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Vormundschaft 02

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„Colette, nimm es mir nicht übel, aber für die Vorbereitung zur Hochzeit hätte ich gerne Deine Mutter Claudine und meine ehemalige Zofe Floria. Die beiden kennen mich schon länger und für die Hochzeit macht das die Sache einfacher. Sofort nach der kirchlichen Hochzeit übernimmst Du wieder die Pflichten der Zofe zusammen mit Claudine als meinem Kammermädchen."

Colette sah etwas pikiert aus, aber sie verstand durchaus meine Beweggründe. Und natürlich spielte auch meine Bereitschaft ihrer Mutter einen Job zu geben eine nicht unwichtige Rolle dabei.

So geschah es auch. Claudine und Floria halfen mir bei der Auswahl für den großen Tag. Es war nicht einfach eine Entscheidung zu treffen, schlussendlich gab es einen Kompromiss. Für die standesamtliche Trauung setzte ich mehr oder weniger meinen Kopf durch und bestand auf einem simplen aber elegant geschnittenem Cocktailkleid im sehr zarten Perlrosaton, dass gerade eben meine Knie bedeckte, während ich bei dem traditionell langen und weißen Kleid für die kirchliche Trauung schnell den Ratschlägen der beiden Frauen nachgab.

Ich wollte greifen, aber ich lag auf einem Sofa. Was machte ich auf dieser Couch in einem Brautkleid? Meine Gedanken wirbelten durcheinander. Ich war ziemlich durch den Wind. Hatte ich das geträumt, oder besaß ich jetzt tatsächlich den magischen Ring? Ein Gefühl an meiner linken Hand sagte mir, dass ich tatsächlich einen Ring trug, aber war es der magische? Ein Blick zeigte mir die drei edlen Steine auf dem Ring.

Dann sah und hörte ich meine Zofe Floria oder war es eine junge Frau, die ich nur aus Träumen von Cathérine kannte? Es war als hätte ich zwei unterschiedliche Erinnerungen, die nicht zusammen passten.

„Was machen Sie denn für Sachen? Geht es Ihnen wieder besser jetzt? Sie haben einen elektrischen Schlag bekommen."

„Einen elektrischen Schlag? Wo bin ich? Was ist passiert? Wieso bin ich in einem Brautkleid? Ich weiß nur noch, dass ich in den unterirdischen Gang zum Einsiedlergebäude gehen wollte, das mit dem Keller und dem Safe."

Sie sah besorgt aus und rief nach Dr. Brenner. Dann erklärte sie mir, dass ihr Chef mich noch einmal untersuchen würde, da ein elektrischer Schlag nicht ungefährlich war. Und danach würde sie mir alles erklären. Der Arzt sah sich meine Hand an und prüfte alle meine Reflexe, während er sich nach meiner letzten Erinnerung erkundigte.

„Gnädige Dame, körperlich ist alles wieder in Ordnung, bis auf die Amnesie über die letzten zwei Wochen. So etwas kommt nach einem elektrischen Schlag vor, wenn auch selten. Es wird wahrscheinlich in einigen Wochen oder Monaten wieder in Ordnung kommen oder Sie werden permanent mit dieser Lücke leben müssen, aber letzteres kommt nur vereinzelt vor. Ich lasse Sie jetzt mit meiner Assistentin allein, die Ihnen alles erklären wird. Ich schließe die Tür hinter mir ab."

Er hatte gut reden. Amnesie?? In meiner Erinnerung sah ich mich um die Mittagszeit quasi doppelt auf dem Weg zu diesem Gang. Einmal als Cathérine aus Perpignan und einmal als Catherina aus Saarbrücken. Und ich wusste nicht, wer davon ich war...

Beide hatten eigenartige Träume gehabt, die vielleicht auf Bewusstseinsspaltung hindeuteten. Vielleicht hatte der elektrische Schock das nur verstärkt. Aber wer war ich denn nun? Wie konnte ich das herausfinden?

„Sie sind hier im gräflichen Palast in Ihren privaten Gemächern in Perpignan. Hier haben Sie wohl versucht den Stecker der Lampe zu richten. Das hätten Sie nicht machen sollen. Das ist Aufgabe des Majordomus und seiner Leute!"

Zumindest war es eindeutig, wo ich war. In Perpignan, das zumindest stand fest. Gut, es gab einen Palast in Perpignan, soweit stimmten die Erinnerungen auch überein. Ich war zuletzt auf dem Weg zu diesem Einsiedlerhaus in Perpignan für die Suche nach dem Keller mit dem geheimen Safe gewesen. Das stimmte mit meinen letzten Erinnerungen überein. Wo sie nicht übereinstimmten, war wie ich dahin kommen wollte. In einer Version von außen durch die verborgene Tür und in der anderen durch den langen Gang, dessen Eingang Floria bewachen sollte. Es ging um den magischen Ring. Wenn Floria den Gang bewacht hatte, dann musste sie sich daran erinnern. Wenn nicht, dann war die junge Dame nur das Ergebnis der Ähnlichkeit mit den Träumen von Catherina über das Leben von Cathérine.

„Was heißt denn Amnesie? Und für zwei Wochen? Was ist denn in den zwei Wochen passiert?"

Sie sah mich nachdenklich an. Dann nickte sie verständnisvoll, als sie sich an meine Gedächtnislücken erinnerte:

„Direkt nach Ihrem Unfall haben Sie sich nur noch daran erinnert, wie Sie mir vor rund zwei Wochen den Auftrag gegeben haben, Sie nach der Rückkehr vom Safe als Cathleen zu begrüßen."

Das half mir nicht so richtig. Ihr Akzent machte es mir schwer, zu entscheiden ob sie Cathleen oder Kathleen gesagt hatte. Jedenfalls hatte sowohl Cathérine als auch Catherina jeweils eine jüngere Schwester. Ich brauchte mehr Details!

„Was habe ich noch gesagt? Ich habe doch etwas in dem Gang gesucht, nicht wahr? Es war wichtig und kostbar, stimmt das?"

„Ja, Gräfin, es war der Laptop, den Sie dort suchten. Ihre einzige Möglichkeit der Heirat mit dem Herzog zu entkommen. Lady Cathleen würde so zurück nach Metz reisen können, während Sie angeblich verreist waren, vielleicht ein Klosteraufenthalt. Mehr haben Sie mir nicht gesagt."

Das haute mich um! Das stimmte weder mit der Erinnerung von Cathérine noch mit der von Catherina überein. Oder hatte ich das mit dem Ring nicht sagen wollen? Jedenfalls klang das eher nach Cathérine, aber ich war mir nicht sicher. Aber wenn das so war, dann war meine Strategie gründlich danebengegangen. Das Brautkleid meinte sicherlich, dass ich der Heirat mit dem Herzog nicht entkommen würde.

„Also ist es schief gelaufen. Mein Brautkleid bedeutet, dass die Hochzeit mit dem Herzog bald bevorsteht, richtig?"

Sie sah mich entsetzt an und schüttelte vehement Ihren Kopf.

„Nein, nein! Erinnern Sie sich denn an gar nichts mehr von den letzten beiden Wochen? Sie sind vor dem Herzog geschützt mit Ihrer neuen Identität als Ihre Zwillingsschwester Katherina!"

„Aber ich habe keine Zwillingsschwester!"

Jetzt war der Wahnsinn komplett. Es gab Catherina aus dem Jahr 2048 und es gab Cathérine aus dem Jahr 2053. Und jetzt gab es auch noch Katherina??? Ich musste mehr krank sein, als ich dachte.

„Frau Gräfin, Sie haben auch keine Zwillingsschwester, aber das weiß neben mir nur noch der junge Graf und mein Verlobter, Dr. Brenner. Aber so kann der Herzog Sie nicht heiraten, da Sie nicht Cathérine sind, sondern offiziell Ihre Zwillingsschwester Katherina. Der Bischof und der Herzog sind zwar immer noch nicht überzeugt, dass Sie nicht Cathérine sind, können das aber nicht beweisen."

Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Das war doch alles abstrus! Es passte nicht zusammen!

„Ich verstehe das alles nicht. Welches Jahr schreiben wir denn? Wieso reden Sie mich dann mit Gräfin an? Weshalb hat der Herzog Zweifel oder der Bischof?"

„Gräfin Katherina, Sie sind seit zwei Stunden mit Graf Jean-Marie Ferrer standesamtlich verheiratet und haben das Anrecht auf diesen Titel als seine Frau. Die kirchliche Hochzeit findet an diesem Nachmittag im Jahre 2053 statt."

Das war wie eine Bombe, die in mir detonierte! Das durfte nicht wahr sein. Das konnte nicht sein! Ich starrte sie ungläubig an.

„Aber der Graf ist doch dann mein Sohn!!"

Die Zofe räusperte sich taktvoll und zuckte minimal mit den Schultern, bevor sie antwortete:

„Als Gräfin Cathérine konnten Sie einer Hochzeit mit dem Herzog nicht entkommen. Also mussten Sie zu einer anderen Person werden - das haben Sie schon vor einem Jahr mal angedeutet. Natürlich konnten Sie nicht zu einer beliebigen Person werden. Nur Ihre Schwester könnte ähnliche Fingerabdrücke haben wie Sie und nur Ihre eineiige Zwillingsschwester könnte praktisch gleiche Fingerabdrücke wie Sie haben. Das haben Sie mir doch selber gesagt! Und natürlich haben der Doktor, und auch ich, Sie mit der Operationsnarbe so weit unterstützt, wie es nur ging, ohne Rücksicht auf Folgen. Frau Gräfin, weil der Bischof und der Herzog Zweifel an Ihrer Identität hatten, war dies jetzt die einzige Möglichkeit. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie in der Konfrontation mit dem Bischof nur die Wahl zwischen einer Heirat mit dem Herzog oder dem Grafen hatten?"

Ich war verblüfft. Vor einem Jahr hatten auch meine Träume angefangen. War das nur ein Zufall, oder hatte da ein Prozess begonnen? Mir wurde schwindelig! Zum ersten Mal stellte ich mir die Frage, ob meine Träume als Cathérine über Catherina vielleicht nur der Versuch meines Unterbewusstseins waren, mich auf diese Situation vorzubereiten?

Wenn ich Floria glaubte, dann war ich hier Cathérine und hatte schon vor einem Jahr begonnen, Überlegungen anzustellen, wie ich zu einer anderen Person werden konnte. Gut, daran besaß ich Erinnerungen, aber es waren keine konkreten Pläne gewesen. Und es waren sicherlich keine Pläne gewesen, die eine Heirat mit Jean-Marie in Betracht zogen, oder? In Catherinas Gedächtnis fand ich keine Spuren davon, aber wenn meine Träume über Catherina unbewusste Versuche waren, mich vorzubereiten, dann war dies denkbar, denn die Catherina in meinen Träumen hatte keinen Sohn und würde viel weniger Hemmungen im Hinblick auf Jean-Marie haben...

Ich fühlte wie ich rot wurde, als ich in Cathérines Gedächtnis Überlegungen fand, nach Paris mit ihrem Sohn zu reisen genauso wie an Recherchen über den kirchlichen Dispens bezüglich des Heiratens von Tante und Neffe.

„Frau Gräfin, haben Sie denn gar keine Erinnerung mehr an die letzten zwei Wochen? Nicht mal kleine Fetzen davon?"

Ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. Die Zofe seufzte und begann mir dann alles zu erzählen, was sie wusste. Auch das, was ich ihr angeblich unter dem Siegel der Verschwiegenheit am vorhergehenden Abend noch erzählt hatte.

Ich fühlte mich schwach. Sie hatte mir noch die standesamtliche Urkunde gezeigt. Es gab keinen Zweifel. Da stand es schwarz auf weiß. Das einzige was mich halbwegs tröstete, war die Tatsache, dass meine Zofe bestätigte, dass nach meinen Worten mein Sohn zugestimmt hatte, dass dies eine pro forma Ehe war. Es gab allerdings die als Drohung verstandene Ankündigung durch den Bischof, uns jeweils persönlich die Beichte abzunehmen. Er verdächtigte mich immer noch, dass ich ihm die Unwahrheit über meine Person gesagt hatte. Damit hatte er natürlich Recht, aber um die Hochzeit mit dem grausamen Herzog zu vermeiden, waren mir alle Mittel lieb und billig. Gleichzeitig warnte Floria mich noch über Colette, die wahrscheinlich als Spionin des Bischofes agierte. Über Claudine hatte ich ihr angeblich leider nichts erzählt. Meine Güte, wie war ich nur in diese Situation geraten?

Ich stand langsam mit der Hilfe von ihr auf und ich begriff, dass ich keine andere vernünftige Wahl hatte, als mich auf die kirchliche Trauung vorzubereiten. Meine Zofe war in dieser Hinsicht ganz klar gewesen. Jedes Zögern oder jeder Ausweichversuch würde unweigerlich von dem Bischof als Bestätigung seiner Annahme gewertet werden, dass ich in Wirklichkeit doch Cathérine war, was ja auch stimmte, aber was er um keinen Preis wissen durfte. Wenn er es herausfand, dann würde nicht nur ich selber bei der Inquisition landen, sondern auch alle anderen eingeweihten, sprich also Jean-Marie, meine Zofe und mein Leibarzt Doktor Brenner. Das konnte ich nicht verantworten!

Ein schwacher Trost war das unglaublich luxuriöse, weiße Brautkleid mit der eleganten Schleppe. Es saß wie angegossen und wäre mir zu jedem anderen Zeitpunkt als ein absoluter Traum vorgekommen. Jetzt war es jedoch eine Erinnerung daran, dass diese Hochzeit keine freiwillige Entscheidung war und auch keine, der ich entkommen konnte.

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass sich auf dem Weg zum Altar nichts von meiner Umwelt wahrnahm. Erst am Altar selber blickte ich bewusst auf Jean-Marie, der in der Uniform eines Hauptmannes der Garde dort statt. Die Uniform stand ihm gut, aber sie verdeckte nicht seine Jugend. Natürlich wusste ich, dass es auch in unserer Grafschaft arrangierte Ehen im Adel gab, und dass der Altersunterschied hier weniger bedeutsam war, als Sicherung oder Ausweitung der Macht eines adeligen Hauses. Es war mir trotzdem etwas peinlich.

Der Bischof hielt noch eine kurze Ansprache, in der er betonte, dass für das Volk der Grafschaft dieses Ereignis heute eine Kontinuität brachte, die sich positiv auswirken würde. Der junge Graf würde in die Fußstapfen seines Vaters treten und die neue Gräfin auf den Spuren ihrer Zwillingsschwester wandeln mit der großzügigen Morgengabe eines Computers, der sich für die Grafschaft als ein Segen erweisen würde. Dann kam der letzte Moment die Entscheidung noch einmal zu überdenken.

„Graf Jean-Marie Ferrer, ich frage dich vor Gottes Angesicht: Nimmst du deine Braut Katharina an als deine Frau und versprichst du, ihr die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?"

Sein festes ‚Ja' ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Irgendwie hatte ich bis zum letzten Moment gehofft, dass der Lauf der Dinge sich noch ändern würde. Der Bischof teilte wohl diese Ansicht, denn beim ‚Ja' flog ein Schatten über sein Gesicht. Aber er war routiniert genug, um das zu überspielen, auch wenn er mir einen schnellen Blick zuwarf.

„Nimm den Ring, das Zeichen eurer Liebe und Treue, steck ihn an die Hand deiner Braut und sprich: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes". Jean tat das einfach, so als ob das ganz normal sei und es ihn keinen Funken Überlegung kostete.

„Gräfin Katharina, ich frage dich vor Gottes Angesicht: Nimmst du deinen Bräutigam Graf Jean-Marie an als deinen Mann und versprichst du, ihm die Treue zu halten in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und ihn zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod euch scheidet?"

Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr der Entscheidung auszuweichen. Die Formel klang so endgültig, als ob sie für die Ewigkeit gemacht sei. Das war ja normalerweise die Absicht bei Ehepaaren, aber hier war es ja nur eine pro forma Ehe und trotzdem hatten die Worte ein starkes Echo in meinem Geist. Ich versuchte krampfhaft meine Stimme gefasst und ruhig klingen zu lassen, aber sie erschien mir höher als sonst und nervös klingend.

„Ja, ich will." Was konnte ich in diesem Moment auch anderes sagen?

„Nimm den Ring, das Zeichen deiner Liebe und Treue, steck ihn an die Hand deines Bräutigams und sprich: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes".

Ich spürte, wie meine Hände leicht zitterten, als ich seinen Worten Folge leistete und die Formel wiederholte.

Der Bischof schaute den jungen Grafen mit einem eigenartigen Lächeln an:

„Bräutigam, Sie dürfen die Braut jetzt küssen."

Damit hatte ich natürlich gerechnet, aber nicht mit der Art seines Kusses. Jean schlug meinen Schleier zurück und küsste mich dann tief. Und das war sprichwörtlich, denn seine Zunge glitt schnell zwischen meine Lippen, die sich vor Überraschung einfach öffneten. Seine rechte Hand zog meinen Hinterkopf an ihn heran, genau wie seine linke Hand auf meinem Rücken meinen Körper an seinen drückte. Noch weniger hatte ich damit gerechnet, dass sein Kuss mir einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ. Mein Sohn küsste mich und ich fühlte mich schuldig, als ich diese Umarmung rein körperlich genoss, aber ich hatte ja auch lange, lange Zeit keinen Mann mehr gehabt. Mein Körper reagierte einfach, redete ich mir ein.

Die feierliche Prozession aus der Kirche heraus ließ mich zum ersten Mal ahnen, wie aufmerksam die Menschen mich von nun ab beobachten würden. Das Tuscheln in den Reihen der Zuschauer war nicht zu überhören und häufig fielen Begriffe ‚Ähnlichkeit' oder ‚genau wie seine Mutter 'oder ‚dass sie sich nicht schämt'. Es wurde mir klar, dass ich noch vorsichtiger sein musste, als ich es ohnehin schon angenommen hatte.

Natürlich gab's eine Feier und natürlich ertönten ellenlange Reden. Ich war heilfroh, als endlich der Teil der Feier begann, der das Tanzen vorsah. Nach dem ersten Walzer forderte mich Jean Marie auf, doch in das Kleid vom Standesamt zu wechseln, das sich besser für das Tanzen eignen würde.

Das hatte Colette gehört und kam diensteifrig vorbei. Ob sie mir umziehen helfen könne, hatte sie gefragt. Ich konnte ihr das schlecht abschlagen, denn ich hatte ja zugesagt, dass nach der Hochzeit wieder sie verantwortlich sein würde, wie mir Floria in Erinnerung gerufen hatte. So eine abrupte Gedächtnislücke war schon ziemlich irritierend - und es wurde noch mehr davon.

Als wir im Ankleidezimmer ankamen, holte sie ein Cocktailkleid heraus, das sehr zart in perlrosa gehalten war mit gleichfarbigen Pumps -- und gleich danach ein Unterwäscheset, bei dem ich erst einmal mit den Augen blinken musste. Es war weiche, hübsche Seide in einem exakt angepassten Farbton mit entzückenden Verzierungen, aber die schwarzen Strapse an dem dazu passenden rosa Strumpfgürtel sahen wegen des Kontrastes doch ziemlich frivol aus. Hatte ich das tatsächlich selber ausgesucht? Und hatte ich das tatsächlich zum Standesamt getragen?

Colette lächelte: „Meine Mutter scheint ja heute Morgen schon dafür gesorgt zu haben, dass Sie in der richtigen Stimmung zum Standesamt gegangen sind, Frau Gräfin, wie ich gehört habe. Ihr Ehemann wird sicherlich begeistert sein."

Wahrscheinlich war die Bemerkung nur freundlich gemeint, aber ich fühlte mich nicht ganz wohl in meiner Haut. Was hatte sie denn gehört? Jetzt war es praktisch unmöglich, auch nur den frivolen Teil der Unterwäsche abzulehnen. Ich ließ mir von ihr beim Ausziehen helfen und dann wieder beim Anziehen.

Dann ging es zurück zum Festsaal. Trotz aller Bedenken fühlte ich mich auch sexy. Der leise Zug der Strumpfhalter an meinen Strümpfen ließ mich einfach nicht vergessen, was für eine kecke Lingerie unter dem eleganten Kleid steckte. Jean-Marie lächelte erfreut, als er mich wieder erblickte. Im Nu war ich auf der Tanzfläche und ließ mich von ihm führen. Als jedoch ein Rumba kam, zeigte er gewisse Schwächen und ich gab ihm diskrete Hinweise, die er ohne Probleme akzeptierte.

Um kurz nach 22 Uhr durften wir uns verabschieden, wenn auch unter Gejohle mit spöttischen Kommentaren. Colette wurde ich jedoch nicht los, während der junge Graf seinen Diener ins Bett schickte, sobald wir in den gräflichen Gemächern angekommen waren und dieser ihm seine Kleidung für die Nacht ordentlich auf das Bett gelegt hatte. Ich wollte ihm durch Colette das große Badezimmer zeigen lassen, aber sie versteifte sich darauf, mir zu helfen. Jean-Marie unterstützte sie hierbei.

Ich ließ mir von ihr noch das Kleid ausziehen, aber als sie mir das zarte, transparente Negligé nur zeigte und verschmitzt kichernd überlegte, was ich von meiner Unterwäsche ausziehen sollte, um dem jungen Herrn am besten zu gefallen, da reichte es mir. Ich komplimentierte sie aus dem Raum! Ich hatte keine Lust, irgendwelche weiteren Kommentare von ihr zu hören. Aber jetzt kam das nächste Problem. Wie sollte ich mich waschen und bettfertig machen, wenn Jean-Marie im Bad war?

„Jean-Marie, bist du im Bad fertig?"

Er war es, und kam überraschend schnell ins Schlafzimmer. Er blieb in seinen satinblauen Boxershorts wie angewurzelt in der Tür stehen:

„Mein Gott, Mama! Du siehst ja unglaublich sexy aus in diesem unglaublichen Negligé und dem, dem ... was drunter ist! Ich.... Sorry, ich meinte natürlich Katha."

Binnen Sekunden hatte sich ein ‚Zelt' in seinen Shorts aufgerichtet. Dies und seine Augen machten mir bewusst, wie ich auf ihn wirken musste. Er war ein junger Mann -- und eine Frau in verlockender Unterwäsche unter einem transparenten Negligé würde natürlich immer auf ihn wirken, aber trotzdem war es irgendwie auch ein schmeichelhaftes Kompliment. Es war auch beschämend sich ihm so zu zeigen, denn ich war doch seine Mutter...