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Böse Mädchen 01

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Ich bestätigte die Buchung auf meinem Handy.

„Dann auf nach Prag."

„Du hast gebucht? Mein Engel. Du wirst es nicht bereuen, das verspreche ich dir."

„Ich müsste nochmal nach Hause, Klamotten und meinen Pass holen, meinen Eltern erklären, was ich vorhabe und so. Du kommst natürlich mit."

„Du willst mich deinen Eltern vorstellen?"

„Ja und, deinen Vater lerne ich doch wohl möglicherweise auch kennen, oder? Außerdem sind sie dann wahrscheinlich beruhigter, wenn sie wissen, dass ich nicht mit irgendeinem komischen Typen, sondern tatsächlich mit einer Frau unterwegs bin."

„Okay. Jetzt lass uns aber los. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie dankbar ich dir bin. Aber ich zeige es dir heute Nacht. Bis du um Gnade winselst."

Es war kein Spruch. Das wusste ich schon in diesem Moment, war die Erfahrung der letzten Tage und Nächte. Mittlerweile war ihr Fisten sehr lebhaft geworden. Sehr, sehr lebhaft. Nun, das würde ich ihr bald heimzahlen. Eine erste Unterrichtsstunde lag bereits hinter mir.

Ich erwachte am Spätvormittag ausnahmsweise einmal vor ihr. Ich hatte leichte Kopfschmerzen, wahrscheinlich von der zweiten Weinflasche am Kanal. Jara hatte sich zur anderen Seite gedreht und schlief noch fest. Was für eine Nacht. Was für eine irre Zeit mit ihr. Was für Veränderungen, in meinem Leben, aber auch in mir.

Erst in diesen Momenten wurde mir klar, was ich da am Vortag eigentlich getan hatte. Was hätte passieren können, wenn wir, oder in diesem Fall ja hauptsächlich ich, erwischt worden wären. Wie sehr das alles konträr zu meiner Erziehung und dem, was ich bisher als meinen Charakter verstanden hatte, lief.

Die Angie von vor einer Woche wäre vor Scham und Gewissensbissen am liebsten in den Boden versunken. Die Angie von heute war davon weit entfernt, fühlte sich frei und stark. Unbesiegbar. War glücklich über den Respekt und die Dankbarkeit ihrer Geliebten.

Das wog vieles, wenn nicht sogar alles auf. Und wenn schon, und wenn sie uns irgendwann einmal bei irgendeiner kleinen Dummheit erwischten, das war kein Weltuntergang. Es war es wert. Jara war es wert. War alles wert. Zur Not gab es schließlich meinen Vater.

Ich musste grinsen. Das war so typisch für sie. Lud mich nach Prag ein und hatte nicht einmal Geld für ein Ticket. Verließ sich einfach darauf, dass es irgendwie klappen würde. Ich war mir sicher, dass sie einen Weg gefunden hätte, wenn ich kein Geld gehabt hätte. Was für eine abgefahrene Frau.

Natürlich hatte ich mich mittlerweile in sie verliebt. Und mit jedem Tag, den wir zusammen waren, wuchs die Hoffnung, dass es ihr ähnlich ging. Es fiel mir unglaublich schwer, es nicht auszusprechen. Ihr nicht diese drei süßesten Worte dieser Welt ins Ohr zu flüstern, gerade wenn sie mich mal wieder in den Himmel befördert hatte.

„Schon wach?", drang ihre Stimme in meine Gedanken.

„Ja. Und trotzdem noch am Träumen", gab ich meinen Gefühlen zumindest indirekt Ausdruck und küsste sie.

„Warum träumen, wenn wir wach sein können? Mmmh. Mir ist nach Frühstück", verkündete sie und tauchte unter die Decke ab.

Oh ja. Ja, ja, ja, ja, ja. Jara.

***

„Nach Prag?", fragte meine Mutter verblüfft.

„Ja, Prag. Jaras Vater besuchen", berichtete ich.

Der Blick meiner Mutter wanderte zurück auf Jara, als versuchte sie von ihrem Aussehen zu schließen, ob das eine gute oder schlechte Idee war. Sie war schon von der Tatsache überrascht worden, dass ich tatsächlich die Zeit mit einer Freundin verbracht hatte. Ahnte sie vielleicht sogar ansatzweise wie? Ihre Blicke waren eigenartig.

Mein Vater war noch nicht da, war noch bei der Arbeit. Jara sprang mir bei.

„Prag ist herrlich im Sommer, es wird Angie bestimmt gut gefallen. Ich werde ihr die ganze Schönheit der Stadt zeigen, nicht nur die Touristenecken. Und vieles mehr. Na ja, was in einer Woche eben geht."

„Ihr Deutsch ist ganz hervorragend, Sie leben also schon eine ganze Zeit hier?"

„Ach Mama, hörst du vielleicht mal auf, Jara zu siezen?"

„Ja, mehrere Jahre, mit Unterbrechungen. Und das wäre mir auch lieber, wenn wir uns duzen."

„Natürlich. Willst du noch einen Kaffee? Bitte tu mir den Gefallen, ich weiß gar nicht, warum ich so viel gekocht habe. Du auch noch, Angie?", wurde ich befragt, als Jara nickte.

„Gerne."

„Na, dann wünsche ich euch viel Spaß dort. Ich bin ganz ehrlich, als Angie mir geschrieben hatte, dass sie bei einer Freundin in Berlin wäre, habe ich es nicht geglaubt. Sondern auf einen Mann getippt."

„Ja, das hatte sie mir erzählt", kam Jaras grinsender Kommentar.

War es ihr Grinsen, was meine Mutter auf die richtige Spur brachte?

„Was nur zeigt, wie wenig ich über meine Tochter weiß. Obwohl sie wissen sollte, dass sie mit mir über alles sprechen kann."

Uff. Ich wechselte einen schnellen Blick mit Jara. Die schmunzelte vergnügt. Was jetzt? Offizielles Coming-Out? Mir wurde ganz schön mulmig, hielt dem auffordernden Blick meiner Mutter nur mit Mühe stand.

„Bis jetzt gab es da noch nicht viel, wovon ich hätte berichten können", hörte ich mich sagen. Mein Herz schlug bis zum Hals.

Sie nickte und schaute mich sanft und verständnisvoll an.

„Dann freut es mich, dass sich das jetzt geändert hat."

Oh Mama. Du bist die Beste. Ich atmete innerlich auf. Aber...

„Tust du mir den Gefallen und sagst Papa erstmal nichts davon? Das... würde ich gerne irgendwann mal in Ruhe tun."

„Natürlich. Wenn er nicht ebenfalls von selbst auf die Idee kommt. Man kann dir ansehen, wie glücklich du bist, Kind."

Das stimmte wahrscheinlich. Jara schaute mich amüsiert an, hielt sich aber zurück. Machte schon die ganze Zeit auf artiges Mädchen. Gott sei Dank. Und dann kam die Frage, vor der ich mich gefürchtet hatte.

„Und Jara, was machst du beruflich?"

„Ich habe Kunst studiert, bin aber momentan von Gelegenheitsjobs abgesehen arbeitslos. Ich reise sehr gern und viel."

Zu meiner Überraschung nickte meine Mutter erfreut.

„Ja, das sollte man tun, bevor man Verantwortung und Verpflichtungen in seinem Leben hat. Solange man jung ist. Das machst du ganz richtig. Wo bist du denn schon überall gewesen?", fragte sie neugierig.

Und hörte ähnlich atemlos wie ich zuvor von ihren bisherigen Stationen.

„Mein nächstes Ziel wäre Marokko. Davon schwärmen viele Bekannte von mir. Wenn alles klappt, vielleicht noch dieses Jahr."

Das war mir neu, das hatte sie mir noch nicht erzählt. Hm, konnte sich nicht einmal Tickets nach Tschechien leisten, und dann Marokko? Ihr Zusatz und ein kurzes Augenzwinkern löschte dann aber nicht nur diese Frage aus, sondern elektrisierte mich.

„Vielleicht ja auch nicht alleine."

„Alles ist schöner zu zweit", gab meine Mutter schmunzelnd bekannt.

„Selbst Packen", nutzte ich die Gelegenheit, uns aus diesem Gespräch zu ziehen und mit ihr in meinem Zimmer allein sein zu können. Den Kaffee hatten wir ausgetrunken. Es kam kein Protest meiner Mutter.

„Na, läuft doch", meinte Jara befriedigt, als wir in meinem Zimmer angekommen waren.

„Fast zu leicht. Ich glaube es gar nicht. Dass mein Coming-Out so und vor allem so locker über die Bühne gehen würde."

Jara entgegnete nichts und schaute sich in meinem Zimmer um. Das war mir leicht peinlich, weil es noch in dem Zustand vor meinem Auszug war und daher wie ein Teenie-Zimmer wirkte. Inklusive Pferde-Bildern an den Wänden und Bilder-Collagen von meinem Freundeskreis.

„Deine Mutter ist halt gut drauf. Beneidenswert. Wie ist dein Vater?"

„Ein ganz ruhiger, gelassener Typ. Aber Vorsicht, wenn er in Form ist, hat er eine spitze Zunge. Und kann dich mit drei, vier Fragen aufs Glatteis führen. Von Berufs wegen. Er ist Anwalt."

„Wie praktisch ist das denn, Anwalt gleich in der Familie... kann man immer gut gebrauchen."

„Hilfst du mir, passende Klamotten rauszusuchen? Und nebenbei, hast du echt Kunst studiert?"

„Ja. Ganze drei Semester. Kunst und Kunstgeschichte. Sterbenslangweilig. Weiß nicht mehr, warum ich es angefangen hatte. Vielleicht, um meinem Vater zu gefallen."

„Malst du auch?"

„Nur noch mit meiner Zunge auf schönen Frauenkörpern. Das Top ist hübsch. Das musst du mir mal leihen."

„Sicher. Ja, da bist du eine begnadete Künstlerin."

„Eh, du hast echt geile Klamotten. Wow. Hier, das muss auch mit."

„Und... Marokko?"

„Ist schon länger fällig. Hast du Lust?"

„Machst du Witze? Aber..."

„Der Wille zählt, alles andere findet sich. Auch Kohle und Zeit. Ich wollte mit dem Vorschlag eigentlich bis nach der Prag-Reise warten", holte sie mich ab, bevor ich meine Bedenken ausgesprochen hatte.

Ich zog sie an mich und küsste sie, ruhig, zärtlich, sanft.

„Hm... deine erste Frau hattest du in Heidelberg... das heißt, hier hast du noch niemals...", hauchte sie in mein Ohr.

Oh. Wie wahr. Oh. Wie im Begriff, Vergangenheit zu werden.

Sie berührte mich zunächst nicht. Stand nur ganz dicht bei mir und atmete in mein Ohr. Ich schloss meine Augen. Fühlte, wie sich ganz langsam mir näherte. Ihre verhärteten Brustwarzen sich knapp unterhalb von meinen gegen meine Brüste drückten. Ihr Körper dann langsam nach unten rutschte.

Ihre Hände meinen, beziehungsweise ihren geborgten Rock, in die Höhe schoben. Sie den Slip herunterzog. Und wieder nur atmete. Ihren heißen Atem auf mein nun bereits mehr als nur erwachtes Geschlecht blies. Sekunden, die zur Ewigkeit wurden. Dann fühlte ich ihre Zunge, dort, wo sie voller Sehnsucht erwartet wurde.

Drückte mit ihrer Stirn gegen meinen Unterleib, während sie mich leckte, so dass ich zurückweichen musste. Machte die Bewegung mit. Ein paar Zentimeter rückwärts, wieder mehr Druck, ein weiteres Zurückweichen. Immer weiter. Dann fühlte ich bereits die Bettkante an meinen Kniekehlen.

„Fallen lassen", kam ihre Anweisung, als sie kurz von mir abließ.

Die ich sofort befolgte, sogar die Arme ausbreitete, als ich weich auf meinem Bett landete. Dann meine Beine anwinkelte, um ihr den Zugang so bequem wie möglich zu machen. Den sie sofort nutzte, aber ganz anders als sonst. Kein wildes Lecken mit Fingerunterstützung, wie es sonst ihre Art war. Eigentlich kopierte sie meinen Stil.

Alles Erwägungen, die angesichts der Schönheit und Intensität der Gefühle bedeutungslos wurden. Denen ich mich einfach hingab. Ihr hingab. Oh mein Gott. Das Teufelchen ließ mich die Englein singen hören, selbst mit dieser sanften, ruhigen Fahrt. Ich fühlte schon das langsame, aber unaufhaltsame Steigen der Erregungskurve, als es klopfte.

Verdammt, verdammt, verdammt. Ich öffnete irritiert meine Augen. Sah zunächst Jaras fragenden Blick. Ob sie vielleicht trotzdem weitermachen sollte. Ich musste kichern und schüttelte den Kopf. Zog blitzschnell den Rock runter, und den Slip hoch, bevor ich mit „Ja?" auf das Klopfen reagierte. Jara setzte sich grinsend und gemächlich aufs Bett.

Meine Mutter erfasste die Situation trotzdem mit einem Blick und errötete leicht.

„Ich wollte nicht stören... es ist nur... Papa ist gerade in die Garage gefahren", informierte sie uns und kam dann zögernd näher zum Bett. „Er muss ja nicht alles wissen. Hier, für eure Reise."

Und steckte mir einige Scheine in die Hand.

„Außerdem, ihr bleibt doch hoffentlich zum Essen?"

Das hatten wir eigentlich nicht vorgehabt. Wir tauschten einen schnellen Blick. Jara nickte andeutungsweise. Sie schien die kleine Peinlichkeit zuvor weiterhin köstlich zu amüsieren. Selten hatte ich ihre Augen so lachen sehen.

„Danke Mama. Ja, klar, machen wir."

„Dann will ich mal mit dem Kochen anfangen. Du isst doch hoffentlich Fleisch, Jara?"

„Mit dem größten Vergnügen sogar", gab sie zurück. Den Doppelsinn verstand meine Mutter zum Glück nicht. Beeilte sich, sich zurückzuziehen. Machte die Tür artig wieder zu, verkniff sich aber jeden Spruch.

„Deine Mutti ist lustig", meinte Jara grinsend. „Und großzügig."

„Na, sie hat sicher nicht damit gerechnet, dass ihr so ein peinliches Erlebnis widerfahren würde, nachdem sie meine Teenie-Jahre völlig unbeschadet überstanden hat. Und... wow, das sind zweihundertfünfzig Euro... ich fass es nicht."

„Soll ich jetzt weitermachen?"

„Ich weiß nicht. Nee, lass mal, jetzt ist auch mein Vater unten. Ich war schon kurz vorm Lautwerden... Aber das war trotzdem das schönste Erlebnis, das ich je in diesem Zimmer gehabt habe..."

Sie nickte und küsste mich noch eine Weile. Dann machten wir uns wieder an die Auswahl der Klamotten und das Packen meines Rücksacks.

Mein Vater war von Jara genauso eingenommen wie meine Mutter. Und hielt sich trotz bester Laune mit Sprüchen zurück. Er interessierte sich für Kunst und schon führten die beiden das Tischgespräch fast alleine während des Abendessens. Als sie dann ihren Vater erwähnte und seinen Namen nannte, wurde er richtig aufgeregt.

Nach dem Essen ging er sofort an seinen Bücherschrank und zog einen großen Bildband mit zeitgenössischen Malern heraus. Während wir noch meiner Mutter beim Abräumen halfen, zeigte er uns ein Bild, das Jaras Vater gemalt hatte. Wow, das war allerdings echt total gut.

„Ja, das ist eines seiner älteren Werke. Dieses Motiv hat er in etlichen Variationen immer und immer wieder gemalt. Ein paar davon wirst du im Haus sehen, die lagern da noch im Atelier", informierte sie mich.

„Kannst du die fotografieren? Ich meine... wäre das okay?", fragte mein Vater Jara, die mit den Schultern zuckte.

„Ich wüsste nicht, warum nicht. Kann ihn aber zur Sicherheit nochmal fragen."

Das schien ihn glücklich zu machen. Meine heimliche Befürchtung, auch ihm gegenüber noch ein Coming-Out haben zu müssen, bewahrheitete sich nicht. Wir blieben allerdings nicht mehr lange. Von Strausberg aus fuhr die S-Bahn nur alle halbe Stunde nach Berlin, und eine ließ sich mit etwas Eile gerade noch kriegen.

Mein Vater nahm mich nochmal kurz zur Seite.

„Du hast doch sicher nicht mehr viel auf deinem Konto? Keine Sorge, ich kümmere mich drum. Freu dich auf Prag... dort war ich als Student einmal, noch bevor ich deine Mutter kennenlernte. Amüsiert euch, ihr zwei. Und vergiss die Fotos nicht, wenn ihr Vater nichts dagegen hat."

***

Ja, mein Vater hatte sich gekümmert. Zwei Tage später hatte ich tausend Euro mehr auf dem Konto. Damit hatte ich allerdings nicht gerechnet. Dazu die zweihundertfünfzig von meiner Mutter...

„In Prag werden wir fast kein Geld brauchen", meinte Jara noch, die beeindruckt schien. „Aber das macht Marokko immer wahrscheinlicher."

„Ach so, du kennst da alle wirklich günstigen Restaurants?"

Sie schüttelte den Kopf und wurde plötzlich sehr ernst.

„In Prag halten wir uns zurück. Keine unüberlegten Sachen. Nein, ich habe viele Freunde, von denen wir einige besuchen sollten."

Da war etwas, was sie mir nicht sagen wollte, das spürte ich ganz genau. Sie sah meinen fragenden Blick.

„Ich erkläre es dir dort, okay?"

Natürlich war es das. Das war der Samstag. Sie hatte tatsächlich einen kleinen Rest Koks gebunkert, den wir zum Wachbleiben nutzten. Die Art, wie wir uns die Wartezeit vertrieben, führte dann allerdings doch dazu, dass wir etwas zu spät das Haus verließen. Wir rannten die Rolltreppen im Hauptbahnhof runter und kriegten den Zug gerade noch so.

Bis Dresden hatten wir das Abteil ganz für uns allein und schliefen ein wenig aneinander gekuschelt. Dann kam ein älteres Paar hinzu, das sich laut auf Tschechisch unterhielt und uns keines Blickes würdigten. An der Grenze gab es eine kurze Passkontrolle. Ich war völlig übermüdet und reichte nur mechanisch meinen Pass, als mich Jara angestoßen und so aufgeweckt hatte.

Der Zöllner warf nur einen kurzen Blick auf unsere Papiere und gab sie uns zurück. Als er das Abteil verließ, atmete Jara tief durch. Erst als das Paar an der nächsten Station, die schon die letzte vor Prag war, ausstieg, sprach ich sie darauf an.

„Du hattest Schiss vor der Passkontrolle? Was mit deinen Papieren nicht in Ordnung?"

„Doch, die sind okay. Aber ich... erkläre es dir in Prag."

Ich krauste enttäuscht meine Stirn. Vertraute sie mir nicht? Sie seufzte. Setzte schon zum Sprechen an, als sich doch noch ein an der letzten Station zugestiegener Fahrgast in unser Abteil zwängte. Zwängte, weil es ihm ob seines enormen Leibesumfangs schwerfiel, durch die Türen zu gelangen.

Ich half ihm, seinen großen Koffer in der oberen Ablage zu deponieren, wofür er mir zunächst auf Tschechisch und dann auf Deutsch dankte, als er mitbekam, dass ich ihn nicht verstand. Es dauerte eine Weile, bis er wieder richtig zu Atem kam, aber dann zog er uns in ein Gespräch.

Er war ein richtig lustiger Vogel, der auf dem Weg zur Hochzeit seiner Nichte war. Neben seinen witzigen Anekdoten teilte er auch sein Frühstück aus einem prallgefüllten Stoffbeutel mit uns. Was uns freute, denn wir hatten durch unser spätes Eintreffen am Bahnhof uns nicht wie geplant dort eindecken können und schoben beide Schmacht.

Dankbar halfen wir ihm dann seinen Koffer in Prag herauszutragen, denn es war für ihn sogar in den schmalen Gängen schwierig, sich zu bewegen. Prag. Ein strahlend blauer Himmel empfing uns, aber außer ein paar vagen Eindrücken von der Gegend vor dem Bahnhofsgebäude, wo Jara erst einmal zwei Zigaretten rauchen musste, um für die über fünfstündige Pause zu kompensieren, gab es nicht.

Sie erklärte, dass das Haus ihres Vaters etwas außerhalb lag. Also ging es zunächst mit der U-Bahn weiter, wobei mir die Fahrt relativ kurz vorkam und dann mit dem Bus. Auch nur zwei Stationen, der anschließende Fußmarsch in eine wirklich ruhige und sehr grüne Ecke der Stadt nahm vielleicht noch zehn Minuten in Anspruch.

Es ging zum Schluss etwas bergauf, was nicht nur nach der langen Reise anstrengend war, sondern sogleich mit einem ersten Panoramablick auf die Stadt entschädigte, kurz bevor wir am Haus ankamen. Das sah sehr schmuck, aber auch etwas heruntergekommen aus. Große, hohe Türen, denen deutscher Altbauten nicht unähnlich.

Jara dirigierte mich zunächst durch eine charmante Echtholzküche in den anliegenden Garten, da sie noch eine weitere Zigarette rauchen wollte. Der Garten war beeindruckend und vermittelte den Eindruck, wild und gleichzeitig doch irgendwie gepflegt zu sein. Sie klärte mich auf, dass wohl der Mieter in der oberen Wohnung sich darum kümmern würde.

„Willst du einen Kaffee, oder nochmal richtig frühstücken? Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Vater Lebensmittel für uns eingekauft hat."

„Nee, ich bin eigentlich nur müde und immer noch pappsatt von dem, was Jiri uns da alles aufgedrängt hat. Schlafen wir in deinem alten Zimmer?"

„Nein, das war in der oberen Wohnung, als wir hier noch als Familie gewohnt haben. Hier unten ist das Atelier, die Küche, das alte Schlafzimmer meiner Eltern und ein Lagerraum. Mein Vater war sehr pragmatisch. Für ihn hieß es früher Schlafzimmer, Küche, Atelier, Küche, Atelier, Küche, Atelier, Schlafzimmer. Oben im Wohnzimmer war er eigentlich fast nie."

„Es ist wunderschön hier."

Sie nickte. Und es war erstaunlich still, kein Auto war zu hören, nur in der Ferne hämmerte und sägte irgendjemand ab und zu. Jara drückte ihre Zigarette aus und nahm mich an die Hand. Zeigte mir noch kurz das Atelier, in dem zig Gemälde halb abgedeckt lagerten und dann gingen wir in das Schlafzimmer. Wo wie in Berlin eine große Matratze auf dem Bett lag, darauf ein Stapel frischer Bettwäsche.

Auch in diesem Zimmer lagerten etliche Gemälde und an der Wand hing tatsächlich eine Variation von dem Bild, das uns mein Vater in dem Bildband gezeigt hatte. All das waren aber Randnotizen, denn wir sanken beide nur noch auf das Bett, kuschelten uns aneinander und schliefen rasch ein.

Als ich erwachte, fand ich mich allein auf der Matratze wieder. Ich versuchte mich zu orientieren, rannte versehentlich in den Lagerraum und fand dann die Küche. Tatsächlich waren die Flügeltüren zum Garten geöffnet und Jara kam vom hinteren Ende des Gartens gerade wieder zur Terrasse zurück.

Sie wirkte irgendwie aufgekratzt, als sie mich begrüßte.

„Na, was ist denn mit dir? So happy, wieder hier zu sein?"

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