armen und auf dem Rücken.
Was machte ich hier nur? Wie konnte es soweit kommen?
Ich wusch mir das Gesicht und fuhr mir mit der Hand durch die Haare. Dann zog ich mir mein Shirt an, drehte ich mich um, und ging durch die Bar des Hostels auf die sonnendurchflutete Straße vor meiner Herberge und mitten ins Leben. Ich schaute nach rechts und blickte hinaus zum Vulkan, der das Landschaftsbild prägte. Ich ließ mich mitnehmen vom Strom des Lebens auf der kleinen Straße vor dem Hostel. Einem Stück Holz gleich übergab ich mich dem Fluss und ließ mich treiben. Und wusste doch, wo ich am Ende wieder landen würde.
Das kleine Internetcafé auf der Hauptstraße. Versteckt zwischen einer heruntergekommenen Bar, aus der Songs von Bob Marley tönten, und dem Laden mit den billigen Badeklamotten.
„Hola Senor Eric!“, begrüßte mich der freundliche Angestellte, dessen Name Pepe war, „Estas bien?“
„¡Hasta aquí todo bien!”, antwortete ich. Unser kleines Ritual. “Hace mucha calor hoy!”
“Hace calor todos los días!”, antwortet er lachend.
Ich ging zu meinem Platz ganz hinten in der Ecke. Es war heiß und stickig hier drinnen. Wie immer. Selbst der Ventilator änderte wenig daran. Ich checkte meine Emails. Karl hatte sich mal wieder gemeldet und fragte, wie es mir geht. Er könne zwar verstehen, dass ich abgehauen bin, versuchte mich aber zu überreden, wieder zurück zu kommen. Ich löschte die Mail ohne zu antworten. Dann mein Chef , der ebenfalls wissen wollte, wann ich wiederkomme. ´Nie!´, dachte ich spontan.
Die Mail von Herbert und Mirijam war nun schon eine Woche alt. Ich hatte sie noch immer nicht beantwortet.
Wie immer checkte ich auch Aliyas Instagram-Seite und die Seiten, auf denen sie vorher zu sehen war. Aber seit zwei Monaten gab es keine Updates mehr. Es war vielleicht auch besser so.
„¡Hasta mañana!”, sagte ich beim hinausgehen.
Wie konnte es nur soweit kommen?
Ich ging runter zum Strand und legte mich unter einem Baum in den Schatten.
Wie konnte es nur soweit kommen?
Alles lief perfekt.
Das perfekte Paar. Das perfekte Leben, um das uns so viele beneideten und das für viele, uns eingeschlossen, nah an einem Idealbild lag. Wir wussten, wie die Zukunft aussehen sollte.
Aliya und ich zusammen, zwei Kinder, ein Auto, Urlaub in Südfrankreich und in Kroatien.
Und selbst, als unser perfektes kleines nettes Leben anfing, etwas langweilig zu werden, als es begann, sich zunehmend in eingefahrene und gewohnte Bahnen zu bewegen, meinte es das Universum gut mit uns und schickte zwei seiner Engel aus, die uns in eine bis dahin unbekannte magische Welt entführten. Die uns mitnahmen auf eine atemberaubende erotische Reise zu uns selbst.
Ihnen verdankten wir diesen aufregenden und magischen Abend im Circus Vivaldi, der unser Leben so nachhaltig verändern sollte.
Ja, der Circus Vivaldi.
Es war die Firmenweihnachtsfeier von Herbert und Mirijam Pondsdorfs im Dezember 2016 und die beiden entführten uns nicht nur in eine bis dahin nicht gekannte Welt der Erotik und der Magie, sondern entführte uns auch, fast unbemerkt am Anfang, aus unserer kleinen sicheren heilen Welt am Rand der Stadt und schleuderten uns, einer Flutwelle gleich, in ein neues Universum, dass sehr viel offener, sehr viel lebendiger, aber auch sehr viel gefährlicher war.
Wir erlebten einen Abend voller Überraschungen, voller Magie und voller Zauber, der in uns ganz neue Gefühle weckte und bis dahin Verborgenes offenlegte. Eine Wanderung tief, sehr tief, in einen duftenden, blühenden, magischen, aber auch überaus gefährlicher Dschungel. Ein sich treiben lassen auf einem Meer aus Liebe, Sexualität und Erotik.
Ich musste lächeln, als ich an diese Zeit zurückdachte, während ich hier am Strand, irgendwo in Mittelamerika, unter einem Baum lag und versuchte, mit allem klar zu kommen.
Ich erinnere mich noch an den Moment, als ich an diesem für uns beide bewegenden und, ja, emotional sehr mitreißenden Abend endlich unsere Wohnungstür aufschloss. Aliya schien immer noch sexuell sehr erregt zu sein und ich hatte das Gefühl, dass sie es kaum abwarten konnte, endlich nach Hause anzukommen.
Und tatsächlich, als wir wieder in unserer kleinen Wohnung waren, zog mich Aliya sofort ins Schlafzimmer und begann, mich leidenschaftlich zu küssen und mir meine Sachen auszuziehen. Ich weiß nicht warum, aber anfangs war ich doch etwas reserviert, obwohl ich sie auf der Damentoilette im Club an diesem Abend schon einmal geliebt hatte, aber nach einer gewissen Zeit steckte mich ihre Leidenschaft an und ich liebte sie in dieser Nacht mit einer bis dahin kaum gekannten Wildheit und Hemmungslosigkeit. Und ich blieb bis zum Ende in ihr, obwohl wir nicht verhüteten, was sie mit einem schönen Orgasmus beantwortete.
Es fühlte sich an, als ob wir beide voller Energie waren, die ausgetauscht werden wollte. Es lag etwas Dringliches in diesem Liebesakt in jener Nacht nach dem Besuch im Circus Vivaldi. Etwas, was aus der Unsicherheit geboren wurde, etwas, was aus der Erkenntnis erwuchs, dass sich unser bisheriges Leben, die bisher gekannte Sicherheit als eine Illusion herausstellte. Ein zugleich befreiender, aber auch zutiefst verängstigender Gedanke.
Dann lagen wir umschlungen im Bett. Müde, verschwitzt, erschöpft von einer unglaublichen Nacht. Wir schwiegen beide. Als ob wir das unweigerlich anstehende Gespräch, das nun folgen würde, vermeiden, zumindest aber den Moment herauszögern wollten.
„Was für ein Abend“, brach ich als Erster das Schweigen.
„Ja“, erwiderte Aliya leise.
„Ich hätte nicht gedacht, dass jemand solche Verführungstricks drauf hat."
„Ich auch nicht!", flüsterte Aliya.
„Was hat er dir denn ins Ohr geflüstert?"
„Ich weiß es nicht! Das ist ja das Krasse!“, sagte sie frustriert und richtete sich auf, stützte sich auf ihren Ellenbogen und schob sich mit der linken Hand ihr Haar hinters Ohr, was bezaubernd aussah.
Ihre Brust wippte ganz leicht, als sie sich aufrichtet. Alles an ihr war einfach nur bezaubernd. Perfekt.
„Es ist nicht einmal wirklich verständlich gewesen! Worte, Silben, aber keine wirklichen Sätze. Aber jedes mal war ich danach bereit, weiter zu gehen."
Aliya kuschelte sich wieder an mich. Ich schwieg eine Minute, bevor ich sagte: „Wir sind geblieben. Wer spielt, kann verlieren. Und wer hätte gedacht, dass Du am Ende...“,
„Du wolltest mich ja beschützen!“, fiel sie mir sanft ins Wort.
„Wolltest Du denn beschützt werden?“, fragte ich ohne Groll.
Aliya schwieg.
Wir waren wieder zuhause. Waren wieder zurück an den Strand geschwommen. Hatten den Dschungel hinter uns gelassen und wurden uns bewusst, in welcher Gefahr, in welcher Situation wir uns befunden hatten. Wir waren wie Kinder, die nachmittags irgendwo an einer Bahnstrecke spielten und denen abends im Bett bewusst wurde, was hätte passieren können. Wie Teenager, die, überwältigt von der Leidenschaft, das erste Mal miteinander schliefen und danach erschrocken feststellten, dass eine Schwangerschaft enorme Konsequenzen haben würde.
Wir wichen vor unserer eigenen Kühnheit, unserer eigenen entfesselten sexuellen Energie ängstlich zurück. Versuchten, damit klarzukommen.
„War es so schlimm für dich?“, flüsterte sie in die Dunkelheit. Ich spürte, dass es ihr ein ehrliches Bedürfnis war, mir keinen Kummer zu bereiten.
„Ja.“, sagte ich genau so ehrlich, denn ich fühlte mich während der Vorstellung von Aliya anfangs unwohl und machte mir Sorgen, was die anderen Gäste denken würden.
„Und nein.“, fuhr ich fort, bevor Aliya etwas erwidern konnte. „Ein Teil von mir fand es wirklich“, ich stoppte, weil ich nach Worten suchte.
„Was?“
„Ich fand dich schön da oben auf der Bühne! Das Schönste, was ich je gesehen habe!“
„Schön?“
„Ja.“
„Beim Sex?“
„Ja.“
Aliya schwieg und küsste mich auf die Wange.
„Ich weiß.“, sagte sie leise. „Ich habe es in deinen Augen gesehen“ und nach einer kurzen Pause: „Und Danke!“
„Für was?“, fragte ich etwas begriffsstutzig, auch weil ich auch schon wieder etwas in Gedanken war.
„Das Schönste, was ich je gesehen habe!“, flüsterte Aliya und küsste mein Gesicht. Dann kuschelte sie sich eng an mich.
Ich starrte an die Decke. Ein Teil von mir rebellierte gegen diesen Abend, wollte es nicht wahrhaben und rief laut: ´Wenn das deine Kumpels erfahren! Wenn das deine Leute beim Training erfahren! Dann bist Du das Gespött der Nation. Kein richtiger Mann findet so etwas „erotisch“!´
Dann sagte ich plötzlich: „Was wäre gewesen, wenn er jemand anderes genommen hätte? Wären wir da gegangen? Nein, oder? Wir hätten es uns angeschaut und wären begeistert gewesen von der Show! Wir wären nach Hause gekommen und hätten uns geliebt!"
„Haben wir ja auch so gemacht!“, sagte Aliya verschmitzt und kuschelte sich zufrieden an mich.
„Und dass er dich genommen hat, ist kein Wunder. Du warst heute mit Abstand die heißeste Frau! Ich hätte dich auf jeden Fall auch genommen, wenn ich die Wahl gehabt hätte."
„Hast Du ja", sie küsste mich.
„Ich glaube gar nicht, dass er ein Magier ist, ich glaube, dass die Frauen es auch wollen, aber sich nicht trauen. Und dann bringt er das nur an die Oberfläche. Mit welchen Kniffen auch immer."
„Also ich wollte bestimmt nicht mit ihm da auf der Bühne rummachen. Nicht wirklich!“
Wir schwiegen, weil ich nichts zu erwidern wusste.
Klar, wir hatten mit der Fantasie gespielt, hatten uns auf die Situation eingelassen, waren geblieben und mussten nun mit den Konsequenzen leben. Damit klar kommen.
„Hat es Dir gefallen?", fragte ich irgendwann in die Stille hinein.
„So verführt zu werden?"
„Ja. Und der Sex auf der Bühne."
„Oh nein, hör auf!" Erneut schien es ihr bewusst zu werden, was sie heute wirklich getan hatte.
Wieder schwiegen wir.
"Ja, es hat mir gefallen!", flüsterte Aliya plötzlich in die Stille unseres Schlafzimmers.
Ich schwieg. Ich wusste nicht genau, was ich sagen sollte.
"Bist Du mir jetzt böse?", fragte sie hörbar verunsichert und ängstlich.
"Nein", antwortete ich und meinte es so, „Ich wusste, dass es kommen würde", sagte ich leise.
„Was?"
„Das hier. Diese Situation. Ich wusste es, dass es so kommen würde."
„Aber woher?"
„Es war zu perfekt."
Aliya verstand mich sofort.
„Du hast nie das Klofenster zu gemacht!", sagte sie.
„Bis auf das, stimmt. Aber dein Chef hat mir das einmal gesagt. Zur letzten Firmenfeier im Sommer, als wir uns einmal über Indien, Tantra und einen Typen namens Osho unterhielten. Er meinte, dass nach drei oder vier Jahren oft die Luft raus ist und Beziehungen ihre Energie verlieren. Sie würden zu einer schönen Hülle ohne Inhalt werden. Und dass dann oft der Seitensprung kommt. Oft auch unvermittelt. Überraschend. Ich wollte es nicht glauben."
„Er hat viele Bücher darüber gelesen, aber ich glaube nicht, dass...."
„Er hat Recht!“, unterbrach in Aliya leise.
Wieder schwiegen wir eine Zeit lang.
„Hast du schon mal an einen Seitensprung gedacht?"Aliya klang jetzt etwas nervös, was angesichts der Tatsache, dass sie sich vor ein paar Stunden von einem anderen hat durchvögeln lassen, etwas Belustigendes hatte.
„Nein."
Auch dieses Mal war es nicht gelogen. Obwohl ich durchaus viele Chancen bei den Frauen hatte. Ich war immerhin 1,85m groß, athletisch und durch das harte Training mit einer gesunden Portion Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen ausgestattet. Darüber hinaus hatte ich eine gute Ausbildung an der Uni genossen und arbeitete in einem gut bezahltem Job.
„Wirklich nicht?"
„Es gibt sicherlich Mädchen, die interessant sind, aber ein Seitensprung kam mir nie in den Sinn."
„Und ich mache heute so etwas."
Ich starrte an die Decke.
„Vielleicht war es ganz gut so“, sagte ich.
„Wie meinst Du das?“
„Besser so, als ein richtiger Seitensprung, der irgendwann alles kaputt macht!“
„Oder eine öde Beziehung. Wie bei meinen Eltern.“
„Ja. Vielleicht war es ganz gut so alles. Ich meine, wann hatten wir das letzte Mal so Sex miteinander?“
Sie küsste mich zufrieden und flüsterte: „Ja, das hat mir gefallen heute!“
„Mir auch“, gab ich gerne zu. „Aber brauchen wir so etwas nun immer, um mal wieder richtig Lust aufeinander zu haben? Funktioniert es so am Ende?“
„Ich liebe Dich!", sagte Aliya und ich spürte, dass sie es auch genau so meinte.
„Ich weiß." antwortet ich und küsste sie. Und sagte leise, ehrlich: „Ich will dich einfach nicht verlieren. Weil Du einfach das Beste bist, was mir bisher passiert ist!“
Aliya küsste mich ebenfalls und zwischen zwei Küssen flüsterte sie: „Und Du bist das Beste, was mir bisher passiert ist!“
Ich spürte wieder, dass sie es genau so meinte, wie sie es sagte.
„Und jetzt?"
Wir liebten uns noch bis in die frühen Morgenstunden.
Dieses Mal aber ganz langsam und zärtlich.
Ich lächelte bei dieser Erinnerung. Hier am Strand unter meinem Baum, während ich die Kids beim Spielen und die Alten beim Sonnenbaden zuschaute. Weit, ganz weit weg von Deutschland, von unserer Stadt, von unserer Beziehung.
Ich vermisste Aliya jede Sekunde meines Lebens.
Vermisste das, was hätte sein können. Das, was hätte sein sollen.
Aber ich musste gehen. Ich musste regelrecht abhauen.
Es ging nicht mehr. Nicht so.
Dabei begann das vergangene Jahr so gut.
Klar hatte ich damals erst etwas Angst, dass unsere Beziehung nun einen Knacks haben würde und natürlich war mein männlichen Stolz etwas verletzt, aber erstaunlicherweise hatte der Besuch im Circus Vivaldi und Aliyas erotisches Abenteuer dort unsere Beziehung nicht belastet. Ganz im Gegenteil! Beide hatten wir beschlossen, diese Affäre hinter uns zu lassen und gemeinsam weiter zu gehen.
Aliya hatte an diesem Abend ihren Spaß, gab sich dem Abenteuer hin, zu dem sie gekonnt verführt wurde und ich, entgegen aller Erwartungen, fand Gefallen an dieser abenteuerlustigen und sexuell neugierigen Freundin und war bereit, diesen Weg mit ihr weiter zu beschreiten. Auch, weil ich spürte, dass es auch für mich mehr Freiheit, mehr Erotik, mehr Lust bedeuten würde.
Wir wussten, was wir aneinander hatten und dass wir den jeweils anderen nicht verlieren wollten. Und wir wussten, dass, wenn wir uns mehr öffnen, unsere Beziehung auch lebendiger und lustvoller, prickelnder und erotischer werden würde.
Und es zeigte sich schon bald nach der Weihnachtsfeier im Circus Vivaldi.
Unserer Beziehung begann, sich zu verändern.
Aliya wurde begehrenswerter. Der Sex mit ihr sehr viel intensiver. Was ich, ehrlich gesagt, nicht für möglich gehalten hatte. Aber alles wurde plötzlich erregender, dringlicher, nicht mehr so selbstverständlich, und die Energie des verletzten Stolzes brachte anfangs auch eine gewisse Hemmungslosigkeit mit ins Liebesspiel, was Aliya, zufrieden und entspannt an mich gekuschelt, mit den Worten: „Ich will gar nicht wissen, was Du mit mir machst, wenn ich mal nackt mit zwei Männern im Bett bin!“
Zugleich wurde alles auch zärtlicher und liebevoller. Und auch Aliya wurde, genau wie ich, offener, wilder, leidenschaftlicher im Bett.
Es war, als ob seit diesem Abend ein Hauch des Dschungels in uns lebendig geblieben war. Als ob wir beide einen Teil des Abenteuers mit in die normale Welt genommen hatten. Oder als ob der Dschungel in uns etwas geweckt hatte, eine Energie, die bis dahin tief verborgen geschlafen hatte.
Und hatten wir nicht auch einen magischen Moment gemeinsam erlebt, ihn miteinander geteilt?

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