Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der Prinz von Bel Hair

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Stets beobachtete er sein Umfeld. Konnte er jemanden entdecken, der seinen Vorstellungen nahe kam, beobachtete er gerne eingehend, wie sich das Objekt der Begierde über den Rücken der Trägerin legte. Wie es sich wasserartig, flüssig bewegte und die Lichter tanzend davon reflektiert wurden. Jonas wusste, dass es nicht viele wie ihn gab. Und manchmal fragte er sich wirklich, ob er ein Freak sei. Doch dann verglich er seinen Fetisch mit dem von Fußfetischisten. Dieser war im Vergleich zu seinem weitläufig bekannt und weitgehend akzeptiert. Was er auch gar nicht verurteilt. Er selbst konnte jedoch nie verstehen, warum für jemanden Füße erotischer sein sollten als Haare. Aber da er nicht verstand, woher es bei ihm kam, hörte er irgendwann damit auf, eine Erklärung dafür zu suchen. Stattdessen widmete er sich diesem Thema lieber auf seine Weise. In seinem Kopf hatte er ein eigenes Klassifizierungssystem, das die Attraktivität stufenweise bewertete:

1 - Kurze Haare oder sogar Glatze. Ungepflegtes, fettiges oder sonst auf eine Weise beschädigtes Haar. Mit diesen Voraussetzungen könnte die Frau ansonsten eine zehn von zehn sein. Jonas Interesse würde trotzdem gleich 0 sein.

2 - Pixie Schnitt oder mittellanges Haar, das aber lieblos wirkt. Beispielsweise wenn das Haar sehr dünn ist und lieblos vom Kopf hängt. Hier müsste schon sehr viel passieren, dass Jonas seine Aufmerksamkeit darauf lenkt.

3 - In der Mitte seines Rankings beginnt es interessant zu werden. Beispielsweise wenn eine Dame mit eigentlich tollem Haar gesegnet ist, aber zu wenig daraus macht. Als Beispiel wäre eine Dame zu nennen, die naturgewelltes, dickes Haar hat - dieses aber schlecht stylt. Mit entsprechenden Veränderungen wäre hier für ihn aber eine Verbesserung zu erreichen.

4 - (sehr) lange Haare, bei denen man sieht, dass die Trägerin sich viel Mühe damit gibt. Sehr langes Haar, aber auch ein akkurat geschnittener Bob. Meistens ein wunderbarer Anblick mit nur geringen Makeln

5 - Hier passt einfach Alles! Locken oder glatt. Die Mähne ist die Hauptattraktion der Frau und sie weiß es. Die Strähnen strahlen in vollem Glanz und zieren den Kopf der Gesegneten. Spliss, Brüchigkeit oder Schuppen sucht man hier vergeblich - Die Haare sind vom Ansatz bis zu den einhundert Prozent gesunden Spitzen ein einziger Traum. Der Rest einer 5 spielt dabei so gut wie gar keine Rolle. Dick, dünn, klein, groß - Eine Dame mit diesem Angebot bietet alles, was Jonas braucht. In freier "Wildbahn" hat er nur sehr selten solche Exemplare gesehen.

Nicht, dass sein Ranking irgendwie darüber bestimmen würde, mit wem er im realen Leben zusammen war. Faktisch gesehen hatte er überhaupt noch nie die Gelegenheit bekommen seinem Fetisch zu frönen. Zumindest mit einer Frau aus Fleisch und Blut. Es handelte sich lediglich um ein Gedankenspiel.

Sein Blick ruhte auf dem ersten Bild. Das Ergebnis war wahrhaft eine 5. Ein dunkler Vorhang aus schwarzen Strähnen, dir direkt aus Jonas Fantasie entsprungen sein könnte. Der Anblick fesselte ihn.

Und ließ das Blut in niedere Regionen schießen.

4

"Kann ich dir weiterhelfen?", meldete sich eine fremde, weibliche Stimme in freundlichem Ton zu seiner Linken. Jonas erschrak und binnen Sekunden stieg ihm die Schamesröte ins Gesicht. Er fühlte sich ertappt. Er wusste selbst nicht, wie lange er vor dem Fenster gestanden hatte. Und noch weniger wusste er, wie lange die Frau auf der kleinen Treppe vor dem Eingang stand. Jonas hatte vermutet, dass der Laden geschlossen war, auch wenn er nicht wirklich darüber nachgedacht hatte. Er schaute die Person an. Geschätzt war sie Ende vierzig, Anfang fünfzig. Ihr Kleidungsstil war irgendwo zwischen legér und schick einzuordnen und ließ auf ein gewisses Modebewusstsein schließen.

"Hi", begann er und suchte den Rest der Worte zusammen, die er der Begrüßung folgen lassen wollte. "Äh, ich - ja, ich wollte fragen, ob sie geöffnet haben?"

Etwas besseres fiel ihm dabei nicht ein. Er wollte aber auf keinen Fall wie ein seltsamer Creep wirken. Und da er sich sowieso auf dem Weg befunden hatte, sich die Haare schneiden zu lassen, wirkte seine Aussage nicht allzu unglaubwürdig.

Die Frau lächelte. Ihre freundlichen Gesichtszüge strahlten dabei eine natürliche Wärme aus und Jonas begann, ihr Gesicht etwas besser zu erkennen. Sie hatte volle Lippen und dunkle, freundliche Augen. Sie hatte die Falten um ihre Augen nicht mit Make-Up kaschiert, was ihr Alter sichtlich preisgab, ebenso wie die leicht unterlaufenen Augen, die sie etwas müde wirken ließen. Bei ihrem freundlichen Lächeln kamen die großen Zähne zum Vorschein, die etwas unpassend wirkten. Ihre Stirn war von einem dunklen Pony bedeckt, der sich in gerader Linie von einem Ohr bis zum Anderen zog. Der Rest ihres dunklen Haars verbarg sich in einem unordentlich gebundenen Dutt. Sie wirkte durchaus attraktiv für ihr Alter.

"Nun, es ist lange her, dass ich einen Mann in meinem Salon begrüßen durfte", lachte sie. "Aber ich denke, ich krieg das hin, wenn dein Wunsch nicht allzu ausgefallen ist."

Jonas erwiderte ihr Lächeln und entspannte sich in dem Bewusstsein, hier eine normale Konversation zu führen.

"Seiten kurz, oben etwas länger - Ich bin anspruchslos", sagte er wahrheitsgemäß. Er selbst trug die Haare am liebsten kurz. Ganz das Gegenteil von seiner Vorliebe.

"Na, das kriege ich gerade noch hin", sagte sie. "Komm doch herein." Sie winkte ihn zu sich und Jonas folgte ihr die kurzen drei Stufen hinauf ins Innere des Ladens. Eine kleine Glocke klingelte, als sich die Tür öffnete. Sofort konnte er den Geruch von Haarspray & Shampoo wahrnehmen, der betörend auf ihn wirkte. Die Frau war hinter dem Sichtschutz verschwunden, der sich nun zu seiner Rechten befand. Vor ihm befand sich der Tresen mit einer altmodischen Kasse darauf. Von innen wirkte der Laden noch kleiner als von außen. Er lief weiter und fand den Arbeitsbereich vor. Ein einzelner Stuhl vor einem Spiegel. Das Waschbecken um 90 Grad versetzt zu seiner Linken. Die kleine Lücke in der hinteren Wand war von einem Vorhang verdeckt und führte in den hinteren Nebenraum. Es gab keine Stühle für wartende Personen und somit war es der kleinste Friseursalon, den er je gesehen hatte. Neonröhren füllten den Raum mit einem grellen, weißen Licht. Trotzdem hatte die Örtlichkeit durchaus ihren Charme.

Jonas streifte sich die Jacke ab und bog nach rechts ab, um den Sichtschutz herum. Die Friseurin war bereits dazu übergegangen, ihr Arbeitsgerät vorzubereiten und bedeutete ihm, am Waschbecken Platz zu nehmen.

Die Kopfmassage, die mit dem Haare waschen einherging, nahm er gerne mit und er genoss es, wie sich seine Haute unter dem sanften Druck der zarten Hände der Dame auf seinem Schädel hin und her schob. Einige Male streiften ihre rot lackierten Nägel seine Kopfhaut, was sich ebenso angenehm anfühlte. Zu schnell war die Prozedur vorbei und er folgte ihr auf den Stuhl vor dem Spiegel. Sie startete eine Haarschneidemaschine und unter dem Summen desselben begann sie mit ihrer Arbeit.

Jonas beobachtete, wie sie dabei gewissenhaft vorging und sich nach Beendigung des ersten Schritts die Schere nahm. Sie fuhr weiter oben fort und begann eine Unterhaltung mit ihm.

Ganz klischeehaft schien die Dame sehr redselig zu sein. Jonas beteiligte sich wenig an der Konversation und lauschte lediglich ihren Ausführungen. Sie wirkte dabei keinesfalls nervig. Vielleicht ein bisschen schrill, aber überaus sympathisch. Sie hatte durchweg ein Lächeln auf den Lippen, was Jonas als sehr angenehm empfand und so spürte er nichts mehr von der unangenehmen Scham, sondern entspannte sich.

"Und was treibt dich hierher?", fragte sie ihn zum ersten Mal etwas.

"Der Zufall", sagte Jonas in einem erfolgreichen Versuch, ehrlich zu sein und dabei interessant zu wirken.

Die Friseurin nahm die Schere zurück und schaute ihn über den Spiegel an. "Der Zufall? Das musst du mir erklären.", antwortete sie in ehrlicher Neugier. Dann fuhr sie mit ihrer Arbeit fort.

Jonas erklärte ihr, dass er gerade in gewisser Weise "herumreise" und einfach schauen wollte, wie sich die Dinge ergeben. Sämtliche Infos über seine Trennung oder die schwierige Phase, die der eigentliche Grund für sein Umherirren, sparte er dabei komplett aus.

"Naja, Touristen haben wir hier nicht allzu oft", lachte sie, fand seine positiv dargestellte Geschichte aber durchaus interessant.

"Mal sehen, vielleicht bleibe ich nur eine Nacht. Vielleicht fällt ja auch hier irgendwie ein Job für mich ab, wer weiß. Die Leute hier sind ja ohnehin nur zum Arbeiten hier."

Es war der Versuch, eine irgendwie glaubwürdige Geschichte zu konstruieren. Sie hatte die Schere beiseite gelegt, als sie mit ihrer Arbeit fertig war und begann ihn zu stylen. Sie hatte durchaus gute Arbeit geleistet.

"Du suchst also Arbeit?", fragte sie. Dabei wirkte sie eher verunsichert als noch zuvor.

"Ich sag es mal so: Ich bin grundsätzlich auf der Suche, ja", überspielte er seine Situation, die eigentlich viel prekärer war, als er zugeben wollte. Zwar hatte sein jüngstes Glück ihm einen kleinen Puffer verschafft, doch danach war er auf ein Einkommen angewiesen.

"Nun, also - bitte versteh mich nicht falsch,...", sagte sie. Jonas konnte eine Veränderung in ihrem Verhalten wahrnehmen. War sie zuvor noch äußerst selbstsicher aufgetreten, wirkte sie nun beinahe nervös. Er schaute sie fragend an.

"also...ähm...ich meine...ich könnte hier wirklich jemanden brauchen, der mir etwas unter die Arme greift..."

Jonas Neugier wuchs ins Unermessliche. Konnte es wirklich sein?

"...ich verstehe, wenn das nicht in Frage für dich kommt...sicher findest du was besseres...Die Bezahlung ist nicht berauschend..." stammelte sie etwas dahin und es wirkte als würde sie einen auswendig gelernten Vers aufsagen wollte, der ihr spontan nicht richtig in den Kopf kam.

"...aber ich könnte dir eine kleine Wohnung gleich über meiner anbieten..."

Jonas brachte keinen Ton heraus. Er wurde übertölpelt von dem, was sie da sagte. Er schaute sie ungläubig an, bis sie abwinkte und wieder ihr Lächeln aufsetzte.

"Ach vergiss es - entschuldige. Natürlich kommt das nicht in Frage für dich. Dumme Idee".

Jonas wollte am liebsten laut JA! schreien. Doch natürlich würde das vielleicht etwas viel über ihn verraten.

"Nein, ganz und gar nicht." Er war nicht darauf vorbereitet zu antworten, doch er musste. "ich...ich würde das Angebot super gerne annehmen und bin sehr dankbar dafür. Ich habe allerdings nur wirklich wenig Erfahrung."

"Erfahrung?" schaute ihn die Dame an, die sich sichtlich entspannte.

"Na - im Haare schneiden", antwortete er verwirrt.

Sie lachte nun laut. Jonas wurde knallrot, als er bemerkte, dass sie ihm keinen Job als Friseur anbot und er wollte am liebsten im Erdboden versinken. Doch sie antwortete: "Dann ist ja heute mein Glückstag! Ich meinte zwar eher die Hilfe mit Buchhaltung und sonst allem, was so anfällt. aber wenn du Erfahrung hast, ist es ja umso besser!" sagte sie beinahe euphorisch.

Immer noch rot, sagte er kleinlaut. "Aber wirklich nur minimale Erfahrungen..."Und diese beschränkten sich auf den Umgang mit ein paar online bestellten Perücken, an denen er sich selbst in verschiedenster Weise austobte. Auch wenn er sich mittels Anleitungen durchaus gute Kenntnisse angeeignet hatte, wusste er, dass es in der Realität ganz anders sein würde.

"Und den Rest lernst du schon", sagte sie schließlich. "Also haben wir einen Deal?"

"Den haben wir. Vielen, vielen Dank!"

Sie reichte ihm die Hand. "Ich bin übrigens Simone."

"Jonas"

Die Frage war, wessen Glückstag heute war.

5

Jonas schlief trotz der komfortablen Ausstattung eher unruhig. Zu groß war seine Aufregung die Nacht über gewesen, nachdem er mit Simone vereinbart hatte, gleich am nächsten Morgen zu starten. Das "Bel Hair" hatte an diesem Tag geschlossen, Simone wollte aber sehen, was er drauf hat und wie er ihr am besten helfen konnte. Währenddessen war er endgültig davon überzeugt, dass ihm das Universum gut mitspielte. Er hatte sich kein Szenario ausmalen können, in dem er wirklich das tun konnte, wovon er insgeheim immer geträumt hatte. Der Ausblick darauf war rosig. Sein Selbstvertrauen kehrte mit dem letzten Tag in vollem Umfang wieder zurück und er war bereit, alles dafür zu tun, Simone zu beweisen, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Ganz früh packte er seine wenigen Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. Die verbliebene Whiskey Flasche, Symbol seiner dunkelsten Zeit, ließ er in den Mülleimer des Hotels fallen und marschierte los. Euphorie, Vorfreude und ein wenig Lust waren die Begleiter auf seinem morgendlichen Gang in die trostlose Straße, in die er zufällig geraten war und von nun an ein Zuhause für sie sein sollte. Er war noch nicht einmal auf halber Strecke, da war er sich sicher, sein neues Zuhause gefunden zu haben. Eine göttliche Fügung des Schicksals oder wie auch immer man es nennen sollte. Jonas hatte nicht vor, dieses Glück zu gefährden.

Er war früh dran. Eine halbe Stunde zu früh, um genau zu sein. Dennoch traf er Simone an, die auf den kleinen Stufen saß und eine Zigarette rauchte. Jonas betrachtete sie. Sie sah aus, als sei sie noch nicht lange wach. Sie trug eine Leggings und Badeschuhe. Ihr ungeschminktes Gesicht wirkte kantiger und dennoch weich, als am Tag zuvor. Den Dutt hatte sie gegen eine bernsteinfarbene Haarklammer getauscht.

"Guten Morgen", begrüßte er sie freundlich, was sie noch freundlicher erwiderte.

"Auch eine?"

Simone streckte ihm eine Schachtel Camel entgegen. Jonas hatte früher immer gerne geraucht. Kira zu liebe hatte er damit aufgehört und so war er die Gewohnheiten allesamt los geworden. Simones Angebot lockte ihn dennoch und es gab nichts, was ihn daran hinderte. Er griff sich einen Glimmstängel und ließ ihn sich von Simone entzünden.

Sie hielten ein bisschen Smalltalk, was sich erstaunlich natürlich anfühlte. Die beiden rauchten aus und sie sagte:

"Bereit?"

"Könnte bereiter nicht sein"

"Sehr gut. Dann lass mich mal dir deine Bleibe zeigen."

Simones Wohnung lag direkt über ihrem Salon. Und seine widerum über der von Simone. Das Haus war etwas in die Jahre gekommen, wirkte aber durchweg sauber. Sie stiegen die Treppen hinauf und Simone leitete ihm den Weg.

"Ich weiß, es ist nicht groß und ein paar Tage alt, aber ich hoffe..."

Es war eine kleine Wohnung. Voll möbliert. Die Couch stand im selben Raum wie das Bett. Ein TV-Bildschirm ließ sich zu beiden Seiten schwenken. Eine kleine Küche war durch eine hölzerne Schiebetür getrennt. Das Bad wirkte moderner als der Rest und die Dusche einladend.

"Es ist perfekt", fiel er ihr ins Wort, was ihr warmes Lächeln heraufbeschwor. Es genügte Jonas' Ansprüchen vollends. Für die Umstände würde er sogar in einer Besenkammer wohnen.

"Das freut mich..:"lächelte sie, bevor ihr Blick nachdenklich wurde. "Es gibt da nur eine Sache..."

Jonas sah sie an.

"Also...ich weiß nicht, wie ich das sagen soll...Ich würde dich...bar...bezahlen verstehst, du?"

"Sicher - ich denke, das ist in unser beider Interesse. Ach übrigens: Gemeldet bin ich auch noch in meiner früheren Heimat. Da ich keine Post erwarte - kann ich auch so hier bleiben." Er zwinkerte ihr zu.

"Schön, dass wir uns einig sind."

"Ich verspreche dir auch, dass ich kein Serienkiller bin", scherzte er, was Simone ein herzhaftes Lachen entlockte.

Die folgenden Wochen markierten einen prägenden Abschnitt Jonas Leben. Dabei bildete diese Zeit nur den Auftakt einer noch rosigeren Zukunft. Simone entpuppte sich als wahnsinnig gute Lehrerin im Umgang mit Schere, Kamm, Föhn & Co. Jonas saugte ihr weitergegebenes Wissen mit einer Übereifrigkeit nahezu auf und zeigte sich ebenso talentiert wie interessiert in seiner neuen Tätigkeit. Er konnte sie mit seinen erworbenen Fähigkeiten beeindrucken und sie merkte, dass er viel weiter war, als sich das erhofft hatte. Zu jeder Zeit ließ sie ihn wissen, dass sie überaus stolz auf ihn war und zeigte sich begeistert von seinem Eifer. Zwischen ihm und ihr bildete sich rasch eine hervorragende Chemie und sie verstanden sich nach kurzer Zeit bestens. Selbstverständlich hatte Jonas im Rahmen dieser Arbeiten immer wieder mit auftretenden Erektionen zu kämpfen, doch mit der Zeit schaffte er es, diese in unpassenden Momenten zu verhindern. Dies hinderte ihn nicht daran, in geeigneten Augenblicken einen Blick durch den Vorhang zu werfen, wenn Simone gerade mit einer Kundin zugange war. Die angestaute Lust ließ er am Abend heraus, wenn er sich das Gesehene noch einmal in den Kopf rief und sich selbst befriedigte.

Zu seiner Verzückung machten langhaarige Damen, denen viel an ihrem Haupthaar lag, den Großteil des "Bel Hair"s aus. Simone erklärte ihm das damit, dass sie als Geheimtipp im Umgang mit langen Haaren galt und dabei vollständig auf Mundpropaganda setzte. Und das offensichtlich erfolgreich. Zudem war sie sehr preiswert, was einige Studentinnen aus der Umgebung anzog.

Jonas tat, was nötig war, um Simone zu unterstützen. Freiwillig säuberte er jeden Abend den Salon und alles, was dazu gehörte. Simone bedankte sich mit ausgiebigen Lehrstunden, wann immer es nötig war.

Sie bildeten ein gutes Team und näherten sich auch privat an. Jonas spürte, dass Simone eine gewisse Anziehungskraft auf ihn ausübte. Er fand es schade, dass sie ihre wohl durchaus langen Haare die ganze Zeit über in hochgesteckten Frisuren versteckten, doch machte sich bewusst, dass falsche Avancen oder Gier ohnehin fehl am Platz waren. Zudem schien Simone bestens versorgt zu sein. Immer wieder hörte er spät am Abend und nachts ihre Stöhngeräusche, die durch die Wohnungsdecke des hellhörigen Hauses drangen. Jonas wusste nicht mehr, als dass sie regelmäßig Besuch bekam. Er konnte die Glocke hören, die ertönte, wenn jemand den Salon betrat, der gleichzeitig den Eingang in ihre Wohnung darstelltte. Sie hatte ihm erzählt, dass sie seit einigen Jahren geschieden war. Daraus schlussfolgerte er, dass es sich um eine rein körperliche Angelegenheit handelte. Er gönnte es ihr und fand es gut, dass sie sich dem zwanglosen Spaß hingab. Selbstverständlich thematisierte er dies nie.

Er war nun fast drei Monate bei ihr. Sein altes Leben hatte er bereits so gut wie vergessen. Er weinte diesem keine einzige Träne nach. Die Woche hatte fast ein Ende gefunden. Jonas freute sich nie auf das Wochenende. Es war anders herum. Es war der Montag, den er jeden Wochenzyklus herbeisehnte. Das Wochenende bedeutete meist für ihn, einen Weg zu finden, die Zeit totzuschlagen. Die meiste Zeit nutzte er im Salon, um weiter an seinen Fertigkeiten zu feilen.

Simone reichte ihm eine Zigarette. Er hatte nicht wirklich wieder angefangen, doch ab und an genoss er es, eine kurze Pause mit Simone rauchend auf der Treppe zu verbringen.

"So, eine Kundin noch, dann ist wieder eine Woche geschafft." sagte sie und zog an ihrer Camel.

"Wieder eine Woche, Wahnsinn - ich muss einfach nur nochmal betonen, wie dankbar ich dir bin." antwortete er. Sie lächelte.

"Lass das, wir waren uns doch einig, dass du dich nicht bedanken musst. Ich bin diejenige, die Glück hatte."

Das Lob nahm Jonas gerne an. Er mochte es, Simone ein ums andere Mal und immer wieder aufs Neue zu beeindrucken.

Wieder zog sie am Filter und pustete den Rauch in den grauen Herbsthimmel. Er grinste in voller Zufriedenheit.

Schließlich sagte sie: "Ich denke, es ist an der Zeit."

Jonas sah sie mit großen Augen. "Ich will, dass du dich um diesen Termin kümmerst." Jonas suchte nach etwas in ihrem Gesicht, doch es war ihr voller Ernst. Auf- und Erregung ergriffen seinen Körper. Er war bereit. Dennoch war der Ausblick auf "das erste Mal" einschüchternd. Hunderte Gedanken kreisten in ihm. Allen voran die Angst, die Beherrschung über den eigenen Körper zu verlieren.

"Keine Sorge, ich habe vollstes Vertrauen in dich - du machst das schon. Ist auch eine ganz arg liebe Kundin. Kommt schon ewig zu mir. Immer freundlich - selbst im unwahrscheinlichen Fall, dass etwas schiefgeht, wäre sie nie böse und dann bin ja immer noch ich da. Außerdem wird sie nur die Spitzen geschnitten haben wollen. Du rockst das."