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Chuck & Sarah 02

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* * *

„Sie ist wirklich wunderschön!" entfuhr es Eleonore spontan, als sie die kleine Kapelle der Heiligen Rose am äußersten Rand einer Klippe entdeckte. „Devon, Morgan, beeilt euch, das müsst ihr sehen!"

Die beiden Männer warfen einander einen Blick zu, der zu sagen schien: „Frauen haben alle wirklich einen Knall. Warum tun wir uns das eigentlich an?"

Natürlich wussten beide ganz genau, warum sie drei diesen beschwerlichen Aufstieg auf sich genommen hatten. Zum einen wollten sie das Land, dessen Gäste sie waren, erkunden, zum anderen hatte der Premierminister Elli von einer Tradition seines Landes erzählt, die ihre Augen zum Leuchten und ihren Sinn für Romantik zum Träumen gebracht hatte. Die Kapelle Santa Rosa war in ganz Costa Gravas berühmt für ihre wunderschönen Rosen und die Legende besagt, dass jede Frau, die sich mit einer Rose aus dem Garten der Kapelle für ihren Liebsten schmückte, ein Leben voller Liebe, Leidenschaft und Glück führen würde. Auch wenn Devon und Morgan mit den Augen rollten, waren sie doch im Grunde ihrer Herzen ebenfalls Romantiker, und außerdem war es nicht leicht, Elli zu widersprechen.

Die Kapelle Santa Rosa war ein relativ kleines Sandsteingebäude, das, so wie es jetzt im Licht der Sonne stand, passend zu den Blumen in einem verwaschenen Rosé erstrahlte. Höchstens eine Handvoll Personen hätte in ihr Platz gefunden, aber sie lag inmitten eines prächtigen Gartens, und selbst Morgan musste einräumen, dass er in seinem Leben noch nie schönere Rosen gesehen hatte. Der Duft der Rosen war so intensiv, dass ihnen allen drei leicht schwindlig wurde, und sie waren von so strahlendem Purpurrot, dass man fast der Legende glauben konnte, die besagte, die Rosen wären das Herzblut der Heiligen Rosa, die die Schutzpatronin der Insel war.

Berauscht vom Duft der Rosen und atemlos vom anstrengenden Aufstieg, rasteten sie im Schatten einiger Bäume am Rand der Klippen, und entspannten sich bei einer kleinen Stärkung und dem belebenden Ausblick über das Meer und die Landzungen, die die Bucht unter ihnen links und rechts einrahmten.

„Hier ist es wunderschön. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mich so gut gefühlt habe." meinte Morgan, als er die Reste des Picknicks in seinem Rucksack verstaute und dann an den Baum gelehnt über das Meer blickte.

„Sagt mal... Meint ihr, Casey macht seine Drohung war, und bringt mich um, wenn ich Alex um eine Verabredung bitte?" fragte er, und sah Elli und Devon an. Es war für alle drei eine ziemliche Überraschung gewesen, zu erfahren, dass Colonel John Casey, ein patriotischer Soldat und notorischer Einzelgänger, wie er im Buche stand, eine Tochter hatte, die die Schönheit ihrer Mutter und den Kampfgeist ihres Vaters geerbt hatte. Und es war fast schon unvermeidlich, dass Morgan auch Gefallen an ihr fand. Leider konnte er nicht sicher sein, ob es ihr auch so ging -- dass Casey davon nicht besonders angetan war, war hingegen so sicher wie das Amen in der Kirche. „Würde es dich denn abhalten, wenn es so wäre, Morgan?" wollte Devon wissen, und Elli meinte nur: „Du musst dir überlegen, ob sie es denn wert wäre." Dabei lächelte sie ihn an. „Nur weil du mit Anna auf die Nase gefallen bist, muss das nicht für Alex gelten. Und ich denke nicht, dass dich John gleich umbringen würde... Auch wenn er es selbst immer wieder gesagt hat."

Morgan blieb mit seinen Gedanken alleine unter dem Baum stehen, während Elli und Devon zur Kapelle gingen. „Sie ist süß, sexy und hat die Schlagfertigkeit von ihrem Vater geerbt..." grübelte Morgan, und meinte mit Schlagfertigkeit die wortwörtliche. „... sie lacht über meine Witze und findet mich nett... Das ist doch schon ein guter Anfang..." Ganz in Gedanken verloren blickte er über das Meer zum Horizont und spielte mit einem Zweig, den er zwischen den Fingern hin und her wandern ließ, während in der Ferne die Schiffe der Küstenwache und der Marine ihre Patrouille fortsetzten, um die Sicherheit der bei der Party anwesenden Ehrengäste zu gewährleisten. Dann richtete er sich mit einem Mal auf wie jemand der einen Einfall hat, den er sofort umsetzen will.

Elli und Devon waren schon tief in den Garten vorgedrungen, und Elli zog ihren Mann immer weiter zum abrupten Gefälle der Klippe. Hier war eine besonders schöne Rose... Die weit über den Abhang hinausragte. „Elli, Liebling... Diese Rose hier ist fast genauso schön wie die am Abgrund..." - „Aber ich will diese eine da, denn sie ist die schönste Rose... oder bin ich nicht die schönste Frau für dich?" fragte sie ihn herausfordernd. Devon lächelte sie liebevoll an und versteckte das leicht genervte Seufzen. Er wusste ja auch, wie sinnlos der Protest sein würde. Gegen Elli kam er nicht an, das wussten sie beide. „Awesome" beugte sich in sein Schicksal und hangelte sich vorsichtig zu dem Rosenstock hinüber, an dem die eine Rose hing, die seine Liebste von ihm forderte. Wie ein Ritter in mittelalterlicher Dichtung oder ein Held in der Antike, erfüllte Devon die Aufgabe, die seine Liebste ihm auftrug, um ihr seine Liebe zu beweisen. „Wenigstens lässt sie keinen Handschuh in eine Arena voller Tiger fallen." dachte er, als er die Rose pflückte.

Auf dem Rückweg sah er Elli dann vor dem Strauch stehen, den er gemeint hatte, und sich sehr genau zwei Rosen ansehen, die der einen Rose, die er soeben gepflückt hatte, weder in Schönheit, noch in Farbe oder Duft nachstanden, und Elli fragte ihn: „Welche der beiden ist schöner?" - „Elli, hier hast du doch schon eine wunderschöne Rose, wofür brauchst du denn zwei?"

Elli sah ihn mit der Art von Blick an, die Frauen ausschließlich dann aufsetzten, wenn sie der Ansicht waren, ihr Partner hätte etwas selten Dämliches gesagt, oder wäre erschreckend schwer von Begriff. „Diese Rose ist natürlich für Sarah, eine Art vorgezogenes Verlobungsgeschenk." - „Chuck und Sarah wollen sich verloben? Warum weiß ICH nichts davon?" war auf einmal Morgans Stimme zu vernehmen, und Chucks bester Freund sah sehr angefressen aus, als er bei ihnen ankam.

Morgan hatte schon einmal angenommen, dass Chuck Sarah einen Heiratsantrag machen wollte. Damals wusste er noch nichts von deren Doppelleben, und auch nichts davon, dass der Ring, den er in Chucks Spind gefunden hatte, eigentlich Devon gehörte, und dieser Elli einen Antrag machen wollte. Damals hatte Morgan Angst gehabt, seinen besten Freund an Sarah zu verlieren, dieses Mal jedoch war er nur beleidigt, weil er scheinbar nicht eingeweiht war. Auch Devon sah etwas ratlos aus und vermittelte den Eindruck etwas Wesentliches verpasst zu haben.

Während Elli eine der beiden Rosen vom Strauch schnitt erklärte sie den Männern ganz geduldig:

„Stellt euch doch nicht so dumm. Ihr beide wisst so gut wie ich, dass sich die beiden über alles lieben und am liebsten nie wieder auch nur einen Tag ohne den anderen verbringen würden. Als Sarah bei der Hochzeit den Brautstrauß abgewehrt hat, war das aus Angst, nicht, weil sie Chuck nicht liebt. Und ihr „Durchbrennen" in die Schweiz war auch eine Art vorgezogener Flitterwochen. Die beiden haben einfach noch nicht die Zeit, um auf diesen Gedanken zu kommen... Jedenfalls würden sie den Gedanken noch nicht laut äußern. Aber glaubt mir: Es ist nur eine Frage der Zeit."

Morgan und Devon sahen sich an, und Ellis Worte hallten in ihren Köpfen nach. Natürlich hatte Elli Recht, und sowohl Morgan als auch Devon wussten es genau. Sie hatten nur noch nie wirklich darüber nachgedacht.

Das Sarah und Chuck zusammen waren, war für Morgan und Devon genau so natürlich, wie dass die Sonne im Osten aufging und Wasser bergab floss. Es war wirklich nur eine Frage der Zeit, bis Chuck und Sarah mehr sein würden als nur ein Liebespaar. Morgan und Devon hatten daran genauso wenig einen Gedanken verschwendet wie auf die Frage, ob die Sonne am nächsten Morgen wieder über den Bergen im Osten aufgehen würde. „Deine Frau hat..." - „...wie immer Recht." beendete Devon den Satz von Morgan, und sie klatschten sich lachend ab.

„Die werden euch sicher wundervoll stehen." meinte Devon und küsste seine Frau zärtlich auf die Wange. Während Elli die Rosen in einem stabilen Gefäß in ihrem Rucksack verstaute, damit sie auf dem Rückweg keinen Schaden nahmen, schulterte Devon seinen Rucksack wieder und sie machten sich auf den Weg.

„Geht schon mal vor, ich hole euch ein, ich brauch noch einen Moment." rief ihnen Morgan hinterher, als er zu seinem Rucksack ging, der noch unter dem Baum stand.

* * *

Sarah lag an Chucks Brust geschmiegt am Strand. Die Sonne trocknete den Schweiß auf ihrer Haut, und die selige Müdigkeit, die beide umfing, fühlte sich sehr angenehm an. Als Chuck Sarah eingeholt und mit ihr an den Strand geschwommen war, hatten sie einfach ihrer Leidenschaft nachgegeben und sich zwischen den Felsen auf einem Stück des Strandes geliebt, der von feinem Sand bedeckt war. Jetzt genossen sie einfach die Nähe des anderen und schwiegen, da keine Worte nötig waren. Chuck küsste ihr Haar und streichelte liebevoll ihren Nacken, als sie ein leises Klappern und Poltern aufschreckte. Sofort wandten sie sich der Quelle der Geräusche zu.

Wenige Schritte neben ihren Köpfen bewegten sich ein paar kleinere Steine, und eine etwa handgroße Eidechse schlängelte sich hektisch und mühsam unter einem Steinhaufen hervor. Die Echse sauste dann ein paar Schritte auf sie zu. Jetzt erst nahm sie die beiden Menschen wahr, verharrte bewegungslos und schien sie eine Weile sehr aufmerksam zu beobachten. Dann machte das Reptil abrupt kehrt und verschwand in einer engen Felsspalte einige Meter weiter weg. Einen Augenblick später lugte sie wieder aus der Spalte, als wollte sie nachsehen ob die Luft rein war, sah, dass die beiden noch immer da waren und zog sich dann so schnell wieder zurück, dass ein kleines Steinchen vor die Öffnung fiel, wie eine zufallende Tür.

Sarah und Chuck sahen sich an, und prusteten dann gleichzeitig vor Lachen los. „Da hat wohl jemand was gegen Gesellschaft." lachte Sarah. „Ich auf jeden Fall nicht. Ich könnte den Rest meines Lebens mit dir in meinen Armen verbringen." versicherte ihr Chuck und Sarahs Gesichtsausdruck konnte man entnehmen, dass ihr dieser Gedanke sehr gefiel. Sie kuschelte sich an seine Brust und kraulte zärtlich die Haut an seinem Bauch. „Das klingt sehr schön, Chuck... Den Rest unseres Lebens... Ich habe mir so etwas früher nicht vorstellen können..."

Sarah hatte sich früher nie große Gedanken über Beziehungen gemacht, oder für die Zukunft geplant. Bei ihrem Beruf war sie letztlich froh, wenn sie den kommenden Tag erlebte, und Pläne machte sie nur für ihre Missionen, nicht jedoch für ihr Leben. Doch seit sie Chuck kannte, ging das nicht mehr. Sie spürte ein Verlangen... Ein Verlangen, mehr zu haben... Mehr als nur den nächsten Tag. Chuck küsste sie liebevoll auf die Stirn und sah ihr lange in die Augen. „Du bist auch nicht mehr die Selbe, die du früher warst, Sarah... So vieles hat sich in deinem Leben verändert."

Sarah richtete sich auf und sah ernst auf Chuck hinab. „Findest du wirklich, dass ich mich so sehr verändert habe?" - „Ich finde ja, Sarah... Du wirkst sicherer und gefestigter. Und du lächelst viel mehr als in der ersten Zeit. Es scheint, als sei eine schwere Last von dir genommen worden. Vielleicht liegt es daran, dass du mich nicht mehr beschützen musst, und keine Angst mehr um mich haben musst." Sarah schüttelte den Kopf, überrascht, wie naiv Chuck sein konnte. „Nein Chuck... Das ist es nicht... Ich habe noch immer Angst um dich, und möchte dich beschützen, so gut ich kann... Aber ich habe keine Angst mehr, jemanden zu lieben. Ich weiß jetzt, dass ich mich auf jemand anderen verlassen kann, und dass es jemanden gibt, der sich um mich sorgt." - „Stimmt... Casey mag dich und sorgt sich auch sehr um dich, schließlich sind wir ja alle ein Team." Als ihn Sarah in die Rippen boxte, grinste Chuck und umarmte sie liebevoll. „Natürlich sorge ich mich um dich, du kampfwütige Amazone. Schließlich liebe ich dich von ganzem Herzen, und will nicht, dass dir was passiert. Ich denke, da sind wir uns ähnlich, oder?"

Da war es wieder, dieses jungenhafte Lächeln, das sie immer wieder entwaffnete. Sarah liebte Chuck. Sie liebte seine Macken und Marotten... Sie liebte ihn dafür, dass er sich auf Anhieb gemerkt hatte, dass sie ihre Pizza vegetarisch und ohne Oliven mochte. Sie liebte ihn dafür, dass er sie nie mit Fragen über ihre Vergangenheit bedrängt hatte, sondern geduldig wartete, bis sie sich ihm öffnete... Sie liebte ihn, weil er sie liebte, wie sie jetzt war und sie nie aufgegeben hatte, egal, wie schwer sie es ihm gemacht hatte. Im Grunde ihres Herzens war sie sich immer schon der Tatsache bewusst gewesen, dass sie in Chuck jemand besonderen gefunden hatte, jemanden, der sich nicht von ihrer harten Schale und ihrem kühlen Gebaren abschrecken lassen würde. Auf seine Art war Chuck das Gefährlichste gewesen, was Sarah passieren konnte. Sein fast schon tollkühner Mut, seine entschlossene Zielstrebigkeit alles richtig zu machen, sein Einfallsreichtum und seine absolute Offenheit waren Eigenschaften, gegen die sie sich nicht hatte wehren können. Sie selbst hatte ihm doch schon gestanden, dass sie sich irgendwann zwischen dem Moment, in dem er ihr Handy repariert und dem Moment, in dem er eine Bombe mit einem Virus von einer obskuren Pornoseite außer Gefecht gesetzt hatte, in ihn verliebt hatte.

Statt ihm nun seine Frage mit Worten zu beantworten, küsste sie ihn einfach nur lange und voller Sehnsucht. Natürlich waren sie sich in dieser Hinsicht ähnlich, und nicht nur in dieser. Jeder der beiden hätte gern für den anderen sein Leben gegeben, jeder der beiden hatte schon mehr als einmal für den anderen sein Leben aufs Spiel gesetzt. „Ich liebe dich, Chuck." hauchte sie ihm auf die Lippen, als sie sich wieder an ihn schmiegte, und ihren Kopf auf seine Brust legte. „Ich liebe dich, Sarah" flüsterte er. Wie beruhigend sein Herzschlag auf sie wirkte... Wie sie unbewusst seinen Atemrhythmus übernahm und seine Wärme genoss...

„Liebling... Wir sollten uns auf den Rückweg machen. Wir wollen uns doch noch frisch machen, bevor wir zum Dinner gehen." Ein sanfter Kuss traf ihre Lippen und als sie die Augen öffnete, hatte sich die Sonne ein gutes Stück weiterbewegt. Sie war an seine Brust geschmiegt eingeschlafen. Sarah blinzelte gegen das Licht an und erwiderte seinen Kuss lächelnd. „Eine gute Idee... Ich könnte was zu essen vertragen. Dich zu unterhalten ist ziemlich kräftezehrend." neckte sie ihn, und er revanchierte sich dafür, indem er sie zärtlich in den Nacken biss. „Hee... Langsam, mein Lieber... Den Nachtisch gibt es erst nach dem Essen."

Sie erhoben sich und wollten sich auf den Weg ins Wasser machen, als Sarah etwas auffiel. „Chuck... Du hast nicht zufällig mein Bikinihöschen gesehen? Ich hatte es zum Trocknen auf den Felsen dort drüben gelegt." - „Meinst du diesen Felsen hier, der von der Flut überspült wurde?" fragte Chuck mit einem Lächeln auf den Lippen. „Oh nein... Sag mir nicht, dass es weg ist..." stieß sie leicht verzweifelt vor. Chuck zuckte die Achseln und nahm ihre Hand. „Komm... Wir sollten uns wirklich beeilen... Mach dir keine Sorgen, es sieht dich keiner, und auf dem Boot liegt ja noch dein Pareo, den kannst du dir ja umbinden." Sarah ließ sich von ihm mitziehen und maulte ganz leise: „Ja, aber er ist nicht gerade blickdicht..."

* * *

Als das Geräusch des Bootsmotors verklang, wagte sich die Eidechse wieder aus ihrem Schlupfloch und nahm einen neuen Logenplatz auf einem heißen Felsen ein, erleichtert, dass sie wieder alleine war, und diese lärmenden zweibeinigen Wesen ihr Revier endlich verlassen hatten. Eine herumsummende Libelle, die nicht vorsichtig genug war, brachte der Echse das gewohnte Jagdglück zurück, und während sie das Insekt genüsslich verspeiste, trieb unter ihr Sarahs Bikinihöschen träge in der Dünung, nur ganz leicht auf den Wellen schaukelnd, nachdem die Bugwelle des Bootes es aus seinem Versteck unter einem Felsen einen knappen Meter von seinem ursprünglichen Lageort entfernt gespült hatte.

Hätte die Echse zur anderen Seite der Bucht geblickt, und nicht nur erleichtert dem davonbrausenden Speedboat nachgesehen, wäre ihr ein kleines hölzernes Fischerboot aufgefallen, dass langsam mit gedrosseltem Motor Richtung Norden unterwegs war -- in Richtung des Palastes. Aber auch wenn sie hingesehen hätte, wäre es ihr egal gewesen. In den letzten Tagen waren jede Menge Boote gekommen und wieder abgefahren, die Lebensmittel, Personal und Material für das Fest brachten... Welchen Unterschied sollte da ein weiteres Boot machen?

* * *

In der Bibliothek des ehemaligen Präsidentenpalastes und jetzigen Gästehauses des Premierministers saßen zwei Männer zusammen, nahmen einen Drink und rauchten exquisite Zigarren aus der Privatreserve des Premiers, die sich gegenseitig noch vor kurzer Zeit lieber ein Messer zwischen die Rippen gerammt hätten. Bei unzähligen Attentatsversuchen in den vergangenen drei Jahrzehnten hatte Colonel John Casey -- in Costa Grava auch berüchtigt als „Ángel de la Muerte" -- versucht, den Premierminister Allejandro Goya zu töten. Doch seit kurzer Zeit waren die beiden Männer durch gegenseitigen Respekt -- und infolge der gleichen Blutgruppe, eines Killers des RING und, nach einer Verkettung ungewöhnlicher Umstände, auch durch eine kleine Menge Blutes -- mit einander verbunden.

Der knurrige NSA-Agent und der playboyhafte und etwas arrogante Premierminister waren noch immer keine engen Freunde, aber nachdem ein Attentäter des RING versucht hatte, Goya zu töten, und von Casey daran gehindert wurde, und Caseys Blut die einzige Möglichkeit war, den Premier zu retten, verband die beiden inzwischen eine gewisse Art von Respekt -- und die Vorliebe für Zigarren.

„Colonel, es freut mich, dass sie mir die Ehre erweisen, mit ihrer bildschönen Tochter mein herrliches Land zu besuchen. Ich hatte auch noch keine Gelegenheit gehabt, mich persönlich bei ihnen für meine Rettung und ihr damit verbundenes Opfer zu bedanken." - „Exzellenz..." Bei dem Wort verschluckte sich Casey fast, denn es fiel ihm noch immer etwas schwer, den Ex-Diktator von Costa Gravas so anzureden -- auch wenn er erstmals freie und demokratische Wahlen abgehalten hatte, die ihn zum gewählten Premierminister gemacht hatten, konnte Casey ihn aus schlichter Gewohnheit noch nicht anders betrachten.

„Exzellenz, ich habe mir angesehen, wie die Demokratisierungsbestrebungen in ihrem Land voranschreiten. Es ist beeindruckend, dass sie ihr Wort halten und aus Costa Gravas ein freies und demokratisches Land machen wollen, aber mir stellt sich die Frage, warum ich... Warum wir alle hier sind." - „Colonel... Ach... Darf ich sie John nennen? Colonel ist so förmlich..." Goya schenkte Casey seine Version eines gewinnenden Lächelns, und Casey musste sich einen mentalen Tritt versetzen, um freundlich, wenn auch ganz leicht ironisch zu antworten: „Es wäre mir eine Ehre, wenn sie mich so nennen würden, Allejandro... Schließlich sind wir ja so etwas wie Blutsbrüder."

Der Premierminister sah ihn einen Moment verblüfft an, und lachte dann laut auf, scheinbar taub für Caseys Ironie. „Ganz genau das wollte ich, John! Wir teilen das gleiche Blut, und lieben beide gute Zigarren. Und wenn ich mir ihre zauberhafte Tochter ansehe und auf ihre Mutter schließen darf, denke ich, dass wir beide auch den Geschmack bei Frauen teilen, Schön, stark und mutig. Frauen wie meine leider verstorbene Frau, wie Señora Woodcomb oder wie Señorita Walker." Goya nahm sein Glas in die Hand. „Sehen sie her, John. Das ist unser einheimischer Rum. Sie trinken ihn auch gerade. Er ist sehr süß und mild, nicht wahr?" Casey nickte und fragte sich, worauf der Premier hinauswollte. Goya zog stark an seiner Zigarre, bis die Spitze hellrot glühte, dann hielt er die Glut über den Rum. Zu Caseys Überraschung schlug eine hellblaue Flamme aus dem Glas. „Verstehen sie, was ich meine? So wie unser Rum, sind auch diese Frauen. Süß, sinnlich, aber auch überaus explosiv."

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