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Der Mutterschafts-Test

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„Das BioBackhaus, ja."

„Na, dann kriegen wir ein Frühstück zumindest zusammen, ich kümmere mich morgen früh drum."

„Das kann ich auch machen."

„Lass dich ruhig ein wenig von mir bemuttern. Keine Angst, nur in diesen kleinen Dingen. Und ich werde gewiss nicht so durchdrehen wie deine Oma."

„Tu, was du nicht lassen kannst."

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Okay, das Essen ging ja vergleichsweise easy über die Bühne. Auch wenn wir beide fast geflennt hatten, als wir an Siggi denken mussten. War sie anders als damals? Das war komisch, daran konnte ich mich fast nicht mehr erinnern. Obwohl ich ja nicht gerade klein war. An ihr Aussehen, sogar an ihren Geruch noch ganz klar. Aber wie sie damals drauf war, überhaupt nicht mehr.

Irgendwie hatte ich mich eh nur mit Siggi abgegeben. Und als sie dann abgehauen ist ... blieb mir halt nur als Erinnerung, dass sie Scheiße drauf war. Und irgendwie nie gelacht hatte. Irgendwie immer traurig ausgesehen hatte.

„Was wollen wir jetzt machen? Vielleicht Fernsehen?"

„Im Ernst, du guckst noch Live-TV?", gab ich überrascht zurück.

Sie lächelte merkwürdig.

„Nein, eigentlich schaue ich gar kein Fernsehen. Bei Tante Dagmar lief abends immer die Flimmerkiste, also habe ich mich manchmal mit davor gepackt. In Irland hatten wir nicht einmal einen Fernseher."

„Also wir haben immer nur Netflix oder Blu-ray geguckt."

„Was habt ihr denn da für schöne Filme ...", kriegte sie noch raus, als sie zum Fernsehtisch gewandert war.

Fuck. Ich hatte vergessen ...

„Ehm ... dich interessieren offenbar eher Action und Romanzen der besonderen Art ... ‚Die Spermaflut' ... ‚Pimmel Bingo' ... ‚Kill code 87', ist das ... nee, auch der. Immerhin auf Englisch. Wahrscheinlich ohne Untertitel. So, so. Vielleicht dann doch lieber Netflix?"

Fuck. Ist das mega-peinlich. Da lag meine halbe Pornosammlung. Die ich nun endlich mal auf dem großen Bildschirm hatte sehen können. Fuck!

„Hey, alles gut, brauchst jetzt nicht vor Scham im Boden zu versinken. Alles im grünen Bereich, völlig normal für Jungen in deinem Alter. Oder Männer, nehme ich an. Sicher auch für manche Frauen. Ich persönlich ... würde jetzt aber lieber etwas Anderes sehen. Vielleicht irgendeinen Krimi, oder was Lustiges? Nur möglichst kein Drama, davon haben wir im Moment ja wohl so genug ..."

Okay, fang dich. Immerhin, sie scheint ja locker. Oma wäre vermutlich in Ohnmacht gefallen. Und von Siggi hätte ich nur wieder Sprüche ohne Ende bekommen.

„Such du dir was aus. Ich mach' Netflix an und zeig dir, wie du navigieren kannst. Ich schaue seltener Filme, meist Serien. Im Augenblick ‚Vikings'. Die ist voll geil."

„Wir können auch die gucken, wenn du möchtest."

„Nein, du suchst aus. Ich bin schon in der dritten Staffel, die muss man von Anfang an sehen. Ist auch zum Teil ganz schön brutal, weiß nicht, ob du so was abkannst."

„Weiß nicht, ich habe wie gesagt eher selten was gesehen. Sherlock? Ist das eine Neuverfilmung?"

„Wie so eine Mini-Serie, pro Staffel nur drei oder vier Episoden, aber geil. Von mir aus gern, kenn' ich zwar schon, aber schaue ich mir gern nochmal an. Können wir auch auf Englisch anmachen, die verstehe ich gut."

Sie sah sich suchend auf der Fernbedienung um, nachdem sie das Navigieren sogar ohne Hilfe kapiert hatte. Ich zeigte ihr, was sie machen musste, um die erste Folge anzumachen. Okay, das war sogar eine gute Idee von ihr gewesen. Reden konnten und wollten wir jetzt wohl beide nicht.

Sherlock hatte ich mit Siggi noch zusammen geschaut. Meist hatten wir aber zusammen gezockt. Selbst dabei war er besser als alle anderen gewesen. Das hatte er mit ernstzunehmendem Gegner gemeint. Ich war schon gut, aber er hat mich immer locker in fast allen Games geschlagen. Und nur er.

Okay, sie rückte mir nicht auf die Pelle, sah nur manchmal zu mir herüber, wenn ich sie nach einem Wort fragte, was ich nicht verstand. Manchmal aber auch einfach so. Bemuttern ... solange das bei Frühstück besorgen und putzen blieb, sollte mir das sogar recht sein. Irgendwie würden wir schon zurechtkommen.

Wir einigten uns darauf, noch eine zweite Folge davon zu gucken, da er ihr auch richtig gut gefallen hatte. Ich ging aber erst einmal eine rauchen. Hm, am liebsten hätte ich einen geraucht. Aber selbst da hatte ich das Einkaufen versäumt. Und die letzten Reste gestern schon vernichtet.

Ob sie mit kiffen würde? Siggi hatte das nie gemacht, war nicht sein Ding. Mal ein Bier hatten wir schon zusammen getrunken. Zum Schluss hatte er Morphium bekommen, war davon immer ganz schön weg gewesen.

Jabo hatte mich angehauen, ob da noch welche von seinen Tabletten wären, die wollte er mir abkaufen. Hatte mich sogar nach der Beerdigung nochmal per Text damit genervt. Konnte er sich abschminken. Entweder ich warf die Dinger weg, denn da waren wirklich noch einige da, oder ich würde sie für mich selbst aufheben. Für Notfälle. Eine hatte ich probiert. Damit konnte man ganz hübsch abschwimmen.

Sollten aber abhängig machen. Siggi konnte das egal sein. Siggi konnte eigentlich alles egal sein. War es aber nicht. Siehe Testament. Warum war ihm das so wichtig, dass ich mich mit Steffi noch einmal beschäftige? Okay, ganz verkehrt war sie vielleicht doch nicht, aber ... egal jetzt. Zurück.

Wir schauten auch noch den zweiten Film der Serie bis zum Ende. Das heißt, ich sah ihn bis zum Ende. Sie war eingeschlafen. Meine Mutter. Das war kein Spruch gewesen, sie sah wirklich scharf aus, lief für mich durchaus in der Kategorie MILF, bevor ich von ihr erfuhr, was das wirklich bedeutete. Okay, da konnte ich Siggi folgen. Sie war schön, kein Zweifel.

Und jetzt? Einfach ins Bett und ihr vielleicht 'ne Decke drüberlegen? Oder nochmal was mit richtig Alarm anmachen, damit sie von selbst wach wird? Oder doch wachrütteln? Warum fiel mir das so schwer, sie anzufassen? Reden ging doch auch. Na komm, Alter, hab dich nicht so. Wie zerbrechlich sie aussieht. Ist es deshalb? Habe ich Angst, sie kaputtzumachen?

„Hey ... Zeit ins Bettchen zu gehen", flötete ich so nett wie möglich, als ich an ihrer Schulter rüttelte.

„Was ... wie ...", kam schlaftrunken von ihr zurück, als sie mich mit halb geschlossenen Augen wahrnahm.

Und schockte mich im nächsten Augenblick, als sie mir den Arm um den Hals schlang und mich zu ihr herabzog. Fast hätte sie mich geküsst. Dann erst bekam sie mit, wer ich war. Wo sie war. Wann sie war. Sie zuckte zusammen und löste blitzartig ihren Arm.

„Tim ... oh mein Gott ... ich habe geglaubt ...", fing sie an.

„Dass ich Siggi bin. Hab ich kapiert. Alles okay. Du bist eingeschlafen. Hast du ... von ihm geträumt?"

Sie schüttelte sich richtig.

„Nein, glaube nicht. Nur, dein Gesicht ... es war ... so vertraut ... er hat mich öfter so geweckt, wenn ich eingeschlafen war. Du siehst ihm wirklich verdammt ähnlich, das war damals noch gar nicht so zu sehen. Du siehst jetzt fast so aus wie er, als ich ihn kennengelernt habe. Na ja, gerüttelt hat er mich eher selten. Meist wachgeküsst."

„Das kannst du dir aber abschminken. Merk dir einfach, wenn's rüttelt, bin ich das. Wenn nicht, ist es ein Traum."

„Ja. Ich merke es mir", gab sie schwach lächelnd zurück. „Jetzt habe ich das Ende verpasst."

„Macht doch nichts, das ist doch der Vorteil an Netflix. Wir können morgen nochmal den Rest gucken, ab der Stelle, wo du einjepooft bist."

„Aber dann siehst du die Stelle zum dritten Mal", wandte sie ein.

„Na und? Es gibt Serien, die hab' ich mit Siggi fünfmal geguckt. Willst du zuerst ins Bad? Kann bei mir etwas dauern, ich müsste meine Zähne wohl etwas gründlicher putzen ... das ist auch schon einige Zeit her ..."

„Okay, dann so. Verdammt, ich bin echt erschossen. Dabei war die Fahrt gar nicht so lang. Wie spät ist es?"

„Nach zwölf."

Sie machte sich auf und rumorte zunächst im Schlafzimmer rum, bevor sie ins Bad ging. So hatte ich wenigstens Zeit, meine Porno-Sammlung ohne weitere peinliche Momente einzusammeln. Und die noch fehlende DVD aus dem Player zu holen. Ich verstaute sie fein säuberlich in dem großen Schuhkarton, in dem ich sie aufbewahrte und ging die Treppe rauf zu meinem Zimmer.

In dem Moment kam sie aus dem Bad. Ihr Blick fiel auf den Karton und sie grinste. Unverschämt irgendwie. Komische Assoziation. Fuck. Sie wusste natürlich genau, was da drin war. Ihr blieb nichts verborgen. Mir auch nicht. Doppel-Fuck. Ihr verfluchtes Nachthemd war fast durchsichtig im Licht der Flurbeleuchtung.

Meine rote Birne würde sie hoffentlich als Reaktion auf den Porno-Transport einordnen. Und nicht darauf, dass ich zum ersten Mal live und aus nächster Nähe eine Frau so sah. Mit einem absoluten Hammerkörper. Deine Mutter, Idiot. Deine gottverdammte Mutter. The mum you can never fuck. Jetzt musste ich zu allem Überfluss über meinen eigenen kleinen Privatwitz kichern.

„Alles okay? Was ist denn so lustig?"

„Ehm ... erkläre ich dir irgendwann mal", brachte ich nervös heraus und versuchte, sie möglichst nicht anzustarren. Ja, so irgendwann bis nie. „Dann gute Nacht."

„Gute Nacht", gab sie zurück und verschwand im Schlafzimmer.

Tief durchatmen. Die Kiste zurück unters Bett, wo sie hingehörte. Scheiße, mein Zimmer sah auch wie ein Schlachtfeld aus. Na, morgen war auch noch ein Tag. Ein Tag mit Steffi. Verrückt, alles hatte ich mir ausmalen können, dass wir uns auf die Nerven gingen, dass ich ihr endlich und richtig meine Meinung sagte, dass sie mich zu hassen begann, wie ich irgendwie sie zu hassen glaubte.

Aber dass ich bei ihrem Anblick einen halben Ständer bekam ... brrr ... bloß nicht dran denken. Das ging ja gar nicht. Scheiße, was war das, was ich da aus meinen Zähnen kriegte? Spinat? Wann hatte ich denn Spinat gehabt ... fuck, Dienstag. Alter, du bist echt eine Pottsau. Jetzt offenbar in jeder Hinsicht. Reiß dich zusammen. Du kannst dich jetzt nicht mehr so gehenlassen.

Einschlafen konnte ich auch nicht. Kein Wunder, die letzten Nächte war ich vor drei nicht ins Bett gekommen. Und ... ja, scheiße, ich war immer noch etwas geil. Also gut, nochmal aus dem Bett und den Computer angemacht. Bloß nicht auf die Fantasie verlassen, sonst tauchten da plötzlich Leute auf, die da gar nichts zu suchen hatten.

Was tun wir uns jetzt? Teenie-Fotzen? DP? Gangbang? Fuck, du weißt doch, was du willst, tu doch nicht so scheinheilig. Her mit den MILFs. Sind ja schließlich nicht meine Mutter. Und raus das Ding, und schrubbe dir diesen ganzen queren Tag aus dem Sinn.

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Na endlich. Schon nach elf, jetzt kam Tim endlich in die Küche. Das Frühstück war im Grunde schon seit mehr als einer Stunde fertig. Mehr als eine Tasse Kaffee hatte ich nicht zu mir genommen. Das sollte ein gemeinsames Frühstück werden. Da hungerte ich doch lieber.

„Moin ... boah, du hast ja echt voll aufgefahren, wo hast du denn das ganze Zeug her?"

„Ich war total früh wach, da bin ich nach Spandau rein, da gibt es ja wenigstens Späties, die offen waren. Brötchen ohne was drauf sind auch nur die halbe Freude", gab ich vergnügt zurück. „Aber die Brötchen und Croissants sind von hier."

„Geile Sache. Sogar Eier hast du gekocht. Krass."

„Und Nutella gekauft. Magst du das immer noch so gern?"

„Und wie. Wenn ich nach 'm Kiffen den Fressflash kriege, löffel' ich so 'n kleines Glas auch schon mal so leer."

Hm. Einerseits freute ich mich, dass er da so locker mit mir drüber sprach. Andererseits ... ich musste echt aufpassen, dass er da nichts als Fluchtmittel nutzte. Und ich ihm durch meine Geschichten da die falschen Signale gab. Ob Siggi ...

„Hat Siggi eigentlich auch gekifft? Hatte er früher nicht."

„Nö. Nur geraucht wie 'n Schlot. Paar Biere getrunken, wie früher auch. Sich nicht mal irgendwann besoffen. Da hat er sich nicht geändert gehabt."

Ja, so hatte ich ihn in Erinnerung. Tim roch frisch, er hatte tatsächlich wohl sogar geduscht, bevor er runtergekommen war. Sieh an, geht doch.

„Sogar schon geduscht? Und gut geschlafen, hoffe ich?"

Warum wurde er jetzt rot? Er wich meinem Blick aus.

„Ja. Schon. Nicht gleich. Dauerte etwas."

Ach so. Alles klar. Das schien ja eins seiner liebsten Hobbys zu sein. Obwohl es mich kitzelte, ihn damit aufzuziehen, verkniff ich mir das. Das hatte er von Siggi wahrscheinlich oft genug aufs Brot bekommen. Sogar in seinem Testament. Vielleicht anders.

„Hast du eigentlich eine Freundin?"

„Nee."

„Schon länger nicht mehr?"

„Seit dem Kindergarten nicht mehr."

Was?

„Und warum?"

„Das geht dich einen Scheißdreck an."

Okay, ein wunder Punkt. Am besten gleich zeigen, dass ich nicht vorhatte, ihn zu verhören oder auszufragen.

„Da hast du recht. Wenn du mir irgendwann mal was drüber erzählen willst, kannst du das. Ansonsten ist das selbstverständlich deine Privatsache."

Da war sie wieder, die gekrauste Stirn. Aber die Antwort schien ihm nach heftiger Gedankenarbeit doch zu gefallen. Er nickte leicht und stopfte sich das ab gepellte Ei komplett in den Mund. Das hatte Siggi auch manchmal gemacht, um es dann statt Zähne zu zeigen und mich damit zum Lachen zu bringen. Das tat Tim allerdings nicht.

„Ich wollte nach dem Frühstück eine Maschine Wäsche waschen. Irgendwas, was bei dir besonders dringlich wäre?"

„Ehm ... ja. Alles."

„Verstehe, länger nicht dazu gekommen?"

„Jo. Wenn Oma nicht was gewaschen hätte, als ich bei ihr war, würde ich jetzt hier nackt sitzen. Oder in denselben Klamotten wie gestern", fügte er noch eilig hinzu, weil ihm die erste Assoziation wohl irgendwie beunruhigte.

„Kein Problem, ich wasch' alles durch."

Sein Handy machte wieder das Bieröffnen-Geräusch. Fasziniert sah ich, wie seine Daumen in rasender Geschwindigkeit über die virtuelle Tastatur huschten. Er grinste, als er eine Antwort bekam und legte das Handy dann weg.

„Freund von dir?"

„Jo, Atze. Treff mich nachher mit ihm. Ist gut drauf."

Das erleichterte mich irgendwie, dass er zumindest Freunde zu haben schien. Und jetzt auch seine Isolation aufgeben wollte, in die er sich aufgrund der Trauer begeben hatte. Er überlegte kurz, und nahm noch einmal das Smartphone in die Hand. Ich hörte einen Signalton auf meinem.

„Brauchst nicht zu schauen, ich hab' dich bei WhatsApp hinzugefügt. Opa hat mir doch deine Nummer gegeben."

Eine weitere Kleinigkeit, die mich aber ungemein freute. Ein Symbol, ein Signal. Da war er genau wie Siggi. Der setzte so etwas auch immer ganz gezielt ein. Okay, konnte ich das irgendwie zurückgeben?

„Hast du eigentlich einen Führerschein gemacht?"

„Bin noch nicht fertig. Hab wegen der Geschichte länger keine Fahrstunden gehabt, warum?"

„Na, sonst hättest du auch mein Auto nehmen können, wenn du irgendwo hinwillst."

„Nicht nötig, Atze wohnt um die Ecke und er hat eins", gab er mit verblüfftem Gesichtsausdruck zurück. „Ist aber lieb, dass du mir das anbietest."

Okay, er verstand die symbolischen Geschichten auch. Das würde es leichter machen. Hoffentlich.

„Und was hast du heute noch so vor?", erkundigte er sich und stellte seinen Kaffeebecher auf seinem Teller ab. Wie Siggi das immer getan hatte, wenn er mit dem Essen fertig war.

„Weiß nicht, Wäsche waschen, wahrscheinlich das Bad putzen ... und dann ... vielleicht eine Stunde in der Wanne liegen. Da freu' ich mich drauf, bei Dagmar gab's nur eine Dusche."

Irgendwie war sein Blick eigenartig. Und er wirkte ertappt, als ich ihn direkt ansah.

„Ist irgendwas?"

„Nö. Schon gut. Ja, Baden ist geil."

Hm. Dann eben mal eine kurze Andeutung, damit er sich nicht wegen seiner für ihn bestimmt ziemlichen peinlichen Geschichten schämte.

„Ja, das kann es auch sein."

Oh, das war ein Fehler. Jetzt lief er rot an wie eine Tomate. Schaute betreten zu Boden.

„Nur, dass du das verstehst. Auch die zweite Hälfte der Menschheit, von der Siggi da gesprochen hat, hat so ihre Bedürfnisse ..."

Nein, das machte es nicht besser. Das war ihm sogar noch unangenehmer.

„Das wolltest du gar nicht wissen. Tim, tut mir leid, ich weiß auch noch nicht richtig, wie ich mit dir reden soll und kann. Aber du sollst wissen, du kannst mit mir über alles reden. Verstehst du? Alles. Wenn du das möchtest."

„Schön. Ich gehe jetzt eine rauchen", gab er zurück und floh aus der Küche.

Oje. Das ging nach hinten los. Warum? Das war genau das Problem. Ich kannte ihn nicht, konnte ihn überhaupt nicht einschätzen. Hatte die vielleicht wichtigsten neun Jahre seines Lebens verpasst. Ich würde mehr Geduld brauchen, mehr Feingefühl für ihn und seine Bedürfnisse entwickeln müssen. Bevor meine Ausflüge in irgendwelche Fettnäpfchen Türen wieder verschlossen, die er mühsam zumindest angelehnt geöffnet hatte.

Musste ihn kommen lassen, von sich aus. Nichts forcieren, nicht ungeduldig werden. Denn ich wollte alles über ihn wissen, so schnell wie möglich. Alles erfahren, was ich verpasst hatte. Ihm möglichst sofort all das geben und sein, was ihm gefehlt und was durch das Fehlen ihn vielleicht zu dem gemacht hatte, was er nun war. Aber das ging nicht. So nicht.

Wir hatten ja zumindest einen Anfang gemacht. Fingen an, in Gespräche zu kommen. Das musste genügen, alles andere ergab sich dann auch. Hatten auch beide noch mehr als genug damit zu tun, unsere Trauer über unseren Verlust zu verarbeiten und uns nicht von ihr überwältigen zu lassen.

Okay. Jetzt, wo er draußen war, konnte ich mir vielleicht die Dreckwäsche aus seinem Zimmer holen, ohne dass es für ihn peinlich wurde. Denn dass ich dort ähnliche ... Kampfspuren vorfinden würde, war mir völlig klar. So war es auch.

So, erstmal dunkles. Das würde einige Maschinen brauchen, bis ich das alles wegbekam. Der Tag war zum Waschen optimal, schon recht warm und dabei recht windig, da trocknete alles im Nu, wenn ich die Sachen im Garten aufhänge.

„Du brauchst aber doch nicht alles alleine machen, ich kann doch auch was tun", klang es plötzlich in meinem Rücken. Ich hatte ihn nicht einmal kommen hören.

„Wenn du unbedingt willst, kannst du den Abwasch vom Frühstück machen. Den Tisch habe ich da auch noch nicht abgeräumt, ich wollte erst eine Maschine anschmeißen."

„Mach' ich. Aber verstehst du, du brauchst nicht den ganzen Dreck, der sich angesammelt hat, mit einem Mal zu versuchen sauber zu machen. Das können wir ganz in Ruhe und gemeinsam."

Das überraschte mich jetzt doch. Dass er in ähnlichen Bahnen gedacht hatte und das, wenn auch etwas versteckt, jetzt formulierte.

„Genau das habe ich eben ebenfalls gedacht. Und das macht mich froh, dass wir da beide genauso drüber denken. Wir brauchen beide mit uns und einander Geduld."

Er nickte und zog sich zurück.

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Boah, war das eine Achterbahnfahrt mit ihr. Sie gab sich echt Mühe. Und ich mir auch. Erst das geile Frühstück und dann ... erzählte sie mir, dass sie eine Stunde in der Wanne liegen wollte. Und ich stellte mir das bildlich vor. Verfluchte Inzucht. Ja Scheiße, jetzt konnte ich nicht mal mehr den Spruch ohne Hintergedanken denken. Und sie setzte noch einen drauf.

Erst dachte ich, ich verstehe das falsch, bei dem, was mir gerade alles im Kopf rumschwirrte. Und dann erklärte sie es zu allem Überfluss zweifelsfrei. Kriegte mit, wie kalt sie mich damit erwischte und ruderte zurück. Aber da hatte sie recht. Verdammt, es war schwer, sich miteinander zu unterhalten.

Weil wir so wenig voneinander wussten. Und doch alles wissen wollten. Aber so schnell ging das doch nicht, wir konnten doch nicht neun verlorene Jahre in wenigen Tagen aufholen. Ich war ja schon von mir selbst geplättet, dass ich das überhaupt wollte. Dass es mir wichtig war, und wichtiger wurde, von Minute zu Minute mehr.