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Der Prinz

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„Ganz sicher. Sie kennt es nicht anders."

„Was soll ich jetzt machen?"

„Sei Leyla nicht böse und versuch positiv zu denken. Um den Prinzen kümmere ich mich."

Nun ist es Amy, die mich umarmt und mich an sich zieht. Sie legt den Kopf auf meine Schulter und ich stelle mit Genugtuung fest, dass sie sich langsam wieder beruhigt. Ich lasse ihr die Zeit, sich zu fangen, dann löse ich mich von ihr.

„Ich liebe sie", beteuert sie mir.

„Sie dich doch auch."

„Und nun?"

„Jetzt werde ich zu Ahmed gehen", erkläre ich Amy.

„Was mache ich?"

„Bleib erst einmal in deinem Zimmer, bis ich das geklärt habe."

Damit gehe ich und mache mich auf die Suche nach Ahmed. Ich erblicke ihn auf einer Bank etwas vom Haus entfernt. Als ich aus der Terrassentür trete, muss ich tief durchatmen und sage mir vor, dass alles gut wird.

Leyla, die neben ihm sitzt, erhebt sich und kommt auf mich zu. Sie hat offenbar verstanden, dass ich mit ihm sprechen will.

„Geh hinauf zu Amy in ihr Zimmer und rede mit ihr. Sie hat sich beruhigt, aber sie braucht dich", flüstere ich ihr zu, damit uns Ahmed nicht hört.

„Ich brauche sie doch auch."

„Ich weiß", antworte ich. „Viel Glück."

Damit geht sie an mir vorbei und ich gehe auf den Prinzen zu. Er schaut verärgert drein.

„Du hältst mich also für rückständig?"

„Du benimmst dich zumindest so."

„Ich kann doch nicht zulassen, dass meine Schwester lesbisch ist."

„Warum nicht? Weil es bei Euch nicht erlaubt ist. Ich dachte, du bist angetreten, veraltete Muster aufzubrechen."

„Aber dazu gehört nicht, dass Frauen Frauen lieben."

„Ach, und warum nicht?"

„Weil sich das nicht gehört."

„Aber der gnädige Herr, darf eine Ungläubige vögeln."

„Das ist doch etwas ganz anderes. Ich liebe dich doch, Mandy."

„Ach ja! Was ist denn bei uns anders? Leyla und Amy lieben sich doch auch. Sie haben sich das genauso wenig ausgesucht, wie wir zwei. Willst du ihrem Glück wirklich im Wege stehen?"

„Ich kann doch nicht anders."

„Was soll das denn heißen?"

„Du musst dir eine andere Krankenschwester suchen. Amy muss gehen."

„Das ist jetzt nicht dein verfickter Ernst", antworte ich aufbrausend.

„Mandy!"

„Nichts Mandy!", gebe ich Kontra.

„Es geht nicht anders", meint er entschlossen.

„Gut, dann musst du dir auch eine andere Ärztin suchen. Amy und mich gibt es nur im Doppelpack."

Damit stehe ich auf. Mit einem Schnauben drehe ich mich um, nachdem ich noch einmal voller Trauer eine Zeit lang auf ihn hinabgesehen habe.

„Das ist jetzt nicht dein Ernst?", fährt er mich an.

„Und ob das mein Ernst ist!"

Damit mache ich mich auf den Weg ins Haus. Auch wenn sich mein Herz vor Schmerz zusammenzieht, weil ich ihn wirklich liebe, kann ich ein solches Verhalten nicht tolerieren. Bei allem Verständnis für seine Kultur und Gewohnheiten, bin ich doch schockiert, wie wenig ihn das Glück seiner Schwester interessiert.

„Mandy, bitte warte."

Doch ich drehe mich nicht noch einmal um. Dass er so reagiert, ist für mich einfach fürchterlich. Ich bin tief enttäuscht.

„Bleib stehen! Mit den verdammten Krücken komme ich dir nicht nach."

„Nein!", brülle ich, ohne mich umzudrehen.

„Ich kann dich zwingen hier zu bleiben."

„Dann tu das. Aber ich kann dir garantieren, dass dich das nicht glücklich machen wird, Eure Hoheit!"

Den Titel spucke ich nur so aus. Vermutlich würde ich in seinem Land für eine solche Unverschämtheit ausgepeitscht oder zum Tode verurteilt. Aber das ist mir im Moment völlig egal. Wir sind in Deutschland und da werde ich das hoffentlich körperlich unversehrt überstehen. Meine Seele hat eh schon einen Knacks bekommen.

Ich eile zu Amy, ohne mich weiter um ihn zu kümmern. Ich hatte gehofft, ihr eine bessere Nachricht überbringen zu können. Aber ich hätte auch nicht gedacht, dass Ahmed so stur sein kann.

„Er will es nicht einsehen. Er will, dass du wieder in die Klinik zurückkehrst."

„Und du?"

„Ich habe ihm gesagt, dass ich dann auch gehe. Daraufhin hat er angedeutet, seine Kontakte spielen zu lassen, damit ich dableiben muss."

„Und dann?"

„Wird er sich wünschen, ein Patient im Krankenhaus zu sein. Schluss mit liebevoller Behandlung", sage ich ernst.

„Aber du liebst ihn", wirft Amy ein.

„Aber nicht, wenn er sich wie ein rückständiges Arschloch benimmt", gebe ich Kontra. „War Leyla bei dir?"

„Ja, ihr tut die Sache unglaublich leid", antwortet sie traurig. „Sie liebt mich wirklich, kann aber nicht aus ihrer Haut."

„Sie könnte Asyl beantragen und hierbleiben."

„Du weißt, dass sie ihren Bruder niemals im Stich lassen kann", gibt Amy zu bedenken.

„Und damit kannst du leben?"

„Ich liebe sie, aber sie kann auch nicht aus ihrer Haut und dafür bewundere ich sie."

„Gut, dann warten wir ab. Ich will es von der Klinik hören, wie es weitergeht."

„Du gibst ihm noch eine Chance?"

„Eine letzte und nun gehe ich, um ihn zu untersuchen."

Damit verlasse ich Amys Zimmer. In Ahmeds Räumen finde ich nur meine Tasche, die ich mitnehme und mich auf die Suche nach ihm mache. Ich versuche es draußen im Garten und tatsächlich sitzt er noch auf der Bank, so wie ich ihn verlassen habe.

„Es ist Zeit für Ihre Routineuntersuchung, Eure Hoheit."

„Mandy, sei nicht so", meint er.

„Wie soll ich nicht sein. Ich bin Ihre Ärztin und möchte Sie untersuchen."

„Du weißt genau, dass ich das nicht kann."

„Untersuchen? Das ist ganz einfach."

„Nein, du weißt genau, was ich meine. Ich kann nicht dulden, dass meine Schwester eine Frau liebt."

„Daran könnt Ihr nichts ändern. Sie wird sie lieben, ob mit ihrer Zustimmung oder auch ohne. Eure Hoheit kann nur verbieten, dass sich die beiden sehen, und damit dem Glück der eigenen Schwester im Wege stehen, nur weil Ihr rückständig und borniert seid."

„So denkst du von mir?"

„Wie soll ich sonst denken. Deine Schwester opfert ihr ganzen Leben für dich, sie begleitet dich, bringt sich selbst in Gefahr und steht doch zu dir. Aber du, du sieht das alles nicht. Du akzeptierst sie nicht mal, so wie sie ist."

„Aber das darf nicht sein", antwortet er verzweifelt. „Du weißt, dass ich anders bin, aber es geht nicht."

„Wie willst du ein Land verändern, wenn du es nicht einmal schaffst, dich zu ändern? Wenn du nicht einmal in der Lage bist, Verständnis für den einzigen Menschen aufzubringen, der dir nahesteht und der wirklich alles für dich tut."

„Mir steht nicht nur meine Schwester nahe, es gibt zwei Menschen. Ich liebe dich, Mandy."

„Was deine Liebe wert ist, das sehe ich bei Leyla. Wenn es dir nicht in den Kram passt, dann stehst du nicht zu den Menschen, die dir angeblich alles bedeuten."

„Das darfst du nicht von mir denken."

„Was soll ich nach alledem sonst denken?", antworte ich. „Und jetzt will ich Eure Hoheit untersuchen."

„Willst du mich so bestrafen?"

„Ich bestrafe niemanden. Ich verhalte mich nur, so wie es in Eurem Land von mir erwartet wird, denn so soll es Eurer Meinung nach doch auch sein."

„Mandy, sei doch vernünftig!"

„Ich? Ausgerechnet ich soll vernünftig sein? Und was ist mit dir? Musst du nicht vernünftig sein?", frage ich schockiert. „Was ist nun, soll ich gehen oder bleiben.

„Diese Entscheidung überlasse ich dir."

„Aber Amy soll auf jeden Fall ausgetauscht werden?"

„Ja, Amy muss ausgetauscht werden."

„Dann ist meine Antwort klar. Ich habe dir erklärt, dass es mich und Amy nur zusammen gibt. Du kannst zwar deine Kontakte spielen lassen und ich werde nicht abgezogen, aber ich werde dann nur noch Dienst nach Vorschrift machen."

„Dann packt gleich beide."

„Ich werde veranlassen, dass das Krankenhaus Ersatz schickt."

„Das brauchst du nicht. Ich vertraue nur dir und will keinen anderen Arzt um mich haben."

„Wie Ihr meint, Eure Hoheit."

„Mensch Mandy, müssen wir so auseinandergehen?"

„Ich kann nicht mit einem Mann zusammen sein, der nicht einen Moment versucht, mich oder andere Menschen in seiner Umgebung auch nur ansatzweise zu verstehen."

Damit packe ich meine Sachen zusammen und mache mich auf den Weg zu Amy. Mir fällt der Weg nicht leicht, weil ich einerseits das Gefühl habe, versagt zu haben und andererseits mich nicht von Ahmed trennen möchte. Aber er lässt mir keine andere Wahl. Er bleibt stur bei seiner Meinung und das würde auf Dauer nicht gutgehen.

Bei Amys Zimmer angekommen, klopfe ich und trete sofort ein, als sie mich hineinbittet. Ein Blick in mein Gesicht reicht ihr offenbar, denn schlagartig weicht alle Hoffnung aus ihren Augen und unendliche Trauer macht sich breit.

„Ich muss gehen?", erkundigt sie sich.

„Wir gehen beide."

„Du auch? Bist du dir sicher, dass du das tun willst?"

„Ich habe ihm klar gemacht, dass es uns nur zusammen gibt. Entweder wir bleiben beide hier oder wir gehen beide."

„Und er hat dich einfach so gehen lassen?"

„Einfach so nicht gerade, aber er konnte mich nicht überreden. Ich stehe zu meiner Überzeugung und damit muss er zurechtkommen."

„Mann Mandy, du liebst ihn doch!"

Amy nimmt mich in den Arm und drückt mich an sich. Wir haben uns zwar schon immer gut verstanden, aber die letzten Tage haben uns zusammengeschweißt.

„Was soll ich mit einem Mann, der mich nicht ernst nimmt, der stur ist und, der die Menschen nicht so akzeptieren kann, wie sie sind. Das mit uns hätte keine Zukunft."

„Ach Mandy, das tut mir leid für dich, dass ich dir das mit Ahmed kaputtgemacht habe."

„Meine liebe Amy, das hast nicht du kaputt gemacht, das war er ganz alleine."

„Warten wir noch auf die Ablöse?"

„Es wird keine Ablöse geben, er vertraut keinem. Also werden wir unsere Sachen packen und verschwinden."

Ich gehe in mein Zimmer und spüre den traurigen Blick im Rücken. Ich bin auch enttäuscht, aber nicht von Amy, sondern von Ahmed. Er ist wohl doch noch nicht in der Neuzeit angekommen.

---

Amy und ich arbeiten nun schon wieder fast eine Woche im Krankenhaus. Obwohl ich nun im Team des Chefarztes bin und er mir erstaunlich viele Freiheiten gewährt, habe ich nicht mehr die Freude an meinem Beruf, wie ich sie zuvor gespürt habe. Ich bin einfach nur traurig.

Nachts liege ich meistens wach. Ich frage mich, ob ich anders hätte handeln sollen, komme aber immer wieder zum Ergebnis, dass ich möglicherweise in einigen Aussagen hart war, dass ich aber in der Sache richtige entschieden habe. Auch, wenn es mir schwerfällt, ich hatte keine andere Wahl, als zu Amy zu stehen. Dabei ging es nicht nur darum, zu einer Freundin zu stehen, sondern auch darum, dass ich Ahmed falsch eingeschätzt habe und unsere Ansichten sich nie ergänzen würden.

Auch Amy ist traurig. Wenn wir zusammen in der Kantine essen, erzählt sie immer wieder von Leyla. Dann bekommt sie ein unglaubliches Strahlen in den Augen, die ansonsten matter sind als sonst. Auch sie vermisst ihre Liebste.

Ansonsten plätschert das Leben einfach so dahin. Da ich keine Lust darauf habe, irgendetwas zu unternehmen, gehe ich auch nicht aus. Höhepunkte der Woche waren zwei Besuche von Amy bei mir. Einmal haben wir uns verabredet, gemeinsam einen Film zu schauen, einmal kam sie spontan vorbei, weil sie es alleine nicht mehr aushalten konnte.

Ich bin gerade dabei in der Notaufnahme einen Patienten zu versorgen, der sich eine Schnittwunde zugezogen hat, da werde ich von einem Pfleger gerufen. Als ich aus dem Behandlungszimmer trete, sehe ich draußen den Chef der Krankenhausverwaltung stehen, neben ihm Leyla.

„Die Prinzessin wünscht Sie zu sprechen", begrüßt mich mein Chef.

Ich schaue Leyla an und ziehe sie in einen freien Behandlungsraum. Sie sieht schlecht aus, hat schwarze Ringe unter den Augen und auch sonst fehlt die strahlende Aura, die sie immer umheben hat.

„Leyla, wie geht es dir? Du siehst nicht gut aus."

„Mir fehlt Amy", gibt sie zu. „Aber deshalb bin ich nicht da. Ich wollte dich bitten, zurückzukommen."

„Nur ich oder auch Amy."

„Mein Bruder weiß nicht, dass ich da bin. Deswegen kann ich nur dich bitten zurückzukommen. Du weißt ja."

„So gern ich deine Bitte erfüllen würde, weil sie von dir kommt, trotzdem muss ich sie ablehnen. Ich kann das nicht. Ich liebe deinen Bruder, aber ich kann ihm das nicht verzeihen."

„Er leidet wie ein Hund."

„Das mag schon sein. Ich und Amy leiden auch. Wie es dir geht, sieht man auch. Aber nur ein Mensch kann das Leid aller aus der Welt schaffen."

„Ich kann dich gut verstehen, auch wenn ich mir für meinen Bruder wünsche, dass er glücklich wird."

„Siehst du, genau das unterscheidet dich von deinem Bruder. Obwohl es dir schlecht geht, denkst du immer noch an ihn. Aber was macht er? Er denkt nicht einen Augenblick an dich. Er muss einsehen, dass es nicht immer nur um ihn und nach seinem Willen gehen kann."

„Wenn er dich bitten würde?"

„Nur, wenn Amy mitkommen darf."

„Das wird er nie erlauben."

„Dann tut es mir leid. Dann wird er eben auch leiden müssen. Schließlich ist es seine Entscheidung."

„Ich bewundere deine Entschlossenheit. Ahmed bräuchte eine Frau wie dich, die nicht zu allem Ja sagt."

„Aber dann müsste er auch auf sie hören und das tut er nicht", werfe ich ein. Dann versuche ich das Thema zu wechseln. „Soll ich Amy rufen?"

„So gern ich sie sehen würde, wenn mein Bruder erfährt, dass ich bei dir war, reißt er mir den Kopf ab. Wenn er aber mitbekommt, dass ich dabei auch Amy getroffen habe, dann würde er mir das nie verzeihen. Sag ihr aber bitte einen schönen Gruß von mir. Sag ihr, dass ich sie wirklich liebe und, dass sie mir fehlt."

„Das werde ich", versichere ich. „Du fehlst ihr auch. Sie ist nicht mehr dieselbe Amy. Außer, wenn sie von dir erzählt, dann bekommen ihre Augen wieder diesen Glanz, den sie nur hat, wenn sie in deiner Nähe ist."

Ein verträumtes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Diese Frau liebt Amy von ganzem Herzen und umgekehrt ist es nicht anders. Es bricht mir das Herz mitansehen zu müssen, dass den beiden keine Zukunft vergönnt ist.

„Ich muss los. Danke, dass du für Amy da bist. Eine Freundin wie dich zu haben, ist ein großes Geschenk."

Ich ziehe sie in eine Umarmung und drücke sie fest an mich. Leyla ist mir ans Herz gewachsen und ich bewundere sie dafür, wie sie sich für ihren Bruder aufopfert. Allerdings würde ich nur zu gerne ihrem Glück helfen.

„Du kannst jederzeit zu mir kommen. Ich bin auch für dich da, wenn du mich brauchst", versichere ich ihr.

„Danke, Mandy!"

Damit löst sie sich von mir, verlässt das Behandlungszimmer und ich schaue noch einige Zeit auf die Tür, die sich hinter sich geschlossen hat.

---

„Leyla war heute bei mir, ich soll dich ganz lieb grüßen und dir sagen, dass sie dich nicht vergessen kann."

„Ich sie doch auch nicht", antwortet Amy.

Wir sind nach dem Dienst noch zu mir gegangen und sitzen vor einem Glas Wein. Ich kann die Trauer in ihrer Stimme hören. Sie schaut abwesend zum Fenster hinaus.

„Was wollte sie bei dir?"

„Sie wollte mich überreden, doch zurückzukommen. Ahmed leide wie ein Hund, hat sie gemeint."

„Das geschieht ihm recht."

„So habe ich es auch ausgedrückt, zumindest so ähnlich."

„Du warst natürlich diplomatischer als ich", grinst sie müde. „Und?"

„Was und?"

„Was wirst du machen?"

„Nichts, ich werde nicht zurückkommen, wenn er dich nicht akzeptieren kann."

„Ich will aber deinem Glück nicht im Wege stehen, das weißt du."

„Das tust du doch nicht."

Bei diesen Worten nehme ich sie in den Arm und drücke sie ganz fest. Mir ist klar, dass sie hin und her gerissen ist. Einerseits gönnt sie mir mein Glück, andererseits ist sie aber auch froh, dass ich zu ihr stehe. Sonst wäre sie in dieser Situation ganz allein.

„Wenn jemand meinem Glück im Wege steht, dann Ahmed und seine Rückständigkeit."

Noch während ich das sage, klingelt es an der Tür. Wir schauen uns überrascht an.

„Erwartest du jemand?", frage ich Amy.

„Weiß doch keiner, dass ich hier bin. Wenn, dann ist das jemand, der zu dir will."

„Ich wüsste nicht wer", gestehe ich.

Trotzdem erhebe ich mich von der Couch und gehe in den Flur. Ich öffne die Tür zu meiner Wohnung, lasse aber die Sicherheitskette eingehakt. Man weiß ja nie. Allerdings staune ich nicht schlecht, als vor der Tür Ahmed und vier Leibwächter stehen.

„Hallo", sage ich leise. Ich bin überrascht.

„Hallo", meint er schüchtern."

„Was willst du?"

„Könnte ich reinkommen. Ich glaube nicht, dass das ganze Haus mitbekommen soll, was wir zu besprechen haben."

„Ok, aber nur du."

Bei diesen Worten schließe ich die Tür, hänge die Kette aus und mache sie dann wieder auf, diesmal ganz.

„Wartet hier!", weist Ahmed seine Sicherheitsleute an.

„Wir müssen die Wohnung vorher checken", meint einer und will sich schon Zutritt verschaffen.

„Versuchs!", fahre ich ihn an. Dabei stelle ich mich vor ihm hin und stemme die Hände in die Hüften. „Das ist meine Wohnung."

„Das passt so", beschwichtigt Ahmed.

Als er die Wohnung betritt, schaut sein Wachmann sauer drein. Aber ich knalle ihm die Tür vor der Nase ins Schloss. In meiner Wohnung hat niemand etwas zu checken.

„Also, was gibt es?", frage ich direkt und nicht sonderlich freundlich.

„Können wir uns niedersetzen? Hier im Flur möchte ich das nicht besprechen."

Erst jetzt fällt mir auf, wie unhöflich ich bin. Aber nach allem, was war, wollte ich einfach sofort wissen, warum er sich zu mir in die Wohnung bemüht. Woher hat er eigentlich meine Adresse? Vermutlich hat er einen guten Geheimdienst.

„Komm mit, ich habe aber Besuch."

„Oh, das wusste ich nicht."

„Macht nichts, es ist Amy."

„Dann komme ich ein andermal."

„Du redest jetzt", beharre ich. „Schließlich interessiert es Amy genauso, was du zu sagen hast. Zumindest betrifft es sie."

Unschlüssig schaut er mich an. Mir ist klar, dass ich viel von ihm verlange. Will er nur mich zurück, dann ist es für ihn sicher unangenehm, das Gespräch vor Amy zu führen. Wenn er uns beide zurück möchte, dann ist es für ihn sicher nicht einfach, vor uns beiden zu Kreuz zu kriechen.

Da ich aber, ohne weiter auf ihn zu achten, ins Wohnzimmer gehe, folgt er mir, wenn auch mit zaghaften Schritten. Mir fällt auf, dass er inzwischen im Umgang mit den Krücken sehr geübt ist. Amy steht bereits vor der Couch. Natürlich hat sie mitbekommen, wer der Besuch ist. Ich kann ihr die Unsicherheit und die Nervosität deutlich ansehen.

„Schönen Abend, Prinz", meint sie leise.

„Hallo Amy, schön dich zu sehen."

„Möchtest du ein Glas Wein, einen Tee, Wasser ... äh, sonst habe ich nicht viel da."

„Ein Wasser, danke."

Ich gehe in die Küche und hole eine Flasche Wasser und ein Glas. Als ich zurückkomme, steht Ahmed immer noch dort, wo ich ihn zurückgelassen habe.

„Du hättest dich ruhig hinsetzen können."

„Ich wusste nicht wo."

„Wo du möchtest. Wir haben hier keine Sitzordnung."

Ahmed nimmt auf dem Sessel Platz und so setze ich mich neben Amy. Sie ist völlig verunsichert und schaut immer wieder von mir zu Ahmed und zurück.

„Schieß los. Warum bist du hergekommen?"

„Ich möchte, dass du zurückkommst."

„Ich?"

Er wirft Amy einen Seitenblick zu. Irgendwie finde ich es süß, wie unsicher er ist. Aber hier geht es um Grundsätzliches und deshalb darf ich mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen.

„Du hast recht, ich bin ein Idiot."

„Das habe ich nie gesagt."

„Aber gemeint."

„Auch nicht. Ich habe nur gesagt, dass sich nicht immer alles um dich drehen kann. Hast du eine Ahnung, was Leyla alles für dich aufgegeben hat und immer noch aufgibt? Hast du eine Ahnung, wie wichtig ihr Amy ist?"

„Ich glaube ich habe es inzwischen gecheckt. Sie sieht genauso beschissen aus, wie ich und sie leidet ebenfalls unter der Trennung."

„Nur mit dem Unterschied, dass sie zu mir kommt und mich bittet, auch zu dir zurückzukommen, wenn du dich gegen ihre Beziehung zu Amy aussprichst."

„Das hat sie getan?"

„Ja, weil sie dich liebt und weil sie dein Bestes will."

„Aber das will ich doch auch."

„Dein oder ihr Bestes?", frage ich ein wenig scharf. Dabei ziehe ich skeptisch die linke Augenbraue nach oben.

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