Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Zur Domina gemacht Teil 22 Band III

Geschichte Info
Nötige Veränderungen und eine Kampfansage.
13.4k Wörter
4.78
7.2k
3

Teil 22 der 22 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/18/2020
Teile diese Geschichte

Schriftgröße

Standardschriftgröße

Schriftabstand

Standard-Schriftabstand

Schriftart Gesicht

Standardschriftfläche

Thema lesen

Standardthema (Weiß)
Du brauchst Login oder Anmelden um Ihre Anpassung in Ihrem Literotica-Profil zu speichern.
ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Wieder daheim

Anna war erleichtert, als auch ihr Nachmittagstermin das Studio verlassen hatte. Einer ihrer Masos, primitiv in seinem Verlangen ihr gegenüber. Sie sollte ihm einfach wehtun, wie und auf welche Weise, das war ihm dabei egal. Schläge, Tritte, Strom, Klemmen, Nadeln, er konsumierte sein Leid, als handelte es sich dabei um Pralinen aus der Konditorschachtel. Er wollte auch Spuren auf seiner Haut tragen, er hatte ihr erzählt, dass er sich einen auf sie herunterholte, wenn er vor dem Spiegel in seinem Bad stand.

Anna seufzte, wenn sie an den Mann zurückdachte. Schwer ihn als Mensch und Kunden zu respektieren. Spuren hatte er auf jeden Fall für die nächsten Wochen genug, so dass er lange etwas von seinem Besuch bei ihr haben würde, woran er sich aufgeilen konnte. Ein Tag würde vergehen und sein Leib würde neben blutigen Kratzern auf Po, Rücken, Brust und Schenkel auch noch jede Menge blaugrüner Camouflage tragen. Es war schon bemerkenswert, dass der Typ ihr zum Schluss ein Gnadengesuch gestellt hatte.

Wie anders dagegen der Termin mit Linus gewesen war. Kurios, der Junge hatte ihr mit seinem Schicksal wahrscheinlich mehr geholfen, als es umgekehrt der Fall war. Es gab schlimmere Vergangenheiten als ihre, das war ihr heute in aller Prägnanz verdeutlicht worden. Schuld war eine extreme Bürde, gerade wenn auch Liebe und Sehnsucht damit verknüpft waren. Für einen Moment verharrte sie auf der Stelle, dann öffnete sie den Reißverschluss ihres Catsuits. Erst einmal raus aus ihren Klamotten. Wieder der Blick auf die Uhr, sie hatte noch eine halbe Stunde Zeit, bis Katrin den Jungen brachte.

Sie zog sich schon im Wohnzimmer ihrer Wohnung aus, warf die Szenewäsche ungeachtet auf den Boden und würde sie später nach dem Duschen in den Sack werfen, den sie später mit rüber ins Studio nehmen würde. Gülen kam zwar morgen, doch ein wenig musste sie dort aufräumen und saubermachen. Zu sehr hatte sie sich am letzten Kunden verausgabt.

So stand sie nackt im Gang, als es an der Haustür klingelte. Anna fühlte sich sofort unwohl. Wie sonst auch, wenn sie niemanden erwartete. Sofort war es das Bild ihres Vaters, der vor ihrer Tür stand, dass sie vor das innere Auge geführt bekam. Einen Moment lang zögerte sie, dann eilte sie zur Türsprechanlage. Auf dem Monitor wurde ein junger Mann abgebildet, der neugierig durch die verglaste Haustür ins Innere des Gebäudes blickte. Er trug einen Mantel, hatte wenig Haare auf seinem Kopf und eine Brille, welche aus seinem seitlichen Gesichtsprofil herausragte.

„Bitte?"

Sofort richtete der Mann sein Gesicht auf das Objektiv der kleinen Kamera. Anna wusste, dass in diesem Moment deren Randbeleuchtung ansprang, damit der Besucher auf sie aufmerksam gemacht wurde.

„Jugendamt. Gerlach mein Name. Freut mich, Frau Pelzig. Hätten sie ein wenig Zeit für mich?"

Anna schrak zusammen. Scheiße!

„Geben sie mir fünf Minuten bitte, ich komme gerade aus der Dusche."

„Kein Problem, Frau Pelzig. Geduscht wird bei mir oft."

Anna hatte keine Zeit mit Zorn zu reagieren, wollte sich aber auch keiner Lüge bezichtigen lassen. So öffnete sie dem Mann die Haustür, eilte ins Bad und stellte sich unter die Brause. Hastig seifte sie sich ein, nässte ihre Haare und massierte sich das Shampoo ein. Fünf Minuten. Wie schnell sie jetzt verstrichen. Schnell abtrocknen, den Bademantel übergeworfen, das Gesicht noch einmal im Spiegel prüfen ..., Reste von Schminke waren noch zu sehen. Anna entfernte sie eilig, dann hastete sie durch das Schlafzimmer hindurch ins Wohnzimmer und von dort aus weiter zur Tür.

Der Mann stand indessen an einem der Fenster und hatte den Überblick über die Stadt genossen. Seine braune Aktentasche lag auf einer der beiden Sitzbänke, während er einen hellen Mantel über seinen Arm trug. Kein attraktiver Kerl, eher der typische Funktionär.

Er wandte sich zu Annas Wohnungstür um, kam ihr entgegen und begrüßte sie herzlich.

„Freut mich sehr, Frau Pelzig. Entschuldigen sie mein unangemeldetes Aufschlagen, aber es ist Vorschrift."

Anna gab ihm ihre Hand, antwortete aber nicht, sondern deutete nur auf die Garderobe.

„Danke." Der junge Mann, vielleicht zwischen 25 und 30 Jahre alt, blickte sich neugierig um. Auch Anna wurde einer näheren Betrachtung unterzogen, die in diesem Moment, in Bademantel und Frotteehandtuch um ihren Kopf geschlungen, sicherlich nicht den gewohnten Eindruck auf den Mann hinterließ.

„Eine ungewöhnliche Wohnung für eine Frau ihres Alters. Und wenn ich an die Wohnsituation ihres Vaters denke ..."

Anna wurde sofort hellhörig, ging aber auf seine Worte nicht näher ein. Bevor sie etwas Falsches sagte, nahm sie sich vor, lieber zu schweigen.

„Sie haben in der Schule angegeben, dass sie als Masseurin arbeiten. Sie scheinen nicht schlecht zu verdienen, wenn sie sich solch eine Bleibe leisten können. Wir haben ihren Besitzstand geprüft, es ist alles so, wie sie es angegeben haben. Beeindruckend."

„Ich arbeite als Domina. Vor der Schule bin ich nicht ins Detail gegangen, um meinen Bruder zu schützen. Er weiß nicht genau, womit ich unser Geld verdiene."

„Ihr Vater hat mir schon ausführlich berichtet. Er scheint sehr negativ auf sie eingestellt zu sein. Er meinte, dass sie ihren Bruder regelrecht gekidnappt haben?"

Der junge Mann deutete auf die Garderobe.

„Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn ich ablege?"

Anna schüttelte ihren Kopf.

„Wenn ich mir kurz etwas anziehen darf?"

Der Mann vom Amt zeigte sich bestürzt.

„Aber sicher! Es tut mir leid. Dass jemand einmal wirklich aus der Dusche gestiegen kommt, hat mich dann doch ein wenig überrascht. Sehen sie es mir bitte nach."

Anna bot ihm einen Sitzplatz am Esstisch an. Sie wollte nicht, dass er es sich in der Sitzecke bequem machte, sollte er doch möglichst schnell wieder verschwinden. Wenigstens benahm er sich und schien kein großes Interesse an ihrem Äußeren zu zeigen.

Sie trat an den Schrank heran, stieg in ein Höschen, legte einen BH an und zog wahllos ein Oberteil aus dem Schrank. Eine Leggins dazu, dass würde reichen müssen. Wenn man unangemeldet kam, durfte man von ihr in puncto Aussehen auch keinerlei Förmlichkeiten erwarten.

„So, da bin ich wieder. Einen Kaffee oder Tee für sie?"

Anna ließ ihre Stimme neutral klingen. Sie hatte nichts zu verstecken, würde offen sein und auch nichts beschönigen wollen.

„Für einen schwarzen Tee wäre ich ihnen sehr verbunden, Frau Pelzig."

Anna ging in den Küchenbereich, während der Mann vom Jugendamt am Esstisch Platz nahm und Unterlagen auf den Tisch ausbreitete. Sie hörte ihn eine Melodie summen, während sie den Kocher mit Wasser befüllte und Tassen bereitstellte. Gebäck oder Kuchen hatte sie nicht, sie sah auch nicht ein, warum sie sich gegenüber dem Mann devot oder betont gastfreundlich zeigen sollte.

Welche Richtung konnte das Gespräch nehmen? Welche Gefahren lauerten im Hintergrund für Ralf und sie? Hatte Laval wirklich aufgegeben? Sie wollte nicht daran glauben. Zuviel hatte er mit ihr verloren und seine masochistischen Bedürfnisse standen für ihn an oberster Stelle, gerade jetzt, wo sie von Katrin wusste, dass er unter starken Stress stand. Er würde auf irgendeine Weise reagieren, denn er war die einzige Option an Hilfe, die ihr Vater noch hatte, wenn dieser Mann dort am Tisch nicht einen Grund fand, warum Ralf nicht bei ihr bleiben konnte.

„Ich habe nicht nur mit ihrem Vater gesprochen, sondern auch mit Ralfs ehemaligen Erzieherinnen im Kindergarten, seiner Klassenlehrerin und der Rektorin in der Schule. Letztere haben ja auch Sorge dafür getragen, dass wir auf ihren Fall aufmerksam geworden sind."

Er machte eine Pause, nahm die Tasse entgegen und murmelte ein Danke. Anna setzte sich ihm gegenüber, wirkte aber sehr steif und beherrscht dabei. Sie beobachtete jede Bewegung des Mannes, der in in seinen Unterlagen und Notizen blätterte und nur ab und an nach der Teetasse griff.

„Die Sorge werden sie vorerst weiter für ihren Bruder tragen. Sowohl die Lehrerinnen als auch die Erzieherinnen im Kindergarten haben ihnen ein hohes Engagement bescheinigt im Umgang mit ihrem Bruder. Seine Leistungen sind mittelmäßig bis unterer Durchschnitt, was aber anscheinend in seiner Persönlichkeit begründet liegt und nicht in ihrer Erziehung. Sie haben mit ihm die medizinische Vorsorge geleistet, er hinterlässt einen wohlernährten und ordentlich gekleideten Eindruck und scheint in seinen Äußerungen und Verhalten unbeschwert zu sein.

Die Kindergartenerzieherinnen hatten mir berichtet, dass das am Anfang anders war. Und sich Ralf erst in dieser Richtung hat entwickeln müssen. Dazu kommt ein sehr zwiegespaltenes Bild von ihrem Vater, dass er heute Morgen bei mir hinterlassen hat. Nur möchte ich ihnen auch keine unklaren Verhältnisse vermitteln. Wir können nur eine Empfehlung schreiben und eine einstweilige Verfügung veranlassen, dass der Junge fürs erste in ihrer Obhut verbleibt. Entscheiden wird aber das Gericht und die lassen sich damit erfahrungsgemäß viel Zeit.

„Könnte es passieren, dass mein Vater das Sorgerecht behält?"

Zu ihrer Bestürzung nickte der Mann.

„Ich möchte keine falschen Illusionen bei ihnen wecken, Frau Pelzig. So wie ihnen habe ich auch ihrem Vater seine Situation verdeutlicht. Sollte er seine sozialen Verhältnisse stabilisieren können und wir bescheinigen ihm, dass er ihren Bruder ein gesichertes Umfeld bieten kann, so wird ihm die Sorge wieder übertragen. Außerdem hat er ein Umgangsrecht. Er wird sich diesbezüglich bei ihnen melden."

Anna wurde bleich.

„Er will Ralf sehen?"

Gerlach nickte.

„Ja. Er wird sich mit ihnen diesbezüglich in Verbindung setzen und ein Mitarbeiter unserer Seite bei den ersten Treffen zugegen sein. Seien sie ohne Sorge. Wenn ihr Vater keine ernsthaften Absichten verfolgt, wird er den Prüfungszeitraum nicht durchhalten."

Anna glaubte selbst nicht daran. Dass es diese Möglichkeit aber gab, reichte schon aus, um ihr ein prägnantes Unwohlsein zu bescheren.

Annas Besuch nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und blickte sich neugierig um.

„Währen sie so gütig und zeigen mir Ralfs Zimmer? Ich müsste auch einmal auf die Toilette, wenn ihnen das nichts ausmacht."

Anna war einverstanden. Ralfs Zimmer war zwar nicht aufgeräumt, würde aber einer näheren Betrachtung standhalten.

„Er hat am Morgen gespielt. Es kann also sein, dass ein paar Spielsachen herumliegen."

„Sorgen sie sich nicht, Frau Pelzig. Ich werfe nur einen kurzen Blick rein. Nett, dass sie sich einverstanden zeigen."

Anna ging voraus, öffnete das Zimmer und gab den Blick darauf frei, in dem sie es betrat. Gerlach folgte ihr sofort nach und blickte sich suchend um. Das Bett war noch nicht gemacht, Spielsachen lagen auf den Boden herum und auch die Malsachen hatte Ralf auf seinem Schreibtisch verteilt. Schmutz fand sie keinen, aber vielleicht hatte Gerlach ein geschulteres Auge?

„Gut. Dann würde ich noch mal schnell auf die Toilette huschen und dann bin ich auch schon wieder weg."

Anna nickte und geleitete ihn wieder hinaus in den kurzen Flur, dabei hinter sich die Zimmertür schließend. Sie zeigte ihm den Sanitärraum und ging zurück ins Wohnzimmer. Das ihr Vater wieder Kontrolle über Ralfs Leben und damit auch dem ihrigen bekommen könnte, kam einer Horrorvorstellung für sie gleich. Ihre Gedanken konnten sich nur noch mit dieser einen Möglichkeit beschäftigen und fanden an nichts anderes mehr Halt. Vergessen war der Junge am Morgen, der Maso von vorhin oder Alex, Gülen oder Benny. Selbst Laval ließ sie für einen Moment in Ruhe.

„Da bin ich wieder und auch schon fast weg." Gerlach ordnete seine Papiere, machte aus dem Stehen heraus ein paar Einträge und schob seine Akten zurück in seine Dokumententasche.

„Danke, dass sie in allem so offen waren, Frau Pelzig. Das ist keine Selbstverständlichkeit."

„Melden sie sich bei mir? Oder kann ich sie anrufen, wenn ich Fragen haben sollte?"

Der junge Mann lächelte und schob seine Brille zurecht, die etwas über seinen Nasenrücken heruntergerutscht war.

„Natürlich können sie das. Ich gebe ihnen meine Karte. Aber natürlich ist auch Herr Marxdorfer für Fragen offen. Sie haben seine Nummer?"

Anna erinnerte sich. Er hatte sie zwar angerufen, aber seine Nummer war noch nicht in den Kontakten gespeichert.

„Ja. Danke!"

„Gut. Wir bekommen ihren Ralf schon groß, Frau Pelzig. Im Grunde geht es nur darum, stimmts?"

Die junge Frau mit dem strengen Gesicht nickte und geleitete ihn zur Tür.

„Auf Wiedersehen! Ich halte sie auf den Laufenden." Meinte Gerlach noch und reichte ihr seine Hand.

Anna erwiderte den Gruß, nickte dem Mann noch einmal zu und schloss hinter ihm die Wohnungstür. In ihren Gedanken versunken lehnte sie sich gegen die Wand und ging die Möglichkeiten durch, von denen sie glaubte, dass sie für ihren Vater infrage kamen. Nein. Keine traute sie ihm wirklich zu. Ralf würde bei ihr bleiben, so oder so.

Etwas vergessen

Anna hatte gerade erst wieder die Wohnung betreten, den kurzen Mantel abgelegt und Ralfs Tornister von seinem Rücken gehoben. Draußen war es ähnlich kalt geworden, wie zuvor am See, an dessen Ufer sie den behinderten Jungen getroffen hatte.

„Hast du alle Hausaufgaben geschafft?" Fragte sie Ralf, der in Gedanken schon wieder ganz woanders war.

„Ja, habe ich."

Anna lächelte.

„Gut, dann zeig mir dein Hausaufgabenheft und danach spielst du ein wenig, ja? Ich mach uns was zu Essen inzwischen."

„Ich habe nicht alles von Rechnen geschafft." Gestand der Junge kleinmütig.

Anna schloss ihre Augen und kämpfte in diesem Moment gegen ihre aufsteigende Wut an. Ralf kannte diesen Gesichtsausdruck seiner Schwester und blickte besorgt zu ihr auf.

„Ich habe es vergessen, wirklich."

Er log. Anna spürte das deutlich. In solchen Momenten kostete es sie viel Kraft, ihre Beherrschung zu bewahren. Es setzte einen zu, wenn man von einem Menschen, den man über alles liebt, belogen wurde.

„Zieh deine Jacke aus, setz dich an den Tisch und fange an! Kommst du nicht weiter, bittest du mich um Hilfe. Je schneller du fertig wirst, desto mehr Zeit hast du noch zum spielen."

Ralf ahnte wohl, dass sie geladen war, griff in den Henkel seines Ranzens und schleifte ihn, betont lustlos, hinter sich her. Anna folgte ihm, sah ihm dabei zu, wie er sich an den Tisch setzte, seine Sachen auspackte und auch das Heft aufschlug, in welchem er üben sollte. Ein letzter Blick, dann ging sie in die Küche, um das Gemüse zu schneiden. Immer wieder warf sie mal einen Blick auf den Jungen am Tisch, hing weiter ihren Gedanken nach und wartete darauf, dass die Mikrowelle das Fleisch aufgetaut hatte.

„Wie weit bist du?" Fragte sie schließlich, nachdem sie sich von hinten spielerisch an den Jungen herangeschlichen hatte. Sie wollte sich einen Spaß machen, versteckte ein Schokoladenei hinter ihrem Rücken und wollte ihn dafür belohnen, dass er trotz seiner Unlust die Hausaufgaben erledigt hatte.

Sie wurde blass, als sie die Figuren und Kreise sah, die der Bruder in den Rand des Heftes hineingezeichnet hatte. Ralf war faul, da gab es nichts zu beschönigen.

Annas Stimme wurde jetzt leise, nicht laut.

„Fang jetzt sofort an."

„Ich bin müde, Anna." Wollte sich der Junge rechtfertigen.

„Gut. Dann gehst du jetzt ins Bett, wenn du müde bist."

Ralf kamen die Tränen. Es war erst Nachmittag, für ihn die wertvollste Zeit des Tages.

„Aber ich habe den ganzen Tag gelernt."

Anna war nur noch müde in diesem Moment. Eine Zeit der Lockerheit wollte ihr anscheinend niemand gönnen.

„Du hast den ganzen Nachmittag mit deinen Freunden gespielt. Sonst würdest du die Aufgaben jetzt nicht erledigen müssen. Lüge mich heute noch einmal an und der Fernseher bleibt einen Monat lang aus."

Geschockt blickte der Junge zu ihr auf.

„Zeig mir die Aufgaben!"

Ralf ließ seine Finger über das Papier des Arbeitsheftes gleiten.

„Hier. Fünf und Sieben."

Sie glich es mit den Einträgen im Hausaufgabenheft ab. Wenigstens jetzt, wo sie ihm nichts durchgehen ließ, blieb er bei der Wahrheit.

„Ich werde dir jetzt was sagen Ralf. Lügst du mich heute noch einmal an, und wenn es nur die kleinste Lüge auf der Welt ist, dann darfst du einen Monat lang nichts von mir erwarten. Das verspreche ich dir. Hast du verstanden?"

Ihr Gesicht wurde in diesem Moment zu Stein. Der Junge kannte es aus der gemeinsamen Vergangenheit mit seiner Schwester. Ab diesem Moment musste er alles daran setzen, um sie wieder gütlich zu stimmen.

„Ja." Seine Augen wurden wieder feucht, Anna aber ging zurück in die Küche. Würde er sie jetzt wieder enttäuschen, musste sie ihre Worte wahr werden lassen.

Eine viertel Stunde später war das Essen fertig. Sie stellte es zum Warmhalten auf den Tisch, wusch sich die Hände und kehrte an den Tisch zurück, wo ihr Bruder hoffentlich inzwischen fertig geworden war. Tatsächlich hatte es jetzt geklappt, auch wenn Ralf nicht sonderlich gewissenhaft gerechnet hatte. Vier Fehler fand Anna, in gerade mal zwölf Rechenaufgaben.

„Pack das Zeug zusammen, trag es ins Kinderzimmer, Hände waschen und dann komm."

Kein Bitte, kein Danke. Ralf würde es in diesem Moment als Schwäche deuten, wenn sie ihm gegenüber höflich blieb. Sie ärgerte sich selbst darüber, dass sie sich in diesen Punkt so viel Gedanken machen musste.

Es klingelte an der Tür. Gerade in dem Moment, in welchem sie das Essen aufgetragen hatte und Ralf aus seinem Zimmer herangeschlurft kam.

„Ich gehe ran!" Rief der Junge freudig und stürmte auf den Flur hinaus.

Anna blickte ihm besorgt nach. Sofort war es das Bild ihres Vaters, welches sich wieder in ihrem Kopf breitmachte.

„Wer ist es, Ralf?"

„Kenn ich nicht. Soll ich aufmachen?"

„Nein! Lass mich erst nachsehen."

Anna kam nun ebenfalls, blickte auf den Monitor und erkannte den Mann vom Jugendamt. Was konnte er von ihr noch wollen?

„Herr Gerlach? Haben sie etwas vergessen?"

Der Mann blickte zur Kamera hinauf.

„Tatsächlich Frau Pelzig. Ich muss bei ihnen mein Notizbuch vergessen haben."

Anna drückte den Öffner und sparte sich eine Antwort. Sie sah noch den Mann eintreten, dann hörte sie seine Schritte auf der Haustreppe.

„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich sie und ihren Bruder noch einmal stören muss. Dürfte ich auf der Toilette einmal nachsehen? Dort hatte ich es, glaube ich, zum letzten Mal in der Hand gehabt. Unangenehmer Gedanke, ich weiß."

„Wer bist du?" Fragte Ralf ganz ungeniert.

„Ich bin vom Jugendamt." Erklärte sich ihm Herr Gerlach.

Der Junge blickte erschrocken zu dem Mann auf. Er schien etwas mit dem Begriff anfangen zu können. Sehr zum Staunen von Anna.

„Nimmst du mich jetzt mit?" Fragte der Kleine mit brüchiger Stimme.

„Ralf. Natürlich nicht. Herr Gerlach hat nur mit mir etwas zu bereden gehabt. Komm! Setz dich jetzt an den Tisch."

Anna wandte sich an den Mann, der den Kleinen mit seinem Blick verfolgte. Sie konnte sich schon vorstellen, in welcher Richtung er jetzt dachte.

„Falls sie jetzt glauben, ich hätte ihm diesen Mist in den Kopf gesetzt ..."

Gerlach wandte sich zu ihr um und betrachtete die Frau genau. Doch die zeigte keinerlei Unsicherheit, eher so etwas wie Streitlust. Vielleicht hatte auch sie einen harten Tag gehabt? Er suchte sich für einen Moment vorzustellen, wie ein harter Tag einer Domina aussehen könnte, scheiterte aber daran.

„Darf ich es schnell holen, Frau Pelzig?" Der Mann deutete auf den Flur, der auf der linken Seite des riesigen Wohnzimmers abging.

„Tun sie sich keinen Zwang an."

Der Mann verschwand, während Anna sich zu ihrem Bruder an den Tisch setzte. Sie tat ihm von dem noch heißen Pfannengericht auf, nahm sich selbst und forderte Ralf auf, noch ein wenig zu warten, damit er sich nicht verbrannte.

Gerlach schien nicht fündig zu werden, doch nach einiger Zeit hörte Anna die Spülung und so war es klar, dass der Mann auch noch mal die Toilette benutzt hatte.