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Zur Domina gemacht Teil 14 Band II

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„Was? Echt jetzt?" Anna zeigte sich schockiert.

„Er ist ein egoistisches Arschloch, aber richtig bezaubernd, sind meine beiden Cousinen. Schade, dass ich gesagt habe, dass wir kommen, sonst würde ich jetzt wieder schnurstracks zurückfahren und bei euch schlafen."

„Und was ist dann mit Mehmet?" Wollte Anna wissen.

„Ein wenig Kollateralschaden gibt es doch immer." Stellte Gülen fest, während sie die Wagentür auf ihrer Seite öffnete.

Anna blickte ihr sorgenvoll nach, ermahnte Ralf ruhig zu bleiben und Gülens Eltern nicht in Verlegenheit zu bringen. Wenn ihre Freundin den Besuch der Familie nicht leiden konnte, hatte das auch für Anna eine Bedeutung.

„Sollte ich irgendwas über die Leute wissen?"

Güllen schüttelte ihren Kopf.

„Nee. Du wirst sie gleich kennenlernen, die sprechen für sich selbst. Wäre nur schön, wenn du solange bleiben kannst, bis sie wieder gehen, dann reißen sie sich vielleicht zusammen.

Gülen schloss die Haustür auf, und bat Anna und Ralf in den kleinen Flur hinein.

„BABA! ANNE! Wir sind da!"

Anna blickte besorgt in das Gesicht ihrer Freundin. Die Anspannung darin, war für sie deutlich zu erkennen.

Stimmengewirr drang durch die Wohnzimmertür, die in diesen Moment von Gülens Vater geöffnet wurde. Mit ungeduldiger Miene winkte er die drei herein und bat sie, zwischen der Familie Platz zu nehmen.

„Yusuf! Elif! Das ist meine deutsche Tochter und mein deutscher Sohn, Anna und Ralf. Sie gehören zu unserer Familie." Stellte Gülens Vater die hinzugekommenen Besucher seinem Bruder und dessen Frau vor. Dann wandte er sich an Anna und Ralf und deutete auf zwei junge türkische Frauen mit Kopftüchern und hübschen Gesichtern, die neugierig zu ihnen rüber blickten.

Das sind Cemre und Seher, meine Nichten, Anna. Sie besuchten mich viel zu selten, was gerade wegen Gülen ziemlich schade ist. Meine Tochter könnte viel von ihnen lernen, dann hätte auch sie es leichter in ihrem Leben.

Die beiden Türkinnen grinsten und schienen sich über die Worte ihres Onkels sichtlich zu amüsieren. Gülen ließ sich nichts anmerken, beugte sich zu Mehmet runter und küsste ihn auf den Mund.

Onkel und Tante warfen sich vielsagende Blicke zu, während Baba dabeistand und hilflos zu seiner Frau rüber sah. Anna ahnte, das Gülen gerade mit der Etikette gebrochen hatte.

„Hallo! Freut mich." Anna ging die Reihe ab und stieß auch ihrem Bruder an, damit er dem Besuch ihrer Freunde die Hand reichte.

„Hallo, Mehmet!" Anna beugte sich zu Gülens Partner runter, umarmte ihn und setzte sich links neben ihn auf das Sofa, während Gülen stehengeblieben war, um in der Küche ihrer Mutter zu helfen.

„Wie geht´s dir? Alles gut?" Wurde Anna von Mehmet gefragt.

„Mir geht es soweit gut, danke der Nachfrage. Wie sieht es bei dir aus?"

Mehmet zeigte ihr sein müdes Gesicht und sah für einen Moment lang an ihr vorbei. Anna musste sich zusammenreißen, um seinen Blick nicht zu folgen, machte es sich bequem, während Ralf auf Babas Schoss Platz genommen hatte und mit dessen Bart spielte.

„Nett der Kleine. Schade, dass es in unserer Familie bisher keine Söhne gab, was Serkan?"

„Man muss das Leben nehmen, wie es kommt. Ich bin froh darüber, dass ich eine gesunde Tochter bekommen habe und dir wird es genauso gehen. Schau sie dir doch an, du kannst stolz auf sie sein."

Yusuf nickte gnädig und wandte sich jetzt der jungen blonden Frau zu, die ihm schräg gegenüber auf dem kürzeren Schenkel der Eckcouch saß.

„Woher kennt ihr euch? Ist irgendwie ganz nett, dass Serkan euch zu unserer Familie zählt, aber er war schon immer etwas sentimental, was solche Dinge anbelangt."

„Wir waren einige Jahre lang Gülens Nachbarn, da durften wir irgendwann auch mal mit zu Anne und Baba. Ralf war da noch ein Kleinkind, er wird sich gar nicht mehr richtig daran erinnern können."

„Du hast also auch in diesem schrecklichen Haus gewohnt?" Fragte Elif erschrocken.

„Ach, ihr kennt es?" Zeigte sich Anna interessiert.

Yusuf nickte. „Wir haben Gülen einmal zum Bayram abgeholt. Wir können von Glück sagen, dass niemand von uns dort zu Schaden gekommen ist. Schreckliche Gegend, die Leute hausen dort wie Vieh."

Anna lächelte.

„Na ja, keiner der Leute, die ich dort kenne, hat diesbezüglich eine Wahl gehabt. Die meisten sind Sozialfälle, arbeitslos, krank oder haben sich mangels Perspektiven aufgegeben."

Gülens Onkel schien das Ganze eher liberal zu sehen.

„Jeder der Arbeiten und Geld verdienen möchte, kann das tun. Dieses Land gibt diesbezüglich genügend her. Glaubst du, ich habe das Geld auf der Straße gefunden? Nein, ich habe es mir hart verdienen müssen und meine Frau und die Kinder profitieren davon. Cemre und Seher gehen an die Universität, die eine, um internationale Geschäftsfrau zu werden, die andere, um auf Lehramt zu studieren. Sie werden beide angesehene Mitglieder der Gesellschaft werden und tüchtige Männer heiraten. Davon bin ich fest überzeugt."

„Schön, dass sie das ihren Töchtern ermöglichen können." Gab sich Anna höflich.

„Jeder verantwortungsvolle Vater würde Ähnliches für seine Kinder tun. Sie sind schließlich die Zukunft."

Cemre blickte neugierig zu ihrem Onkel hinüber, der Ralf auf seinen Schoß behielt und ihm seien Pfeifenreiniger zum Spielen gegeben hatte.

„Geht Gülen noch putzen, Onkel?"

Serkan blickte zu seiner Nichte rüber, nickte und blickte dann rüber zu dem ihm gegenüberliegenden Fenster. Mehmet aber starrte Gülens Cousine an, als ob er nicht richtig gehört hatte, und schien außer sich vor Wut zu sein.

„Sie arbeitet hart für ihr Geld, da brauchst jetzt nicht das Sticheln anfangen. Kann nicht jeder die Kohle von seinem reichen Vater in den Arsch ..."

Yusuf blickte wütend zu dem jungen Mann rüber.

„Zeige du Respekt vor meiner Familie, Freundchen!"

Serkan wies Mehmet zurecht und schaffte damit Ruhe. Anna aber gab dem Jungen neben ihr Recht. Warum Baba sich das von seinem Bruder gefallen ließ, blieb für sie schlichtweg ein Rätsel.

„Sie arbeitet ja selbstständig und hat ihre eigene Firma aufgemacht. Sie wird sicher Erfolg haben, bei ihrem Eifer und ihrem Fleiß." Gab Anna zu bedenken.

Cemre, die ältere der beiden Schwestern hatte eine ansehnliche Figur und ein hübsches Gesicht. Nur ihre Nase wirkte etwas hakelig und schmälerte den Anblick ihres Profiles. Ihre Schwester Seher war dagegen klein und dünn und schien wie ein Strich in der Landschaft zu stehen. Zwar besaß auch sie ein sehr gefälliges Gesicht, doch ihre knabenhafte Figur wollte nicht so recht dazu passen. Auch sie trug die Haare unter einem blauen Kopftuch verborgen und schien sich in diesen Moment nicht sonderlich für das Gespräch zu interessieren.

„Nett, dass du deine Freundin in Schutz nimmst ..." Erwiderte Yusuf. „... aber das hilf ihr nicht. Sie soll sich endlich wieder eine vernünftige Stelle suchen und einem Mann, der später einmal in der Lage ist die Familie zu ernähren. Bisher scheint sie da nicht sonderlich viel Glück gehabt zu haben."

„Was sagst du da?" Mehmet wollte aufstehen, doch Anna hielt ihn gerade noch zurück. Sie bekam jetzt nur all zu deutlich zu spüren, wovor Gülen Angst gehabt hatte.

Cemre blickte neugierig zu den beiden rüber.

„Was machst du, Anna? Du scheinst gut zu verdienen, nach deiner Kleidung zu urteilen. Das ist alles Maß, oder? Wie kommt das?"

„Ich bekomme die Kleidung geschenkt. Die meisten Labels kenne ich nicht einmal. Hin und wieder kommt ein Fotograf, macht mit mir ein paar Fotos und dafür kann ich das, was ich während des Shootings getragen habe behalten."

„Die Bluse ist von Franz von Seelow. Bei der Hose bin ich mir nicht sicher. Vera? Vielleicht aber auch Gittal Vizz. Teure Stücke. Keines von diesen Teilen bekommt man für unter fünfhundert Euro."

„Wow! Da kennt sich jemand aus. Woher weißt du das alles?"

„Ich schreibe meine Bachelorarbeit über das deutsche Textilhandwerk. Und da sind praktisch nur noch Luxuslabel übriggeblieben."

„Toll. Das imponiert mir."

Cemre lächelte, stützte sich mit ihren Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und ließ ihre Hände ineinandergreifen.

„Was treibst du sonst noch, Anna? Du wirst ja nicht nur vor der Kamera stehen, oder?" Serkan und Mehmet richteten aufmerksame Blicke auf die Angesprochene, wahrscheinlich hatten sie die Befürchtung, dass sie sich, was ihren Beruf betraf, zu erkennen geben könnte.

„Nein. Natürlich nicht. Ich bin eine Art Physiotherapeutin."

„Eine Art? Was bedeutet das?" Cemre ließ nicht locker.

„Das ich ein Spezialgebiet habe. Es ist eine Art von Massage, die nur von wenigen angeboten wird."

„Ehrlich? Und wogegen hilft sie?"

Anna fühlte sich dem Gespräch gewachsen und blieb beherrscht.

„Verspannungen, seelischen Druck, dem Loslassen von Alltagsstress ..."

„Und die Handschuhe trägst du auch während der Arbeit?"

Die Türkin deutete auf Annas Hände.

„Das ist nichts weiter. Eine kleine Eigenheit von mir."

Cemre aber war mit ihrem Verhör noch lange nicht am Ende angelangt. Mehmet spekulierte darüber, dass sich Gülens Cousine durch Annas Anwesenheit provoziert fühlen könnte.

„Und deine Ausbildung? Was hast du da gelernt?"

Anna behielt ihren Plauderton bei, auch wenn sie spürte, dass Cemre nach einem Reizpunkt bei ihr suchte. Sie kannte solche Menschen, die sich auf Kosten anderer zu profilierten suchten. Es hatte sie schon immer in ihrem Leben gegeben, wenn sie sich auch jetzt, im Erwachsenenalter, nicht mehr so offen zu erkennen gaben.

„Ich habe eine private Ausbildung genossen, durchaus renommiert, aber nicht durch einen offiziellen Abschluss bescheinigt."

Cemre lächelte und wechselte wieder ihr Ziel.

„Na ja, du scheinst zumindest gut davon leben zu können. Leider hat Gülen trotz offizieller Ausbildung weit weniger Glück gehabt."

„Glück?" Yusuf schüttelte seinen Kopf. „Ihr fehlt der Biss und die Tüchtigkeit, etwas aus ihrem Leben zu machen. Vielleicht liegt es an dieser Bremse da? Spielt krank und liegt uns Steuer- und Beitragszahlern auf der Tasche."

Mehmet wollte aufstehen, doch wieder war es Anna, die ihn auf- und vor allem zurückhielt. Baba starrte indessen vor sich hin, wie ihr Bruder alles um sich herum ausklammernd. Dabei konnte Anna ihm ansehen, dass es ihm nicht gut ging in diesen Moment.

„Gülen ist ein lieber und selbstloser Mensch. Die kommen auch mit wenig aus. Anne und Baba sind wie Eltern für mich, ich schulde ihnen so viel und ich würde alles tun für sie und ihre Tochter."

Cemre lachte und auch ihr Vater musste schmunzeln, während Schwester und Mutter merkwürdig zurückhaltend blieben. Vielleicht waren sie nicht ganz so Scheiße drauf, wie die beiden?

„Das ist ja süß. Wie wäre es, wenn du Serkans Schulden bei mir abbezahlst? Er würde heute noch mit seiner Frau im Plattenbau hausen, wenn sein kleiner Bruder nicht gewesen wäre, was Alter? Aber das ist halt die Familie, schließlich hast du mir ja auch bei meinen Umzügen geholfen, gemalert und auf die beiden hier aufgepasst. Da kann man immer mal wieder ein paar Monate aussetzen mit den Raten, vor allem wenn die Tochter mal wieder Kohle braucht, habe ich nicht Recht?"

Anna war froh, dass Gülen diese Szene nicht miterleben musste. Mehmet riss sich zusammen und er tat es nicht, weil er sich vor dem Onkel seiner Freundin fürchtete. Er machte sich Sorgen um seinen Schwiegervater, der sich völlig wehrlos gegenüber den Anmaßungen und Beleidigungen seines Bruders zeigte.

„Das ist nett, dass du Baba und Anne geholfen hast. So ein zinsfreies Darlehen, innerhalb der Familie. ist nicht selbstverständlich."

Serkan merkte auf und blickte zu seinem Bruder rüber, der in diesen Moment mit seiner Entgegnung zögerte. Auch Mehmet fiel das auf und so fragte er den untersetzten Mann direkt.

„Du verlangst Zinsen von deinem eigenen Bruder? Geht´s noch?"

Yusuf polterte sofort los. „Ja! Das tue ich. Warum auch nicht? Von der Bank hätte er keinen Kredit bekommen und ich selbst habe keine Möglichkeit, das Geld für mich arbeiten zu lassen. Da ist doch solch eine kleine Aufwandsentschädigung das Mindeste. Acht Prozent, wo würde er bei seiner Bonität solch ein günstiges Darlehen denn bekommen?"

„Wenn er im Grundbuch steht, dürfte das mittlerweile doch gar kein Problem mehr sein. Das Haus dient doch als Sicherheit. Er würde viel günstiger wegkommen, wenn er einen Kredit abschließt, gerade heutzutage wo das Geld so billig geworden ist." Warf Anna ein.

„Du kennst dich aus?" Fragte schließlich Yusufs älteste Tochter.

„Ja, ich finanziere selbst zwei Wohnungen. Da bleibt das nicht aus."

In diesen Moment besaß Anna die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

„In deinem Alter? Du wirst doch, wenn überhaupt nur wenige Jahre älter sein als Gülen."

Anna lächelte.

„Ich bin einige Jahre jünger als sie und hatte Freunde, die mir helfen. So wie Baba einen Bruder hat. Nur Vorhaltungen machen sie mir keine und würden mir ganz sicher nicht einen Kredit vorhalten, für den ich an sie Zinsen zahle. Acht Prozent sind eine ordentliche Rendite, in der heutigen Zeit, nicht wahr?"

Mehmet grinste Yusuf provokant an und stieß leicht mit seinen Ellenbogen in Annas Seite. Es war als Geste der Anerkennung gedacht.

„Dann leihe du es ihm, Liebes! Scheinst ja eine tüchtige Geschäftsfrau zu sein." Zischte Yusuf sichtlich gereizt.

Annas Gedanken arbeiteten in diesen Moment. Wie gerne würde sie diesen Menschen jetzt eins auswischen.

„Kein Problem. Sag mir, um wie viel es sich handelt und ich überweise es dir. Reicht es dir bis nächsten Montag?"

Yusufs Augen weiteten sich. Er zückte demonstrativ sein Handy und tippte auf dessen Display herum.

„41245 Euro wären noch offen. Und du glaubst Mädchen, du könntest solch eine Summe stemmen."

„Ich nicht. Aber wie bereits gesagt, habe ich Freunde, die mir nur all zu gerne ein zinsloses Darlehen anbieten werden. Gerade wenn ich ihnen erzähle, worum es hier geht."

Baba sah zu ihr rüber, als ob sie ein Geist wäre.

„Wenn mein Bruder damit einverstanden ist, habe ich kein Problem damit. Ich veranlasse gerne alles Notwendige beim Notar."

Serkan schüttelte seinen Kopf. Er blickte auf Ralf herunter, der immer noch mit seinem Pfeifenreiniger spielte und von dem Drumherum nichts mitbekam.

„Nein. Ihr habt mich jetzt genug gedemütigt. Ihr könnt noch zum Essen bleiben oder allesamt gehen, mir egal."

Anna blickte bestürzt zu ihrem väterlichen Freund rüber, dessen Gesicht wie versteinert auf sie wirkte. Warum reagierte er jetzt so? Hatte sie etwas falsch gemacht?

Yusuf schien ihre Gemütsstimmung erraten zu haben und stichelte weiter.

„Du kapierst es nicht, Kleine, was? Ich glaube dir sogar, dass du reiche Freunde hast und dass dein Angebot von Herzen kommt, aber mein Bruder würde sich niemals von einem jungen Mädchen helfen lassen, dazu ist er zu stolz. Andere würden es vielleicht auch dumm nennen."

Yusuf klatschte in seine Hände und blickte in die Runde.

„Es riecht eigentlich schon ganz annehmbar, gibt es jetzt bald Essen?"

Statt einer Antwort setzte Schweigen ein. Keiner schien mehr gewillt zu sein, dieses Gespräch fortzusetzen. So stand Baba schließlich auf, entschuldigte sich höflich bei seinem Bruder und dessen Familie und bat darum, ihn für einen Moment zu entschuldigen.

„Jetzt läuft er zu seiner Frau und heult sich über die böse Verwandtschaft aus." Yusuf lachte und blickte amüsiert zu Anna und Mehmet rüber.

Cemre hatte indessen mit ihrer Schwester geflüstert und dabei immer wieder zu Anna herübergesehen. Seher packte sie am Arm und wollte sie vor etwas zurückhalten, doch Cemre löste sich aus ihrem Griff und wandte sich erneut an die hübsche Blondine.

„Du hast einflussreiche Männer zu Freunden, die dir eine solche Summe leihen würden? Was massierst du ihnen denn da genau, bei deinen ganz speziellen Massagen? Du scheinst bei zwei Wohnungen, die du abbezahlst, ja einen ziemlich hohen Stundensatz verlangen zu können."

Mehmet war sprachlos. Er konnte in diesem Moment nicht glauben, wie weit diese Menschen bereit waren zu gehen.

„Gehen wir nach oben, Anna. Ich glaube, wir wurden schon genügend blöd angemacht für heute."

Gülens Freundin schüttelte ihren Kopf. Rief ihren Bruder zu sich heran und ordnete dessen Haare.

„Aber warum? Sie hat mir doch eine ganz normale Frage gestellt. Geh ruhig nach oben, Mehmet, aber ich unterhalte mich gerne weiter mit Gülens liebe Verwandtschaft. War doch höchste Zeit, dass man sich einmal kennenlernt." Sie lächelte und nickte Cemre zu.

„Nein, ich massiere keine Schwänze, falls du darauf hinaus wolltest. Aber nett, dass du mich für eine Prostituierte hältst, das spricht für deine gute Erziehung."

Yusuf blickte zwischen den beiden Frauen hin und her. Auch er schien mit der Mutmaßung seiner Tochter zu kämpfen zu haben.

„Was fällt dir ein Cemre? Das geht zu weit!"

Die Tochter blickte überrascht zu ihrem Vater rüber, es kam anscheinend nicht oft vor, dass sie von ihm gemaßregelt wurde.

„Aber siehst du das denn nicht? Sie schaut doch aus wie eine. Die gemachten Titten, der Body. So sieht eine Frau aus, die mit ihrem Körper Geld verdient."

„Gutes Aussehen erleichtert einer Frau vieles, Cemre. Du würdest dich nicht so auffällig schminken, wenn du es nicht ähnlich sehen würdest. Ich habe da einen Mann an der Hand, der auf dem Gebiet der Schönheitschirurgie sehr tüchtig ist, vielleicht kann er dir helfen?"

Die junge Türkin blickte sie entgeistert an.

„Mir helfen? Wobei? Ich brauch mit keine Brüste machen zu lassen, ich habe schon welche."

Anna tat es weh, dabei zuzusehen, wie sehr diese Frau ihre Schwester mit dieser Aussage demütigte. Seher blickte frustriert an sich herunter und mied anschließend die Blicke der anderen.

Elif wollte jetzt eingreifen. Sie hatte genug von den ganzen Anfeindungen und Beleidigungen.

„Ihr hört jetzt auf! Alle beide. Das gibt es doch nicht. Können wir nicht einmal mit der Familie essen, ohne dass es Streit gibt? Du hast mir etwas versprochen, Yusuf und hältst dich doch nicht daran."

Cemre hörte nicht auf ihre Mutter, sondern starrte weiterhin böse zu Anna rüber, die ihren Blick ohne sichtliche Mühe standhielt.

„Also? Wobei?"

„Deinen Zinken? Nase kann man das ja nicht mehr nennen, oder? Du tust mir wirklich leid, da hat der liebe Herrgott wirklich Humor bewiesen."

Mehmet lachte laut los, während Seher sich von ihrer Schwester abwenden musste, damit diese nicht mitbekam, welch eine Genugtuung Annas Worte für sie darstellten.

Yusuf war außer sich. Keiner griff seine Schätze an. Was fiel dieser unverschämten Göre eigentlich ein? War sie nicht Gast in dem Haus, das praktisch ihm gehörte?

„Geh! Wir wollen dich hier nicht länger sehen."

Mehmet wollte protestieren, doch Anna willigte ein.

„Du hast Recht, Yusuf. Ist vielleicht besser so. Wir werden nicht warm miteinander und im Gegensatz zu den armen Menschen in diesem Haus, habe ich die Wahl und kann einfach gehen, wenn mir etwas nicht passt."

Sie deutete auf ihren Bruder.

„Ralf! Geh in die Küche! Gülen kann dich später nach Hause bringen."

Der Junge hatte keine Ahnung, worum es eigentlich ging, doch das die Frau eine große Nase hatte, damit hatte seine Schwester zweifelsohne Recht.

„Kann man Nasen abschneiden, Anna?" Fragte er noch im Gehen.

Mehmet prustete los, während Anna mit ihrem Bruder zusammen das Zimmer verließ. Sie sah keine Notwendigkeit darin, sich von den Anwesenden zu verabschieden, nur Mehmet legte sie im Gehen die Hand auf die Schulter.

„Ich komme mit. Sollen diese ..." Meinte der Junge und stand jetzt ebenfalls von der Couch auf.

„RAUS!" Schrie Yusuf hinter den Dreien her."

Serkan war aus der Küche herausgetreten und blickte Anna und Mehmet bestürzt an.

„Was habt ihr angestellt?" Fragte er gereizt.

Gülen trat dazu und blickte verunsichert zu der geschlossenen Wohnzimmertür hinüber, hinter der deutlich die Stimme des Onkels zu hören war.

„Ich war vielleicht ein wenig zu ehrlich, Baba. Es tut mir leid wegen vorhin, ich wollte nicht respektlos dir gegenüber sein."