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Zur Domina gemacht Teil 22 Band III

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„Danke Frau Pelzig. Sie hören dann von mir. Schönen Abend noch."

Die junge Frau nickte ihm zu, unterließ es aber, ihn zur Tür zu geleiten. Höflichkeit hin oder her, sie wollte ihm nicht den Eindruck vermitteln, dass sie sich ihm ergab.

21. Ruhige Tage

Die folgenden Tage verliefen für Anna immer gleich. Katrin holte ihren Bruder ab und nahm ihn mit zur Schule. Sie selbst trainierte unterdessen, frühstückte und bereitete sich auf ihren ersten Kunden vor. Mittags hatte sie dann zweieinhalb Stunden für sich, kochte sich etwas und legte sich meist für eine Stunde auf die Couch, bevor sie dann erneut duschte und sich für den Nachmittagkunden umzog. Hatte sie diesen verabschiedet, holte sie Ralf von der Schule ab und sie verbrachten gemeinsam den Rest des Tages.

Laval und ihr Vater zogen sich etwas aus ihrem Kopf zurück, von Benny war nichts zu hören oder zu sehen. Victoria ließ sie ebenfalls in Ruhe und auch von Seite des Jugendamtes gab es keine Neuigkeiten. So hätte es weitergehen können und Anna von einem halbwegs glücklichen Leben gesprochen. Gestern hatte Gülen das Studio gewischt und in den Mittagsstunden die Instrumente und Geräte abgestaubt und gepflegt. Mittlerweile war Anna froh, dass sie diese Handlungen nicht mehr selbst vollziehen musste, und würde auch in Zukunft nicht mehr auf diesen Service verzichten wollen.

Alexander hatte ihr hin und wieder geschrieben und gefragt, wie es ihr ging. Es tat ihr gut zu sehen, dass es da jemanden gab, der sich um sie sorgte. Selbst jetzt, wo sie beide sich ihrer Illusionen beraubt hatten. All abendlich ging die Domina die E-Mail-Korrespondenz mit ihren Sklaven durch. Sie brauchte länger als eine Stunde, um sie durchzugehen und teilweise zu beantworten. Dabei schaltete und waltete sie nach Lust und Laune. Ihr Besitzstand durfte ihr gegenüber ja keinerlei Erwartungen haben oder diese gar ihr gegenüber äußern.

Haralds tägliche Nachrichten hatten meist froh und unbelastet geklungen. Erst nachdem Anna ihn aufgefordert hatte, ungeschönt seinen Tagesverlauf wiederzugeben, teilte er ihr auch etwas von seinem privaten oder beruflichen Stress mit. Eine Kollegin stellte ihm nach, zeigte unter vier Augen deutlich ihr Interesse und wurde sogar handgreiflich, wenn sie alleine waren. Er hatte sich ihr erklärt, versuchte sich immer wieder aufs Neue ihrer zu erwehren, doch wollte sie ihn einfach nicht in Ruhe lassen. Die Frau wartete sogar morgens vor dem Büro auf ihn und verließ es am Nachmittag erst wieder, wenn er Feierabend machte. Hilfe erwartete er keine von ihr. Das spürte sie. Wahrscheinlich wagte er es nicht einmal, in diese Richtung zu denken. Die Frau verstehen konnte sie schon. Der Mann war gutaussehend, wirkte natürlich, hatte einen umgänglichen Charakter, gesunden Respekt vor Frauen und dieses gewaltige Teil in seiner Hose.

Sie lächelte. Oft hatte sie sich schon versucht vorzustellen, wie es sich wohl in ihrem Leib angefühlt hätte. Auch an diesem Abend kam ihr der Gedanke und da Ralf schon schlief, sprach eigentlich nichts dagegen, sich ein wenig um sich selbst zu kümmern. So streckte sich Anna auf dem Sofa aus, stellte den Fernseher leise, legte dessen Fernbedienung auf den Tisch und deckte sich mit einer weißen Wolldecke zu. Sie zog das Top aus ihrer Stretchhose, schob ihre Hand unter deren Saum und öffnete den Verschluss an der Vorderseite ihres BH´s. Sanft schob sie dessen Schalen zur Seite, streichelte über ihre Warzen und öffnete ihren Mund. Erinnerungen kamen in ihr hoch, Erinnerungen an den kleinen Mann, welchen sie am Wochenende ausgelutscht hatte, wie eine Zitrone.

Sie war geil und wünschte sich wieder die Nähe eines Mannes. Marxdorfer hatte ihr in diesem Punkt nicht nur Glück geschenkt, sondern auch Klarheit. Als Domina konnte sie den Mann benutzen, ohne sich mit seiner Person auseinandersetzen oder gar binden zu müssen. Früher hatte sie geglaubt, nein sie war sich sicher gewesen, dass sie ihre Sexualität und Liebe zu jemanden nicht voneinander trennen konnte, doch hatte sie mit diesem kleinen Kerl etwas anderes erfahren.

Anna schob ihre linke Hand tiefer unter den Stoff ihrer Hose, drängte weiter mit ihr unter den Slip und führte ihren Mittelfinger an den oberen Rand ihrer Spalte. Getrieben von ihrer Lust rieb sie mit seiner Spitze über ihrer Klit, streichelte mit ihrer Rechten über beide Brüste hinweg und schloss ihre Augen, ein wohliges Seufzen dabei ausstoßend. Es war schön, sich einmal um die eigenen Sehnsüchte kümmern zu dürfen.

So dauerte es nicht lange, bis sie sich in diesem intensiven Gefühl verlor, ihre Gedanken vernebelten und eine Art Rausch in ihrem Kopf entstand, welcher sie mit allem Fühlen einnahm. Immer tiefer sog Anna die Luft in ihre Lunge, fing sich ihr Leib an zu bewegen, bis ein Stoßseufzer aus ihr herausbrach. In mehrere Wellen füllte die Lust ihren Körper aus, ließ ihre Muskeln kontrahieren und brachte ihre Glieder in Bewegung. Anna zog ihre Augenbrauen zusammen, biss sich auf die Lippen und wollte sich nur langsam wieder beruhigen.

Erlöst von dem Druck ihres Alltags und frei im Kopf, zog sie die Decke bis zu ihrem Hals hinauf, schloss ihre Augen und fand in einen sorgenfreien Schlaf, denn sie in dieser Art schon lange vermisst hatte.

Sie träumte Szenen, in denen sie Benny und sich selbst wiederfand. Szenen in denen sie sich kennenlernten, glücklich miteinander waren und auch Lust aufeinander empfanden. Es waren schwerelose, sanfte Träume, bis schließlich der Wunsch nach SM für den Jungen immer quälender zutage trat. Erinnerungen kamen in ihrem Traum hoch, in denen Laval sie von der Konsequenz für den Sklaven warnte, wenn die Herrschaft diesen erst einmal losgelassen hatte.

Sie öffnete die Augen, stützte sich mit ihren Armen ab, um ihren Oberkörper von der Sofaoberfläche abzustützen und blickte in das grelle Licht der Deckenlampe hinein. Wie spät war es? Ein Blick zu der Designeruhr an der Wand, es war kurz nach 2 Uhr. Sie stöhnte, rieb sich die Stirn und dachte an ihren Traum. Sie hätte Benny nie loslassen dürfen! Als Freundin nicht und auch nicht als seine Herrin. Würde er unter Victorias grausamen Händen wirklich Glück empfinden? Sie suchte sich zu erinnern, fand jedoch keinen Moment ihres Zusammentreffens, der sie daran zweifeln lassen konnte. Victoria hatte ihm bereits einen großen Teil seiner Persönlichkeit beraubt. Rigoros und ohne Reue.

„Beschissene Fotze!" Zischte sie. Nahm auf dem Sofa eine sitzende Haltung ein und wollte sich aufraffen. Zähne putzen, Gesicht waschen, dann war sie überreif fürs Bett. Sollten Victoria und ihr Sklave glücklich miteinander werden. Harald tauchte noch einmal in ihren Gedanken auf, dann auch seine Stalkerin, Alexander und Marxdorfer. Das Triumvirat ihrer Leibsklaven, dass sie nun für sich konsequent nutzen wollte, ohne dass sie ihnen dabei etwas auf Dauer raubte oder sie auf zerstörerische Weise prägte.

Sklave. Der Gedanke, dass es Menschen gab, die bedingungslos zu ihr halten würden, begeisterte sie. Vielleicht lag hier die Offenbarung für sie? Eine Möglichkeit, auf ihre weise Partnerschaft zu leben? Vielleicht war das ja wirklich ihre Normalität. Eine Mischung aus BDSM- und Vanillawelt? Kurioserweise lag in Intimität und Nähe zu ihren Objekten der Schlüssel zur Akzeptanz ihrer Rolle. Im Grunde genommen ging es ihr nicht anders als jedem anderen auch, der sich mit Sadomaso auseinandersetzen wollte. Das Sexuelle bildete einen wichtigen Motivator dabei und ließ es einem leichter fallen, das bizarre Drumherum zu ertragen.

Sie dachte daran, was früher Sex für sie bedeutet hatte. Klar, sie hatte sich auch in ihrer Jugendzeit befriedigt, nicht oft, aber so ein oder zweimal in der Woche kam es vor. Sie hatte dabei an keinen Jungen gedacht, es hatte einfach nur zu ihrer Entspannung und dem Herauslösen ihres harten Alltages gedient. Ihr erstes Mal war dann eher einer Ernüchterung gleich gekommen, als Freude auf mehr. Erst mit Benny zusammen hatte sie in dieser Richtung echte Lust empfunden. Und jetzt mit Marxdorfer? Dieser kleine kümmerlich und hässlich wirkende Mann? Die Zeit mit ihm war so ohne Ende geil für sie gewesen und seine Äußerlichkeiten hatten dabei keine Rolle für sie gespielt. Immer wieder bestätigte es sich, dass sie in dieser Hinsicht anders tickte, als die meisten anderen Frauen.

Domina, Domina, Domina. Wie oft war ihr dieses eine Wort schon in den Sinn gekommen? Anna? Das war sie. Wie sah es mit ihrem Namen aus? Wieder diese Zweifel. Hatte Alex Recht und sie war nur deshalb als Domse gut, weil es im Hintergrund noch das einfach gestrickte einfältige Mädel gab? Würde sie zu einer Victoria werden, wenn sie sich jetzt völlig ihrer beruflichen Rolle ergab und nur noch ab und an für den Bruder dazu bereit war sich aus dieser herauszulösen?

Was machten andere Frauen in ihrem Alter? Anna hätte sich am liebsten selbst ins Gesicht gespuckt, als sie nach dem Handy griff und mit Hilfe der Suchmaschine nach einer Antwort auf ihre Frage suchte.

Fahrschule, Sport, Mode und Beauty, Ernährung, Hobbys ... sie ging lange Blogs und Listen durch.

Fahrschule? Warum sollte sie nicht ihr Geld in einen Führerschein investieren? Sie hatte noch nie ernsthaft darüber nachgedacht. Franz sei Dank. Aber mal richtig mit Ralf wegfahren? Vielleicht einfach machen? Einen Entschluss fassen und zu Ende bringen, bevor sie ihn wieder aus fadenscheinigen Gründen loslassen würde? Sie suchte ihr Handy und ging die Anzeigen durch.

Fahrschule Last. Die Anzeige machte einen ziemlich hippen Eindruck. Zumal dort auch Fahrlehrerinnen beschäftigt werden. Außerdem wurde in Limousinen gefahren und nicht mit der sonst üblichen Kompaktklasse. So zumindest wurde es auf der Seite angepriesen. Sie nahm sich vor, Ernst zu machen, stellte sich ihren Wecker und schlief nach einer halben Stunde endlich wieder ein.

22. Auf der Suche nach einem Privatleben

„Pelzig hier. Ich würde mich gerne bei ihnen zum Unterricht anmelden."

Eine dumpfe Männerstimme klang aus dem Lautsprecher ihres Handys heraus. Er fragte sie nach der Klasse, für die sie den Führerschein machen wollte.

„Auto?" Der Mann lachte. Sie selbst fand ihre Antwort auch nicht sonderlich geistreich.

„Also Auto. Möchten sie Motorrad in Kombination machen? Wir hätten da zur Zeit ein Vorteilsangebot."

Anna überlegte. Sie fand die Zweiräder schon imposant, aber auch gefährlich. Aber wieso eigentlich nicht? Ein bisschen Abenteuer würde ihr bestimmt guttun.

„Das würde ich dann nehmen. Könnte ich eine Fahrlehrerin für mich buchen?"

Der Mann am anderen Ende seufzte.

„Wir haben zwei und die sind auf Monate hin belegt. Wenn sie mit mir Vorlieb nehmen, könnten sie schon morgen anfangen."

Was blieb ihr anderes übrig als „Ja" zu sagen?

„Gut, ich bin einverstanden."

„Dann würde ich sie morgen zu unseren Theoriekurs einladen, wenn ihnen das zeitlich möglich ist. Das Treffen findet um 19 Uhr statt."

„Gerne, werde da sein." Anna war sich sicher, dass sie Gülen oder Katrin bitten durfte, sich um Ralf zu kümmern.

„Dann heiße ich sie in unserer Fahrschule herzlich Willkommen, Frau Pelzig. Das Du können wir uns dann immer noch anbieten, sollten wir uns sympathisch finden. Bis dann."

Anna verabschiedete sich. Der Mann hatte eigentlich ganz nett geklungen. Viel heißen musste das aber nicht.

Sie besann sich auf ihre Recherche. Sport! Den machte sie jeden Tag. Aber es war auch ein anderes Bild, welches sie in diesen Moment in ihrem Kopf hatte. Warum eigentlich nicht? Vielleicht war das eine Möglichkeit wieder mehr von sich selbst zu finden? Sie wollte es versuchen. Sich weitere Facetten in ihrem Leben schaffen, die nichts mit SM und ihren Beruf als Domina zu tun, hatten.

Mode war so ein Thema. Sie war da an die Verträge mit den Agenturen und Labels gebunden. Sie musste ja auch immer wieder hinfahren, um Fotos zu machen, oder man schickte ihr einen Fotografen vorbei, der sie in mitgebrachter Kleidung ablichtete. Meist brachten diese zwei oder drei Assistenten mit, um Anna zu schminken, zu frisieren und in entsprechender Szene zu setzen. Vielleicht sollte sie einfach mal selbst zu einem Friseur gehen? Sich einmal selbst einen gewissen Ausdruck verleihen?

Sie grinste, bei ihren sonstigen Terminen und Aufgaben würde da wohl nicht mehr all zu viel Zeit zum Nachdenken verbleiben. Vielleicht war das auch ganz gut so.

So ging es dann am nächsten Tag, gleich nach dem letzten Termin zum Friseur. Die Topadresse der Stadt, ohne Anmeldung eigentlich nichts zu machen. Doch Geld regiert die Welt und so forderte Anna, wie selbstverständlich, eine Exklusivbehandlung ein, die Dollarzeichen in den Augen der Ladenbesitzerin dabei deutlich zutage treten lassend.

Die Chefin war Mitte vierzig, zeigte ihr einen Platz in einem Séparée, wahrscheinlich damit man nicht von dem Anblick der sonst üblichen Gäste gestört wurde. Anna grinste. Das Gossenkind gönnte sich ein wenig Pomp und Luxus.

„Haben sie Wünsche betreffend ihres Aussehens?"

Anna blickte die brünette, zierliche Dame über den Spiegel hinweg an.

„Das ich besser aussehe als jetzt?"

Die Haardesignerin hüstelte gekünstelt und reichte ihr ein paar Schnittkataloge. Annas Haare waren relativ dünn, ganz im Gegensatz zu den voluminösen Haarkleidern der dort abgebildeten Models.

Anna ging ihre Möglichkeiten zusammen mit der Frau durch. Sie schien eine sehr professionelle Sicht ihrer Möglichkeiten zu haben, riet ihr zu einem einfachen Mittelscheitel, den man gegebenenfalls auch leicht zu einem Pferdeschwanz oder Zopf umgestalten konnte. Für mehr Volumen wollte sie Echthaar-Extensions verwenden, welche zusammen mit Annas Haaren gebleicht wurden, um noch ein helleres Blond zu erzeugen.

„Das wird fantastisch aussehen, Frau Pelzig."

Die Frau drängte Anna kein Gespräch auf. Schweigend wusch die Frau zweimal ihre Haare durch, gab ihnen einen sehr sorgfältigen Grundschnitt und legte sich dann das Material für ihre Verlängerungen zurecht. Sie sprach von Ultraschall, zwei Farbentechnik, Anzahl der Einsätze, zweihundert oder noch mehr ... der Preis, weit entfernt von der eigenen Vorstellung. Dreieinhalb Stunden! Wenn alles glatt lief, würde Anna nur noch eine halbe Stunde Zeit haben, um in die Fahrschule zu kommen. Hatte sie sich das so vorgestellt? Ja. Sie wollte Ihr Leben so gut füllen, wie es ihr nur möglich war.

„Kann ich noch Sport damit machen? Ich muss mich auch beruflich viel bewegen."

Was die Frau über sie dachte, konnte Anna nur erahnen. Sie begegnete ihr zwar mit Respekt, aber auch mit einem fast unverschämten Maß an Reserviertheit.

„Das wird kein Problem sein. Dennoch sollten sie ihre Haare nur alle zwei Tage waschen, damit es möglichst lange sein Volumen behält und das Eigenhaar nicht zu sehr strapaziert wird. Ich werde ihnen nachher noch spezielle Spülungen und Shampoos geben, mit denen sie ihr Haar in seiner Gesamtheit pflegen können."

Kohle. Um nichts anderes ging es hier. Glaubte Anna. Zu offen hatte sie preisgegeben, dass ihr heute das Geld egal war. Sie wollte sich was Gutes tun und endlich auch mal für sich selbst einstehen.

Dreieinhalb Stunden! Würde sie das noch einmal durchhalten wollen? Anna stöhnte. Ihrem nächsten Kunden würde sie Extensions machen, das kam schon einer härteren Folter gleich. Regungslos dasitzen, immer nur das eigene Gesicht und das dieser so resolut und unfreundlichen wirkenden Frau ansehen können, das setzte ihr schon zu. Trotzdem musste sie innerlich lachen. Denn unfreundlich und resolut wirkte sie selbst ja auch. Vielleicht verhielt sich die Alte ihr gegenüber deshalb so steif? Sie war ja sowas wie die Domina des Ladens. Immerhin bekam sie Kaffee und sogar ein Stück Kuchen aufs Haus. Beides von herausragender Güte, aber in Portionen, welche man fast als „Kleine Aufmerksamkeit" verbuchen konnte.

Das Ergebnis übertraf Annas Vorstellungen bei weitem. Ihr Haar wirkte jetzt noch viel prägnanter, voller und gab ihrem hübschen wie markanten Gesicht einen passenden Rahmen. Sie sah einfach nur geil aus, da waren die mühseligen Stunden schnell vergessen.

„Gefällt es ihnen?" Fragte die Friseurin in einem angespannten Ton.

„Gefallen? Es ist super geworden. Vielen Dank."

Die Dame wirkte erleichtert. So als ob in diesem Moment eine riesige Last von ihren Schultern abgefallen wäre.

„Ich muss mich beeilen. Könnte ich sofort bezahlen?"

„Aber selbstverständlich. Meine Auszubildene entfernt noch die Haare von ihrer Kleidung, dann können wir rüber zu der Kasse gehen."

Anna sah der Geschäftsleiterin dabei zu, wie diese ein junges Mädchen heranwinkte und auf ihren Sitzplatz zeigte. Es war ziemlich klein, etwas dicklich, hatte aber ein freundliches rundes Gesicht.

„Guten Tag." Flötete es und suchte die wenigen Haare zu entfernen, die nicht von Halskrause und Umhang abgehalten werden konnten.

„Hallo!" Erwiderte Anna und schenkte ihr das freundlichste Lächeln, zu dem sie imstande war.

„Brauchst du noch lange?" Fragte sie das Mädchen, während dieses sorgfältig ihre Kleidung absuchte.

„Ich bin sofort fertig." Erwiderte es angespannt.

„Ich meinte mit deiner Ausbildung." Erklärte sich ihr Anna, bestürzt über ihre falsch verstandenen Worte.

„Noch ein Jahr."

Anna konnte es kaum glauben. Sie konnte nur wenig älter sein, als dieses Mädchen.

„Danke dir, ich glaube das reicht."

Sie gab der Kleinen einen Geldschein zum Dank und stand dann auf, um an die Kasse zu gehen. Sie schien dem Mädchen eine Freude gemacht zu haben, denn verblüfft blickte sie ihr hinterher.

„Sechshundertfünfundachtzig Euro wären das dann bitte." Die Geschäftsfrau blickte gespannt zu Anna auf, die ohne ersichtliche Rührung nach ihrer Börse griff.

„Belassen sie es dabei." Forderte sie, während sie die sieben grünen Scheine über die Theke des Empfangs schob. Wohl wissen, dass das Trinkgeld damit sehr knapp bemessen blieb.

Die Fahrschule Last war mit dem Taxi in einer Viertelstunde zu erreichen. Anna hasste es, zu spät zu kommen. So wie sie es selbst als respektlos empfand, wenn jemand unentschuldigt zu spät kam. Immer wieder blickte sie auf die Uhr. Sechs Minuten noch.

„Dauert es noch lange?" Fragte sie den Fahrer.

„Wir sind gleich da." Brummte dieser, einen verstohlenen Blick in den Spiegel werfend.

Was war denn das für eine Antwort? Ihr Gesicht sprach Bände, aber sie wollte mit dem Mann jetzt auch nicht das Streiten anfangen. Tatsächlich war es nur noch eine Querstraße weiter und so zahlte sie ihn aus und eilte zwischen zwei Fahrzeugautos hindurch auf den kleinen Eckbungalow zu, der die Schule beherbergte. Vier große Schaufenster über zwei Schenkel eines Dreiecks gaben Einblicke auf den Schulungsraum, wo schon etliche Fahrschüler auf den Dozenten warteten. Zum Glück schien dieser ebenfalls noch nicht da zu sein und so hastete Anna weiter und nahm die Eingangstür.

„Ich habe dir gesagt, Gerald, dass ich Kinder habe. Noch einen weiteren Nachmittagstermin in der Woche mache ich nicht mit." Meinte ein hagerer Kerl mit Brille und Vollbart bestimmt.

„Und ich darf automatisch alle Termine übernehmen, die euch nicht passen? Wer ist hier Chef? Ihr oder ich? Mir langt das langsam, Erwin. Ich habe doch auch noch Recht auf Freizeit und bevor der Winter kommt, möchte ich noch alle Angebotsaufträge mitnehmen. Nur zehn Stunden reichen mir dann auch, vielleicht versteht hier das ja mal jemand." Der Eigentümer der Fahrschule war kleiner, trug ein Bäuchlein vor sich her und besaß ein sympathisches Gesicht, umrandet von lockigen Haaren. Eine Schiebermütze auf seinen rundlichen Kopf, sah er ein wenig rabaukenhaft aus, wie Anna fand. Wie alt mochte er sein? Fünfzig vielleicht? Er wirkte in seinem Auftreten viel jünger, wie sie fand.

Die beiden Männer achteten sie nicht weiter, sondern versuchten sich gegenseitig ihre Argumente regelrecht um die Ohren zu hauen. Erst als Anna zu hüsteln begann, schenkte ihr der Größere der beiden seine Aufmerksamkeit.

„Bitte?"