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Der Prinz

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„Machen Sie, was ich ihnen sage!", kontert sie.

Leyla ist plötzlich verändert. Sie ist ausgesprochen entschlossen und treibt alle an. Sie lässt sich auf keine Diskussion ein. Sie ist aber nicht nur mit mir so, sie kommandiert alle herum. Der Prinz liegt bereits auf einer Trage und wird den Gang hinuntergerollt, da kommt Amy um die Ecke.

„Ist das die Krankenschwester?", erkundigt sich Leyla.

„Ja, das ist Amy. Sie hat Sie zum CT gebracht."

„Ok, dann los", treibt Leyla uns an. „Sie fahren mit dem Krankenwagen mit, Amy mit mir."

Amy schaut mich fragend an. Ich nicke zustimmend mit dem Kopf. Lange Diskussionen sind im Moment nicht das, was wir brauchen. Das würde auch keinen Sinn machen. Im Moment geschieht nur das, was die Prinzessin will. Ich nehme mir aber vor, mich später schlau zu machen. Der Aufbruch wirkt auf mich irritierend.

---

Wir sind in einer Villa etwas außerhalb von München einquartiert. Keine Ahnung, wie Leyla sie so schnell hat auftreiben können. Aber inzwischen wundert mich bei ihr nichts mehr. Der Prinz liegt in einem der Schlafzimmer im ersten Stock. Er hat den Transport bestens überstanden. Ich habe ihn nach unserem Eintreffen zur Sicherheit noch einmal eingehend untersucht. Es geht ihm gut.

Leyla hat den Transport mustergültig organisiert. Für mich sonderbar war, dass wir von vier schwarzen Limousinen begleitet wurden, die aber zum Teil größeren Abstand gehalten haben. Nur ein Wagen fuhr immer direkt hinter dem Krankenwagen her, sodass wir wenig Aufmerksamkeit erregt haben und auch an dieser Position haben sich die Begleitfahrzeuge abgewechselt. Als Konvoi wären wir deutlich auffälliger gewesen. Das Vorgehen konnte mich aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir überraschend streng bewacht, vom Krankenhaus in die Villa gefahren sind. Wenn das immer so ist, dann ist der Prinz sicher nicht zu beneiden. Bei solchen Sicherheitsauflagen hat man garantiert kein Privatleben mehr.

Da im Moment Amy bei ihm ist und ihm beim Abendessen Gesellschaft leistet, kann ich eine kurze Pause einlegen. Ich bin im Wohnzimmer und schaue durch die große Glasfront in den Garten.

„Haben Sie keinen Hunger?", erkundigt sich Leyla.

„Doch, ja, was gibt es."

„Ein Gericht aus unserer Heimat. Es ist eine Art Eintopf mit Lammfleisch."

„Mh, das probiere ich gerne."

Leyla ruft etwas für mich Unverständliches in die Küche. Dann macht sie eine einladende Handbewegung in Richtung Terrasse. Ich folge ihr und setze mich an den Esstisch, den wir bereits perfekt gedeckt vorfinden.

„Wie soll ich Sie und den Prinzen ansprechen? Ich bin in solchen Dingen nicht sehr geübt", erkundige ich mich.

„In der Öffentlichkeit sollten Sie den Prinzen mit „Eure Hoheit" ansprechen und mich mit Prinzessin. Wenn wir alleine sind, können Sie mich gerne Leyla nennen. Ob mein Bruder Ihnen erlaubt, ihn beim Vornamen zu nennen, kann ich nicht sagen. Das dürfte sich aber in den nächsten Tagen wohl von allein ergeben", erklärt sie. „Darf ich Sie auch beim Vornamen nennen?"

„Natürlich, ich bin Mandy", biete ich an.

„Wir können auch gleich du sagen, wenn wir unter uns sind", antwortet die Prinzessin. „Wenn das in Ordnung ist."

„Natürlich, ich freut mich."

Ein Diener bringt einen Topf mit dem Essen. Teller, Brot und alles, was man sonst noch brauchen könnte, steht bereits auf dem Tisch. Leyla gibt mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich mich bedienen soll, und ich mache es. Ich schöpfe mir erst einmal eine kleine Portion auf den Teller. Man kann schließlich nie wissen, wie ein fremdes Gericht schmeckt. Wäre blöd, wenn ich den Eintopf nicht mag und einen überhäuften Teller aus reiner Höflichkeit leerlöffeln müsste.

„Du bist vorsichtig", grinst Leyla. Sie hat mich offenbar durchschaut.

„Ich möchte zuerst versuchen, wie es schmeckt."

„Das kann ich verstehen. Ging mir mit Euren Speisen nicht anders."

„Guten Appetit!", wünsche ich.

Ich nehme eine Gabel voll und puste, damit der Eintopf, der stark dampft, etwas abkühlt. Als Hauptbestandteile kann ich Kartoffeln oder so etwas ähnliches, sowie Fleisch und Gemüse ausmachen. Ich bin keine gute Köchin und kann deshalb nur eine grobe Einschätzung geben. Es duftet auf jeden Fall schon mal herrlich und mir läuft bereits beim Pusten das Wasser im Mund zusammen. Als ich mir den ersten Bissen in den Mund schiebe, breitet sich ein unglaublich köstlicher Geschmack in meinem Mund aus.

„Das ist das Leibgericht des Prinzen."

„Er hat Geschmack."

„Eigentlich ist dieser Eintopf ein Festtagsessen für arme Leute. Aber Ahmed ist nicht anspruchsvoll."

„Das hat er angedeutet."

„Mein Bruder ist die meiste Zeit bei seiner Amme aufgewachsen. Sie war eine liebevolle, aber einfache Frau. Sie hat ihn nicht anders behandelt, wie ihre eigenen Kinder. Deshalb ist mein Bruder bodenständig geblieben und ist es bis heute. Er legt wenig Wert auf seinen Status und auf Luxus. Er ist aber ein hochintelligenter Mann. Er lässt keinen Zweifel daran, dass unser Land sich dem Westen öffnen wird, sobald er an die Macht kommt und, dass er das Land modernisieren wird."

„Modernisieren?"

„Er setzt sich heute schon dafür ein, dass Frauen mehr Rechte bekommen und nicht, wie im Mittelalter behandelt werden. Er will auch die Wirtschaft auf neue Technologien umstellen und die Kommunikationsinfrastrukturen im Lande ausbauen."

„Euer Land ist noch sehr traditionell?"

„Das kannst du laut sagen. In vielen Dingen möchte man glauben, wir wären in alten Zeiten stecken geblieben. Selbst ich als Prinzessin darf nicht ohne Begleitung auf die Straße, ich darf nichts kaufen und ich darf keine Verträge abschließen."

„Das ist ja irre", rutscht mir heraus. „Wie kommen dann die Pläne des Prinzen zur Modernisierung des Landes an?"

„Unterschiedlich. Vor allem die Gelehrten, die Frauen und die Unternehmer stehen hinter ihm. Doch ein Großteil der Bevölkerung und vor allem die alteingesessenen Adelsfamilien stehen seinen Vorhaben abwehrend bis feindlich gegenüber. Sie fürchten, Privilegien zu verlieren."

„Dann hat er eine schwere Aufgabe vor sich."

„So ist es. Ich bin aber sicher, dass mein Bruder es schaffen wird, und werde ihm dabei helfen, wo ich nur kann."

„Du schaust gut auf ihn", stelle ich fest. „Du bist ihm eine große Hilfe."

„Ich versuche es."

Wir essen weiter, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Ich muss das Gesagte erst auf mich wirken lassen. Ich beneide den Prinzen nicht. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass nicht alle in seinem Land mit den Reformplänen einverstanden sind. Da geht es um Privilegien und Verlustängste.

„Wie schmeckt der Eintopf?", erkundigt sich Leyla.

„Er ist köstlich", antworte ich begeistert. Ich meine es ehrlich, das Essen ist wirklich vorzüglich.

Ich nehme noch einen Nachschlag und als ich auch den aufgegessen habe, lehne ich mich satt und zufrieden zurück.

„Ich werde nach dem Prinzen schauen", sage ich schließlich zu Leyla. „Amy muss auch noch essen."

„Wir sind nicht mehr im Krankenhaus. Verhungern muss hier keiner", antwortet sie freundlich lächelnd.

---

Ich habe Amy zum Essen geschickt und den Prinzen untersucht. Blutdruck, Puls und Temperatur sind perfekt.

„Zufrieden mit mir?"

„Sehr, Eure Hoheit", antworte ich.

„Sie haben meine Schwester gefragt, wie Sie mich richtig ansprechen sollen?"

„Ertappt", gestehe ich. „Sie sind schließlich mein erster Kronprinz."

„Hat sie Ihnen nicht gesagt, dass Sie mich nur in der Öffentlichkeit mit `Eure Hoheit´ ansprechen sollen?"

„Ja, hat sie. Sie hat aber nicht gesagt, wie ich Sie sonst nennen darf. Außerdem musste ich es einfach einmal probieren. Wann hat man denn als Normalsterblicher Gelegenheit dazu?"

„Dann toben Sie sich aus", lächelt er. „Wenn Sie dessen müde sind, nennen Sie mich einfach Ahmed."

„Ok, ich bin Mandy."

„Freut mich", antwortet er. „Mandy ist ein schöner Name."

„Ich habe nur diesen", antworte ich mit einem Lächeln und zucke mit der Achsel.

„Trotzdem kannst du zufrieden sein, wie dich deine Eltern genannt haben. In Europa trifft man zwischendurch auf sehr sonderbare Namen."

„Ihnen sind vermutlich nur die sonderbaren Namen aufgefallen."

„Wenn ich Du sage, dann solltest du es auch tun."

„Zu ´Euer Hoheit´? Riskiere ich dann nicht schon wieder meine körperliche Unversehrtheit?"

„Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du ein Schelm bist?"

„Nur meine Eltern."

„Sonst keiner? Das kann ich nicht glauben. Dein Mann?"

„Ich habe doch gesagt, dass ich keinen Mann habe."

„Dann eben dein Freund?"

„Ich habe auch keinen Freund", stelle ich klar. „Auch das habe ich schon erwähnt."

„Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube", zitiert er Goethes Faust in einer etwas eigenwilligen Abwandlung. „Eine so hübsche und intelligente Frau hat keinen Freund? Sind die Männer in Europa verrückt?"

„Als Assistenzärztin hat man wenig Zeit für eine Beziehung."

„Warum glaube ich, dass das nicht der wirkliche Grund ist?", kontert er.

„Keine Ahnung?"

Er schaut mich von der Seite her an. Ahmed hat sich während unserer Unterhaltung im Bett etwas aufgerichtet und ich habe ihm zwei Kissen unter den Rücken geschoben. Sein Blick ist eindringlich und ungläubig.

„Ich hatte einen Freund. Der hat mich betrogen. Mit meiner besten Freundin."

„Wer sind die beiden? Ich lasse sie auf der Stelle wegen Hochverrats hinrichten."

„Hinrichten nicht gerade, aber dafür öffentlich auspeitschen. Das würde ihnen sicher guttun", sage ich kichernd.

„Und nach dem einen, gab es keinen anderen mehr?"

„Nicht wirklich. Ich hatte einige Dates, aber irgendwie habe ich bisher nicht den Richtigen getroffen."

„Wer ist für dich der Richtige?"

„Keine Ahnung? Ich denke, das erkenne ich, wenn ich ihn sehe", antworte ich ehrlich. „Vor allem muss ich ihm vertrauen können."

Er schaut mich mit seinen dunklen Augen weiterhin eindringlich an. Es kommt mir so vor, als würde er mich durchleuchten. Ich fühle mich wie nackt. Und das meine ich nicht körperlich. Es ist, als würde er alle Geheimnisse meiner Seele erforschen.

„Und was ist mit dir? Gibt es eine Prinzessin?", frage ich, um von mir abzulenken.

„Keine Prinzessin."

„Und Freundin?"

„Bei uns? Wo denkst du hin?"

„Du könnest ja in München sein, weil du hier eine heimliche Geliebte hast."

„Geliebte habe ich viele", grinst er. „Wenn es nach meinem Vater geht."

„Wie meinst du das?"

„Bei uns gilt ein Mann nur dann als wirklicher Mann, wenn er von unzähligen Frauen angehimmelt wird und sich mit ihnen vergnügt. Als Prinz hätte ich dabei kein Problem. Viele Frauen bieten sich mir mehr oder weniger offen an. Ich könnte jeden Tag mit einer anderen die Nacht teilen."

„Und du legst eine nach der anderen flach?"

„Flach ... was?", erkundigt er sich.

„Das ist bei uns so ein Ausdruck. Du gehst mit denen, die dir gefallen, ins Bett?"

„Das denkt mein Vater, weil er es in seiner Jugend so gemacht hat und teilweise heute noch dazu neigt."

„Was sagt da deine Mutter dazu?"

„Sie muss es ertragen, wie es alle Frauen in unserem Land ertragen müssen."

„Weil sie keine Rechte haben?"

„Genau."

„Wird deine Frau es auch eines Tages erdulden müssen?"

„Ich hoffe nicht."

„Du hast keine Freundin, hast keinen Sex. Das ist doch untypisch für einen Mann."

„Wieso reden wir über solche Themen?", erkundigt er sich grinsend.

„Ich bin deine Ärztin, ich muss das wissen."

„Ach so, rein beruflich willst du das also wissen."

Ahmed grinst breit und klopft mit der Hand auf sein Bett. Er gibt mir damit zu verstehen, dass ich mich zu ihm setzen soll. Ich komme der Aufforderung nach. Kaum, dass ich sitze, streckt er die Hand nach mir aus und nimmt meine, die er beinahe andächtig hält.

„Ich habe keine Freundin und Sex hatte ich auch schon längere Zeit keinen mehr. Was sagt meine Ärztin dazu?"

Sein Blick durchbohrt mich förmlich. Ich fühle mich ihm ausgeliefert. Am liebsten würde ich mich über ihn beugen und ihn einfach küssen. Mein Blick muss schmachtend sein. Zumindest ist das meine Befürchtung.

„Verdammt, du bist mein Patient!", rufe ich aus.

Dabei stehe ich abrupt auf, lege seine Hand sanft aufs Bett zurück und stürme aus dem Zimmer. Noch nie hat mich ein Mann derart aus der Fassung gebracht. Wenn es nach meinem Verlangen gegangen wäre, hätte ich mich zu ihm hinabgebeugt und ihn geküsst. Keine Ahnung, was er dazu gesagt hätte. Doch bevor ich meine Beherrschung verlieren konnte, habe ich es vorgezogen, zu verschwinden.

---

Ich spaziere durch den Garten. Er ist wunderschön und allmählich schaffe ich es, mich zu beruhigen. Trotzdem bin ich noch aufgewühlt. Wie kann mich ein Mann nur derart aus der Bahn werfen?

„Was ist los?", meint eine Stimme hinter mir.

Es ist Amy. Sie muss sich mir unbemerkt genähert haben. Ich drehe mich zu ihr um und schenke ihr ein müdes Lächeln. Mehr bringe ich nicht zustande.

„Ach, der Prinz", seufze ich

„Was ist mit ihm?", will sie wissen. „Gibt es Komplikationen?"

„Nein, im Gegenteil, er flirtet mit mir."

„Ist das so schlimm?"

„Mann Amy, er ist mein Patient."

„Na und?"

„Wie na und? Das wäre unprofessionell!"

„Jetzt hab´ dich nicht so. Er gefällt dir doch."

„Das ist es ja."

„Was ist es ja?"

„Dass er mir gefällt."

„Seit wann ist das ein Problem? Wir sind nicht mehr im Krankenhaus."

„Krankenhaus hin oder her, ich kann mich doch nicht zu meinem Patienten ins Bett legen."

„Warum nicht?", grinst Amy. „So weit bist du schon?"

Ich schaue sie erbost an. Sie aber lacht mich nur aus. Sie nimmt mich auf den Arm und macht das nicht einmal versteckt.

„Ich werde den Patienten abgeben. So kann das nicht weitergehen."

„Spinnst du?", platzt Amy heraus. „Schöner arbeiten als hier, geht nicht mehr. Hast du dein Zimmer gesehen? Das Essen ist super und wir haben nur zwei Patienten zu versorgen. Morgen werde ich eine Runde schwimmen. Wir können den Pool und alles andere benutzen. Die Prinzessin hat mir die Erlaubnis erteilt."

„Richte dich nicht zu häuslich ein. In wenigen Tagen sind wir sowieso wieder im Krankenhaus."

„In wenigen Tagen? Die Prinzessin geht von zwei Monaten aus."

„Zwei Monate? Wie kommt sie auf so etwas?"

„Sie hat gemeint, bis der Gips abkommt und die Physiotherapie vorbei ist, wird es mindestens zwei Monate dauern."

„Wir bleiben doch nicht bis nach der Physio", antworte ich empört.

„Das musst du mit der Prinzessin klären", meint sie scheinheilig.

Amy lacht dabei, als wollte sie mir sagen, ich würde schon noch lernen, dass die Prinzessin immer ihren Kopf durchsetzt. Und je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr komme auch ich zu dieser Einsicht. Sie hat schon mehrfach ihre Kontakte spielen lassen und das Unmögliche möglich gemacht. Sonst wären wir zum Beispiel gar nicht hier. Sie wird sich also sicher nicht scheuen, es auch in Zukunft so zu handhaben.

Mein Problem ist dabei, wie es weitergehen soll, wenn wir ganze zwei Monate hier festsitzen. Keine Ahnung, ob ich so lange standhaft bleiben kann.

---

Die Nacht ist ruhig verlaufen. Die morgendliche Untersuchung des Prinzen hat gezeigt, dass er sich bestens erholt. Auch die Wunden haben sich nicht entzündet und beginnen bereits zu heilen.

„Frühstückst du mit mir?", erkundigt sich Ahmed.

„Ich leiste dir Gesellschaft", antworte ich ausweichend.

„Dann setz dich zu mir", meint er.

Dabei klopft er erneut neben sich aufs Bett. Das scheint ein Tick von ihm zu sein. Ich komme seinem Wunsch aber doch nach und als wenig später eine Dienerin ein Tischchen bringt, das sie aufs Bett stellt, helfe ich ihm beim Aufsitzen. Dabei legt er den Arm um mich, während ich mich über ihn beuge. Ob bewusst oder unbewusst kann ich nicht sagen, auf jeden Fall lässt er seine Hand über meinen Hintern streichen. Ein wohliger Schauer durchströmt meinen Körper.

Als ich mich wieder aufrichte fällt mir auf, dass er schelmisch lacht. Ich würde einiges darauf verwetten, dass er das absichtlich gemacht hat.

Ich setze mich an den unteren Rand des Bettes, da wir so besser frühstücken können. Er sitzt direkt an der einen Seite des Tischchens, ich etwas schräg dazu auf der anderen.

„Warum bist du gestern so schnell verschwunden?", will er plötzlich wissen.

Damit trifft er mich völlig unvorbereitet. Ich spüre, wie ich einen heißen Kopf bekomme. Sicher leuchte ich rot, wie eine Tomate.

„Ich ... ich ...", stottere ich.

„Du ... du ... du", neckt er mich.

„Scheiße Achmed, du bist mein Patient."

„Das ist mir schon klar. Ich verstehe nur nicht, warum du deswegen so verzweifelt bist."

„Weil du mit mir flirtest."

„Nur deswegen?"

„Und weil ich dich mag."

„Ach so", meint er. „Und das darf nicht sein."

„Du weißt genau, was ich meine."

„Nein, ich verstehe es nicht."

„Ich kann keine emotionale Bindung mit dir eingehen."

„Weil?"

„Weil ich nicht mehr objektiv sein kann, sollte ich dich behandeln müssen."

„Ich bin doch übern Berg?", erkundigt er sich.

„Ja, soweit ich das beurteilen kann, schon."

„Na dann? Für die Überprüfung meiner Werte kannst du vermutlich auch emotional gebunden sein. Das ändert doch nichts an meinem Zustand."

„Und, wenn es Komplikationen gibt?"

„Nach dieser Logik dürfte eine Ärztin nie eine Beziehung haben."

„Wie meinst du das?"

„Es könnte immer etwas sein."

„Mann Ahmed!", protestier ich. „Es geht nicht!"

Dabei stehe ich auf und eile erneut aus dem Zimmer. Ich bin sonst kein Mensch, der vor Problemen davonläuft. Doch in diesem Fall weiß ich keinen anderen Ausweg. Nur zu gerne würde ich seiner Argumentation folgen. Aber ich bin seine Ärztin!

„Überlege es dir noch einmal!", höre ich ihn noch rufen. Dann fällt die Tür ins Schloss.

Als ich die Treppe hinunterlaufe, treffe ich auf Leyla. Sie bleibt überrascht stehen.

„Was ist los?", erkundigt sie sich sanft.

„Ich kann nicht weiter die Behandlung des Prinzen übernehmen."

„Warum nicht?"

Leyla ist sichtlich erschrocken. Sie wird sogar leicht blass. Ich kann mir ihre Reaktion nicht ganz erklären. Schon gut, dass sie und ihr Bruder aus einem mir unerklärlichen Grund darauf bestehen, dass nur ich mich um ihn kümmere. Aber so kann es nicht weitergehen.

„Ich halte das nicht mehr aus!"

„Was denn?"

„Er flirtet mit mir."

„Er meint das ehrlich. Das kannst du mir glauben."

„Das weiß ich auch."

„Wo liegt dann bitte das Problem?"

„Er ist mein Patient!", antworte ich eindringlich. „Kannst du nicht einen anderen Arzt engagieren?"

„Komm mit!", weist mich Leyla an.

Sie hat wieder ihren entschlossenen Ton angenommen. Etwas irritiert folge ich ihr hinaus in den Garten. Erst nach einiger Zeit bleibt sie stehen.

„Der Unfall war kein Unfall", sagt sie leise. Mir kommt es so vor, als hätte sie Angst, jemand könnte uns belauschen.

„Was war es dann?"

„Ein Attentat."

„Auf den Prinzen?"

„Auf wen sonst."

„Wie kommst du darauf?"

„Unser Geheimdienst hat den Fahrer des LKW gecheckt, der uns gerammt hat."

„Und?"

„Er steht im Verdacht ein Auftragskiller zu sein. Auf jeden Fall ist er kein KW-Fahrer. Also frage ich dich, was er genau in diesem Lastwagen gemacht hat?"

„Scheiße!", entfährt mir. „Aber was hat das mit mir zu tun?"

„Ich traue keinem anderen Arzt."

„Deshalb haben du und der Prinz darauf bestanden, dass nur ich mich um ihn kümmere?"

„Der Prinz weiß nichts von der Gefahr. Er hat nur deshalb auf dich bestanden, weil er dich mag."

„Der Kronprinz wird wohl in seiner Heimat einen Arzt haben, dem Ihr vertrauen könnt?"

„Nicht wirklich."

„Scheiße, was jetzt?"

„Du bleibt bei uns."

„Und die Avancen deines Bruders? Wie soll ich damit umgehen?"

„Lass dein Herz entscheiden", meint sie.

Ihr Ton wird bei diesem Rat wieder milder, ja fast schon weich. Allein daran kann ich ablesen, dass sie einer Beziehung zu ihrem Bruder nicht im Wege stehen würde, es aber nicht dulden wird, dass ich ihn als Patienten abgebe. Was soll ich nur tun?

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