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Weihnachten - 04. Advent

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Die Sonne weckte sie. Das Brennen zwischen ihren Beinen hatte nachgelassen, aber ein Blick zeigte ihr, dass ihr Intimbereich noch immer tief gerötet war. Besser, sie ließ sich erst mal in Ruhe. Christina frühstückte, dann war sie auch schon auf dem Weg ins Einkaufszentrum. Sie mischte sich unter die Menge gehetzt dreinschauender Mütter, bummelnder Jugendlicher und gelangweilter Rentner und ließ sich einfach treiben. Sie hatte weder Plan noch Ziel. Der Weihnachtsmann begrüßte sie mit seinem üblichen „Ho Ho Ho", aber der gereizte Blick, mit dem Christina ihn bedachte, glitt über ihn hinweg um an den Umrissen zweier vertrauter Gestalten hängen zu bleiben. Luigi stand nicht weit entfernt, und neben ihm -- Bianka? Christina schaute eilig weg und dann verstohlen hin. Keiner der beiden schien sie zu bemerken. Sie redeten und schauten niemand an. Irgendetwas stimmte nicht. Sie hätte es nicht wirklich festmachen können, aber die Art und Weise, wie sie sich ansahen, ihr Abstand und die ganze Haltung verrieten Nähe. Mehr als Nähe.

Christina setzte sich auf eine Bank hinter einer Säule und beobachtete sie verstohlen. Luigi sagte etwas, dass Christina nicht verstand, und Bianka lachte. Das Geräusch passte nicht zu ihr. Christina hätte wetten können, dass Bianka nicht mal wusste, wie Lachen funktionierte. Luigi stimmte ein, dann schaute er auf die Uhr und verabschiedete sich mit einem Kuss. Bianka stand noch etwas da und sah im einfach nach. Christina schaute fassungslos. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Bianka etwas an Luigi fand. Die Frau war blankes Eis. Nun, dachte sie, vielleicht hatte sie sich in ihr getäuscht. Sie musste mehr herausfinden.

Christina folgte ihm. Er war nicht schwer zu finden. Luigi stand in einem Laden für Tabakwaren rum und beobachtete die Kundschaft. Vermutlich wurde viel geklaut in einem Tabakladen. Die Zigarren sahen kostspielig aus, eindeutig teure Ware. Luigi sah sie reinkommen, riss die Arme auseinander und begrüßte sie überschwänglich. Christina ließ sich widerstrebend in eine Umarmung ziehen. Luigi roch nach Aftershave und Haaröl.

„Christina, mi Amor! Was tust du hier? Du rauchst doch nix! Was suchst du - ein Geschenk?"

Christina nickte vorsichtig. Geschenke waren ihr Thema.

Luigi grinste breit, offenbar erfreut, sie so leicht durchschaut zu haben.

„Luigi kennt dich doch. Bestimmt für deinen Papa?"

Christina zögerte. Was sollte sie sagen? Sie hatte keine Zeit für umständliche Spielchen. Besser, den Stier bei den Hörnern zu packen.

„Also... eigentlich nicht. Ich suche was für Paul."

Luigis Gesicht leuchtete auf. „Für unsern lieben Chef. Da freut er sich bestimmt." Er zwinkerte ihr zu. „Luigi hat sich gleich gedacht, dass Paul dir gut gefällt."

Christina wurde rot. Das war eindeutig zu dicht dran. Sie hob abwehrend die Hände.

„Hey, darum geht es nicht. Ich denke einfach nur --". Sie stoppte. „Also, ich mein, das Geschenk -- das an dem Sonntagmorgen. Das du mir gegeben hast. Ich glaub, das war von ihm." Sie beobachtete Luigi genau, aber er war sein übliches, überschwängliches selbst. Nichts verriet, dass er mehr darüber wusste.

„Natürlich. Ein Päckchen, und von Paul." Er nickte fröhlich, dann deutete er in die Runde. „Das hier ist alles nix. Chef raucht doch nicht einmal." Er schüttelte den Kopf, als könne er so viel Verzicht nicht fassen und schob sie aus dem Laden.

„Vielleicht sein liebstes Aftershave? Kriegt nie genug davon. Luigi kennt die Marke. Nein, wartest du, ist gar nicht gut, hat Paul bestimmt schon selber. Geh einfach da hinein. Und such dir etwas Hübsches aus. Was, dem Chef gefällt." Er zwinkerte ihr zu.

Christina starrte ungläubig auf den Laden, auf den Luigi gezeigt hatte. Das konnte er nicht meinen. Biankas Dessousgeschäft?

„Sag mal, spinnst du jetzt total? Das ist der Laden seiner Frau. Ich suche ein Geschenk - und keinen One-Night-Stand." Das war sogar die Wahrheit. Eine Nacht wäre zwar ein Anfang, dachte sie, aber bei weitem nicht genug.

Luigi grinste sie halb unschuldig, halb unverfroren an.

„Nun komm schon, Paul ist toller Mann. Er braucht nur kleinen Wink. Sonst wird das nix, ist einfach viel zu nett."

Christina konnte es immer noch nicht fassen.

„Paul ist vor allem eines: und zwar verheiratet. Und das Geschäft da drüben gehört seiner Frau. Was schlägst du gerade vor: Dass ich in den Laden seiner Frau gehen soll, um Unterwäsche zu kaufen, die ich für ihren Mann anziehe?"

Luigi zuckte nur die Schultern.

„Auch Chef braucht etwas Abwechslung. Ist wirklich gar nix schlimmes. Wir Männer sind halt so." Er schaute Richtung Wäscheladen und legte grinsend einen Finger gegen die Nase. „Geht Frauen ganz genauso."

Christina glotzte ihn nur an, dann ging sie einfach weg. Der Typ war wahnsinnig.

Zurück in ihrer Wohnung hatte sie es noch immer noch nicht verdaut. Was war mit diesem Kerl? Und was war mit Bianka? Hatte Luigi ernsthaft versucht, sie mit Paul zu verkuppeln? Und warum? Vermutlich war er schlicht verrückt. Oder hatte er wirklich was mit Bianka? Versuchte er, ihre Ehe zu hintertreiben? Nun, der Feind deines Feindes ist dein Freund, lautete das Sprichwort. Aber eine Allianz mit diesem Idioten, das ging dann doch zu weit. Sie brauchte keine Anleitung, Paul Ehrlich zu gefallen. Schon gar nicht von Luigi.

Sie ließ sich in den Sessel fallen und überlegte, was sie gelernt hatte. Nicht viel. Luigi hatte ehrlich gewirkt, als er davon ausging, dass das Geschenk von Paul war. Vermutlich hatte er sich auch nur deswegen getraut, überhaupt so weit zu gehen. Er wusste, dass Paul auf sie stand. Und ihr Geschenke machte. Wahrscheinlich hatte er ihn beobachtet und hoffte jetzt, sich bei ihm einzuschmeicheln, wenn er ihm half ihr näher zu kommen. Das machte durchaus Sinn. Sie lächelte zufrieden. Damit war auch dieser Besuch im Einkaufszentrum ein Schritt auf ihrem Weg zu Paul gewesen. Der Gedanke ließ sie an ihren wunden Schambereich denken. Sie sollte etwas machen. Sie hatte keinesfalls vor, ausgerechnet diesen Teil von sich zu schonen. Nicht in naher Zukunft.

Das Gespräch mit der Apothekerin gestaltete sich weniger unangenehm, als sie befürchtet hatte. Die Frau war nur wenig älter als sie und zwinkerte ihr vertraulich zu, als Christina ihr Problem zu erklären versuchte. Wenig später stand sie auf der Straße, eine große Tube entzündungshemmender Creme in der Tasche. Die Apothekerin hatte ihr lang und breit erklärt, wie sie sie anzuwenden habe, und ihr empfohlen, die Creme vor jeder größeren Beanspruchung aufzutragen, schon als Gleitmittel. Christina hätte fast gelacht. Fehlende Schmierung war das letzte ihrer Probleme.

Kaum zu Hause cremte sie sich vorsichtig ein. Das Zeug war kühl auf ihrer Haut und linderte den Schmerz. Es fühlte sich eigentlich ganz gut an. Sogar richtig gut. Sie musste sich zusammenreißen, nicht zu lang zu reiben. Christina fluchte innerlich und zog die Hand zurück. So ging es nicht mehr weiter.

Sie versuchte zu lesen, dann etwas fern zu sehen, aber auch ihre Lieblingsserie erwies sich als völlig ungeeignet, sie länger abzulenken. Sie rief noch eine Freundin an, aber selbst der jüngste Tratsch erfüllte sie mit nichts als Ungeduld. Schließlich gab sie auf. Sie hatte sich eigentlich nicht dazu hinreißen lassen wollen, aber ihre Hemmschwelle war durch ihre erste positive Erfahrung deutlich reduziert. Nur eine kleine Session noch, um die verbleibende Zeit bis Freitag zu überbrücken. Sie schmierte etwas von der neu erworbenen Creme auf den Vibrator, drückte sanft und fühlte, wie das Ei an seinen Platz zwischen ihre Pobacken und tiefer in sie hinein glitt. Das war schon mal nicht schlecht. Der sanfte Druck und das pralle Gefühl vertrieben ihre letzten Bedenken. Sie schaltete den Vibrator ein und fuhr erschreckt nach oben. Zu heftig, und zu schnell. Gott, sie hätte nicht gedacht, dass ihr Hintern so sensibel war. Die Vibration kam über Umwege, aber sie kam definitiv an. Sie spielte mit der Steuerung und fand die beste Einstellung: Ein langer, tiefer Puls. Das fühlte sich gut an, aber würde es genügen? Ohne weitere Stimulation? Sie brauchte was Besonderes, das bisschen extra Stimmung.

Christina hatte sich für die hochhackigen roten Stiefel entschieden, die ihre Beine so zur Geltung brachten, sonst nichts. Aus einer Laune heraus hatte sie die Bommelmütze aufgesetzt, aber dabei blieb es. Sonst war sie völlig sie nackt. Die Beine standen weit auseinander, und die dicken Leder-manschetten, die sie um die Knöchel geschlungen und an den Tischbeinen befestigt hatte, sorgten dafür, dass das auch so blieb. Sie beugte sich über den Tisch, bis ihr Hintern ihr höchster Punkt war. Die hohen Absätze halfen ihr und verlagerten ihr Gewicht zusätzlich nach vorn. Nur ein Kissen, das sie auf den Schreibtisch gelegt hatte, sorgte für ein Mindestmaß an Bequemlichkeit.

Sie beugte sich weiter vor, bis ihre Brüste über der Tischkante sanft hin und her pendelten. Sie versuchte ihre Beine zu befreien, aber die goldenen Schleifen gaben nur wenig nach. Umso besser. Sie streckte ihre Arme aus, fädelte das Schloss durch die Ringe ihrer Armfesseln und ließ es einrasten.

Sie lag vornübergebeugt über dem Schreibtisch, und der tiefe Puls des Vibrators lief durch ihr Becken. Sie zog an ihren Armen, aber das Schloss war sicher befestigt. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Nun, die nächste halbe Stunde nicht. Mehr traute sie sich nicht. Sie hatte zu wenig Erfahrung mit dem neuen Einsatzgebiet ihres Vibrators und keinesfalls vor, sich wieder wund zu reiben. Nicht nach den letzten Erfahrungen. Auch den Zufallsmodus ließ sie aus. Besser, das Gerät war unter Kontrolle. Die nächste Schwingung traf sie, und Christina schloss die Augen. Im Kopf war sie in Pauls Büro. Sie lag auf seinem Schreibtisch, und seine Augen wanderten gelassen über sie hinweg. Paul stand nur schweigend da. Dann lächelte er leise, bevor er beinah beiläufig den Reißverschluss seiner Hose öffnete und seinen Schwanz herausholte. Sie brauchte zwölf Minuten, dann explodierte sie.

Das Schloss öffnete sich pünktlich, und Christina rollte selig vom Tisch herunter. Das war gut gewesen. Erstaunlich gut. Sie blieb noch etwas liegen. Wenn sie dachte, wie dumm und unerfahren sie noch vor wenigen Wochen gewesen war. Wie wenig sie sich ausprobiert hatte. Und dabei hatte sie sich immer als erfahrene Frau gesehen, als jemand, der sich kannte, der seine Bedürfnisse auslebte. Nun, es war nie zu spät, noch mal dazu zu lernen. Nur eine Sache fehlte noch. Der Mann an ihrer Seite. Sie dachte an den anstehenden Freitag. Irgendetwas musste passieren, sonst würde sie noch durchdrehen.

Christina schlief sehr lang nicht ein. Sie war immer noch zu aufgedreht, um Ruhe zu finden. Der Orgasmus, den ihr der kleine Vibrator in ihrem Po verschafft hatte, hatte sie zunächst befriedigt, aber sie brauchte ständig mehr. Ihre Gedanken waren erneut bei Paul. Ob er wusste, dass Luigi hinter seiner Frau her war? Am Ende war es ihm egal. Oder er plante eh, sich zu trennen. Vielleicht wartete er nur auf sie. Wollte sich ganz sicher sein, dass er sie richtig einschätzte. Dass sie bereit war, sich auf ihn einzulassen, seine Vorlieben teilte. Alles machte Sinn. Und trotzdem war sie nicht beruhigt.

Wenn sie wirklich ehrlich war, konnte sie keinen ihrer Verdächtigen mit absoluter Sicherheit von der Liste streichen. Jürgen war vielleicht zu früh aus seinem Urlaub gekommen, früh genug, um ihr das erste Geschenk zu hinterlassen. Walter war zwar unwahrscheinlich, aber auch nicht raus. Auch Pawel konnte sich während seines angeblichen Besuchs in Polen weiß Gott wo rumgetrieben haben. Und Luigi war verrückt, ein eingebildeter, selbstverliebter Casanova, der zu allem fähig war, Affäre mit Bianka hin oder her. Sie musste sich ganz sicher sein. Christina dachte hin und her, um irgendwann doch einzuschlafen. Wenigstens war Donnerstag. Morgen hatte das Warten ein Ende.

Christinas Schlaf war ruhelos. Als sie aufwachte, war es später Mittag. Sie fühlte sich müde und zerschlagen, und ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe. Auch ihre Scham war noch gereizt. Sie trug erneut die Creme auf, und die fettige, dicke Mischung beruhigte ihre brennende Haut. Sonst beruhigte sie leider nichts. Sie überlegte, sich erneut mit dem Vibrator etwas Triebabfuhr zu verschaffen, aber irgendetwas hielt sie ab. Sie brauchte langsam echten Sex. Sie wollte nur noch Paul. Sie aß noch eine Kleinigkeit, dann setzte sie sich ins Auto und fuhr los.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie noch eine gute Stunde bis Dienstantritt hatte. Die Vorstellung, heute vielleicht das letzte Mal im Einkaufszentrum zu sein, hatte etwas Deprimierendes. Nicht, dass sie den Job vermisste. Aber wenigstens hatte sie etwas gehabt, auf das sie hinarbeiten konnte, etwas Aufregendes, das ihrer Woche erst ein Ziel gab. Sie wollte das nicht aufgeben.

Christina lief ziellos durch die Gänge des Einkaufszentrums, immer darauf bedacht, jedes bekannte Gesicht zu vermeiden. Sie setzte sich auf eine Bank und betrachtete die Weihnachtsdekoration. Die Päckchen leuchteten unter den Bäumen, und immer wieder musste eine Mutter ihr Kind gewaltsam davon abhalten, sich einfach eins zu nehmen. Christina grinste freudlos. Die Kinder würden nicht viel Spaß an den Attrappen haben. Auf den Inhalt kam es an, nicht auf das drum herum. Ihr Blick fiel auf den Weihnachtsmann. Er wirkte fast, als würde er sie beobachten, statt umgekehrt. Sein Blick hatte etwas seltsam Wissendes, und sein Grinsen wirkte noch obszöner als zuvor. Sie streckte ihm die Zunge raus, und wie zur Antwort erschallte sein grässliches „Ho Ho Ho." Sie stand auf. Sie hatte genug von dem Weihnachtsrummel.

Walter schaute sie erstaunt an, als sie eine Viertelstunde zu früh durch die Tür kam.

„Du kannst auch gern schon gehen.", begrüßte sie ihn. „Ich brauch dich eigentlich nicht."

Walter schaute sie zweifelnd an, aber dann zuckte er nur mit den Schultern, sammelte seinen Mantel ein und ging.

Christina ließ sich in den Sessel fallen. Sie hatte keinen Plan, und auch keine Energie mehr. Alle ihre Versuche, selber was herauszufinden, waren im Sande verlaufen. Sie war so stolz auf sich gewesen, aber sie war einfach keine Detektivin. Sie hatte Anhaltspunkte, mehr nicht. Wenn heute nichts passierte, wusste sie nicht weiter.

Sie saß vor den Monitoren und betrachtete deprimiert, wie sich die Putztruppe durch das Gebäude voran arbeitete. Normalerweise hätte sie sich an der Aussicht gefreut, das Gebäude bald für sich zu haben, aber sie wusste nicht, wo sie hätte hingehen sollen.

Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Der Raum war eng und muffig, sie musste einfach raus. Sie schnappte sich den Alarm und eine Taschenlampe und stapfte gereizt den Flur entlang. Sie kam an Pauls Büro vorbei. Verschlossen wie er selbst. Kein Schimmer drang heraus. Vorher war er dagewesen. Das Fenster Richtung Atrium war erleuchtet gewesen.

Der Kerl war eine Zumutung. Warum spielte er dieses Spiel mit ihr? Konnte er sie nicht einfach anrufen, wie jeder andere auch? Warum frustrierte er sie so? Sie stapfte wütend weiter.

Das Atrium lag unter ihr, einsam und verlassen. Nichts bewegte sich außer der Weihnachtsdeko. Die Lichter funkelten, und die Anlage dudelte süßliche Lieder. Der Anblick stieß sie ab. Ihre Augen wanderten zu dem Juweliergeschäft. Vermutlich sollte sie sich fernhalten, doch die Aussicht, das Halsband noch einmal zu betrachten, war zu verlocken.

Christina ging zum Schaufenster, aber der Platz, an dem das Halsband gelegen hatte, war leer. Ein sinkendes Gefühl ergriff von ihr Besitz. Sie konnte es nicht fassen. Ein paar Sekunden starrte sie fassungslos auf das kleine rote Kissen, das immer noch den Platz markierte, an dem das Collier gelegen hatte. Enttäuschung wallte in ihr hoch, scharf und brennend. Das Halsband war verkauft. Irgendwo dort draußen lief jetzt eine dicke, hässliche alte Frau mit ihrem Collier durch die Gegend.

Es war völlig irrational, aber irgendwie hatte sie eine Beziehung zu dem Halsband aufgebaut. Der teure Schmuck hatte für alles gestanden, dass sie sich wünschte. Ein Symbol für ihre ganze Zukunft. Und jetzt war er verschwunden. Eine kleine Hoffnung regte sich in ihr. Das Halsband war vielleicht nicht weg. Am Ende hatte es Bianka nur aus dem Schaufenster genommen, um es etwas weiten zu lassen, bevor sie es wieder ausstellte. Christina zögerte, aber dann siegte ihre Neugier. Sie hielte die Karte an den Sensor, und die Tür öffnete sich mit einem leisen Summen.

Im Laden war es dunkel, und nur die Weihnachtsdeko spendete Licht. Christina wagte nicht, die Beleuchtung einzuschalten. Sie wartete, bis sich ihre Augen angepasst hatten, dann ging sie zu der Theke. Sie suchte alles ab, aber das Halsband blieb verschwunden. Ihre Laune wurde immer schlechter. Nichts lief, wie es sollte. Und heute war der letzte Tag. Sie zog die Tür zum Laden zu, frustriert und hoffnungslos.

Das bellende Lachen des Weihnachtsmanns war das letzte, was sie brauchen konnte. Sein „Ho Ho Ho" schlug ihr entgegen, kaum, dass sie die Halle erreichte, und das Echo vervielfachte es. Sie schlug ihm auf die Mütze, dann trat sie kräftig zu. Und diesmal fiel er um. Sie hatte es geschafft.

Entsetzt schaute sie auf die riesige Figur, die vor ihr auf dem Boden lag. Wie sollte sie das erklären? Sie packte den roten Mantel, stemmte ihre Füße in den Boden und zog. Wider Erwarten ließ sich die Figur ohne große Anstrengung aufrichten. Santa wirkte mitgenommen, aber sein fehlendes Gewicht hatte geholfen, eine ernsthafte Beschädigung zu vermeiden. Sie balancierte ihn vorsichtig aus, während sie seine dicke, rote Jacke abklopfte. Die Frage, ob sonst etwas beschädigt war, beantwortete sich von selbst. Er stieß erneut sein Lachen aus, direkt vor ihrem Ohr. Christina ging es durch und durch. Sie wich erschreckt zurück, stolperte und fiel hin. Ihr Gesicht kollidierte beinahe mit dem harten Boden, und nur das große, rote Paket auf dem ihr Schädel landete bewahrte sie vor ernsthaften Blessuren.

Einen Moment blieb sie betäubt liegen und prüfte vorsichtig, ob sie sich verletzt hatte, aber nichts tat wirklich weh. Sie rappelte sich auf und war drauf und dran, auch dem Paket einen kräftigen Tritt zu versetzen, als ihr der Farbton auffiel. Christina hob es hoch. Das war gar keine Deko. Das war genau das gleiche Rot, das sie schon so gut kannte. Auch die Anhänger fehlten nicht. Christina drehte den größeren herum um, und jeder Zweifel schwand. Christina. Ihr Name stand darauf, in der altmodischen, schön geschwungenen Handschrift, die sie so gut kannte.

Ihre schlechte Laune war wie fortgeblasen. Ihr unbekannter Verehrer hatte sie nicht aufgegeben. Sie lief so schnell sie konnte Richtung Wachraum, zog die Tür hinter sich zu und stellte das Päckchen vor sich auf den kleinen Tisch. Einen Moment schaute sie es ehrfürchtig an, bewunderte seine Perfektion, die selbst ihr Aufprall nicht zerstört hatte, dann riss sie es mit fliegenden Fingern auf.

Zum Vorschein kam erst ein Karton, dann eine kleine Schachtel. Mehr als eine Schachtel. Die kleine, rote Kassette war wunderschön lackiert, und eine goldene Schließe zierte den Deckel. Sie wirkte richtig edel. Eine Sekunde hielt sie sich zurück, zögerte die Vorfreude noch etwas hinaus, dann drückte sie auf den Verschluss. Der Deckel sprang auf, und Christinas Atem stockte.

Selbst in dem schwachen Licht der Monitore funkelte das Collier in einem beinah unirdischen Licht. Sie musste sich überwinden, es heraus zu nehmen, als befürchtete sie, die Fata Morgana würde im letzten Moment zerplatzen. Doch das Collier war Wirklichkeit. Sie fühlte sein Gewicht, spürte die kühlen, harten Steine, als sie das Halsband durch die Finger gleiten ließ. Sie war noch immer sprachlos. Dann legte sie es an.

Sie erinnerte sich, wie eng es gewesen war, und schloss es nur ganz vorsichtig, aber das Halsband saß wie angegossen. Es schmiegte sich an ihren Hals, eine kühle, unabweisbare Präsenz, und der sanfte Druck, mit dem es auflag, ließ sie jedes kleine Steinchen fühlen. Es war perfekt.