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Anitas Welt Staffel 3 Episode 03

Geschichte Info
Nicks langweiliger Lehrgang.
16.8k Wörter
4.63
15.3k
1
Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 10/23/2019
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Episode 03: Nicks langweiliger Lehrgang

3.-9. Februar

Dies ist die dritte in sich abgeschlossene Episode der dritten Staffel der Familiensaga um die deVilles und die Schuppachs.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2020 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

1

Nick

Montag, 3. Februar

"Nikolaus Virtanen?", fragte der Ausbilder und blickte in die Runde.

"Hier!"

"Sie kommen aus Finnland?"

"Nein, aus Erfurt."

Die Klasse lachte. Nur eines der Mädchen schaute den jungen Mann mit großen Augen an.

"Wir sind vor fünfzehn Jahren eingewandert", erklärte er.

"Gut." Der Ausbilder legte die Namensliste zur Seite und wandte sich an die Klasse.

Mal wieder letzter, wenn auch nur im Alphabet.

"Sie alle sind hier, weil unsere Firma expandieren will. Wir haben einmal mit Handmixern und Kaffeemühlen angefangen, doch unser Chef Thomas deVille hat zu einem Zeitpunkt begonnen, Haushaltsroboter zu entwickeln, wo die Mitbewerber das Wort 'Computer' noch gar nicht kannten.

Wir sind die Marktführer, weil wir uns und unsere Roboter ständig weiterentwickeln. Wir werden in Kürze eine neue Serie von kleineren Robotern auf den Markt bringen, die auch für ältere Einfamilienhäuser ohne besondere Ausstattung gedacht sind ..."

Während er seine Einführungsrede absolvierte, musterte Nick die anderen Schüler. Wahrscheinlich die übliche Mischung aus Idioten und Arschlöchern. Nur dieses Mädchen ...

Sie war groß. Okay, zu viel politische Korrektheit. Sie war dick, breit, stämmig. Und sie hatte einen etwas abwesenden Gesichtsausdruck.

Aber jedes Mal, wenn er zu ihr hinüberschaute, blickte sie ihn seltsam an.

"... fünf Minuten Pause", sagte der Ausbilder. "Holen Sie sich etwas zu trinken; die nächste Runde dauert länger."

Er nickte, nahm seinen Laptop und verschwand.

"Erfurt?"

Nick wandte sich um. Da stand sie. "Ja?"

"Ich komme auch aus Erfurt. Kennen wir uns?"

Er lachte unsicher. "Hey, war das eine Anmache?"

Sie zuckte zusammen. "Nein. Sorry." Damit wandte sie sich ab.

Scheiße! Jetzt fing dasselbe schon wieder an. "Soziale Inkompetenz" nannte sein Vater es und Nick hatte sich vorgenommen, etwas dagegen zu unternehmen.

Er holte tief Luft. "Hey, sorry — äh —" Wie war nochmal ihr Name? "— Frieda?"

Sie blieb stehen. "Ich heiße Elfriede", sagte sie, ohne sich umzudrehen. "Und ich wollte nur nett sein."

Er stand auf. "Tut mir leid — Elfriede. Ich bin ein Arsch."

Ihre Schultern zuckten. Weinte sie etwa? "Ich— ich wollte dich nicht zum Weinen bringen."

Sie wandte sich um, breit grinsend. "Ich heul doch wegen so etwas nicht. Aber ich hab' noch niemand gesehen, der sich so vorstellt — äh — Arsch."

Er gluckste. "Ich hab's wohl verdient." Er streckte die Hand aus. "Hallo, ich bin Nick."

Sie nahm sie zögernd. "Hallo, ich bin Elfie."

Er verneigte sich leicht. "Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen."

Da machte die Frau doch echt einen Knicks. "Gleichfalls, ehrenwerter Herr."

Er lachte auf. "Süß, aber absolut nicht notwendig. Und um deine Frage zu beantworten: Ich kann mich nicht erinnern, dich je getroffen zu haben. Weder als Elfriede noch Elfie — Wie war dein Nachname?"

"Danzer. Weil, ich meine, den Namen 'Virtanen' mal gehört zu haben. Ist ja nicht so häufig in Ostdeutschland."

"Vielleicht mein Vater? Doktor Janus Virtanen, der 'Schlächter von Erfurt'?"

Sie zuckte zusammen.

"Schönheitschirurg", erklärte Nick, "der mit dem öffentlich diskutierten Kunstfehler."

"Äh — das kann sein. Und du willst Robot-Techniker werden?"

"Eigentlich Programmierer."

"Muss man das nicht studieren?"

"Eigentlich schon, aaaber —"

Sie grinste. "Kein Problem für mich. Willst du mein Partner sein?"

Diesmal war es an ihm zusammenzuzucken. "Was?"

"Für den Rest des Vormittags", sagte sie. "Herr Ostermann hat doch gesagt, dass wir paarweise zusammenarbeiten sollen."

"Unter einer Bedingung", sagte er schnell.

"Und die wäre", fragte sie schnippisch.

"Dass ich nichts anfassen muss." Er hielt seine Hände vor sich und drehte die rechte um.

"Zwei linke Hände?"

Er zuckte die Schultern.

Jemand räusperte sich.

Nick blickte hoch. Vorne stand eine Traumfrau. Hochgewachsen, lange blonde Haare, Riesenbusen.

Er ließ sich schnell auf seinen Sitz fallen und starrte nur noch.

"Mein Name ist Doktor Ilona Franke. Ich bin die CSO von deVille. Chief Service Officer, also verantwortlich für das Heer von Servicetechnikern, die sich weltweit um unsere Geräte kümmern."

Doktor. Hmmm.

"Wir wollen uns jetzt einige der Probleme anschauen, die unsere Techniker im Laufe der letzten Jahre lösen mussten, und ihr sollt die Gelegenheit bekommen, zu zeigen, wie ihr ganz ohne Vorkenntnisse damit zurechtkommen würdet.

Setzt euch jetzt bitte hin und setzt eure VR-Brillen auf."

Während er noch versuchte, das Ding über den Kopf zu kriegen, war Elfie schon fertig. "Soll ich dir helfen?", fragte sie.

Nick atmete auf. "Ja, sicher. Ich— ich sollte das eigentlich können."

"Nervös?", fragte sie, und schob ihm die Brille über den Kopf. Dann zog sie zwei Riemen straff und das Ding saß bombenfest.

"Machst du sowas öfters?", fragte er.

"Nö, aber das ist doch simpel."

"Für mich nicht. Ich brauche immer gefühlt Stunden."

"Ich werde euch nun", sagte die Doktorin, "eine Szene vorspielen, und ihr sollt sagen, was euch daran auffällt."

In der Mitte des Klassenzimmers tauchte ein Esstisch mit vier Stühlen auf. Zwei Pärchen saßen um den Tisch herum. Eine der Frauen sagte. "Ich gehe mich frischmachen. Vanessa, kommst du mit?"

Die zwei Frauen verschwanden. Einer der Männer blickte den anderen an. "Einen Whisky?"

"Gerne."

Der erste tippte etwas auf einem Tablet und ein Haushaltsroboter erschien mit einem Tablett, das er elegant in die Höhe hielt. Er fuhr direkt auf die Männer zu, bemerkte den Stuhl, den eine der Frauen ein Stück vom Tisch entfernt stehen gelassen hatte, stockte für eine Zehntelsekunde, und umfuhr dann elegant das Hindernis.

Die Szene fror ein.

"Was ist hier passiert?"

Elfie kicherte. Die Ausbilderin runzelte die Stirn. "Wieso ist das witzig?"

Elfie hob die Hände. "Sorry. Außer Konkurrenz. Bernd hat mir die Story erzählt."

Nick runzelte die Stirn.

Doktor Franke tat es ihm nach. "Sie kennen Bernd Schuppach?"

Elfie nickte. "Er ist der äh — äh — Großvater meiner — äh — Freundin."

Nick starrte sie an. Häh? Was sollte die Pause vor "Freundin"?

"Na gut. Was sagen die anderen?"

Er beugte sich zu Elfie. "Großvater deiner Freundin?"

"Erzähle ich dir später."

"Junger Mann?"

Nick fühlte Doktor Frankes eisigen Blick auf sich. "Sorry."

"Wenn Sie nichts beizutragen haben ..."

"Der Roboter ...", sagte er langsam, und seine Gedanken rasten, Blitz! "Der Roboter hätte wohl den Stuhl unter den Tisch schieben sollen, statt umständlich außen herum zu fahren."

Sie nickte. "Richtig. Haben Sie auch eine Idee, warum er das nicht getan hat?"

"Äh — vielleicht irgendwas mit den Prioritäten? Ich weiß nicht, was da als Betriebssystem drinsteckt."

"Wir benutzen ein angepasstes Linux-Derivat. Und ja, Sie haben Recht."

Sie wandte sich wieder an die Klasse. "In jedem Haushaltsroboter laufen mehrere Prozesse parallel. Er muss seine aktuellen Anweisungen ausführen, gleichzeitig darauf achten, dass er niemanden verletzt, dass er keine Einrichtung beschädigt und so weiter. Die Prioritäten dieser Prozesse müssen ..."

"Klasse!", murmelte Elfie. "Darauf wäre ich nicht gekommen."

"Ich weiß auch nicht, wo das herkommt", murmelte er zurück. Manchmal hatte ich solche Gedankenblitze.

"Intuition? Aus dem Bauch?"

"Kann sein."

2

"Nein!"

"Doch", sagte Elfie. "Schraubenzieher beißen nicht."

"Mich schon. Mach du das doch."

"Das wäre unfair. Ich hab' schon Roboter repariert."

"Hast du nicht gesagt, du wärst Kellnerin gewesen?"

"Und? Roboter laufen schon überall in Hotels und Restaurants herum. Die Dinger sind so gebaut, dass man nichts kaputtmachen kann. Also kannst du es ruhig selbst versuchen."

Die Stunde, in der es um Softwareprobleme ging, war vorbei. Nick hätte noch einige Ideen gehabt, doch Elfie meinte, er solle auch die anderen ab und zu dranlassen. Ihre Sozialkompetenz war offensichtlich um einiges höher als seine.

In dieser Stunde ging es nun um Hardware. Nichts mehr mit VR-Brillen, sondern Plastik und Metall. Und einen Werkzeugkasten voller Mordinstrumente. Schraubenzieher? Pah, mit diesen Stichwaffen konnte man sich locker eine tödliche Wunde zuziehen. Nick zumindest.

Sie befanden sich in einer großen Halle, in der mehrere Ess- und Wohnzimmer, Küchen und Flure aufgebaut waren, in denen Roboter ihren Weg finden sollten.

Sie waren paarweise unterwegs, und Nick hatte eigentlich gedacht, Elfie würde dafür sorgen, dass er seine Hände weglassen konnte. Doch sie dachte gar nicht dran.

Sie bekamen einen Roboter zugeteilt und sollten herausfinden, was daran kaputt war. Nick hatte das Tablet genommen, auftragsgemäß auf "Start" getippt und dann auf "Tätigkeit fortsetzen."

Der Roboter fuhr schnurstracks auf eine Treppe zu, die nach oben führte, aber nach der vierten Stufe endete. Nick legte den Finger auf "Stopp", weil ja nun gleich irgendetwas passieren musste.

Die vorderen Räder stiegen auf die erste Stufe, doch das war es schon. Der Roboter hing halb auf der Treppe. Nick drückte auf Stopp.

Nick lief näher; Elfie hinter ihm her mit dem schweren Werkzeugkasten in der Hand, als wäre es ein Ballon.

Sie hatte Nick erzählt, dass sie noch vor kurzem als Kellnerin gearbeitet hatte, aber jetzt arbeitslos war. Ihre "Freundin" hatte ihr geraten, es doch mal mit diesem Kurs zu versuchen.

Okay, bei den Beziehungen... Aber Elfie schien sich tatsächlich mit diesen Dingern auszukennen.

Nick griff nach dem Schraubenzieher, den sie ihm hinhielt und scannte den Roboter nach einer Stelle, wo er ihn aufschrauben konnte.

"Wo soll ich das Ding denn reinstecken?", fragte er verzweifelt.

"Ich dachte immer, ihr Kerle wüsstet, wo ihr euer Ding reinstecken müsst", gab sie anzüglich zurück.

"Theoretisch weiß ich das", murmelte er, merkte, was er gesagt hatte, und bekam mit einem Schlag heiße Ohren.

Elfie kicherte.

"Ich meine — äh —"

"Ein Loch", sagte sie akzentuiert. "Schau nach einem Loch. An dem Roboter."

"Oh!", sagte Nick. "Ja. Richtig."

Da war ein Loch. Vorne in der Mitte. An dem Roboter. "Konzentrier dich, Nick", murmelte er, steckte den Schraubenzieher hinein und drehte. Er drehte sich etwas, rutschte irgendwo hinein und dann nichts mehr. Nick wollte mit mehr Kraft drehen, doch Elfie legte ihre Hand auf seine.

Schauer durchfuhren ihn.

"Weißt du", fragte sie, "in welche Richtung eine Uhr läuft?"

"Vorwärts. Immer vorwärts. Was hat das mit dem Schraubenzieher zu tun?"

"Ich meine eine Uhr mit Zeigern."

Nick runzelte die Stirn. "Im Uhrzeigersinn. Davon hat der schließlich seinen Namen."

Sie grinste. "Richtig. Schrauben dreht man im Uhrzeigersinn hinein ..." Sie machte eine Pause und blickte ihn erwartungsvoll an.

"Scheiße!", sagte er inbrünstig. "Und gegen den Uhrzeigersinn heraus."

"Siehst du! Du kannst ja doch mit deinem Ding umgehen. Theoretisch."

Jeder Kommentar dazu hätte wohl in einer Katastrophe geendet. Nick drehte den Schraubenzieher in die andere Richtung, und nach einer halben Drehung löste sich die Schraube. Nick runzelte die Stirn. "So einfach?"

"Wenn man weiß, wie's geht..."

3

Elfie

Nick war ein richtig Süßer. Einer von genau der Sorte Jungs auf die ich schon ein paarmal hereingefallen war. Fürchterlich intelligent, und dann spielte er perfekt den Hilflosen. Obwohl — auf meine Anspielungen hatte er nur rote Ohren gekriegt. Ich hatte langsam die Vermutung, dass er noch Jungfrau war. Nicht nur in Bezug auf Technik.

Auf jeden Fall blieben wir den ganzen Vormittag aneinanderhängen — sozusagen. Es machte einfach Spaß, ihm ab und zu frivole Sprüche an den Kopf zu werfen und ihm beim Rotwerden zuzusehen.

Nach dem Mittagessen meinte er, er müsse sich jetzt endlich um seine Bude kümmern. Das Ausbildungszentrum von deVille lag außerhalb von Frankfurt, und wir Anwärter waren alle im Komplex untergebracht. Immer zwei Mädchen oder Jungs in einem Zimmer.

Fast. Denn ich hatte schon beinahe ein Déjà-vu aus der Schule von vor Kathi. Die anderen jungen Frauen im Kurs waren entweder zierlich oder burschikos. Ich war — nein, Elfie, du bist nicht fett — groß, breit, furchteinflößend.

Auch nachdem ich zwei Wochen vor dem Kurs lang täglich trainiert hatte. Fett ging weg und wurde durch Muskeln ersetzt, aber kleiner oder schmäler wurde ich dadurch nicht.

Auf jeden Fall hatten die weiblichen Kursteilnehmer mich nur misstrauisch gemustert, als es um das Zusammenziehen in ein Zimmer ging und sich dann schnell eine andere Partnerin gesucht. Auch gut. Allein im Doppelzimmer zu wohnen war ja nicht sooo schrecklich.

Aber dann stand ich mit Nick an der Anmeldung und die Frau teilte ihm höflich aber bestimmt mit, dass alle Zimmer im Zentrum belegt waren und er höchstens eines am anderen Ende von Frankfurt bekommen konnte. Zwei Stunden Fahrt mit U-Bahn und Bus jeden Tag.

Er blickte mich hilflos an. Und gegen hilflose Blicke bin ich machtlos. Ich wollte schon herausplatzen, aber dann fiel mir meine "Lehnsherrin" ein.

"Warte einen Moment", sagte ich, drehte mich um und holte mein Handy raus.

"Elfie", sagte Kathi grinsend. "Was ist los?"

"Da ist ein — äh — Junge, der keinen Platz zum Schlafen hat."

Sie runzelte die Stirn. "Ja und?"

"Wir haben uns — äh — angefreundet. Ich — ich weiß nicht —"

"Darüber haben wir doch geredet."

Hatten wir. Klar. Kathi hatte gesagt, ich könnte schlafen, mit wem ich wollte, solange ich ihr vorher Bescheid sagte und die Sicherheitsmaßnahmen einhielt. Kein ungeschützter Sex, wenn der andere nicht sicher war.

"Ich will ja gar nicht mit ihm schlafen. Er soll nur bei mir wohnen."

"Ist er süß?"

Ich lächelte. "Ja, schon."

"Lass ihn bei dir schlafen. Ist doch nichts dabei."

Meine Lehnsherrin hatte gesprochen. "Okay. Wenn du meinst ..."

"Aber kein ungeschützter Sex. Und ich will im Detail informiert werden."

Ich holte tief Luft. "Ja, sicher. Danke."

Ich steckte das Handy weg und drehte mich um. Nick blickte mich verwirrt an.

"Du kannst bei mir schlafen", sagte ich. "Wenn du dich benimmst."

Seine Augen wurden riesig. "Du meinst ... Natürlich ... Ich würde nie ..."

War der Kerl tatsächlich Jungfrau? Das konnte heiter werden.

Ich wandte mich an die Frau hinter dem Schalter. "Er kann bei mir einziehen. Oder gibt es da irgendwelche altmodischen Regeln?"

Sie zuckte die Schultern. "Eigentlich nicht."

"Gut. Wo hast du dein Gepäck?"

Er wies mit dem Daumen hinter sich. In einer Ecke hinter dem Anmeldungsschalter lagen eine Sporttasche. Nicht besonders voluminös.

Ich runzelte die Stirn. "Das soll für eine Woche reichen?"

"Das muss die ganze Zeit reichen", sagte er. "Ich habe nicht vor, zwischendrin nach Hause zu fahren."

Ich tauschte mit der Frau am Schalter einen wissenden Blick aus. "Männer."

Auf meinem — unserem — Zimmer angekommen, schaute ich auf die Uhr. "Schmeiß deine Sachen dort in die Ecke", sagte ich, "wir müssen in fünf Minuten am Bus sein."

"Autsch, ja", sagte er. Doch dann erstarrte er. "Wie viele Taschen und Koffer hast du denn?"

"Das geht dich eigentlich gar nichts an."

Vanessa hatte mich in den zwei Wochen geschlagene viermal auf eine Einkaufstour geschleppt. Zum ersten Mal schon auf dem Weg zu ihrem Haus. Am nächsten Tag, damit sie mir Gymnastikklamotten kaufen konnte. Einmal, als mein Fett zu schmelzen begann und noch einmal letzten Samstag, "damit ich was zum Anziehen hätte."

Jeans, Pullis, Kleider, Röcke, Blusen, einen Wintermantel, Schuhe, Stiefel und so weiter. Und weil ich nicht wusste, wie die anderen rumlaufen würden, hatte ich einfach alles mitgenommen. Das Zimmer hier sollte ja für drei Monate abzüglich der Wochenenden mein Heim sein.

"Jetzt raff dich auf, Kerl", sagte ich grinsend. "Angeblich sind wir Frauen es doch, die zu spät kommen."

Wir joggten durch die Eingangshalle und waren zu guter Letzt noch unter den Ersten am Bus, der uns zum Hauptwerk von deVille brachte.

Die Führung war echt interessant. Ich wollte schon immer mal in die Eingeweide einer Robotküche schauen, und hier konnte ich das.

Als wir uns für eine Pause in Richtung Kantine bewegten, kam plötzlich eine schick gekleidete Dame auf uns zu. "Elfie Danzer?"

"Das bin ich."

"Könnten Sie mal kurz mitkommen?"

Mir rutschte das Herz in die Hose. Ich war mir keiner Schuld bewusst, hatte aber auch nicht die geringste Ahnung, was sie von mir wollte.

Ich musste allerdings nicht lange auf die Auflösung des Rätsels warten. Bernd stand hinter der nächsten Tür. "Und", fragte er. "Wie läuft's?"

"Ganz gut", meinte ich. "Ich habe schon eine Menge gelernt. Das ist aber sicher nicht der Grund, mich hierher zu holen."

Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Dieser Nick Virtanen kommt auch aus Erfurt. Kanntest du den Kerl schon vorher?"

"Nein?"

"Ilona sagte, er wäre ein Schnellmerker. Hat der schon mit unseren Robotern zu tun gehabt?"

"Soweit ich weiß nicht. Er ist eigentlich Programmierer und hat zwei linke Hände, sagt er. Warum?"

"Das bleibt jetzt unter uns. Ich habe sein Abizeugnis gesehen, und das ist nicht berauschend. Auf jeden Fall lässt es nicht vermuten, dass er ein fixer Denker ist."

"Ein Bauchtyp."

"Was?"

"Lass dich mal von Anita schlau machen. Sie meint Kathi würde aus dem Bauch entscheiden; Nick scheint ähnlich drauf zu sein."

"Meinst du, du kannst rauskriegen, warum er so ein miserables Zeugnis hat? Nicht um ihn in die Pfanne zu hauen. Ich — Er erinnert mich an mich."

Ich feixte. "Auf Fuerteventura beim Abendessen mit hypnotischen Vorzügen?"

Er lachte auf. "Ohne den Sex danach. Kannst du das machen?"

"Ich werde ihn nicht ausspionieren. Wenn er mir es von sich aus erzählt, ist es gut. Wenn ich ihn fragen muss und er wissen will, warum, erzähle ich ihm die Wahrheit."

Bernd runzelte die Stirn. "Okay, damit kann ich leben."

*

Es war fünf, als wir für den Tag fertig waren, also noch genug Zeit, ein bisschen trainieren zu gehen. Ich strippte meine Jeans herunter und warf mich in eine Jogginghose. Meine Lehnsherrin hatte mir die Freigabe erteilt, hier Unterwäsche zu tragen, also war das für mich nichts Besonderes.

Doch auf der Suche nach meinen Turnschuhen merkte ich, dass Nick wie versteinert an seinem Schrank stand. "Ist was?", fragte ich.

"D-d-du hast dich gerade umgezogen. V-v-vor meinen Augen."

"Gewöhn dich dran. Ich hab' nicht vor, jedes Mal ins Badezimmer zu rennen. Hast du denn etwas gesehen, was dich interessiert?"

Sein Gesicht bekam dieselbe Purpurfärbung, die seine Ohren schon hatten.

"Wie sieht es denn bei dir aus?", fragte ich. "Willst du nicht auch ein bisschen joggen?" Um der Wahrheit der Ehre zu geben, sah er ein bisschen schmächtig aus.

Er warf einen Blick aus dem Fenster. Typisches Wetter für Anfang Februar, inklusive Schneesturm.

"Nicht draußen", beruhigte ich ihn. "Ich habe gelesen, dass es hier im Keller einen Gymnastikraum gibt. Mit deVille-Geräten."

"Ich— Ich habe kein Joggingzeug."

Ich drehte mich um und lief in Richtung zu meinem Schrank. "Du hast doch bestimmt Sneakers und ein Sweatshirt", sagte ich über die Schulter.

"Ja schon."

Ich hielt ihm eine von meinen Jogginghosen hin, die mit einem Strick um den Bauch gehalten wurde. "Wir sind ungefähr gleich groß", sagte ich. "Die sollte dir also passen."