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Weihnachten - 03. Advent

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Der dritte Advent, und die Verwirrung steigt.
13.3k Wörter
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Natürlich war es das Kostüm, komplett mit beiden Stiefeln. Christina hatte das Päckchen geöffnet, kaum dass sie durch die Tür zu ihrer kleinen Wohnung war. Ihre Finger strichen über den schweren, roten Samt und kämmten zärtlich durch den feinen, weißen Pelz. Sie fand die Plakette und drehte sie herum. Ihr Name stand erneut darauf: Christina. Auch der zweite Anhänger war wieder da. Sie griff danach und hielt den Atem an. Einen Moment saß sie einfach da und schaute, dann ließ sie die Luft langsam und kontrolliert ausströmen. Das Spiel war nicht vorbei. Im Gegenteil, es fing erst an. Und ging jetzt richtig los.

Christina machte sich Kaffee, heiß und stark. Sie brauchte einen klaren Kopf. Die Ziffer „2", die in verschnörkelter Handschrift auf dem kleineren der beiden Anhänger prangte, sprach eine klare Sprache. Das war das zweite Päckchen. Eines für jedes Adventswochenende. Mehr würden folgen. Welchen Sinn sollte es sonst haben, die Päckchen zu nummerieren?

Vermutlich hätte die Entwicklung sie beunruhigen müssen, aber alles, was sie fühlte, war die wachsende Erregung, mit der sich sonst ein heißes Date ankündigte. Was machte Paul denn schon? Er brachte ihr Geschenke. Das war nicht wirklich schlimm. Dazu war Weihnachten doch da -- man brachte ihr Geschenke. Wenigstens hatte es mal jemand kapiert. Okay, es waren sexy Sachen. Dinge, die sie sich selber nie gekauft hätte. Vielleicht ein wenig anzüglich. Doch gerade das gefiel ihr. Er zeigte ihr auf subtile Weise, was er von ihr wollte. Wie er sie gern sehen würde.

Beunruhigend war nach wie vor, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach ein ausgesprochen offenherziges Video von ihrer ersten Nacht im Einkaufszentrum besaß. Aber es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass er sie damit unter Druck setzen wollte, und sie war sich sicher, diesmal nicht an einer der vielen Kameras vorbei gelaufen zu sein. Sie hatte extra aufgepasst.

Die Frage blieb, was sollte das? War Paul nur einfach schüchtern? Oder war es doch die indirekte Drohung? Die Andeutung von Wissen, und die nicht zu ignorierende Möglichkeit, dass er bereit war, es zu seinem Vorteil zu verwenden?

Vielleicht war das genau sein Ziel, überlegte sie sich. Sie zu beunruhigen und aus dem Gleichgewicht zu bringen. Ein undurchschaubares und gerade deshalb wirkungsvolles Vorgehen, wie sie leider zugeben musste. Das Gefühl, etwas gefährliches zu tu, erregte und beunruhigte sie zu gleichen Teilen. Was, wenn den Geschenken Fotos folgen sollten? Und dann-- Forderungen? Die Möglichkeit bestand. Wie würde sie reagieren?

Christina holte das Kostüm noch am gleichen Abend wieder raus. Allein schon das Gefühl, dass das handschuhweiche Leder auf ihrer Haust auslöste, als sie die Stiefel über ihre langen Beinen streifte, war zutiefst erotisch. Sie zog sich alle Teile an, komplett mit Bommelmütze. Dann stellte sie sich vor den Spiegel. Christina drehte sich, nahm die verschiedensten Posten ein und betrachtete sich ausgiebig.

Das Teil war nicht nur sexy, es ging darüber raus. Wenn sie ehrlich war, es war sexistisch. Dass es etwas mit Weihnachten zu tun hatte, war wahrscheinlich Zufall, oder einfach nur der Jahreszeit geschuldet. Es hätte genauso gut ein Bunnyoutfit sein können, komplett mit Hasenohren. Oder eines dieser Dienstmädchenkostüme, die man in Sexshops sah. Das schenkte man nicht seiner Frau. Noch nicht mal seiner Freundin. Das schenkte man nur einer Frau, die ihre Rolle kannte. Das brachte ein Sugardaddy seiner bezahlten Geliebten mit, die es widerspruchslos tragen würde. Ein Lustobjekt, mehr nicht. Das Spielzeug eines Mannes, der alles probiert, alles gehabt und alles hinter sich gelassen hatte. Der sich nahm, was er wollte, wann er wollte, wie er wollte. Ohne lang zu fragen. Eigentlich hätte es sie wütend machen müssen, aber das war nicht der Fall. Ihr Mund war seltsam trocken, und sie musste sich zusammenreißen, nicht schon wieder an sich rumzuspielen.

Eigentlich war sie überrascht, nach wie vor. Wer hätte gedacht, dass sich hinter der freundlichen Fassade von Paul Ehrlich so ein Macho versteckte. Nun, sie hatte dazu beigetragen, diesen Teil von ihm zu wecken. Sie hatte das Kostüm quasi ausgesucht. Und sie spürte eine Verbindung, ein ständig wachsende Neugier. Was plante Paul als nächsten Schritt? Was würde noch passieren? Ihre Fantasie verselbständigte sich, und ihre Hände taten es ihr gleich. Das wurde wirklich zur Manie.

Christina schaute ärgerlich auf ihre feuchten Hände. Sie machte es schon wieder. Spielte an sich rum, anstatt sich mit der Situation auseinander zu setzen. So ging es nicht mehr weiter. Sie nahm sich eine zweite Tasse Kaffee und versuchte, sich zu konzentrieren, etwas, dass ihr in jüngster Zeit immer schwerer zu fallen schien. Der Gedanke an ihren geheimnisvollen Gönner beschäftigte sie jede wache Minute und füllte ihre Nächte mit feuchten Träumen. Sie hatte sich die letzten Tage mit einer Regelmäßigkeit selbst befriedigt, die sie früher nicht gekannt hatte. Es überraschte sie. Das war nicht ihre Art. Sie hatte immer Sex gemocht, aber die Besessenheit, mit der sie sich von Orgasmus zu Orgasmus brachte, war neu. Etwas in ihr war erwacht, ein ungekannter Hunger. Und war es denn so falsch? Endlich folgte sie ihren Instinkten, ließ sie ihren Fantasien freien Lauf. Deswegen war sie nicht pervers. Fast jede las mal Shades of Grey. Das war ein Bestseller. Und noch dazu im Kino. Da war noch nichts dabei. Und ein paar Szenen waren scharf, das sagte auch fast jede. Ein harter, dominanter Typ, der wusste, was er wollte. Und noch dazu sehr reich. Paul Ehrlich. Die Antwort schien so klar. Nur half ihr das nicht weiter. Klar reichte einfach nicht. Sie musste völlig sicher sein, dass er es wirklich war.

Christinas Schädel schmerzte schon. Sie schaute auf das Blatt Papier in ihrer rechten Hand. Die Liste ihrer Verdächtigen umfasste immer noch die gleichen Namen wie zu Beginn. Walter, der frustrierte Versager. Luigi, der albere Gockel. Pawel mit seiner schmierigen, anzüglichen Art. Und Steffi. Es musst ja kein Kerl sein. Der Typ vom Wachdienst war die unbekannte Größe. Jürgen, hatte Steffi ihn genannt. Sie machte ein Fragezeichen hinter seinen Namen.

Christina betrachtete die Liste mit steigender Verwirrung. Theoretisch hätte es jeder gewesen sein können. Alle hatten Zugang zum Einkaufszentrum, hätten in der Nacht vor Ort sein können, um sie heimlich zu beobachten. Es war unwahrscheinlich, aber warum nicht? Und die Möglichkeit, dass jemand sich in das System schalten, die Aufzeichnung der Kameras einfach von zu Hause anschauen konnte, machte es noch schwieriger.

Sie spielte geistesabwesend mit dem Kugelschreiber. Irgendetwas sagte ihr, dass Steffi nicht zu vernachlässigen war. Der kleine Nerd war hin und weg von ihr, das war nicht zu übersehen. Sie hätte sich jederzeit Zugang zum Einkaufszentrum verschaffen können. Und sie war keinesfalls so unschuldig, wie sie tat. Immerhin ging sie in Sexshops ein und aus. Und verstand vermutlich mehr von Technik als jeder andere in dem Laden. Jedenfalls mehr als Pawel. Andererseits, er hatte die Kameras wieder zum Laufen gebracht. Vielleicht unterschätzte sie ihn. Und das Kostüm war eindeutig aus seinem Laden. Er hatte sie damit gesehen, und er hätte es nur einzupacken brauchen, um es später vor ihrem Auto abzulegen. Und was war mit Luigi? Er wirkte eher harmlos, der kleine Nudelfresser. Aber er hatte ihr das erste Paket in die Arme gedrückt. Und er war der Hausdetektiv. Er hätte sich jederzeit in den Geschäften bedienen können, sich die Sachen einfach nehmen, ohne großes Risiko, erwischt zu werden. Nur galt das auch für Günther.

Christina knallte den Kugelschreiber frustriert auf die Platte ihres Schreibtischs. Das führte zu nichts. So kam sie kein Stück weiter. Sie würde warten müssen. Und sie musste sich zurückhalten. Der Ausflug in der Unterwäsche war noch harmlos gewesen gegen ihre Show vom letzten Samstag. Sie wurde immer noch rot, wenn sie daran dachte, was sie für ein Bild geboten haben musste, als sie mit blankem Hintern aus dem Fensterrahmen hing. Nein, es war völlig klar. Sie würde sich am Riemen reißen und jeder Versuchung von vornherein aus dem Weg gehen. Wenn irgendwas von der Geschichte rauskommen würde, wäre sie erledigt. Das ging um mehr als ihren Modeljob. Sie würde sich zu Tode schämen, wenn das öffentlich wurde. Spaß am Sex war eine Sache, aber die ganze Welt zum Zeugen ihrer privaten Vorlieben zu machen, war etwas anderes. Das war mehr, als sie ertragen konnte. Die Zeit für Abenteuer war vorbei. Zumindest bis auf weiteres. Jetzt war es Zeit, ein wenig Detektiv zu spielen.

Sie hatte nie sehr viel gelesen, aber sie kannte die klassischen Detektivgeschichten. Agatha Christie´s Miss Marple. Sherlock Holmes. Christina überlegte kurz. Vielleicht ging sie ja falsch heran. Die Zahl derer, die als Versender der Geschenke in Betracht kamen, war begrenzt. Sie musste nicht herausfinden, wer der Schenker war. Es reichte, alle auszuschließen, die nicht dafür in Frage kamen. Stück für Stück. Wer übrig blieb, musste ihr Verehrer sein. Sie nickte vor sich hin. Das war der beste Weg.

Zuallererst musste sie mehr wissen. Was waren das für Leute, die auf ihrer Liste standen? Schied einer aus, weil er gar nicht vor Ort war, als sie die Geschenke bekommen hatte? So etwas wie ein Alibi. Das war nicht schwer herauszufinden. Andererseits konnte sie nicht einfach losziehen und anfangen, Leute auszufragen. Sie dachte wieder nach. Vielleicht war es ja doch am besten, im Einkaufszentrum zu beginnen. Dort hatte alles angefangen, und die meisten ihrer Verdächtigen würde sie dort treffen. Eine harmlose Unterhaltung anzufangen war einfach. Und wenn sich nichts ergab, konnte sie immer noch was Sinnvolles machen. Shoppen, beispielsweise. Ihre Laune besserte sich augenblicklich, und ihre eben noch so greifbare Frustration wich wieder einer erwartungsvollen Spannung.

Auf dem Weg ins Einkaufszentrum zermarterte sie sich den Kopf. Wo sollte sie anfangen? Sie konnte nicht einfach reinschneien und anfangen, Walter auszufragen. Mit welchem Grund? Im Übrigen, er konnte sie nicht leiden. Von daher war es unwahrscheinlich, dass er viel von sich erzählen würde. Sie konnte in den Sexshop gehen. Pawel würde sie vermutlich nur zu gern in ein Gespräch verwickeln. Vorzugsweise über ihre sexuellen Vorlieben, oder neueste Produkte, sie sie an- und ausprobieren sollte. Sie verwarf den Gedanken so schnell, wie er aufgetaucht war. Nun, vielleicht würde sie auf Luigi treffen, wenn sie lange genug nach ihm suchte. Als Detektiv sollte er vor Ort sein. Das war das kleinste Übel.

Christina trat ins Atrium und sah sich erst mal um. Keiner ihrer Verdächtigen war zu sehen. Nun, das war auch nicht wirklich zu erwarten gewesen. Am besten, sie verhielt sich unauffällig. Als wäre sie beim shoppen. Das Juweliergeschäft schien wie gemacht dafür.

Das Halsband war noch da. Natürlich war es da. Kein Wunder, bei dem Preis. Die Zahl derer, die sich so was leisten konnten, war begrenzt. Und die wenigen, die das Kleingeld dafür übrig hatten, würden es nicht für diese Art von Schmuck ausgeben. Das Halsband war zu exaltiert. Und deutlich zu gewagt. Christina schaute sehnsuchtsvoll. Irgendwann schaffte sie es, sich loszureißen. Sie machte einen Schritt zurück und rannte Steffi um.

Steffi versuchte noch ihr auszuweichen, schaffte es nicht ganz und stützte sich haltsuchend an einer Säule ab. Sie lachte. „Ich glaub es nicht. Schon wieder dieses Halsband? Du stehst schon fünf Minuten hier. Turnt dich das Ding so an?" Sie zwinkerte ihr zu.

Christina lief rot an. „Ich hab es nur mal geschaut." Im nächsten Moment tat ihr der Satz schon wieder leid. Warum war sie so defensiv? Das hatte sie nicht nötig.

Steffi grinste frech. „Na klar. Das hat ja auch was... fesselndes." Sie warf erst ihr und dann dem Halsband einen anzüglichen Blick zu. Christina wurde wütend. Was sollte diese Anspielung? Sie hatte schon eine pampige Erwiderung parat, aber Steffi kam ihr zuvor. Sie griff sich einfach ihren Arm und zog sie durch die Tür. „Jetzt lass dich doch nicht ärgern. Wir gehen da jetzt rein."

Christina wollte eigentlich nicht, aber Steffi ließ nicht locker. „Nun komm schon mit, ich kenne den Verkäufer. Du kannst es anprobieren." Christina zögerte immer noch, aber die Aussicht, das Halsband wirklich anprobieren zu können, war einfach zu verlockend. Sie folgte Steffi neugierig.

Christina blinzelte, als sie den Laden betrat, dann gewöhnten sich ihre Augen an die schummrige Beleuchtung. Drinnen stand ein Junge, ein schlaksiges, pickelgesichtiges Bübchen das aussah, als wäre es gerade erst volljährig geworden. Das Bübchen trug ein Sakko, dazu ein Hemd mit Fliege. Christina konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt jemanden gesehen hatte, der allen Ernstes Fliege trug. Das ganze Outfit wirkte, als hätte es seine Mutter für ihn ausgesucht. Die dicke Brille, die auf seiner Nase thronte, verstärkte den Eindruck nur noch mehr. Der Junge starrte ihr kurzsichtig entgegen, den Mund halb geöffnet. Scheinbar hatte es ihm die Sprache verschlagen. Das Schweigen dehnte sich aus, und Christina hätte beinahe kehrt gemacht.

Steffi räusperte sich, bevor es allzu peinlich wurde. Sie zeigte auf Christina. „Hi Oswald, hier kommt Kundschaft. Wir wollten etwas anschauen."

Oswald erwachte aus seiner Trance und hielt Christina roboterhaft die Hand hin. „Hallo, ich heiße Oswald." Christina nahm die ausgetreckte Hand, als handele es sich um etwas Unappetitliches. Oswald glotzte immer noch, und allmählich schien sein Verhalten sogar Steffi auf die Nerven zu gehen. Sie legte einen Arm um ihn und zog ihn mit sich fort. „Das Halsband. Das in Gold. Das mit den roten Steinen, und mit dem kleinen Ring."

Das schien ihn aufzuwecken. Oswald nickte eifrig, zog einen Schlüssel aus seiner Westentasche und öffnete die Vitrine. Seine Verkäuferroutine setzte sich langsam durch, und er präsentierte stolz das Halsband. „Das Halsband ist aus reinem Gold, die Steine sind Rubine. Natürlich lupenrein."

Jetzt war es an Christina, in ehrfürchtiges Schweigen zu verfallen. Das Halsband war aus der Nähe betrachtet noch viel schöner. Das Licht tanzte über das Collier, brach sich in tausend winzigen Facetten und ließ es blitzen. Christina konnte nicht anders. Sie streckte ihre Hände aus wie ein Kind, das nach Süßigkeiten greift. Steffi nahm das Kissen. Sie zog es Oswald aus der Hand und reichte es Christina. Oswald schaute etwas irritiert, aber dann ließ er es geschehen.

Christina nahm das Halsband vorsichtig herunter. Oswald drängte sich vor und streckte eifrig eine dünne Hand aus. „Vielleicht darf ich es umlegen?" Christina warf ihm einen Blick zu, dessen Tempe-ratur die Erderwärmung hätte stoppen können. „Danke.", sagte sie nur. „Ich komme damit klar." Oswald schaute sie traurig an, offensichtlich mehr als nur enttäuscht. Sie drehte ihm den Rücken zu. Was dachte er sich nur.

Das Halsband schien zu prickelte, als sie es durch ihre Finger gleiten ließ. Vermutlich nur die Statik. Christina hob es an, atmete einmal tief durch und führte die Enden hinter ihrem Hals zusammen. Der fein gearbeitete Verschluss klickte, dann rastete er mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks ein.

Das Halsband saß perfekt. Vielleicht ein bisschen eng, aber das machte es nur besser. Christina hatte das Gefühl, jeden einzelnen der kleinen Steine auf ihrer Haut zu fühlen. Das Band war einfach-- da. So unglaublich präsent. Sie fühlte seine Gegenwart, ein harter, kalter Druck. Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie feuchtete die Lippen an und schaute in den Spiegel.

Von hinten trat jemand heran, und das Gesicht einer Frau tauchte hinter ihr auf. „Und? Wie gefällt es Ihnen?" Bianka war wie aus dem Nichts aufgetaucht.

Christina riss die Augen auf und fing zu husten an. Sie kriegte kaum noch Luft. Bianka zögerte keine Sekunde. Sie hakte einen Finger in den Ring, zog Christina zu sich her und sagte nur „Halt still." Christina erstarrte. Eine Sekunde später hatte Bianka das Halsband gelöst und auf seinen Platz auf dem kleinen roten Kissen zurückgelegt. Christina rieb sich ihren Hals. Bianka sah sie an. „Nun? Möchten sie es kaufen?" Christina sah sie sprachlos an. Dann riss sie sich zusammen. Sie räusperte sich leicht. „Ich -- glaub, es ist ein wenig eng."

Biankas Ton war eisig. „Wie ausgesprochen schade. Sie sind der Typ dafür." Christina wurde dunkelrot. Sie floh fast aus dem Laden. Endlich vor der Tür, atmete Christina erst mal durch. Sie drehte sich zu Steffi um und deutete zurück. „Und wer zur Hölle war jetzt das?"

Steffi machte ein verlegenes Gesicht. „Das war die Frau vom Chef. Und sorry wegen Oswald - er ist halt einfach so." Christina schnaubte nur.

„Ich weiß, ich weiß, er ist ein bisschen peinlich." Steffi schaute immer noch betreten, offenbar verlegen, jemanden wie Oswald zu ihren Bekannten zu zählen, aber Christina winkte ab. Das Jüngelchen interessierte sie nicht.

„Das ist Bianka Ehrlich? Ich glaub es einfach nicht." Natürlich glaubte sie es. Biankas Züge hatten sich ihr eingebrannt, seit sie sie das erste Mal gesehen hatte. Das schmale, blasse Gesicht mit der scharfen Nase, den stechenden, blassblauen Augen und den dunklen Haaren war schwer zu vergessen. Wie kam sie bloß hierher?

Steffi machte ein Gesicht. „Ist auch schwer zu glauben. Sie kannten sich wohl früh. Nicht, dass das eine Erklärung wäre." Steffi grimassierte, offenbar ebenso enttäuscht von Pauls schlechtem Geschmack, wie Christina es gewesen war. Christina musste sich nicht bemühen, weiterhin überrascht zu wirken. „Hätte ich mir anders vorgestellt. Irgendwie -- ." Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Netter. Was macht sie in dem Laden? Die dumme Ziege führt sich auf, als wäre sie der Boss."

Steffi verdrehte die Augen. „Das macht sie immer so. Aber ausnahmsweise ist was dran. Das Geschäft gehört ihren Eltern. Und Oswald ist ihr Bruder."

Christina glotzte nur. Das Bübchen war ihr Bruder? Vermutlich war er adoptiert. Nun, war ja auch egal. Christina drehte sich herum und zog an Steffis Arm. Sie wollte nur noch weg.

Steffi eilte ihr nach. „Es tut mir ehrlich leid. Ich hab wirklich nicht gedacht, dass diese Frau hier auftaucht. Die meiste Zeit ist sie in ihrem eigenen Laden." Sie deutete den Gang hinab, Richtung Dessousshop. „Paul hat ihr das Wäschegeschäft eingerichtet. Vermutlich als Beschäftigungstherapie. Oder damit sie auf Geschäftsfrau machen kann."

Christinas Augen quollen schon wieder aus den Höhlen. Der Laden, aus dem ihre Unterwäsche stammte, gehörte Bianka Ehrlich? Das wurde immer schlimmer.

Steffi missdeutete ihren Geschichtsausdruck. „Ich weiß, es ist unglaublich. Die Frau macht praktisch nichts. Paul zahlt die Angestellten, und die Miete ist umsonst. Sie macht nicht mal die Buchhaltung. Sie steht im Laden rum und schikaniert die Leute." Sie warf einen angewiderten Blick Richtung Juwelier. Dann drehte sie sich um, und ein schüchternes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Das war es aber wert. In einem hat Bianka recht. Das Ding sieht irre an dir aus. Es steht dir einfach super." Sie schaute Christina fasziniert an. „Und dir gefällt es auch. Du warst ja hin und weg." Christina wurde wieder rot, aber Steffi schien es nicht zu bemerken. Sie redete einfach weiter. „Ich fand dich supercool. Das kann nicht jede tragen." Ihr Gesicht leuchtete geradezu vor Bewunderung.

Christina fühlte sich geschmeichelt. „Nun komm, das Ding ist harmlos." Sie ging den Gang entlang und winkte gönnerhaft. „Da hab ich anderes gemacht. Und auch schon angezogen." Das war sogar die Wahrheit. Seit einer Woche etwa. Steffi riss die Augen auf.

„Dann stehst du auf so Sachen? Ich mein, so -- Sadom-Maso-Kram."

Christina lachte überlegen und setzte eine geheimnisvolle Miene auf. „Ich steh auf viele Sachen. Und Neues ausprobieren, das turnt mich einfach an."

Der Ausdruck von Bewunderung, der sich auf Steffis Gesicht abzeichnete, vertiefte sich noch einmal. „Wow. Das ist wirklich cool."