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Zu Schön, Um Wahr Zu Sein? 02

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"Das ist Felix!"

Beide Frauen sagten es gleichzeitig, aber während Manu es zärtlich betonte, war Annettes Entsetzen nicht zu überhören.

Manu fiel aus allen Wolken. "Du kennst ihn?"

Annette nickte. "Ja, wir sind im selben Ort aufgewachsen. Ein winziges Kaff, jeder kennt jeden. Und ich rate dir dringend, lass die Finger von ihm."

"Warum??" Manu war schockiert.

Beide Frauen setzten sich auf die Bank, auf die sie ihre Sachen gelegt hatten.

"Felix ist längst nicht so nett, wie er tut. Wenn ihm etwas nicht gefällt oder er die Geduld verliert, kann er schon mal ungemütlich werden."

"Was meinst du damit? Das ist das totale Gegenteil von allem, was ich bisher mit ihm erlebt habe!"

"Glaub' ich dir, aber das ist nur die Fassade." Annette stockte. "Ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll..." Sie blickte betreten zur Wand, als sie weitersprach. "Ich kenne auch seinen Sohn und der leidet ziemlich unter seinem Vater. Blaue Flecken sind da keine Seltenheit. Inzwischen will er Felix schon gar nicht mehr treffen. Und von seinen Ex-Freundinnen hört man auch immer wieder, dass er sich im Bett holt, was er will, wenn eine mal keine Lust hat." Sie seufzte. "Das geht mich alles nichts an, ich möchte nur, dass du gewarnt bist!"

Absolut sprachlos starrte Manu sie an.

Beim nächsten Treffen mit Felix blieb Manu auf der Hut. Jede Bewegung, jeden Blick versuchte sie zu analysieren. Sie hatte ihn im Büro abgeholt und stand nun neben seinem Schreibtisch, während er den PC herunterfuhr. Außer ihnen war niemand mehr hier.

"Wir treffen uns jetzt schon seit Monaten, wann lerne ich denn einmal deinen Sohn kennen?"

Felix zögerte. "Das kann ich dir leider nicht beantworten, wir sehen uns kaum."

"Wieso nicht?"

"Lange Geschichte", wich Felix aus.

Manu wollte sich auf den Weg zur Tür machen, als Felix sie an der Schulter zurückhielt und sie umarmte. Er war nicht grob gewesen, trotzdem war irgendetwas anders.

Sie stützte die Handflächen gegen seine Brust und wollte sich von ihm lösen, er jedoch zog sie fester an sich und begann sie zu küssen. Er verhielt sich genau so, wie Annette vorhergesagt und Manu befürchtet hatte.

"Lass mich los!", schrie Manu ihn an und stieß ihn von sich. Sie drehte sich hastig zur Tür um, lief in den Hof, wo sie beinahe mit Hannes und Teresa zusammenstieß, sprang in ihr Auto und brauste davon.

Inzwischen war auch Felix ins Freie gestürmt, rieb sich die Hüfte, mit der er gegen die Tischecke geprallt war und sah fassungslos dem kleinen weißen Wagen nach.

"Was ist denn los?" Teresa sah zu Felix.

"Ich habe keine Ahnung. Ehrlich! Ich wollte sie küssen, wie schon so oft. Plötzlich stößt sie mich gegen den Schreibtisch und rennt los."

Felix war derart fassungslos, dass er Hannes leid tat. "Sie wird sich schon beruhigen. Ich gehe später mit Papa auf ein Bier, kommst du mit?"

"Danke, aber ich fahre heim und versuche dann, Manu zu erreichen." Felix ging zu seinem Fahrrad.

Hannes sah zu Tess hinunter. Ihr BH-Träger war über ihre Schulter heruntergerutscht. Es war wahrscheinlich der letzte halbwegs warme Tag des Jahres und sie hatte sich noch einmal für ein ärmelloses Shirt entschieden. Sie sah seinen Blick und wollte den Träger wieder nach oben schieben, er verhinderte es jedoch, indem er mit dem Daumen von der Schulter nach unten strich und Teresa den Weg abschnitt.

Sie lächelte Hannes an. Wieder einmal stockte ihm dabei der Atem. Er hatte romantische Bücher oder Filme nie gemocht, er hatte sie stets zu schwülstig und übertrieben gefunden. Doch mit Teresa war alles anders geworden. Er liebte sie jeden Tag mehr.

"Wir hatten noch nie Sex im Büro," flüsterte er ihr zu.

Tess schmunzelte. "Vermute ich richtig, dass du das gerne jetzt ändern würdest?"

Auch Hannes grinste. Am Weg ins Gebäude sagte Tess: "Ich habe noch nie so viele Kondome in einer fixen Beziehung verbraucht wie mit dir."

"Dann spring mal über deinen Schatten und akzeptiere mich verschwitzt und stinkend", zog Hannes sie auf.

"Sicher nicht! Ich will nichts Ungewaschenes in mir. Weder Lebensmittel von oben, noch dich von unten. Und ich kann keinesfalls warten, bis du dich gewaschen hast."

Teresa drängte sich an Hannes und schob ihn dabei gegen Heikes Tischkante. Sie küssten sich leidenschaftlich. Hannes schob seine beiden Hosen zu seinen Knöcheln hinunter, setzte sich auf den Tisch und lehnte sich auf seine Hände gestützt ein Stück nach hinten. Seine Erektion streckte sich dadurch Tess entgegen, die das Kondom aus der Hülle nahm und die Spitze so in den Mund saugte, dass der Ring vor ihren Lippen blieb. Sie griff nach dem Penis und rollte nur mit Zunge und Lippen das Kondom über ihn. Als sie mit dem Blowjob begann, rollte sie nur noch das letzte Stück mit der Hand ganz nach unten. Sie hatte sich dabei leicht zur Seite gedreht, um Hannes eine möglichst freie Sicht zu bieten.

Er stöhnte. Er hatte noch nie eine so leidenschaftliche Freundin gehabt. Vermutlich hatte sie dadurch auch deutlich mehr Erfahrung als er, aber darüber wollte er nicht nachdenken. Obwohl Hannes nun der Nutznießer war, plagte ihn ein wenig die Eifersucht. Schnell schob er diese Gedanken von sich. Das war definitiv der falsche Zeitpunkt. Er konzentrierte sich wieder auf Teresa. Der Anblick, der sich ihm bot, war so erotisch, daß er Tess schließlich stoppte. Er wollte seinen Orgasmus mit ihr haben.

Also schob er sie von sich, sah zu, wie sie sich Schuhe und Jeans mitsamt Slip auszog und half ihr, sich rittlings auf ihn zu setzen. Es wurde ein wilder Ritt.

Als sie sich einigermaßen erholt hatten und versuchten, alle Dinge wieder korrekt auf Heike Tisch zu platzieren, musste Hannes plötzlich lachen.

"Seit Manu Felix immer wieder vom Büro abholt, hat Heike ihm verboten, seine Kinder auf ihrem Tisch zu zeugen. Uns hatte sie offenbar nicht im Verdacht."

"Wie haben kein Kind gezeugt und daher nicht gegen ihr Verbot verstoßen", grinste Teresa. "Oder hat sie explizit gesagt, dass sie keinen fremden Schweiß oder Schlimmeres auf ihrem Tisch will?"

"Glaube nicht. Soll ich sie fragen?" Beide lachten.

-------

Viele Wochen lang beobachtete die Familie, wie es Felix immer schlechter ging. Manu war für ihn einfach nicht mehr erreichbar. Er litt furchtbar, wurde immer hohläugiger und wortkarger und die Fehler, die er bei seiner Arbeit machte, häuften sich.

Alle begannen, sich Sorgen zu machen. Auch Teresa sprach darüber mit Sandra.

"Ich würde wirklich gerne mit Manu reden. Es kann doch nicht sein, dass monatelang die Welt rosarot ist und grundlos ist plötzlich alles anders."

"Für Manu war es wahrscheinlich nicht grundlos", erwiderte Sandra.

"Kann leicht sein, aber ich will es einfach wissen. Wenn sie nur ein bisschen die Frau ist, für die ich sie halte, leidet sie genauso wie er. Also wozu das Ganze? Ich kann nicht einfach weiter zusehen, ohne etwas zu unternehmen. Ich fahre am Samstag zu ihr, vielleicht habe ich Glück und treffe sie daheim an."

Spontan beschloss Sandra, Tess zu begleiten.

Samstags kurz vor 11:00 Uhr läuteten sie an Manus Tür. Die Frau, die ihnen öffnete, sah weniger aus wie Manu als vielmehr wie der Mensch gewordene Liebeskummer und damit wie eine weibliche Version des aktuellen Felix'.

Sie war grau im Gesicht, viel zu dünn, hatte fettige Haare und die Jogginghose, die sie trug, war schmuddelig. Lediglich das T-Shirt schien leidlich sauber zu sein.

Wortlos gab sie die Türe frei und ging den beiden Freundinnen voran ins Wohnzimmer. Dort herrschte Chaos. Unzählige benützte Taschentücher und DVDs mit Liebesfilmen lagen herum.

Manu hob eine Decke vom Boden auf, wickelte sich ein, obwohl der Raum gut geheizt war und ließ sich mit geschlossenen Augen auf die Couch fallen.

Teresa war entsetzt. "Um Himmels willen, Manu, was ist passiert?"

"Ich habe mich von Felix getrennt, das ist passiert."

"Ja, das ist uns aufgefallen", erwiderte Sandra trocken. "Wir wollen wissen, was passiert ist, bevor das passiert ist."

"Ich will nicht darüber reden!", war die Antwort.

"Wir aber schon und wenn ich dich so ansehe, solltest du das auch wollen."

Teresa bewunderte Sandra für ihre resolute Art. Sie selbst hätte es wesentlich netter und mitfühlender versucht, aber es schien so, als würde Sandras Forschheit die Sache voranbringen.

Zumindest setzte Manu sich auf und funkelte die beiden wütend an.

"Hat euch Felix geschickt? Der sollte doch ganz genau wissen, was los ist. Schließlich war er dabei!"

"Blödsinn. So gut solltest du mich schon kennen, dass ich mich von niemandem irgendwo hinschicken lasse. Er weiß gar nicht, dass wir hier sind. Das ist aber jetzt auch nicht das Thema. Das Thema ist vielmehr, dass ihr beide grauenhaft ausseht. Ihr seid beide unglücklich, vernachlässigt euch und kommt beide ganz offensichtlich nicht mehr mit eurem Alltag zurecht. Also? Was ist los?"

Manus Augen füllten sich mit Tränen. Sie sah weg, dann flüsterte sie kaum hörbar: "Er hat versucht, mich zu vergewaltigen."

Sandra und Teresa blieb der Mund offen stehen. Beide waren sicher, dass das nicht stimmte, aber es wäre unklug gewesen, das Manu an den Kopf zu werfen.

Teresa übernahm. Sie setzte sich zu Manu auf das Sofa und drückte sie an sich. "Das ist ja furchtbar", sagte sie leise. "Möchtest du es uns erzählen?"

Stockend und schluchzend rückte Manu mit der ganzen Geschichte heraus. Sie erzählte aus ihrer Sicht die Wahrheit, aber ihre Besucherinnen erkannten, dass objektiv gesehen nichts dergleichen geschehen war. Umso schlimmer war es, dass Manu es ganz anders empfand.

"Wieso glaubst du, dass Felix so etwas tun würde?", fragte Teresa sanft.

"Weil er es schon mehrmals getan hat."

Tess und Sandra sahen sich an.

"Er hat dich schon vergewaltigt?"

"Nicht mich, aber andere Frauen. Und außerdem schlägt er seinen Sohn. Er hat selbst gesagt, dass er ihn nicht oft sieht."

Sandra blickte nachdenklich drein. "Woher weißt du das alles? Kennst du eine dieser Frauen?"

Manu schüttelte den Kopf. "Nein, aber eine Freundin aus dem Fitnessstudio kennt Felix schon seit ihrer Kindheit. Sie hat es mir erzählt. Ich bin so unglücklich! Ich dachte, endlich hätte ich wiedereinmal einen wirklich Netten kennengelernt und dann das. Ich vermisse ihn so sehr, aber in seinem Büro hatte ich so schreckliche Angst vor ihm, dass ich ihn nie wieder sehen möchte."

In ihren Sessel gelehnt suchte Sandra etwas in ihrem Telefon. Schließlich vergrößerte sie einen Bildausschnitt und zeigte Manu einen Schnappschuss.

"Ist das deine Freundin? Annette?"

Manu stutzte. "Ja, stimmt, wieso wusstest du das?"

"Weil sie mir das auch einmal erzählt hat und ich genauso darauf hereingefallen bin wie du. Ich lernte Annette über ihren Bruder kennen. Er war ein Arbeitskollege und wir waren beide im Tierschutz engagiert. Wenn wir Hilfe bei Texten brauchten, haben wir uns an sie gewandt. Annette und ich haben uns schließlich angefreundet. Als ich bei Joe am Hof zu arbeiten begann, erzählte ich ihr von meiner Schwärmerei für Felix. Mehr war es zwischen uns nie. Da hat sie mir das selbe Märchen aufgetischt, von wegen Misshandlung und Vergewaltigung. Natürlich nicht so drastisch mit diesen Worten, das hätte ich nicht geglaubt. Sie hat nur sehr geschickt und ganz subtil Ängste geschürt."

Manu schluchzte auf. "Aber warum tut sie das?"

"Sie ist Felix' Ex-Frau und immer noch höllisch eifersüchtig. Sie hat ihm die Trennung nie verziehen und macht ihm das Leben schwer, wo sie nur kann. Sie ist es auch, die Sohn und Vater voneinander fern hält."

Manu wurde schlecht. Wie hatte sie nur so dumm sein können?

"Ich habe alles ruiniert!", schluchzte sie. Teresa und Sandra hingegen glaubten an eine Chance der Beziehung und als Manu sich endlich beruhigt hatte, setzten sie sich zu einem Kaffee mit Schuss in die Küche und besprachen die Optionen.

Möglichkeit 1: alles so lassen, wie es war

Möglichkeit 2: sich mit Felix aussöhnen und danach getrennter Wege gehen

Möglichkeit 3: sich mit Felix aussöhnen und vor dem Eklat anknüpfen

Manu hoffte auf Möglichkeit 3, letztlich würde es aber Felix' Entscheidung sein. Er hatte die Wahl zwischen 2 und 3, denn auf ein Gespräch mit ihm würde Manu bestehen, wenn es auch nur irgendwie möglich war.

Als sie wieder alleine war, kramte sie in ihrem Kartenfundus und suchte das schönste Weihnachtsmotiv heraus, das sie hatte. Manu besaß die Karte seit Jahren, fand sie aber so schön, dass sie sich nie überwinden konnte, die Karte tatsächlich einmal zu verwenden. Sie hatte sie für einen "besonderen Menschen" aufgehoben.

Dann schrieb sie einige Entwürfe auf ihren Küchenblock und als sie mit dem Text zufrieden war, übertrug sie ihn in die Karte, adressierte sie an Felix, suchte eine Briefmarke, duschte, wusch sich die Haare, zog saubere Kleidung an und spazierte zum Postkasten.

Dienstags kam das Kuvert bei Felix an. Als er abends die Post des Tages durchsah, fiel es ihm aufgrund des Weihnachtsmotives sofort auf. Es war erst Anfang Dezember, wer schickte denn so früh schon Weihnachtspost?

Er öffnete den Umschlag, las den Text und musste sich erst einmal setzen. Sein Herz raste und sein Mund wurde trocken.

In der Karte stand:

Lieber Felix! (Ich hoffe, ich darf dich noch 'Lieber' nennen.)

Ich wollte dir einen langen Brief schreiben und dir mein Verhalten erklären. Nach vielen Versuchen habe ich es aufgegeben und bitte dich um ein Treffen für eine Aussprache.

Falls du bereit bist, mir zuzuhören, lade ich dich ein, am Heiligen Abend um 18.00 Uhr zu mir zu kommen. Ich weiß, dass du diesen normalerweise mit deiner Familie verbringst, aber es ist das Fest der Liebe und des Friedens, was mich hoffen lässt, dass zwischen uns wieder Frieden herrschen könnte.

Natürlich hättest du jeden Grund, dir zu denken: tja, liebe Manu, ist ja nett, aber zu spät.

Wie auch immer du dich entscheidest, lass es mich bitte wissen und ignoriere die Karte nicht komplett.

In Liebe

Manu

Felix musst ein paar Mal tief durchatmen. Hier war sie, die Möglichkeit zur Aussöhnung, auf die er so oft gehofft hatte. Doch noch viel mehr gab ihm die Unterschrift zu denken. In Liebe. Sie hatten bisher bei ihren Treffen noch nie von Liebe gesprochen. Es war mehr als eine Freundschaft gewesen, Felix wusste aber nicht, ob man ohne Sex von einer Beziehung sprechen konnte. Und er war absolut sicher, dass Manu die Formulierung absichtlich gewählt hatte. Sie war niemand, der diese Worte als reine Abschiedsfloskel wahllos einsetzte.

Er zog sein Telefon aus der Tasche und schrieb an Manu nur zwei Buchstaben: OK.

Danach rechnete er die Tage, Stunden und Minuten bis zu ihrem Treffen aus und stellte den Coundown ein.

Nur wenige Tage später trafen sich Hannes und Heike bei Joe zu einem schnellen Imbiss in der Mittagspause. Felix wollte etwas besorgen und fehlte. Die Gelegenheit war günstig.

Joe fragte: "Dem Felix scheint es wieder besser zu gehen. Hat er sich endlich von der Trennung erholt?"

"Scheint so. Oder die beiden haben endlich miteinander geredet. Man bekommt keine Antworten, wenn man ihn fragt", antwortete seine Tochter.

Hannes erwiderte: "Teresa und Sandra waren bei Manu, wisst ihr das gar nicht?"

"Nein, wussten wir nicht. Oder zumindest ich nicht. Du?" Heike sah zu ihrem Vater, der den Kopf schüttelte. "Was war? Haben sie etwas erfahren? Was hat Teresa dir erzählt?"

"Sie hat nichts erzählt", sagte Hannes. "Nur dass sie dort waren, mit ihr geredet haben und alles Weitere jetzt an Felix liegt."

"Wieso an Felix? Ich bin sicher, dass es nicht seine Schuld war!", verteidigte Heike sofort ihren kleinen Bruder.

"Fahr doch MICH nicht so an, war ich dabei? Von Schuld oder Unschuld hat Tess überhaupt nichts gesagt! Du weißt genau, dass sie viel zu loyal ist, um irgendetwas auszuplaudern!", fauchte Hannes zurück.

Joes ruhige Art bremste beide: "Über etwas streiten, von dem wir nichts wissen, bringt doch nichts. Teresa hat es sicher nicht als Schuldzuweisung gemeint. Egal, was sie mit Manu besprochen hat, es scheint Felix besser zu gehen. Dafür bin ich ihr dankbar."

Er ließ nichts auf die junge Frau kommen, die er sehr schätzte und an die er immer als 'seine Schwiegertochter' dachte, obwohl sie beide noch verheiratet waren.

Kleinlaut sahen die Geschwister zu ihm. "Ja, eh. Vielleicht will Felix deshalb heuer am 24. nicht zu uns kommen. Ich dachte, es wäre ihm noch zu viel Trubel." Heike war erleichtert.

Währenddessen stand Felix in der Garderobe eines Herrenausstatters und ließ sich die Hosenlänge des Anzugs anmessen, der Manu beim Bummeln im Schaufenster so sehr gefallen hatte. Fieberhaft überlegte er, welche Blumen er ihr mitbringen könnte.

Endlich war der Heilige Abend da. Pünktlich um 18.00 Uhr läutete Felix bei Manu. Seine Nerven und seine Hände flatterten gleichermaßen. Erneut atmete er tief durch, biss sich auf die Lippen und wartete auf das Öffnen der Tür.

Auf der anderen Seite derselben ging es Manu nicht besser. Wie alle Frauen hatte sie sich bereits am Vortag überlegt, was sie tragen wollte, ein paar Stunden vor dem Termin alles wieder verworfen und dann ewig Outfits probiert, mit denen sie nicht zufrieden war. Letztlich hatte sie sich für die ursprüngliche Planung entschieden. So weit, so normal. Dann schminken, falsche Wimpern kleben, beides wieder entfernen, weil Felix zu viel Künstliches nicht mochte, neu schminken. Sehr dezent. Perfekt. Nun zur Frisur.

Manu mochte ihre Haare am liebsten ganz glatt. Sie hatte von Natur aus eher kräftige Wellen und brauchte normalerweise viel Zeit für das Glätten. Ausgerechnet heute gelang es nicht. So ein Mist. Also erneut anfeuchten, ohne das Make Up zu verschmieren, Lockenschaum verteilen und aus den Wellen Locken föhnen. So hatte Felix sie noch nie gesehen, hoffentlich schlug sie ihn damit nicht gleich wieder in die Flucht.

Geschafft. Gesicht und Haare nach Wunsch. Noch 14 Minuten bis 18.00 Uhr, Felix würde wahrscheinlich pünktlich sein.

Verdammt, sie hatte völlig vergessen, dass das enge Oberteil, für das sie sich entschieden hatte, über den Kopf gezogen wurde. Mit glatten Haaren wäre das kein Problem gewesen, aber die fertig modellierten und fixierten Locken waren dafür ungeeignet. Manu war kurz vor dem Verzweifeln. Wäre ihr das Treffen nicht so extrem wichtig gewesen, wäre nichts davon ein Problem gewesen. Alles hätte geklappt und wenn nicht, hätte sie es mit einem Achselzucken hingenommen. ABER NICHT HEUTE!

Also noch einmal zum Kleiderschrank. Manu rotierte innerlich. Sie riss ein klassisches schwarzes Cocktailkleid heraus. Rasch Unterwäsche und die halterlosen Strümpfe umziehen, sie hatten jetzt die falsche Farbe. Der Zipp des Kleides blieb beim Öffnen stecken. Verdammt, das konnte doch wohl alles nicht wahr sein!

Manu begann zu schwitzen und hoffte, dass Make Up und Haare trotzdem hielten.

Endlich! Das Kleid war offen. Sie stieg hinein, schloss den Reißverschluss, schlüpfte in die hochhackigen Schuhe, die sie zum Schutz des Parketts sonst nie in der Wohnung trug, Halskette umlegen, letzter Kontrollblick in den Spiegel - fertig! Es läutete.

Als sie die Tür öffnete, sah sie sich einem riesigen Strauß weißer und grüner Schneerosen gegenüber. Der Strauß zitterte. Oder vermutlich eher die Hände, die ihn hielten. Augenblicklich wurde aus Manus Angst Vorfreude. Felix schien ebenso nervös zu sein wie sie.

Felix und Manu lächelten sich unsicher an und sie ließ ihn eintreten.

Im Wohnzimmer angekommen überreichte er ihr die Blumen und die ersten Worte, die überhaupt gesprochen wurden, kamen von Felix: "Es tut mir leid, bitte entschuldige."

Manu starrte ihn an. "Wofür entschuldigst du dich?"

"Für alles, was ich dazu beigetragen haben könnte, dass die Lage so eskaliert ist. Irgendeine Teilschuld muss ich haben, vermute ich, und die möchte ich wieder gut machen."

Sie begann zu weinen. Felix hätte sie so gerne in den Arm genommen, traute sich jedoch nicht. Also legte er die Blumen auf dem Tisch und nahm Manus Hände. Sie fiel ihm um den Hals und wischte ihr Make Up in seinen Kragen.