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Der Prinz 03

Geschichte Info
Mandy kämpft weiter um ihre Liebe.
32.1k Wörter
4.69
18.6k
19
0
Geschichte hat keine Tags

Teil 3 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 05/11/2021
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Die Monarchin

„Mandy, ich brauche dich, schnell!"

„Was ist denn, Chef?"

„Ein Kind wurde eingeliefert, wir müssen sofort operieren."

Seit einem Monat bin ich wieder in München. Ich habe seit meiner Abreise nicht mehr mit Ahmed gesprochen. Um ehrlich zu sein, war ich es, die den Kontakt abgebrochen hat. In der ersten Woche habe ich alle seine Anrufe ignoriert, in der zweiten Woche wurden es schon weniger und in der dritten scheint er resigniert zu haben. Seitdem herrscht Funkstille. Er hat mir zwar einmal die Woche einen Blumenstrauß geschickt, aber ich habe auch darauf nicht reagiert. Wozu auch? Er steht ja eh nicht zu mir. Da helfen die Blumen auch nichts mehr.

Ich habe wieder bei meinem alten Chefarzt einen Platz im Team bekommen und bin nun wieder voll in den Krankenhausbetrieb integriert. Die Oberärzte mögen mich nicht, da ich einen besonderen Draht zu meinem Chef habe. Ich bin ihm nicht nur seit der ersten Einlieferung von Ahmed zugeteilt, was allein schon für eine Assistenzärztin völlig unnormal ist. Ich darf auch bei Operationen assistieren, wo selbst Oberärzte Glück haben müssen, wenn sie diese Chance bekommen. Ich verstehe mich mit meinem Chef blendend. Ist das so schlimm?

Amy und ich wohnen weiterhin in der Villa. Der Botschafter von Darlam besucht uns fast täglich. Ich habe den leisen Verdacht, er handelt im Auftrag von Ahmed, der sichergehen will, dass es mir gut geht. Ich habe auch angeboten, auszuziehen, sobald wir eine passende Wohnung gefunden haben. Der Botschafter hat jedoch sofort abgewunken und gemeint, dass das überhaupt nicht in Frage käme.

Der Botschafter ist inzwischen zu einem väterlichen Freund geworden und ich habe herausgefunden, dass er sehr eng mit Ahmeds Vater befreundet ist. Möglicherweise kümmert er sich auch auf dessen Wunsch hin so um mich und Amy. Bei allen seinen Besuchen hat er den Krankenhausbau in Darlam nie angesprochen, aber ich habe den Eindruck, dass er trotz allem hofft, dass ich mich auch weiter noch darum kümmere. Allerdings habe ich persönlich keine Lust dazu. Natürlich würde mich die Aufgabe an sich auch weiterhin reizen. Keine Frage! Aber zu welchem Preis? Zu sehr würde mich das alles an Ahmed und meine immer noch ungebrochene Liebe zu ihm erinnern. Es wäre außerdem schwierig, ihm aus dem Weg zu gehen. In München besteht diesbezüglich kaum Gefahr.

„Ich komme!", rufe ich.

Ich übergebe Amy das Verbandszeug, das ich gerade in der Hand halte, weil ich einen Patienten zu Ende behandeln und den Verband selbst anlegen wollte. Das ist zwar unüblich, dass das der Arzt selber macht, ich jedoch möchte meinen Patienten bis zum Schluss versorgen und dazu gehören auch so banale Dinge, wie ein Verband. Aber nun kann ich nicht mehr, ich muss laufen. Amy nickt mir zu und schenkt mir ein Lächeln. Amy ist die allerbeste Freundin, die ich mir wünschen kann. Auch in dieser wirklich schweren Zeit hält sie immer noch zu mir und ist für mich da, obwohl sie nur wegen mir, Leyla nicht mehr so oft sehen kann.

„Danke!", sage ich aufrichtig.

Gleich danach eile ich zum OP-Bereich. Während ich mich wasche, versuche ich mich zu sammeln. Ich habe in diesen Tagen und Wochen gelernt, meine persönlichen Probleme auszublenden, wenn es wichtig wird. Für eine Operation muss ich ganz ruhig und mit mir im Reinen sein. Das bin ich den Patienten schuldig und das hilft auch mir, mich von meinem Liebeskummer abzulenken.

„Sie leiten die OP", bestimmt mein Chefarzt. „Ich assistiere."

„Was?"

„Sie haben schon richtig verstanden."

Er lächelt und scheint sich sehr zu amüsieren, weil ich wohl völlig belämmert dreinschaue. So etwas hat es doch noch nie gegeben, dass der Chefarzt assistiert. Was soll das jetzt?

„Warum?"

„Das Mädchen ist fünf Jahre alt und hat einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse. Er ist höchstwahrscheinlich gutartig, aber sehr verwachsen und extrem schwer zu entfernen. Da braucht es eine kleine Hand, die ruhig ist und einen Arzt mit einem sehr besonnenen Kopf."

„Aber sie sind sicher besonnener als ich."

„Der Kopf passt schon, aber meine Hand ist vermutlich etwas groß für das kleine Mädchen. Sie sind die einzige, der ich voll vertraue."

Ich bin perplex. Ich bin doch nur eine Assistenzärztin und wenn das die Runde macht, werden mich die Oberärzte nur noch mehr hassen, weil ich diese OP durchführen darf und nicht sie. Aber die Entscheidung ist seine und er meint es offenbar ernst.

„Danke für Ihr Vertrauen."

Mehr bringe ich im Moment nicht raus. Inzwischen habe ich mich auch schon fertig gewaschen. Gemeinsam gehen wir in den OP und lassen uns den Kittel und die Handschuhe anziehen. Dabei lächelt mir der Chef noch einmal aufmunternd zu.

„Na dann, los!", sage ich entschlossen.

Die Operation kann beginnen. Mit dem Öffnen der Bauchdecke fällt auch jegliche Nervosität von mir ab. Da wir minimalinvasiv arbeiten, ist der Schnitt nur ganz klein, von ihm aber hängt das Leben dieses Mädchens ab. Konzentriert und nur in Sorge um die kleine Patientin, arbeite ich mich bis zum Tumor vor. Er ist tatsächlich verdammt verwachsen und es kostet mich sehr viel Geduld und Präzision, ihn vollständig zu erwischen, ohne dabei etwas anderes zu verletzten. Schlussendlich aber gelingt es mir und ich bin unglaublich stolz auf mich.

„Wie aus dem Lehrbuch. Sie sind eine verdammt gute Chirurgin", lobt mein Chef.

Ich bin ihm dankbar. Auch wenn die Operation langwierig, anstrengend und ermüdend war, so hat sie mir doch drei Stunden Ablenkung von meinem Schmerz ermöglicht und das Wissen, damit das Leben der Kleinen gerettet zu haben, ist unbeschreiblich.

---

Ein paar Stunden später ruft mich der Chefarzt zu sich. Natürlich eile ich zu ihm.

„Wir schauen nach Klara."

„Klara?"

„Das Mädchen, das sie an der Bauchspeicheldrüse operiert haben."

„Ah, sie war das. Wie geht es ihr?"

„Sie müsste inzwischen aufgewacht sein."

Wir gehen zum Patiententrakt und erkundigen uns nach dem Zimmer, in welches das Mädchen in der Zwischenzeit verlegt worden ist. Etwas aufgeregt betrete ich zusammen mit meinem Chef das Zimmer. Im Bett liegt ein blondes Mädchen, das mit ihren wirren Haaren einfach nur süß ausschaut. In einem Stuhl neben dem Bett sitzt der Vater, die Mutter sitzt auf der Bettkante und hält die Hand der Kleinen.

„Hallo Klara?", sage ich. „Wie geht es dir?"

„Ich habe Durst."

„Ich hole dir etwas."

Ich eile aus dem Zimmer. Von einer Krankenschwester lasse ich mir eine kleine Flasche stilles Wasser und einen Strohhalm geben. Dann kehre ich zurück zu Klara.

„Du darfst nach der Operation nur ganz kleine Schlucke machen, gerade so, dass dein Mund feucht wird. Zuviel ist nicht gut, wegen der Narkose. Die schlägt etwas auf den Magen. Aber nichts trinken und Durst leiden ist auch nicht cool", erkläre ich ihr.

„Ich mache nur ab und zu einen kleinen Schluck", verspricht sie.

„Das ist gut so", antworte ich. Dabei wuschle ich ihr durch die ohnehin schon zerzausten Haare und sie lächelt mich freundlich an.

„Ich mag dich!", sagt sie.

„Danke", antworte ich. „Ich dich auch."

„Danke Schwester", meint die Mutter. Dann wendet sie sich an meinen Chef. „Danke auch Ihnen. Es war für mich sehr beruhigend, dass der Chefarzt persönlich meine kleine Maus operiert hat."

„Ich habe nur assistiert. Operiert hat Frau Dr. Berner. Sie ist die Beste."

Überrascht schaut mich die Mutter an und wird rot im Gesicht. Ihr wird vermutlich bewusst, dass sie mich als Schwester bezeichnet hat. Zum Glück rettet Klara die Situation.

„Dann warst du mein Schutzengel", meint sie. Dabei strahlt sie.

„Dein Schutzengel hat meine Hand geführt. Er hat dich ganz fest lieb, wie deine Mama und dein Papa."

Bei diesen Worten streiche ich eine der blonden Strähnen hinter ihr Ohr und lächle sie an. Sie hat zwar Mühe, mich anzulächeln, sie macht es aber, so gut sie kann.

„Du bist eine ganz tapfere Maus und ich bin froh, dass ich dir helfen konnte."

Wir verabschieden uns von Klara und ihren Eltern. Auf dem Rückweg macht sich eine Zufriedenheit in mir breit, die man nur spüren kann, wenn man einem Menschen geholfen hat.

„Ich weiß, wie gerne Sie das Krankenhaus in Darlam aufgebaut hätten. Aber auch hier können Sie noch viel bewirken. Wie sie mit der Kleinen umgegangen sind, hat mich sehr berührt."

„Ich bin nur froh, dass ich ihr helfen durfte."

---

Da meine Schicht zu Ende ist, suche ich nach Amy, die ebenfalls Feierabend hat, um zusammen mit ihr, nach Hause fahren zu können. Amy und ich haben fast immer die gleiche Schicht. Auch das ist ein Privileg, das ich meinem Chefarzt zu verdanken haben. Mein Zusammentreffen mit Ahmed hat mein Leben in sehr vielen Bereichen verändert, nur da nicht, wo ich es mir am meisten gewünscht hätte. Mir ist klar, dass ich wohl nie mit ihm zusammen sein kann. Mein Kopf weiß das schon lange, allerdings ist es nur so verdammt schwer, auch das Herz davon zu überzeugen.

Wie immer fahren wir mit der S-Bahn zur Villa. Sie liegt im Diplomatenviertel. In der Straßenbahn treffen wir fast nur Bedienstete der Botschaften. Es herrscht kaum Gedränge und alle verhalten sich ruhig. Randalierern, Besoffenen oder anderen Störenfrieden begegnet man hier ganz selten. Deshalb sitze ich, wie fast immer, neben Amy und versuche herunterzukommen. Ihr scheint es gleich zu gehen. In der Straßenbahn sprechen wir normalerweise kaum. Erst zu Hause kommt dann das Gespräch wieder in Gang und wir erzählen uns, was uns an diesem Tag besonders bewegt hat.

Als wir die letzten Meter zur Villa laufen, bricht Amy allerdings das Schweigen. Sie lächelt dabei.

„Du hast eine Operation geleitet und der Chefarzt hat assistiert?"

„Macht das schon die Runde?"

„In der gesamten Klinik gibt es kein anderes Thema. Du bist die Heldin."

„Die Heldin?"

„Die Sekretärin vom Alten hat gemeint, er habe sich nicht getraut, diesen Eingriff durchzuführen."

„Das ist doch Blödsinn."

„Warum hat er dann dich operieren lassen?"

„Weil ich die kleineren Hände habe?", stelle ich eine Gegenfrage.

„Das hat er dir erzählt?"

„Das ist doch eine Tatsache."

„Mag schon sein, aber so groß ist der Unterschied dann auch wieder nicht. Die OP ist doch mikroinvasiv, da musst du nicht mit den Händen in den Bauchraum", kontert Amy. „Du solltest nicht alles glauben, was man dir erzählt."

„Was soll das schon wieder heißen?"

„Du solltest die Dinge lieber hinterfragen."

„Aha und was noch bitte schön?"

„Dein Verhältnis zu Ahmed."

„Mann, Amy, er hat nicht die Eier, zu mir zu stehen. Was soll ich da noch hinterfragen?"

„Ja, was soll sie da noch hinterfragen? Ihm zeigen, dass zumindest du Eier in der Hose hast?", sagt plötzlich eine männliche Stimme hinter uns.

Erschrocken drehen wir uns beiden um. An ihrem überraschten Gesicht erkenne ich, dass auch Amy keine Ahnung hatte, dass jemand hinter uns ist. Als ich allerdings sehe, wer sich da einmischt, bleibt mir erstrecht die Sprache weg.

„Excellenz!", entfährt es mir.

„Für dich immer noch Mohammed", grinst er breit.

„Schön dich zu sehen!"

Dabei falle ich ihm um den Hals. Mir ist klar, dass wir uns zwar nähergekommen sind und uns zum Schluss recht gut verstanden haben. Trotzdem waren wir dann doch nicht so eng, dass ich ihm um den Hals fallen sollte. Aber er ist Ahmeds Vater und ihn zu umarmen gaukelt mir ein ganz kleines Bisschen vor, ich würde den Mann umarmen, den ich über alles liebe.

„Nicht so stürmisch, junge Frau", grinst er mich breit an.

Dann nimmt er mich um die Taille und wir setzen den Weg zur Villa fort. Ich hätte nie gedacht, jemals so froh zu sein, Ahmeds Vater zu sehen.

„Was führt dich nach München?"

„Du hast mich doch eingeladen."

„Ja, stimmt. Ich dachte nur ..."

„Was dachtest du? Dass ich mich davon beeinflussen lasse, was mein Sohn macht? Ob er zu dir steht oder nicht ist seine Sache, ich aber bin erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen."

„Ich bin echt froh, dass du da bist", gestehe ich ehrlich.

„Ich bin auch froh, dass ich hier bin."

„Weiß Ahmed davon?"

„Nein, ich muss ihm ja nicht alles erzählen. Bin schließlich alt genug", grinst er schelmisch.

„Das musst du nicht, da hast du Recht", grinse nun auch ich.

Je näher ich diesen Mann kennenlerne, umso sympathischer wird er mir. Anhand Ahmeds Erzählungen hatte ich ihn anfangs für einen strengen und sehr altmodischen Griesgram gehalten. Inzwischen aber muss ich mir eingestehen, dass er wohl nur eine Rolle zu spielen hatte. Seit er nicht mehr Monarch ist, kann er endlich wieder sein, wie er wirklich ist. Dass er mich besuchen kommt, bedeutet mir wirklich viel. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das eines Tages so wichtig sein könnte.

„Ich habe Fehler gemacht", meint er plötzlich. Überrascht schaue ich ihn an.

„Wie meinst du das?"

„Ich habe mich den Traditionen gebeugt. Ich habe nicht versucht, das Land zu ändern."

„Es war vermutlich auch noch nicht die Zeit dafür."

„Anfangs vielleicht nicht. Aber in den letzten Jahren hätte ich beginnen müssen, Ahmed den Weg zu ebnen. Aber ich war müde und bequem. Ich hatte nicht den Mut, Veränderungen einzuleiten. Wohl auch deshalb habe ich mir gedacht, ich überlasse es ihm. Der Junge wird es schon richten."

„Aber Ahmed macht es jetzt. Er wird das Land modernisieren", werfe ich ein.

„Um welchen Preis?"

„Wie, um welchen Preis?", frage ich überrascht.

„Ich fürchte, er traut sich nicht gegen den Rat aufzumucken, weil ich es nie gemacht habe."

„Du meinst, du warst ein schlechtes Beispiel? Das glaube ich nicht."

„Ich hätte den Rat zumindest manchmal in die Schranken weisen müssen, dann wäre er jetzt nicht so stark."

„Genauso wie du hättest beginnen müssen, dich gegen den Rat aufzulehnen, so muss es nun halt Ahmed tun. Nun muss eben er damit anfangen. Das ändert wenig an der Sache."

„Du bist so lieb", meint er. Dabei streicht er mir zärtlich mit der Hand über die Wange. „Aber der alte Mann weiß, was er falsch gemacht hat."

„Du wirst sicher auch deine Fehler gemacht haben und Ahmed hätte es möglicherweise etwas leichter, seine Ideen umzusetzen", antworte ich ihm. „Aber es geht einzig und allein darum, dass er nicht zu mir steht. Das hat wenig bis gar nichts mit dir zu tun."

„Es ist nicht so leicht für ihn."

„Das ist mir schon klar. Aber er hat nicht einen Moment überlegt, er hat nicht mit mir gesprochen, wie ich die Sache sehe. So haben wir nie eine Zukunft, unabhängig vom Rat. Ich kann nicht mit einem Mann zusammen sein, der einfach über meinen Kopf hinweg so wichtige Entscheidungen trifft."

„Bei Euch beiden prallen zwei völlig unterschiedliche Welten aufeinander. Genauso wie Ahmed lernen müsste, dich als gleichwertige Partnerin zu sehen, müsstest du etwas Geduld mit ihm haben."

„Das ist jetzt ja nicht mehr das Problem. Wir sind nicht mehr zusammen", antworte ich etwas schnippisch.

„Du willst aufgeben?"

„Was soll ich sonst?"

„Kämpfen?"

„Wie kämpfen?"

„Du liebst ihn ja noch immer. Das sehe ich allein schon daran, wie dich sein Verhalten immer noch aufregt", lächelt er. „Lass dir eines gesagt sein, es ist noch nicht alles verloren."

Ich hebe die rechte Augenbraue an. Der bereits etwas ältere Mann hat ein verschlagenes Lächeln um die Lippen. Ich bin mir sicher, er führt etwas im Schilde.

„Was heckst du aus?", frage ich deshalb direkt.

„Lass uns drinnen weiterreden. Am besten im Garten. Da sind wir ungestört."

Ich stimme seinem Vorschlag zu und wir gehen etwas schneller. In der Villa wartet der Botschafter auf Mohammed. Die beiden umarmen sich.

„Du hast sie getroffen?"

„Ja, unsere Wege haben sich gekreuzt."

„Habt ihr schon gesprochen?"

„Sei nicht so voreilig", lächelt Mohammed gütig. „Danke, dass du so gut auf sie aufpasst."

„Er passt auf uns auf?", frage ich empört.

„Jemand muss es ja machen", antworten beide gleichzeitig.

Sie schauen sich gegenseitig an und müssen selbst darüber lachen, wie synchron sie geantwortet haben. Selbst der Tonfall war derselbe. Daran erkenne ich, wie gut sich die beiden verstehen.

Als wir die Villa betreten, gehe ich mit dem Botschafter voraus, Amy und Mohammed folgen uns mit etwas Abstand. Ich habe den Eindruck, Mohammed hat das irgendwie eingefädelt, denn mir kommt es so vor, als würde er meiner Freundin bewusst den Weg etwas verstellen, damit sie zurückbleiben muss.

„Und du bist also Amy", höre ich ihn sagen.

„Ja, Eure Excellenz", meint Amy schüchtern.

„Sag doch auch Mohammed zu mir, zumindest, wenn wir allein oder unter uns sind."

„Das ist mir eine Ehre."

„Sei gut zu meinem Mädchen", sagt Mohammed.

„Mandy ist meine Freundin. Natürlich passe ich auf sie auf."

„Ich meine nicht Mandy, die ist stark genug und ich weiß, dass du eine gute Freundin bist. Ich spreche von meiner Tochter."

„Von Leyla?", höre ich Amy mit piepsiger Stimme sagen.

Ich kenne sie gut genug, um zu wissen, dass ihr in diesem Moment das Herz in die Hose gerutscht ist.

„Was ist mit ihr?", versucht Amy so unschuldig wie möglich zu fragen.

Mohammed lacht laut auf. Nun muss ich mich kurz umdrehen und bin erstaunt. Er grinst, wie ein kleiner Schelm. Amy hingegen ist die Angst, aufgeflogen zu sein, ins Gesicht geschrieben.

„Glaubst du wirklich, ich würde meine Tochter nicht kennen?", meint er gelassen.

„Das würde ich nie glauben", meint Amy kleinlaut.

„Ich kenne schon lange ihre Neigungen und ich habe mit Freude festgestellt, dass sie nun doch schon einige Zeit mit dir zusammen ist. Zwischen Euch ist es ernst!"

„Das ist es", gibt nun Amy zu. „Aber wie hast du das erraten. Wir waren doch vorsichtig."

„Das wart ihr, daran besteht kein Zweifel", grinst Mohammed. „Aber seine Blicke kann man nicht verbergen. Die Augen sind der Spiegel der Seele. Ich musste nur in den Augen meiner Tochter lesen und habe verstanden, dass sie dich liebt, wie noch nie einen Menschen zuvor."

Ich bin gerührt von dem Mann. Er nimmt nämlich Amy in den Arm und zieht sie an sich. Er meint es ernst, er ist um das Wohl seiner Tochter echt besorgt.

„Danke!", haucht Amy nur. Sie ist überwältigt.

Den Arm um Amys Schulter gelegt, gehen die beiden ins Wohnzimmer. Der Botschafter und ich folgen ihnen. Eine Angestellte bringt uns eine Erfrischung. In dem Moment geht die Tür auf und Susanne kommt herein, die ihre Tochter Manuela von der Schule abgeholt hat.

„Ja, wen haben wir denn da?", meint Mohammed.

Meine Schwester und meine Nichte schauen den älteren Herrn ehrfürchtig an. Unbestritten hat Mohammed eine sehr charismatische Ausstrahlung.

„Eure Excellenz, darf ich vorstellen, das sind meine Schwester Susanne und meine Nichte Manuela, sie wohnen vorübergehend bei uns in der Villa", stelle ich vor. „Das ist Ahmeds Vater, der frühere Monarch von Darlam."

„Es ist mir eine Ehre", haucht Susanne schüchtern. So habe ich sie noch nie gesehen. Meine Nichte sagt gar nichts mehr. Sie blickt nur verwundert zu ihrer Mutter und ist wohl etwas irritiert. Ich glaube, sie hat sie selten so sprachlos gesehen.

„Mich freut es auch, Euch kennen zu lernen. Ich habe schon von Euch gehört", meint er und schaut zum Botschafter.

Sie lächeln sich an und plötzlich kommt mir ein Verdacht. Das war kein Blick zwischen irgendwelchen Freunden. Da lag Zuneigung drinnen. Das kann doch nicht sein.

„Sie besuchen München?", erkundigt sich Susanne kleinlaut.

„Ich besuche Mandy und Amy, die mir sehr ans Herz gewachsen sind und für mich bereits zur Familie gehören", antwortet er.

Susanne verhält sich überraschend ruhig. Sie zieht sich auch schnell wieder zurück und lässt uns allein.

„Gehen wir in den Garten?", wendet sich Mohammed an mich.

„Gerne!", antworte ich und erhebe mich.

Eine Zeit lang schlendern wir durch den Park und sagen nichts. Offenbar legt sich jeder von uns die Worte zurecht.

„Ahmed hatte es nicht leicht. Tagelang haben die Zeitungen über Euch berichtet."

„Mein Gott, sie hatten uns ein Mal erwischt, draußen in der Wüste. Wer denkt da an Papparazzi?"