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Die dritte Frau

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Als ich von ihr abließ, war die so stark und selbstbewusst auftretende Frau, wie ich zuvor, nur noch ein zitterndes und bebendes Häufchen gequälten Fleisches. Völlig erledigt und außer sich. Wir vermieden diesmal den Kuss, der vermutlich die Glut wieder angefacht hätte, und verklammerten uns still ineinander. Lagen bestimmt eine halbe Stunde einfach nur da.

Fuck. Das war das Letzte, was ich erwartet hatte. Dass es so ein überwältigendes Erlebnis mit ihr werden würde. In ihren Augen las ich, dass es ihr ähnlich ging. Sah den Unglauben neben der Faszination. Sie schaffte es als erste, sich aus dem Schock zu lösen.

"Jetzt muss ich wirklich eine rauchen gehen."

"Ich sollte langsam nach Hause gehen", sinnierte ich, obwohl ich mir nicht einmal sicher war, ob ich stehen konnte.

"Du kannst auch hierbleiben", meinte sie schnell.

"Und dann?"

Sie verzog das Gesicht und nickte dann langsam.

"Ja, ich denke wir müssen das beide erstmal verarbeiten. Wirst du... ihr davon erzählen?"

"Dass ich mit dir im Bett war? Nein, auf keinen Fall. Ich hoffe, das gilt auch für dich?"

Ihren Blick konnte ich nicht deuten, aber ihr Seufzen klärte einiges.

"Nein. Also, ich meine, ich werde ihr nichts erzählen. Wobei ich mir nicht einmal sicher bin, was das eben war."

Sie sah mir zu, wie ich mich langsam anzog. Erst dann schien ihr zu dämmern, dass sie ihren Balkon vielleicht ebenfalls nicht nackt aufsuchen könnte und tat es mir gleich. Überhaupt wirkte sie wie ich völlig verunsichert. Lucy versuchte sich mit einem Themenwechsel freizuschwimmen.

"Also, morgen schicke ich dir die Bewerbung mit dem Code. Die Backups laufen Freitagnacht, dann würde mein Programm die Daten sammeln. Wenn du Montag die Facebook-Seite öffnest, sehe ich das Resultat. Das Programm löscht sich dann selbst."

"Okay."

"Alles Weitere könnten wir dann nächste Woche nach dem Yoga besprechen."

"Du... willst weiterhin kommen?"

Nun fand sie langsam zu ihrer alten Form zurück.

"Ich habe doch gesagt, ich komme für mein Leben gern."

Ich fühlte mich plötzlich wieder zittrig.

"Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, das hier zu wiederholen."

Zu meiner Überraschung nickte sie.

"Wahrscheinlich nicht. Ich bringe dich noch zur Tür", meinte sie unruhig und vermied mich anzusehen.

Bevor sie diese öffnen konnte, lagen wir uns schon wieder in den Armen und küssten uns wie verrückt. Fuck. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre doch dageblieben. Mühsam löste ich mich von ihr und floh förmlich aus der Wohnung. Völlig aufgelöst, völlig verwirrt.

***

"Hey. Da ist ja meine treulose Tomate", wurde ich von Lena begrüßt, die vom Sofa aufsprang und mich umarmte.

Verflucht. Und ich roch wie eine große Pussy. Wahrscheinlich zusätzlich nach Lucys Parfüm. Das Duschen hatte ich selbstverständlich vergessen. Ich erwiderte zögernd ihren Kuss, und wäre am liebsten im Boden versunken. Was zum Teufel sollte ich ihr sagen?

"Alles okay?", fragte sie mich grinsend. "Hattest du Spaß?"

"Kann man so sagen", versetzte ich mühsam. "Tut mir leid, dass es so spät geworden ist. Ich hätte anrufen sollen."

"Geschenkt. Die Linguini musst du in die Mikrowelle packen, die konnte ich so lange nicht warmhalten", meinte sie gelassen. "Es ist ja fast zwölf."

"Öhm... ich habe vorhin eine Kleinigkeit gegessen, und gar keinen Hunger. Ich will eigentlich nur noch duschen und dann ins Bett."

Würde sie jetzt nachhaken? Ihr Grinsen machte mich halb wahnsinnig. Natürlich wusste sie, was passiert war. Aber nicht mit wem. Hoffentlich. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so schuldig gefühlt. Fuck, fuck, fuck. Was hatte ich da angestellt? Worauf hatte ich mich da eingelassen? Warum konnte ich selbst jetzt an nichts Anderes als Lucy denken?

An diese irrsinnigen Küsse, die mich völlig aus meiner vertrauten Realität gerissen hatten? Lenas Grinsen war unerträglich. Gott sei Dank nickte sie nur. Es kamen keine Rückfragen.

"Ich bin auch müde, ich wollte eigentlich schon vor einer halben Stunde ins Bett. Ich komm mit ins Bad, Zähne putzen."

Die ganze Situation wirkte völlig surreal auf mich. Während ich willenlos hinter ihr her ins Bad dackelte, kam mir zu Bewusstsein, was gerade geschehen war. Sie hatte sich in eine fremde Frau verliebt, mir das gestanden und mir fiel nichts Besseres ein, als mit dieser ebenfalls ins Bett zu gehen.

Und, das musste ich eingestehen, mich von ihr ebenfalls von den Füßen fegen lassen. Fuck, Fuck, Fuck. Während Lena sich die Zähne putzte, zog ich mich langsam aus, nachdem ich die Dusche anwarf, da es immer eine Weile dauerte, bis das Wasser warm wurde.

Sie kicherte plötzlich. Schaum quoll dabei aus ihrem Mund, und sie spülte eilig nach.

"Aber hallo, das war ja wohl ein ganz wildes Luder, was? Du bist voller Kratz- und Beißspuren, Jen. Auf sowas stehst du?"

Ich antwortete ihr nicht und floh unter die Dusche, auch wenn das Wasser gerade nur lauwarm war. Verflucht, verflucht, verflucht.

"Jenny?"

"Ich will jetzt nicht darüber reden, okay?"

"Aber du weißt, dass du es kannst, wenn du willst, hoffe ich?"

"Ja. Nicht jetzt."

Sie brummelte noch etwas, was ich unter dem nun wärmer werdenden Wasserstrahl nicht verstand und ließ mich endlich allein. Mit meinen wirren Gedanken, und dem Bild ihrer Geliebten vor den Augen. Die mich wirklich ganz schön zugerichtet hatte, es brannte auf dem Rücken ganz ordentlich, und zumindest die Bisswunde an der Schulter würde wahrscheinlich auch noch tagelang zu sehen sein.

Fuck! Und nicht nur ich sah so lädiert aus. Immerhin hatte ich sie ähnlich zugerichtet. Wenn Lena sie dann in den nächsten Tagen traf... würde sie problemlos eins und eins zusammenzählen können. Verdammt, was jetzt? Ihr doch entgegen unserer Absprache reinen Wein einschenken? Wie würde sie das aufnehmen? Was würde ich damit auslösen?

Jetzt fühlte ich mich elend und verloren. Jetzt war ich diejenige, die unsere Beziehung ernsthaft in Gefahr brachte. Verflucht, warum hatte ich mich mit Lucy eingelassen? War das wirklich nur Neugier gewesen? Ich blieb eine halbe Stunde unter der Dusche, bis das Wasser wieder lauwarm wurde, da sich die Boiler-Füllung leerte.

Putzte mir nervös die Zähne und ging ins Schlafzimmer. Immer noch unentschlossen, ob ich Lena gestehen sollte, was passiert war. Die Entscheidung wurde mir abgenommen. Lena schlief bereits. Das Kunststück gelang mir erst zwei Stunden später. Fest an meine Geliebte gepresst, nachdem ich am Ende einen kleinen Weinkrampf bekommen hatte. Von dem sie Gott sei Dank nicht aufwachte.

***

Am Morgen sah ich sie nur kurz, denn sie musste schon um acht Uhr anfangen, und hatte einen etwas längeren Arbeitsweg. Ich hatte Gleitzeit, fing aber meistens um neun an. Oft frühstückten wir trotzdem zusammen, und sie weckte mich sonst früher. Diesmal hatte sie mich schlafen lassen.

"Ist schon halb acht, Schatz, ich muss los. Frühstück steht auf dem Tisch. Bis heute Abend", vermeldete sie nach einem schmatzenden Kuss auf meine Lippen.

"Bist du... kommst du heute pünktlich, oder..."

"Ich treffe mich heute nicht mit ihr. Sie hat mir eine Nachricht geschrieben, es geht ihr nicht so gut. Irgendein Virus. Ich muss mich wirklich sputen, sonst komme ich zu spät. Bis heute Abend!"

Irgendein Virus. Na toll. Das brachte mich für einen Moment auf einen Verdacht. Dass dieses angeblich so tolle Monitorprogramm, das sie mir schicken wollte, vielleicht in Wirklichkeit ein Virus war, der uns alle Computer bei der Arbeit zerschrotete. Späte Rache, würde so ja auch gehen.

Aber nein, ich glaubte ihr. Würde ihren Anweisungen folgen. Wollte ihr helfen. Und was wollte ich noch von ihr? Ich kaute appetitlos an meinem Brot herum. Gut, ihre Krankengeschichte hatte mich erst einmal von der Notwendigkeit befreit, Lena von unserem Fehltritt zu berichten.

Den sie ja ohne Wissen darüber, dass es Lucy war, nicht als Fehltritt ansah, sondern einfach nur, dass auch ich mich jetzt im Rahmen unserer Vereinbarung bewegte. Ich bekam einen Knoten im Bauch, als ich daran dachte, wie sie reagieren würde, wenn sie es erfuhr.

Dass Lena den Kaffee mal wieder viel zu stark gemacht hatte, war mir an diesem Morgen mehr als recht. Ich war völlig übermüdet, gerädert, das aber mehr emotional, denn körperlich. Als ich gerade den letzten Schluck getrunken hatte, klingelte mein Handy. Eine unbekannte Nummer.

"Hallo?"

"Ich bin's Lucy. Gut geschlafen?"

Fuck.

"Nein... eher nicht. Woher hast du meine Nummer?"

"Die Kontaktinfos zum Kurs, vergessen? Tut mir leid, dass ich dir den Schlaf geraubt hab", tönte es aus dem Handy, und glaubte sie am anderen Ende grinsen sehen zu können. "Ich wollte dir nur sagen, dass ich Lena in den nächsten Tagen nicht sehen werde."

"Das hat sie mir schon gesagt. Virus, hm? Ich dachte, du bist immer ehrlich?"

"Bin ich. Meine Infektion ist von der schlimmsten Sorte. Danke der Nachfrage, ich habe auch kaum geschlafen."

"Was meinst du... ich verstehe nicht..."

"Gänsehaut, Herzklopfen, erhöhte Temperatur, wenn ich an eine gewisse Frau denke... an ihre Lippen... und an den Rest..."

Jetzt machte sie mich sprachlos. Eine Gänsehaut bekam ich allerdings auch. Und Bilder des letzten Abends flashten vor meinem geistigen Auge. Fuck.

"Hast du es Lena gesagt?", hörte ich ihre Stimme wie aus weiter Ferne.

"Nein", gab ich mit belegter Stimme zurück. "Ich dachte aber fast, dass ich es müsste, weil sie gesehen hat, wie du mich zugerichtet hast."

"Oh, das tut mir nicht im Mindesten leid", gab sie zurück. "Irgendjemand hat mir ebenfalls einige Andenken hinterlassen."

Ja, zumindest ihr Hintern sah bestimmt schlimm aus. Den hatte ich ordentlich bearbeitet. Ihren Rücken auch.

"Wir müssen etwas vorsichtiger sein", meinte ich gedankenverloren.

"Ah. Das wollte ich hören."

"Was, dass wir vorsichtiger sein müssen?"

"Dass du davon ausgehst, dass es nicht das letzte Mal war. Dass du mich genauso willst, wie ich dich."

Fuck. Fuck. Fuck. Das Schlimme war, dass sie Recht hatte. Ich es nicht erwarten konnte, sie wiederzusehen. Äußern konnte und wollte ich das nicht.

"Du bist so still?"

"Ich bin durcheinander. Ich kann nicht einordnen, was da gestern passiert ist. Verstehst du?"

"Meinst du, das geht mir anders?", erwiderte sie schnell. Und nach kurzer Pause: "Darum müssen wir es möglichst oft wiederholen... ausreichend Daten sammeln, um eine einwandfreie Analyse hinzubekommen..."

"Ja, das könnte dir so passen."

"Dir doch auch. Gib zu, du wirst doch schon alleine vom Gedanken daran feucht."

Verflucht.

"Wie dem auch sei, ich muss mich langsam zur Arbeit fertigmachen. Ich soll ja heute eine Bewerbung reinbekommen, die meine besondere Aufmerksamkeit erfordert."

"Ist schon verschickt, die wartet auf dich. Was machst du in deiner Mittagspause?"

"Keine Ahnung, wie gewöhnlich ein paar Sandwiches essen, die ich mir jetzt schmieren sollte, warum?"

"Ist dir nicht aufgefallen, dass meine Wohnung nur zwei Straßen von Schütte entfernt ist?"

Nein, war mir nicht. So gut kannte ich die Gegend drum herum nicht.

"Du schlägst doch nicht ernsthaft vor..."

"Dich in der Mittagspause zu vernaschen. Genau."

Oh mein Gott. Diese Frau. Das konnte doch nur schiefgehen.

"Wenn du aus dem Gebäude rauskommst, gehst du bis zur Reinigung, dann über die Straße, danach ist es die zweite Abzweigung links. Die Hausnummer war zwölf, falls du dir das nicht gemerkt hast."

Das hatte ich allerdings. Noch regte sich Widerspruch in mir.

"Ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist."

"Wahrscheinlich nicht, da gebe ich dir Recht. Also um eins?"

Fuck.

"Ich überlege es mir", hörte ich mich antworten.

"Eine letzte Sache: Das kompilierte Programm musst du in einen öffentlichen Ordner speichern, nicht auf deine Festplatte, hörst du? Am besten auf das Z-Laufwerk mit den Installationsprogrammen, da erregt es am wenigsten Aufsehen. Dazu hast du Zugriff, oder?"

"Ja, ich glaube schon."

"Es tarnt sich als DLL, wenn es nach einer Stunde zum ersten Mal anläuft, also einfach in ein Verzeichnis, wo andere DLLs herumliegen, vielleicht bei MetaTrader oder einem ähnlichen Programm."

"Okay."

"Hab keine Angst, ich kenne alle Sicherheitsmechanismen im Netzwerk, es wird keine Probleme geben. Dir wird niemand etwas nachweisen können, okay?"

"Okay."

"Vertraust du mir?"

Komischerweise tat ich das. Rückhaltlos.

"Ja."

"Na, dann bis später. Um eins", hörte ich sie am anderen Ende, bevor sie das Gespräch mit einem Kussgeräusch beendete.

Fuck. Nicht nur ihr war klar, dass wir uns dann wiedersehen würden.

***

Die "Bewerbung" wartet tatsächlich auf mich. Es war ganz leicht, ihren detaillierten Anweisungen zu folgen. Trotzdem hatte ich Herzklopfen und zitterte bei der Ausführung. Hatte gerade alles abgeschlossen, als eine Kollegin in mein Büro kam. Wurde wahrscheinlich rot, fühlte mich ertappt.

Hinterher aber irgendwie sogar stimuliert. Es waren keine Alarmglocken losgegangen, oder IT-Leute zur Fahndung ausgeschwärmt. Lucy und ich hatten es geschafft, das Ding einzuschmuggeln, wie sie es geplant hatte. Fühlte mich als Komplizin in ihrem Plan nun richtig gut.

Das hielt an, bis ich pünktlich um eins an ihrer Tür stand und klingelte. Die sie splitterfasernackt für mich öffnete. Wir schafften es noch, die Haustüre hinter uns zu schließen. Verbrachten meine einstündige Mittagspause auf einem Läufer in ihrem Flur. Und in Ekstase.

Der Rest des Tages rauschte ohne Eindrücke an mir vorbei. Erst als ich im Auto saß, setzten meine Gedanken halbwegs zielgerichtet wieder ein. Lena würde mich sicher nochmal auf den vorherigen Abend ansprechen. Prompt wurde mir wieder leicht übel.

Jetzt war ich diejenige, die eine Affäre begonnen hatte. Mir war klar, dass es nicht nur Sex war. Dass ich drauf und dran war, Lucy zu verfallen. Damit auf einem Pulverfass mit Streichhölzern spielte. Fuck. Als ob das Ganze nicht schon kompliziert genug war.

Lena war natürlich schon da und half mir beim Kochen. Wie am Vorabend grinste sie mich pausenlos an, schien immer noch auf eine Erklärung zu warten.

"Also gut. Du willst hören, was gestern passiert ist? Ich habe mit einer der neuen Schülerinnen geschlafen. Es war wild, es war ungewöhnlich. Zufrieden?"

"Wurde auch langsam Zeit. Wirst du sie wiedersehen?"

Fuck.

"Vielleicht."

Sicher. Wir hatten uns für die morgige Mittagspause verabredet. Lena grinste noch breiter und rührte die Vinaigrette für den Salat an.

"Es freut mich, dass du endlich aufgeschlossener bist. Vielleicht... könnten wir das mal zusammen ausnutzen."

Verständnislos starrte ich sie an.

"Was meinst du?"

"Na, mal einen Dreier probieren."

"Mit Lucy? Spinnst du?", entfuhr es mir.

Erst, als ich ihre Verblüffung sah, wurde mir klar, was ich da gerade gesagt hatte. Mir schoss das Blut in den Kopf. Kurz nur, dann wurde mir speiübel.

"Daran hatte ich jetzt gar nicht gedacht... eher allgemein. Vielleicht mit deiner neuen Schülerin? Was ist mit dir? Du bist weiß, wie eine Wand. Ist dir schlecht?"

Ich antwortete nicht und rannte aus der Küche ins Bad. Musste mich tatsächlich übergeben. Lena war plötzlich hinter mir und streichelte mein Haar.

"Jen, du armes Ding, was ist los? Hast du dir etwa auch einen Virus eingefangen?"

Antworten konnte ich nicht. Zum einen musste ich mich noch einmal übergeben, zum anderen setzte nun ein unkontrolliertes Schluchzen ein. Das Lena natürlich überhaupt nicht einordnen konnte. Sie wartete nervös, bis ich mich aufrichtete und ans Waschbecken ging, um meinen Mund auszuspülen und das Gesicht abzuwaschen.

Führte mich dann mitleidsvoll ins Wohnzimmer.

"Jen, sag doch was. Was ist mit dir? Du machst mir Angst."

Ich fing an zu zittern. Und dann ging es einfach nicht anders. Ich musste es ihr sagen. Aber wie? Fuck. Fuck. Fuck.

"Es ist... wegen Lucy."

"Das nimmt dich so mit? Ach Jen... ich habe dir doch gesagt, wenn du damit nicht umgehen kannst, dann..."

"Nein, das ist es nicht. Sie ist... meine neue Schülerin", brachte ich mühsam hervor. Lenas Gesicht fror förmlich ein, in eine Maske absoluter Fassungslosigkeit.

Mein Herz schlug bis zum Hals. Dann fing sie an zu lachen. Einen Lachanfall zu kriegen, den man beinahe als hysterisch bezeichnen konnte. Nahm mich in den Arm, als sie sich halbwegs beruhigt hatte und drückte mich fest an sich.

"Das hätte ich wissen müssen", meinte sie schließlich, während sie sich Lachtränen trocknete. "Dass sie das probiert... als sie mich über dich ausgefragt hat."

Ich war viel zu perplex, um zu antworten. Das war nun keineswegs eine Reaktion, die ich erwarten konnte. Sie grinste mich an.

"Hey, was ziehst du den immer noch so ein Gesicht? Das ist völlig okay, außerdem weiß ich wohl am besten, wie schwer es ist, ihr zu widerstehen. Sie ist eine tolle Frau, nicht wahr? Und der Hammer im Bett, oder?"

"Öhm... schon...", stammelte ich verwirrt. Ihre Reaktion verstand ich immer noch nicht. Nahm sie das wirklich so locker? "Das... macht dir nichts aus?"

Sie küsste mich auf den Mund und kicherte.

"Nein, das ist doch großartig. Ich hatte mir schon krampfhaft überlegt, wie ich euch zwei zusammenbringen könnte. Warte, das bringt mich auf eine Idee."

Sprach "s und schnappte sich ihr Handy vom Tisch. Grinste mich an und wählte eine Nummer von ihrer Liste.

"Hey. Na, du krankes Huhn? Wie geht es dir? Fühlst du dich besser?"

Und schaltete auf Lautsprecher.

"Hallo Lena. Nicht wirklich, ich bin immer noch ziemlich mitgenommen."

"Du Arme. Jenny scheint dasselbe zu haben, die Arme musste gerade sogar kotzen."

"Oh? Das tut mir leid. Vielleicht... geht da gerade was um."

"Ja, das glaube ich auch. Ich könnte euch viel einfacher pflegen, wenn ihr beide hier seid. Wir hatten gerade angefangen zu kochen. Ich denke, Jennys Übelkeit wird sich jetzt langsam legen, wo sie mir gerade den Grund genannt hat."

"Den Grund..."

"Ja, du geiles Miststück, den Grund."

"Lena, ich..."

"Lass stecken. Ich find das klasse. Und jetzt schwing dich in dein Auto und komm her."

"Was?"

"Komm zum Essen. Und dann erzählt ihr mir beide, was zwischen euch abgeht. Und wir hören endlich mit der Heimlichtuerei und den Spielchen auf. Verhalten uns wie erwachsene Frauen. Geile erwachsene Frauen."

"Was... meint Jenny dazu?"

Die hatte gerade das Gefühl, im falschen Film zu sein. Starrte ihre Geliebte mit offenem Mund an und brachte nur ein Schulterzucken zustande.

"Jenny hat nichts dagegen", wurde dies von Lena in Worte übersetzt. "Also los, schwing die Hufe. Ich hab Hunger. Und du fehlst mir. Komm."

Das "du fehlst mir" versetzte mir doch wieder einen leichten Stich. Ansonsten waren meine Gefühle und Gedanken wirr und nur schwer einzuordnen. Irgendwie war ich erleichtert, dass die Heimlichkeit nun tatsächlich beendet schien. Lena die Sache so locker aufgenommen hatte.

Andererseits schien sie das als einen Auftakt zu irgendetwas zu betrachten. Was ich mir weder vorstellen konnte, noch wollte. War ich gerade erst am Vortag in die Geschichte mit Lucy voll reingeschlittert, und jenseits von Gut und Böse. Jetzt sollte das nicht nur thematisiert werden, sondern... ja, was?

Lena hatte aufgelegt und sah mich prüfend an.

"Dir ist doch jetzt wohl hoffentlich nicht mehr schlecht?"

"Öhm... nein... nicht wirklich."

"Dann lass uns mit dem Kochen weitermachen. Passt sich gut, dass du deine tollen Gemüsefrikadellen machst, von denen habe ich ihr schon oft vorgeschwärmt. Was schaust du mich so an?"

"Ich... ich habe Schwierigkeiten, mit deiner Reaktion klarzukommen", erwiderte ich wahrheitsgetreu.

"Dass ich mich freue, mit den beiden Frauen, die ich liebe, den Abend zu verbringen?"

Nun, das war verständlich. Erst dann wurde mir klar, dass sie ja auch noch immer von falschen Voraussetzungen ausging. Was mir selbst vielleicht noch nicht hundertprozentig klar gewesen war. Dass, was zwischen Lucy und mir gerade begonnen hatte, eben nicht nur Sex war. Dass wir in einer Art und Weise aufeinander abfuhren, die mir Angst machte.