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Der Prinz 03

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Er gibt mir noch einen innigen Kuss und lässt sich dann zur Seite rollen. Auch er ist verschwitzt und außer Atem. Aber er ist genauso glücklich und befriedigt wie ich.

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Ich erwache und spüre ein heftiges Ziehen zwischen den Beinen. Ich liege mit weit gespreizten Schenkeln auf dem Bett und atme heftig. Meine rechte Hand ist komplett verschleimt. Ich schaue mich um, kann aber niemanden sehen. Ich bin allein im Zimmer und es gibt auch kein Anzeigen dafür, dass Ahmed im Bad sein könnte. Die Tür steht offen und kein Geräusch ist zu hören.

Ich brauche einige Zeit, bis ich meine Atmung einigermaßen unter Kontrolle habe. Auch meine Erinnerung kehrt allmählich zurück. Der geile Sex mit Ahmed ist das Erste, an das ich mich erinnere. Aber, wo ist er? Hat er sich schon wieder aus dem Staub gemacht? Musste er dringend weg? Aber warum ist meine Hand so verschleimt. Auch meine Muschi ist noch ganz in Aufruhr, so als hätte er mich gerade eben genommen. Lang kann es nicht her sein, sonst hätte ich mich auch wieder beruhigt.

Langsam, langsam kommt mir ein Verdacht. Kann es sein, dass ich das alles nur geträumt habe und mich dabei selbst verwöhnt habe. Die noch immer patschnasse Fotze und meine verschleimte Hand lassen genau das vermuten. So wie ich das in Erinnerung habe, kam Ahmed am Abend zu mir und wir haben miteinander geschlafen. Warum also bin ich noch immer feucht?

Ich erhebe mich und schaue im Bad nach. Doch, wie ich schon befürchtet hatte, ist dort niemand. Enttäuscht drehe ich die Dusche auf und stelle mich darunter. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir breit. Er fehlt mir! Verdammt, er fehlt mir wirklich sehr, wenn ich schon davon träume, wie er mich fickt.

Ich sinke auf den Boden der Dusche und lasse das Wasser einfach weiterhin auf mich niederprasseln. Enttäuschung macht sich in mir breit. Enttäuschung, dass dieses wunderschöne Erlebnis nur geträumt und nicht Wirklichkeit war. Ich wünsche mir so sehr, dass wir wieder zueinander finden. In München habe ich es halbwegs geschafft, etwas Abstand zu Ahmed zu bekommen, auch wenn die Gefühle für ihn ungebrochen sind.

Ihn gestern im Hof zu sehen, hat alles wieder aufgewirbelt. Die Mauer, die ich um meine Gefühle zu ihm so mühevoll habe aufbauen können, hat er mit einem Blick in meine Augen in wenigen Sekunden zum Einreißen gebracht. Mir drängt sich eine Frage auf, die wohl entscheidend sein dürfte: Werde ich es schaffen, hier zu arbeiten? Schaffe ich es zu wissen, dass er ganz in meiner Nähe ist und ich ihm möglicherweise über den Weg laufe? Ich überlege eine Weile und komme dann zum Schluss, dass ich keine Antwort darauf habe. Ich bin überfordert und ich weiß nicht, ob ich dieser Situation gewachsen bin.

Nach einiger Zeit klopft es an der Zimmertür. Da die Tür zum Bad offen ist, höre ich es trotz des immer noch auf mich niederprasselnden Wassers.

„Ja, wer ist da?"

„Ich bin´s, Clarissa. Es ist Zeit für das Frühstück."

„Kannst du einen Moment warten, ich komme gleich."

In Windeseile stehe ich auf, seife mich ein, dusche mich ab und verlasse die Dusche. Ich trockne mich notdürftig ab und wickle das Handtuch um meinen Körper. Dann eile ich zur Tür und öffne sie.

„Guten Morgen, gut geschlafen?", erkundigt sie sich.

„Guten Morgen", antworte ich. „Es geht."

„Ahmed ist noch gestern in die Stadtresidenz gezogen. Er will wohl vermeiden, dass Ihr Euch begegnet."

„Das ist vermutlich auch besser so."

Damit ist auch der letzte Zweifel ausgeräumt. Der Sex mit ihm war nur ein Traum, er war aber dennoch traumhaft, für mich jedenfalls.

„Alle im Palast bedauern dich", meint Clarissa.

„Sie bedauern mich?"

„Ja, weil der Rat etwas dagegen hat, dass du und Ahmed ein Paar werdet."

„Ich bin eben eine Ungläubige und vermutlich hat der Rat auch Angst, ich würde zu viel ändern wollen. Schließlich komme ich aus einem Land, wo vieles anders läuft."

„Aber genau das braucht unser Land."

„Dein Land braucht einen starken Monarchen, der die Veränderungen herbeiführt. Ich kann Ahmed ein Stück weit verstehen."

„Er ist ein Weichei!", meint sie bestimmt. „Er hätte zu dir und zu seiner Liebe stehen müssen. Ich habe meinen Respekt vor ihm verloren."

Ich bin überrascht. Clarissa ist sonst sehr zurückhaltend und ein sehr ausgeglichener Mensch. Diese Vehemenz hätte ich ihr nicht zugetraut.

„Denken das auch andere?"

„Alle, die ich kenne."

„Ahmed liebt sein Land, das darfst du nie vergessen. Er will etwas verändern."

„Dann sollte er das mit dir zusammen machen."

„Es bringt dem Land nicht viel, wenn er sich in Grabenkämpfe mit dem Rat verzettelt. Ich weiß nicht, wie ich mich an seiner Stelle entschieden hätte. Vermutlich ähnlich, wie er."

Clarissa schaut mich überrascht an. Sie ist von meinen Worten sichtlich irritiert.

„Er will das Beste für sein Land. Seit vielen Jahren wartet er auf die Gelegenheit und nun wird er vor die Wahl gestellt. Für ihn ist das alles nicht so einfach", versuche ich zu erklären.

„Du meinst, er sieht nur diese zwei Möglichkeiten, entweder er bekommt dich oder die Chance, sein Land zu verändern."

„Ich glaube, das ist das, was er glaubt. Männer sind da recht einfach gestrickt."

„Wir Frauen aber nicht", grinst sie. Dabei zwinkert sie mir zu.

„Nein, wir Frauen nicht. Wir suchen nach einer Lösung."

„Und, hast du schon eine?"

„Noch nicht. Aber ich werde mich dem Bau des Krankenhauses widmen. Damit kann ich etwas für das Land und die Menschen hier tun und wer weiß, ob sich dabei nicht die Gelegenheit bietet, auch bei der anderen Sache etwas weiterzubringen."

„Sag, wenn ich dir dabei helfen kann."

„Du hast mir schon sehr geholfen. Danke!"

„Wofür, ich habe nichts getan?", meint sie überrascht.

„Du hast mich zum Nachdenken gebracht. Ich sehe die Sache nun etwas klarer und habe wieder Mut bekommen, für unser Glück zu kämpfen."

Spontan umarme ich Clarissa. Sie ist zunächst überrascht und steht etwas steif da, dann aber lässt sie sich auf die Umarmung ein und drückt auch mich an sich.

„Immer gerne!", meint sie und kichert.

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Nach dem Frühstück fliege ich zum Platz, an dem das Krankenhaus entstehen soll. Ich habe mich dort mit dem Architekten verabredet. Ich will mir ein Bild von den Fortschritten machen. In der Zeit, in der ich mich nach München zurückgezogen habe, sind die Arbeiten nur sehr schleppend und halbherzig weitergegangen.

Als der Hubschrauber landet, kommen mehrere Herren auf uns zu. Der Pilot lächelt mir aufmunternd zu. Er sagt zwar nichts, aber er hilft mir damit mehr, als er vermutlich ahnt. Schließlich war ich das letzte Mal, als ich hier war, noch mit Ahmed zusammen. Ich kann mich auch noch gut an den Kuss zwischen irgendwelchen Baracken erinnern.

Die Baracken sind genauso weg, wie meine Nähe zu Ahmed. Der Platz ist komplett eingeebnet und in den Boden sind Holzpflöcke mit farbiger Markierung gerammt worden. Sie dürften anzeigen, wo der Grund ausgehoben werden soll.

„Frau Dr. Berner, schön, Sie wieder hier begrüßen zu dürfen", empfängt mich Wiener.

„Weit sind Sie noch nicht gekommen", grinse ich.

„Ich musste erst ihren letzten Änderungswunsch in den Plan einfügen."

„Die Tiefgarage?"

„Ja, genau die."

„Ist doch sinnvoll, in einem Land, wo die Sonne sehr heiß vom Himmel brennt, die Autos unter die Erde zu verbannen?"

„Sie haben, wie fast immer, recht", grinst er.

„Nur fast immer?", frage ich lachend und hebe dabei eine Augenbraue an.

Auch der Architekt grinst. Wir verstehen uns und zum Glück stellt er keine Fragen zu meinem aktuellen Beziehungsstatus. Ich lasse mir die Fortschritte erklären und wir schlendern über das Gelände. Plötzlich hallt ein Schmerzensschrei über die Baustelle. Schnell schaue ich mich um und sehe, dass ein Arbeiter ganz in der Nähe neben einem Bagger liegt. Soweit ich es erkennen kann, hat er eine stark blutende Wunde am rechten Bein.

„Rufen Sie einen Krankenwagen! Schnell!", rufe ich Wiener zu.

Dann laufe ich auch schon auf den Verletzten zu und knie mich neben ihm auf den Boden.

„Bleiben Sie ruhig, ich schaue mir das an. Ich bin Mandy. Wie heißen Sie?", sage ich zu dem Verletzten.

„Ich heiße Ali. Bitte retten Sie mich. Ich habe eine Frau und zwei kleine Kinder. Die brauchen doch ihren Vater."

„So weit wollen wir es doch nicht kommen lassen. Kopf hoch Ali", mache ich ihm Mut.

Während ich mit ihm rede, schaue ich mir die Blutung genau an. Er muss sich an der Oberschenkelarterie verletzt haben. Das Blut wird in Schüben aus der Wunde gepresst. Ich zögere nicht lange, ziehe meinen Gürtel aus der Hose und binde den Oberschenkel ab.

„Merken Sie sich 10:42 Uhr."

„Wozu?"

„Da haben wir die Blutzufuhr unterbrochen. Zu lange darf das nicht sein."

In dem Moment kommt ein normaler Wagen auf uns zu. Der Mann darin schaut mich misstrauisch an. Ich drehe mich zu Wiener um.

„Wo bleibt die Rettung?"

„So etwas gibt es hier nicht. Sie haben nur einen Medizinmann geschickt."

„Na super!", entkommt mir.

Der Mann ist inzwischen ausgestiegen und kommt zu uns herüber. Dabei beeilt er sich nicht sonderlich. Allein damit hat er bei mir schon verschissen.

„Was haben wir denn da?", erkundigt er sich.

„Die Oberschenkelarterie ist durchtrennt. Haben Sie etwas, um die Wunde zu nähen?"

„Eine Oberschenkelarterie nähen? Wie soll das gehen?", erkundigt er sich.

„Was würden Sie denn sonst machen?"

„Ich würde dem Mann Baldrian zur Beruhigung geben."

„Zur Beruhigung? Und die Arterie?"

„Sie haben das Bein doch schon abgebunden."

„Ja, und wenn wir nicht schnell handeln, stirbt es ab."

„Und danach nehmen wir das Bein ab", meint er seelenruhig.

„Sie warten darauf, dass Sie das Bein abnehmen können?"

„Ich darf das Bein nicht verlieren. Wie soll ich sonst meine Familie ernähren?", jammert Ali.

„Keine Sorge, Sie werden das Bein nicht verlieren", versichere ich ihm und halte dabei seine Hand zur Beruhigung.

„Wie können Sie so etwas versprechen? Das ist unverantwortlich!", erhitzt sich der Medizinmann.

Ich schenke ihm aber keine Beachtung mehr. Mir ist klar, dass ich das selbst in die Hand nehmen muss. Ich nehme mein Handy und wähle die Nummer des Piloten. Ich gebe ihm Anweisung, sofort zu uns zu kommen und mit laufenden Rotoren zu warten, bis wir den Mann verladen haben. Gleich danach rufe ich Clarissa im Palast an, damit sie meine Ärztetasche in den Innenhof bringt, wo sie auch einen längeren Tisch organisieren soll, auf dem ein Mann Platz hat.

Der Medizinmann schaut mich aufgebracht an. Er scheint mitbekommen zu haben, was ich vorhabe.

„Sie wollen den Mann mit dem Hubschrauber transportieren?"

„Ja, warum nicht. Das wird bei uns ständig gemacht."

„Zum Palast?"

„Ja, weil ich ihm dort helfen kann."

„Sind Sie von allen guten Geistern verlassen. So etwas hat es noch nie gegeben!", meint er völlig entrüstet.

„Dann wird es das erste Mal sein. Ist mir scheißegal. Ich will das Bein des Mannes retten."

„Und lassen ihn zum Palast fliegen?"

„Warum nicht, wenn es sein muss."

„Aber er ist nur ein gewöhnlicher Arbeiter", kontert er.

Ich brauche einige Zeit, um zu realisieren, was er mir damit wohl sagen wollte. Jetzt hat er mich dort, wo ich zur Furie werde.

„Ali hat das gleiche Recht, wie Sie und jeder andere, behandelt zu werden. Ich bin Ärztin geworden, um Menschen zu helfen und da ist mir egal, was er ist oder was er hat. Ich helfe jedem und darauf habe ich einen Eid abgelegt."

Die Arbeiter haben sich inzwischen um uns versammelt. Sie beobachten meinen Streit mit dem Medizinmann sehr aufmerksam. Als der Hubschrauber im Landesanflug ist, machen sie sofort Platz.

„Ich brauche zwei oder drei starke Männer, die Ali in den Hubschrauber heben. Wer ist dazu bereit?"

Alle recken die Hand in die Höhe. Sie alle wollen helfen.

„Es wäre mir eine große Ehre", sagt ein Mann neben mir.

„Dann helfen sie", antworte ich.

Ich zeige noch auf zwei weitere Männer und zusammen tragen sie Ali vorsichtig zum Heli.

„Setzt ihn auf den Rücksitz", weise ich sie an.

Sobald Ali drinnen ist, klettere ich zu ihm. Schnell setze ich ihm und mir die Kopfhörer auf. Dann wende ich mich an den Piloten, der bereits dabei ist abzuheben.

„Fliegen Sie uns zum Palast und landen Sie im Innenhof, wo wir immer landen. Bitte schnell, es zählt jede Minute."

„Ich fliege", meint er und grinst etwas über seinen Scherz.

Aber auch Ali muss grinsen, obwohl er sich große Sorgen macht. Ich halte seine Hand und rede ihm beruhigend zu. Mehr kann ich im Augenblick nicht für ihn tun.

„Du bist in den besten Händen. In ganz Darlam findest du niemanden, der dich besser versorgen könnte", beruhigt auch der Pilot den Patienten.

„Du wärst ein guter Pilot für einen Rettungshubschrauber", wende ich mich an den Piloten.

„Wenn Sie dabei sind, jederzeit!"

„Sag du zu mir, ich bin Mandy."

„Das ist mir eine große Ehre, ich bin Davud."

„Wenn man zusammen einen Rettungseinsatz durchführt, dann muss man sich duzen", grinse ich.

„Wenn du das sagst", grinst er zurück.

Wir sind auch schon da und Davud setzt zur Landung an. Im Hof haben sich bereits zahlreiche Bedienstete versammelt. Wir setzen in der Nähe eines längeren Tisches auf, den Clarissa hat bereitstellen lassen. Ich zeige auf zwei Bedienstete und weise sie an, Ali aus dem Hubschrauber zu heben und auf den Tisch zu legen.

„Welche Uhrzeit solltest du dir merken?", frage ich Ali.

„10:42 Uhr", antwortet er.

„Gut, es ist jetzt in einer Minute elf Uhr. Wir liegen noch gut in der Zeit."

Clarissa eilt auf mich zu und hat dabei meine Arzttasche in der Hand. Als ich sie ihr abnehme, fällt mir auf, dass sie ein besorgtes Gesicht macht.

„Was ist los?"

„Du hast einen ganz normalen Arbeiter in den Palast gebracht? Ohne Erlaubnis?"

„Von wem?"

„Vom Monarchen oder eventuell von seinem Vater."

„Darum kümmere ich mich später."

„Du kennst die Regeln des Palastes wohl nicht?"

„Die sind mir im Moment egal. Es geht darum, einem Menschen zu helfen."

Ich nehme die Schere aus der Tasche und schneide die Hose auf, um die Verletzung freizulegen. Dann ziehe ich eine Spritze mit einer örtlichen Betäubung auf und spritze die Flüssigkeit mehrmals um die Wunde herum unter die Haut. Die Umstehenden schauen neugierig zu. So etwas haben sie mit Sicherheit noch nie gesehen. Es ist absolut still, man könnte eine Nadel zu Boden fallen hören. Nur das leichte Wimmern des Patienten ist zu hören.

Aus dem Augenwinkel heraus beobachte ich, dass auch Ahmeds Vater auf uns zukommt. Auch er schaut mir neugierig zu.

Ich desinfiziere großzügig den gesamten Bereich um die Wunde, nehme das Skalpell zur Hand, öffne die Wunde, damit ich an die Arterie herankomme und beginne diese vorsichtig zu nähen. Unter diesen Umständen ist ein Eingriff dieser Art etwas schwierig und sicher nicht so optimal, wie in einem OP, aber eine andere Chance hat Ali nicht.

Als die Arterie endlich wieder zusammengenäht ist, reinige ich die Wunde und lockere langsam den Gürtel. Ich beobachte dabei genau die genähte Arterie. Sie hält dicht und mir fällt ein Stein vom Herzen. Ich löse den Gürtel nun komplett und mache mich daran, auch die Fleischwunde zu vernähen, damit sie besser heilen kann. Dann lege ich noch einen Verband um die Wunde und schließe damit meine Arbeit ab.

Alle schauen mich gespannt an. Erst als ich mich strecke und die Leute langsam verstehen, dass ich meine Arbeit abgeschlossen habe, beginnen die Umstehenden zu reden.

„Hallo, Eure Excellenz", grüße ich Ahmeds Vater.

„Mandy, was hast du da gemacht?"

„Ich habe dem Mann das Bein gerettet. Bei einem Unfall auf der Baustelle des Krankenhauses hat er sich die Oberschenkelarterie durchtrennt."

„Dann wird er wohl sein Bein verlieren."

„Wird er nicht."

„Wie das?"

„Ich habe die Arterie zusammengenäht und in ein paar Tagen wird er wieder ganz normal gehen könnten. Er bräuchte allerdings ein paar Tage absolute Ruhe."

„Du möchtest ihn in einem der Zimmer des Palastes unterbringen?"

„Wenn das möglich wäre. Noch haben wir kein Krankenhaus."

Mir fällt auf, dass die Umstehenden unserem Gespräch gespannt folgen. Mir fällt nun auch wieder ein, dass ich, laut Clarissa, Ali gar nicht hätte hierherbringen dürfen. Mohammed schaut mich nachdenklich an.

„Dir ist schon klar, dass du den Mann gar nicht hättest in den Palast bringen dürfen?"

„Das wurde mir erst gesagt, als er schon auf dem Tisch lag. Aber was für eine bescheuerte Regel ist das denn?"

Die Umstehenden saugen überrascht Luft ein. Sie schauen mich mit großen Augen an.

„Er ist ein Arbeiter", meint Mohammed.

„Ja, und?"

Plötzlich macht sich ein Lächeln auf seinen Lippen breit und er zieht mich in eine Umarmung. Diese ist ganz spontan, aber auch ganz herzlich.

„Richtig! Ja und?", lacht er.

„Er ist ein Mensch, der Hilfe braucht. Das ist doch das Einzige, was zählt?", frage ich.

„Möchte man meinen", antwortet Mohammed. „Er ist herzlich willkommen."

„Dürfen seine Frau und seine zwei Kinder ihn besuchen? Sie machen sich sicher Sorgen."

„Natürlich dürfen sie das", lächelt mich Mohammed an. „Du hast das Herz echt am rechten Fleck."

Als den Umstehenden klar wird, dass Ali im Palast untergebracht wird, kommen Jubel und Applaus auf. Doch ich kümmere mich nicht weiter darum und wende mich wieder Ali zu.

„Kannst du die Zehen bewegen?", frage ich.

Er wackelt mit der großen Zehe, dann mit allen. Dann versuche ich den Puls am Knöchel zu fühlen und kann feststellen, dass er kräftig ist. Ein Blick auf den Verband zeigt, dass sich dieser nicht rot verfärbt und damit die Wunde offenbar trocken bleibt.

„Du wirst dein Bein behalten. Wir bringen dich in ein Zimmer, wo du mindestens drei Tage Ruhe geben musst. Dann schauen wir weiter."

„Ich muss aber arbeiten, sonst hat meine Familie nichts zu essen", wirft er ein.

„Du arbeitest auf meiner Baustelle und wirst bezahlt, auch wenn du hier bist."

„Das geht doch nicht."

„Warum nicht? Du hast dich verletzt, als du auf meiner Baustelle warst."

„Das macht aber niemand."

„Bin ich niemand?", frage ich grinsend.

„Danke Madame. Danke!"

Ich wende mich Clarissa zu und bitte sie, ein Zimmer für Ali vorbereiten zu lassen, ihn von zwei oder vier starken Männern auf einem Brett dorthin tragen zu lassen und seine Familie zu verständigen.

„Mache ich", grinst sie. „Du stellst aber echt alle Regeln auf den Kopf. Das ist super!"

„Ich wollte keine Regeln auf den Kopf stellen", verteidige ich mich.

„Das ist ja das Schöne. Du denkst gar nicht, dass es ein Problem geben könnte und löst es mit einer Selbstverständlichkeit, weil keiner deinem Charme widerstehen kann."

Damit macht sie sich auch schon auf den Weg. Ich schaue ihr etwas unsicher hinterher, weil ich erst überlegen muss, was ich als Nächstes machen soll. Da kommt Mohammed und legt einen Arm um meine Taille.

„Gehen wir zwei Schritte?"

„Gern!"

„Du hast sicher Hunger."

„Ist es schon Mittag?"

„Es ist schon drüber."

„Ein bisschen Hunger habe ich tatsächlich."

Als ob er es unterstreichen möchte, knurrt in den Moment mein Magen und wir müssen beide lachen. Also schlendern wir in Richtung Speisesaal.

„Du hast mir wieder einmal gezeigt, was für ein großes Herz du hast."

„Warum?"

„Weil du dem Mann geholfen hast, ohne zu fragen, wer er ist."

„Ich habe sehr wohl gefragt. Er heißt Ali."

„Das kann schon sein. Aber dir war egal, ob er ein Arbeiter ist oder ein höherer Beamter."

„Was geht das mich an? Ich musste nur wissen, dass er Ali heißt, damit hat er für mich einen Namen und ist nicht einfach nur ein Patient."

„Genau das meine ich. Du hilfst, egal wer es ist."

„Natürlich, was sonst. Ich hätte auch dem Beamten geholfen."

„Ich habe mit dem Piloten gesprochen, der mir gesagt hat, dass der herbeigerufene Medizinmann nichts tun wollte und du Ali kurzerhand hierher hast bringen lassen."

„Ja, weil ich hier meine Arzttasche und damit die Sachen hatte, die nötig waren, damit ich dem Mann helfen konnte. Er hatte Glück, dass ich zufällig alles dabeihatte. Ist nicht so selbstverständlich."