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Vormundschaft 02

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„Cathi, wenn es Dir möglich ist, sag mir bitte vor der Rückkehr des Boten, was Dein Plan für Möglichkeit A ist. Auch für mich ist das alles nicht einfach, aber Deine Sicherheit geht vor allen anderen Belangen und hat die höchste Priorität. Ich habe da noch eine andere Idee."

Er klang so gar nicht wie er selber. Das hörte sich alles schon bald nach diplomatischer Sprache an. Na ja, es war sicherlich auch nicht sehr einfach für ihn. Es tat mir furchtbar leid, aber ich konnte ihm nicht helfen. Für mich hatte es die höchste Priorität, den Ring von Cathérine wieder zu bekommen.

„Jean-Marie, zunächst sollten wir einmal dafür sorgen, dass mein Computer sicher aufbewahrt wird. Inzwischen wissen schon zu viele Leute über dieses wertvolle Teil."

Er nickte und informierte mich darüber, dass es so etwas wie einen Safe im Keller des gräflichen Palastes gebe. Dort sollte ich das kostbare Stück aufbewahren. Für die wirtschaftliche Planung der Grafschaft wäre es nach seinen Worten unersetzbar. Es gäbe nur zu wenige Leute, die damit umgehen könnten.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mit der neuen Zofe Colette meine Kleidung etwas zu vervollständigen. Verglichen mit meiner Welt war die Mode hier ziemlich retro und konservativ. Es war als ob die Fünfzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts wieder auferstanden wären. Jean-Marie begleitete seinen Freund aus der Stadt heraus bis zur Grenze der Grafschaft. Er kam erst so spät wieder dass ich schon längst im Bett war.

Ich wachte am nächsten Morgen desorientiert auf. Es war doch bizarr, was ich alles träumte, aber diesmal war es ein echter Albtraum! Cathérine war in meiner Welt in Montpellier bei meinem Freund und hatte große Probleme. Sie hatte ihm meine Notiz gezeigt und er hatte ungläubig die Stirn gerunzelt, als sie ihm von der Grafschaft in Perpignan ihrer Zeit erzählt hatte. Er hatte sie vor seinen Computer gesetzt und sie gebeten, ihm doch einmal auf der Landkarte zu zeigen, wo denn nun dieses Anwesen stehen würde, wo sie sich mit mir angeblich getroffen hatte. Natürlich hatte sie keine Ahnung gehabt, was sie mit dem Computer anfangen sollte und noch viel weniger, wie sie mit diesem Ding Landkarten produzieren sollte. Das hätte doch eigentlich als Beweis dienen soll, aber Robert nahm dies als Beweis für einen schizophrenen Schub! Ihre Erklärung, dass ich den Laptop in ihre Welt mitgenommen hätte und sie dafür mein Elektromobil benutzt hätte, kam ganz schlecht an.

Er rief sofort einen gut befreundeten Arzt an, der auch gleich kam. Cathérine konnte sich schlecht gegen die Untersuchung wehren, weil sie auf die Unterstützung von Robert angewiesen war. Wegen der identischen Fingerabdrücke und des identischen Muttermal bestand kein Zweifel in Roberts Augen, dass Cathérine mit mir identisch war. Er überredete den Arzt, eine Behandlung so diskret wie möglich durchzuführen. Er würde meine Universität um einen Sonderurlaub für mich bitten. Für die Dauer von sechs bis acht Wochen würden Neuroleptika und starke Beruhigungsmittel eingesetzt werden. Die arme Cathérine durfte die Wohnung nicht verlassen. Sie bekam sofort eine starke Beruhigungsspritze und wurde ins Bett verfrachtet.

Das war eine Katastrophe! Ich war total geschockt. Damit würde der Ring zumindest für sechs Wochen außerhalb meiner Reichweite sein. Jetzt waren es nicht nur rund zwei Wochen, die ich überbrücken musste, sondern bald zwei Monate! Das warf meine Pläne total über den Haufen.

Ich ließ mir noch rasch eine Tasse Tee bringen ans Bett bringen und fragte nach dem jungen Grafen, noch bevor ich mich anzog. Schnell neue Unterwäsche, den engen, eleganten Kostümrock in Taubenblau und eine dezente weiße Bluse, sowie Strumpfhose und die Pumps mit dem Absatz.

Das musste ich sofort mit ihm besprechen, noch vor dem Frühstück! Natürlich konnte ich ihm nicht von Robert erzählen oder darüber, dass seine Mutter wegen eines angeblichen schizophrenen Schubs behandelt wurde. Ich konnte ihm nur erzählen, dass ich meine eigene Planung nicht vor zwei Monaten umsetzen könnte. Natürlich war das ein Problem, weil der Bote spätestens in zwei Wochen zurück sein würde und damit die Maschinerie in Gang setzen würde. Spätestens mit den Einladungen für die Hochzeit würde meine Identität als Cathleen auffliegen. Er hörte sich das alles relativ ruhig an, dann begann er zu sprechen:

„Cathi, gestern habe ich doch noch eine Idee gehabt. Die kommt jetzt zum Tragen. Vor rund vier Jahren hast Du einmal ein paar Tage nach der rauschenden Faschingsfeier erwähnt, dass eine Zwillingsschwester es Dir ermöglichen würde, auch einmal aus Deiner Rolle als Gräfin heraus zu brechen. Aber das würde nur gehen, wenn sie gleichzeitig mit Dir da wäre. Nun, das kann man auch anders sehen. Du hast damals gesagt, Du hättest zwei Geburtsurkunden. Eine auf Französisch und eine auf dem lokalen Elsässisch. Die in dem lokalen Dialekt hat Deinen Vornamen nicht als Cathérine sondern als Katherina, so hast Du es mir jedenfalls gesagt. Ist das nicht so?"

Dunkel stiegen Erinnerungen über dieses Dokument in mir auf. Irgendwann hatte ich über Cathérine geträumt, wie sie ihrer Situation als tugendsamer Witwe entkommen konnte. Ja, jetzt erinnerte ich mich. Aber wie sollte ich ihm das sagen? Ich konnte ja schlecht behaupten, dass ich das Versteck kannte, ohne zu sagen welche Verbindung ich zu Cathérine hatte. Seine Idee als solche war zwar nicht schlecht, sie würde es sowohl dem Bischof als auch dem Herzog unmöglich machen, meine Identität als falsch darzustellen. Sie konnten in Metz per Brief anfragen - die Urkunde der Katherina Müller war offiziell und in Kopien erhältlich. Damals hatte Cathérine sogar als ersten Versuch eine Kopie einer Aufenthaltsgenehmigung für die freie Republik von Marseille von einer geflüchteten Katherina Müller aufbewahrt, in demselben Versteck, wo auch der Geburtsschein lag. Also passten die Dokumente gar nicht schlecht zu der Idee von Jean-Marie. Die Crux lag nur da drin, dass das geheime Versteck eigentlich nur seiner Mutter bekannt sein konnte. Wie sollte ich ihm erklären, dass ich wusste wo die Dokumente lagen? Wenn ich nichts sagte, bestärkte das seine Vermutung, dass ich doch seine Mutter war oder wenn ich bestritt, seine Mutter zu sein, dann musste ich ihm erklären, wo ich herkam. Beides war nun nicht gerade angenehm zu erläutern. Ich wählte einen faulen Kompromiss:

„Jean-Marie, ich weiß es nicht sicher, aber wahrscheinlich befinden sie sich in dem Rahmen des Bildes im Ankleidezimmer. Das Bild, das Dich bei der Kommunion zeigt."

Er zog die Augenbrauen hoch. Natürlich war mir klar, dass ich keine eindeutige Antwort gegeben hatte. Es hatte aber den Vorteil, dass es eine ehrliche Antwort war. Früher oder später würde ich es ihm erklären müssen, wie es mit seiner Mutter stand. Es gab allerdings das Risiko, dass er dann ausrastete und ich als magische Hexe bei der Inquisition landen würde. Das war kein Szenario, das ich leichtfertig riskieren würde. Insbesondere nicht, weil ich mit Cathérine und Robert gesehen hatte, wie schnell Irrtümer in folgenschweren Handlungen resultierten.

„Cathi, ich weiß zwar nicht, was das ‚nicht sicher' bedeutet, aber ich schlage vor, wir werden jetzt einfach mal nachschauen. Lass' uns in den Trakt der gräflichen Gemächer gehen. Geh Du voran!"

Ich spürte seinen Blick im Rücken und auf meinem engen Rock. Ich hätte nur zu gerne gewusst, was der junge Jean jetzt dachte. Im geräumigen Ankleidezimmer nahm ich das Bild von der Wand. Beide Dokumente fanden sich tatsächlich im Ölbild versteckt. Er nickte:

„Cathi, ich weiß nicht sicher, ob der Bischof es schlucken wird, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass er es tut, wenn Du Dich als Flüchtling von der gottlosen Zone ausgibst. Besonders dann, wenn Du Dich hier taufen lässt. Dafür hat er eine Schwäche. Alles andere passt so gut zusammen. Die Dokumente sehen echt aus und sind es wohl auch. Das sollte reichen. Du bist weiterhin meine Tante, nur brauchst Du, anders als Cathleen, keine Genehmigung zum Heiraten. Ich brauche dann meinen Freund nicht Lügen erzählen lassen über Metz."

Er musste wohl gemerkt haben, wie ich beim Wort ‚heiraten' leicht zusammengezuckt hatte, denn er beeilte sich hinzuzufügen, was er glaubte hinzufügen zu müssen:

„Natürlich nur pro forma, bis Du Deinen Plan A doch umsetzten kannst, Cathi. Weder der Bischof noch der Herzog werden Dich oder den Laptop ausreisen lassen, aber wir können es ja trotzdem versuchen."

Das war mir schon klar -- und der Hoffnungsschimmer einer Ausreise war auch nur klein. Egal was ich vorlegen würde, die vermuteten immer noch, dass ich Cathérine war. Sie würden mir zwar nicht nachweisen können, dass ich nicht die Zwillingsschwester von Cathérine war, da die Dokumente der Katherina Mueller in Metz und in Montpellier nachprüfbar waren. Es war trotzdem nicht sicher, da zumindest die Zofe Floria über mich Bescheid wusste. Aber ich hatte keine andere Wahl.

Der Bischof empfing uns am späten Nachmittag. Sein Gesichtsausdruck zeigte eine Neugierde die er nicht unterdrücken konnte. Ich versuchte mich so gut zu konzentrieren, wie es nur ging:

„Exzellenz, Sie haben recht gehabt mit der Annahme, dass ich nicht Lady Cathleen bin. Ich bin Katherina Mueller, die verleugnete Zwillingsschwester der Gräfin Cathérine. Vor gut 18 Jahren haben sich unsere Wege radikal getrennt. Sie ist in den Südwesten zu den Christen gegangen und ich bin in den Südosten zu den Nationalen gegangen. Cathérine hat sich taufen lassen und hat geheiratet. Ich habe studiert und mein Diplom gemacht. Inzwischen habe ich meine Entscheidung bedauert. Ich möchte mich auch taufen lassen und fortan hier leben. Hier zeige ich ihnen meine Dokumente als Beweis dafür, dass ich tatsächlich Katherina Müller bin."

Er studierte die Dokumente mit einem zunächst ungläubigen Blick und dann mit einem zweifelnden. Dann richtete er seinen Blick auf mich:

„Frau Katherina Mueller, was hat Sie denn aus Montpellier herausgetrieben? Sie müssen sehr unzufrieden gewesen sein - was war ihr letztes Problem?"

Diese Frage überrumpelte mich irgendwie. Natürlich war ich nervös. Das Problem mit Cathérine und Robert lag mir auch auf dem Gemüt. Aber mein folgender Fehler hätte mir nicht unterlaufen sollen, wie ich sofort merkte, kaum dass ich es ausgesprochen hatte:

„Exzellenz, ein Amtsarzt hatte mich befragt, ob es einen Trend zur Schizophrenie in meiner Familie gäbe. Das gefiel mir nicht."

Ich konstatierte sofort, dass ich einen Riesenfehler gemacht hatte. Der Bischof und Jean-Marie sahen sich an, dann blicken beide zu mir hin. Der junge Graf beeilte sich, eine Erklärung abzugeben.

„Ich habe Katherina Mueller zufällig in der Nähe von Montpellier vor einiger Zeit getroffen, als ich mit einem Händler unterwegs war. Die große Ähnlichkeit mit meiner Mutter hat mich neugierig gemacht. Ich versprach ihr zu helfen. Wir waren uns beide sympathisch. Aber sie hatte Angst, als Bürgerin von Montpellier hierher in das christliche Gebiet zu kommen. Ich habe meine Mutter um Hilfe gebeten. Wir haben einen Austausch in Port Leucate gemacht. Meine Mutter ist aus gewissen Gründen nach Montpellier gereist und Katherina als Kathleen hierher."

Der Junge wusste gar nicht, wie nahe an der Wahrheit er war. Nur war seine Mutter nicht im Montpellier dieser Zeit, sondern im Montpellier meiner Zeit.

Der Bischof zog die Augenbrauen hoch. Er sah alles andere als überzeugt aus.

„So so, Frau Mueller. Wieso sind Sie dann mit einem Laptop hierhergekommen? Und wer hat sie wegen Schizophrenie befragt?"

Ich ärgerte mich über mich selber. Wie hatte ich nur so dumm sein können und das mit der Schizophrenie erwähnen? Okay, es war Cathérine passiert, aber das war ja noch kein Grund das ausgerechnet hier als Argument vorzubringen. Konzentriere Dich bloß, Catharina!

„Exzellenz, ein so genannter Freund hat den Amtsarzt ins Spiel gebracht. Wie gesagt, das gefiel mir überhaupt nicht und es wird auch mitunter benutzt, um politische oder wirtschaftliche Gegner kaltzustellen. Ich habe mich über den angeblichen Freund wirklich geärgert, weil ich ihm schon häufiger mit einem Laptop geholfen habe. Da habe ich dann den Laptop mitgenommen, um hier auch Arbeit zu haben."

Der Bischof und der Jüngling starrten mich beide überrascht an. Der Bischof erholte sich als erster wieder von seiner Überraschung:

„Frau Müller, Sie wissen doch sicherlich, dass Mädchen hier nur bis zur Heirat arbeiten, nicht wahr? Und Sie wissen doch auch, dass in unserer Zone Computer bestenfalls in Herrschaftlichen Häusern zu finden sind?"

Natürlich hätte ich das wissen können, aber instinktiv war ich wieder in meine Welt gerutscht mit meinen Vorstellungen. Jetzt musste ich sehen, wie ich das wieder ins Lot bringen konnte. Es hätte mir klar sein müssen wegen der Reaktion auf Lady Cathleen, die mit 28 Jahren schon als alte Jungfer gegolten hatte. Aber ich hatte es vergessen, in dem Stress eine richtige Antwort zu finden.

„Also, ich bin ja genauso wie die Gräfin Cathérine und Lady Cathleen von adeliger Herkunft. Wir haben dieselben Eltern, aber in der Republik von Marseille gibt es keinen Adel."

Jean-Marie verdrehte leise die Augen, aber er sprang trotzdem gleich ein und versuchte dem Ganzen den richtigen Dreh zu geben:

„Exzellenz, Katherina hat sich entschlossen, ein christliches Leben zu führen und sich dafür einen Gemahl zu suchen. Meine Mutter hat genau wie Sie das Potenzial eines Laptops erkannt. Sie hatte an eine Gelegenheit gedacht, damit ihre Zwillingsschwester geeignete Kandidaten kennenlernen könnte. Dafür sollte unser Haus Gelegenheit bieten, auch durch Besuche von und in benachbarte Regionen, und in der Zwischenzeit wollte unser Haus vom Laptop profitieren. "

Der Bischof zog die Augenbrauen drohend zusammen und seine Stimme war grollend:

„Herr Graf, wenn Sie mir einen Bären aufbinden, um Ihre Mutter zu schützen, dann werden sie mich noch kennen lernen! Frau Katherina Mueller oder wie auch immer Sie heißen mögen, entweder sind Sie unheimlich gerissen oder Sie haben tatsächlich psychische Probleme! Ich würde Ihnen kein Wort glauben, wenn nicht diese Dokumente wären. Die sind echt, ob sie nun zu Ihnen gehören oder nicht. Ich habe es schon gestern gesagt und ich bleibe dabei: Sie und der Laptop bleiben in Katalonien -- andere Regionen können Sie vergessen! Nach Montpellier können Sie so und so nicht zurück. Und in Katalonien gibt es nur zwei geeignete Heiratskandidaten. Entweder der Herzog oder der junge Graf."

„Herr Bischof, ich muss Sie doch sehr bitten! Der Herzog kann nicht einmal meiner Mutter den Hof machen und am nächsten Tag ihrer Zwillingsschwester! Und ich kann doch nicht die Zwillingsschwester meiner Mutter heiraten. Deshalb habe ich ja meine Tante davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, reinen Tisch zu machen. Mit Tante Cathleen wäre das etwas anderes gewesen."

Die Augen des Bischofs blitzten plötzlich in einem nicht zu übersehenden Ärger auf und er schnauzte jetzt regelrecht:

„Junger Mann, wollen Sie mir schon wieder ausweichen, genauso wie gestern? Falls sich die Dame heute taufen lässt, dann werden Sie zu ihrem Vormund bestellt. Und als ihr Vormund erwarte ich von Ihnen, dass Sie umgehend, also bis morgen, das Aufgebot bestellen. Sie haben dann die Wahl zwischen dem Herzog und Ihnen selber. Das Aufgebot wünsche ich morgen früh auf meinem Schreibtisch zu haben. Falls Sie sich zur Ehe entschließen, dann seien Sie gewiss, dass ich Ihnen jeden Sonntag die Beichte abnehmen werde -- ich persönlich!"

Er wandte sich im gleichen schroffen Ton mir zu:

„Meine Werte Dame, Sie haben die Wahl, ob sich heute taufen lassen wollen oder von der Inquisition über ihre angebliche Identität befragt werden. Sie können mir nicht weiter auf der Nase herumtanzen! Wenn Sie sich taufen lassen, dann werden Sie bald eine katholische, gehorsame und treue Ehefrau sein. Haben wir uns richtig verstanden? Diese Entscheidung werden Sie jetzt treffen!"

Ich war konsterniert. Das war ja gründlich in die Hose gegangen! Diese Entscheidung war alternativlos, da brauchte ich nicht überlegen. Inquisition, das ging gar nicht. Ich konnte nur flüstern:

„Exzellenz, ich werde mich taufen lassen. Ich werde dem Grafen gehorsam sein."

„Gut! Eine exzellente Wahl, die eigentlich nur wenige haben. Gräfin oder Herzogin zu werden, ist für einen Flüchtling aus der Republik eigentlich beneidenswert."

Der Bischof schnaubte noch einmal und ließ uns wissen, dass wir uns in fünf Minuten in der Kirche einfinden sollten. Die Taufe ging schneller vor sich als ich erwartet hatte und ebenso schnell war der junge Jean zu meinem Vormund ernannt worden. Das war eigentlich absurd, ich war zehn Jahre älter als er und er war gerade eben volljährig geworden! Ich war fassungslos, während der Bischof zufrieden schien.

„Herr Graf, Sie brauchen mir noch nicht verbindlich zu antworten, aber sie würden mir helfen, wenn sie bereits Ihre Absichten andeuten würden."

Der junge Jean-Marie sah ihn offen an und erklärte ganz sachlich, dass er aller Voraussicht nach sich selber als Ehemann sehen würde. Der Bischof nickte, als ob er das erwartet hätte.

„Graf Jean-Marie, ich bin noch nicht vollständig überzeugt, ob Sie nicht doch Ihre Mutter auf die eine oder die andere Art schützen. Daher werde ich vorsichtshalber die Akzeptanz von zwei weiteren Maßnahmen von Ihnen verlangen. Erstens, falls Sie Nachrichten aus Montpellier erhalten sollten, erwarte ich eine unverzügliche Unterrichtung durch Sie. Zweitens, Ihre zukünftige Ehefrau wird die Zofe Colette einsetzen, um für ihre Frisuren zu sorgen sowie die komplette Garderobe und den Schmuck der Gräfin nutzen, die diese eigenartigerweise vollständig zurückgelassen hat..."

Er grinste den Grafen vielsagend an. Es war keine Frage, er wollte ihn mit meiner Ähnlichkeit mit seiner Mutter aus der Reserve locken, aber diesmal war der junge Graf schlau genug, um sich nicht herausfordern zu lassen, sondern nickte nur einfach.

Wir wanderten stillschweigend zu dem gräflichen Anwesen zurück. Er ergriff als erster das Wort, als keiner mehr in Hörweite war.

„Cathi, es tut mir leid, aber mehr war nicht heraus zu holen. Natürlich wird die Ehe nur pro forma sein, aber wir müssen jetzt vorsichtig sein. Colette ist garantiert eine Spionin, sonst hätte er sie nicht erwähnt."

Leider musste ich ihm da auf ganzer Front zustimmen. Ein Gutteil des Dilemmas hatte ich mir selber zuzuschreiben, warum hatte ich nur das Thema Schizophrenie aufgebracht? Warum hatte ich nur dem Tausch mit Cathérine zugestimmt? Ich war unruhig und nervös.

„Es gefällt mir nicht, dass ich die Garderobe der Gräfin nutzen soll. Das ist doch nicht richtig, denke ich. Es wird nur den Herzog in seine Idee bestärken, nicht wahr?"

Jean-Marie sah mich nachdenklich an. Er schien zu überlegen, wie er seine Frage formulieren sollte:

„Glaubst Du denn, dass sie zurückkommt, solange der Herzog die Idee hat sie zu heiraten? Oder dass sie jemals zurückkommt?"

„Nein, das glaube ich nicht wirklich. Ich weiß ganz genau, dass sie genau deswegen eben weggegangen ist. Sie wird sich sicherlich melden, aber auf eine sehr vorsichtige Weise."

Er sah traurig aus, als er diese Worte hörte. Er tat mir leid, aber vermutlich durfte ich ihm nicht sagen, dass er sie wahrscheinlich in Paris wieder sehen würde. Hier kam mir zum ersten Mal der Gedanke, dass dieses Treffen gar nicht so einfach zu arrangieren war. Er war jetzt regierender Graf und konnte nicht einfach so für ein, zwei Wochen verschwinden.

„Cathi, wenn ich Dich richtig verstehe, dann wird sie nie wieder ihre Garderobe benutzen. Dann möchte ich wirklich genauso wie der Bischof, dass Du alle ihre persönlichen Sachen benutzt, damit ich zumindest diese sehen kann und mich damit an sie erinnern kann."

Das war schon ein bisschen Fetischismus, so kam es mir zumindest vor, wenn er unbedingt die von ihr getragenen Sachen sehen wollte. Aber wenn es etwas war, das ihn tröstete, dann war ich dazu bereit. Ich nickte verständnisvoll und lächelte ihn an. Vielleicht hatte ich ihn dadurch etwas zu sehr ermutigt, jedenfalls wurde er leicht rot und ergänzte seine Ideen: