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Weiblichkeit

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Mein Misstrauen findet keinen Anhaltspunkt, was die Kriterien angeht, die ich bei einem Gegenüber immer anlege. Die typischen Kriterien der Geschäftsfrau. Er scheint kein Blender zu sein, sondern ein erfolgreicher Geschäftsmann. Alles an seiner Haltung und seinem Outfit stimmt. Deswegen gesellt sich das Misstrauen achselzuckend zu den anderen Gestalten aus meiner Vorstellungskraft und lehnt sich entspannt zurück.

Aber... was ist dann das Problem?

Ein zweiter Blick auf ihn wird mir von meiner Weiblichkeit diktiert. Sie ist irgendwie die einzige meiner inneren Begleiterinnen, die sich dicht an meiner Seite befindet. Und sie scheint gänzlich unbekümmert. Was ein gutes Zeichen ist... Oder?

Ich schaue noch einmal und registriere seine blitzenden Augen, in die sich langsam ein amüsierter Ausdruck schleicht. Sein Gesicht ist markant. Scharf gezeichnete Züge, aber keine typische Verschlagenheit. Er wirkt offen. Sicherlich ein knallharter Verhandlungspartner, aber tendenziell fair. Selten...

Seine Lippen sind voll und sinnlich. Woher auch immer dieser Gedanke jetzt kommt, aber sie fühlen sich bestimmt ganz gut auf meinen an. Ich würde das gerne näher erkunden.

Er trägt einen Drei-Tage-Bart. Typisch moderner Geschäftsmann. Immer ein klein wenig gegen die alten Traditionen aufbegehren. Aber diese Leute sind meist innovativer. Ich schätze das.

Er hat breite Schultern, aber das Hemd sitzt perfekt, wie es sein sollte. Kein Grund zur Beanstandung. Allerdings... Seine Brust sieht schon verschärft aus. Sehr interessant, wie sich unter dem Stoff einige Muskeln bewegen. So habe ich das noch nie gesehen.

Huh... fächele etwas stärker und spiele mit der Zunge an dem Eiswürfel, der langsam meine Lippen betäubt.

Seine Hände sind groß. Liebe Güte. Wirklich groß!

Sie müssen doppelt so groß sein, wie meine eigenen. Aber er hat ganz bestimmt ein gutes Gefühl für einen angemessenen Handschlag. Meine Brüste würden in diesen Pranken allerdings ziemlich untergehen. Die kämen auch mit der doppelten Menge gut zurecht.

Moment... Was ist das jetzt für ein Gedanke? Als wollte ich, dass er... Oh! Ja. Ich glaube, ich würde wirklich gerne... Ich mochte es irgendwie, wenn Thomas - mein zweiter Freund - meine Brüste mit seinen großen Händen umschlossen hat. Und heute... heute lechzen die beiden geradezu nach einer Berührung. Ob ich ihn darum bitten sollte?

Meine Weiblichkeit nickt enthusiastisch und meine Libido beugt sich mit leuchtenden Augen vor, aber die anderen an der Wand schlagen sich kollektiv mit der Hand vor die Stirn.

Pff... Dann halt nicht.

Langsam bekomme ich das Gefühl, das mir dämmert, was nicht in Ordnung ist.

Normalerweise brauche ich für ein Gesamtbild meines Gegenüber eine Zehntelsekunde. Ein schneller, aufmerksamer Blick und ich habe einen Eindruck, den ich in den restlichen neun Zehnteln der Zeit verarbeiten kann. Aber in einer Sekunde schmelzen Eiswürfel zwischen den Lippen nicht zu kleinen, flachen Ovalen. Also habe ich vielleicht einen Tick länger gebraucht.

Und dann ist da noch das, was mir meine Augen mitteilen, als ich gerade abwärts dorthin blicke, wo seine Hose gewissermaßen einen sehr ansprechend gefüllten Eindruck erweckt.

Ich schlucke und reiße unwillkürlich die Augen auf, als ich die Seide über meinen Brüsten betrachte, die durch Schmelzwasser ihren Aggregatzustand verändert hat. Fast muss ich kichern, als ich sie mir gasförmig vorstelle, denn mehr Sichtschutz als ein dünner Rauchvorhang bietet sie nicht mehr.

Oh - mein - Gott!

Ruckartig reiße ich den Kopf hoch und bin trotzdem knallrot, bevor ich ihm wieder in die Augen sehen kann. Wie betrunken bin ich bitteschön? Und wovon? Die zwei Martinis haben mich doch nicht umgehauen. Was passiert da in meinem Körper?

Erst jetzt geht mir auf, dass ich auf einem Barhocker mitten in einer Disko sitze und gerade meine Bluse mit Schmelzwasser durchsichtig gemacht habe. Und zwar, während ich mit geschlossenen Augen herumsaß und mir Luft zufächelte - und mit dem krönenden Abschluss einer Lutschdarbietung an einem Eiswürfel.

Bin ich eigentlich völlig bescheuert?

Ein ganz kurzer Blick in die Runde offenbart mir, dass Dutzende von Augenpaaren mich anstarren. Gierig und lüstern leuchten sie in der verhältnismäßigen Finsternis. Als würden sie zu Raubtieren gehören.

Was sagte der Fremde? Massenschlägerei?

Ich sehe ihn an. Nun grinst er tatsächlich.

„Ich hoffe, Ihre Musterung hat keinen Grund zur Beanstandung ergeben?", fragt er eindeutig ein wenig spöttisch.

Der Moment der Wahrheit. Ich könnte jetzt vor Scham im Boden versinken. Das wäre leicht. Fluchtartig das Lokal verlassen steht auch weit oben auf der Liste der Optionen. So wie spontane Selbstentzündung. Aber in einem Anfall von situationsbedingter Kooperationsbereitschaft stecken all meine Persönlichkeitsaspekte mit Ausnahme der Emanzipation - die für die Zündung einer Atombombe gleich hier und jetzt votiert - die Köpfe zusammen. Sogar ein geistiges Abbild von Sasha gesellt sich hinzu.

Angriff ist die beste Verteidigung. Nach diesem Motto habe ich immer gelebt. Und auch wenn ich mich in einer Ausnahmesituation befinde, erscheint es irgendwie als Option. Und wird von Weiblichkeit und Libido jubelnd unterstützt.

Irgendwie erscheint es fair, den beiden nach all den Jahren der Vernachlässigung einmal auch gegen die Mehrheit zuzustimmen...

„Ich bin noch nicht sicher", antworte ich - zugegebenermaßen mit etwas Verzögerung - lässiger als ich es selbst für möglich gehalten hätte. „Ich konnte nicht alles optimal erkennen."

Er stutzt. Bei all dem Erröten und meiner rückblickend betrachtet wohl ziemlich schlaftablettigen Reaktionsgeschwindigkeit hat er wohl mit was anderem gerechnet.

„Ihr Sex on the Beach", mischt sich der Barkeeper laut genug ein, um zu offenbaren, dass er meine Aufmerksamkeit lieber bei sich wüsste.

Ich muss nicht nachdenken, um ihn völlig zu ignorieren und lediglich mit meiner Hand nach dem Glas zu greifen.

Nachdem ich meinen Entschluss erst einmal gefasst habe, finde ich ein wenig Ruhe und Sicherheit in der jahrelangen Verhandlungserfahrung. Ich bin zwar alles andere als in Topform, was meine Business-Attitüde angeht, aber irgendwie scheint meine neuentdeckte Weiblichkeit mit meinem Geschäftssinn eine ziemlich gute Symbiose einzugehen. Solange ich nicht zu intensiv darüber nachdenke, was mein Körper da für Haltungen einnimmt.

Recke ich wirklich gerade meinen praktisch nackten Busen ein wenig vor?

Der Fremde schluckt sichtbar. Und ich fange an, ihn zu durchschauen. Zumindest ein wenig.

Er hat wohl eine leichte Beute gewittert. Und sich darauf gestürzt, bevor es eines der anderen Raubtiere tun konnte. Besser getroffen hat Sashas neuerschaffene ‚kleine Büromaus' es mit ihm ohne jeden Zweifel. Außer vielleicht in Herzensangelegenheiten...

Und jetzt zeigt die scheinbar völlig wehrlose Gazelle plötzlich Säbelzähne. Ich muss kichern über dieses Bild in meinem Kopf. Aber vor allem, weil meine Gazelle Brüste hat...

„Sex on the Beach, hm?", meint er um Zeit zu schinden.

„Nein", widerspreche ich. „Sex on the Beach."

Dann angele ich, ohne hinzusehen, mit dem Mund nach dem Strohhalm und nehme einen Schluck. Etwas süß, aber gar nicht so schlecht.

Meine Augen fixieren aber weiterhin sein Gesicht. Von unten herauf blicke ich ihn mit blanker Unschuldsmiene an.

Es ist gar nicht so schwer, wie ich feststelle. Ich habe so lange darauf geachtet, all diese Dinge in Gegenwart von Männern zu vermeiden. Und jetzt - mit zwei Martini und weiß Gott was für körpereigenen Drogen intus - kehre ich das einfach um. Statt alle Anzeichen von Schwäche und Weiblichkeit zu vermeiden, kehre ich sie heraus und vermeide jede Andeutung von Stärke.

Und - es - wirkt!

„Cassy", sage ich, um ihn aus der Verlegenheit zu befreien, etwas Originelles erwidern zu müssen.

Er ergreift meine ausgestreckte Hand und will sie zum Mund führen. Was mich normalerweise zur Weißglut gebracht hätte und jetzt ein sachtes Ziehen in meiner... Muschi - Hah! Nix mit Vagina heute. Gerade ist es eine Muschi! - zur Folge hat.

„Richard", sagt er, während er sich zum Handkuss anschickt.

„Vorsicht!", hauche ich einfach heraus, was mir als Erstes in den Kopf kommt. „Wenn Sie mich wirklich mit Ihren Lippen berühren, will ich vielleicht sehr viel mehr davon."

Er hält inne. Aber nur für einen Sekundenbruchteil. Dann gibt er mir einen überdeutlichen Handkuss anstatt nur hauchzart - wenn überhaupt - meine Haut zu berühren.

„Um ehrlich zu sein, hatte ich gehofft, dass du es so sehen würdest", murmele ich halblaut.

Ja. Ich führe mich auf wie eine billige Schlampe in einem unglaublich letztklassigen Film. Ich handele, wie meinen Überzeugungen nach niemals eine Frau handeln sollte. Und meine Würde gibt sich genau deswegen gerade in einer dunklen Ecke den Strick, während meine Emanzipation bereits nach erlittenem Schlaganfall am Boden liegt.

Aber ich fühle mich verdammt noch mal großartig dabei! Ich fühle mich wie eine Frau. Eine fast barbusige Frau mit stahlharten Nippeln und einer klatschnassen Muschi. Eine Frau, die... es braucht!

Jetzt gerade in diesem Moment kann die Emanzipation von mir aus nach Fukushima auswandern. Ich würde jubeln vor Freude, wenn er einfach zupacken würde, wie der hinterletzte Neandertaler.

„Eine Frau wie du ist mir noch nicht begegnet", sagt er überraschend offen.

Ich registriere sein entwaffnendes Lächeln. Und dann muss ich aus dem Augenwinkel zusehen, wie mein Stolz eine Tochter bekommt, bevor er sich erschießt.

Zehntausende von Jahren der Evolution und harte Jahrzehnte des Kampfes für die Gleichberechtigung. Und am Ende läuft es doch wieder darauf hinaus, dass der Mann vor den Waffen der Frau kapituliert und nicht vor etwas, worin sie sich mit ihm auf Augenhöhe messen können sollte. Ich habe keinen Wettstreit der Intelligenz oder des Fachwissens gewonnen, sondern einen Kampf der Geschlechter.

Und ich glaube, ich komme gleich...

„Mir auch nicht", gebe ich auf eine Art zurück, die sich kokett anfühlt. „Aber ich hoffe, du magst sie so gern, wie ich gerade..."

Das verwirrt ihn natürlich. Wie sollte er sich auch einen Reim darauf machen können. Er weiß schließlich nicht, dass ich mich jetzt gerade völlig neu entdecke.

Aber er ist souverän. Was ihn nur noch attraktiver macht.

„Ich kann mich kaum zurückhalten vor... Sympathie."

Ich schaue ihn an und überlege noch ein letztes Mal, ob ich wirklich bereit bin, die Konsequenzen zu tragen. Ob ich wirklich den nächsten Schritt machen will. Nach... Was? Fünf Minuten, die ich ihn kenne. Und auf so unendlich flache, billige und vor allem willige Art und Weise. Ob ich wirklich noch eine Stufe tiefer sinken will, als ein Flittchen, das sich wenigstens noch eine Weile aushalten - gewissermaßen bezahlen - lässt.

Wie wird das rückblickend aussehen? Er kam, sah, sprach drei Worte und sie klebte mit ihrem Mund an seinem Schwengel?

Oh... Uh! Ich glaube, das würde ich tatsächlich gerne mal wieder ausprobieren. Jetzt gerade ist mir danach. Sehr!

Egal wie es rückblickend betrachtet aussehen mag - ich habe mich entschieden.

„Dann tu's nicht", wispere ich.

Ich flüstere es mit halbgeschlossenen Augen und werfe ihm einen Blick zu, für den ich das Wort nicht kenne. Ich hauche es mit leicht geöffnetem Mund und befeuchte meine Lippen für die leisen Worte. Und ich lehne mich zu ihm. Damit er keinesfalls missversteht, was ich meine.

In meinem Kopf spiele ich dabei natürlich durchaus die frustrierenden Möglichkeiten durch, noch deutlicher werden zu müssen. ‚Was soll ich nicht tun', könnte er fragen. ‚Dich zurückhalten sollst du nicht', könnte ich dann schreien. ‚Aber ich bin kein Mann für eine Nacht', könnte er antworten. Und ich würde dazu sagen:‚Dann verpiss...'

Weiter komme ich nicht, denn er ist plötzlich über mir. Er drängt sich an mich, teilt meine Beine, legt seine starken Arme um meinen kleinen Körper und zieht mich in einen Kuss.

W-o-w!

Für irgendwas zwischen einer und fünf Minuten denke ich überhaupt nicht mehr. Ich fühle. Und zwar mit dem ganzen Körper.

Ich fühle seine Lippen, wie sie sich auf meine pressen. Sein kurzer Bart kitzelt, kratzt, reibt. Rau und männlich. Mmh...

Seine Hände legen sich auf meinen unteren Rücken und in meine Nacken. Sie packen mich und halten mich. Er könnte mich mit einer Hand bis ans Ende der Welt tragen. So fühlt es sich an. Und es ist wundervoll. Ich spüre die Kraft in seinen Fingern, die unwillkürlich ein wenig meine Haut drücken. Weil er sich zurückhalten muss, mich nicht zu packen und vor lauter Begierde zu zerquetschen.

Ohh... Zerquetsch mich, Richard!

Ich fühle seinen Körper an meinem. Seine Brust drängt sich gegen meinen Busen. Meine Nippel bekommen endlich die langersehnten Berührungen. Und ich sehe Lichtpunkte, als es passiert. Es ist fast schon zu viel!

Nein. Quatsch! Mehr davon. Mehr, mehr, mehr!

Mehr von seinem muskulösen Oberkörper an meinem Busen. Mehr von seinen starken Beinen zwischen meinen Schenkeln. Oh... Ich muss einfach meine Beine um seine schlingen!

Und dadurch meinen Schoß gegen ihn pressen.

Oh Gott! Ich glaube, ich komme wirklich gerade!

Und dabei habe ich gar keine Zeit dafür. Sein Kuss raubt mir den Atem. Seine Zunge teilt meine Lippen. Nicht lockend oder sanft sondern fordernd und erobernd. Ich habe ihm das Tor geöffnet und jetzt kommt der Barbar zum Plündern, Brandschatzen und... Vergewaltigen.

Ich ergebe mich. Lasse ihn meine Zunge jagen, wie er es will. Fließe in seine Arme. Leiste keinerlei Widerstand gegen nichts.

Ich bin eine Frau, er ist ein Mann. So einfach ist das.

Als ich meinen Kopf auf seiner Schulter wiederfinde und nach Atem ringend meine Gedanken sortiere, fühle ich mich geborgen. Er hält mich im Arm und schnauft selbst leise. Ich fühle, wie er atmet. Ich fühle seinen Herzschlag. Und ich rieche sein Aftershave.

Old Spice. Ich wusste nicht, dass es überhaupt noch produziert wird. Mein Vater hat es immer benutzt.

Ja... Ich fühle mich so wohl, wie sonst nur in den Armen meines Vaters. Auch wenn das hier eine ganz andere Geschichte ist, ist es doch ein unendlich schmerzlich vermisstes Gefühl. Seit seinem Tod hat meine Mutter mir beigebracht, dass ich niemandes ‚kleines Mädchen' bin.

Aber Papas kleines Mädchen zu sein, war die glücklichste Zeit meines Lebens.

Tränen treten mir in die Augen. Und gleichzeitig bin ich glücklich.

„Definitiv der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort", flüstere ich fast unhörbar.

Aber sein Ohr ist direkt bei meinem Mund und der leichte Druck seiner Arme zeigt mir, dass er verstanden hat.

„Ich will dich, Richard", füge ich hinzu.

Er weiß das. Aber ich kann nicht mehr warten. Ich sterbe sonst vor Verlangen.

Er drückt mich wieder. Nein. Er packt mich. Fest. Weil... er mich auch will. Weil ich ihm den Verstand raube und er nur noch mit dem denken kann, was ich an meinem Innenoberschenkel wachsen fühlte, bis es zu einer harten Rute wurde.

Er... Ich... Wir wollen seinen harten Schwanz in meiner Muschi.

S-o-f-o-r-t.

„Lass uns...", keucht er hart.

„Ja!"

„Ich wohne..."

„Nein!"

„Mein Auto..."

„Nein!"

Ich mache es ihm vielleicht nicht einfach, aber es ist keine böse Absicht. Ich bin nur einfach nicht mehr in der Lage, mehr als eine Sekunde vorauszudenken.

Könnte ich jetzt gerade meiner Vernunft Aufmerksamkeit schenken, würde ich sehen, wie ihr die Augen aus dem Kopf treten. Sie wird sich nämlich bewusst, dass ich mich jetzt und hier - an Ort und Stelle, auf einem Barhocker an einem Tresen in einer gutbesuchten Disko, nachdem ich die Aufmerksamkeit von mehr als fünfzig Männern überdeutlich auf mich gelenkt habe - von einem Wildfremden namens Richard nehmen lassen würde.

Nein warte, Cassandra. Sag das richtig. Das dauert nicht länger als eine Sekunde.

Ficken lassen, würde ich mich.

„Die Empore?", fragt er, nachdem er kurz fieberhaft überlegt zu haben scheint.

Ich habe keine Ahnung, wie er das meint, aber es ist ein Ort in Sichtweite. Jedenfalls, wenn ich die Augen öffnen und vielleicht damit aufhören würde, an seinem Hals zu knabbern.

Wer hätte gedacht, dass Old Spice auch gut schmeckt?

Ich sage nichts. Und Richard erweist sich als nicht völlig hoffnungsloser Fall in Sachen Körpersprache. Oder vielleicht kennt er sich nur einfach mit Flittchen aus...

Hmm... Das bin ich, nicht wahr? Ein Flittchen...

Als er Anstalten macht, sich zu lösen, ist es nicht meine Vernunft, die mich dazu bringt, ihn freizugeben. Es ist auch nicht mein tot herumliegender Stolz oder dessen kleine, noch gänzlich unausgewachsene Tochter, die vielleicht eines Tages seinen Platz auf ganz andere Weise einnehmen wird. Und am allerwenigsten ist es meine herumbaumelnde und röchelnde Würde. Von meiner bereits ins Leichenschauhaus abtransportierten Emanzipation ganz zu schweigen

Es ist meine Libido, die das Zepter in die Hand nimmt. Wenn ich selbst gehe, sind wir schneller. Und ich kann mich noch einmal in den Blicken sonnen, die auf mir ruhen. Oder vielleicht eher an mir zerren...

Ich fühle mich... sexy, als ich neben im hergehe, nachdem ich verstanden habe, welche Richtung wir einschlagen. Mein neuer Stolz ist an meiner Seite. Himmel werden die Kinder heute schnell erwachsen.

Ich trage den Kopf nicht einfach gerade, sondern richtig erhoben. So wie ich gestern noch stolz auf meine Arbeit war, bin ich jetzt stolz auf meine Weiblichkeit. Stolz, eine Frau zu sein, die gleich gefickt werden wird.

Selbst meine Libido kann sich bei der Dämlichkeit - oh, wie ich dieses Wort vorhin noch hasste - dieses Gedankens ein Kichern nicht verkneifen. Aber das mindert die Vorfreude nicht im Geringsten.

Zielstrebig trete ich auf die Treppe, die nach oben zu einer Empore führt, deren Existenz ich jetzt gerade zum ersten Mal richtig wahrnehme. Richard lässt sich zurückfallen. Es herrscht zu viel Verkehr für zwei Personen nebenbeinander.

Aber das ist okay. Ich fühle seine Blicke auf meinem Rücken und auf meinem Po, so wie ich die Blicke der kaleidoskopartig vorbeiziehenden Gesichter von vorne auf meinen Brüsten fühle. Wie hauchzarte Berührungen streifen sie mich und heizen mir immer weiter und weiter ein.

Nur halb bewusst besinne ich mich auf das, was Sasha gesagt hat: Einen Fuß vor den anderen setzen. Ruhig ein wenig übertreiben. Das lässt die Hüfte schwingen.

Und nicht nur die!

Oder ist das die Treppe?

Beinahe knicken mir die Beine weg, als ich etwas erlebe, was mir noch niemals auf einer Treppe passiert ist. Vage ist mir, als hätte ich dazu mal etwas gelesen. Aber alle nicht für Sex benötigten Teile meines Körpers - das Erinnerungsvermögen mit eingeschlossen - sind gerade ziemlich unterversorgt mit Blut.

Es ist auch egal, weil ich gar keine Zeit zum Nachdenken habe. Ich muss entscheiden, ob ich die Augen aufreißen oder schließen soll, während mich die Gier nach dem, was mich oben hoffentlich erwartet, unerbittlich weitertreibt.

Die Frage, ob ich auf dem Barhocker einen Orgasmus hatte, ist allerdings nachdrücklich beantwortet: Nein. Den habe ich nämlich gleich. Hier auf der Treppe. Und er wird mich umhauen.

Jeder Schritt löst ein ziehendes Gefühl direkt an meiner Klitoris aus, wenn die Beine sich leicht überkreuzen. Die Haut gleitet feucht. Es ist keine Reibung im eigentlichen Sinn. Aber es reizt mich trotzdem eine Million Mal besser, als ich es jemals mit meinen Händen hinbekommen habe.

Scheiße... Es ist sogar besser als die Spitze des Vibrators.

Genau auf dem Scheitelpunkt jedes Schrittes erreicht das Ziehen einen Höhepunkt und raubt mir die Kraft in den Beinen. Es lässt mir schwindelig im Kopf werden. Und dann lässt es nach und ich bekomme genug Zeit, den Fuß aufzusetzen, das andere Bein folgen zu lassen und gleich wieder keine Luft mehr zu bekommen.

Noch zehn Stufen. Sie verschwimmen vor meinen Augen. Wie soll ich das schaffen?