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Der Prinz 03

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„Er hat es am Herzen", meint Faysal. „Da wird man nichts mehr machen können."

„Er hat einen Herzinfarkt und sein Herz steht still. Wir müssen ihn reanimieren."

„Das hat doch keinen Sinn", winkt er ab.

„Und wie das Sinn hat."

Ich lege den Mann auf den Rücken, knie mich daneben hin und beginne mit der Herzdruckmassage sowie mit Mund-zu-Mund-Beatmung. Die Umstehenden schauen nur zu, auch Ahmed.

„Das bringt doch nichts mehr", meint Faysal.

„Ich habe schon einmal eine Person hier im Raum ins Leben zurückgeholt und es geht diesem Mann wieder gut. Also sagen Sie nicht, es habe keinen Sinn", gebe ich Kontra.

Dabei werfe ich Ahmed einen Blick zu und sehe, dass er genau weiß, wen ich damit meine. Zu meiner Überraschung kommt er näher und geht neben mir in die Hocke.

„Kann ich dir helfen?", erkundigt er sich.

„Schau, dass Amy zu mir durchkommt. Ich brauche dringend das Adrenalin."

„Amy, hierher!", ruft er.

Für einen ganz kurzen Moment bin ich abgelenkt. Endlich ist Ahmed wieder mein Ahmed. Er ist nicht mehr herablassend und genau so, wie ich mich in ihn verliebt habe.

Amy reißt mich aus meinen Gedanken. Sie reicht mir eine Spitze mit dem Adrenalin und übernimmt die Herzmassage. Ich verabreiche ihm einen Teil der Flüssigkeit in der Spritze und mache mit der Beatmung weiter. Plötzlich reißt er die Augen auf, ich fühle den Puls und stelle fest, dass das Herz wieder schlägt.

„Wir haben ihn", sage ich zu Amy. „Ich brauche den Blutverdünner. Es ist sicher ein Herzinfarkt. Wir können hier nicht viel für ihn tun, aber wir müssen das Blutgerinnsel auflösen, dann hat er eine reelle Chance.

„Habt ihr hier einen Raum, in dem wir ihn unterbringen können. Am besten wäre ein Gästezimmer. Er braucht einige Tage absolute Ruhe."

Achmed ruft einen Diener herbei. Er hat die Wiederbelebung miterlebt und schaut mich ehrfürchtig an.

„Bringt den Mann in ein Gästezimmer. Frau Dr. Berner erhält uneingeschränkten Zugang, um den Patienten versorgen zu können."

„Holen sie ein Brett, auf das wir den Mann legen und damit transportieren können. Dazu brauchen wir natürlich auch Männer", sage ich zum Diener.

„Mandy, du hast mir gezeigt, was du kannst und ich denke, du hast recht. Ich wollte dieses Krankenhaus und ich habe gerade eben erlebt, warum wir es brauchen. Du hast meine volle Unterstützung. Bau weiter und richte auch in dem von meinem Vater vorgesehenen Teil dieser Residenz schon vorher ein provisorisches Krankenhaus ein. Du hast meine volle Unterstützung."

Mit diesen Worten wendet er sich ab und verschwindet. Ich schaue ihm überrascht hinterher. Ich bemerke deshalb nicht, dass Faysal neben mich getreten ist. Erst als er spricht, reißt er mich aus meinen Gedanken.

„Das war beeindruckend. Gilt noch das Angebot zur Zusammenarbeit."

„Natürlich, das habe ich aus Überzeugung und nicht aus taktischen Überlegungen angeboten. Es würde mich sogar freuen. Ach, übrigens, hätten Sie eine Behandlung, mit der wir das Blut verdünnen könnten. Ich will nicht immer auf Medikamente zurückgreifen. Nur im Augenblick hatte ich nichts anderes zur Verfügung."

„Ich werde nachschauen", meint er. „Sie sind eine starke Frau."

„Wie kommen Sie jetzt darauf?"

„Wir haben ihre Pläne fast zunichte gemacht und dennoch haben Sie keine Sekunde gezögert und dem Mann geholfen, der doch Ihr Widersacher ist."

„Ich habe gesagt, ich helfe jedem Menschen. Hätte ich ihn nicht wiederbelebt, dann hätte er nicht die Möglichkeit seine Meinung bezüglich des Krankenhauses zu ändern", antworte ich lächelnd.

„Gute Einstellung!", meint er und hält mir die Hand hin. „Auf gute Zusammenarbeit!"

Ich nehme die Hand und bin erleichtert. Die Sitzung hat doch noch eine unerwartete Wende genommen.

„Auf eine gute Zusammenarbeit zum Wohle der Menschen in diesem Land."

---

„Frau Dr. Berner, Sie müssen schnell kommen", ruft eine Krankenschwester.

Ich eile ihr nach und lass mich in aller Eile auf Stand bringen. Ein Kind hat sich beim Spielen ein Bein fast abgetrennt. Es war in der Tischlerei seines Vaters herumgelaufen, gestolpert und in eine laufende Säge gestürzt. Die sofort herbeigerufene Rettung hat das Bein abgebunden und das Kind ins provisorische Krankenhaus gebracht.

„Wie lange ist das her?", will ich wissen.

„Etwa eine halbe Stunde."

„Lassen Sie einen OP vorbereiten und Blutkonserven bereitstellen. Ich operiere."

„Dr. Sonntag will das Bein abnehmen."

„Das will aber auch nur er."

Ich habe inzwischen die Notaufnahme erreicht. Das Kind liegt auf einem Behandlungstisch und Dr. Sonntag steht daneben.

„Worauf warten Sie? Auf die göttliche Eingebung?", frage ich.

„Ich warte, dass ein OP vorbereitet wird, um das Bein abzunehmen", verteidigt er sich.

„Ich habe einen OP vorbereiten lassen, um das Bein wieder anzunähen", antworte ich.

„Das hat doch keinen Sinn!"

„Der Junge ist zehn Jahre alt. Ihre Entscheidung bestimmt, ob er ein Leben lang auf einem Bein herumlaufen muss, keine Arbeit findet und ein Sozialfall wird oder ob er ein normales Leben hat."

„Und wenn die Operation schief geht?"

„Dann nehmen wir das Bein ab, das ist dann aber auch nicht schlimmer als das, was Sie jetzt schon vorhaben."

„Sie hoffen, das Bein retten zu können?", meint er skeptisch.

„Ich will es zumindest versuchen."

Damit gebe ich der Schwester die Anweisung den Jungen in den OP zu schieben und gehe kurz zu den Eltern. Sie schauen verzweifelt drein.

„Ich hätte ihn nicht herumlaufen lassen sollen", jammert der Vater.

„Er ist ein Junge, er hat den Drang sich zu bewegen. Natürlich ist eine Werkstatt nicht der ideale Ort, aber solche Dinge passieren", tröste ich den Vater und nehme dabei die Hand der Mutter. „Ich werde alles versuchen, das Bein des Jungen zu retten. Wie heißt er?"

„Habib, mein Junge heißt Habib", antwortet die Mutter. „Er ist mein Ein und Alles. Wir dachten schon, ich könnte keine Kinder bekommen, da war ich plötzlich schwanger. Habib ist für mich wie ein Wunder. Bitte retten Sie ihn, lassen Sie ihn nicht sterben."

„Sterben, das wird er ganz sicher nicht. Ich kann zwar nichts versprechen, aber ich werde alles tun, was ich kann, damit er normal laufen kann."

„Sie wollen das Bein retten? So etwas geht?"

„Ich werde es versuchen", verspreche ich nochmal. „Aber jetzt muss ich zu Habib."

„Gott segne Sie!", ruft mir die Mutter hinterher.

Ich mache mich auf den Weg. Dabei komme ich an dem völlig überforderten Sonntag vorbei. Er hat offenbar mitgehört, was die Mutter mir erzählt hat.

„Jeder Patient ist nicht nur ein Fall, jeder hat seine Geschichte, hat seine Familie und hinter jedem steht ein Schicksal. Wir sollten die Menschen nicht als Krankheit oder Problem sehen, sondern als Chance zu helfen. Kommen Sie!"

„Was? Ich soll assistieren?"

„Warum nicht? Oder wollen Sie nicht?"

„Doch, doch, ich dachte nur ..."

„Denken Sie nicht, kommen Sie", grinse ich und mache mich auf den Weg.

Mein Kollege folgt mir. Er ist neu hier und meine etwas saloppe Art noch nicht gewohnt. In nur zwei Monaten ist es mir gelungen, bei der Stadtresidenz ein provisorisches Krankenhaus aufzubauen. Wir haben im Moment 20 Betten, die in nächster Zeit aufgestockt werden sollen und wir haben schon einiges an medizinischen Geräten. Vor allem Amy und Leyla haben sich diesbezüglich ins Zeug gelegt und immer die Bestellungen abgewickelt. Ich kann auf fünf Ärzte und etwa 20 Pflegekräfte zurückgreifen, dazu Röntgentechniker, Labortechniker und alles, was man braucht, um schnell helfen zu können.

Wir konnten in der Zwischenzeit auch zwei alte Rettungsfahrzeuge ankaufen und in Betrieb nehmen, vier neue sind bestellt. Ahmed unterstützt mich und vor allem sein Vater ist sehr rührig. Allein der Rettungshubschrauber wurde mir nicht genehmigt, aber Rom wurde schließlich auch nicht an einem einzigen Tag erbaut. Auf jeden Fall ist auf dem Dach des neuen Krankenhauses, wenn es dann einmal fertig sein wird, ein Landeplatz vorgesehen. Sicher ist sicher.

Auch das neue Projekt kommt gut voran. Der Rohbau ist beinahe fertig. Ich bin wirklich überrascht, dass die Arbeiten ohne Verzögerungen ablaufen. Die Planung wurde bisher perfekt eingehalten.

---

„Tolle Arbeit", lobe ich meinen Kollegen.

„Danke, dass ich assistieren durfte", antwortet er.

„Und, wie fühlen Sie sich jetzt?"

„Unglaublich! Wir haben einem Jungen das Bein wieder angenäht und es damit gerettet."

„Ja, das ist ein tolles Gefühl."

„Sie hatten übrigens recht. Habib ist kein Fall, er ist ein Mensch und ein Schicksal. Ein wichtiger Teil in seinem Leben sein zu dürfen, fühlt sich verdammt gut an."

„Dabei geht es nicht darum, dass die Menschen wissen, dass sie ihr Leben gerettet oder zum Guten verändert haben. Es reicht, wenn Sie es wissen", füge ich hinzu.

Ich klopfe ihm noch auf die Schulter und mache mich auf den Weg zu den Eltern. Durch die Glastür kann ich sehen, wie besorgt und verängstigt sie im Wartesaal sitzen und sich gegenseitig Halt geben. Ich genieße diesen Anblick noch einen Moment, bevor ich die Tür aufstoße und damit die Aufmerksamkeit auf mich lenke. Als alle Anwesenden fragend zu mir blicken, wird mir sofort klar, dass alle im Raum Bescheid wissen und mit den Eltern mitfiebern.

„Habib geht es gut", sage ich zur Mutter. Ich setze mich neben sie und nehme ihre Hand. „Er wird einige Zeit hierbleiben müssen, aber er wird höchstwahrscheinlich wieder laufen können. Ich muss einige Tests machen, wenn er aus der Narkose aufwacht, aber ich denke, außer einer Narbe, bleibt nichts mehr zurück."

„Er wird wieder laufen können?"

„Ich denke schon."

Die Mutter bricht in Tränen aus und umarmt mich. Sie hat ihren Kopf auf meine Schulter gelegt und mir ist klar, dass in diesem Moment alle Anspannung von ihr abfällt.

„Das ist ein Wunder!", schluchzt sie.

„Nein, das war nur eine ganz normale Operation", versuche ich das Gesagte abzumildern.

„Es ist ein Wunder, dass Sie ins Land gekommen sind", verbessert sich die Frau.

„Wenn Sie zu Habib wollen, kann ich Sie hinbringen. Er müsste inzwischen aufs Zimmer gebracht worden sein", biete ich an.

Ich blicke auf und sehe meinen Kollegen Sonntag. Er lächelt. Ich bin mir sicher, dieser Tag hat seine Sicht auf seinen Beruf verändert. Wir sind nicht in Deutschland, wo es ganz normal ist, dass sich Ärzte bemühen und für ihre Patienten da sind. In Darlam sieht man das noch als Wunder und ich schätze es wirklich sehr, dass ich diese Dankbarkeit der Menschen erleben darf, die nicht alles für selbstverständlich nehmen.

Die Mutter erhebt sich und ich führe sie und den Vater ins Zimmer des Kleinen. Er ist noch etwas benommen, ist aber bereits wach.

„Papa, es tut mir leid, dass ich nicht auf dich gehört habe", ruft er den Eltern entgegen.

„Dank der Frau Doktor wirst du wieder laufen können. Mach aber so etwas nicht nochmal!"

„Nein, ganz sicher nicht."

Ich nütze es aus, dass Habib wach ist und überprüfe die Beweglichkeit und die Bewegungen des Beines, des Fußes und der Zehen. Alles scheint zu klappen. Ich bin erleichtert.

„Es müsste alles wieder funktionieren", berichte ich der Mutter. „Es kann aber sein, dass er das Laufen neu lernen muss."

„Das macht er gerne. Hauptsache er hat sein Bein noch."

Noch einmal kommt sie zu mir und drückt mich. Ich kann ihre Erleichterung deutlich spüren. Habib ist ihr einziges Kind. Natürlich ist er ihr wichtig.

„Frau Dr. Berner, Ihr Besuch wäre hier", informiert mich eine Krankenschwester.

Ach ja, richtig, die Heiler. Mit denen habe ich mich verabredet, um ihnen das Krankenhaus zu zeigen. Deshalb mache ich mich auf den Weg zum Eingang, wo auch schon etwa 20 von ihnen warten. Zu meiner Überraschung ist auch der Mann dabei, den ich wiederbelebt habe.

„Hallo, meine Herren, ich freue mich, dass Sie mich besuchen", begrüße ich sie.

„Nach Ihrer beeindruckenden Vorführung während der Sitzung, hatten wir keine andere Wahl", grinst Faysal. „Man hört nur Gutes von Ihnen."

„Ich tu was ich kann", antworte ich etwas verlegen.

Dann mach ich mich auf den Weg, um den Herren die provisorische Einrichtung zu zeigen. Meinen Rundgang schließe ich damit ab, dass wir in mein Büro gehen, wo auch ein Modell des neuen Krankenhauses steht.

„Und das wäre das neue Krankenhaus. So soll es aussehen, wenn es fertig ist", erkläre ich.

Es werden verschiedene Fragen gestellt und ich gebe auch bereitwillig Auskunft. Dank des Eindruckes, den sie soeben erhalten haben, scheinen die Heiler sich ganz gut vorstellen zu können, wie das neue Krankenhaus funktionieren könnte.

„So etwas ähnliches bräuchten wir auch. Dann wüssten die Leute, wo sie hingehen können, und wir müssten nicht bei jedem einen Hausbesuch machen", meint der Mann, den ich gerettet habe.

„Wie wäre es mit dem hier?", frage ich und deute auf das zentrale Gebäude.

„Wie meinen Sie das?", erkundigt sich Faysal.

„Ich habe dieses Gebäude hinzufügen lassen, damit dort die Naturheilkunde einen festen Platz finden kann. Ich habe es bewusst in der Mitte vorgesehen. Damit würde ich gerne ausdrücken, dass die Naturheilkunde eine zentrale Rolle spielt und nicht irgendwo am Rande angesiedelt ist."

„Seit wann ist dieses Gebäude vorgesehen?"

„Seit meiner ersten Begehung."

„Noch vor dem Unfall mit Ali?"

„Weit vor dem Unfall."

„Da mussten Sie doch noch mit Widerstand gegen Ihr Vorhaben rechnen, gerade von uns."

„Böse Zungen würden jetzt behaupten, ich bekomme immer, was ich will", grinse ich. „Ich hingegen würde sagen, ich hatte gehofft, dass wir einen Weg zueinander finden. Weil es das einzig Richtige ist."

„Was hätten Sie getan, wenn wir nicht zugestimmt hätten?"

„Dann hätten wir eine Reha-Abteilung", lache ich. „Aber die bekommen wir auch so noch."

Faysal kommt auf mich zu und reicht mir die Hand. Ein freundliches Lächeln spielt um seine Mundwinkel.

„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit."

„Ich mich auch, aber ich hätte schon eine Bitte."

„Die wäre?"

„Könnten Sie eine Fortbildung in Naturheilkunde für unsere Ärzte und das Pflegepersonal planen. Ich möchte, dass die beiden Bereiche miteinander verbunden werden und das klappt, am besten, wenn man sich kennt, voneinander lernt und die Arbeit des anderen schätzt."

„Das machen wir!", stimmt er zu.

---

„Mein Gott, Mandy, du bist nervöser als vor deinem Abschlussexamen", neckt mich Leyla.

Wir bereiten uns darauf vor, zur Einweihung des neuen Krankenhauses zu gehen. Der Bau hat letztendlich fast drei Jahre gedauert und so lange lebe und arbeite ich nun schon in Darlam. Ich wohne immer noch im Palast. Allerdings habe ich inzwischen ein eigenes Auto und fliege nur noch selten mit dem Hubschrauber. Das wäre auf Dauer nicht besonders umweltverträglich. Aber heute, heute werden wir wieder fliegen.

„Ahmed kommt auch?", frage ich besorgt.

„Natürlich kommt der Monarch zur Einweihung des neuen Krankenhauses", erklärt mir die Prinzessin. „Da musst du durch."

„Wenn das so einfach wäre."

Ich bin nun drei Jahre im Land, aber ich habe mich mit keinem Mann getroffen, ich hatte nicht einmal ein Date. Männer interessieren mich nicht, ich liebe immer noch Ahmed. Auch wenn ich ihn immer wieder aus der Ferne gesehen habe, getroffen haben wir uns nicht mehr. Er hält sich strikt an das Verbot des Rates, mich zu sehen und kann diesen damit offenbar besänftigen. Wie mir Leyla, die ihn ab und zu besucht, berichtet, liebt auch er mich immer noch. Auch er hat keine andere Frau auch nur angeschaut und wird deshalb in der Gesellschaft immer wieder kritisiert. Es sei Zeit, dem Land endlich einen Erben zu schenken, meinen einige Aristokraten.

Das Volk und die Medien stehen hinter mir und in einigen Zeitungsartikeln wird immer wieder versteckt Kritik am Rat geübt, weil er eine Beziehung des Monarchen zu mir verbietet. Natürlich wird dies nicht offen gefordert, aber immer dann, wenn über das Krankenhaus oder einen besonders spektakulären Fall berichtet wird, kommt auch öfters ein Nebensatz darin vor, wie sehr mich das Volk liebt.

Mir ist so viel Aufmerksamkeit peinlich. Ich will doch nur den Menschen helfen. Natürlich hätte ich es gerne, wenn ich und Ahmed doch noch zueinander finden könnten. Aber, wenn es nicht geht, dann wird es das Schicksal wohl auch so vorgesehen haben.

Zum Glück konnte das Krankenhaus bisher nur Erfolge verzeichnen. Es gab noch keinen spektakulären Fall, bei dem etwas schief gelaufen wäre oder, bei dem wir den Patienten nicht mehr retten konnten. Gerade auch deshalb ist das provisorische Krankenhaus so gut von der Bevölkerung angenommen worden. Inzwischen funktioniert auch der Rettungsdienst und wir verfügen über gut ausgebildete Rettungssanitäter. Ich hoffe, dass auch die neue Struktur gut zu einem vollen Erfolg wird.

Endlich ist es so weit, Leyla, Mohammed, Amy und ich steigen in den Hubschrauber. Davud grüßt mich wie immer sehr freundlich. Der Flug an sich verläuft ruhig und wir landen auf dem Dach des Krankenhauses. Ich steige aus und stelle mich an den Rand der Landefläche. Wehmütig blicke ich über die Stadt, die vor uns liegt und darüber hinaus bis hinüber zu den Bergen, die in der Ferne zu sehen sind.

„Möge dieses Krankenhaus immer ein Segen für die Patienten sein", sage ich.

Amy kommt zu mir und legt mir ihren Arm auf die Schulter. Sie weiß wohl am besten, was in mir vorgeht. Sie war die letzten Jahre immer an meiner Seite und hat mich unterstützt, wo immer sie konnte.

„Egal, wie es mit uns, wie es mit dir und Ahmed weitergeht, du hast etwas Großartiges und Wichtiges für dieses Land geschaffen. Du kannst stolz auf dich sein."

„Ach Amy, du bist die beste Freundin, die ich je hatte und die ich mir vorstellen kann. Wie oft habe ich an mir und allem gezweifelt und du hast mir einfach in die Augen gesehen und gesagt, ich würde es schaffen. Weil ich wusste, dass ich mich dabei zu 110 Prozent auf dich verlassen kann, war mir klar, dass das stimmt und dass ich es tatsächlich schaffen würde. Wenn ich dich nicht gehabt hätte, wüsste ich nicht, was aus diesem Projekt geworden wäre."

„Freundinnen fürs Leben?", meint Amy. Sie ist gerührt, das merke ich.

„Freundinnen fürs Leben!", bestätige ich.

„Und jetzt los, wir müssen unser Krankenhaus eröffnen", grinst sie. „Hättest du das gedacht?"

Natürlich hätte ich mir das nie gedacht. Ich war davon ausgegangen, mich langsam hochzuarbeiten und irgendwann Oberärztin zu werden. Aber der Moment, in dem ich in dieses Unfallauto gekrabbelt bin, hat mein Leben definitiv verändert. Zu meinem Glück gehört nur noch, dass ich doch irgendwann mit Ahmed zusammenkomme. Es muss nicht heute sein, mir würde genügen, wenn es irgendwann sein würde.

Dafür ist aber jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Entschlossen hake ich mich bei Amy unter und wir nehmen zusammen mit den anderen den Fahrstuhl und fahren hinunter in die Eingangshalle. Dort warten bereits unzählige Menschen. Ich habe bewusst ein riesiges Buffet vorbereiten lassen und betont, dass jeder eingeladen ist. In einem Telefongespräch hat mir Ahmed zwar erklärt, dass dies dem Rat nicht besonders gefällt, mein Argument, dass es ein Krankenhaus für alle sein soll und deshalb alle herzlich zur Eröffnung eingeladen sind, hat ihn überzeugt.

Als ich aus dem Aufzug steige, jubelt mir die Menge zu. Ich mag nicht im Mittelpunkt stehen und dennoch freut es mich, dass sich die Menschen freuen. Das wird es ihnen leichter machen, ins Krankenhaus zu kommen.

Auf einem Podium stehen die elf Mitglieder des Rates sowie Achmed. Daneben sind mehrere Ehrengäste versammelt. Zum Glück hat diesen Teil Mohammed übernommen. Er kennt die Leute, die man einladen muss und er kennt die Gepflogenheiten. Ich will es mir schließlich nicht wegen einer schief gelaufenen Einladung mit wichtigen Leuten verscherzen.

„Meine Damen und Herren", beginnt Mohammed. „Wir sind heute zusammengekommen, um dieses Krankenhaus zu eröffnen. Ich bitte daher Frau Dr. Berner um ein paar Worte."

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