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Der Prinz von Bel Hair

Geschichte Info
Haarfetischist hat eine GlücksSTRÄHNE.
19.3k Wörter
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Vorwort:

Liebe Leser. Ich bedanke mich aufrichtig für euer Interesse an den verschiedenen Geschichten, die hier von uns Laien-Autoren zur Verfügung gestellt werden. In meinem Fall ist euer Interesse eine zentrale Motivation für mich Geschichten zu schreiben und diese zu veröffentlichen. Die folgende Geschichte richtet sich zentral auf den wenig verbreiteten Fetisch für das Haar als erotisches weibliches Merkmal aus. Insbesondere wenn man so ein Nischen-Thema bedient, ist es von großer Wichtigkeit entsprechendes Feedback zu bekommen. Deshalb gilt für mich: Ein konstruktiver Kommentar oder eine Nachricht ist mir mehr wert als 500 5-Sterne-Bewertungen. Wenn ihr Freude an der Geschichte habt: Lasst es mich wissen. Habt ihr Ideen, Wünsche oder sonstige Anregungen? Bitte kontaktiert mich.

Und wer jetzt noch am Ball geblieben ist: Viel Spaß beim Lesen!

1

Jonas öffnete die Augen. Durch die Jalousien schien ihm ein Lichtstrahl direkt ins Gesicht. Seine Arme schmerzten, als er sie anhob, um sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Er spürte noch deutlich die Nachwehen der halben Flasche Whiskey, die er gestern in sich hineingeschüttet hatte.

Langsam setzte er sich auf und blickte in den kargen Raum. Neben seinem Bett befand sich ein einfacher Ledersessel. Die braunen Wände verliehen dem Raum den Charme eines amerikanischen Achtziger-Jahre-Motels. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass er sich tatsächlich in einem Zimmer eines Hostels irgendwo im nirgendwo befand. Unsicher stand er auf und griff sein Smartphone.

"Scheiße", ging es ihm durch den Kopf. Akku leer. Er hatte in seinem Rausch vergessen, das Gerät an das Ladegerät zu nehmen, was er nun schnell nachholte. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass ihm nur noch eine Stunde blieb, bevor er das Zimmer räumen musste. Er verbrachte nie länger als eine Nacht in diesen Herbergen. Jeden Tag zog er aufs Neue los, ohne zu wissen, wonach er suchte.

Er hievte seinen Körper hoch und schleppte sich in die spartanische Dusche. Lauwarmes Wasser rann ihm von seinem durchtrainierten Körper, der durch die jüngsten Alkohol-Exzesse seinen Tribut zu fordern begann.

Mit einem kratzigen Handtuch trocknete er sich zuerst das Gesicht ab und betrachtete sich im Spiegel. Seine Augen waren unterlaufen und sein dunkles Haar stand ihm wirr vom Kopf. Er hatte sich seit Wochen nicht rasiert und erkannte sich mit dem ungepflegt wirkenden Bart selbst kaum wieder. Dennoch brachte er nicht die Kraft auf, sich von selbigem zu befreien

6 Wochen zuvor wurde sein Leben auf den Kopf gestellt. Seine langjährige Freundin Kira hatte wie aus dem Nichts die Beziehung beendet. Auch wenn es Anzeichen dafür gegeben hatte, dass sich die Beiden auseinander gelebt hatten, hatte er nicht mit diesem Schritt gerechnet. Er war selbst schon lange unglücklich gewesen, aber er hatte sich mit seinem Dasein in dem Leben abgefunden und ging dem Alltagstrott nach, ohne dieses Leben zu hinterfragen. Er hegte keinen Groll gegenüber Kira und dennoch hatte er sich dazu entschieden, dieses alte Leben hinter sich zu lassen und sämtliche Verbindung zu diesem zu kappen. Kurzerhand packte er das Nötigste in einen Rucksack und machte sich auf den Weg ins Ungewisse. Mit dem Zug zog er durch das Land, besuchte Städte sowie abgelegenen Dörfer, übernachtete in miesen Hotels und gab sich dem Alkohol hin. Dieser betäubte zwar seine Sinne, konnte jedoch nicht die Leere füllen, die in seinem Inneren herrschte. Er redete sich ein, bald schon irgendwie wieder in die Spur zu kommen.

Er trocknete den Rest seines Körpers und nahm sich die Jeans, die dringend mal wieder gewaschen werden musste. Er notierte sich im Kopf für die nächste Unterkunft ein Zimmer mit Waschmaschine auszuwählen, als er sah, dass sich auch sonst keine frischen Klamotten in seinem Rucksack befanden. Ernüchtert stellte er fest, dass sich sein Erspartes langsam dem Ende neigte. Und er hatte auch keine Idee, wie sich das in absehbarer Zeit ändern würde, schob den Gedanken aber wieder schnell beiseite. Hastig zog er noch Unterhemd und Pullover an, warf die Jacke über die Arme und machte sich auf den Weg.

Der Parkplatz des Hostels war leer. An einem gewöhnlichen Mittwochvormittag war er der einzige Gast gewesen. Er befand sich in einem Dorf, von dem er nicht einmal genau wusste, wo es lag und das nicht mehr als einen Supermarkt und eine Apotheke beheimatete. Er checkte die Umgebung und versuchte, den Weg von dem kleinen Bahnhof ins Hostel in Erinnerung zu rufen, war aber nicht erfolgreich. Also rief er den Weg auf seinem Smartphone auf und marschierte in die angezeigte Richtung.

Er lief entlang der wenig befahrenen Hauptstraße, die direkt neben den Gleisen verlief und warf sich eine Kopfschmerztablette gegen den Kater ein.

Er kramte in seinem Rucksack nach der Flasche Whiskey, als er ein Geräusch wahrnahm, das er weder verorten noch zuordnen konnte. Er hielt kurz inne und tauchte dann mit seiner Hand tiefer in den Rucksack. Wieder hörte er es und er bildete sich ein, die Stimme einer Frau gehört zu haben. Wieder stoppte er sämtliche Bewegungen und wartete dieses Mal etwas länger.

Eine schrille, krächzende Stimme ertönte. Es hörte sich wie ein Hilferuf an, doch Jonas konnte die Worte nicht verstehen. Er hatte das Gefühl, die Stimme würde direkt aus dem Boden kommen und dachte, er fange vielleicht aufgrund des Alkohols an zu fantasieren. Aber er wusste, dass diese Stimme wirklich da war. Im Hier und Jetzt.

Er blickte sich um. Zu seiner Linken lag die Straße, zu seiner rechten eine weitläufige Wiese, die an einen großen Nadelwald grenzte. Außer ihm war keine Menschenseele zu sehen.

Wieder hörte er ein Rufen. Dieses Mal konnte er verorteten. Hastig verließ er den Weg und betrat den von Wildgräsern überwucherten Damm. Eine Dorne bohrte sich oberflächlich in seine Haut und er stürzte beinahe, kam aber größtenteils unversehrt unten an. Er verstand nun, woher das Rufen gekommen sein musste.

Unter der Straße führte mittig unter dem Damm ein kleiner Kanal. Das erneute Rufen konnte er nun deutlich wahrnehmen und schalte aus der Betonröhre. Ahnungslos, was ihn erwartete, schritt er auf das dunkle Loch zu. Es handelte sich definitiv um ein menschliches Rufen, auch wenn er nicht verstand, was die Person, die sich scheinbar in Not befand, von sich gab. Er fischte das Smartphone aus seiner Tasche und schaltete die Taschenlampe an. Er erschrak, als das Licht den kleinen Tunnel füllte. Eine offensichtlich sehr alte, wahrscheinlich verwirrte Frau blickte ihn mit großen Augen an.

"Um Gottes Willen, was machen Sie denn hier?", fragte er in seinem Schreck. Es war ein hochgradig seltsames Szenario. Die hilfsbedürftige Greisin beantwortete ihm seine Frage nicht, sondern schaute ihn nur mit großen Augen an. Er ging zu ihr und stellte fest, dass sie sich in den aus dem Beton herausragenden Stahlstäben verhakt hatte. Neben ihr lag eine kleine Tasche, aus deren Öffnung ein seltsam geformtes Gefäß herausragte.

"Moment, das haben wir gleich", sagte er halb zu ihr und halb zu sich selbst. Er löste ihre Kleidung und den überraschend festgezogenen Schal der alten Dame und stützte sie um sie aus ihrer misslichen Lage herauszuleiten.

"Alles okay? Wie lange waren sie denn da drin? Muss ich einen Krankenwagen rufen?"

Die Frau antwortete ihm nicht und schaute ihn nur an. Zwischen ihren Falten hoben sich ihre Mundwinkel in Dankbarkeit. Jetzt sah Jonas erst, WIE alt diese Frau sein musste. Ihr Anblick vermittelte den Eindruck, dass sie ein ganzes Jahrhundert gesehen hatte.

Jonas wollte gerade erneut nachfragen, da nahm sie seine Hände in die ihrigen. Sie fühlten sich kalt und knochig an, doch ihre Augen vermittelten einen freundliche Wärme.

Sie sagte etwas, das er nicht verstehen konnte. Er konnte nicht einmal zuordnen, in welche Region sich die gesprochene Sprache verorten ließ. Es klang anders als jede Sprache, die er jemals gehört hatte. Dann drehte sich die Frau um, schnappte sich die Tasche vom Boden und entfernte sich überraschend schnell von dem Schauplatz und ließ Jonas perplex zurück.

Es brauchte einen Moment, bis er realisierte, dass das gerade wirklich passiert war. Das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben, machte sich in ihm breit und sorgte somit für ein großes Highlight in den letzten Wochen. Auch wenn die Situation geradezu absurd anmutete.

Kurze Zeit später erreichte er wieder den Weg. Seine Laune wurde er noch besser, als er sich an den kleinen Kiosk am Bahnhof erinnerte. Er hatte sich ein Bier verdient.

2

Jonas nahm die Bierflasche von dem verschrobenen Typen in dem kleinen Laden entgegen und betrat den Bahnsteig, um zu sehen, welchen Zug er als nächstes nehmen würde. Die kalte Flüssigkeit rann seinen Hals herab, als er den Fahrplan studierte. Lediglich ein Fernstrecken-Zug ging in einer halben Stunde. Er würde in Richtung Norden führen, was Jonas ohnehin egal war, da er kein designiertes Ziel hatte. Er wollte sich gerade auf den Weg machen, da fiel ihm ein kleiner, gelber Zettel auf dem dreckigen Boden auf. Beim näheren Hinsehen stellte er fest, dass es sich um ein ungeöffnetes Rubbellos handelte.

Er bückte sich, um danach zu greifen und steckte es in die Tasche. Er hatte nie etwas für Glücksspiel übrig gehabt. Jonas war intelligent genug, um zu verstehen, dass man auf kurz oder lang immer als Verlierer aus solchem geht. Demzufolge hielt er so ein Exemplar das erste Mal in den Händen.

Er leerte die Bierflasche auf dem Bahnsteig, als der Zug einfuhr. Außer ihm waren kaum Fahrgäste zu sehen. Folglich löste er kein Ticket, da seine Erfahrung ihm sagte, dass eine Kontrolle äußerst unwahrscheinlich war. Er ließ sich in den Sitz des in die Jahre gekommenen Wagens sinken und entschloss sich, die Augen ein wenig zu schließen, da fiel ihm das Los ein.

Er riss die Seiten des Papiers an der dafür vorgesehenen Perforierung ab und klappte es auf. Im Anschluss kratze er drei verdeckte Felder auf und drei in Flammen stehende Kleeblätter kamen zum Vorschein. Er musste schmunzeln, da dies offensichtlich einen Gewinn bedeutete.

Als er auf der Rückseite nachsah, wie hoch dieser war, konnte er es kaum glauben. Nicht weniger als 1000€ hatte ihm das Glück beschert. Einzulösen in sämtlichen Verkaufsstellen.

Rasch prüfte er, wo sich die nächste befand und verließ den Zug an jener Station, die eine solche beinhaltete.

Die Station war nur unbedeutend größer als die, die er am Morgen verlassen hatte. Dennoch war sie mit deutlich mehr Leben gefüllt, da der Ort sich im Einzugsgebiet eines bedeutenden Industriestandorts eines global agierenden Unternehmens sowie einer Universität befand. Gestresste Anzugträger sowie scheinbare Studenten liefen ihm über den Weg, als er nach der beschriebenen Verkaufsstelle suchte.

Er fand sie und erhielt überraschend problemlos die gewonnene Summe in bar. Das würde mindestens die nächsten zwei Wochen sichern. Er fragte die nette Dame nach einem geeigneten Hotel in der Nähe und wurde auf eines in fußläufiger Erreichbarkeit verwiesen.

Seine Laune war auf dem Höchstpunkt der letzten 6 Wochen. Das Laufen war zu seiner Gewohnheit geworden und bevorzugte er deutlich gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln. Er hatte dadurch, und ob des Alkohols gepaart mit vermindertem Appetit, bereits einiges abgenommen. Zu seinem Leidwesen vorwiegend an Muskelmasse. Zwar hatte er immer noch einen überaus sportlichen Körper, dennoch beschloss er, sobald es ihm wieder möglich war, ein Fitnessstudio aufzusuchen.

Am Ziel türmte sich ein recht neues Gebäude vor ihm auf. Neben der Aufschrift "Messehotel" prangten 4 Sterne und Jonas war sich nicht sicher, ob er bereit dazu war, einiges von seinem neu gewonnenen Geld für einen Aufenthalt in einem vergleichsweise teuren Hotel auszugeben. Einem Impuls folgend suchte er dennoch die Rezeption des Hotels auf und erfragte die Kosten für eine Nacht.

Während die gutaussehende Rezeptionistin in ihren PC tippte, fiel sein Blick auf ihren akkurat geflochtenen Zopf.

"Sie haben Glück - wir haben eine freie Suite, die jemand nicht in Anspruch nimmt und ich Ihnen anbieten kann." Der Satz lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht.

"Äh Suite, bitte entschuldigen Sie..."

Bevor er seinen Satz beenden konnte, sagte sie mit sanftem Lächeln: "Kostenfrei."

Jonas konnte es kaum glauben. Er suchte nach einer Kamera und Menschen, die ihm gleich eröffnen würden, dass er auf die Schippe genommen wird. Doch es war ihr Ernst. Vermutlich hatte er mit der morgendlichen Rettungsaktion auf irgendeine Weise gutes Karma heraufbeschworen und das Universum bedankte sich bei ihm auf diese Weise. Natürlich glaubte er nicht an so einen Unsinn. Die angenehmen Zufälle nahm er aber nur allzu gern mit.

Die Suite wurde ihrem Namen gerecht und da er sie direkt beziehen konnte, genoss er erst einmal ein ordentliches Bad. Er brachte sich auf Vordermann, befreite sich von sämtlichen unliebsamen Haaren an Körper und Gesicht. Zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich wie ein echter Mensch. Er legte sich im Anschluss daran eine ganze Weile in das Bett und holte den fehlenden Schlaf der vorherigen Nacht nach.

Am Mittag erwachte er und fühlte sich voller Energie. Im Spiegel zeigte sich das Bild des attraktiven Menschen, den er kannte. Lediglich sein Haarschnitt gefiel ihm nicht und er nahm sich vor, das als nächstes in Angriff zu nehmen. Das und ein neues Paar Schuhe.

Er schaute kurz auf die nach wie vor halbvolle Whiskey Flasche und entschied sich dagegen, einen Schluck daraus zu nehmen. Zum ersten Mal seit Wochen.

3

Jonas hatte kurz geprüft, wo er finden konnte, was er suchte und machte sich, wie immer, zu Fuß auf den Weg. Knappe 3 Kilometer vom Hotel entfernt lag ein Schuhladen, so wie ein Barbershop. Beim Laufen wurde ihm klar, dass es dringend an der Zeit war, seine ausgelatschten Treter durch ein neues Modell zu ersetzen.

Eine gute halbe Stunde erreichte er die kleine Ladenstraße. Sie war spärlich besucht, was offensichtlich dem Umstand geschuldet war, dass die meisten hier ihrer Arbeit oder dem Studium nachgingen. Vereinzelt querten andere Menschen seinen Weg, während er zielgerichtet die "Foot Locker" Filiale ansteuerte. Dort angekommen, wurde er von einem Mitarbeiter begrüßt, der ihn auf ein laufendes Gewinnspiel aufmerksam machte. Jonas musste schmunzeln. Er hatte sein Glück wahrscheinlich für Monate aufgebraucht. Doch auch hier kostete es ihn nichts.

Neben dem Mitarbeiter war ein Glücksrad aufgebaut. Die verschiedenen Felder zeigten kleinere Gewinne sowie Nieten an. Der Hauptpreis, ein Paar Schuhe der Wahl, war nur durch den Stopp der Markierung in einem nahezu winzigen Feld möglich.

Jonas gab dem Rad einen kleinen Schwung. Noch während die Rotation in vollem Gange war, wusste Jonas, dass sich das runde Brett genau da einpendeln würde, wo es seitens des Verkäufers am besten nicht landen sollte.

Er war weniger überrascht, als er es sollte, als es tatsächlich so kam und langsam wurde es ihm selbst unheimlich. Die Serie von glücklichen Fügungen war zu absurd, um wirklich an einen Zufall zu glauben. Er begann allmählich an Dinge wie Schicksal, vielleicht sogar Gott, zu glauben.

Er hatte sich schnell für ein Paar der Marke seines Vertrauens entschieden und ließ sein altes Paar gleich an Ort und Stelle wegwerfen. Eine seltsame Euphorie überkam ihn bei dem Gedanken, im Anschluss sein Äußeres durch den dringend benötigten Haarschnitt abzurunden. Er fühlte sich endlich wieder wie der attraktive Mann, den die Meisten immer in ihm gesehen hatten. Der Ausblick darauf gepaart mit seiner Glückssträhne erzeugte ein rauschähnliches High in ihm und zum ersten Mal, seitdem er am Abgrund angekommen war, blickte er mit Zuversicht in die Zukunft.

Jonas rief sich den Weg von der Ladenstraße zum ausgewählten Barbershop ins Gedächtnis und zog los. Er versuchte, sich währenddessen einen Reim daraus zu machen, was an diesem Tag alles passiert war. War die seltsame alte Frau vielleicht eine Hexe? Die es gut mit ihm gemeint hat, weil er ihr half? Oder doch das Karma? Er schüttelte mit dem Kopf- Esoterik, Astrologie und all diese Dinge waren der reinste Humbug. Vielleicht war es für ihn besser, sich einfach zu freuen, statt Erklärungen für die jüngsten Vorkommnisse zu finden. Sein rationaler Verstand sagte ihm, dass der nächste Dämpfer bald folgen würde. Doch er schob den Gedanken beiseite und entschied, die Erfolgswelle weiter zu reiten.

Jonas hatte die Einkaufsstraße verlassen und fand sich inmitten einer schmalen Straße wieder, die von aneinander gereihten Häusern flankiert war. Eine vorbeifliegende Plastiktüte verlieh der Szenerie ein gespenstisches Antlitz. In der Ferne hörte man den Verkehr der Hauptstraße. Ansonsten - nichts. Er war so in seine Gedanken vertieft gewesen, dass er einen völlig falschen Weg genommen hatte. Er prüfte seinen Standort und richtete sich wieder in Richtung seines Ziels aus, für das er die kleine Einbahnstraße passieren musste. Auto um Auto reihten sich aneinander, von denen einige so aussahen, als seien sie schon länger nicht mehr bewegt worden.

Die Fassaden der Häuser waren dreckig und benötigten im Gesamten eigentlich einen neuen Anstrich. Es handelte sich um einen älteren Stadtteil des kleinen Vororts der quasi am Reißbrett entworfenen Industriestadt wenige Kilometer weiter.

Er hatte es nicht eilig und lief gemütlich, nach wie vor in Gedanken versunken, die Straße entlang. Immer den Blick auf den Boden gerichtet, lief er an einer großen Fensterfront vorbei. Zuerst sah er sich selbst in der Reflexion der großen Scheibe. Dann fiel sein Blick auf die ausgestellten Bilder, die sich in der Auslage im Inneren befanden, die seine Aufmerksamkeit erregten. Er schaute kurz nach oben. Es handelte sich um einen kleinen Friseursalon, der inmitten der restlichen Reihenhäuser eingefasst war. Über dem Schaufenster hing ein in die Jahre gekommenes Schild, das den abgedroschenen Namen "Bel Hair", wie "Bel Air", dem bekannten Stadtteil der amerikanischen Großstadt Los Angeles, zeigte. Daneben war ein Schild angebracht, dass das Markenlogo einer Haarpflege-Kette zeigte, das schon länger nicht mehr existierte. Sein Blick fiel erneut auf die ausgestellten Bilder. Sie zeigten Vorher-Nachher Bilder, vermutlich von Kundinnen des Salons, welche die Entwicklung von kaputtem, splissigen oder anders negativ gelagerten Fällen des Haupthaars in traumhaften langen Mähnen darstellten. Der- oder diejenige, der dafür verantwortlich war, konnte stolz auf die Werke sein. Die Bilder der "Nachher"-Ergebnisse genügten in jedem Fall, um in Jonas eine gewisse Erregung zu erzeugen, was dafür sorgte, dass er unverhältnismäßig lange das Schaufenster studierte.

Jonas hatte schon immer etwas für Haare übrig gehabt. Dabei lag sein Fokus auf dem, bevorzugt langen, Haupthaar von Frauen. Für ihn gab es nichts, was ihm am weiblichen Körper wichtiger war. Gesundes, langes, glänzendes Haar war für ihn der Inbegriff von Weiblichkeit. Und Erotik. Schon seit er seine Sexualität während der Pubertät entdeckt hatte, ging es ihm vorwiegend um diesen Aspekt, wenn er über fiktive Sexualpartnerinnen fantasierte. Sicher, er mochte natürlich auch mit dem weiblichen Körper als solchen etwas anzufangen. Doch während er problemlos über einen Körper, der weit weg vom Idealbild weg war, hinwegsehen konnte, war ein aufregender Kopfschmuck unerlässlich. Ironischerweise hatte seine langjährige Freundin Kira bereits kurz nach Beginn ihrer Beziehung ihre einst langen Haare einem pragmatischen, und langweiligen Schnitt geopfert. Da er aber noch nie irgendjemanden von seiner seltenen Vorliebe erzählt hatte, begnügte er sich ohnehin damit, sich dieser im Geheimen und seiner Fantasie zu widmen. Das schloss das Konsumieren von Fotos und Videos, sowie, wenn er die Möglichkeit dazu hatte, die Verwendung von Perücken mit ein. Hier gab er stets darauf acht, dass es seine Privatsache blieb. Im Lauf der Jahre hatte es sich zu einem waschechten Fetisch entwickelt, für den er sich zwar bis zu einem gewissen Grad schämte, von dem er aber auch wusste, dass er Teil von ihm war.

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