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Weihnachten - 04. Advent

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Sie ging zu Fuß nach Hause. Im Dämmerlicht des frühen Abends würde man den Fleck kaum sehen. Sie beeilte sich trotzdem, heim zu kommen. Stellen, an denen die allgegenwärtige Weihnachtsbeleuchtung zu viel Licht gab, wich sie vorsorglich aus. Der Vibrator schwieg auch weiterhin, aber das war fast egal. Die Reibung durch die schnellen Schritte war genug, um sie schon wieder auf Touren zu bringen. Der Weg nach Hause war eine seltsame Mischung aus Lust und Qual, und beinahe hätte sich schon wieder masturbiert, kaum dass sie durch die Tür war.

Im Badezimmer befreite sie sich endlich von dem Vibrator. Das Gerät war tief hineingerutscht, und es dauerte eine Weile, bis sie es herausbekommen hatte. Endlich hielt sie das kleine Ei wieder in der Hand. Es funkelte im Licht der Lampe, als wolle es ihr zuzwinkern, und einen Moment musste sie den Impuls unterdrücken, das Ding gegen die Wand zu knallen. Stattdessen wusch sie es liebevoll ab. Das Gerät war teuflisch, aber genau das machte es so unwiderstehlich.

Sie duschte heiß, dann machte sie sich Tee. Die Szene in dem Bistro war unglaublich gewesen. Einerseits war sie total erleichtert, dass diese Tratschen nichts von ihrem Zustand mitbekommen hatten. Das würde zum Gespräch der Stadt. Ihr Gesicht wurde heiß bei dem Gedanken. Sie musste wirklich aufpassen, ermahnte sie sich zum hundertsten Mal. In Wahrheit warteten die dummen Schnallen nur darauf, ihr endlich mal eins auszuwischen. Andererseits, das war die Art von Höhepunkt gewesen, die sie suchte. Nicht der blasse, kleine Orgasmus, den sie beim Aufwachen erlebt hatte. Das war das echte Ding, unkontrolliert und wild. Sex mit Suchtpotential, schmutzig und verdorben.

Am nächsten Montag konnte sie sich nur mit Mühe überwinden, überhaupt in die Vorlesung zu gehen. Langweilige Themen, langweilige Menschen und ein langweiliger Tag warteten auf sie. Sie hatte keine Lust darauf. Und sie war wieder geil. Entsetzlich geil. Gedanken an das Einkaufszentrum, ihr neues Spielzeug und Paul Ehrlich füllten ihren Kopf. Aber sie wollte nicht schon wieder masturbieren, nicht nach dem Erlebnis gestern auf dem Klo. Das war nicht mehr ihr Ding. Sich einfach einen runterrubbeln war nicht mehr genug.

Sie spielte mit dem Gedanken, dem Tag etwas Würze zu verleihen, indem sie wieder den Vibrator einführte. Aber die kleine Episode mit Tanja, Ann-Marie und Elke hatte sie nicht nur heiß gemacht, sie hatte sie auch gewarnt. Das ging so nicht mehr weiter. Irgendwann musste was passieren, wenn sie so weiter machte.

Sie entschloss sich, einen Kompromiss einzugehen. Sie zog die Wäsche an, ohne einen Slip. Dazu den kurzen, grauen Faltenrock, einen enganliegenden Pulli und ihren längsten Mantel, um sich warm zu halten. Sie betrachtete sich prüfend im Spiegel. Sie sah sexy aus, aber absolut gesellschaftsfähig. Nur wenn sie sich bückte, oder die Beine übereinanderschlug, blitzte der breite Spitzensaum der Strümpfe auf und ließ die Strapse sehen. Sie lächelte zufrieden.

In der Vorlesung saß sie zum ersten Mal in ihrem Leben in der ersten Reihe. Sie hatte gelogen, als sie behauptet hatte, den neuen Prof von Tanja nicht zu kennen. Professor Hildmann hielt auch eine Vorlesung von ihr. Und er sah wirklich nett aus. Nicht annähernd wie Paul, aber nett. Und der Gedanke, Tanja auszustechen, stachelte sie zusätzlich an. Sie wartete ein wenig, dann lehnte sie sich entspannt zurück, drückte ihre Brust heraus und schlug gedankenverloren die Beine übereinander. Hildmanns Augen strichen über sie hinweg, dann zwinkerte er verblüfft, und seine Augen wurden groß. Christina beobachtete seine Reaktion aus dem Augenwinkel. Sie stellte ihre Beine wieder nebeneinander, und der Moment war vorbei. Ein paar Minuten später wiederholte sie das Spiel. Hildmanns Vortrag stockte immer wieder. Während er anfangs vor dem Auditorium hin und her lief, verharrte er jetzt stoisch hinter seinem Rednerpult. Christina befeuchtete ihre Lippen, dann strich sie über ihre Brüste, als wolle sie eine Fluse von ihrem Pulli entfernen. Hildmann wurde immer rastloser. Am Ende der Vorlesung zeichneten sich zwei große, dunkle Flecken unter seinen Achseln ab.

Christina registrierte die Veränderung, aber ihre Laune wurde nicht besser. Was sollte das. Das war keine Herausforderung für eine Frau wie sie. Das war ein dummer Junge, mehr nicht. Ganz anders als Paul Ehrlich. Der Mann war eine Mauer im Vergleich zu diesem Clown. Sie schaffte es noch immer nicht, seine unschuldige Freundlichkeit mit seinen raffiniert ausgesuchten Geschenken in Einklang zu bringen. Irgendwo unter seinem unbeteiligten Lächeln schlummerte etwas Verdorbenes, ein Abgrund, von dem sie nur zu gern verschlungen werden würde. Der Gong hallte durch den Raum und beendete die Vorlesung. Christina stand auf und ging, ohne Hildmann anzuschauen. Sie war auf dem Weg ins Einkaufszentrum, bevor sie selbst realisierte, wohin sie gerade ging.

Christina hatte weder einen Plan, noch hatte sie Lust, sich Walters griesgrämiger Feindseligkeit aus-zusetzen. Aber wo sollte sie sonst anfangen? Sie besorgte Wein. Eine Flasche Roten, preislich eher günstig, aber sie musste ihn ja auch nicht trinken. Der Verkäufer wickelte sogar eine kleine Schleife um die Flasche, als sie ihm sagte, dass es ein Geschenk sein sollte.

Walter war wider Erwarten nicht allein, als sie an die Tür zum Wachraum klopfte. Steffi war da, und schaute sie mindestens so überrascht an, wie es Walter tat. Neben ihr stand ein unscheinbarer Junge mit dunklen Haaren, den sie nicht zuordnen konnte. Das war ungünstig, aber nicht zu ändern.

Sie streckte Walter die Flasche hin.

„Ich hab dir was besorgt. Zu Weihnachten, mein ich."

Walter wirkte überrascht, dann sofort misstrauisch.

„Ich kriege ein Geschenk? Wie komm ich zu der Ehre?", fragte er sarkastisch und sah sie zweifelnd an, ohne eine Hand nach der Flasche auszustrecken.

Christina stellte den Wein vor ihn auf den Tisch.

„Nur einfach so. Um mit dir Quitt zu sein." Sie beobachtete ihn genau, aber Walters Gesicht verriet nichts außer einem tief verwurzelten Argwohn.

„Quitt? Wieso? Was hab ich denn gemacht?"

Nichts, aller Wahrscheinlichkeit nach, dachte Christina. „Na, du hast mich eingewiesen."

Sogar Steffi hob überraschte den Kopf, und Walter schaute nur. „Und, äh -- ich war nicht wirklich nett zu dir."

Eigentlich sagte sie das nur, weil ihr sonst nichts einfiel. Am liebsten hätte sie es sofort zurück genommen, aber das ging nicht. Walter schaute immer noch, dann grunzte er unverbindlich und nickte nur. Die Flasche ließ er stehen. Walters missmutiges Schweigen füllte erneut den Raum. Steffi zwinkerte ihr zu. Sie schien sich ein Lachen nur knapp verbeißen zu können. Schließlich nahm sie den unscheinbaren Jungen an der Hand und schob ihn sanft nach vorn.

„Kennt ihr euch eigentlich schon? Robert, dass hier ist Christina. Stell dich doch bitte vor."

Der Junge streckte schüchtern die Hand aus, ohne einen Ton zu sagen. Steffi rollte mit den Augen.

„Robert ist mein Freund."

Jetzt war es an Christina, überrascht zu sein. Nicht nur nicht lesbisch, sondern auch mit Freund? Steffi arbeitete konsequenter daran, über Paul hinweg zu kommen, als sie ihr zugetraut hatte. Sie überspielte ihre Überraschung, in dem sie Robert gönnerhaft die Hand hinhielt.

„Hey Robert, da hast du einen Fang gemacht. Ich hoffe doch, du weißt das."

Robert nickte eifrig, immer noch ohne einen Ton heraus zu bringen, und Steffi legte glücklich einen Arm um ihn.

„Wir sind noch gar nicht lang zusammen. Ein paar Wochen erst. So richtig ein paar Tage." Sie schaute Robert verliebt an. Robert riss sich von Christina los und erwiderte den Blick. Steffi zog ihn an sich, und Christina musste sich beherrschen, nicht irritiert mit den Augen zu rollen. Sie war nicht hier, um ihr Geturtel anzuschauen. Sie räusperte sich vernehmlich, und Steffi drehte sich zu ihr herum.

„Sorry. Wir wollten gerade gehen. Kommst du mit?"

Christina nickte dankbar. Dass mit Walter war eindeutig schiefgegangen, und sie war froh, wieder weg zu kommen. Nun, halb schief jedenfalls. Er hatte nicht gezuckt bei ihrer Anspielung, dass sie mit dem Geschenk quitt werden wolle. Entweder war er noch verschlossener, als sie dachte, oder er hatte nichts mit den Geschenken zu tun. Höchstwahrscheinlich letzteres.

Vor der Tür klopfte Steffi ihr erheitert auf die Schulter.

„Das war ja nett gedacht von dir, aber ich hätte ich dir auch vorhersagen können, dass das nichts wird. Walter hasst Geschenke. Jedes Weihnachten hält er mir Vorträge, wie die Leute dauernd versuchen, sich durch materielle Dinge davon frei zu kaufen, sich unter dem Jahr um ihre Mitmenschen zu kümmern." Sie lachte.

Christina machte ein Gesicht. „Ich wollte doch nur freundlich sein."

Insgeheim horchte sie auf. Das klang immer weniger nach jemandem, der selber Geschenke machen würde, um sich ihr zu nähern. Und Walter bekleidete eh schon einen der hinteren Plätze auf ihrer Liste. Sie beschloss, ihn abzuhaken. Walter war es nicht. Und Steffi hatte sich ebenfalls disqualifiziert. Sie beobachtete, wie sie erneut ihren Arm um Robert legte und ihn an sich zog. Das sah nicht nach jemand aus, der Ihr Geschenke machen würde. Ganz abgesehen von den Kosten. Die letzte Ladung von Geschenken überstieg ganz sicher Steffis finanzielle Möglichkeiten.

Steffi lehnte sich gegen das Geländer neben der Treppe und schaute hinab auf die Dekoration.

„Und? Kommst du zu der Feier?"

Christina sah sie fragend an, und Steffi runzelte die Stirn.

„Sag bloß, du weißt von nichts? Walter sollte dich einladen. Paul hatte ihm gesagt, dass er dich einladen soll. Ich weiß, er mag dich nicht, aber das geht echt zu weit."

„Ich weiß von keiner Feier"

„Die Weihnachtsfeier. Alle, die hier arbeiten, oder ein Geschäft betreiben. Die alte Garde eben. Man sieht sich, unterhält sich, trinkt einen Glühwein und bespricht das Weihnachtsgeschäft. Das ist für viele hier der wichtigste Umsatzbringer. Wenn das Weihnachtsgeschäft gut läuft, dann war es auch ein gutes Jahr. Darum ist Paul die Wochenenden hier. Er prüft den Umsatz, schaut, ob alles läuft. Auf die Art kann er sofort eingreifen, wenn was nicht funktioniert, oder wir das Geschäft zusätzlich ankurbeln müssen."

Christina nickte beifällig. „Ist mir aufgefallen. Er sitzt fast immer in seinem Büro und arbeitet, manchmal zu den unmöglichsten Zeiten."

Steffi lachte. „Stimmt. Und Heiligabend macht er Kassensturz, immer nach der Feier. Wobei ich manchmal das Gefühl hab, er will nur nicht nach Haus. Kein Wunder, bei der Frau." Steffi verzog das Gesicht.

„Und Paul kommt auch zur Feier?" Christina versuchte, beiläufig zu klingen.

„Klar, sicher kommt er auch. Er richtet sie ja aus. Die meisten bleiben zwar nicht lang, schon wegen der Familie. Aber die Singles bleiben noch ein bisschen, trinken Punsch und ratschen. Wir sind direkt im Atrium. Paul liebt die ganze Deko."

„Und wer ist sonst dabei? Ich meine, kenn ich wen?"

„Wie gesagt, alle, die hier arbeiten oder früher schon ein Geschäft hier hatten. Walter kommt vermutlich. Pawel sicher auch. Und Bianka. Leider."

Steffi fing Christinas Gesichtsausdruck auf.

„Keine Sorge, gewöhnlich geht sie früh. Paul kommt dann später nach. Er bleibt gern etwas länger, prüft noch einmal alles, und geht dann heim. Meisten jedenfalls."

Christina schaute unschlüssig. Sie hatte nicht die geringste Absicht, Bianka ein drittes Mal über den Weg zu laufen. Steffi knuffte sie.

„Nun komm halt auch. Das wird ganz sicher lustig. Und außerdem -- wenn Paul dich einlädt, will er vermutlich, dass du bleibst. Ich mein, dass du hier arbeitest. Über Weihnachten hinaus. Das ist ein super Einstieg. Das Einkaufszentrum ist einer der besten Arbeitgeber in der Ecke hier."

Christina musste sich zusammenreißen, sich nichts anmerken zu lassen. Sie, im Einkaufszentrum arbeiten? Wohl kaum. Die vier Wochenenden waren mehr als genug für ein ganzes Leben. Und die Rolle, die sie in Pauls Leben spielen würde, war nicht die der Angestellten.

„Ich schau mal. Ich bin nicht sicher, ob ich an dem Abend frei bin.", antwortete sie ausweichend.

Steffi zuckte die Schultern. „Dann mach dich eben frei. Das lohnt sich ganz bestimmt." Sie wandte sich zu Robert, und lächelte ihn an. „Wir müssen leider weiter, wir haben noch was vor. Überleg es dir, und hoffentlich bis bald!" Sie zog Robert hinter sich her und verschwand in der Menge.

Christina schaute ihnen nach. Heiligabend war ihr gleich, sie hatte eh nichts vor. Aber die Gästeliste klang nach lauter Leuten, auf die sie gern verzichten würde. Bis auf Paul. Aber mit Bianka an seiner Seite hatte sie nichts davon. Das würde zu nichts führen. Sie brauchte ihn allein.

Christina setzte sich auf die Brüstung und betrachtete die Weihnachtsdeko, die sich unter ihr ausbreitete. Aus den Lautsprechern dudelte „Bald schon, Kinder, wird´s was geben", und der Weihnachtsmann lachte sein gewohntes „Ho Ho Ho". Sie wartete auf ein Zeichen, aber alles blieb ruhig. Eine Weihnachtsfeier. Ausgerechnet. Wenn Paul sie sehen wollte, sollte er sie einladen. Allein, und nicht auf einen Glühwein. Ein schickes Restaurant, danach Drinks, und danach... Ein kühler Luftzug strich um ihren Po, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie immer noch keinen Slip trug. Der Blick von unten musste ziemlich spektakulär sein. Christina rührte sich nicht. Es war ihr egal. Sollten sie doch glotzen. Ihr Blick fiel auf den Weihnachtsmann. Von hier oben sah er noch schlimmer aus als sonst. Ein schmutziger alter Mann, dick und rotgesichtig. Sie hatte keine Ahnung, warum ihn alle liebten. Wer konnte schon sagen, was sich hinter diesem anzüglichen Grinsen verbarg? Sie grinste gehässig, dann drehte sie ihren blanken Po in seine Richtung und öffnete ihre Beine. Ein Zittern schien durch die Figur zu laufen, aber es war nur die Rolltreppe, die ruckend wieder anfuhr. Von hinten rief jemand ihren Namen, und Christina setzte sich schnell zurecht.

Natürlich war es Paul. Winkend lief er auf sie zu, sein übliches, leutseliges Lächeln im Gesicht. Sie konnte es nicht mehr sehen. Eine Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, sich zurück zu lehnen und die Beine mit einer weiten Bewegung übereinander zu schlagen. Mal sehen, wie er darauf reagierte. Wohl kaum mit diesem Lächeln. Würde er verblüfft sein? Gierig schauen? Rot anlaufen? Oder würde er kurz innehalten und dann wissend lächeln, im Bewusstsein, dass sein Spiel durchschaut war? Sie brannte auf eine Entscheidung, aber dann ließ sie es lieber sein. Wer wusste, wer hier zusah.

Paul streckte seine Hand aus, und Christina ergriff sie. Ein angenehmer Händedruck, nicht unsanft, aber kräftig. Mit diesen Händen hätte er auch mehr berühren dürfen. Paul hielt noch etwas den Kontakt, dann ließ er ihre Hand los.

„Ich hab dich grad hier sitzen sehen. Ich wollte nur ganz sicher sein, dass du die Einladung bekommen hast. Zur Weihnachtsfeier, meine ich. Hat Walter was gesagt?"

Christina nickte säuerlich.

„Steffi hat es mir gesagt." Warum hatte er ihre Hand losgelassen? Sie hatte keine Anstalten gemacht, ihre zurück zu ziehen.

„Und? Hast du Zeit? Ich würde mich sehr freuen."

Das klang aufrichtig, aber Christina war noch immer gereizt.

„Ich kann es noch nicht sagen. Vermutlich fahr ich heim." Das stimmte nur zum Teil. Gewöhnlich war sie Weihnachten zu Hause, aber ihre Eltern kannten ihre Abneigung gegen das Fest und waren es gewohnt, dass sie im letzten Moment ihre Pläne änderte.

Paul schaute angemessen bedauernd, aber verständnisvoll. Was sollte das? Konnte er nicht einmal die Karten auf den Tisch legen? Sie wurde immer irritierter.

„Na klar, es ist ja Weihnachten. Trotzdem, wenn du kannst, komm vorbei."

Christina rang sich ein Lächeln ab. „Dann schau ich mal vorbei."

Paul strahlte zurück. „Wunderbar. Dann -- hoffentlich bis bald!"

Er nickte ihr noch einmal zu und ging in sein Büro. Die Jalousien waren unten, fiel Christina auf. Wie hatte er sie sehen können? Vermutlich hatte er doch Zugriff auf die Kameras im Gebäude. Ihr wurde heiß und kalt. Er war es, ganz bestimmt. Der gottverdammte Schuft. Er machte es schon wieder, spielte nur mit ihr. Forderte sie heraus, reizte und verunsicherte sie. Eine wilde Entschlossenheit stieg in ihr auf. Das würde sie ihm heimzahlen. Zu diesem Spiel gehörten zwei, und Paul würde sich noch wundern.

Zu Hause machte sie sich was zu essen. Sie schaltete den Fernseher ein, aber nichts interessierte sie. Lustlos schaltete sie den Apparat wieder aus. Sie zog den Vorhang zur Seite und betrachtete gedankenverloren die schmale Gasse unter sich. Wer brachte die Geschenke? Wer legte ihr dieses Spielzeug hin, verführte sie fortlaufend dazu, immer verrücktere Dinge zu tun? Und wo würde es enden? Es ängstigte sie nicht mehr. Im Gegenteil. Die Ungewissheit war ein Rausch, das Risiko die Droge. Es machte sie unheimlich an. Sie wusste, sie sollte es vermutlich lassen, aber es dauerte keine Minute, bis sie den Vibrator wieder in der Hand hielt.

Vermutlich kannte sie immer noch nicht alle Tricks, die das kleine Gerät auf Lager hatte. Das Handbuch war dicker als ein Lexikon. Sie blätterte darin, aber dann legte sie es zur Seite. Das Treffen mit Paul hatte sie aufgewühlt, und ihre Gedanken rasten. Sie führte sich ihr neues Spielzeug ein. Das Gerät summte los. Das war okay, aber nichts Besonderes. Es war nicht, was sie wollte. Nicht die atemlose Spannung, die sie in dem Einkaufszentrum kennen gelernt hatte, nicht die hochnotpeinliche und doch so süße Qual im Bistro. Sie stellte den Vibrator auf „Zufall", aber das änderte nichts. Sie wusste, dass sie die Situation kontrollierte. Das Spiel war nicht mehr neu, nicht mehr wie zu Anfang. Sie brauchte etwas anderes. Etwas Unvorhersehbares. Etwas, dass sich ihrer Kontrolle entzog, ein Element des Zufalls und des Risikos einführte. Ihr Blick fiel auf die dicken Lederfesseln, dann auf das Schloss. Einen Moment zögerte sie, aber was sollte schon passieren? Sie hatte es bereits gemacht, und das im Einkaufszentrum. Hier war sie allein, geborgen in der Sicherheit ihrer Wohnung. Es war harmlos. Ganz tief im Inneren war ihr klar, dass sie nur nach Argumenten suchte, um eine Entscheidung zu stützen, die schon längt getroffen war.

Christina nahm sich Zeit. Sie duschte, heiß und lang. Dann cremte sie sich gründlich ein und legte Make-up auf. Stimmung war alles. Schließlich drehte sie die Heizung hoch. Sie holte die vier Fesseln, breitete sie sorgfältig vor sich aus und legte die erste Fessel um ihr Fußgelenk. Sie zog sie fest, dann wiederholte sie den Vorgang mit ihrem anderen Bein. Ihre Haut fing an zu kribbeln, wo das Leder sie berührte. Sie konnte fühlen, wie sie wieder feucht wurde. Jetzt waren ihre Arme dran. Sie band sich die erste der schweren Manschetten um, dann die zweite. Dann prüfte sie den Sitz. Die Riemen saßen felsenfest. Aus einem Impuls heraus angelte sie sich den dicken, roten Knebel, stopfte ihn in ihren Mund und zog den Riemen fest. Sie hatte ihre Vorbehalte gehabt, aber nicht sprechen zu können, an etwas so Elementarem wie sich zu artikulieren gehindert zu sein, erregte sie mehr, als sie zunächst gedacht hatte. Im Übrigen, die Wände waren dünn. Und sie wusste, wie laut sie werden konnte, wenn sie kam. Sie hatte nicht vor, ihren Nachbarn mit ihrem Stöhnen zu unterhalten. Dann stieß sie auf das erste Problem. Sie hatte nur ein Schloss.

Ihr Blick flog über ihre Schätze. Die Verpackung lag noch immer auf dem Tisch. Sie hatte es nicht übers Herz gebracht, das wunderschöne Material einfach zu entsorgen. Das Papier leuchtete rot, und die goldenen Schleifen glitzerten wie gesponnenes Gold. Sie prüfte ihre Festigkeit. Das funkelnde Gewebe erwies sich als elastisch, aber erstaunlich stark. Er war perfekt. Sie dachte etwas nach, dann holte sie das Schloss und den Vibrator. Christina atmete kurz durch, dann schob sie das Gerät zwischen ihre Beine. Ein wohliger Schauer lief durch sie hindurch, mehr der Erwartung, als dem Reiz geschuldet. Sie entschied sich für den Stuhl mit der hohen Lehne, der an dem Tisch in ihrer Küche stand und setzte sich. Sie beugte sich vor und zog das Band durch die Ringe ihrer Fußfesseln, bevor sie es um die Querstrebe zwischen den Stuhlbeinen knotete. Ihre Beine saßen fest. Sie schluckte. Ihr Atem ging jetzt schneller, und ihr Mund war trocken. Das war es, das war das Gefühl. Die atemlose Anspannung, die sie suchte. Sie stellte den Vibrator auf Zufall und das Schloss auf eine Stunde. Alles andere war keine Herausforderung mehr.