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Das Bangkok Syndikat 17

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„Weißt du, wo Wang sich aufhält?"

Jasmin fühlte Hoffnung in sich keimen, als Nori ihr diese Frage stellte.

„Nein. Ich habe ihn vorhin im Treppenhaus gesehen, als er sich mit seinen Männern abgesprochen hat. Als sie mich bemerkten, haben sie aufgehört und ..."

Sie schluchzte und begann zu weinen.

„Du weißt nicht, worüber sie geredet haben?"

Jasmin schüttelte ihren Kopf.

„Nein, Wang hat nur immer wieder auf verschiedene Stellen des Hauses gezeigt. Außerdem haben sie seltsame Geräte aufgestellt."

„Geht dein Handy noch?"

Erneut schüttelte die Klub-Chefin ihren Kopf.

„Meines auch nicht mehr."

„Hör mir jetzt gut zu, Jasmin! Dieser Mann ist unser Feind! Wir müssen zusammenhalten und mit allem rechnen, hörst du? Er wird uns nicht gehen lassen, solange er hier bei uns ist. Verstehst du das?"

„Nori, sie tun mir so weh.", unterbrach Jasmin die Domina.

„Wehr dich nicht dagegen. Denk an etwas anderes! Solange sie sehen, wie sehr sie dich damit quälen und verletzen, solange bleibst du auch interessant für sie, verstehst du?!"

Die verheulten Augen der Klub-Chefin richteten sich auf die Domina, dann nicke sie.

„Kümmere dich um die Show und versuche alles andere auszublenden. Denk nur noch daran, hörst du? Kümmere dich darum, dass viele Gäste kommen. Dann sind wir erst einmal sicher."

Nori schien nachzudenken. Ihre Stimme klang gebrochen, von der ihr sonst eigenen Aggressivität und Ungeduld fehlte jegliche Spur. Auch sie musste unter Wangs Gegenwart sehr gelitten haben.

„Er war bei dir heute Nacht?"

Nori sah der rothaarigen Frau kurz in die Augen, wandte sich dann aber schnell wieder ab.

„Ist dir sonst etwas aufgefallen?"

Jasmin verstand, Nori wollte nicht antworten.

„Vorhin sind nochmals sechs Männer gekommen. Sie haben etwas abgeladen und einer ist dann mit dem Bus wieder weggefahren. Es kommen immer mehr von Wangs Leuten ins Haus. Was bedeutet das nur? Ich habe schreckliche Angst, Nori."

Die Domina hob ihre Schultern und ließ sie langsam wieder sinken. Während der letzten Nacht hatte sie Wang immer wieder gebeten, ihr mitzuteilen, was passiert war, doch hatte der Pate nur mit Schlägen und Beschimpfungen reagiert. Wenigstens hatte er Christian in Frieden gelassen, abgesehen davon, dass dieser bei allem zuzusehen gezwungen war, das Wang seiner „kleinen" Nori angetan hatte.

„Hey! Nori! Komm nach oben, Wang sucht dich!"

Bonians Stimme brach sich an den Mauern des engen Ganges und hallte darin wieder.

„Ich komme!", schrie Nori augenblicklich zurück und eilte die Treppen empor.

„Mach, was ich dir befohlen, habe!", hörte Jasmin die Domina rufen, dann war diese auch schon verschwunden.

Lediglich die Absätze ihrer Stiefel waren noch zu hören, bis auch diese im Treppenhaus verhallten.

Erschöpft lehnte sich Jasmin an die Wand, schloss die Augen und versuchte aus diesem Alptraum wieder zu erwachen, doch es blieb nichts als ein Wunsch und ihr keine andere Wahl, als sich der Situation zu stellen.

Nori blickte Bonian fragend an, der die Frau in ihrem engen Lederoutfit interessiert musterte. Kurz sah er sich prüfend um, näherte sich dann der Domina und fasste sie an deren linkem Oberarm, um sie ein Stück weiter nach unten zu ziehen.

„Pass auf! Ich werde dir jetzt etwas sagen."

Nori starrte auf die Hand des Mannes, der es gewagt hatte, sie anzufassen, schließlich in Bonians Gesicht. Es lag keine Aggressivität darin, nur eine gewisse Anspannung. Es hatte nicht dieses Verkommene und Brutale in seinem Ausdruck, dieser Mann schien sich doch noch etwas Menschlichkeit bewahrt zu haben.

„Wang ist so gut wie tot. Ich weiß, was er dir antut, und auch, dass er alles vernichten wird, was ihn in Gefahr bringen könnte."

Überrascht blickte die Domina dem Mafioso in die Augen. Was wollte er ihr eigentlich sagen?

„Ich weiß nicht, ob und wie viel Wang meine Loyalität bedeutet, Nori. Ich weiß nur, dass ich mich gegen ihn wenden muss, wenn ich überleben will. Verstehst du das?"

Die Domina sah ihn regungslos an. Sie schien das Gehörte erst einmal verarbeiten zu müssen. Bonian würde Wang verraten wollen? Warum wandte er sich dann ausgerechnet an sie? Sie dachte an das Telefonat mit Katanaa. Möglicherweise hatte Bonian doch etwas vom Gesprächsinhalt desselben mitbekommen?

„Warum hast du grade mich angesprochen?"

Bonian zögerte, schien den Grund selbst nicht wirklich zu wissen.

„Vielleicht, weil ich dir ansehen kann, wie sehr du unter Wang leidest."

Nori blieb weiterhin skeptisch.

„Leiden? Ich verdanke ihm doch alles, was ich bin und habe, Bonian."

Wangs Unterführer grinste, ihr Tonfall klang zu nüchtern, um glaubhaft zu wirken.

„Bitte, Nori! du kannst mir vertrauen. Zusammen finden wir einen Weg. Du sitzt doch mit im Boot. Sie würden dir Straffreiheit gewähren. Verstehst du nicht? STRAFFREIHEIT!"

Bonian dachte daran, wie diese Frau die beiden Männer gefoltert hatte. Es war nicht der einzige Anlass gewesen, da sie ihre Grausamkeit in Wangs Diensten unter Beweis gestellt, ja regelrecht zelebriert hatte. Immer wieder hatten Menschen unter ihren Händen schrecklich zu leiden gehabt. Und es waren nicht wenige gewesen, die dieser Frau die schlimmsten Stunden ihres Lebens zu verdanken hatten.

„Was erwartest du von mir?"

Bonian schien sich einen Plan überlegt zu haben.

„Er ist heute Nacht wieder bei dir, richtig?"

Nori blickte zu ihrem Gesprächspartner auf und nickte zögerlich.

„Ich weiß, dass du keine Menschen tötest. Ich aber werde es tun. Du schließt mir heimlich die Tür auf und sagst ihm, dass du zur Toilette musst. Den Rest werde ich übernehmen, okay? Ich werde uns alle von dem Alten befreien."

Nori schloss die Augen, schien nachzudenken. Dann nickte sie neuerlich.

„Gut. Ich werde dir helfen."

Bonian zog die Domina an sich heran und drückte sie an seine Brust. Noris Gesicht aber blieb kalt und ausdruckslos. Sie wusste jetzt, woran sie war.

„Komm! Wir gehen nach oben, Nori! Wang wartet auf dich, um mit dir die Einzelheiten der Show zu besprechen. Er möchte daran teilnehmen wenn er sich auch bedeckt halten will."

Nori warf Bonian einen fragenden Blick zu. Der verstand, worauf sie hinauswollte.

„Es ist nur der Form halber. Morgen sind wir alle frei und jeder wird seines Weges gehen können."

Der Pate saß am Schreibtisch in Jasmins Büro und telefonierte mit deren Festnetzanschluss. Es schien das einzige Gerät im Haus zu sein, das noch funktionierte. Lag das an den Geräten, die Jasmin vorhin erwähnt hatte? Nori hatte auch von den anderen Damen gehört, die sich entrüstet hatten, das Haus nach ihrer Schicht nicht mehr verlassen und auch nicht mehr telefonieren zu dürfen. Wang hatte mit den ihm noch verbliebenen Getreuen das komplette Haus übernommen. Es waren nicht mehr viele Männer, zwei Dutzend vielleicht, die aber schienen ihrem Herrn treu ergeben zu sein.

Bonian klopfte an die offen stehende Tür, um die Aufmerksamkeit des Paten auf sich zu ziehen. Dieser löste sich nur widerwillig aus seinem Gespräch und deutete auf einen der vor dem Tisch stehenden Stühle. Nori konnte nicht verstehen, was der Pate mit seinem Gesprächspartner besprach, zumal sie des Mandarin nicht mächtig war. Doch es schien sich um ein wichtiges Thema zu handeln, so blieb die Domina beinahe eine Viertelstunde unbeachtet vor dem Paten sitzen, bis dieser endlich geneigt war, sich ihr zuzuwenden.

„Na, kleine Nori? Ich habe dich von Bonian rufen lassen, um ..."

Nori unterbrach ihn wirsch, sprang auf und schlug dem neben ihr sitzenden Unterführer mit aller Kraft in dessen Gesicht. Der vollkommen überraschte Handlanger des Paten kippte vom Sessel und schlug hart auf den Boden. Die Faust der Domina hatte Bonians rechtes Jochbein derart wuchtig getroffen, dass die Gesichtshaut aufgeplatzt war.

„Er will dich töten, Wang. Und er wollte, dass ich ihm helfe!"

Sie zeigte auf den Mann am Boden und trat an ihn heran. Als er sich mühsam aufrichten wollte, stieß sie ihm ihr Schienbein in die linke Seite, sodass er vor Schmerz stöhnend zusammenbrach.

Wang erhob sich, umrundete den Schreibtisch und winkte einen seiner Männer heran, um Nori vor weiteren Gewaltexzessen abzuhalten.

Bonian raffte sich stöhnend auf, zog sich an seinem Stuhl hoch und kam wankend zum Stehen. Nori aber blickte ihn hasserfüllt an, jederzeit bereit, ihm noch übler mitzuspielen, als sie es bereits getan hatte.

„Siehst du, Bonian? dein Verdacht war unbegründet. Nori ist mir bedingungslos ergeben."

Wang trat an seine Domina heran, strich ihr, wie bei einem kleinen Kind, über den Kopf und drückte seine Lippen auf die ihren. Noris Gesicht jedoch blieb regungslos, nichts war darin zu lesen. Vielleicht war sie erstaunt, dass man ihr nicht getraut und sie geprüft hatte? War sie enttäuscht oder gar zornig? Sie beherrschte sich auf bewundernswerte Weise. Oder war sie wirklich nicht mehr in der Lage, so zu fühlen, wie andere Menschen?

Wang betrachtete die Domina nachdenklich. Selbst ihn fröstelte in ihrer Gegenwart, auch wenn sie ihm hörig ergeben war. Der Alte streichelte ihr nochmals voller Genugtuung über die Wangen, dann wandte er sich wieder seinem Unterführer zu.

„Sie ist mein Meisterwerk, Bonian. Du hättest sie sehen sollen, als ich sie mir geholt habe. Sie war so unschuldig, sauber und rein. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich sie zu dem gemacht hatte, was sie jetzt ist."

Seine rechte Hand glitt über die unter dem ledernen Overall verhüllte Brust, drückte diese und begann sie gierig zu massieren. Nori aber blieb ohne jegliche Regung und ließ ihn gewähren.

„Ich mag böse Frauen, sie sind so unglaublich ... schön."

Noch einmal drückte Wang seine Lippen auf Noris Mund und drängte seine Zunge zwischen ihre Lippen. Die Domina wehrte sich nicht und kam dem Paten sogar ein Stück entgegen. Wang war zufrieden, als er schließlich von ihr abließ.

„Habt Ihr alles für morgen vorbereitet?"

Nori nickte. In diesem Punkt würde sie sich auf Jasmin verlassen können. Alle Teilnehmer an dieser Show würden von der Chefin des Klubs entsprechend instruiert werden.

„Ja. Aber ich habe heute Kunden, die ich erwarte. Kann ich ihnen absagen?"

Wang blickte seiner Domina aufmerksam ins Gesicht. Es wäre vielleicht zu gefährlich, wenn der Klub in seinen alltäglichen Geschäften plötzlich innehalten würde.

„Du kannst sie empfangen. Gib mir die Uhrzeiten und sag mir, wo du sie behandeln wirst."

Nori nickte.

„Ich müsste dann aber ihre Termine bestätigen. Kann ich das Telefon nehmen? Mein Handy funktioniert nicht."

Wang lächelte und nickte mit dem Kopf lässig in Richtung des Apparates. Nori zögerte keine Sekunde, griff in ihre Gürteltasche, um anschließend in ihrem Mobiltelefon nach Doktor Katanaas Nummer zu suchen.

„Ich bestätige Deinen Termin! Gib Deinem Freund Bescheid! Gezahlt wird vorher, was wir vereinbart haben!"

Ihr Tonfall klang wirsch und ungehobelt. Dann drückte sie den Hörer wieder zurück auf die Gabel.

Neununddreißigster Tag, nachmittags, Bangkok

Doktor Katanaa legte die Stirn in Falten und überlegte. Unentschlossen stand er vor der Tür eines einfachen Appartements. Na Ajutthaja schien eher einfache Verhältnisse zu bevorzugen, selbst das Mietshaus befand sich bestenfalls in einem mittelmäßigem Zustand. Kinder schrien hinter den Türen, Geschimpfe war zu hören, zudem noch laute Geräusche, die wohl einem zu laut gedrehten Fernseher zuzuschreiben waren.

Der Detektiv war überrascht gewesen, dass der Rechtsanwalt ihn derart dringend zu besuchen gedachte, hatte dem Treffen schließlich aber zugestimmt. Was sollte er ihm sagen? Wie war der Kontakt mit Nori zustande gekommen? Sollte er ihm sagen, dass er eigene Nachforschungen angestellt hatte? Wie würde Na Ajutthaja darauf reagieren? Es war wohl die einzig plausible Erklärung für die Aufforderung Noris, die sie beide zu sich bestellt hatte.

Er atmete noch einmal tief durch, dann klopfte er an die Tür. Na Ajutthaja schien immer noch erstaunt über den Besuch zu sein. Dem Ermittler standen zahllose Fragen ins Gesicht geschrieben, als er den Anwalt einzutreten bat.

„Sie haben also eigene Nachforschungen angestellt?"

Der Detektiv zeigte offen seinen Unmut. Der Rechtsanwalt war bislang der Einzige, der an seine Fähigkeiten und Bemühungen geglaubt hatte.

„Sehen Sie es mir bitte nach, mein Lieber. Frau Doktor Silami schien mir so verzweifelt zu sein und geschadet hat es keinem. Ich war sehr bedacht darauf, ihnen nicht im Wege zu sein und habe nur nach einer Möglichkeit zu helfen gesucht."

Chai wurde ungehalten.

„Und da haben Sie was getan?"

„Ich war einige Male bei dieser Frau. Erst wollte sie nichts davon wissen, sie hatte ähnliche Bedenken wie Sie, aber als sie hörte, dass ich Jurist bin und Kontakt zu vielen, sehr einflussreichen Personen unterhalte, bekundete sie doch noch Interesse an mir."

Chai starrte Doktor Katanaa mit einem Blick an, als hielte er diesen für schwachsinnig.

„Mein lieber Herr Doktor, diese Frau ist keine Domina, die sich mit Anfängern belastet. Ich finde es an der Zeit, dass sie mir reinen Wein einschenken."

Beschämt senkte der Rechtsanwalt seinen Kopf. Um dieses Geständnis würde er wohl nicht herumkommen.

„Ich bin Masochist, Herr Na Ajutthaja. Seit vielen Jahren schon. Mich hat diese Frau einfach neugierig gemacht und da ich schon einige Erfahrungen habe und ihren Preis zu zahlen bereit war, hat sie sich meiner natürlich angenommen."

Chai glaubte, sich verhört zu haben.

„Und wie kam Mistress Nori auf den Gedanken, eine Verbindung zwischen Ihnen und mir zu suchen?"

Doktor Katanaa hob seinen Blick und sah dem Detektiv jetzt direkt in die Augen. Chai wertete dies als Zeichen, dass der Rechtsanwalt in diesem Punkt nichts zu verbergen hatte.

„Zufall! Ob Sie mir das jetzt glauben wollen oder nicht. Ich hatte einen Termin bei ihr, sie scheint sich in einer Notlage zu befinden, in der sie Ihre Hilfe benötigt. Als sie mich heute kurz nach Mittag angerufen hat, war sie sehr kurz angebunden und konnte meinem Empfinden nach nicht frei reden. Meiner bescheidenen Meinung nach können wir davon ausgehen, dass etwas passiert ist."

Chai glaubte dem Anwalt.

„Was denken Sie, warum wir uns in die Hölle dieser Teufelin begeben sollten? Ich meine, Sie haben dort ja durchaus Ihren Spaß, aber ich ..."

Doktor Katanaa fiel dem Ermittler ins Wort.

„Ich glaube nicht, dass für Sie eine Gefahr besteht, Herr Na Ajutthaja, und im Grunde genommen haben wir auch gar keine andere Wahl, als der Sache nachzugehen, oder sehen Sie das anders?"

„Ich rufe sie jedenfalls vorher an. Ich will wissen, was gespielt wird und wie es den Jungen geht."

Chai suchte in seinem Mobiltelefon die Nummer der Mistress und wählte. Nach kurzem Warten meldete sich lediglich die automatische Ansage, dass der Anschlussteilnehmer momentan nicht erreichbar sei und man zu einem späteren Zeitpunkt nochmals anzurufen versuchen solle. Auch ein weiterer Versuch des Ermittlers zeitigte kein besseres Ergebnis.

„Sie haben es auch schon probiert?"

Der Rechtsanwalt bestätigte mit einem Kopfnicken und setzte nach.

„Viele Male. Aber nicht ein einziges Mal ist eine Verbindung zustande gekommen."

Chai ging im Zimmer auf und ab, dann fasste er einen Entschluss.

„Wann haben wir unseren Termin? Ich muss noch einiges vorbereiten."

Doktor Katanaa blickte auf seine Armbanduhr.

„Dreieinhalb Stunden, fast auf die Minute genau."

„Gut! Wir treffen uns dort. In der Zwischenzeit organisiere ich unseren Schutz, Herr Doktor. Ich traue der Sache nämlich nicht über den Weg."

Neununddreißigster Tag, früher Abend, Bangkok

Mehr als zwei Stunden lag Nori schon eng an Christians Körper geschmiegt im Bett und versuchte sich durch die Nähe seines Körpers und die damit einhergehende Geborgenheit von ihren Sorgen und Ängsten abzulenken.

Der Junge hatte die Augen geschlossen und bewegte sich nicht, während er gleichmäßig atmete. Dennoch ahnte die junge Frau, dass er nicht schlief. Sein Körper wirkte auf seltsame Weise angespannt, Nori konnte seine Angst vor ihr förmlich spüren.

Neuerlich fühlte die Domina diese beinahe unsägliche Wut in sich aufsteigen, dieses machtvolle Gefühl, das die Bindung zu ihm in den vergangenen Wochen immer wieder zerstört hatte. Sie wollte ihn endgültig besitzen, er sollte sich ihr vorbehaltlos und unwiderruflich schenken, nicht mehr mit seiner Rolle hadern und endlich begreifen, dass sie allein sein künftiges Lebensglück bestimmen und darstellen würde.

Die dominante Thailänderin erinnerte sich an die vergangene Nacht, in der sie Sklavin gewesen, von Wang erbarmungslos geprügelt und zweimal auf ungemein demütigende Art und Weise vergewaltigt worden war. Sie hatte es hingenommen, widerstandslos über sich ergehen lassen, Schmerz und Qual ausgeblendet, war in eine Lethargie versunken, die ihr geholfen hatte, all dies zu ertragen. Vielleicht war sie es, die Christian fehlte? Sie hatte seinen Blick gesehen, als Wang ihr immer und immer wieder ins Gesicht geschlagen, sie gewürgt und gedemütigt hatte, und auch, als er sich zwischen ihre Beine gezwängt hatte. Vielleicht hatte Christian sich in ihr selbst gesehen? Und sie als Wang?

Nori presste ihre Stirn an Christians Rücken. Nein! Wang hatte ihr nie Nähe oder Zärtlichkeit geschenkt. Die Küsse des Paten hatten lediglich seinen Besitzanspruch untermauert, seine Streicheleinheiten nichts als höhnischer Spott auf das, was er in ihr sah und sich von ihr zu nehmen gedachte.

„Dreh dich um!", zischte sie ihrem Sklaven fordernd entgegen.

Sie schien zu keiner anderen Stimmlage fähig zu sein. Der Junge zögerte keine Sekunde. Mit fließenden, beinahe ruckartigen Bewegungen gehorchte er ihrem Befehl. Seine Augen waren auf sie gerichtet, genau so, wie sie es von ihm gefordert hatte ... und Wang von ihr.

Noris Gesichtszüge blieben hart, doch ihre Hand legte sich auf Christians rechte Wange. Glatte, säuberlich rasierte Haut, er pflegte sich so, wie sie es ihm befohlen hatte, um ihren Ansprüchen zu genügen. Sie ließ ihre Hand zu seinem Hinterkopf gleiten und zog seinen Kopf ungeduldig und grob an den ihren heran. Stirn an Stirn berührten ihre Lippen die seinen, hoffend, Nähe wie Erlösung, Bindung und Gemeinsamkeit für beide zu finden.

Doch blieb der junge Deutsche kalt und gefühllos, gleichwohl auch die junge Domina. Für einen langen Moment hielt sie diese Farce aufrecht, dann löste sie sich von ihm und setzte sich ruckartig auf. Sie dachte an jenen ersten Abend, an dem sie sich kennengelernt hatten, den Spaziergang am Strand, den Felsen, auf dem dieser Junge sie im Arm gehalten hatte. War es, war sie damals anders gewesen?

Ein kurzer Blick auf die Uhr, eine halbe Stunde noch, dann würde Katanaa mit dem Onkel erscheinen.

„Mach ihn steif, während ich auf der Toilette bin!"

Christian nickte und begann augenblicklich, seinen Schwanz mit rhythmischen Bewegungen zu wichsen, hektisch und voller Angst, Noris Wunsch bis zu ihrer Rückkehr nicht zu erfüllen.

Neununddreißigster Tag, abends, Bangkok

„Steigt aus! Ab hier geht es zu Fuß weiter."

Der Chinese mit Pilotenbrille und Lederjacke blickte sich suchend um, winkte Chai und Doktor Katanaa schließlich durch die große Stahltür ins Innere des Geländes, das den Club Bizarr umgab.

Ein Kleinbus wurde von mehreren Männern entladen. Die Szene wirkte seltsam wie ungewöhnlich auf den kleinen Ermittler, bis er endlich begriff, worin sich sein heutiger Besuch von den bisherigen unterschied. Abgesehen von zahlreichen Schlägertypen, die den Innenhof des Anwesens bevölkerten, war keine einzige jener Damen des Hauses zu sehen, die üblicherweise ihre Dienste vor der zum Haupteingang führenden Treppe des ehemaligen Krankenhauses anpriesen.

Auch der Anwalt wirkte sichtlich verunsichert. Man spürte sofort, dass etwas im Argen lag, irgendetwas von Wangs Männern vorbereitet wurde, dessen Sinn sich den beiden Besuchern nicht erschloss.

„Los! Gafft nicht so blöd!"

Chai spürte einen kräftigen Schubs in seinem Rücken, dann stolperte er auch schon die Stufen zum Eingang hinauf. Verärgert wandte er sich zu dem Kerl, der sie begleitete, um, doch dieser hatte lediglich ein schäbiges Grinsen im Gesicht.