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Der Prinz

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Ich liege neben Ahmed im Bett. Ich kann nicht schlafen. Irgendetwas bedrückt mich, ich kann aber nicht genau sagen was. Es könnte tatsächlich die Sorge vor der baldigen Trennung sein, die Ungewissheit, was nachher kommt.

Ich tappe im Dunkeln ins Bad, um mir etwas Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ich bin so leise wie möglich und mache auch kein Licht, um Ahmed nicht zu wecken. Zumindest er soll nicht unter meinen Schlafproblemen leiden. Da ich seit meiner Rückkehr in die Villa jede Nacht bei meinem Prinzen verbracht habe, kenne ich den Weg auswendig. Auch im Bad mache ich kein Licht. Ich bin zu faul, die Tür zu schließen, sie könnte ja auch ein Geräusch machen und ihn aufwecken.

Als ich fertig bin bleibe ich auf dem Weg zurück ins Zimmer in der Badtür stehen und betrachte den im Bett liegenden Mann. Viel kann ich nicht sehen. Ein ganz kleiner Schimmer dringt jedoch durchs Fenster. Ich nehme an es ist das schwache Licht, das vom Mond kommt. Ich genieße diesen ruhigen Moment. In diesen gehört er nur mir und nur ich kann Ahmed so betrachten.

Plötzlich wird die Zimmertür einen Spalt weit geöffnet. Ein ganz schwaches Licht dringt vom Gang herein. Sonst hätte ich gar nicht bemerkt, da die Tür absolut geräuschlos geöffnet wird. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Wer soll das denn bitte sein? Wer betritt um diese Zeit heimlich das Zimmer des Prinzen.

Ich ducke mich noch etwas mehr in den Schatten der Badezimmertür und beobachte angespannt, was passiert. Die Tür wird etwas weiter geöffnet und eine Gestalt huscht in den Raum. Es ist eindeutig ein Mann. Um das zu erkennen, braucht man kein Medizinstudium. Er ist breit und kräftig gebaut. Ich kann mir vorstellen, dass der Mann zum Sicherheitsteam gehört. Aber was macht er in diesem Zimmer? Hier haben die Sicherheitsleute nichts zu suchen. Zumindest wäre mir das bisher nie aufgefallen.

Mir stockt das Blut in den Adern, als mir klar wird, dass die Person eine Pistole in der rechten Hand hält und damit auf den schlafenden Prinzen zielt. Er zögert noch einen Moment. Ich nehme an, er will sich überzeugen, ob es tatsächlich Ahmed ist, der da vor ihm schlafend im Bett liegt, oder der Mann hat Skrupel. Auf jeden ist dies ein Attentat. Daran besteht für mich kein Zweifel.

Ich überlege blitzschnell, was ich tun kann. Wenn ich nicht eingreife, das ist mir klar, wird er Ahmed töten und das kann ich auf keinen Fall zulassen. Schreien bringt mir vermutlich nicht viel. Dann tötet er Ahmed und lange bevor jemand im Haus wach ist und mir zu Hilfe kommt, ist der Mann schon längst wieder verschwunden. Ich muss ihn aus eigener Kraft stoppen, und zwar bevor er schießen kann. Aber wie?

Da fällt mir die Arzttasche ein, die im Bad stehen müsste. Zum Glück stelle ich sie immer an denselben Platz und lasse sie offenstehen. Das ist eine Angewohnheit, die ich mir zugelegt habe, da ich dies in einer Ärztezeitung in einem Witz gelesen habe. Danach wurde es eine Marotte von mir. Und in diesem Moment bin ich froh, dass ich mir das angewöhnt habe, auch wenn es etwas unsinnig erscheinen mag.

Auf jeden Fall kann ich geräuschlos in die Tasche greifen, ertaste ein Skalpell und zeihe den Schutz ab. Nun schleiche ich mich hinter den Mann, der immer noch den schlafenden Prinzen betrachtet. Keine Ahnung, warum er das tut. Aber mir gibt es Zeit. Ich kann mich zwar nur langsam bewegen, bin aber absolut geräuschlos und komme dicht hinter den Mann ohne, dass er mich bemerkt. Er geht wohl davon aus, dass sich sonst niemand im Raum befindet und ist voll auf seine Aufgabe konzentriert.

Als er plötzlich den Arm hebt und deutlich zu erkennen ist, dass er nun genau zielen will, reagiere ich sofort. Ohne lange nachzudenken, ziehe ich das Skalpell knapp ober dem Ellbogen über seinen Arm. Ich schneide damit tief ins Fleisch und durchtrenne den nervus ulnaris, der für die Motorik der Hand mitverantwortlich ist.

Der Mann schreit vor Schmerz auf und lässt die Waffe fallen. Durch meinen Schnitt ist er nicht mehr in der Lage, die Pistole richtig in der Hand zu halten. Allerdings wird er auf mich aufmerksam und reagiert blitzschnell. Er versetzt mir mit dem verletzten Arm einen Schlag, dass ich zu Boden gehe. Darauf war ich natürlich nicht vorbereitet. Mein Kopf dröhnt und ich muss mich erst orientieren. Der hat mir ganz schön eine gescheuert.

„Was willst du? Wer bist du?", höre ich Ahmed überrascht rufen.

Er muss vom Schrei oder vom Lärm, den ich beim Hinfallen gemacht habe, aufgewacht sein. Von meiner Position am Boden aus, kann ich ihn allerdings nicht sehen. Dafür umso deutlicher den Angreifer. Er hat plötzlich ein Messer in seiner Linken.

„Tod dem Verräter", brüllt er.

Mir ist klar, er will auf Ahmed und damit auf einen Unbewaffneten losgehen. Er ist zwar Rechtshänder und wird mit der Linken nicht so gut sein, aber es würde sicher reichen, um einen Mann zu töten, der nichts außer seine Hände hat, um sich zur Wehr zu setzen.

Da entdecke ich die Waffe. Sie liegt direkt neben mir. Sie muss über den Boden geschlittert sein, als er sie hat fallen lassen. Obwohl ich sonst Waffen verabscheue, in dieser Situation gibt es keinen Ausweg und mit Waffen kenne ich mich aus. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich froh darüber. Ich habe meinen Vater immer kritisiert, dass er Jäger ist. Aus diesem Grund weiß ich, wie ich mit der Pistole umgehen muss. Ich habe das oft genug bei meinem Vater gesehen und er hat es mir auch oft genug erklärt. Eigentlich wollte er mir damit zeigen, dass ich die Waffe immer gesichert in die Hand nehmen soll. Es ging ihm dabei um meine Sicherheit. Aber notgedrungen habe ich dabei auch das Gegenteil mitgekriegt, wie man eine Waffe entsichert.

Und das mache ich, in Windeseile. In einer fließenden Bewegung reiße ich sie nach oben. Mir ist klar, dass ich mich beeilen muss. Solange Ahmed nicht neben ihm ist, kann ich ihn nicht treffen, ich habe freie Schussbahn. Später könnte es gefährlich für ihn werden, wenn ich schießen. Jetzt aber geht es noch und ich komme dem Täter zuvor. Ich versuche halbwegs zu zielen und ziehe auch schon den Abzug. Ein lauter Knall und ein Schrei geben lautstark Zeugnis davon, dass ich abgedrückt und getroffen habe.

Immer noch angespannt halte ich zur Sicherheit die Waffe immer noch auf den Mann gerichtet und bin bereit, sofort ein zweites Mal zu feuern, sollte er nicht von seinem Plan ablassen. Zu meiner Beruhigung sackt er kurz vor dem Bett zusammen und bleibt reglos liegen.

„Mach bitte Licht", rufe ich Ahmed zu. „Wenn du kannst. Bitte!"

Die Nachttischlampe flackert auf und ich sehe den Eindringling am Boden liegen. Ich sehe, wie Ahmed sich erheben will.

„Bleib ihm fern. Er hat ein Messer."

„Aber was sollen wir machen?"

„Ich habe seine Pistole, ich schaue nach."

„Wie kommst du denn an eine Waffe?"

„Lange Geschichte."

Während dieses Gesprächs stehe ich auf und nähere mich langsam dem am Boden liegenden Mann. Die Waffe habe ich immer noch auf ihn gerichtet, bereit sofort zu schießen, sollte er sich auch nur ein kleines Bisschen bewegen. Aber er scheint nicht mehr in der Lage zu sein, etwas zu unternehmen. Auch das Messer ist ihm aus der Hand gefallen und liegt etwas abseits. Endlich kann ich mich ein wenig entspannen.

Doch in dem Moment wird auch schon die Tür aufgerissen und ein mit einer Maschinenpistole bewaffneter Sicherheitsmann stürmt ins Zimmer. Die Mündung ist auf mich gerichtet.

„Waffe fallen lassen!", brüllt er.

„Lassen Sie Ihre fallen, oder ich schieße. Euch Sicherheitsleuten kann man offenbar nicht trauen", rufe ich zurück.

Ich habe meine Pistole wieder nach oben gerissen und habe den Finger am Abzug. Der Mann, den ich nun als den Chef des Sicherheitsdienstes erkenne, stutzt. Er betrachtet mich mit der Waffe in der Hand und dann den am Boden liegenden Angreifer. Ich habe also richtig gesehen, es ist einer von den Leuten, die eigentlich für die Sicherheit im Haus sorgen sollten.

Als er das Messer neben dem am Boden liegenden Typen sieht, lässt er die Maschinenpistole sinken. Er wirkt schockiert.

„Ich glaube, wir können beide die Waffen runternehmen", schlägt er vor.

Nun klettert Ahmed aus dem Bett und nimmt mich in den Arm. Jetzt, wo die Gefahr vorüber ist, merke ich erst, dass ich anfange zu zittern. Vorher war mein Körper mit Adrenalin vollgepumpt. Doch nun, wo die Anspannung nachlässt, kommt die Angst in mir voll durch.

Ich blicke an mir hinab und bin froh, dass ich diesen Abend offenbar aus einer Eingebung heraus, einen Pyjama angezogen habe. Der Gedanke mag zwar, in Anbetracht der Gefahr, in der wir geschwebt sind, etwas sonderbar anmuten, aber das menschliche Hirn geht manchmal eigene Wege.

„Du hast mir das Leben gerettet", meint er staunend. „Was ist passiert."

„Das würde mich auch interessieren", meldet sich der Sicherheitsmann.

„Moment bitte", sage ich.

Ich löse mich von Ahmed, gehe ins Bad und ziehe mir einen Bademantel an. Ich habe zwar den des Prinzen erwischt und er ist mir zu groß, aber das ist mir im Augenblick egal. Ich möchte nur etwas bedeckter sein, wenn hier gleich noch weitere Leute herumlaufen. Dann kehre ich ins Zimmer zurück. Der Sicherheitschef kniet neben dem Angreifer, fühlt den Puls und telefoniert. Er ruft die Rettung. Offenbar lebt er noch.

„Der hat ganz schön etwas abbekommen", grinst er. „Meine Hochachtung. Da muss man einen klaren Kopf bewahren."

„So klar war mein Kopf auch nicht. Es war eher eine Reaktion aus dem Bauch heraus."

Dann erzähle ich die Geschichte. Allerdings lasse ich aus, dass ich im Zimmer war und ins Bad gegangen bin. In meiner Version habe ich auf dem Gang etwas gehört, bin dem nachgegangen und habe den Mann gesehen, wie er sich ins Zimmer des Kronprinzen geschlichen hat. Ich bin ihm gefolgt, habe es geschafft das Skalpell zu nehmen und unbemerkt hinter ihn zu kommen. Von da an entspricht dann meine Erzählung auch den Tatsachen.

Sowohl Ahmed als auch der Sicherheitschef machen große Augen, als ich überraschend sachlich erkläre, welchen Nerv ich durchtrennt habe und warum.

„Leg dich nie mit einer Ärztin an, kann ich da nur sagen", grinst Ahmed.

„Die sind nicht nur gewohnt, Blut zu sehen, die wissen auch genau, wo sie dir wehtun können", ergänzt lachend der Sicherheitschef.

Inzwischen kommen auch Leyla und Amy ins Zimmer und bestaunen den immer noch reglosen Körper, der von den inzwischen eingetroffenen Sanitätern auf eine Trage gehievt wird. Da die Prinzessin dabei blass wird, weise ich Amy an, mir zu helfen, sie in ihr Zimmer zu verfrachten. Dort erzähle ich den beiden, was passiert ist. In diesem Fall muss ich nicht um den Brei herumreden, um zu erklären, wie ich ins Zimmer gekommen bin. Sie wissen ja, dass ich die Nächte bei Ahmed verbringe.

„Ein Attentat in unserer Villa", ist Leyla schockiert. „In welcher Welt leben wir?"

„Zum Glück war Mandy da", beruhigt sie Amy. „Du bist der beste Wachhund."

Dabei grinst sie mich an. Mir ist klar, dass sie damit versucht, die Situation etwas zu entspannen. Aber bei Leyla sitzt die Angst tief. Ich kann sie gut verstehen. Wenn in deinem Haus geschlossen wird und du dazu kommst, wie ein Schwerverletzter am Boden liegt, dann ist das schon beeindruckend. Mir als Ärztin macht es natürlich weniger aus, aber auch mir ist klar geworden, dass es tatsächlich Menschen gibt, die Ahmed nach dem Leben trachten. Trotzdem versuche ich Leyla zu beruhigen.

„Es ist nichts passiert. Wir müssen aber die Sicherheitsvorkehrungen verstärken."

„Das müssen wir", sagt Leyla apathisch.

„Soll ich dir etwas zur Beruhigung geben? Ich hätte ein paar Baldriantropfen in meiner Tasche", schlage ich vor.

„Nein, keine Beruhigungsmittel. Es geht gleich wieder. Ich muss aber einen klaren Kopf bewahren. Amy, bleibst du bei mir?"

„Ich lass dich nicht allein."

„Gehst du zu Ahmed?", bittet mich Leyla.

„Ich schaue nach ihm."

Daraufhin verlasse ich die beiden und gehe zurück ins Zimmer des Kronprinzen. Inzwischen ist die Polizei eingetroffen. Vom Angreifer ist nichts mehr zu sehen, außer einer Blutlache auf dem Teppich. Die Sanitäter haben ihn wohl mitgenommen.

Ein Polizei-Hauptkommissar hält die Pistole in der Hand, die sich in einer Tüte für die Beweissicherung befindet, das Messer steckt in einem anderen Beutel. Einige Männer in weißen Anzügen mit der Aufschrift Polizei am Rücken und deutlich kleiner über dem Herzen machen Fotos und nehmen Proben vom Blut.

Plötzlich kommt der Botschafter zur Tür herein. Ich erkenne ihn wieder, obwohl ich ihn nur damals im Krankenhaus gesehen habe, als Leyla und Ahmed nach dem Unfall eingeliefert worden sind.

„Sie haben hier keine Befugnis. Legen Sie alles zurück an seinen Platz und verlassen Sie umgehend das Haus", meint er zu den Polizisten.

„Warum haben wir hier keine Befugnis?", will der Hauptkommissar überrascht wissen.

„Diese Villa gehört zum Botschaftsgelände und ist damit nicht Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Sie befinden sich ungerechtfertigt auf fremdem Staatsgebiet und, sollten Sie nicht umgehend abziehen, wird das diplomatische Folgen haben."

„Was machen wir dann mit dem Verletzten?"

„Wir werden in den nächsten Stunden einen Haftbefehl gegen ihn erlassen und seine Auslieferung beantragen."

„Mit welcher Begründung?", will der Hauptkommissar wissen.

„Wegen Mordversuches, Hochverrates und vermutlich noch einiger kleinerer Vergehen."

„Dann werden wir ihn festsetzen, sobald der Haftbefehl vorliegt", meint der Hauptkommissar. „Wir ziehen ab. Noch einen schönen Tag."

Damit gibt er den Kollegen einen Wink und alle ziehen sich zurück. Sie lassen die Waffe und das Messer, immer noch fein säuberlich eingetütet, zurück.

„Auf diese Weise ersparen wir uns viele unangenehme Fragen", meint der Botschafter. „Geht es Eurer Hoheit gut?"

„Ja, dank meiner Ärztin."

„Wurden Eure Hoheit verletzt?"

„Nein, aber sie hat den Angreifer zur Strecke gebracht."

„Die Ärztin? Nicht das Sicherheitspersonal?"

„Der Attentäter hat sich beim Sicherheitspersonal eingeschlichen oder wurde von jemand angeworben. Das sollte unsere Polizei klären. Auf jeden Fall hat er seine eigene Schicht nützen wollen, um mich zu töten", erklärt Ahmed.

„Dann sollten wir Frau Dr. Bremer einen Orden verleihen oder so etwas."

„Keinen Orden, keine Belobigung, ich habe nur das getan, was jeder getan hätte, dem das Leben des Kronprinzen am Herzen liegt", wehre ich ab.

„Du hast dich heldenhaft verhalten, ist dir das klar? Ohne dich hätte mich der Mann im Schlaf erschossen und ich wäre tot gewesen, bevor ich es mitbekommen hätte."

„Eure Hoheit, das habe ich gerne gemacht", antworte ich. „Meine Kollegen hätten mich ganz schön aufgezogen, wenn Ihr unter meiner Obhut ums Leben gekommen wärt."

„Bei einem Attentat!"

„Trotzdem. Ein Arzt tut alles für seinen Patienten."

„Nur, dass solche Patienten eher selten sind", meint er grinsend.

„Naja, auf keinen anderen meiner Patienten wurde bisher ein Anschlag verübt. Das muss ich zugeben."

Wir lachen nun alle drei. Selbst der etwas steif wirkende Botschafter muss grinsen. Langsam sind wir auch wieder allein. Nur zwei Sicherheitsleute stehen noch herum, aber sonst sind alle wieder weg.

„Dann verabschiede auch ich mich", meint der Botschafter. „Eure Hoheit!"

„Danke für Ihren Besuch. Ich denke wir sind alle froh, dass keine lästigen Fragen gestellt werden", meint Ahmed.

„Und Ihnen, Frau Dr. Bremer, gebührt meine Hochachtung. Sie haben beherzt eingegriffen und klug gehandelt. Unser Land bräuchte mehr Frauen wie Sie."

„Auf wiedersehen, Herr Botschafter."

Mir ist der Rummel um meine Heldentat doch etwas zu viel. Aber mir ist auch klar, dass der Botschafter auf Ahmeds Seite ist. Seine Aussage, dass das Land mehr solcher Frauen bräuchte, war eine klare Ansage.

„Ich möchte den Kronprinzen zur Sicherheit untersuchen. Könnten Sie uns alleine lassen?", wende ich mich an die Sicherheitsleute.

Mir ist klar, dass es nun schwerer sein wird, unbeobachtet zusammen zu sein. Aber zum Glück habe ich immer noch diese Trumpfkarte. Als die Tür endlich wieder ins Schloss fällt und wir allein sind, fallen wir uns um den Hals und küssen uns, als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.

„Ich bin so froh, dass es dir gut geht. Hast du eine Ahnung, was ich für einen Schreck bekommen habe, als mir klar wurde, dass dich jemand umbringen will?"

„Du warst mein Schutzengel", meint er liebevoll. „Wenn du nicht gewesen wärst ..."

„Schschsch......."

Ich küsse ihn erneut. Ich will nicht mehr darüber reden. Ich will ihn nur halten und spüren, dass er bei mir ist.

„Du kannst aber nicht mehr bei mir schlafen. Vor der Tür steht eine Wache."

„Das ist mir klar."

Nur widerwillig löse ich mich von ihm und gehe in mein Zimmer. An Schlaf ist sowieso nicht mehr zu denken. So liege ich wach, bis der Morgen graut.

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Als es langsam hell wird, stehe ich auf, ziehe mir etwas über und mache mich auf zum Pool. Ich muss die Müdigkeit durch körperliche Betätigung abschütteln. Es gelingt mir zwar nicht ganz, aber das kühle Nass tut trotzdem gut.

Als ich schließlich zum Frühstück komme, sitzen dort bereits Leyla und Amy. Der Prinz ist noch nicht wach, so zumindest sieht es aus.

„Wir werden in den nächsten Tagen in unsere Heimat zurückkehren müssen", meint Leyla traurig. „Der Botschafter hat mich informiert, dass Ahmeds Vater darauf besteht, nachdem er vom Anschlag erfahren , hat", erklärt mir die Prinzessin.

„Das ging aber schnell", stelle ich fest.

„Der Botschafter musste es ihm mitteilen. Sonst hätte er sich des Hochverrats schuldig gemacht."

„Das ist mir klar", antworte ich. „Aber was bedeutet das für uns?"

„Ich habe noch keine Ahnung. Aber irgendwie muss es weitergehen. Ich will nicht mehr ohne Amy leben und ich denke, dass auch Ahmed dich nicht verlieren will."

„Wir werden einen Weg finden. Davon bin ich überzeugt", gebe ich entschlossen von mir.

„Wir müssen", meint Amy flehend.

In dem Moment betritt der Prinz das Speisezimmer. Er sieht noch recht verschlafen aus. Er brummt ein „Guten Morgen" und holt sich Kaffee. Ohne Umschweife setzt er sich neben mir an den Tisch.

„Ohne dich ist das Aufwachen öde", raunt er mir ins Ohr.

„Ich bin doch da."

„Jetzt schon wieder."

„Ihr sollt bald in Eure Heimat zurück, du und Leyla", eröffne ich ihm.

„Oh Scheiße! Mein Vater glaubt, ich sei in Deutschland nicht mehr sicher."

„So in etwa", bestätigt Leyla.

Nachdenklich nimmt er einen Schluck Kaffee und streicht sich ein Brötchen mit Butter und Marmelade. Sein Blick ist undurchdringlich und selbst ich kann seine Gefühle und Gedanken nicht erahnen, obwohl ich ihn inzwischen recht gut kenne.

„Vermutlich ist es auch das Beste", meint er.

Wir alle schauen ihn überrascht an. Nicht nur ich, auch Leyla und Amy ist das Unverständnis ins Gesicht geschrieben. Es entsteht eine Pause. Niemand traut sich, etwas zu sagen.

„Und was wird aus uns?", frage ich.

„Ich kann das nicht."

In seiner Stimme liegen Entschlossenheit aber auch Hilflosigkeit. Ich kann seinem Gedankengang allerdings nicht wirklich folgen.

„Was soll das heißen, du kannst das nicht?"

„Ich kann und will dich nicht in Gefahr bringen."

„Das tust du doch nicht."

„Doch, genau das tue ich."

Er schließt einen Moment die Augen und als er sie wieder öffnet, kann ich die Angst darin lesen. Aber wovor hat er denn Angst? Ich hingegen schaue ihn ratlos an und ich glaube er sieht, dass ich ihn nicht verstehe.

„Ich bringe dich allein durch meine Anwesenheit in Gefahr. Was wäre gewesen, wenn du nicht zufällig im Bad gewesen wärst, wenn du neben mir im Bett gelegen hättest? Er hätte dich auch umgebracht."

„Hat er aber nicht."

„Das wird aber nicht der letzte Scherge sein, den meine Feinde schicken werden."

„Na und?", frage ich entgeistert.

„Du bist in meiner Nähe nicht sicher", sagt er und betont dabei jedes Wort einzeln.

„Na gut, dann bin ich in deiner Nähe eben nicht sicher. Damit kann ich leben."

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