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Chuck & Sarah 02

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* * *

Die beiden Sicherheitsbeamten drückten sich an die Felswand hinter dem Ausgang außerhalb der geräumigen Höhle die am Ende der Treppe lag, und sahen sich um. Sie hatten einzeln aus dem engen und niedrigen Loch kriechen müssen, denn der Ausgang maß höchstens einen Meter im Quadrat -- was den Eingang vom Strand aus nicht sichtbar sein ließ. Der ältere der beiden nahm sich vor, in einem Bericht anzuregen, sowohl sämtliche Geheimgänge, als auch alle Höhlungen und Aussparungen in der Umgebung der Villa kartographieren zu lassen, um die Sicherheit zu erhöhen.

Gemeinsam zogen sie Elli dann aus der Höhle, und nahmen den Premierminister in Empfang, der von Devon nach draußen bugsiert wurde. Schließlich war auch Devon draußen. Sie sahen sich gerade genauer um, und versuchten festzustellen, wo genau sie sich befanden, als sie eine Stimme hörten. Die Sicherheitsbeamten, die ihren Chef natürlich nur zu gut kannten, erkannten seine Stimme, und begriffen sofort, was der Funkspruch zu bedeuten hatte.

Etwas über 50 Meter weiter lagen zwei Leichen. Die eine Leiche, zu der auch das Funkgerät gehörte, über das die Stimme erklungen war, trug die Uniform der Militärpolizei, die andere trug eine Fliege und eine Schürze, und war mal der Barkeeper gewesen, mit dem sich Morgan unterhalten hatte. Goya nahm die Waffe des Toten an sich, und fühlte sich gleich etwas wohler, da er jetzt auch zu seinem - ihrem -- Schutz beitragen konnte.

„Alles in Ordnung, die Marine wird zweifellos den Funkspruch verstehen, und Verstärkung schicken." erklärten sie, nachdem sie den Zivilisten -- auch wenn der Premierminister selbst ein Militär war, bevor er an die Macht kam, war er für die Sicherheitsmänner in diesem Moment nur ein Zivilist, dessen Leben es zu beschützen galt -- den Inhalt des Funkspruchs erklärt hatten. „Gut, dann können sie beide ja wieder zurück, und ihre Kollegen unterstützen. Ich denke, dass uns dreien hier keine Gefahr droht." schlug Goya vor, und es klang fast wie ein Befehl. „Ich denke, sie werden da drin gebraucht." - „Bei allem zu Gebote stehenden Respekt, Herr Premierminister. Wir müssen ihr Anliegen zurückweisen, denn wir sind für ihre Sicherheit verantwortlich."

Goya wollte gerade auffahren, als ihm Elli die Hand auf den Arm legte. „Allejandro... Die Männer haben Recht. Wir haben nur notdürftigen Schutz gefunden und können nur hoffen, dass die Verstärkung bald eintrifft." Sie blickte unbehaglich zu den beiden Leichen hinüber, und sah Goya noch einmal tief in die Augen. „Sie dürfen sich jetzt nicht in Gefahr bringen. Es wäre dumm von ihnen jetzt den Helden spielen zu wollen. Ich verstehe, dass sie sich Sorgen um Theresa und die anderen da drin machen, aber da drin sind einige Leute damit beschäftigt, zu tun, was nötig ist, damit keiner von uns hier zum Helden oder Märtyrer werden muss. Lassen sie sie ihre Arbeit tun, Allejandro!"

Goya schmunzelte wider Willen, denn sie hatte Recht, und auch wenn sie alle in Gefahr waren, konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, dass er gegenüber John Casey mit seiner Einschätzung der Frauen in der „erweiterten Familie Bartowski" voll und ganz Recht hatte.

„Sie haben Recht, meine Liebe." er wandte sich an die beiden Sicherheitsbeamten. „Und jetzt?"

* * *

Wenn man es genau nahm, war es kein Gang, sondern eine Treppe, die sich vor Sarah, Alex und Morgan auftat. Staubig, voller Spinnweben, aber offensichtlich nicht baufällig. Morgan betrat als erster den kurzen Absatz, der der Treppe vorgelagert war, und tastete an der Wand entlang nach einem Lichtschalter. Es gab tatsächlich einen Schalter -- einen alten Drehschalter, wie sie seit sicher dreißig Jahren keine Verwendung mehr fanden. Ein schwaches Licht glimmte die Treppe entlang auf, als er ihn betätigte. Schwach, aber doch hell genug, dass sie sehen konnten, dass die Treppe an ihrem Ende in einen sehr schmalen Gang überging, von dessen Ende ein leises Rauschen kam.

„Wir sollten es uns auf jeden Fall mal ansehen, dann wissen wir, ob es uns etwas nützt." meinte Sarah und hob ihre Waffe. „Ich gehe voraus, und du sicherst unseren Rücken. Du bleibst dicht bei mir, Alex, und sei vorsichtig, wir wissen nicht, wie stabil die Treppe ist."

Langsam schlichen sie die -- noch überraschend stabilen -- Stufen hinab, nachdem Morgan die Geheimtür soweit zugezogen hatte, dass sie von Außen -- hoffentlich -- nicht auffiel. „Es kommt mir vor, als sei hier seit Jahrzehnten niemand mehr gewesen." merkte Alex an, und Morgan antwortet ihr: „Soweit ich weiß, hat Goya diese Villa immer schon hauptsächlich für Besucher verwendet, und sich selbst hier nie großartig aufgehalten. Vermutlich wusste er nichts davon, und wenn sich niemand die Mühe gemacht hat, den Kasten auf den Kopf zu stellen, könnte es wirklich sein, dass die ganzen Geheimgänge hier drin längst vergessen sind." - „Ich hoffe, niemand von euch hat Angst vor Spinnen." ließ sich Sarah vernehmen, und deutete auf die Wände. „Das würde erklären, was die Eidechse hier wollte. Die hat hier mehr oder weniger ihre eigene Speisekammer." murmelte Morgan unbehaglich, denn er hatte zwar keine Angst vor Spinnen, aber ein Fan war er auch nicht. „Psst! Ich glaube, ich kann Stimmen hören." Alex glitt lautlos an Sarah vorbei und presste ihr Ohr an die Wand. „Ja, ich kann etwas hören, klingt wie aus einem Funkgerät." Sarah lehnte sich neben sie an die Wand und lauschte konzentriert dem Funkspruch, den Marquez an die Marine geschickt hatte.

Derweil war Morgan etwa zwei Meter neben den Beiden an die Wand getreten, und hatte etwas entdeckt, was ihn unter normalen Umständen sehr amüsiert hätte. „Hier sind Gucklöcher." flüsterte er. Er zog die Abdeckung zur Seite und sah hindurch.

Vor ihm lag das gesamte Atrium, der von drei Seiten von Wänden umschlossene Saal, dessen vierte Wand vollständig aus Fenstern und Terrassentüren bestand, die der großen Prunktreppe gegenüber lag. Auf der ihm entgegengesetzten Seite des Raums war der große Spiegel, durch den der Premier in Sicherheit gebracht worden war, und in ihm sah er, dass die „Wand" an der Alex und Sarah lauschten, vom Saal aus gesehen das riesengroßes Bild der Insel war, dass die Südwand des Saals dominierte. „Könnte es sein?" ging ihm durch den Kopf.

Er sah genauer hin. Alle Gäste und Bediensteten lagen regungslos auf dem Boden -- er konnte auch Chuck und Casey entdecken, die sich scheinbar mit winzigsten Gesten verständigten -- und wurden von den bewaffneten Soldaten der „Lobos Negres" bewacht. Dann sah er es. Ganz hinten in der Ecke saßen die neun verbliebenen Leibwächter gefesselt unter dem großen Bild... „Moment mal! Die sind nicht dort... Die sind HIER!!" Morgan hatte sich für einen Augenblick vom Spiegelbild verwirren lassen... Die gefesselten Bodyguards lagen weniger als einen halben Meter vor Sarahs und Alex' Knien!

Er sah sich nach Alex und Sarah um, und sah, dass Sarah wohl auch auf die gleiche Idee gekommen war. Sie suchte mit Alex die Wand vor sich nach einem Scharnier oder einer anderen Vorrichtung ab, mit der das riesenhafte Bild bewegt werden konnte. Wenn der Spiegel eine Geheimtür war, warum sollte das Bild nicht auch eine sein?

* * *

„Jago, Manuel, Enrico... hat einer von euch unser Plappermäulchen schon entdecken können?" Einer der vier Lobos, die DeVilla hinter „Plaudertasche" hergeschickt hatte, nicht wissend, dass es Marquez war, nahm für einen Moment auf einem Felsen Platz. „Negativ, noch nichts!" - „Hier auch nichts." - „Kein Zeichen von dem Kerl." - „Vermutlich sitzt der irgendwo und hat nichtmal mitbekommen, was los ist." ertönten die Antworten aus dem Funkgerät des Mannes, bevor er selbst antwortete: „Hier am Anlegesteg ist er auch nicht, ich werde mich noch etwas umsehen, aber ich wette, der sitzt irgendwo im Gebüsch und raucht. Wer ihn findet, kann ihn behalten."

Als er das Funkgerät wieder verstauen wollte, riss etwas seinen Kopf nach oben und zur Seite, und sein Genick brach mit einem trockenen Knacken.

Marquez zog die Leiche des Soldaten zwischen die Felsen, und nahm ihm Waffen und Funkgerät ab. „Einer weniger... schon ein Anfang." Er atmete tief durch und überprüfte die Waffe des Mannes, den er gerade getötet hatte, dann steckte er sie in seinen Hosenbund und überprüfte auch seine eigene Waffe noch einmal, froh, dass er keinen verräterischen Schuss hatte abgeben müssen.

In diesem Moment hörte er die Stimmen.

* * *

Der ältere der beiden Sicherheitsbeamten wollte gerade um einen Felsen biegen, als er plötzlich nach vorne gerissen wurde, und unvermittelt auf dem Boden lag -- verwirrt und benommen in das falsche Ende einer 9mm P.A. blickend. Er hörte, wie sein Partner seine Waffe zog und auf den Angreifer anlegte, den er nicht gut sehen konnte, da dieser größtenteils vom Felsen verdeckt wurde.

„Legen sie die Waffe weg, Ramirez, sie können mich von ihrem Standort aus nicht treffen, und der Schuss würde die Aufmerksamkeit der Falschen wecken. Das gleiche gilt auch für sie Premierminister."

Als die beiden die Stimme von Marquez erkannten, atmeten sie erleichtert auf. „Stehen sie auf, Garcia. Ist mit ihnen und den Woodcombs alles in Ordnung, Premierminister?" - „Ja, es ist alles in Ordnung. Wir sind gleich hier hinten."

Nachdem ihm von Marquez aufgeholfen wurde, führte Garcia ihn zu Ramirez und den Zivilisten, und erklärte kurz, wie sie es an den Strand geschafft hatten.

„Sie haben Recht, Garcia, wir müssen wirklich sämtliche Geheimgänge kartographieren." - „Ich würde empfehlen, dass sie sich dafür mit Colonel Casey kurzschließen, ich denke, er kennt die meisten, wenn nicht sogar alle." meinte Devon, und war froh, dass sie doch noch einen weiteren Verbündeten hatten. „Meinen sie, dass die Marine ihren Funkspruch verstanden hat, und was unternimmt?" wollte Elli wissen, während die drei Sicherheitsmänner die Munition aufteilten, die Marquez dem Toten abgenommen hatte.

„Ich war mit dem Kommandanten der Fregatte, der die Sicherheitsmaßnahmen koordiniert, auf der Schule, und ich denke, dass in diesem Moment schon einige Kampftaucher und andere Einheiten auf dem Weg hierher sind. Er und ich haben immer schon einen guten Draht zu einander gehabt, darum wird er es verstehen können. Außerdem ist „Marino" ein Codewort, das für die Marine den Befehl zum Eingreifen beinhaltet. Aber sie werden frühestens in zwanzig Minuten eintreffen, und werden hier draußen auf Widerstand treffen. Wir werden schon früher eingreifen müssen, denn DeVilla ist kein geduldiger Mann." Er zog die Gruppe näher an die Felsen und noch weiter außer Sicht.

„Fassen wir mal zusammen: Seit dem ersten Schuss wurden keine weiteren abgegeben, was gut ist. Colonel Casey und Agent Bartowski sind im Saal, und meines Wissens unbewaffnet. Die Agenten Walker und Grimes..." Elli musste wider Willen etwas schmunzeln, als sie hörte, wie Morgan als Agent bezeichnet wurde, so ungewohnt und seltsam -- aber auch richtig -- klang diese Bezeichnung in ihren Ohren. „... sind mit Señorita Coburn im ersten Stock, vermutlich in der Nähe oder in Agent Walkers Suite. Der Premierminister und sie beide sind hier sicher, und ein Teil von DeVillas Männern ist auf dem Gelände hinter mir her. Die Sicherheitskräfte im Saal sind erst einmal außer Gefecht, da kann ich nichts machen. Aber was ich machen kann, ist, zu versuchen, den Geheimgang zu nutzen, um ins Innere der Villa zu kommen, und dann die Lage zu peilen."

Marquez erhob sich und sah sich um. „Sie sind hier vorerst in Sicherheit, bis die Verstärkung eintrifft." Inzwischen war es gänzlich dunkel, und nur der Lichtschein des Palastes erlaubte es, irgendetwas zu sehen. Marquez ging nochmal zum toten Soldaten zurück und holte dessen Taschenlampe. „Ein Nachtsichtgerät wäre jetzt nicht schlecht." seufzte der oberste Leibwächter und durchsuchte wider besseres Wissen noch einmal die Leiche. Mit einem hoffnungsvollen Blick über das Meer kehrte er zu den vier Menschen, die sich auf ihn verließen, zurück.

„Die eintreffende Verstärkung wird sie in Sicherheit bringen, und wenn sie ihnen zeigen, wie sie in den Geheimgang kommen können, vergrößern sich unsere Chancen, dem ganzen Spuk schnell und ohne große Verluste ein Ende zu machen. Seien sie vorsichtig." Mit diesen Worten zwängte er sich durch den engen Eingang in die Höhle, und machte sich auf den Weg.

* * *

Chuck glaubte erst, er hätte sich geirrt, aber als er dann genauer hinsah, stellte er fest, dass er sich nicht getäuscht hatte. Das große Bild, vor dem die gefesselten Leibwächter lagen, hatte sich wirklich ein kleines Bisschen bewegt, und jetzt konnte er auch ganz kleine Bewegungen bei den Sicherheitsbeamten feststellen. Er sah sich um, aber scheinbar war er der Einzige, der es bemerkt hatte. „He... Psst... Casey..." zischte er, so laut er es wagen konnte, ohne die Aufmerksamkeit der Wachen zu erregen. Mit den Kopf deutete er auf das Bild und sah Casey an. Ein kurzes Aufblitzen und Nicken machte ihm klar, dass er es jetzt auch gesehen hatte. Wenn der Spiegel eine Geheimtür war, warum dann nicht auch das Bild. Er sah Casey kurz fragend an, und dieser nickte knapp.

Chuck war sich voll und ganz bewusst, dass ein Großteil dessen, was ihm jetzt durch den Kopf schoss, Wunschdenken war; nichts desto trotz kalkulierte er die Möglichkeit ein, dass in diesem Augenblick die neun Leibwächter befreit würden, und sich hinter diesem Bild sowohl Verstärkung, als auch eine Möglichkeit befand, die Geiseln in Sicherheit zu bringen. Fieberhaft überlegte er, was er und Casey tun konnten, um die Wachen, und insbesondere den General, der wie ein Tiger im Käfig umherwanderte und an seiner Zigarre paffte, abzulenken, um die Aktionen, die derjenige, der hinter dem Bild war, plante, zu decken. Ein Vorteil war, dass weder der General noch die Wachen einen Blick für die gefesselten Leibwächter übrig hatten, deren Gesichter inzwischen eine Mischung aus Anspannung und Wut zeigten. Vermutlich waren sie der Meinung, dass diese jetzt keine Gefahr mehr darstellten. Wenn Chuck mit seinen Überlegungen Recht behielt, würden sie eine faustdicke Überraschung erleben.

Chucks Gedanken wurden von der Stimme DeVillas unterbrochen, dem wohl etwas eingefallen war. „Ihr drei seht euch doch mal im oberen Stockwerk um, wir sollten sichergehen, dass wirklich niemand hier die Party schwänzt." Die drei Soldaten, die die Treppe besetzt hatten, machten sich auf den Weg hinauf, und soweit Chuck es jetzt überblicken konnte, waren einschließlich des Generals nur noch fünf Eindringlinge da -- leider waren alle fünf bis an die Zähne bewaffnet. Und weder er, noch Casey hatten etwas, was sich als Waffe eignen würde, oder eine Ablenkung darstellte... Oder doch? Chuck sah sich noch einmal um, und dann fiel sein Blick auf etwas, was er die ganze Zeit vor Augen gehabt hatte, aber er hatte den Nutzen einfach nicht erkannt.

* * *

Sarah hatte es geschafft, die Fesseln zweier Bodyguards durchzuschneiden und reichte den Beiden jeweils eines ihrer Messer, damit sie unauffällig die anderen Leibwächter befreiten, die sie nicht erreichen konnte. Jeder der Wachmänner bekam eines der Messer. Zwar war das keine beeindruckende Bewaffnung, aber wenigstens mussten die Männer nicht mit bloßen Händen kämpfen.

In diesem Moment kam Morgan die Treppe hinauf, die er entdeckt hatte und flüsterte leise: „Die Stufen führen in eine Höhle am Strand, und da ist auch eine Öffnung, durch die die Geiseln an den Strand fliehen können. Ich denke, wenn die Marine den Funkspruch aufgefangen hat, wird bald Hilfe eintreffen." Er sicherte seine Waffe und steckte sie wieder ein. „Wie sieht es im Saal aus, Alex?"

Alex hatte sich ans Guckloch gestellt und behielt die Geiseln und die Geiselnehmer im Auge. „Alles ist noch ruhig. Der Typ mit dem ganzen Lametta sieht zwar sehr angespannt aus, aber sie scheinen zu denken, dass von den Sicherheitsbeamten keine Gefahr ausgeht. Vor ein paar Minuten sind drei von denen nach oben gegangen, aber bis jetzt kam keiner zurück, und wenn du die Tür oben richtig geschlossen hast, sind wir hier noch in Sicherheit."

Obwohl die Situation äußerst ernst war, durchzuckte Morgan das brennende Verlangen, Alex zu küssen. Sie war wirklich die Tochter ihres Vaters, nur dass sie ihn nicht ent- sondern eher ermutigte. So unerschütterlich, wie sie sich gehalten hatte, seit die Geiselnahme begonnen hatte, hätte sie ohne weiteres auch ein Mitglied einer Spezialeinheit oder eine Agentin sein können. Morgan fühlte sich von ihr nicht nur angezogen, sondern auch motiviert und angespornt. Jetzt verstand er das Verhältnis von Chuck und Sarah aus der Anfangszeit besser.

Aber jetzt war nicht die Zeit und auch nicht der Ort, deswegen hielt sich Morgan zurück, ohne zu wissen, dass Alex seine Gefühle in seinem Gesicht ablesen konnte. Sie trat an ihn heran und küsste ihn ganz leicht auf die Wange. „Ich bin mir sicher, dass du die Tür richtig geschlossen hast, sonst wären sie doch schon längst hier." Dann wandte sie sich wieder ihrer Überwachung des Saals zu.

Morgan hätte nur zu gerne etwas gesagt, aber in diesem Augenblick ging die Schießerei los, und Sarah zog ihn mit sich durch die nun offene Geheimtür in den Saal -- in dem gerade die Hölle losbrach.

* * *

Marquez staunte nicht schlecht, als er die Treppe erklommen hatte, und durch den Einwegspiegel in den Saal blickte. Sämtliche Gäste und Bediensteten lagen mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, und General DeVilla tigerte durch den Raum wie ein gefangenes Raubtier. Offensichtlich hatte der General erwartet, den Premierminister auf dem Präsentierteller vorzufinden, um ihn dann vor allen Gästen und Würdenträgern zu demütigen. Zum Glück schien er Theresa hinter der Bar noch nicht entdeckt zu haben, sonst hätte er sie schon längst als stärkstes Druckmittel einsetzen können. Scheinbar fasste er sich noch in Geduld, weil er dachte, Goya noch mit irgendetwas hervorlocken, oder durch seine Männer finden zu können.

DeVilla hatte Goya nie verzeihen können, dass ihn dieser verhaften ließ und ihm den Prozess machte. Lange hatte der Premier die Augen davor verschlossen, dass einige seiner ehemaligen Kampfgefährten aus der alten Zeit schon lange nicht mehr an die Ideale glaubte, die sie einst dazu veranlasst hatten, die früheren Machthaber zu stürzen. Es war ein Mythos, dass ein Staatschef immer über alle Handlungen und Taten seiner Untergebenen und Mitstreiter informiert war -- besonders dann, wenn diejenigen, die ihn informieren sollten selbst diejenigen waren, die sich schuldig machten. Als Goya das ganze Ausmaß der Verbrechen erkannt hatte, war es für ihn eine Frage der Ehre und der Verpflichtung für sein Volk, dem ein Ende zu machen, und die Schuldigen zu bestrafen. DeVilla, der sich selbst als über dem Gesetz stehend wähnte, fasste das als persönlichen Angriff auf, und schwor Rache. Eigentlich hätte DeVilla zusammen mit fast seiner ganzen Einheit im Staatsgefängnis in der Hauptstadt sitzen sollen. Dass er jetzt hier war, würde etwas sein, was genauestens zu untersuchen war, wenn die Situation erst einmal geregelt war.

Marquez verschaffte sich einen Überblick über die Lage im Saal, und stieg dann die Treppe hinauf, die er zuvor im Licht seiner Taschenlampe entdeckt hatte. Wie es aussah, führte sie in den ersten Stock, wo sich seines Wissens auch die beiden Agenten Walker und Grimes mit der Zivilistin aufhalten mussten. Vielleicht konnte er mit ihnen eine Strategie entwickeln, um das Terrain für das Eingreifen der Marineeinheiten vorzubereiten.

Lautlos schlicht er die Treppe hinauf, und drückte vorsichtig die Tür am Ende der Treppe auf. Ein rascher Blick zeigte ihm, dass in diesem Teil des Korridors kein Mensch war. Direkt vor ihm war das Zimmer von Agent Grimes, und als er vorsichtig die Tür aufdrückte, war dahinter nichts als Stille und ein relativ aufgeräumtes Zimmer. Er zog sich zurück und glitt eine Tür weiter in das Zimmer des Ärztepaares Woodcomb. Auch das war menschenleer und vollkommen still.

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