Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der Mutterschafts-Test

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Wurde mir jetzt klar, dass ich sie wirklich vermisst hatte und wie sehr? Scheiße, Scheiße, Scheiße. Nein, erstmal vermisste ich Siggi. Nur Siggi. Jetzt nicht durchdrehen und mich an sie klammern. Das ging auch nicht. Ersetzen konnte sie ihn nicht. Niemals. Egal, erstmal runterkommen, erstmal an was Anderes denken. Den Abwasch machen, und dann ab zu Atze.

Und mit ihm nach Berlin, fett Grass einkaufen. Er würde sich natürlich zusätzlich Pillen holen und Speed. Nicht mein Ding, nicht meine Welt. Er ging ja jedes zweite Wochenende richtig Party machen. Dafür konnte ich mich ebenfalls nicht begeistern. Ich war auf einer Party gewesen und hatte mich wie ein Alien gefühlt. Nicht meine Welt. Wie so viele nicht.

Atze war echt cool drauf. Voll souverän, der Typ. Fickte alles, was sich bewegte, aber ließ sich von keiner in den ganzen Beziehungs-Schmus locken. Keine Ahnung, wie er das machte, so supertoll sah er nun nicht aus, aber er hatte einfach das gewisse Etwas, auf das die Bräute alle flogen. Selbstbewusstsein? Das war es wohl auch.

War dabei cool genug, da keinen von zu machen. Ganz im Gegensatz zu manch anderen aus unserer Clique oder unseren Mitschülern. Na ja, er war nach der Zehnten abgegangen, da gehörte er nicht mehr dazu. Machte jetzt seine Lehre als Kfz-Mechaniker. Konnte ganz leidlich zocken, aber mit ihm konnte man auch einfach nur gut abhängen.

Über alles Mögliche quatschen. Und dabei kiffen, bis der Arzt kam. Nicht wirklich über ernsthafte Sachen. Aber dafür hatte ich ja Siggi gehabt. Bisher jedenfalls. Über das, was jetzt mit Steffi abging, würde ich mit ihm auf keinen Fall reden können. Wahrscheinlich sollte ich ihn in absehbarer Zukunft nicht mal zu mir nachhause einladen.

Er würde sie wahrscheinlich sofort anbaggern. Erfolgreich? Er hatte jedenfalls schon ein paar ältere Frauen flachgelegt. Also, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Auch ein komischer Spruch. Was hatte Mutterschaft damit zu tun? Siggi hätte es mir wahrscheinlich erklären können. Scheiße, Siggi, warum musstest du dich jetzt aus dem Staub machen? Und du kommst nie mehr zurück.

Aber Steffi war da. Und jetzt wollte sie da sein, das merkte man. Das hatte nichts mit dem Testament zu tun. Dass sie sich das selbst nicht verzeihen konnte, hatte ich ihr sofort abgenommen. Ob ich ihr das alles verzeihen könnte, wusste ich nicht. Es tat noch immer weh. Jetzt fast noch mehr, weil ich merkte, was mir wirklich entgangen war. Wer sie wirklich war.

<<<<>>>>

Alter, ich war ganz hübsch am Fliegen. So endeten Nachmittage mit Atze meist. Aber es hatte mir gutgetan, endlich mal einer, der mich nicht mit mitleidiger Miene ansah und sich nicht traute, mich direkt auf den Dreck der letzten Wochen anzusprechen. Es war schon sechs und auf dem Rückweg von Berlin hatte ich eine Idee.

„Steffi? Ich bin's, dein Sohnemann. Ja, alles gut. Höre, wir fahren gleich beim Chinesen vorbei, soll ich uns was zum Spachteln mitbringen? Sauber, dann machen wir das. Klar, hab' ich Knete, viel zu viel davon. Was willste denn haben, irgendwelche besonderen Bedürfnisse?"

Scheiße. Das war schon wieder das falsche Wort, nach unserem Gespräch vorhin. Sie lachte. Okay, dann hatte es wohl gewollt geklungen. Ente. Ente kriegen wir hin. War sogar eine geile Idee.

„Und? Wie kommt die Rückkehr deiner Mutter so?"

Atze? Von ihm hätte ich so einen Spruch jetzt nicht erwartet.

„Sie ist ganz okay. Gibt sich Mühe. Ist eigentlich ganz locker. Hat sogar in Irland gekifft. Und mein Bong sauber gekriegt. Das rechne ihr hoch an."

„Ist doch geil. Musst du mir bald mal vorstellen."

Fuck. Das eher nicht. Ich bin echt der Vollidiot. Sag ihm, dass sie locker ist. Und wenn er sie dann sieht ...

„Klar, früher oder später."

Vielleicht, wenn sie achtzig und im Pflegeheim ist. Wäre sie dann vor ihm sicher? Nicht mal gesagt. Irgendwann sieht er sie sicher sowieso, schließlich wohnt er um die Ecke. Oder sie muss mit ihrer Klapperkiste in seine Werkstatt. Aber echt geil von ihr, dass sie mir das Ding so ohne Weiteres geben wollte.

Atze. Nicht nur ficken konnte er wie ein Weltmeister. Der bestellte sich echt mehr Zeug als ich für Steffi und mich zusammen. Na ja, so zu gekifft wie er war, machte das auch Sinn. Und fuhr fast sicherer, als wenn er nüchtern war. Da war er ebenfalls einzigartig. Da hatte ich mit anderen schon einiges an Angst ausgestanden.

War das irre. Ich freute mich, nachhause zu kommen. Zu ihr, zu Steffi. So quer und schwierig das noch alles war. So schön war das gleichzeitig schon. Oder kriegte ich jetzt den Moralischen, weil ich breit wie Amtmann war? Egal.

„Hey. Zweimal Ente, wie geordert."

„Zweimal?"

„Na, ich doch auch. Wollen wir vielleicht im Wohnzimmer essen und die Glotze dazu anmachen?"

Sie lächelte und nickte.

„Ja, warum nicht. Warum du so gute Laune hast, brauche ich ja wohl nicht zu fragen, oder?"

„Nein, das brauchst du nicht. Wenn du damit meinst, dass ich mich auf den Abend mit dir freue. Das hat nichts damit zu tun, dass ich dicht wie Donnerstag bin."

Jetzt lachte sie. Boah, sie hatte tatsächlich weiter geputzt. So sauber hatte es hier schon seit Jahren nicht mehr ausgesehen. Staub geputzt, gewischt, gesaugt, Wahnsinn. Hoffentlich nicht auch noch mein Zimmer aufgeräumt. Sie sah meinen Blick und verstand ohne Worte. Oder konnte Gedanken lesen.

„Ja, ich habe mich noch weiter beschäftigt. Und die meisten deiner Sachen sind trocken und gefaltet auf deinem Bett. Wegräumen und dein Zimmer aufräumen kannst du dann selbst. Mein Sohnemann."

Sie holte Teller und Besteck aus der Küche. Hm, ja, das ging auch. Man musste ja nicht immer aus der Box essen. Obwohl das Abwasch sparte. Also schauten wir noch einmal dasselbe vom Vorabend, ab der Stelle, an die sie sich noch erinnern konnte.

Die Ente schmeckte, wie auch der Rest, die Frühlingsrollen und der mit Ei gebratene Reis, den ich dazu genommen hatte. Wieder bekam ich kostenlose Englisch-Nachhilfestunden dazu und ein Lob, dass ich für meine Lernstufe doch schon wirklich viel auch so verstand.

Ganz so viel hatte sie nicht verpasst, also passte es eigentlich ganz gut, da wir gerade mit dem Essen fertig geworden waren.

„Na, ich geh' dann erstmal eine rauchen", gab ich bekannt, hielt dann aber inne. „Oder soll ich einen bauen und wir rauchen zusammen?"

Steffi dachte darüber eine Weile nach. Dann schüttelte sie den Kopf.

„Nein, versteh das bitte nicht falsch. Grundsätzlich habe ich nichts dagegen und grundsätzlich möchte ich viele Sachen mit dir gemeinsam erleben. Aber so sehr ich verstehe, dass du dir gerne in dieser Situation den Kopf zudröhnen möchtest ..."

Hm? Ach so. Doch mal die Mutter rauskehren?

„Nein, das will ich gar nicht. Brauch ich auch gar nicht. Ist okay. Dann geh' ich nur eine rauchen."

Sie schien aber doch beunruhigt, ob ich ihre Ablehnung falsch verstanden hatte.

„Wirklich, das ist nur ein Nein für diesen Moment ..."

„Eh, Al ... Steffi. Das ist okay, verstehe ich voll. Ist auch nicht so, dass ich nochmal Nachschlag brauchen würde. Ich geh' dann auf ein Rettchen raus."

„Warte. Haben wir denn noch Bier oder Wein?"

„Bier, nee, da hat irgendjemand in den letzten Tagen ganz furchtbar zugeschlagen. Wein ... doch, klar, Siggi hatte immer noch seinen Weinkeller, da hat sich nüschte geändert. Möchtest du ein Glas Wein? Hole ich dir auf dem Rückweg."

„Das ist lieb, aber geh du nur. Ich hole schon eine Flasche hoch."

Na denn. Warum sie da jetzt einen Unterschied drum machen wollte, war mir zwar nicht wirklich klar, aber egal. Ich rauchte in Ruhe meine Kippe und staunte nicht schlecht, als ich zurückkam. Sie hatte tatsächlich nicht nur fürs Frühstück eingekauft. Da stand eine eisgekühlte Cola, Chips und Flips auf dem Tisch, neben dem Wein, den sie hochgeholt und entkorkt hatte.

Die Reste des chinesischen Essens waren ebenfalls abgeräumt. Und das alles in fünf Minuten. Die Frau hatte Zug, alle Achtung.

„Gehört eigentlich zu einem gemütlichen Fernsehabend dazu, findest du nicht?", fragte sie lächelnd, als sie meine Überraschung bemerkte.

„Jo, echt sauber. Geil, das kommt jetzt richtig gut. Obwohl ich vollgefressen bin."

Sie schmunzelte und machte die nächste Folge an. Schau an, sie hatte richtig Blut geleckt. Sie mochte das Teil genauso wie Siggi und ich das getan hatten. Eigentlich kein Wunder. Siggi hatte mir immer mal wieder erzählt, dass er und sie in vielem den gleichen Geschmack gehabt hatten. Ob ich es hören wollte, oder nicht.

Wegen des Essens hatten wir vorher mehr in der Mitte des Sofas gesessen, anders als am Vorabend, wo jeder sich in ein Eckchen zurückgezogen hatte. Das machten wir jetzt auch wieder. Man hätte sagen können, wegen der Chips und Flips. Aber das stimmte nicht. Wir ... ich suchte jedenfalls ihre Nähe. Das wurde mir plötzlich klar.

Und sie? Schaute mich voll glücklich an, als ich zögernd und doch mit einiger Überwindung meinen Arm um sie legte. Kuschelte sich dann richtig an mich an. Ja. So war das perfekt. So war das wundervoll. So hatte ich mich auch als Kind oft mal an sie angekuschelt.

Die Erinnerung an ihre Wärme und ihren Geruch war plötzlich wieder da. Besser noch, jetzt waren sie wieder da, dieser Geruch und diese Wärme. Sie beugte sich vor und platzierte die Chips-Tüte zwischen uns, aber unsere Oberkörper waren aneinandergeschmiegt. Tat das gut, sie zu fühlen.

„Willst du auch ein Glas Wein?", fragte sie nach einer Weile.

„Nee, mir kannst du gern eine Cola einschütten. Bier trinke ich gern, aber Wein ist nicht so mein Ding. Den trinke ich eigentlich nur, wenn ich besoffen bin, und nichts Anderes mehr da ist."

Sie schmunzelte und reichte mir das Glas mit der Cola. Ja, das war wirklich schön. So ließ es sich aushalten.

<<<<>>>>

Was für ein wunderschöner, ruhiger Abend. Zum ersten Mal gingen wir wirklich entspannt miteinander um. Hoffentlich war das nicht nur, weil er bekifft war. Ich hoffte auch, dass er wirklich verstand, warum ich nicht mitrauchen wollte. Immerhin war ich seine Mutter. Vertrauen zu mir konnte er nur aufbauen, wenn das ihm weiter bewusstwurde.

Ich wollte nicht seine Alte werden, mit der man allen Scheiß machen konnte. Die alles mitmachte. Die allerdings eine echte Dröhnung durchaus hätte gebrauchen können. Und eben deshalb sagte ich nein. Das hatte ich in Irland nämlich selbst falsch gemacht.

Statt die beruhigende und manchmal einfach intensivierende Wirkung des Cannabis zu genießen, hatte ich mich damit vor der Umwelt und meinen Problemen abschotten wollen. In Irland manchmal auch meine Einsamkeit verdrängen. Das würde ich ihm irgendwann sicher noch einmal ausführlicher erklären.

In diesem Moment war ich dankbar, dass er meine Position auch ohne große Erklärungen akzeptierte. Und sich daran nicht zu stören schien. Und dann der Moment, wo mein Herz vor Freude hüpfte. Als er den Arm um mich legte. Wieder so eine kleine Geste, in der doch so viel mehr steckte. Diese körperliche Nähe schon ein Riesenschritt auf eine langsame Heilung und Öffnung zu war.

Eine Entspannung, nicht nur körperlich, sondern auch und vor allem geistig und emotional. Für mich war es vielleicht sogar noch mehr. Nichts hatte ich mir mehr gewünscht, wie einmal wieder einem geliebten Menschen auch körperlich nahe zu sein. Am liebsten hätte ich ihn gestreichelt, aber das wäre für diesen Moment wahrscheinlich zu viel gewesen. Für uns beide.

Und das Gefühl tiefster Dankbarkeit. An Siggi. Dass er mir, dass er uns dies ermöglicht hatte. Diesen wunderbaren, in sich perfekten Moment von einfacher Zweisamkeit von Mutter und Sohn. Eine natürliche Rückkehr an einen Punkt von Vertrautheit und Wärme.

Für einen Moment reinen Glücks, wie es sie viele gegeben hatte. Die man in Häufung und Gewohnheit nicht einmal zu schätzen wusste. Eine Selbstverständlichkeit zu sein schien, die sie aber niemals waren. Denn Wille und Bereitschaft waren niemals selbstverständlich. Oft natürlich, aber niemals vorauszusetzen.

Und doch war mir klar, wie zart dieses Pflänzchen war, das dort langsam wuchs, wie filigran das sich langsam entfaltende Beziehungsgeflecht. Eine falsche Bewegung und alles zerriss, alles Wachstum wurde sofort gestoppt. Ein Drahtseilakt, mit verbundenen Augen, weil wir uns noch nicht wirklich sahen, sondern nur Projektionen, aus unseren Erinnerungen und jetzigen Wünschen heraus.

Wenn wir nicht miteinander sprachen, sondern wie in diesen Momenten einfach nur die Nähe und Wärme des anderen genossen, bestand diese Gefahr nicht wirklich. Obwohl ... na ja, ein Junge ist halt ein Junge. Mir fiel schon auf, dass sein Blick manchmal in meinen Ausschnitt rutschte. Das war ja wohl normal, vor allem, da er vermutlich noch nicht oft weibliche Wesen so dicht vor sich gesehen hatte.

Was hatte Siggi mit dem „queren Frauenbild" wirklich gemeint? Hatte er mit Mädchen schlechte Erfahrungen gemacht und generalisierte diese jetzt? Oder war sein Frauenbild von der Pornografie, die er da offensichtlich reichlich konsumierte, geprägt? In beiden Fällen würde es ihm unglaublich schwerfallen, darüber zu sprechen, überhaupt das notwendige Vertrauen dazu aufzubauen.

Und wenn ich es versuchte, ihm so leicht wie möglich zu machen? Doch schneller von meiner Geschichte, von meinen Erlebnissen in Irland berichtete? Damit konnte ich allerdings auch wieder den gegenteiligen Effekt erzielen. Nein, besser keine großen Pläne schmieden, sondern einfach abwarten, wo und wie sich geeignete Gelegenheiten ergaben, den natürlichen Prozess zu unterstützen und notfalls leiten.

Die bisherige Entwicklung war ja ebenso lediglich nur durch die beiderseitige Bereitschaft, immer ein kleines Stück näher heranzurücken gekommen. Das fand sich schon. Das würde schon etwas werden. Hoffentlich. Auf jeden Fall gingen wir in dieser Nacht beide zufrieden ins Bett. Na, und vielleicht brauchte er diesmal nicht seine „speziellen Einschlafhilfen".

Auf jeden Fall stand er am nächsten Morgen deutlich früher auf. Es war gerade mal neun Uhr, dabei waren wir erst weit nach Mitternacht ins Bett gegangen, diese Serie faszinierte mich bereits so sehr, dass wir eine Episode nach der anderen schauten, bis mir wirklich die Augen schon wieder fast zufielen.

Es war der bis zu diesem Zeitpunkt schönste Tag des gerade begonnenen Mais, strahlend blauer Himmel und die Wettervorhersage auf meinem Handy sprach von vierundzwanzig Grad. Ob ich ihn vielleicht an die Luft kriegte, zum Spazierengehen? Oder was im Garten machte, der schrecklich verwildert aussah und ihn bat, mir dabei zu helfen?

Auf jeden Fall irgendetwas Gemeinsames. Er ging ja nicht zur Schule oder arbeitete wie seine Kumpels, von denen er dem Vernehmen nach einige hatte, obwohl dieser Atze wohl, wenn auch nicht unbedingt ein bester Freund, der war, zu dem er am meisten aufschaute, die zentrale Figur. Warum, hatte er mir allerdings noch nicht gesagt.

Diesmal war das Frühstück gerade erst fertig, als er sich an den Frühstückstisch setzte, da ich etwas länger geduscht hatte, mir die Beine und, was ebenfalls zur Gewohnheit geworden war, die Scham rasiert hatte. Mich dann der optimalen Massagemöglichkeiten des Duschkopfs erinnerte. Man hatte ja auch als Frau Bedürfnisse. Die damals wie heute unter dem optimal einstellbaren Wasserdruck eine durchaus ansprechende Befriedigung fanden.

„Morgen", begrüßte ich Tim und nahm seinen freundlichen und offenen Gesichtsausdruck als ein weiteres Gut-Wetter-Zeichen für den beginnenden Tag.

„Moin. Mist. Ich dachte, ich bin früh genug auf, damit ich das Frühstück machen kann."

„Oh? Dann nehme ich den guten Willen für die Tat. Ich hoffe, es macht dir nichts, noch Brötchen von gestern zu essen? Ich hatte deutlich zu viele eingekauft, und sie ein bisschen aufgebacken, viel zu schade zum Wegwerfen."

„Quark. Alles Roger."

Ich schüttete ihm Kaffee ein und holte die Brötchen aus dem Backofen. Er verfolgte jede meiner Bewegungen, was mich fast etwas irritierte, als ob er mich studieren wollte.

„Was schaust du mich so an?"

Erst bei diesen Worten schien ihm sein Tun selbst aufzufallen.

„Ehm ... keine Ahnung. Weil ich dich gern ... vielleicht schaue ich einfach nur gerne anderen Leuten beim Arbeiten zu", meinte er dann mit einem etwas verunglückten Lächeln.

So, so. Er schaute mich gern an. Das war ja wohl das ursprüngliche und ehrliche Ende seines Satzes gewesen.

„Nun denn. Hast du denn besondere Pläne für heute?"

„Nein, meine Sekretärin hat mir diesen Tag extra für dich freigehalten."

„Es soll heute richtig schön werden. Wir müssten schon noch einen Großeinkauf machen, denn die paar Sachen, die ich gestern aus dem Spätie besorgt habe, werden uns nicht weit bringen. Aber dann wäre es vielleicht keine schlechte Idee, ein bisschen Zeit an der frischen Luft zu verbringen, oder was meinst du? Ist zwar keine Landluft, aber hält wahrscheinlich auch jung. Vitamin D von der Sonne tanken und so."

„Och ... ist das dein Ernst? Du willst mich doch wohl hoffentlich nicht auf einen Spaziergang schleppen wollen wie Siggi? Der war da auch immer gnadenlos ..."

Ja, das kannte ich von ihm noch. Und da hatte er früher alles andere als Widerstand von seinem Sohn bekommen. Der war damals jedenfalls immer gleich Feuer und Flamme gewesen. Na, jetzt war er eben keine zehn mehr.

„War nur so eine Idee. Muss nicht sein. Ich wollte mich eventuell einfach ein wenig um den Garten kümmern", gab ich bekannt, in der Hoffnung, dass er von sich aus die Idee entwickeln würde, mich dabei zu unterstützen.

„Ja, der ist in erreichbarer Nähe", meinte er sofort. Dann dachte er einen Moment nach. „Aber das heißt, du willst im Dreck wühlen und Unkraut jäten und so 'n Scheiß?"

„Na, nicht die ganze Zeit natürlich. Aber da ist schon länger nichts mehr gemacht worden. Und ja, ich hätte gern wieder einen schönen Garten, wo ich mich wohlfühlen kann. Jetzt ist auch die Zeit, wo man vieles noch säen könnte oder pflanzen. Nicht so dein Ding?"

„Nö, das hat Siggi immer alles schön alleine gemacht."

„Na gut."

Dann gab er sich aber doch einen Ruck.

„Das soll aber nicht heißen, dass ich dir nicht helfen werde. Nur, dass ich Pflanze von Unkraut nicht unterscheiden kann. Kannst dir meine Bio-Note im Zeugnis anschauen, dann weißt du alles."

„Wie sah das denn insgesamt aus, bevor ... du den Unterricht nicht mehr besuchen konntest?"

„Na ja, so mittelprächtig. Das Abi hätte ich wohl schon gepackt, aber nicht unbedingt mit dem besten Schnitt. Ich weiß ehrlich gesagt auch noch überhaupt nicht, was ich beruflich machen will oder kann."

„Nichts, was dir besonders viel Spaß macht, oder wo du besonders gut drin bist?"

„Na, zocken. Aber um da Profi zu werden, muss man doch mehr Talent haben. Oder gute Sponsoren."

Oje. Das klang ja nicht so ermutigend.

„Und ... Siggis Talent? Hast du schon mal probiert, was zu schreiben?", fragte ich in der vagen Hoffnung, dass er vielleicht nicht nur Äußerlichkeiten von ihm geerbt hatte.

„Nee. Ich hab' och nichts zu sagen, was sich mitzuteilen lohnte. Das war bei ihm ja nun ganz anders."

Da hatte er allerdings völlig recht.

„Das kann sich doch noch ändern."

„Ja, weiß nicht. Habe nie das Bedürfnis gehabt, mich anderen mitzuteilen. Das braucht man dann doch wohl auch."

„Stimmt schon. Hm. Aus Siggis Worten war zu entnehmen, dass du gern im Internet bist?"

„Ehm ... ja."

„Sowas vielleicht? Webdesign, Mediengestaltung?"

„Das schon eher. Ich habe einem Kumpel mal beim Basteln seiner Seite geholfen", meinte er nachdenklich. Dann verzog sich sein Gesicht zu einem leichten Grinsen. „Das war aber nicht, worauf Siggi anspielte."

1...34567...19