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Zu Schön, Um Wahr Zu Sein? 02

Geschichte Info
Bauer sucht (immer noch keine) Frau.
13.3k Wörter
4.67
11.5k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 7 teiligen Serie

Aktualisiert 03/02/2024
Erstellt 08/11/2022
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LESERINFO

Man muss für diese Geschichte den 1. Teil kennen.

Es gibt diesmal weniger Sex, dafür mehr Drama und Romantik.

Wenn jemand einen 3. Teil möchte, bitte entsprechend kommentieren (ab 5 Anfragen überlege ich, wie es weitergeht).

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ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN? (TEIL 2)

Pünktlich um 08:00 Uhr erschien das Fernsehteam mit einer Menge an Equipment, die vermutlich die Rolling Stones auf einer Konzerttournee neidisch gemacht hätte. Es wurde wirklich nichts dem Zufall überlassen. Der Hochzeitspavillon wurde auf einer großen Wiese zwischen den Weiden aufgestellt und mit Thonet-Stühlen bestückt. Vermutlich hatte dafür nun ein Wiener Kaffeehaus einen zusätzlichen Ruhetag, weil die Möbel vermietet worden waren.

Die Tiere sahen aufmerksam zu und Teresa war froh, nicht zu wissen, was sie dachten.

Da Marie, die Friseurin und Frank, der Make Up-Artist nun in ihr Zimmer stürmten, konnte sie dem Treiben draußen nicht weiter zusehen. Sie waren nicht einmal höflich genug gewesen, anzuklopfen, wodurch sie einem überrumpelten und entsprechend unfreundlichen Hisbert gegenüberstanden. Tess rief ihn zu sich und lotste ihn dann an den Fremden vorbei ins Freie.

Obwohl Frank und Marie sich wirklich Mühe gaben, konnten sie nicht verbergen, dass Teresa ohnehin kein echtes Mitspracherecht hatte, wodurch das Besprechen des Stylings sehr kurz ausfiel.

Ein paar Minuten, nachdem die beiden in ihr Zimmer gerumpelt waren, kam auch noch ein Kamerateam dazu, im Schlepptau 'ihre beiden besten Freundinnen', die sie noch nie in ihrem Leben gesehen hatte. Offenbar würden sie ihre Brautjungfern werden.

Zu Teresas Glück schienen es Schauspielerinnen zu sein und wussten daher, wie sie sich vor der Kamera benehmen mussten.

"Hallo, Teresa! Ich bin die Nadine und das ist die Manu", stellte eine der beiden sie vor.

"Hallo!" Auch Manu grüßte freundlich.

"Guten Morgen!" Tess war überrascht. "Ist das nicht problematisch, wenn ihr als 'meine Freundinnen' erst mal sagt, wie ihr heißt?"

Nadine lachte. "Nein, alles gut, das wird dann geschnitten. Es wird nur mitgefilmt, falls irgendwas Lustiges oder Außergewöhnliches passiert. Das könnte dann z.B. an einer anderen Stelle verwendet werden."

Manu nickte bekräftigend. Sie war schlank und auch sonst das Gegenteil von Teresa: schwarz gefärbte, lange, glatte Haare, gleichmäßige Sonnenbankbräune, stark geschminkt, künstliche Wimpern, künstliche Fingernägel. Sie wirkte eher wie eine Profitänzerin als wie eine Statistin bei einer Fake-Hochzeit.

Teresa konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sie für Freundinnen halten konnte. Aber gut, sie hätte sich vor ein paar Wochen so manches noch nicht vorstellen können.

Zumindest schienen beide nett zu sein. Nadine war deutlich natürlicher. Lange, kastanienbraune Haare, heller Teint, aber ebenfalls ziemlich stark geschminkt. Sie erklärte Teresa: "Ich bin hier heute deine Anprechpartnerin, wenn du irgendetwas brauchst oder Fragen hast. Natürlich kannst du dich auch jederzeit an Manu wenden, aber ich bin schuld, falls was schief geht."

Alle drei Frauen lachten.

"Vorsicht! Nicht zu viel Mimik! Wir wollen doch nicht, dass die Wimperntusche schon vor dem Ja-Wort verläuft", äußerte Frank seine Bedenken.

"Ist doch noch gar keine drauf!", spöttelte Nadine. Frank grinste.

"Nimm ihn nicht ernst, Tess", sprach Nadine weiter. "Natürlich wird Frank nur gut haftende Produkte verwenden. Erstens ist er ein Profi, zweitens ist ein Kosmetikkonzern der Hauptwerbepartner der Sendung. Die wollen nicht, dass du schon in ein paar Stunden völlig verschmiert bist. Frank ist bloß eifersüchtig. Er wäre gern die Braut!"

Frank schnaubte und verdrehte übertrieben die Augen. "Ja, aber ich würde den anderen Bruder nehmen, den Felix. Der ist so männlich!", spielte er mit.

Den anderen Bruder? Wie viele der Anwesenden wohl wussten, dass sie keinen der beiden Brüder bekommen würde? Waren sie wirklich alle ahnungslos oder durften sie nur nichts verraten? Sie wussten ja nicht, dass Teresa inzwischen eingeweiht war. Und Teresa hatte vor, ihre Rolle gut zu spielen.

"Nix da", widersprach Manu. "Der ist schon für mich reserviert! Erzähl mal, Teresa, ist der noch zu haben?"

Bevor Teresa antworten konnte, warf Marie, die bisher kaum etwas gesagt hatte, ein: "Sicher nicht. Der sieht super aus, hat einen Traumbody, der hat garantiert nicht auf dich gewartet. Oder, Teresa? Der ist verheiratet."

"Geschieden."

Gelächter und Gejohle ertönte.

"Darauf müssen wir trinken!", rief Nadine und stürmte hinaus, um gleich darauf mit einer gekühlten Flasche Prosecco und etlichen Gläsern zurückzukommen.

Teresa protestierte: "Ich habe heute noch nichts gegessen."

"Na und?", konterte Manu. "Beschwipste Bräute sind ganz normal! Wir passen schon auf, dass es nicht zu viel wird. Wenn wir es aus dem Ruder laufen lassen, werden wir nie wieder gebucht."

Als alle ein gefülltes Glas in der Hand hatten, fragte Nadine weiter: "Also, der Felix sieht gut aus und ist geschieden. Und weiter?"

Nach kurzem Überlegen sagte Teresa: "Ich habe noch nie wirklich über ihn nachgedacht. Ich habe mich Hals über Kopf in Hannes verliebt, mir ist bisher nicht einmal aufgefallen, dass er gut aussieht. Außerdem halte ich es da lieber mit Janet aus der Rocky Horror Picture Show: I don't like men with too many muscles."

Erneutes Gekicher und Zuprosten. "Na gut", meinte Frank, "aber das sagt mehr über dich aus als über Felix. Wir wollen was über ihn hören."

"Na ja, also, er ist das mittlere Kind, ist 34 und - soweit ich weiß - seit fünf oder sechs Jahren geschieden. Auf jeden Fall länger geschieden, als die Ehe gehalten hat. Er hat einen ungefähr siebenjährigen Sohn, den ich aber noch nicht kennengelernt habe. Auch seine Ex habe ich noch nie gesehen. Im Gegensatz zu Hannes hat er fertig studiert, ist Betriebswirt hier am Hof und ist wie alle Geschwister sehr am Weiterbestand des Betriebes interessiert. Vermutlich haben sie das alle schon früh von den Eltern gelernt, aber die Mutter lebt nicht mehr und den Vater habe ich nur kurz durch das Fenster gesehen. Er war die letzten beiden Wochen nicht zu Hause."

Teresa achtete genau auf die Reaktion der anderen. Marie beschäftigte sich intensiv mit ihren Haaren und Frank wich ihrem Blick aus. Allerdings beide so, dass Tess sich vermutlich unter anderen Umständen nichts dabei gedacht hätte. Nadine und Manu begegneten ihr mit offenen Mienen und ebensolchen Lächeln. Sie spielten wirklich gut. Teresa nahm sich fest vor, ihnen in nichts nachzustehen.

"Tja, was weiß ich noch über Felix? Nicht viel. Er treibt gerne Sport, das ist ihm auch deutlich anzusehen, aber ich kann gar nicht sagen, welchen. Ich habe nie danach gefragt."

Frank und Nadine seufzten. "Ach, wie schade", sagte Nadine, "mit dem Lebensstil passt er eigentlich nur zu Manu." Sie sah Frank an. "Wir werden die beiden verkuppeln!" Erneutes Gelächter.

"Hey, ich will nicht verkuppelt werden! Schon gar nicht, wenn ich neben euch sitze und es daher weiß!"

Erneut klirrten die Gläser, eine zweite Flasche wurde geöffnet und Teresa dachte, dass der Tag bisher nicht so schlimm war, wie er hätte sein können.

Die Stimmung bei Hannes' Vater war nicht ganz so gut. Auch er wurde von einem Kamerateam begleitet, auch ihm wurde vorgegeben, wie er auszusehen und was er zu tragen hatte. Ihm war es aber ganz recht. Er hätte keinesfalls damit Zeit verschwenden wollen, sich darüber Gedanken zu machen.

Johannes war ein ernster Mann. Das war immer schon so gewesen, hatte sich mit dem Tod seiner Frau jedoch noch verstärkt. Immer noch fragte er sich, wie es seinen Kindern hatte gelingen können, ihn zu dieser Hochzeit zu überreden. Als er dann noch erfahren hatte, dass die junge Frau, die er bisher noch gar nicht kannte, sich in seinen Sohn verliebt hatte, war er drauf und dran gewesen, die Sache abzublasen.

In der Nacht vor der Hochzeit hatten Vater und Sohn lange miteinander gesprochen.

"Hannes, wir haben euch sicher nicht dazu erzogen, auf den Gefühlen anderer Menschen herumzutrampeln! Vielleicht wäre es was anderes, wenn sie auch nur das Geld wollte und der Bräutigam ihr völlig egal wäre. Aber so? Ich hab das Gefühl, dass ich meine Schwiegertochter heiraten soll. Und ich sehe dir doch an, dass du sie auch liebst. Was sagen denn Heike und Felix dazu?"

Hannes schluckte. "Sie wären bereit, auf das Geld zu verzichten, damit wir ein Paar bleiben können."

"Na eben. Das ist die Einstellung, die ich von meinen Kindern erwarte. Was lässt dich zögern? Es wäre viel schöner, wenn wir EURE Hochzeit feiern würden. Ich kenn das Mädel ja nicht, aber wenn ihr drei so viel von ihr haltet, ist sie ganz sicher in Ordnung."

"Sogar mit Sandra hat sie sich angefreundet", schmunzelte Hannes.

Johannes schüttelte den Kopf. "Drachen zähmen kann sie auch noch? Und sie hat aus Hisbert in zwei Wochen einen Hund gemacht, der nicht nur Blödsinn im Kopf hat. Du musst sie nehmen, nicht ich!"

Nach über einer Stunde willigte Hannes ein, Teresa alles zu gestehen. Eigentlich war er erleichtert, schließlich hoffte er ja, dass er mit Tess zusammenbleiben konnte. Seine Chancen, dass sie ihm verzieh, lagen vielleicht etwas über Null, wenn er sie wenigstens warnte, was am nächsten Tag auf sie zukommen würde.

Während er sich anzog, ließ Johannes das Gespräch mit seinem Sohn noch einmal Revue passieren. Ihm war wirklich nicht wohl bei der Sache, aber Hannes hatte ihm versichert, dass Teresa immer noch bereit war, die Hochzeit durchzuziehen. Hut ab, die Frau hatte Rückgrat. Oder sie war komplett verrückt, so wie er und seine Familie.

Pünktlich um 15.00 Uhr begann die Zeremonie. Johannes stand mit dem Rücken zu den Gästen bereits vor dem geschmückten Tisch, hinter dem der Standesbeamte wartete.

Teresa wurde von Nadine und Manu hinausbegleitet. Sie war mit ihrem Aussehen überhaupt nicht zufrieden, hatte es aber ebenso stoisch akzeptiert wie alles an diesem Tag.

Natürlich war sie nicht verunstaltet, Marie und Frank hatten sich alle Mühe gegeben und sie in eine perfekte Fernsehbraut verwandelt, aber sie war eben nicht sie selbst. Und erst das Kleid...

Es war ein Traum in Weiß, um das sie sehr viele Frauen beneidet hätten. Nur leider war es das Gegenteil dessen, was Teresa bei ihrer Hochzeit tragen wollte. Es war ein voluminöses Tüllungetüm, das eventuell in eine Kirche, aber sicher nicht zu einer standesamtlichen Trauung passte. Das Oberteil war trägerlos und musste entsprechend eng sitzen, um nicht herunterzurutschen. Bei eher molligen Frauen wie Teresa ergab sich dabei eine unschöne Speckwulst an der Oberkante des Kleides. Zusammen mit dem aufgesteckten Haar und dem darauf drapierten Schleier fühlte sich Tess wie ein Cupcake. Unten weiß und gerafft, darüber der Teig, der aus dem Förmchen quoll und darauf ein weißes Topping. Ganz toll.

Sie straffte die Schultern und dachte daran, dass das hier nicht wirklich "ihre" Hochzeit war, sondern letztlich ein Job, mit dem sie in vergleichsweise kurzer Zeit 50.000 Euro verdienen würde. Keine seriöse, ehrliche Arbeit konnte da mithalten.

Flankiert von ihren Brautjungfern schritt sie eine Art Laufsteg entlang nach vorne. Links und rechts von ihr standen zahlreiche Reihen mit jeweils 3 Stühlen, darauf ca. 100 Gäste, die sie alle nicht kannte. Vermutlich ebenfalls Statisten.

Dank dieser Menschen wurde sie am Weg nach vorne bejubelt und von einer unglaublichen Menge Seifenblasen begleitet. Teresa lächelte glücklich. Wenn sie den Tag schon überstehen musste, würde sie sich wenigstens über die Dinge freuen, die ihr Spaß machten. Für die Zuschauer, die die Sendung irgendwann sehen würden, wäre nicht erkennbar, dass hier nicht Freunde und Familie eine Überraschungsparty arrangiert hatten.

Als ob so viele nahestehende Personen das Geheimnis wirklich bewahrt hätten. Zumindest in Teresas Umfeld wäre kaum jemand bereit gewesen, sie nicht zu warnen. Tess spürte ein warmes Gefühl der Rührung in sich aufsteigen, als sie an die Menschen dachte, die sich zu ihrem Wohl niemals für diese Lüge hergegeben hätten. Weil sie ihnen wichtig war.

Teresa richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Personen vor ihr und wurde langsamer. Sie hatte Hannes in der ersten Reihe der Gäste erkannt und auch, dass ganz vorne ein unbekannter Mann auf sie wartete.

Sie blieb stehen, Nadine und Manu hinter ihr. Verunsichert schaute Tess zwischen den beiden Männern hin und her. Hannes senkte den Blick und errötete. Sein schlechtes Gewissen war echt, das erleichterte ihm die Schauspielerei ungemein.

Schließlich räusperte sich Johannes, lächelte und streckte Teresa die Hand entgegen. Sie ging zögernd die letzten Schritte auf ihn zu, ergriff sie jedoch nicht. Sie ließ den Brautstrauß sinken, sah sich um und fragte dann: "Wer bist du und wieso stehst du da und nicht mein Bräutigam?"

Johannes räusperte sich erneut. "Ich bin Johannes, Joe, und ich bin dein Bräutigam."

Teresa spielte ihren Schock oskarreif. Sie wurde blass, schwankte leicht und sah dann verletzt zu Hannes nach hinten. Dieser wurde von seinen Geschwistern beobachtet. Als ihm Tränen in die Augen stiegen, sprang er auf und eilte davon.

Innerlich triumphiert Tess. Das hatte er verdient. Wieso sollte sie einen anderen heiraten und für Hannes bliebe alles gleich? Auch er sollte sich schlecht fühlen, so wie sie in der vergangenen Nacht.

Schließlich stand Felix auf und ging Hannes nach, ein zweites Kamerateam lief hinterher. Der Regisseur war höchst zufrieden.

Teresa wurde nun über die neue Situation aufgeklärt und in Großaufnahme dabei gefilmt, wie sie von ihren "besten Freundinnen" gestützt und getröstet wurde.

Johannes sah aus, als wäre er sogar im Inneren eines Vulkans lieber als hier. Teresa straffte sich trotzig und ging zu ihm, Felix kehrte mit Hannes zurück.

Die Zuschauer würden ihr Spektakel bekommen. Panem et circenses.

Die restliche Zeremonie verlief ohne Zwischenfälle. Braut und Bräutigam waren sehr ernst, gaben aber an den richtigen Stellen die richtigen Antworten und das Ja-Wort und verliehen der Sache dadurch überraschend viel Würde.

Danach begann die Feier. Glückwünsche, Brauttanz, Torte, Teresa nahm es inzwischen gelassen. Sie hatte beschlossen, die ganze Hochzeit als Generalprobe zu betrachten, falls sie tatsächlich noch einmal in ihrem Leben heiraten sollte. Immerhin hatte sie heute feststellen können, dass sie definitiv kein großes Fest wollte, selbst wenn sie die Gäste selbst aussuchen könnte.

Die Kamera blieb ihnen ständig auf den Fersen, allerdings hatte sich der Regisseur Hannes als Hauptopfer herausgepickt, da der ganz offensichtlich tatsächlich litt.

Teresa und Joe plauderte entspannt.

"Joe, hast du schon bemerkt, dass Felix und Manu sich die ganze Zeit über schon aus den Augenwinkeln taxieren?"

"Schon, oder? Ich war nicht sicher, aber wenn es dir auch aufgefallen ist..."

"Doch, doch. Leider haben es die Fernsehleute auch schon bemerkt. Sobald Manu von meiner Seite weicht, halten sie drauf. Wir könnten sie ein bisschen ablenken, indem ich meine Sachen packe und zu dir ziehe. Hilfst du mir?"

"Sicher, das ehemalige Zimmer von Heike ist inzwischen ein Gästezimmer, das kannst du gerne übernehmen, aber es ist noch nicht renoviert. Man erkennt leider noch, dass du vom neuen ins alte Haus ziehst. Aber natürlich habe ich das Zimmer für dich hergerichtet. Ein eigenes Bad ist auch dabei. Birgit, meine Frau, wollte Streitereien um das Bad verhindern, als die Kinder älter wurden."

Gemeinsam überquerten sie den Hof, um Teresas Sachen zu packen und in Heikes Zimmer zu schaffen, das Kamerateam und Hisbert mit ihnen. Für den Hund war es ganz selbstverständlich, ebenfalls umzuziehen. Wo Tess hinging, würde auch er hingehen. Seine Welt war damit tadellos in Ordnung. Er war zu beneiden.

Währenddessen hatte Felix endlich den Mut aufgebracht, Manu anzusprechen. Sie hatten ein wenig miteinander geplaudert, sich sympathisch gefunden und waren zur Bar gegangen. Manu hatte bereits Feierabend und war zu Tequila mit Orange und Zimt übergegangen. Felix blieb beim Bier und war noch deutlich nüchtener.

Um 01:15 Uhr zog das Fernsehteam endlich ab. Sie hatten genug Material, um die Sendung daraus zu schneiden. Nadine verließ die Feier mit ihnen. Von den fremden Gästen war noch ein harter Kern von etwa 30 Personen geblieben.

Teresa, Hannes und Joe hatten sich gemeinsam an einen der kleineren Tische gesetzt und naschten von den Resten des ausgezeichneten Buffets. Heike war längst zu Mann und Kindern nach Hause gefahren.

Die drei lehnten gemütlich in ihren Stühlen und beobachteten wieder Felix und Manu. Zwischen den beiden prickelte es, das war unverkennbar. Ebenso unverkennbar war, dass Felix sich nicht traute, seinen Arm um Manu zu legen. Ihren nackten Oberarm zu berühren, war seine bisher mutigste Aktion.

Als um 02:00 Uhr die Band das letzte Lied ankündigte, fragten sich die drei Zuschauer, ob Felix sich ein Herz fassen und Manu endlich zum Tanzen auffordern würde. Es war seine letzte Chance. Tatsächlich, er war betrunken genug, um sich ein Herz zu fassen! Teresa, Hannes und Joe jubelten ihm zu.

Felix sah zu ihnen hinüber. Es war ihm nicht bewusst gewesen, dass er seit Stunden unter Beobachtung stand. Er wurde rot.

Manu dagegen freute sich ganz offensichtlich über Felix' Einladung und schwebte regelrecht mit ihm zur Tanzfläche. Es erklang 'Save the last dance for me'.

"Wie passend!", grinste Teresa. "Wieso?" Beide Männer sahen sie ratlos an.

"Hört mal auf den Text des Liedes, der ist wirklich schön. Es geht darum, dass ein Mann einer Frau den Spaß gönnt, mit anderen zu tanzen und zu lachen, aber den letzten Tanz soll sie für ihn reservieren, weil er der sein wird, der sie nach Hause fährt und in dessen Armen sie die Nacht verbringt."

Hannes sah seinem Bruder nachdenklich zu. "Meinst du, dass es bei den beiden heute Nacht auch so weit kommen wird?"

"Nein", war Joe sicher. "Felix war immer schon schüchtern. Der kommt nach mir."

"Was auch immer passieren wird, ich geh jedenfalls jetzt ins Bett. Groß feiern war noch nie meine Welt und ich bin völlig fertig." Theresa stand auf und ging zu Joes Haus. Hisbert wurde dabei aus den unzähligen Stofflagen gekippt, die sich beim Sitzen zu Teresas Füßen gebauscht und in denen er es sich gemütlich gemacht hatte. Schlaftrunken tappte er nun hinter ihr her zu seinem neuen Schlafplatz.

Hannes und Joe sahen den beiden hinterher. "Sie ist wirklich eine ganz Nette", stellte Joe fest. "Die passt gut zu uns."

"Ja, sie hat in 2 Wochen alle hier erobert. Mensch, Tier und ganz besonders Hissi. Der dreht sich nicht mal mehr nach mir um, wenn Tess und ich uns bei einer Weggabelung trennen", seufzte Hannes. Joe schmunzelte.

Felix hatte geplant, die Nacht ebenfalls in seinem alten Zimmer zu verbringen. Dass ihn eine sexy Frau begleiten würde, hatte er allerdings nicht erwartet. Eng umschlungen ging er mit Manu ins Haus.

Manu hatte viel zu viel getrunken. Sie spürte, dass sie schwankte. Wie war das passiert? Ein Schwips kam schon mal vor, aber derart übertrieben hatte sie es schon seit ihrer Teenagerzeit nicht mehr. Egal, sie war verliebt. Zumindest fühlte es sich im Moment so an. Sie kuschelte sich noch enger an Felix.

Kichernd und ungeschickt polterten sie die Stufen hinauf. Herbert, der immer schon bei Joe und seiner Frau gelebt hatte, kam aus dem Wohnzimmer und sah ihnen fragend nach. Heute war wirklich nichts so, wie er es gewöhnt war.

Kaum fiel die Tür hinter Manu und Felix ins Schloss, als er sie auch schon dagegendrängte und leidenschaftlich küsste. Sie war beinahe so groß wie er. Manu legte die Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss innig. Sie roch und schmeckte das Bier, das Felix getrunken hatte, war aber viel zu benebelt, um es bewusst wahrzunehmen. Sie schob Felix das Sakko von den Schultern und versuchte, die Hemdknöpfe zu öffnen. Es gelang ihr nicht. Felix befreite sich von Jackett und Hemd und schälte Manu aus ihrem Kleid, ohne das Küssen zu unterbrechen. Er war richtig stolz auf sich, dass ihm das mit seiner begrenzten Übung und dem nicht mehr ganz klaren Kopf so gut gelang. Vielleicht fiel ihm auch nur seine Ungeschicklichkeit nicht mehr auf. Egal.