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Abifete des Musik-Leistungskurses

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Als ihr Bruder sie zuhause in diesem Kleid gesehen hatte, hatte er sie als „Glitzerkartoffel" bezeichnet -- dabei war sie hochgewachsen und überhaupt nicht dick. Wo sie Rundungen hatte, da gehörten sie auch hin. „Brüder!" hatte sie verärgert geschnaubt.

An den Füßen trug sie hochhackige Sandaletten ohne Fersenriemen. Sie hatte sich überlegt, dass sie die leichter loswerden würde, wenn es losging mit dem Ausziehen. So hatte sie sich den Beginn der Orgie jedenfalls vorgestellt: auf irgendein Signal hin würden alle ihre Kleider abwerfen und zu vögeln anfangen. Wie es wirklich werden würde, wusste sie nicht, und Roger war da auch keine Hilfe gewesen. Der hatte nur gemuffelt, er wisse es auch nicht, diesmal wäre sowieso alles anders wie bei den bisherigen Feten.

Der Preis für die Hingucker-Sandaletten war aber, dass sie eine gewisse Tendenz hatten, sich schon zur Unzeit selbständig zu machen, und Corinna darin folglich keinen besonders sicheren Tritt hatte. Das hätte sie bereits auf der Eingangstreppe des Gebäudes beinahe zum Straucheln gebracht, und sollte sich auch später noch als ziemlich hinderlich erweisen.

Da Corinna die einzige unbekannte Frau in ihrem Kreis war, fiel es Renate nicht schwer, sie zu erkennen. Sie nahm sie schnell zur Seite, übergab ihr die Spickzettel mit den einzelnen Musiknummern und briefte sie nochmal für die Ansage, die sie zu übernehmen hatte.

Sascha hatte einen echten Smoking an, komplett mit Fliege und Kummerbund. Er spielte manchmal auf Veranstaltungen wie Hochzeits- und Familienfeiern, um sein Taschengeld aufzubessern, und da war ein stilechter Auftritt erforderlich. Heute hatte er sich sorgfältig einen Drei-Tage-Bart rasiert, der sein weiches Gesicht unter dem schwarzen Lockenkopf etwas männlicher erscheinen ließ.

Alexandra trug ein kleines Schwarzes, das zu ihrer blassen Haut einen starken Kontrast bildete, dazu schwarze Strümpfe und schwarze Lacksandaletten. Dann verzog sie sich in eine ruhigere Ecke und öffnete das Transportetui ihrer Oboe, um sie zusammen zu setzen.

Einige der Mädels mussten sich offensichtlich noch umziehen und kamen in Alltagsklamotten: Lisa in Tanktop und weißer Dreiviertelhose, durch dessen leichten Stoff man einen schwarzen Slip erahnen konnte, der, wie sich später herausstellen sollte, bereits zu ihrer Abendgarderobe gehörte. Das Tanktop hatte riesige Arm- und Halsausschnitte, die Träger wurden erst auf Höhe des Brustansatzes breiter und das Top bedeckte ihre Nippel gerade mal so, einen BH trug sie augenscheinlich nicht. Sie brauchte ihn allerdings auch nicht, denn ihre Brüste waren nicht sehr hervortretend, und überhaupt sah sie viel jünger aus als ihre neunzehn Jahre. Wenn sie irgendwas Alkoholisches kaufen ging, musste sie an der Kasse immer ihren Ausweis vorzeigen, weil sie jeder für allenfalls Sechzehn hielt. Selina hatte eine Bluse angezogen, die mit kleinen Herzchen bedruckt war und über ihre Hotpants hing, dazu trug sie Segeltuchschuhe. Alissa tauchte im Strandkleid und mit flip-flops auf. Vroni kam ähnlich leger an, in einem Batikshirt im Stil der Siebziger oder Achtziger, einem Jeansrock, der weit unter ihrer Taille hing und trotzdem kaum über den Schritt ging, und Cowboystiefeln - sie zog sich aber nicht um, sondern blieb so für ihren Auftritt. Alissa dagegen verschwand in der Umkleide und tauchte umso eleganter daraus auf.

Als Nabila kam, schnappte Selina sie sich sofort und verschwand mit ihr. Offensichtlich hatten sie sich verabredet. Als sie wiederkamen, hatte Nabila weiterhin das weit geschnittene, leuchtend farbige Kleid an, in dem sie gekommen war, und das um die Hüften mit einem breiten Gürtel zusammengerafft war, aber Selina trug jetzt einen kimonoartigen Seidenmorgenmantel. Jeder fragte sich, wobei Nabila ihr da hatte helfen müssen. Außerdem verhüllte er weit mehr von ihren langen Beinen, als es ihre Hotpants getan hatten, das erschien den Jungs ziemlich widersinnig.

Yannick kam in Mokassins, Chinos und einer Weste, unter der er nichts anderes trug.

Nele erschien in Motorradkluft, aber als sie sich aus ihr herausschälte, kam darunter ein kurzes weißes Kleidchen zum Vorschein, das sie den Rest des Abends tragen würde. Den Baumwollslip zog sie sofort aus, es war ihr egal, ob jemand hinsah (alles sahen hin) und stopfte ihn in einen der beiden Stiefel -- sie hatte den Slip nur für die Fahrt angezogen. Sie wollte heute Abend zwischen ihren Beinen auf ganz andere Art gerieben werden als von einer Lederkombi. Um deren Geruch zu überdecken, besprühte sie sich mit ein bisschen Parfüm, dann musste nur sie noch ihre strassbesetzten Riemensandaletten aus ihrem Tragebeutel holen und anziehen, und das war's. Um besser an die fummeligen Schließe am Knöchelband heranzukommen, stellte sie den Fuß auf einen der Stühle im Vorraum und wurde dadurch nochmal zum absoluten Hingucker für alle umstehenden Jungs. Das änderte sich auch nicht beim zweiten Schuh.

Yannick begrüßte sie mit: „Hi, Nel' - sieht so aus, als hättest du noch ein Kleidungsstück weniger an als ich..."

Sie grinste zurück und meinte: „Kann uns wohl beiden nicht schnell genug gehen, was?"

Ute zog sich einfach ihren lockeren Trenchcoat aus und stand in einem schwarzen Catsuit da, der aus ziemlich durchsichtigen Stoff bestand und im Schritt überdies eine Öffnung hatte. Damit war sie fertig umgezogen.

„Nur keine Zeit verlieren...", kommentierte Selina spöttisch.

„Genau!" entgegnete Ute knapp und fasste dann Renate ins Auge:

„Ich hoffe, das Vorgeplänkel dauert nicht zu lange."

Renate schluckte. Sie hatte schon befürchtet, dass ihr die Frage doch nicht erspart bleiben würde, aber dann konterte sie mit fester Stimme: „Ich habe ein kurzweiliges Programm zusammengestellt."

Ihre Schlagfertigkeit nötigte selbst Ute Respekt ab, und sie ritt nicht weiter auf der Frage herum, zumal es jetzt sowieso zu spät war.

Renate war die erste an der Musikschule gewesen, sie hatte ja auch den Schlüssel, und ob sie ihr blaues Kostüm von Anfang an schon angehabt oder sich hier erst umgezogen hatte, wusste niemand.

Josua trug Hemd und Jeans, und blieb so. Joels T-Shirt war mit dem statement „I'm hot" in großen Blockbuchstaben bedruckt -- die Mädels wären sonst vielleicht nicht drauf gekommen.

Lynns caramelfarbenes Kleid hatte einen weitem, schwingenden Rock, der bis über die Knie ging, und Puffärmel. Für ihre Verhältnisse war das ein geradezu züchtiges Outfit - sonst geizte sie nicht so sehr mit ihren Reizen.

Kevin war übrigens ein Farbiger mit französischem Akzent, auch davon hatten die Anderen keine Ahnung gehabt. Weder vom einen noch vom anderen.

Erik hatte sein schwarzes Haar gegelt und nach hinten gekämmt, und sah dadurch ganz anders aus als ihn die anderen noch in Erinnerung hatten.

Sylvie war immer ziemlich punkig gekleidet; sie war schon mal mit einem braunen Lederkorsett als Top in den Unterricht gekommen. Heute trug sie ein altmodisches, weißes Hüftmieder von anno dazumal, das sie von der Taille bis zum Schritt einschloss, und einen großen BH, der allerdings unter dem schwarzen Spitzenbolero einstweilen noch nicht gut erkennbar war. Das war stilistisch neu, aber blieb in ihrem extravaganten Rahmen. Die grellsten Veränderungen im Outfit gab es bei ihr immer in der Haarfarbe, die sie ständig wechselte: rotbraun, wasserstoffblond, pechschwarz, pink, signalorange -- alles, was die Chemie hergab. Welches ihre natürliche Haarfarbe war, wusste keiner zu sagen; Achsel- und Schamhaare färbte sie entweder in der gleichen Farbe mit oder rasierte sie komplett weg. Heute waren ihre Kopfhaare neongrün; die anderen sah man einstweilen noch nicht. Ihre Lippen hatte sie sich schwarz geschminkt.

Sylvie wollte mit ihrem Aussehen und ihrer Art provozieren -- ursprünglich nur ihre Eltern, dann alle. Aber eigentlich wollte sie geliebt werden, trotz allem.

Didi hatte zur Feier des Tages frisch gewaschene und gebügelte Bermudas angezogen und ein T-Shirt, das er mit einem Portraitfoto von Ingrid Bergman selbst bedruckt hatte -- allerdings einem, bei dem er mittels Photoshop vorher reichlich Spermakleckse auf das Gesicht hinzugefügt hatte (viel zu viel, um nur von einem Mann zu stammen). Im Übrigen glaubte er sich nicht chic machen zu müssen, es war ja nicht sein Abitur, das würde er erst nächstes Jahr machen, sofern er nicht in einem der Lernfächer durchfiel.

Nur von Frau Weingarten war noch nichts zu sehen, obwohl es schon längst halb zehn vorbei war. Alle standen da und sahen sich unsicher an: Sollte man noch warten? Sogar Roger hatte seine übliche Alles-Roger-oder-was-Attitüde verloren und machte einen rat- und hilflosen Eindruck.

„Wenn ich jetzt abschließe und den Schlüssel von innen stecken lasse, damit uns niemand überraschen kann, kommt sie nicht mehr rein", brummte er unwillig.

„Ich hab sie schon vorgewarnt, dass sie dann nur über die Kelleraußentreppe und den Heizungsraum rein kann", sagte Lisa. Den Zugang konnten sie sowieso nicht auch noch durch einen Schlüssel blockieren, weil sie nur einen hatten, aber da würde es auch niemand Uneingeweihter versuchen.

Alle gingen schon mal nach unten; Corinna sehr langsam und sich vorsichtshalber mit einer Hand am Geländer festhaltend, ihrer Sandaletten halber. An der Eingangstür des Probenraums prangte seit Jahren ein Metallschild mit der Beschriftung: „Crew only". Für diesen Abend hatte man ein rotes S davor geklebt.

Drinnen standen sie erst noch eine Weile in lockeren Grüppchen zusammen und tauschten sich darüber aus, was die letzten Tage noch so passiert war. Zum Aufwärmen projizierte Didi das Musikvideo von „Uknowhatiwant" an die Wand, das viel Barbusigkeit zeigte, aber nicht mehr. Die meisten nutzten die Zeit, bis es richtig losgehen würde, noch zur Erstversorgung mit Getränken.

Dann aber wurde das Gemurmel leiser, immer mehr suchten sich Plätze, um sich zu setzen, und sahen erwartungsvoll dem Beginn des Abendprogramms entgegen. Roger stand in der Tür des Probenraums und lauschte immer noch nach der Eingangstür eine Etage höher, hoffend, dass Frau Weingarten daran klopfen würde. Aber sie tat es nicht, und so beschloss Renate, endlich anzufangen, und gab Corinna ein Zeichen.

Die show

Jetzt war der Moment für Rogers Schwester gekommen, auf die Bühne zu steigen, um das Programm zu eröffnen. Es waren zwar nur ein paar Stufen bis oben, aber die waren schmal und steil -- eher eine Leiter als eine Treppe. Davon hatte Roger kein Wörtchen erwähnt. Wenigstens hatte das lange Kleid große seitliche Beinschlitze, sonst wäre es gar nicht gegangen, aber auch so war es ein Balanceakt auf ihren hohen Absätzen.

Die Beinschlitze brachten Erik dazu, nahe neben das Treppchen zu robben, in der Hoffnung, bei jedem ihre Auftritte Gelegenheit zu haben, genüsslich ihre langen Beine inspizieren zu können.

Renate hatte Corinna die einzelnen Ansagen auf durchnummerierte Karteikarten geschrieben, das konnte schon mal nicht schiefgehen.

Damit sagte sie die erste Nummer des Abends an: „Basiez-moy", ein Chanson der Renaissance, das meist Joaquin des Pres zugeschrieben werde, gesungen vom ganzen Musikkurs.

„Die Interpreten haben mich gebeten, ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass diese Aufforderung auch für die neuen Teilnehmer in unserem Kreis gilt!"

Allerdings bestand das Publikum zu diesem Zeitpunkt nur aus Yannick, Sascha, Kevin, Erik und Joel - und hinten im Raum Didi, der, wie üblich, am Mischpult stand -- und völlig neu in der Runde waren davon nur Kevin und Joel.

Corinna war fürchterlich aufgeregt (ob aus Lampenfieber oder geiler Vorfreude auf die Orgie), trotzdem brachte sie die Moderation zwar etwas hölzern, aber doch ohne Stottern oder Versprecher über die Bühne. Eigentlich hatte sie vorgehabt, nach jeder Ansage wieder nach unten in den Zuschauerraum zu gehen, wo man auf die Darbietungen den besseren Blick gehabt hätte, aber das hatte sie nach der Schwierigkeit des Aufstiegs sofort verworfen, und setzte sich zwischen ihren Einsätzen stattdessen auf einen der auf der Bühne herumstehenden Stühle. Damit hatte sie die Hoffnungen von Erik enttäuscht, der seine Beobachterposition neben dem Treppchen bald wieder aufgeben würde.

Erst am nächsten Tag war ihr aufgefallen, dass sie ihre Sandaletten auch vor jedem Abstieg einfach abstreifen und barfuß hinunter hätte steigen können, aber so, wie sich der Abend in der Folge entwickelte, konnte sie sich auch nicht beklagen.

Für das Chanson gab es à cappella Varianten für vier und sechs Stimmen. Sie hatten die für sechs gewählt und jede Stimme mehrfach besetzt. Das Lied war kurz, die Melodie wenig mitreißend, aber es sollte ja nur die klare Ansage gleich zu Beginn des Abends sein. Dass der Beifall spärlich ausfiel, lag allerdings hauptsächlich an der kleinen Zahl der Zuhörer.

Ben blieb dann oben auf der Bühne und schnappte sich seine E-Gitarre, während Yannick und Sascha nach oben kamen und hinter dem Schlagzeug und dem Keyboard Platz nahmen. Die anderen stiegen oder sprangen von der Bühne in den Zuschauerraum hinunter.

Corinna stellte fest, dass sie nicht die einzige war, die mit dem Treppchen ihre Probleme hatte. Die grazile Alexandra schaffte es zwar, schnell von Stufe zu Stufe hüpfend, den Abstieg trotz ihrer hohen Absätze recht flott zu bewältigen, aber Alissa stützte sich vorsichtshalber auf Vronis Schulter ab, um das Gleichgewicht zu behalten, weil die in ihren Stiefeln sichereren Tritt hatte.

Aber nicht nur die Band, auch Renate blieb oben, denn sie würde den nächsten Auftritt haben. Sie trug ein altmodisches blaues Kostüm mit großen Knöpfen, das sie sich für diesen Abend von ihrer Oma ausgeborgt hatte. Der hatte sie natürlich nur von der ersten Hälfte erzählt: sie würden eine Abschiedsfete machen, sie werde ein Lied aus den 50ern vorsingen und brauche dafür ein stilechtes Outfit. Die Oma war dann ganz begeistert gewesen und Renate hatte Mühe gehabt, ihr klarzumachen, dass die Jugend unter sich bleiben wollte und sie nicht mitkommen könne.

Jetzt stellte sich auch heraus, was der runde Gegenstand gewesen war, den sie die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte und den manche für eine Schachtel gehalten hatten: es war ein krempenloses Hütchen, das sie sich auf die schulterlangen kastanienbraunen Haare setzte und dort zurecht rückte. Kevin verglich sie mit einer Stewardess aus der Propellerflugzeug-Zeit; dazu wollte allerdings der schwarze Netzschleier an ihrem Hütchen nicht passen, und eine Stewardess hätte damals sicherlich auch eine hochgeschlossene, gestärkte weiße Bluse unter dem Blazer getragen, von der bei Renate nichts zu sehen war. Stattdessen hatte sie Handschuhe an. Abgesehen von der altmodischen Anmutung stand ihr das figurbetonte Kostüm aber ganz gut.

Corinna stand auf und stellte sich für die nächste Ansage in Positur. Zunächst ermahnte sie alle, aus Respekt vor den Musikern nicht schon während der Darbietungen anzufangen rumzuvögeln. Das hatte ihr Renate so auf eine Karteikarte geschrieben (auch den Ausdruck „rumvögeln"), weil sie ahnte, dass die Ermahnung notwendig sein könnte. Ute schrieb den Appell aber Corinna zu und rief:

„Hast ja bloß Angst, du kommst zu kurz, weil du alle paar Minuten wieder einen Auftritt hast!"

Andere gaben Corinna aber Recht, weil sie Angst hatten, sie würden mittendrin unterbrechen müssen -- da Renate die Reihenfolge nicht mitgeteilt hatte, konnten sie folglich nicht abschätzen, ob sie nicht als nächste dran sein würden.

Als nächstes forderte Corinna Beifall für die Band ein, die an diesem Abend den längsten Auftritt haben werde, und alle spendeten ihn reichlich.

Und schließlich sagte sie Renate an, doch gerade als die ansetzte, um mit ihrem Song zu beginnen, öffnete sich die Tür und Frau Weingarten kam herein.

Sie hatte schon in der Schule ein Faible für gewagt kurze Röcke gehabt und damit den Jungs regelmäßig während der Unterrichtsstunde einen Ständer beschert, aber ihr heutiger Rock übertraf alles bisher gesehene: hauteng anliegend, kurz unter dem Po endend und trotzdem noch mit einem kleinen Schlitz an der Rückseite, dabei in unschuldigem Weiß. Allen stockte der Atem. Dazu trug sie ein pinkfarbenes, bauchfreies, vorn geknotetes Top, dessen locker fallender V-Ausschnitt unterhalb des Busens endete und dadurch ein Stück ihres BHs zeigte. Das fiel nur deshalb erst auf den zweiten Blick auf, weil der BH die gleiche Farbe hatte wie das Top. Aber es schenkte ihr wirklich jeder (und jede) im Raum mehr als nur einen zweiten oder auch dritten Blick...

Und nicht nur ihr Rocksaum war deutlich höher als für die Schule geeignet, auch die Absätze waren es: die reinsten Mörder-Stilettos, auf denen sie jedoch völlig sicher daherstöckelte, was die Mädels vor Neid erblassen ließ. Die Schuhe saßen aber auch wie angegossen, waren mit Strass besetzt und die Schnürbänder wickelten sich die ganzen Waden hoch bis fast zu den Knien. Ihre langen, dunkelblonden, gewellten Haare trug sie wie gewohnt hochgesteckt, wobei sie sich heute aber wohl etwas mehr Mühe gegeben hatte, denn in der Schule war sie sie manchmal etwas lässig, um nicht zu sagen nachlässig frisiert gewesen.

Als sie sich für dieses Outfit entschieden hatte, hatte sie vermutet, die Jungs würden sich dabei an eine MILF aus ihren Porno-Videos erinnert fühlen. Sie hatte Recht behalten.

Lisa war sich sicher gewesen, dass Frau Weingarten käme, schließlich hatte sie die Reaktionen auf die Einladung ja live miterlebt. Ihre Augen hatten geglänzt, und sie hatte sich ständig die Lippen geleckt, und war mit ihren Schenkeln immer unruhiger auf dem Sitz hin- und her gerutscht. Und ihre Bemerkung, sie selbst habe auch nie was anbrennen lassen, hatte auch so geklungen, als würde sie das auch weiterhin nicht vorhaben.

Was aber auch Lisa komplett überraschte: Frau Weingarten kam nicht allein. Im Schlepptau hatte sie Herrn Kracht, den jungen Referendar (Sport und Geschichte), und einen Jungen, dem man seine Volljährigkeit nicht abnehmen mochte, weil er viel jünger aussah. Beide hatte sie untergehakt.

„Ich hab' mir gedacht," entschuldigte Frau Weingarten sich schmunzelnd, „da ihr da sowieso Frauenüberschuss habt, können die Jungs ja vielleicht Verstärkung brauchen..."

„Die Frau denkt mit", konstatierte Lynn.

„Dann hat sich's ja doch gelohnt, sie einzuladen", dachte sich Ute.

Herr Kracht sah in die Runde und verkündete: „Ich heiße Sven."

Wer sich unter einem Sven einen großen, breitschultrigen, durchtrainierten Blonden vorstellte, lag im Fall von Sven Kracht richtig damit.

Der Junge sagte, etwas eingeschüchtert von den vielen Mädels: „Ich bin der Till..."

„Und außerdem", fügte Frau Weingarten hinzu, „weiß ich nicht, ob überhaupt genug von euch Lust auf eine alte Frau haben, da hab ich mir zu Sicherheit eben jemanden mitgebracht, von denen ich weiß..."

„Nee!", schrie Lisa, „die sind für uns!"

„Ja!" bekräftigte Ute, „Herr Kracht... - Sven, du kannst dich heut bei mir auspowern!"

„Außerdem:", fügte Selina hinzu, „die Jungs stehen alle auf sie, Frau Weingarten, da brauchen sie sich mal keine Sorgen machen..."

Die Jungs nickten, der Reihe um. Frau Weingarten lächelte zufrieden - dann mussten den Worten nur noch Taten folgen. Aber erstmal wollte sie die Show sehen. Dafür setzte sie sich auf den Schoß von Herrn Kracht, der es sich schon in einem der Plüschsessel aus dem Keller von Rogers Elternhaus bequem gemacht hatte.

Josua hatte in der Nähe gesessen und robbte flugs zu ihr hin, um sich zu ihren Füßen auf den Boden niederzulassen. Alissa und Vroni hatten einen kurzen Blick des gegenseitigen Einverständnisses getauscht und waren auf der Matratze, auf der sie hockten, einladend auseinander gerückt. Als Till unsicher zögerte, klopften sie auffordernd auf das Polster zwischen ihnen, wo er dann Platz fand. Kaum hatte er sich dort hingesetzt, legte jede sofort einen Arm um ihn. Ute grollte neidisch, aber Frau Weingarten war froh zu sehen, dass er so schnell Anschluss fand.

Dann konnte Renate endlich loslegen -- und sie landete gleich den ersten Überraschungscoup des Abends. Die Darbietung von April Stevens' „Teach me tiger" war ihr kampflos überlassen worden, weil das zu der braven Renate am besten zu passen schien. Alle hatten geglaubt, der relativ harmlose Text werde nicht viel hergeben. „Teach me tiger how to kiss you" -- da würde noch viel Expliziteres kommen. Aber Renate zeigte, dass man das Stück (oder sie selbst) unterschätzt hatte: Sie brachte eine Laszivität in ihren Vortrag, klimperte mit den Augen und strich sich wollüstig über den Körper, die alle ganz erstaunte. Besonders die Art, wie sie „Wah... wah... wah..." stöhnte, suggerierte genau das, was der Text nicht aussprach, und brachte den ganzen Raum zum knistern. Das Publikum war begeistert.