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Der Dämon und die Liebe

Geschichte Info
Ein Dämon, auf die Welt geschickt um das Leben zu lernen.
33.5k Wörter
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Der Dämon und die Liebe

  1. Ein Dämon auf der Durchreise

Wer ihn so gesehen hätte, der hätte gesagt, ein großer beeindruckender Mann. Ein Mann mit einer eher beängstigenden Ausstrahlung und vielen Muskeln. Es war noch nicht warm geworden, der Winter aber schon fast vorbei. Die Landschaft war noch schneebedeckt und die Luft war klirrend kalt. Doch die Jacke die er trug, war viel zu dünn für dieses Sauwetter. Er war ein echter Brocken von einem Mann. Lange schwarze Haare zu einem Zopf geflochten, den er unter seiner Jacke versteckte. Riesengroße Schuhe, die Hände groß, alles an ihm war eindrucksvoll.

Seine Augen erschienen tief schwarz. Beim genaueren Hinsehen hätte man schwören können, dass man rötliche Flammen darin sah. Sie hatten eine Form, die einen an eine Katze erinnert hätte. Seine Haut war gut gebräunt und im Gesicht von einigen Pockennarben gezeichnet. Ohne Bart sah man seine markanten und ausdrucksstarken Gesichtszüge sehr deutlich. Ein Blick und Mimik, die nicht an Späße erinnerten. Kurz, ein Mann, dem man nachts nicht alleine begegnen wollte, der einem Angst machte.

Er hatte immer noch nicht ganz verstanden, was er hier eigentlich sollte. Dementsprechend war seine Laune nicht die Beste. Wie immer musste sein Boss wohl einen Plan haben, der sich ihm aber noch nicht erschlossen hatte. Diese ständigen Fragen, die er sich selbst im Kopf stellte, diese fehlenden Antworten machten ihn schier wahnsinnig. Er hatte seinen Job immer gut und zuverlässig gemacht. Nie gejammert, weg oder hoch gewollt. Er dachte sogar, er wäre damit der Einzige gewesen. Genauso wenig hatte er je eine Beschwerde oder eine Kritik gehört, nichts.

Bis zu seinem Rausschmiss war er doch sehr zufrieden und hatte nicht erkannt, dass sein Boss wohl anders dachte. Jedenfalls hatte dieser ihn dann plötzlich, von jetzt auf gleich, einfach so rausgeschmissen. Völlig überraschend hatte er ihn rufen lassen. Das kam für sich genommen schon sehr selten vor. Ihm aber dann zu sagen, dass er hoch gehen müsste und nicht mal zu sagen warum, das war neu.

Er war schon sehr geschockt und enttäuscht. Nicht mal ein „Warum" gab es. Keinen Auftrag. Er sollte hier hochkommen und sich alles ansehen. Sollte lernen hier zu leben und sich unauffällig anpassen. Wenn es soweit wäre, würde er seinen Auftrag schon bekommen. Schwachsinn. Was denn für einen Auftrag? Er war jetzt schon so lange hier und nichts war passiert. Niemand hatte Kontakt zu ihm aufgenommen. Von jetzt auf gleich war er ganz alleine und auf sich gestellt.

Er kam sich verloren vor in dieser Welt, die er schon ewig nicht mehr gesehen hatte. So wie sie heute war, schon gleich gar nicht. Gut, bis auf die Tatsache, dass er schon ein paar richtig verabscheuungswürdige Gestalten ganz aus Versehen nach unten geschickt hatte, hatte er die Anweisung auch ausgeführt. Er war ansonsten unauffällig. Das würde er sicher mal erklären müssen, aber das war es ihm wert gewesen. Außerdem, ein bisschen Spaß musste schon noch erlaubt sein.

Inzwischen hatte er das Gefühl, er würde die Dunkelheit geradezu magisch anziehen. Wieso war er immer da, wenn irgendwo irgendein mieser Abschaum sein Gesicht zeigte? Auch jetzt gerade wieder. Er stand hier in so einem saudummen, ganz gewöhnlichen Supermarkt. Er war nur zum Einkaufen hergekommen, wie doch jeder einzelne Mensch hier auf diesem Planeten auch. Und er? Ja, er geht in den einzigen Supermarkt weit und breit, der ausgerechnet jetzt, während seines Einkaufs überfallen wird. Was um alles in der Welt sollten diese bescheuerten Zufälle? Es war zum Kotzen und er konnte sich noch nicht mal gegen dieses unangenehme, miese Gefühl in seinem Innern wehren.

Vier bewaffnete Typen bedrohten die Menschen hier. Als wenn es auch nur einen einzigen, aus Hollywood entsprungenen Superhelden hier gegeben hätte, der echt gegen Leute mit Waffen vorgehen würde. Es waren Männer in sehr herunter gekommenen Klamotten. Sie trugen wahllos gemischte Sachen aus alten Armee Uniformen und abgetragenen Sportsachen. Einheitlich trugen sie Armee Stiefel, was auf ehemalige Soldaten schließen ließ. Ihr Geschrei und hektisches Verhalten, machte aber nicht den Eindruck, als wenn sie sowas schon öfter getan hätten oder wüssten, was sie täten.

Die Menschen hatten sie wirklich nicht mehr alle. Es gab Wichtigeres, als sich selbst gegenseitig fertig zu machen. Egal, das war nicht sein Problem. Das Ganze war ihm egal und er wusste eh, dass er mit diesen Vögeln noch viel Spaß haben würde. Zumindest, wenn er endlich wieder nach Hause dürfte. Aber nein, sein Problem war Julia. Ja, ganz einfach Julia. Sie weinte und versuchte sich ganz klein zu machen, im Schwitzkasten von diesem Einen, der wohl der Anführer sein wollte. Dieser Wicht hatte sich Julia geschnappt um die Anderen einzuschüchtern. Bedrohte sie und fuchtelte mit seiner Waffe herum. Dass er damit eine hochschwangere Frau in einer völlig unangenehmen Position festhielt, interessierte diesen Kerl gar nicht.

Jetzt war es nicht so, dass ihn das normalerweise irgendwie tangiert hätte. Wenn irgendwo auf dieser Welt eine schöne junge Frau zum Opfer wurde, dann war das ebenso. Das hatte er schon oft und viel schlimmer gesehen. Julia aber war da eine schwierige Ausnahme für ihn. Sie hatte er gleich nach seiner Ankunft sehr unangenehm kennenlernen müssen. Tja, und dass nicht für sie, sondern für ihn selbst. Sein Boss fand es wohl witzig, ihn direkt in eine Schießerei fallen zu lassen, mitten in ein Gefecht, im Krieg um die Ukraine.

Ein Witz oder? Eigentlich fand er beide Gegebenheiten gleichermaßen zum Schreien. Da war dieser Krieg. Der eine Teil der ehemaligen UDSSR kämpfte gegen den anderen ehemaligen Teil der UDSSR. Er hatte es bis heute nicht verstanden, wie Brüder, Schwestern, Freunde und Familienmitglieder sich gegenseitig umbringen konnten. Das gibt es selbst bei ihm zuhause nicht. Das war seiner Meinung nach schon sehr speziell und würde sicher für ein paar neue Gäste bei seinem Boss sorgen.

Und er? Logisch, war ja auch so witzig, er hatte sich bereits mehrere Kugeln eingefangen, bevor er wusste was eigentlich los war. Sein Boss musste sich kaputtgelacht haben. Keinen interessierte es weiter, wo er plötzlich hergekommen war. Alle hatten andere Sorgen. Nur diese Julia hier hatte ihn kriechend, mitten im Gefecht, am Kragen geschnappt und mit sich in Deckung gezogen. Diese kleine zarte Frau hatte ihn, der doppelt so schwer war, unter all den Kugeln hindurch in ihr Versteck gezogen. Er war sich heute noch nicht sicher, was er darüber nur denken sollte.

Hier lagen schon einige, sogar von beiden Seiten, die sie hier zusammen mit drei anderen versuchte, wieder zusammen zu flicken. Eine Kameradin von Julia sagte, sie solle ihn vergessen, das wäre zu spät, aber Julia machte einfach ihr Ding. Sie versorgte ihn und kümmerte sich um seine Wunden. Sie redete ihm sanft zu und gegen das Licht hatte er beinahe das Gefühl, dass er einen Engel sehen würde. Er war total überfahren von der Situation und überwältigt von ihr. Bis sie selbst in Schwierigkeiten kam, weil sich die Kämpfe zu ihrem Unterschlupf hin verschoben hatten und selbst da gab sie ihn nicht auf.

Julia gehörte zu keiner Truppe, zu keiner Seite. Sie versuchte nur Menschen zu retten, als die russische Seite vorrückte und drohte, sie zu überrollen. Er war noch gar nicht wieder ganz bei sich, als er reagieren musste. Bis heute weiß er nicht, warum er sich da eingemischt hatte oder ob er sich auch eingemischt hätte, wenn er klar bei Sinnen gewesen wäre. Dieses eine junge Mädchen, diesen Engel, konnte oder wollte er nicht hergeben und wusste nicht mal warum. Julia weiß von all dem nichts mehr. Sie hatte er in Dunkelheit gehüllt, damit sie nicht sah, was er da tat. Er hatte sie in einen sanften Schlaf geschickt und die Sache geregelt. Er war einer der mächtigsten Dämonen bei sich zuhause. Jeder Dämon hatte eine besondere Fähigkeit oder Eigenschaft. Seine besondere Fähigkeit war das Feuer. Er konnte nicht einfach nur Feuer machen. Quatsch! Er war in der Lage, Feuer in einen gewünschten Kanal zu bündeln und mit all seiner Macht einzusetzen. Eine grausame Fähigkeit, für die er sogar zuhause von nahezu jedem gefürchtet wurde. Er hatte eine Feuerwalze beschworen und wie einen Vulkanausbruch auf die Kämpfenden losgelassen.

Es interessierte ihn nicht mal im Ansatz, wen er damit traf. Es war nicht sein Kampf. Nur dass dieses Gefecht damit schlagartig beendet war, dass interessierte ihn. Alles Leben in weitem Umkreis hatte er damit auf einem Schlag ausgelöscht. Alle Bäume und andere Vegetation waren schlagartig verbrannt. Belial war einer der grausamsten Dämonen und ein Fürst der Finsternis. Beide Seiten hatten an diesem Tag Opfer zu beklagen, die sie sich nicht hatten erklären können. Keiner hatte auch nur im Ansatz diese geballte Zerstörung erklären können ur Julia, die nahm er mit. Er brachte sie in ein sicheres Versteck legte sie sanft auf einem Haufen Stroh ab und betrachtete sich diese eigentlich sehr schöne junge Frau. Komisch, so klein, so zerbrechlich und ein derart großes Herz. Er war fasziniert von ihr.

Sie lag hier vor ihm, in verdreckten und nun auch zerrissenen Armee Hosen, Armee Stiefeln und einer blauen dicken Jacke mit einem dicken Woll-Pullover darunter. Dieser hatte einen hohen Kragen und bedeckte dick und kuschelig ihren kompletten Hals. Er sah erst ab ihrem Hals etwas von dieser Frau. Und das was er sah, war selbst für ihn schon außergewöhnlich. Alles an ihr war zierlich und sah zerbrechlich aus. Bis auf ihre Lippen. Die waren kräftig rot und ausdrucksstark geschwungen. Die süße Stupsnase sah schon süß aus. Süß? Ein Dämon sieht nichts Süßes, verdammt...

Das alleine war schon das Besondere an dieser ganzen Aktion. Belial, Fürst der Finsternis. Schrecken der Welt und eine der mächtigsten Fäuste seines Herrn, er war sanft und zart zu diesem Menschlein und fand sie „süß". Er brauchte einen Moment um das zu verarbeiten, doch dann ließ er sie wieder aufwachen und langsam wieder zu sich kommen. Als er meinte, dass sie wieder ansprechbar wäre, fragte er sie erst mal aus. „Warum warst du dort?" Sie sah ihn verwundert und beunruhigt an „Wo bin ich hier? Was mach ich hier? Wer sind sie?" „Mädchen, warum warst du dort?" „Einer muss sich doch in diesem Wahnsinn kümmern oder? Meine ganze Familie ist schon tot. Ich versteh das alles hier nicht. Ich will nicht einfach nur nichts tun und ich erschieße sicher keine Menschen, nur weil mir das irgendein Mensch in Moskau oder Kiew sagt. Ich will das nicht und mache meinen Teil, dass der Wahnsinn auch mal endet. Wer sind sie? Was wollen sie von mir?"

Diese Antwort musste er erstmal schuldig bleiben. Einer von der anderen Seite stand plötzlich vor ihnen. Er war durch die Türe getreten, als wenn er einfach aus dem Nichts erschienen wäre. „Du weißt, dass wir uns nicht einmischen. Warum hast du sie hierhergebracht?" „Was geht dich das an? Was willst du hier?" Der Andere grinste ihn nur an und setzte sich einfach zu ihnen. „Du bist ein komischer Vertreter deiner Art. Du weißt schon, dass du für deine Tat ein Herz haben müsstest?" Die beiden sahen sich abschätzend an, zeigten aber nicht im Geringsten eine Bereitschaft, Feindseligkeiten auszutauschen. „Ich weiß nicht mal, warum ich hier bin. Ich wurde hochgeschickt, ohne Auftrag, ohne einen erkennbaren Sinn dahinter. Mitten in einem Gefecht musste ich hier ankommen und habe mir gleich dutzende von Kugeln eingefangen. Er hat schon einen sehr gewöhnungsbedürftigen Humor. Diese hier hat mich aus der Schusslinie gezogen und mich versorgt. Es kam mir falsch vor, sie dort sterben zu lassen. Sie erschien mir so sehr anders." Der Neuankömmling sah ihn aufmerksam und schweigend an und dachte offensichtlich nach.

„Wer bist du überhaupt? Wie nennt man dich?" „Ich bin Belial. Er hat mich hergeschickt." „Belial? Dann war ich wohl sehr leichtsinnig, mich einfach zu dir zu setzen. Ich habe von dir gehört. Du bist bei uns kein Unbekannter. Umso mehr wundert mich, was wir hier gerade erleben. Ich bin Michael und habe dich kommen gespürt. Ich denke aber, ich werde abwarten, was du hier willst und tust. Du bist merkwürdig Belial und ich bin überrascht und verwundert über unser Kennenlernen." Die beiden reichten sich die Hände, verbeugten sich und Michael ging wieder, genau so merkwürdig wie er gekommen war. Das alles vor den Augen einer sehr eingeschüchterten und verwunderten Julia. Sie sah es zwar, konnte aber nicht verstehen und auch nicht glauben, was sie da sah. Hätte sie verstanden, was sie da sah, wäre sie sicher in Panik geraten. Zwei mächtige Krieger von Himmel und Hölle trafen sich hier und trennten sich in Frieden. Gut, dass sie das nicht auch noch verarbeiten musste.

Mit riesengroßen, grünen Augen hatte sie zwischen Woll-Kragen und Zipfelmütze hindurch, eingerahmt von süßen blonden Locken, das Geschehen verfolgt und versuchte die Eindrücke zu verarbeiten, zu ordnen.

War Belial ein grober, beängstigender und gewaltiger, ja fast düsterer Mann, so war Michael eher frisch und locker erschienen. Auch er war ziemlich groß. Hatte braune, kurz geschnittene Haare. Sein Gesicht war eher freundlich und herzlich, was auch durch sein konstantes Lächeln unterstrichen wurde. Eva hätte ihn als sportlich athletisch, Mitte Dreißig beschrieben, ein schöner und stattlicher Mann.

„Belial, darf ich sie so nennen? Sie müssten tot sein, richtig? Wo bin ich hier hingeraten?" Er sah sie aufmerksam und nachdenklich an „Man nennt dich Julia?" „Reden sie immer so? Wo kommen sie her? Bitte erklären sie mir das doch bitte. Ich habe echt unglaubliche Angst gerade. Bitte!" Belial hatte ein so unglaublich unangenehmes Gefühl in sich. Das kannte er nicht und wollte es auch nicht kennen. Julia war schon so sehr anders und doch typisch Mensch. So zerbrechlich. Er musste vorsichtig sein. Oder sie einfach beseitigen? Sie saß hier zusammengekauert vor ihm, die Beine fest an ihren Körper gezogen, wie in einem Knäul aus verdreckten Klamotten. Umschloss ihre Beine mit ihren Armen. Einzig ihre riesig großen Augen und die Stupsnase zeigten an, dass dort ein Menschlein in diesem Knäul zu finden war. Er wurde fast wahnsinnig und wusste einfach nicht, was er tun sollte.

Ein Gegner wäre ihm jetzt lieber gewesen oder wenigstens ein Befehl, eine Anweisung. Das war er gewohnt, damit kannte er sich aus. Jetzt musste er selbst entscheiden und das gefiel ihm gar nicht. Er sah sie an und überlegte, ob er sie nicht besser für seine Zwecke nutzen sollte. „Wie hätte ich auf deine Frage richtig antworten müssen?" „Du heißt, oder einfach den Namen. Sie reden wie aus dem Mittelalter oder so. Den Namen Belial habe ich auch noch nie gehört. Wo kommt der her?" „Julia, ich schlage vor, du entscheidest und gibst mir einen für hier besser passenden Namen." „WAS GEHT BITTE HIER VOR?" Julia war kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Belial sah das und war sich dessen bewusst, dass er so einfach -ohne Erklärung- hier nicht weiterkäme. Es sei denn, er würde sie eben doch beseitigen und das könnte er zur Not ja immer noch, wenn es nicht anders ging oder er keine Lust mehr hatte.

„Julia. Ich habe entschieden dir genau zu sagen, was du wissen willst. Du musst mir aber versprechen, mir auch eine Chance zu geben, da ich dir sonst weh tun müsste. Dass ich genau das aber nicht will, solltest du schon gemerkt haben oder?" Mit riesigen Augen nickte sie nur und achtete genau auf alles, was von ihm kam. „Der, der eben gerade hier war, ist Michael. Einer der großen Krieger deines Gottes. Er ist ein Engel. Dass du mir das glauben kannst, wirst du erkennen, wenn du an sein Erscheinen und Gehen denkst. Verstanden?" Sie nickte nur, schien aber kurz vor dem Wahnsinn.

„Bitte Julia. Du musst mir das jetzt glauben und dich beherrschen. Ich will dir nichts tun." Sie nickte wieder. Er fragte sich gerade, ob sie nicht selbst einen guten Engel abgeben würde. Waren Menschen eigentlich nicht wie Nutztiere, bestenfalls Haustiere? Warum machte er sich die Mühe? Verrückter Gedanke. „Ich bin Belial. Ich bin ein Dämon aus den Reihen des dunklen Fürsten. Ich weiß nicht, wie ihr ihn nennt. Teufel? Luzifer?" Um ihr eine Chance zu geben, ihm zu glauben ohne durchzudrehen, streckte er ganz langsam eine Hand aus. Er drehte diese mit der Handfläche nach oben. Mit seinem Blick genau in ihr Gesicht, ließ er nun ganz vorsichtig eine Flamme aus seiner Hand wachsen. So vorsichtig hatte er sowas noch nie getan. Was war nur los mit ihm? Er sollte sie entsorgen und losziehen. Wurde er durch sie nicht nur unnötig aufgehalten? Es waren diese komischen Gefühle in ihm, die ihn hinderten. Julia sah fassungslos auf die Flamme und in sein Gesicht.

„Werden Sie mich töten? Mir weh tun?" Tränen rannen aus ihren Augen. Sie war überfordert. Das konnte es doch gar nicht geben. Warum passierten nur ihr immer solche bekloppten Sachen? Die Menschen flogen zum Mond, hatten Computer, Handys und Gen-Forschung und sie saß hier einem Dämon aus uralter Zeit gegenüber? Belial dagegen war fasziniert von ihr, ohne dass er es hätte selbst beschreiben können. „Warum hätte ich dich dann aus dem Gefecht, aus der Gefahr, hierherbringen sollen?" „Sie dürften gar nicht mehr leben. Richtig? Mit all den Kugeln, die sie getroffen hatten. Was wollen sie von mir?" Jetzt lächelte Belial und sein Herz, dass er doch eigentlich nicht haben dürfte, machte einen Satz des Glücks. Er hatte eine Chance mit ihr. „Ich wurde hierhergeschickt und weiß noch nicht warum. Ich habe keinen Auftrag und soll mich hier zurechtfinden. Ich möchte dir zwei mögliche Angebote machen.

Erstens, ich kann dich hinbringen, wohin du willst und dich dann mit meinem Dank für deine Hilfe verlassen. Oder zweitens, wir haben hier wohl beide niemanden sonst. Du hilfst mir, mich zurecht zu finden, du begleitest mich und wir sehen, wohin das führt. Ich werde dir in beiden Fällen ganz sicher nichts tun. Du hast mein Wort." „Bei uns sagt man, dass Dämonen die Bösen sind. Sie begehen Schlimmes und wir haben Angst vor ihnen. Wie soll ich dir vertrauen können? Was ist dein Wort denn da wert?" „Hätte ich den Auftrag Böses zu tun, dann würde ich das auch tun. Wir haben eine andere Sicht der Dinge. Wir entscheiden nicht. Wir handeln. Genau das, was unser Fürst uns befiehlt, ist es, was wir auch tun werden.

Mein Fürst hat mir nichts Derartiges befohlen. Also brauchst du auch keine Angst zu haben. Ich bin ein stolzer Krieger bei uns, mein Wort zu brechen, wäre eine Blamage für mich. Niemand würde mir mehr glauben. Du kannst dir also sicher sein." „Und wenn er befiehlt, mich zu töten?" Belial war jetzt in der Zwickmühle. Was sollte er antworten? Er entschied sich für die Wahrheit, da die ihm eben auch schon gute Dienste geleistet hatte. „Dann werde ich dich töten, egal, wo du gerade bist." Er war überrascht von ihrer Reaktion. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet, denn sie blieb ganz ruhig und sah ihn nur still an. Sogar die Tränen hatten nachgelassen. „Was Michael gesagt hat, du hättest dich eingemischt, ich wäre jetzt eigentlich tot?" „Ja" „Ich bin mir sicher, dass du eben die Wahrheit gesagt hast und ich danke dir dafür." Beide beobachteten sich intensiv. Es entstand eine innere Ruhe in ihnen.

„Kann ich jederzeit entscheiden, meinen Weg alleine weiter zu gehen?" „Ja" „Gut, Danke dafür. In meinem Leben ist nichts und niemand mehr. Alle sind tot und ich habe nichts mehr. Wo sollte ich da schon hinkönnen. Ich möchte es versuchen und dich, soweit wie mir möglich ist, begleiten. Lass uns sehen, wie weit der Weg uns führt. Für mich sieht es so aus, als wenn weder Michael, du, noch ich eine Ahnung hätten, was das hier wird. Könnte ja auch lustig werden." Sie grinste ihn jetzt sogar an und ihm wurde wieder ganz komisch.

Die Menschen, die er bisher so gesehen hatte, waren schon sehr anders als sie. Er war sehr angenehm überrascht. Klar, gegen Menschen und Engel kämpfte er ja auch normalerweise. Wann redete er da schon mal mit so etwas? Sie redeten jetzt gemeinsam wie ganz normale Leute über ihre Optionen. Sie besprachen fast wie ein Ehepaar, was sie jetzt tun würden. Sie entschieden, einen möglichst geraden Weg Richtung Nord-West zu nehmen und Menschen weitestgehend zu meiden. Sie wollten eine möglichst ruhige Reise haben, auch mit Blick auf Julia, die nun mal für einen Kampf so gar nicht zu gebrauchen war. Da er damit auch genau den Befehl seines Bosses umsetzte, kam ihm diese Lösung gerade recht.