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Colleen Teil 01

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Auf der High School passte sie auf mich auf und hielt mich davon ab irgendwas bescheuertes zu machen, dass mich für die nächsten Vier Jahre als hoffnungslosen Trottel gebrandmarkt hätte. Colleen gab mir das beste Geburtstagsgeschenk, dass sich ein 15-Jähriger Junge hätte vorstellen können. Sie überzeugte ihre beste Freundin aus dem Cheerleader Team mich als ihr Date zum Weihnachtsball der Abschlussklasse mitzunehmen. Ich war der Held aller Jungs der 10. Klasse. Danach hat mir Cindy während der Pausen immer wieder zugewinkt und zugezwinkert und ich wurde eine lebende Legende.

Colleen hatte nach dem College Bill geheiratet und zog zu ihm nach San Miguel damit er sein Geschäft eröffnen konnte. Bald hatten sie zwei Töchter und die Zukunft sah rosig aus. Für mich wurde Bill zu einer Erweiterung Colleens und es gab nichts, das ich nicht für ihn tun würde. Doch dann zerbrach Colleens heile Welt.

Bei Bill wurde eine besonders aggressive Form von Krebs diagnostiziert. Nach fünf Monaten qualvoller Schmerzen starb Bill zu Hause in Colleens Armen. Zwei Monate später erlitt unser Vater einen schweren Herzinfakt und starb sofort. Die Belastung war für Colleen beinahe zu viel doch sie überlebte irgendwie, wurde stärker und beschäftigte sich weiterhin mit ihren Töchtern. Obwohl wir mindestens einmal wöchentlich miteinander telefonierten, wenn nicht sogar täglich, so hatte ich Collleen seit Vaters Beerdigung vor zwei Jahren nicht mehr gesehen. Die Aussicht darauf im selben Ort wie sie zu wohnen war aufregend für mich.

Überraschenderweise fand ich in dieser Nacht zumindest etwas Schlaf und nach einer Dusche am Morgen fühlte ich mich fast schon wieder wie ein Mensch. Zumindest äußerlich. Innerlich konnte ich jedoch spüren wie meine Seele, mein Geist, wie auch immer man es nennen will, allmählich zusammenschrumpfte und starb. Um 9:00 Uhr rief ich Gordon an und nannte ihm meine Entscheidung bezüglich San Miguel.

„Ausgezeichnete Wahl, Robert. Nicht weit von hier ist ein Starbucks, an der Kreuzung zwischen der 53. und der Randolph Street. Treffen sie mich dort in einer Stunde." Und dann hing er auf.

Als ich dort eintraf saß er bereits an einem der Tische, vor ihm eine Kiste.

„Ich habe nicht viel Zeit also fasse ich mich kurz. Mrs. Lopez hat all ihre persönlichen Gegenstände in diese Kiste gepackt. Aktuell wissen nur Mrs. Lopez und ich davon, dass sie nach San Miguel reisen, und solange sie niemandem davon erzählen wird es auch so bleiben." Er übergab mir einen dicken Umschlag; er war versiegelt und mit „VERTRAULICH" bedruckt. „Harold Peterson ist der Leiter des Standorts in San Miguel und erwartet sie am Montag Morgen um 8:00 Uhr, er schätzt Pünktlichkeit. Wenn sie dort sind geben sie ihm das hier." Er übergab mir einen zweiten Umschlag; er war noch geöffnet und ich zog den Inhalt heraus. In ihm war ein First Class Flugticket nach San Miguel. Außerdem ein Stück Papier, auf dem Name und Adresse einer Anwaltskanzlei standen, die sich nur ein paar Straßen entfernt befand.

„Sie haben in 30 Minuten einen Termin mit diesen Leuten. Ob sie zu diesem Termin erscheinen ist ihre Entscheidung, ich rate ihnen aber dazu." Er stand auf und wollte wohl gehen als ich ihn davon abhielt.

„Mr. Gordon, warum tun sie das alles für mich?"

Für eine ganze Weile blickte er auf den Boden, ehe er den Kopf anhob um mir in die Augen zu sehen.

„Weil ich vor langer Zeit in der selben Situation war wie sie jetzt. Außerdem meinte Mrs. Lopez heute Morgen zu mir wenn ich nicht helfen würde, dann würde sie ihren Mann holen damit er die Scheiße aus mir raus prügelt. Das gruselige ist ich glaube ihr. Ich weiß nicht wie sie sich ihre Loyalität verdient haben, aber genau solche Menschen habe ich gerne um mich. Seit heute Morgen ist sie meine persönliche Sekretärin."

„Vielen Dank, Mr. Gordon... und bitte bedanken sie sich für mich bei Mrs. Lopez und richten ihr aus, dass sie mir fehlen wird."

„Ich denke sie weiß das schon, Robert, und viel Glück. Ich weiß es sieht jetzt gerade nicht danach aus, aber das Leben wird besser werden, sie werden mir hierbei einfach vertrauen müssen."

Ein letztes Mal sah er mich an und strahlte.

„Heute Morgen begann eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft damit, die von Andrews verwalteten Konten zu untersuchen. Mich interessiert sehr was dabei raus kommt."

Er schüttelte mir die Hand und ging nach draußen.

Ich erschien zu dem Termin mit den Anwälten. Offensichtlich hatte Gordon das ganze hier vereinbart, da sie schon etwas Hintergrundwissen und Informationen darüber hatten was passiert war. Den Rest des Tages gingen wir alle für mich möglichen Optionen und deren jeweilige Konsequenzen durch. Ich gab allen Klar zu verstehen, dass ich trotz all dem Schmerz den Barbara mir verursacht hatte nicht auf Rache aus war. Ich wollte sie nicht zerstören oder der gleichen. Alles was ich wollte war, dass unsere Ehe so schnell wie möglich beendet würde und ich nie wieder etwas von ihr zu sehen oder zu hören bekam.

Ich verließ die Kanzlei schließlich um 19:00 Uhr und ging zum Hotel zurück. Ich schaffte es mein Essen im Magen zu behalten und zum ersten Mal seit Tagen fühlte ich mich, als würde ich zumindest etwas der mir entrissenen Kontrolle über mein Leben zurückerlangen. Ich wartete bis ich wusste, dass in San Miguel Zeit fürs Abendessen war und rief dann Colleen an. Es war solch eine Freude allein schon ihre Stimme zu hören als sie abnahm.

„Bobby, wo bist du? Was ist los? Barbara hat hier schon hundert Mal angerufen; sie meinte du würdest vermisst."

„Weißt du, ob sie mit Mom oder den Zwillingen gesprochen hat?"

„Hat sie; soweit ich weiß hat sie jeden angerufen. Was ist hier los?"

„Ich erkläre alles später aber jetzt gerade brauche ich etwas Hilfe."

„Ich helfe dir wo ich kann, das weißt du doch, Bobby."

„Danke. Du musst mich vom Flughafen abholen. Ich werde am Freitag Nachmittag gegen 17:30 in San Miguel eintreffen, Flug TWA 1649. Ich brauche auch erst einmal eine feste Bleibe. Ich hoffe ich kann bei dir und den Mädels bleiben."

„Klar kannst du das. Molly wird dann einfach in Meghans Zimmer schlafen. Sie werden sich freuen dich zu sehen."

„Eine Sache noch: Ruf Mom und die Zwillinge an und sag ihnen sie sollen Am Samstag Morgen zu dir ins Haus kommen. Sag ihnen aber nicht, dass du mit mir gesprochen hast, sofern es sich vermeiden lässt. Barbara soll noch nicht wissen wo ich bin. Ich werde am Samstag alles erklären."

„Okay, Bobby, Ich erwarte aber ne gute Erklärung."

Nach ein paar Minuten belangloser Unterhaltung legten wir auf und ich legte mich auf das Bett. Ich versuchte die zwei bisher wichtigsten Menschen meines Lebens zu vergleichen. Barbara stand für modernste Mode und Abende in Tanzclubs. Für rauchige Dunkelheit und ein Versprechen von sinnlicher, erotischer Freude. Man wusste auf Anhieb, dass Sex mit ihr eine athletische Herausforderung sein würde.

Colleen stand für kurvige, klassische, zeitlose Schönheit. Für Tageslicht und PTA-Treffen. Sie gab einem ein Gefühl der Zufriedenheit. Ich kann einen perfekt geschneiderten Anzug tragen und es sieht aus, als hätte ich eine Woche darin gepennt noch bevor ich den Bürgersteig erreiche. Meine Schwester hingegen kann Second Hand Kleidung aus dem Laden der Heilsarmee tragen und sieht darin elegant und anspruchsvoll aus. Sie sorgt dafür, dass Menschen, männlich oder weiblich, sich sofort mit ihren Partnern fortpflanzen wollen, in der Hoffnung Kinder zu zeugen, die genauso sind wie Colleen.

Hauptsächlich aufgrund der Erschöpfung schlief ich in dieser Nacht ein, doch meine Träume ließen mich am nächsten Morgen schweiß gebadet aufwachen.

Den Großteil des Morgens verbrachte ich damit mit den Anwälten alles fertigzustellen, sodass ich Chicago am nächsten Tag verlassen könnte. Ich erzählte ihnen davon, wie Barbara meine Familie angerufen hatte. Sofort begannen sie mit dem Papierkram für ein Kontaktverbot, dass es Barbara verbieten würde mich oder meine Familie zu kontaktieren. Ich unterzeichnete eine Vollmacht für die Anwälte, damit ich nicht bei jedem kleinen Detail direkt involviert sein musste. Am Nachtmittag kümmerte ich mich um all meine noch unerledigten Aufgaben und packte meine Sachen.

Und dann wartete ich.

Bis zu diesem Moment waren jegliche Wut und jeglicher Zorn verschwunden; an ihrem Platz war nun ein stumpfer, pochender Schmerz, der meiner Seele schwere Callusse bereitete.

Am nächsten Morgen fuhr mich eine Sekretärin der Anwaltskanzlei mit meinem Auto zum Flughafen. Die Anwälte würden es im Anschluss verkaufen und das Geld dem letzten Vergleich hinzufügen. Die Scheidungsunterlagen sollten Barbara an diesem Nachmittag überreicht werden. Seitdem ich am Sonntag Nachmittag das Krankenhaus verließ hatte ich Barbara weder gesehen noch mit ihr gesprochen. Und wenn es im Himmel einen Gott gibt wird er dafür sorgen, dass das auch in Zukunft so bleibt.

An den Flug selbst kann ich mich kaum erinnern. Ich versuchte mich dazu zu zwingen ja nicht an das zu denken was ich zurückließ und mich stattdessen auf das zu konzentrieren, was vor mir lag. Ich hatte einen dreistündigen Aufenthalt in Denver, da ich auf meinen Anschlussflug nach San Miguel warten musste. Während ich wartete ließ man mich in Ruhe; es war als würde ich mich an einem Isolationsstand befinden. Als ich die Toilette aufsuchte erschrak ich wegen des leblosen Gesichts, das mich aus dem Spiegel anstarrte. Man kann von Glück reden, dass ich nicht als potenzieller Terrorist abgeführt wurde.

John Gordon hatte Recht; nah bei meiner Familie zu sein war exakt was ich damals brauchte.

Alles was ich fühlte war ein kleiner Funke Aufregung darüber Colleen wiedersehen zu können. Es ist schon lustig wie die Genetik arbeitet. Die Zwillinge, Jimmy und Mike, und ich sehen wie Dad aus. Glücklicherweise sieht Colleen wie Mom aus. Als sie groß wurde war Colleen das typische Nachbarsmädchen. Sie war süß, strahlend und eines jeden bester Freund. Auf der High School war sie die Ober Cheerleaderin und hatte jedes Wochenende mindestens zwei Dates. Sie war so süß, dass die Zwillinge und ich scherzten sie würde uns noch Diabetes verpassen, aber jeder Bursche im Ort wusste die Zwillinge würden die Scheiße aus ihm rausprügeln, wenn er unsere Schwester nicht angemessen behandelte.

Colleen hatte den Übergang zum Erwachsenenalter hervorragend gemeistert. Wenn man in einem Lexikon „Soccer Mom" nachschlägt würde man ein Bild Colleens finden. Sie war 1,65m und beschwerte sich mir gegenüber einmal, dass ihr Hochzeitskleid Größe S hatte; sie nach der Geburt ihrer Töchter jetzt Größe M brauchte und ihre Brüste um eine ganze Körbchengröße gewachsen waren. Wie auch Mom hat sie goldenes Haar und hält es kurz, sogar zu Kurz für einen Pferdeschwanz. Die Zwillinge und ich haben wie unser Vater blaue Augen, Moms und Colleens sind jedoch dunkelbraun und haben einen heiteren Blick. Ich weiß es klingt kitschig aber es stimmt: Wenn sie lächelt strahlt die Sonne.

Nachdem das Flugzeug landete trat ich durch das Gate und blickte mich um als ich plötzlich zwei quietschende Stimmen hörte, „Onkel Bobby! Onkel Bobby! Hier drüben!". Meghan, 7 Jahre alt, und Molly, 6 Jahre alt, sprangen auf und ab, wedelten mit den Armen und hielten beide je einen knallroten Ballon an einer Schnur. Colleen stand lächelnd hinter ihnen und sie stürzten auf mich zu um mich zu umarmen. Einen noch schöneren Anblick hatte ich nie zuvor gesehen.

Wir sammelten meine Koffer ein und während der Fahrt plapperten Meghan und Molly mit einer Geschwindigkeit von 1,5 Km pro Minute über alles, was sie seit meinem letzten Besuch alles so gemacht haben. Colleen wohnt in einem älteren Viertel der Stadt in einer großen, Handwerker artigen Hütte, die in den 1920ern erbaut wurde. Sie und Bill hatten viel Zeit und Geld darin investiert, sie wieder in einen makellosen Zustand zu versetzen. Als wir in der Auffahrt einparkten fühlte ich mich, als sei ich Zuhause angekommen.

Nachdem mein Gepäck entladen war nahm Molly meine Hand und zeigte mir ihr Zimmer, in welchem ich fürs erste leben würde. Während die Mädchen und ich uns unterhielten ging Colleen in die Küche um das Abendessen vorzubereiten. Nach dem Essen sagte sie den Mädels, dass sie sich fertig fürs Bett machen sollten und sie eine Überraschung für sie hatte. Oma, Onkel Jimmy und Onkel Mike würden Morgen zu Besuch kommen. Dies sorgte für noch mehr Quietschen und Hopsen und es dauerte noch eine Stunde bis die beiden schlafen gehen wollten.

Nachdem beide eingeschlafen waren ging Colleen in die Küche und kam einige Minuten später mit zwei Tassen Tee zurück. Sie stellte beide auf den Couchtisch und setzte sich neben mich auf das Sofa. Nach mehreren Minuten beruhigender Stille legte sie ihre Arme um mich und gab mir einen Kuss auf die Wange.

„Möchtest du über irgendwas reden?"

„Noch nicht, warte bis Morgen. Ich will das hier nicht mehr als einmal machen müssen."

„Okay." Sie streichelte mir über die Rückseite meines Kopfes und küsste mich nochmal auf die Wange. „Ist schön dich hier zu haben. Die Mädels freut es riesig, dass du bei uns bleibst."

„Danke, ich glaube dies hier ist genau der Ort wo ich jetzt sein sollte."

Colleen stand auf, nahm meine Hand und zog mich hinter ihr her. „Ich schätze Morgen wird ein harter Tag werden und du siehst ziemlich erschöpft aus. Warum gehst du also nicht schlafen und wir sehen uns Morgen."

Ich lag auf dem Bett, zog mich aber nicht aus. Ich starrte einfach die Decke an während jegliche Emotionen in meinem Körper abflossen und mich komplett taub zurück ließen. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn im nächsten Moment erblickte ich Tageslicht während Meghan an meiner Schulter rüttelte und rief, „Das Frühstück ist fertig und Mommy sagt du sollst essen kommen!" Nach dem Frühstück duschte ich rasch und verbrachte den restlichen Morgen damit, dass mir die Mädels alles über ihre liebsten Samstagmorgen Tätigkeiten erzählten.

Kurz vor Mittag fuhr Mike in die Einfahrt ein, zusammen mit seiner Frau Sharon und ihren drei Kindern. Ca. 10 Minuten später trafen auch Mom, Jimmy, seine Frau Mi-Lin und ihre beiden Kinder ein. Mike führt ein erfolgreiches und wachsendes Bauunternehmen und Jimmy ist Deputy Sheriff. Da niemandem nach Mittagessen war bat Colleen Meghan und Molly darum mit ihren Cousins in den Garten zu gehen, sodass die Erwachsenen etwas besprechen konnten. Auf dem Weg drehte sich die 2-Jährige Patricia, Mikes jüngstes Kind, um, kletterte auf meinen Schoß und wollte nicht mehr weg. Es fühlte sich irgendwie richtig an, also ließ ich es geschehen und fünf Minuten später war sie in meinen Armen eingeschlafen. Ich saß auf der Klavierbank und blickte alle Anderen an, die sich im Wohnzimmer verteilt hatten.

Über die nächste Stunde erzählte ich ihnen von allem, von Barbaras Untreue, dem Baby und Derek Andrews, und machte keinen Hehl aus all der Wut, dem Schmerz und der Frustration, die mich in der letzten Woche überwältigt hatten. Ich hielt nichts zurück und versuchte erst gar nicht irgendetwas schön zu reden. Jimmy und Mike unterbrachen mich nur ein Paar Mal um Fragen zu stellen und Colleen und Mom sagten gar nichts. Als ich fertig war hatten Colleen und Mom Tränen in den Augen und Colleen sagte, „Kein Wunder, dass du das nur einmal erzählen wolltest." Nach ein paar Minuten der Stille fragte mich Colleen nach meinen Zukunftsplänen.

„Am Montagmorgen beginnt offiziell mein Job im San Migueler Standort von ‚Willis, Goldman & Reed'. Mal sehen was sich danach ergibt."

Ab da versuchte sich jeder in gewöhnlichen Gesprächen und darin Sachen der letzten Jahre aufzuholen. Viel zu früh war das Mittagessen verputzt und es war für alle an der Zeit nach Santa Teresa zurück zu fahren. Zum ersten Mal seit unserer Kindheit umarmten mich meine Brüder zum Abschied und Mom umarmte mich als würde sie mich nie wieder loslassen.

Der nächste Tag war ein Sonntag und nach der Kirche fuhren mich Colleen, Meghan und Molly durch die Stadt und stellten mir meinen neuen Wohnort vor. Die Mädels zeigten mir ihre Lieblingsparks und debattierten lebhaft darüber welches Restaurant die beste Pizza machte. Nachdem die beiden am Abend zu Bett gingen unterhielt ich mich bis spät in die Nacht mit Colleen und ging dann ebenfalls ins Bett. Erneut starrte ich die Decke an und versuchte einzuordnen was mir alles passiert war.

Am nächsten Morgen saß ich um 8:01 Uhr auf einem Stuhl gegenüber von Harold Petersons Schreibtisch und gab ihm den Umschlag von John Gordon. Er legte den Umschlag vor sich nieder ohne ihn zu öffnen. Er griff das Telefon, drückte auf ein paar Tasten und sagte, „Miss Jennings, würden sie bitte in mein Büro kommen?" Einen Moment später betrat eine junge Frau das Büro. Wahrscheinlich hatte sie erst kürzlich ihren Abschluss an der Sekretariatsschule gemacht.

„Miss Jennings, der Herr hier ist Robert O'Conner. Er wird für Barry übernehmen; würden sie ihm bitte alles zeigen? Robert, Miss Jennings hier ist ab sofort ihre Sekretärin. Sobald sie fertig sind, kommen sie noch für ein paar Minuten zu mir."

Nach der Rundschau saß ich wieder Peterson gegenüber. Dieses Mal war der Umschlag geöffnet und einige Seiten Papier lagen vor ihm. Er stand auf, ging durch den Raum um die Tür zu schließen und setzte sich wieder. Er tippte mit dem Finger auf den Papierstapel und begann zu reden.

„John Gordon spricht in den höchsten Tönen von ihnen und sein Wort genügt mir. Hat er ihnen erzählt, dass wir auf dem College Zimmergenossen waren?"

„Nein, das hat er glaube ich nicht erwähnt."

„Nun denn...so sieht der Plan aus: Für die nächsten Sechs Monate machen sie hier die gleichen Arbeiten wie auch in Chicago, nur nicht so viel zur selben Zeit." Er sagte dies mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und fuhr fort „Danach setzten wir uns hin um ihre Zukunft bei ‚Willis, Goldman & Reed' genauer planen. Willkommen in San Miguel."

Der Standort in San Miguel und jener in Chicago waren wie Tag und Nacht. Der Chicagoer Standort hatte 300 Angestellte und war das Sprungbrett zur Firmenzentrale in New York. In San Miguel gab es 65 Angestellte und das Tragen von Anzügen und Krawatten wurde entmutigt, sofern sich kein Besuch aus der Zentrale angekündigt hatte. Hier zu arbeiten war eine willkommene Entlastung im Vergleich zu Chicago und schon bald stellte sich bei mir Routine ein...neuer Job, neue Gesichter.

Für Peterson zu arbeiten war ein Traum. Er war 40% Manager und 60% Cheerleader. Er legte unglaubliche hohe Standards für seine Belegschaft fest und verbrachte die meiste Zeit dann damit sie davon zu überzeugen, dass sie es schaffen konnten. Daher hatte unser Standort die größte Gewinn Marge in der Firma. Ich konnte mich mit allen Beschäftigten treffen, auch künstlich über den typischen Bürohumor lachen. Innerlich jedoch blieb ich auf Distanz, und ließ niemanden an mich ran. Ich lebte in einer Glaskabine.

Und dann kam das Taubheitsgefühl.

Ich war immer ein Menschen gewesen, der das Leben genoss, aber jetzt ... gar nichts. Manchmal schien es sogar so, als könnte man einen trockenen Wind hören wie er durch das Loch in meiner Seele pfiff. Zuvor war ich in jeder Situation offen und zufrieden gewesen, aber jetzt war ich völlig verschlossen.

Meine einzige Freude war die Gesellschaft von Colleen und den Mädels. Meghan und Molly hatten mit mir einen Handel beschlossen. Jeden Abend nach dem Essen half ich ihnen bei den Hausaufgaben, zeigte ihnen wie man addiert und subtrahiert, oder las ihnen ein aus einem Buch vor. Im Gegenzug erzählten sie mir jeden der Menschheit bekannten „Klopf, klopf" Witz. Sie beharrten darauf, dass Colleen und ich sie gemeinsam im Bett zu deckten bevor wir das Licht ausmachen durften. Danach saßen Colleen und ich gemeinsam im Wohnzimmer, redeten miteinander, schauten Fernsehen oder saßen einfach nur nebeneinander bis zum Schlafen gehen.