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Chuck & Sarah 02

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Jetzt hatte Devons Gesicht den komplizenhaften Ausdruck, den Morgan sehen wollte. „Elli will ohnehin kurz zu Alex, bevor sie sich fertig macht, dann kann sie es mitnehmen. Ich bin fast fertig. Treffen wir uns gleich unten an der Bar?" - „Ich werde mir noch etwas die Beine vertreten, aber ich stoße noch zu euch. Den Auftritt der Damen darf ich doch nicht verpassen." Er reichte Devon die Rose und die Nachricht, dann sah er ihn an. „Danke... Du weißt... Ich mag Alex sehr..." Devon lächelte ihn an. „Ich denke, sie mag dich auch, und um John solltest du dir keine Sorgen machen, ich weiß, dass er dich schätzt, und irgendwann wird er auch einsehen, dass du Alex glücklich machen kannst." Und in Gedanken fügte er halb scherzhaft hinzu: „Solange du meine Frau in Ruhe lässt, tue ich alles."

Als Devon die Tür schloss, war Morgan erleichtert, und er zweifelte keinen Moment daran, dass Elli Alex die Rose geben würde, und auch ein gutes Wort für ihn einlegen würde. Und was John Casey anging, den großen, bösen NSA-Agenten und ausgebildeten Killer... Nun, darum würde sich Morgan Sorgen machen, wenn die Zeit gekommen war. Jetzt wollte er auf jeden Fall erst einmal seine Gedanken sortieren und seine Angst davor überwinden, Alex später beim Dinner kein aufmerksamer und kultivierter Tischnachbar zu sein.

An der Bar im Atrium des Palastes sah Morgan dann mäßig interessiert zu, wie das Personal die Bühne aufbaute, den Tisch deckte, die Elektrik überprüfte, und insgesamt alles tat, um das Dinner vorzubereiten, während er darauf wartete, dass der schlanke und etwas gestresste, aber freundliche Barmann ihn bemerkte. „Dieser Premierminister weiß wirklich, wie man eine Party schmeißt." ging ihm durch den Kopf, und er freute sich schon auf das Dinner.

Morgan genoss es sehr, endlich nicht mehr im Buy More festzuhängen und sich statt dessen mit Sarah, Chuck und Casey ins pralle Leben stürzen zu können, von dem er immer nur geträumt hatte. Ihm gefiel es auch, wie jetzt gerade, elegant im Smoking an einer Bar zu stehen und wie ein Mann von Welt einen Drink zu bestellen. An einer Bar die im Atrium eines Präsidentenpalastes stand -- als Ehrengast eines Staatsmannes, der ihn persönlich eingeladen hatte.

Er atmete den Duft ein. Für ihn war es der Geruch des Erfolges. Endlich war er, Morgan Guillermo Grimes, ein Jemand. Er war jetzt jemand der in einem Saal voller schöner Frauen und eleganter Männer seine Drinks von den Tabletts der umhergehenden Kellner angelte. Es war nur etwas seltsam, dass einige Kellner eher wie Soldaten oder Rausschmeißer aussahen. „Hmm... Vermutlich sind das getarnte Sicherheitsleute." dachte er.

Morgan zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. Der Barkeeper sah ihn fragend an. „Haben sie auch importiertes Bier?" fragte Morgan. Er war zwar stolz darauf, als eleganter und weltgewandter Mann durchgehen zu können, aber ein Bier war schließlich ein Bier -- und Morgan liebte ein gutes Bier. „Sicher, aber wir haben es noch nicht hier oben. Wenn sie warten wollen, ich wollte es ohnehin aus dem Lager am Strand heraufholen." Morgan konsultierte seine Uhr und schüttelte dann kurz den Kopf. „Nein, danke. Ich habe es mit überlegt, ich werde noch etwas frische Luft schnappen, bevor es hier richtig los geht."

Er machte sich auf den Weg nach draußen, wandelte ziellos und müßig über den makellosen Rasen, und spazierte dann nach einer Weile durch den Garten die breite, geschwungene Marmortreppe hinab zum Bootsanlegesteg des Präsidentenpalastes. In Gedanken und Träumen versunken vertrieb er sich die Zeit, bis es Zeit war, sich zum Dinner zu begeben.

* * *

Alex lächelte, als sie vom Balkon aus nach unten sah, und Morgan beobachtete, wie er durch die Gärten wanderte und dabei so süß aussah. Süß war ja auch seine Nachricht gewesen, die er ihr mit der Rose geschickt hatte.

Diese zarte rote Rose hier,

kann deine Schönheit nur unterstreichen,

trage sie doch bitte mir zuliebe,

wenn du heute Abend mit mir tanzt.

Dein Morgan

Wenn Alex glauben konnte, was ihr Elli erzählt hatte, während sie ihr die Rose zwischen Tür und Angel anvertraut hatte, war Morgan nicht nur an einer reinen, platonischen Freundschaft interessiert, sondern hatte echten Gefallen an ihr gefunden. Sie selbst mochte ihn auch... Vielleicht gerade, weil ihr Vater nicht begeistert von ihm schien.

Die ganze Situation kam Alex so unwirklich vor.

Noch vor wenigen Monaten hatte sie ein langweiliges und stinknormales Leben geführt, fest überzeugt davon, dass ihr Vater Alexander Coburn vor über zwanzig Jahren im Einsatz gefallen sei. Plötzlich stand John Casey vor ihr, schlug vor ihren Augen einen CIA-Agenten nieder, kidnappte sie fast schon, warnte sie dann vor einer Gefahr, in der sie sei, weil sie ihn kenne und offenbarte ihr schließlich, dass er Alex Coburn sei -- ihr Vater.

Kurz darauf lernte sie, als sie Caseys Geschichte überprüfen wollte, Morgan Grimes kennen. Ein kleiner, bärtiger und leicht seltsamer Kerl, aus dem sie nicht so richtig schlau wurde, in dessen Gesellschaft sie sich aber aus irgendeinem Grund wohl fühlte. Wohl genug, um ihm ihre Telefonnummer zu geben.

Inzwischen wusste sie mehr. Sie wusste, dass ihr Vater -- noch immer war es für sie ungewohnt, ihn als solchen zu sehen -- Chuck, Sarah, und selbst der scheinbar so schusselige Morgan Spione waren, wobei Morgans Status noch etwas unklar war. John hielt Morgan ja nicht für einen Spion, sondern für eine öffentliche Gefahr, aber etwas sagte Alex, dass sich ihr Vater das eigentlich nur einreden wollte. Schließlich hatten sie beide hervorragend zusammen gearbeitet, als Chuck und Sarah in ihren „Flitterwochen" waren. Inzwischen kannte sie ihn auch gut genug, um die verräterischen Anzeichen zu sehen, die besagten, dass er Morgan zumindest genug mochte, um sich um ihn zu sorgen.

Alex konnte sich das Gesicht ihres Vaters vorstellen, als ihm Morgan damals innerhalb weniger Minuten den Aufenthaltsort von Chuck und Sarah verraten konnte -- eine Aufgabe, an der die besten Analysten der CIA gescheitert waren. Morgan war auch maßgeblich daran beteiligt gewesen, den abtrünnigen Spion Daniel Shaw nach dessen vermeintlicher „Wiederauferstehung" festzunehmen und die führenden Köpfe des RING in Haft zu nehmen, und hatte sich, damit er die Fesseln, die Shaw ihm angelegt hatte, abstreifen konnte, beide Daumen gebrochen, um dann den Alarm auszulösen, der das Buy More evakuiert hätte, das Shaw vermint hatte.

Ihrem Vater war selbstverständlich nur im Gedächtnis geblieben, dass Morgan den Zünder der Minen hatte fallen lassen, nachdem er ihn gefunden hatte -- mit seinen beiden gebrochenen Daumen hatte er ihn einfach nicht mehr halten können -- aber dass bei der Explosion niemand verletzt wurde, zählte für ihn irgendwie nicht.

Seufzend sah sie wieder vom Balkon, aber Morgan war schon außer Sicht. Sie lächelte beim Gedanken, dass er den ganzen Abend neben ihr sitzen würde, und sie vielleicht auch mit einander tanzen würden. Aus irgendeinem Grund wollte Alex für Morgan möglichst gut aussehen, und selbstverständlich würde sie auch die Rose tragen. Sie mochte Morgan, und würde sich ihre eigene Meinung über den kleinen, bärtigen und liebenswürdigen Mann bilden. John Casey konnte toben und sagen, was er wollte, aber sie würde sich von ihm in dieser Hinsicht keine Vorschriften machen lassen -- oder auch in irgendeiner anderen Hinsicht.

Als sie sich im Spiegel betrachtete, war sie etwas unsicher, ob sie mit der rassigen Elli und der eleganten Sarah mithalten konnte. Die eine war Ärztin, die andere eine knallharte Geheimagentin, und beides war nicht wirklich geeignet, Alex' Unsicherheit einzudämmen, doch dann ermahnte sie sich, daran zu denken, dass sie mit den beiden auch nicht im Wettbewerb stand, denn Elli hatte ihren Mann und Sarah hatte Chuck. Die beiden waren zwar nicht verheiratet, aber selbst Alex, die die beiden erst wenige Wochen kannte, zweifelte nicht einen Moment daran, dass es nur eine Frage der Zeit war.

Als sie in ihr Zimmer ging, sah sie die Waffe ihres Vaters auf der Kommode liegen, und ihr wurde wieder bewusst, dass sie sich hier in der Gesellschaft von drei -- wenn man Morgan hinzuzählte sogar vier -- Regierungsagenten auf einem Galadinner eines ausländischen Regierungschefs in der Karibik befand. „Und bis vor Kurzem habe ich noch Kaffee und Kuchen in einem Diner serviert." überlegte sie.

Um sie nicht noch zusätzlich in Gefahr zu bringen, war ihr verschwiegen worden, dass Chuck der „Intersect" war, doch abgesehen davon, war sie mit den meisten anderen Dingen vertraut. Zum wiederholten Male fragte sie sich, wie sie die Welt jemals wieder mit den gleichen Augen betrachten könnte, mit denen sie sie noch vor kurzer Zeit gesehen hatte.

Gleichzeitig ging ihr aber auch durch den Kopf, dass ihre bisherige Meinung über Agenten und Spione in den letzten Wochen stark verändert wurde. Es gab für sie eigentlich keinen Unterschied, ob sie mit ihrer Mutter, mit Elli oder mit Sarah shoppen war. „Naja... Ich denke nicht, dass Mom so leidenschaftlich shoppen gehen würde wie Elli oder dabei eine versteckte Waffe tragen würde wie Sarah." schmunzelte sie.

Etwas traurig hatte sie die Hoffnung aufgegeben, dass ihr Vater und ihre Mutter in absehbarer Zeit wieder zusammenkommen würden. Es war zuviel Zeit vergangen, und Johns Beruf würde ein zu großes Risiko für ihre Mutter darstellen. Sie selbst durfte ihn auch nur deswegen auf dieser Reise begleiten, weil der Premierminister im Vorfeld die größtmöglichen Anstrengungen unternommen hatte, für Sicherheit zu garantieren.

„Costa Gravas ist zwar jetzt eine Art von Demokratie, aber vergiss nie, dass noch vor sehr kurzer Zeit eine Militärjunta über dieses Land geherrscht hat. Das Land ist nicht so sicher, wie du denkst. Der Premier sorgt zwar für unsere Sicherheit, aber wir dürfen nicht so blauäugig wie Touristen sein." hatte ihr Vater gesagt.

„Naja Dad, solange ich das Gelände der Villa nicht verlasse, bin ich ja in Sicherheit. Und die bösen Menschen werden ja nicht gerade heute Abend den Präsidentenpalast stürmen, oder?" hatte sie ihm geantwortet, und hoffte, dass er seine Fürsorge nicht übertrieb. Sie war ja kein Kind mehr.

* * *

Der Anlegesteg des Palastes lag mitten auf einem breiten und menschenleeren Strand im Schatten der untergehenden Sonne an der Ostseite der Insel, die „Renovación" dümpelte träge auf den Wellen und Morgan konnte schon die verschiedenfarbig schillernden Luftschichten der nahenden Nacht ausmachen. Die Hitze des Tages war zum größten Teil einer sanften Brise gewichen und auch das Summen der Insekten, die den Tag akustisch dominierten, war verstummt. Nur gelegentliches Brummen der Aggregate in der Nähe der Villa und die Rufe des Personals waren zu hören, und in der Ferne sah er noch ein unbeleuchtetes Fischerboot schnell um die Landzunge biegen, dass vermutlich zusätzliches Personal, Vorräte oder weniger bedeutende Gäste zur Party gebracht hatte.

Morgan wusste, dass die Marine von Costa Gravas einen drei Meilen breiten Sicherheitskorridor um den Palast herum bewachte, und die Sicherheitsüberprüfungen, die er, Sarah, Elli, Alex, Casey, Devon und Chuck über sich hatten ergehen lassen, waren ihm noch immer bestens im Gedächtnis. Nur auf Wunsch von Premier Goya war es Casey, Sarah und Chuck erlaubt gewesen, eine Waffe mitzubringen. Er hatte das im Scherz damit begründet, dass er sich nicht vorstellen könne, wie echte Spione ohne Waffe aussähen.

Der Premierminister faszinierte Morgan. Auf der einen Seite schien er ein gedankenloser Playboy und Despot gewesen zu sein -- es musste ja Gründe gegeben haben, warum alleine Casey mehrere Male den Auftrag erhalten hatte, das Leben des Premiers zu beenden -- und auf der anderen Seite hatte Goya in den letzten Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um sein Land zu demokratisieren. Es gab Säuberungen und Ermittlungen, von denen Goya selbst -- auf eigenen Wunsch -- nicht ausgespart worden war.

Gerade diese Haltung, alles aufzudecken und auch seine eigenen Verfehlungen einzugestehen, hatte Goya den Respekt seines Volkes eingebracht, und war der Grund, warum das Volk verlangt hatte, dass er an der Regierung bleibt, bis sich neue politische Strukturen etablieren können. Sie verziehen ihm auch seinen leichten Hang zum Luxus, wie zum Beispiel sein Speedboat oder seine Automobilsammlung, die er zwar zu seinem persönlichen Vergnügen angeschafft hatte, die aber auch der Allgemeinheit dienten... Die Automobilsammlung war zugleich auch das Herzstück des Museums für Technik in der Hauptstadt Costa Gravas'.

Morgan hatte sich sämtliche Akten und Daten angesehen, und wusste über Costa Gravas vermutlich mehr, als jeder Analyst oder Experte im Pentagon oder bei der CIA.

Morgan schmunzelte, als ihm einfiel, dass er seit dem Vorfall im Zug auf dem Weg nach Zürich auffallend oft mit seinem Wissen punkten konnte. Zwar hatte er keine Datenbank in seinem Schädel wie Chuck, und konnte auch nicht so kämpfen und schießen wie Sarah oder Casey, aber seine Fähigkeit, sich Informationen anzueignen und zu interpretieren war auf jeden Fall ein Grund dafür, dass er einen Platz in diesem Team verdient hatte.

Bei diesem Gedanken lächelnd sah er über das Meer hinaus. „Ob Alex die Rose tragen würde? Ob sie sich über meine Bitte zum Tanz gefreut hat?" Er sah auf die Uhr. Noch etwa zehn Minuten, dann würden die Damen ihren großen Auftritt des Abends haben, wenn sie alle elegant die Treppe hinabschreiten würden, um dann von ihrem Kavalier zu Tisch geleitet zu werden.

Ein Beobachter hätte gesehen, wie Morgan freudig erregt über den Bootssteg tänzelte, in die Luft schlug und es kaum erwarten konnte, mit Alex zu tanzen...

Und es gab einen Beobachter...

* * *

Die Eidechse war wieder auf der Jagd, und die Abenddämmerung bescherte ihr eine üppige Ausbeute an Glühwürmchen und Zikaden. Ihr Versagen vom Mittag war längst vergessen, und nur ihr voller Bauch war für sie von Bedeutung, als sie über die Planken des Anlegers huschte und dabei fast über die Füße eines dieser lästigen Zweibeiners rannte, der aus irgendeinem Grund in ihrem Weg rumhüpfte.

Ohne hinzusehen huschte sie weiter, glitt vom Steg und rannte, so schnell sie konnte über den Strand zu den Felsen, die den Strand einrahmten. Dort hatte sie eine Höhle, in der sie ruhen konnte, bis der Morgen graute, und sie sich auf die Suche nach einem leckeren Frühstück machen konnte. Sie konnte fast die Blicke des Zweibeiners auf ihrem Schwanz spüren, der ihr amüsiert nachsah, als sie um einen Felsen schoss und mit einem weichen, großen und unbeweglichen Hindernis zusammenstieß. Vor ihr lag ein weiterer Zweibeiner, umgeben von leckeren Fliegen, die für sie ein hübsches Betthupferl sein würden, und bewegte sich nicht -- ja, er atmete nicht einmal mehr. Wenige Meter weiter lag noch einer, doch der war uninteressant, denn da waren keine Fliegen zu holen.

Jetzt konnte sie den anderen Zweibeiner wieder hören, wie er über den Strand rannte -- in ihre Richtung. Vermutlich hatte er die Beine des einen Zweibeiners entdeckt, als er ihr hinterherblickte, und wollte jetzt nachsehen, was los war.

So schnell sie konnte, flüchtete sie unter die Felsen und dachte daran zurück, wie schon es am Strand gewesen war, bevor diese lauten und störenden Zweibeiner aufgetaucht sind. Als sie gerade vollständig im Loch verschwunden war, hörte sie den Zweibeiner etwas laut ausrufen, dass wie „Scheiße... Das ist nicht gut!!!" klang. Aus der Sicherheit seiner Höhle hörte das Reptil dann, wie sich die Schritte des Zweibeiners sehr schnell und unregelmäßig entfernten.

* * *

Devon hatte es schließlich doch geschafft, die Aufmerksamkeit des grimmig blickenden und sehr bulligen Barkeepers zu erlangen, und hatte drei Drinks bestellt -- und dem Barmann dann erklären müssen, wie sie zu machen waren. „Goya mag ja ein echter Partylöwe sein, aber was gutes Catering betrifft, braucht er wirklich Nachhilfe." dachte Devon finster, und nahm nach einer gefühlten Ewigkeit die drei Drinks in Empfang. Chuck und Casey, wie auch Devon waren beide stilvoll in schwarze Smokings mit schwarzer Fliege gekleidet, standen etwas abseits und unterhielten sich scheinbar angeregt -- schon für sich eine Seltenheit -- und offenkundig nicht über Belange der nationalen Sicherheit oder anderen Spionagekram -- definitiv ein Wunder -- während sie auf Devon und die Drinks warteten.

„Worum geht es denn, Jungs? Ihr scheint ja sehr energisch zu diskutieren." ließ sich Devon vernehmen, als er bei den beiden ankam. „Nicht im Geringsten, Awesome. Es hat sich nur herausgestellt, dass außer dem Architekten niemand so gut über diesen Palast Bescheid weiß, wie John hier." - „Ich habe schon vor zwanzig Jahren die Baupläne auswendig gelernt -- ihr wisst ja, warum." Chuck stieß ihn an. „Egal warum, Tatsache ist, dass mir John gerade einige sehr interessante Sachen über dieses Haus erzählt hat."

Und schon waren die drei in eine Unterhaltung über das alte Gemäuer und dessen Geheimnisse vertieft, nippten an ihren Drinks und genossen die Atmosphäre des Abends. Unabhängig von einander erkannten sowohl Casey als auch Chuck die verschiedensten Würdenträger, und sie drei wurden von einigen der engsten Vertrauten des Premiers begrüßt und auch für später zum einen oder anderen Drink eingeladen. Die drei galten seit dem Wandel im Land als eine Art Helden. So vertrieben sich die Gentlemen die Zeit, bevor ihre Begleiterinnen etwa eine halbe Stunde vor Beginn des Dinner mit ihrem Defilée begannen, und dann ihrem jeweiligen Tischherrn Gesellschaft leisten würden. Selbstverständlich waren Elli und Sarah Devons, beziehungsweise Chucks Tischdamen, und irgendwie hatte es Morgan geschafft, auch offiziell der Tischherr von Alex zu werden. Ein Umstand, der Casey keineswegs gefiel, auch wenn er selbst die reizende Tochter des Premiers zu Tisch führen würde.

„Sagt mal... Hat einer von euch Grimes schon gesehen, seit wir hier unten sind?" Casey sah sich um, etwas verwirrt, weil er es war, dem das Fehlen des „bärtigen Trottels" als erstem auffiel. „Also, mir hatte er vorhin gesagt, er wolle sich noch etwas die Beine vertreten, und würde pünktlich zum Auftritt der Damen zurück sein, um Alex in Empfang zu nehmen."

Das Läuten einer Glocke unterbrach die Unterhaltung. „Ok... Showtime Jungs. Zeigt euer strahlendstes Lächeln. Unsere Ladies verlassen sich darauf, von echten Gentlemen begrüßt zu werden." verkündete Devon. „Ich denke, Morgan wird auch gleich hier sein, er würde sich das nie entgehen lassen."

Die Männer nahmen am Fuß der langen, sich nach unten verbreiternden, Marmortreppe Aufstellung und warteten auf ihre Tischdamen. Als erste erschien die Familienministerin von Costa Gravas, deren Tischherr der Premierminister an diesem Abend sein würde, und dieser bot ihr auch gleich seinen Arm und geleitete sie in den Saal. Gleich dahinter erschien Theresa, die 26jährige Tochter des verwitweten Premierministers, und wurde von Casey mit einem Handkuss begrüßt -- was Devon zu einem erstaunten Blick und Chuck zu einer anerkennend gehobenen Augenbraue verleitete. In Caseys Arm gehakt, ließ sie sich von ihm zur Bar führen, wo sie sich bei einem Drink kennenlernen wollten.

Wenig später erschien erst Elli auf der Treppe, die ihrem Mann fast in die Arme fiel, als sie vor Nervosität über den Saum ihres bodenlangen Abendkleides stolperte. Das burgunderrot des Kleides betonte ihre Figur und passte wundervoll zum satten Rot der Rose in dem auf dieser Seite hochgesteckten Haar, während sie es auf der anderen Seite wie eine Welle über ihre Schulter hatte fließen lassen.

Sarah, die sich huldvoll in Chucks Umarmung schmiegte, sah in ihrem reizvoll ausgeschnittenen azurblauen Abendkleid und mit den locker fallenden Locken atemberaubend aus und die Rose, die sie geschickt über ihrer linken Brust nahe ihres Herzens befestigt hatte, war ein sehenswerter Kontrast. Ihre langen Beine wurden durch den asymmetrischen Schnitt des Kleides noch betont, und Chucks sehnsüchtiger Blick zeigte, dass es seine Wirkung nicht verfehlte.

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