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Die Erbschaft

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„Jetzt verstehe ich, dass Sie ihre Entscheidung noch einmal überdacht haben. Das war mir unbekannt. Ich wusste nur von dem Haus und dem Grundstück. Aber das hier ist ja noch etwas ganz anderes."

„Könnten Sie für mich überprüfen, ob das alles wirklich stimmt und sich gegebenenfalls mit der Versicherung in Verbindung setzen?"

„Natürlich kann ich das. Ich hätte Ihnen ohnehin den Vorschlag gemacht, dass ich mich auch um alles Weitere kümmere. Ich werde mich mit Ihrem Einverständnis auch mit dem Erbschaftsgericht wegen des Erbscheins in Verbindung setzen und alles in die Wege leiten, was sonst noch zu erledigen ist. Da Sie Alleinerbin sein werden, dürfte es auch keine Auseinandersetzungen mit anderen Anspruchsberechtigten geben."

„Das alles käme mir sehr gelegen. Eine Sache noch. Ich weiß noch nicht, wie wichtig das sein könnte. Ich habe in mehreren Umzugskisten eine Menge Unterlagen gefunden, die alle noch aus der DDR zu sein scheinen. Ich habe natürlich noch keine Zeit gehabt, mich damit zu beschäftigen. Könnte ich Sie damit beauftragen, mal einen Blick reinzuwerfen, falls ich Unterstützung brauche und wenn ich einige Dinge nicht einordnen kann? Das ist mir sicher alles fremd und lange vor meiner Zeit gewesen."

„Natürlich kann ich das. Wenn wir den entsprechenden Vertrag gemacht haben, stehen meine Kanzlei und ich Ihnen als meine Mandantin jederzeit zur Verfügung. Rufen Sie mich an, schreiben Sie mir eine Mail, wie auch immer."

Der Anwalt ließ einen Vertrag aufsetzen, den Sandra sofort unterschrieb. Sie war froh, dass sie sich um den ganzen Erbschaftskram nicht mehr zu kümmern brauchte.

Mit der im wahrsten Sinne schweren Last in ihrem Auto fuhr sie nach Hause. Sie wusste nicht, wie sie mit dem, was sie nur durch ihre wenigen Blicke in die Unterlagen entdeckt hatte, umgehen soll. Einerseits widerte es sie an, sich in diese Dinge vertiefen zu müssen, andrerseits hoffte sie, etwas aus ihrer eigenen Vergangenheit und der ihrer Eltern zu erfahren, was sie bisher nicht wusste. Sie wusste nur, dass sie dazu Zeit, sehr viel Zeit brauchen wird, die sie gerade jetzt nicht hatte. Ein größerer Auftrag, der ihre gesamte Zeit beanspruchte, beschäftigte sie schon seit einigen Wochen. Die Kisten mussten erst einmal liegen bleiben. Nur die beiden Kisten mit ihren kleinen, ganz persönlichen Dingen räumte sie aus. An jedes Stück hatte sie ihre Erinnerungen. Sie kannte noch jedes Stofftier, kannte noch jede CD, kannte noch jedes Buch und kannte natürlich auch die vielen Bilder, die sie gemalt hat und die jetzt achtlos in der Kiste lagen. Auch konnte sie sich noch an jedes Schulbuch erinnern. Alles roch muffig und angestaubt. Es war zum Kotzen. Schon wieder flossen in Strömen ihre Tränen.

Sandra konnte sich nicht entschließen, auch nur eine der Kisten zu öffnen. Es graute ihr davor. Fast zwei Wochen stapelten sich die Kisten unberührt in ihrer Wohnung. Inzwischen hatte sie mehrmals mit ihrem Anwalt telefoniert. Er hatte in der Zwischenzeit alle Unterlagen beisammen und auch der Erbschein war ausgestellt. Auch mit der Versicherung war alles geregelt und sie konnte sich die Versicherungssumme auszahlen lassen. Jetzt konnte sie über alles verfügen, konnte sich mit der Bank in Verbindung setzen und sich überlegen, was mit dem Haus und dem Grundstück wird. Dann konnte sie endlich diese ganze leidige Geschichte abhaken, einen Schlussstrich ziehen und sich wieder ihrem Studio widmen. Doch immer noch lag ihr wie ein Stein im Magen, dass sie die Kisten sichten musste. Oft hat sie überlegt, ob sie nicht alles einfach entsorgen sollte. Sie wollte damit nichts zu tun haben. Doch irgendetwas sagte ihr, dass auch nicht geht. Es war in gewisser Weise auch ihr Leben und ihre Vergangenheit.

Schließlich siegte ihre Neugier. Sie wusste, dass es länger dauern wird und dass sie dafür Zeit brauchte. Ihr Auftrag, der sie mehrere Wochen an ihr Studio gefesselt hatte, war erfolgreich abgeschlossen und sie konnte für ein paar Tage alle Türen schließen.

Mit klopfendem Herzen öffnete sie die erste Kiste. Wieder schlug ihr ein muffiger Geruch entgegen. Stapel für Stapel nahm sie die Papiere aus der Kiste. Sofort sah sie, dass es alles alte, zum Teil vergilbte Blätter waren. Manches war zusammengeheftet, manches lag nur lose drin. Schon beim ersten Ordner, den sie öffnete verschlug es ihr fast die Sprache. Das, was sie sah, kannte sie nur aus dem Fernsehen und aus Zeitschriftenartikel über die DDR. Es waren fast ausschließlich Schreiben mit den Briefköpfen des Ministeriums für Staatssicherheit und der SED. Was hatte ihr Vater damit zu tun? Sie blätterte und überflog die Schreiben. Schnell begriff sie und konnte es nicht fassen, als sie feststellen musste, wie stark ihr Vater in dieses System involviert gewesen sein muss. Er war nicht nur ein einfacher Stasispitzel gewesen, sondern ein recht hochrangiger Offizier in diesem Apparat. Sandra wurde schlecht, als sie das las. Der gesamte Inhalt dieses Umzugskartons bestand nur aus solchen Schreiben. Es war für Sandra kein Wunder, dass das alles in der hintersten Ecke des Bodens versteckt gewesen war.

Sandra wusste nichts über diese Zeit. Nur einiges kannte sie aus dem Fernsehen und manches hatte sie auch in der Schule erfahren. Interessiert hat es sie nie besonders. Das, was sie in ihren zitternden Händen hielt, konnte sie nicht einordnen. Instinktiv wurde ihr aber bewusst, dass sie auf ein großes Geheimnis gestoßen war.

Zitternd nahm sie sich Karton für Karton vor. Überall das Gleiche. Sie fand aber nicht nur Unterlagen, die ihren Vater betrafen, sondern auch Akten, die Personen betrafen, die sie überhaupt nicht kannte. Es waren ihr völlig fremde Personen. Einiges davon überflog sie und musste feststellen, dass es sehr private Berichte über diese Personen waren. Wieso lagen die in diesen Kartons? Sie wusste, dass sie damit niemals alleine zurechtkommen wird und dass sie mit jemandem darüber sprechen musste. Am besten mit ihrem Anwalt. Der war in einem Alter, in dem er über diese Zeit vielleicht noch Bescheid wusste.

Doch das war noch nicht alles, was sie entdeckte. Ganz unten in einem der letzten Kartons fand sie mehrere lose Blätter. Schnell stellte sie fest, dass es Blätter waren, die sich mit ihrer Mutter befassten. Bei dem, was sie jetzt lesen musste, dreht sich ihr Magen um. Aus diesen Schreiben ging ganz eindeutig hervor, dass ihre Mutter nicht nur als Informantin der Stasi tätig gewesen ist, sondern vor allem, dass sie diesen Job als Amüsiermädchen in den verschiedensten internationalen Hotels ausgeübt hat. Sandra konnte es nicht fassen. Ihre Mutter war eine Hure im Auftrag der Stasi gewesen. Als ihr das klar wurde, musste sie blitzartig auf die Toilette, um sich zu übergeben.

Ihr blieb noch eine, die letzte Kiste. Ihr war schon so schlecht, dass sie sich fast nicht mehr getraute auch noch in diese Kiste reinzuschauen. Doch es musste jetzt sein. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Zu ihrer Beruhigung schien diese Kiste einen ganz anderen Inhalt zu haben. Hier endlich fand sie auch Fotoalben und einzelne Fotos. Sie selbst war auch auf vielen Bildern zu sehen. Sie sah ihre lächelnden Eltern in dem Grundstück und im Urlaub und sah, dass sie selbst auch immer glücklich in die Kamera lächelte. War das alles echt oder war es doch nur falsch und aufgesetzt? Sie konnte es nicht einordnen. Als ihr bewusst wurde, dass das die einzigen Kinderbilder von ihr waren, die sie kannte, kamen ihr wieder die Tränen.

Unter den Fotoalben war noch eine Mappe. Es war fast das Letzte, was sie sich noch nicht angesehen hatte. Zuerst konnte sie überhaupt nicht deuten, was sie in der Hand hielt und was sie las. Es war von Adoption, von Annahme an Kindesstatt die Rede. Und sie fand eine Geburtsurkunde mit einem Datum. Es war das Datum ihrer Geburt. Nur langsam und mit blankem Entsetzen wurde ihr klar, dass es um sie ging. Ihre Eltern waren gar nicht ihre Eltern. Sie hatten sie als Säugling adoptiert. Wieder überkam Sandra ein Brechreiz. Das hatte sie nie gewusst und nie erfahren. Wütend schmiss sie die gesamte Mappe an die Wand. Das konnte und durfte nicht sein.

Nur schwer konnte sich Sandra beruhigen und wieder einen klaren Gedanken fassen. Was sollte sie machen? Wie konnte sie damit umgehen? Wieder fiel ihr nur der Anwalt ein. Obwohl es schon spät war, rief sie ihn an. Er war noch in seiner Kanzlei.

„Ich muss Sie dringend sprechen" platzte es aus ihr heraus, als sie ihn endlich am Apparat hatte.

„Was ist los, was ist passiert? Womit kann ich Ihnen helfen?"

„Bei meinem letzten Besuch bei Ihnen habe ich Ihnen gesagt, dass ich einige Unterlagen gefunden habe und dass ich damit nichts anfangen kann. Jetzt habe ich sie so gut es ging, gesichtet. Ich komme aber immer noch nicht damit klar und weiß nicht, was das alles bedeutet."

„Und wie kann ich Ihnen helfen?"

„Können Sie sich das alles einmal ansehen? Ich bin damit überfordert."

„Haben Sie einen konkreten Anlass? Wollen Sie etwas Bestimmtes geklärt haben?"

„Da sind so einige Dinge. Eine Sache ist mir besonders wichtig. Ich habe eine Adoptionsurkunde gefunden, die sich meiner Meinung nach auf mich bezieht. Ich möchte das geklärt haben."

„Sie meinen, dass sie gar nicht die leibliche Tochter ihrer Eltern sind?"

„Ich glaube, dass das daraus hervorgeht. Es gibt auch eine Geburtsurkunde, in der allerdings nur der Name der Mutter drin steht. Die des Vaters nicht. Auch der Name des Kindes auf der Geburtsurkunde ist nicht mein Name. Dort steht nicht Sandra, sondern Sarah. Außerdem ist die Adoptionsurkunde nur wenige Tage nach der Geburtsurkunde ausgestellt. Das finde ich alles sehr seltsam und dubios. Können Sie versuchen rauszubekommen, was da wirklich passiert ist und ob ich das Kind bin, um das es sich dabei handelt?""

„Das ist wirklich alles ausgesprochen dubios. Ich würde Ihnen sehr gerne helfen. Allerdings sind derartige Recherchen, die notwendig sind, um eine solche Sache aufzuklären nicht die Aufgabe einer Anwaltskanzlei."

„Und wer könnte so etwas machen? An wen könnte ich mich wenden?"

„Das ist kein Problem. Ich arbeite eng mit einem privaten Detektivbüro zusammen. Es kommt ja öfter vor, dass bei manchen Dingen tiefer recherchiert werden muss. Da hat ein solches Büro ganz andere Mittel und Möglichkeiten als wir. Ich könnte Sie an dieses Büro vermitteln. Der Chef, Herr Hartmann, ist auch schon etwas älter und kennt sich in der Zeit, um die es zu gehen scheint und die ganzen Umstände, die damals geherrscht haben, recht gut aus."

„Das Angebot würde ich sehr gerne annehmen."

„Ich gebe Ihnen die Telefonnummer und die Mail-Adresse von ihm. Aber wahrscheinlich wird er sich in den nächsten Tagen selbst bei Ihnen melden. Sein Büro ist übrigens in der gleichen Stadt, in der Sie wohnen. Das erleichtert die Arbeit zusätzlich. Ich habe aber noch etwas anderes für Sie. Ich hätte Sie morgen ohnehin angerufen. Aufgrund der Vollmachten, die ich von Ihnen habe, habe ich mich heute mit der Bank Ihres Vaters in Verbindung gesetzt. Er hatte dort wirklich ein Konto. Über das Geld, das dort liegt können Sie jetzt auch verfügen."

„Wissen Sie, wie viel das ist?"

„Ungefähr. Haben Sie eine Ahnung davon, wie die Vermögensverhältnisse Ihrer Eltern waren?"

„Nein. Davon habe ich überhaupt keine Ahnung. Aber so, wie ich das Haus vorgefunden habe, kann es mit ihrem Vermögen nicht soweit her gewesen sein."

„Sie scheinen wirklich nicht sehr vermögend gewesen zu sein. Ich habe die letzten Auszüge gesehen. Es sind nur ein paar tausend Euro auf dem Konto. Darüber können Sie jetzt auch verfügen."

Sandra war unendlich froh, dass sie jemand Kompetenten empfohlen bekommen hat, der sich um ihre Probleme kümmern wird. Sie war so verstört von dem, was sie gelesen und in den Kisten gefunden und dem, was sie von ihrem Anwalt erfahren hatte, dass sie sich nie und nimmer selbst darum hätte kümmern können. Gespannt wartete sie darauf, dass sich der Chef des Detektivbüros bei ihr meldete.

Sandra musste nicht lange warten. Schon nach zwei Tagen klingelte ihr Telefon.

„Hartmann hier" hörte sie nur ihr Gegenüber. „Ich bin der Chef des Detektivbüros, mit dem Sie sprechen wollten."

„Ah, Herr Hartmann. Schön, dass Sie anrufen. Ich habe Ihren Anruf schon erwartet."

„Was kann ich für Sie tun? Ihr Anwalt hat mir nur kurz mitgeteilt, dass es um alte Unterlagen Ihrer Eltern geht, die ich mir mal ansehen soll. Können Sie mir Näheres sagen?"

„Das ist alles kompliziert und nicht mit zwei Worten gesagt. Können Sie bei mir vorbei kommen, damit Sie mal einen Blick rein werfen und mir vielleicht auch sagen können, was das alles bedeutet? Ich habe von diesem alten Kram überhaupt keine Ahnung."

„Gerne. Pass es Ihnen morgen?"

„Sehr gut."

Sie vereinbarten eine Zeit. Sandra sah diesem Treffen aufgeregt entgegen. Am Telefon hatte dieser Herr Hartmann schon einen ausgesprochen sympathischen Eindruck gemacht. Dieser Eindruck bestätigte sich, als er am nächsten Tag vor ihrer Tür stand.

„Ich bin Wilhelm Hartmann. Wir haben gestern miteinander telefoniert."

„Hallo, Herr Hartmann. Schön, dass Sie kommen konnten. Kommen Sie rein."

Der Anwalt hatte ihr gegenüber schon angedeutet, dass er etwas älter ist. Jetzt, wo sie ihn sah, machte er eigentlich gar nicht den Eindruck eines alten Mannes, obwohl er die 65 schon ein paar Jahre überschritten haben musste. Er war groß, hatte eine drahtige, schlaksige Figur und noch überraschend volles, aber schon silbriges Haar. Der erste Eindruck war ausgesprochen positiv und angenehm.

Bei einer Tasse Kaffee trug Sandra ihm ihr Anliegen vor.

„Ich weiß nicht, wieviel Sie schon wissen. Vor kurzem habe ich erfahren, dass meine Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen sind. Wegen des Nachlasses ist mein Anwalt damit beauftragt worden, mich zu suchen. Schließlich ist es ihm gelungen. Es muss nicht ganz einfach gewesen sein."

„Ich weiß. Ich kenne Ihren Fall. Ich möchte sogar behaupten, dass mein Büro maßgeblichen Anteil daran gehabt hat, Sie zu finden. Es war wirklich nicht ganz leicht. Sie hatten sich ja komplett in die Anonymität verzogen. Gelegentlich interessiert mich mal, wo Sie die ganze Zeit gesteckt haben und warum Sie nicht bei Ihren Eltern geblieben sind."

„Das ist jetzt nicht wichtig. Wichtig ist das, was ich bei meinem Besuch im Haus meiner Eltern gefunden habe. Fast hätte ich das alles übersehen. Die Kisten, in denen die ganzen Unterlagen drin sind, waren in der hintersten Ecke des Bodens versteckt. So, wie ich es einschätze, gab es sicher mehrere gute Gründe, dass sie niemand findet. Doch das können Sie alles sicher besser beurteilen als ich. Das Wichtigste ist jetzt erst einmal für mich, dass Sie rauskriegen, wer ich eigentlich bin."

„Wie das? Wissen Sie das nicht? Sie haben Eltern, haben einen Namen, ein Geburtsdatum, einen Geburtsort. Was brauchen Sie noch mehr?"

„Bis vor wenigen Tagen habe ich das auch gedacht. Jetzt bin ich mir nicht sicher, ob auch nur eine dieser Angaben überhaupt stimmt. Ich bin nicht die, die ich immer zu sein glaubte."

„Und wie kommen Sie darauf?"

„Ich zeig es Ihnen."

Sandra öffnet einen dünnen Hefter.

„Das hier ist eine Geburtsurkunde. Das Datum ist tatsächlich mein Geburtsdatum. Aber der Name stimmt nicht. Hier steht nicht Sandra als Name des Mädchens, sondern Sarah. Ein Vater ist nicht angegeben. Nur der Name der Mutter, Constanze sowieso. Weiß ich, ob der wenigstens stimmt? Als Geburtsort ist irgendein Kaff angegeben, das es scheinbar gar nicht gibt. Das habe ich schon recherchiert. Das wäre das. Hier habe ich eine Adoptionsurkunde. Sehen Sie sich das Datum an. Sie ist nur wenige Tage nach der Geburt des Kindes ausgestellt. Seit wann werden Kinder schon in diesem Alter zur Adoption freigegeben? Der Name der Adoptiveltern ist tatsächlich der Name meiner Eltern und hier taucht auch zum ersten Mal der Name auf, unter dem ich mich seit fast 30 Jahren kenne. Das alles kommt mir unheimlich vor. Nie ist bei meinen Eltern davon die Rede gewesen, dass ich nicht ihr eigenes Kind bin und dass sie mich adoptiert haben."

„Das ist wirklich alles mehr als seltsam. Haben Sie noch andere Unterlagen entdeckt, die darüber vielleicht mehr Auskunft geben könnten?"

„Nein. Ich habe aber auch nicht weiter gesucht. Das hier hat mir schon gereicht. Ich muss ehrlich sagen, dass mir zum Kotzen war, als ich das gesehen habe."

„Das kann ich mir vorstellen."

„Können Sie mir helfen, das alles aufzuklären und vielleicht versuchen rauszukriegen, wer meine tatsächlichen Eltern sind und wer ich eigentlich bin? Vielleicht leben sie ja sogar noch und ich könnte sie kennenlernen. Mich würde sehr interessieren, was damals wirklich passiert ist."

„Das wird schwierig, sehr schwierig. Sie wissen sicher, dass nach 1989 sehr viele Unterlagen verschwunden sind. Die damaligen Behörden sind aufgelöst worden und die Mitarbeiter sind gleich mit entsorgt worden. Aber es wird eine spannende Angelegenheit werden. Ich helfe Ihnen. Versprechen kann ich Ihnen nichts, aber ich habe schon eine dunkle Vermutung, wer bei der ganzen Geschichte dahinter stecken könnte. Das macht aber die Sache nicht einfacher, sondern eher noch komplizierter. Und was ist mit den anderen Unterlagen, die Sie haben? Wollen Sie die erst einmal für sich sichten?"

„Nicht einen Blick werfe ich dort noch einmal rein. Nehmen Sie den ganzen Kram mit, sehen Sie sich das an, schmeißen es meinetwegen in den Müll. Ich will damit nichts mehr zu tun haben. Eigentlich geht es mir nur darum, die Wahrheit über mich selbst herauszufinden."

„Na gut. Ich lasse morgen jemanden kommen, der das alles abholt. Wir sehen uns das alles an und reden dann darüber. Haben Sie in dem Haus auch einen Computer gefunden?"

„Ja. Den können Sie auch gleich mitnehmen oder in den Müll werfen. Ich komme ohne Passwort ohnehin nicht rein."

„Das dürfte nicht das Problem sein. Dafür habe ich meine Leute. Dann lasse ich den auch abholen."

Herr Hartmann hatte schon einen Vertrag vorbereitet, den er jetzt noch um die konkrete Aufgabe, die Sandra ihm übertragen hatte, ergänzte.

Kopfschüttelnd saß Hartmann in seinem Auto, ehe er sich dann doch entschloss, loszufahren. Der Anwalt hatte ihm gegenüber zwar schon angedeutet, dass er es mit einer außerordentlich attraktiven Frau zutun bekommen wird, aber das, was in der Tür erschienen war, als er geklingelt hatte, hätte er doch nicht vermutet und ihn fast umgehauen. Mit dem kennerischen Blick eines erfahrenen älteren Mannes hat es nur wenige Sekunden gedauert, bis er diese schöne junge, etwa 30-jährige Frau gecheckt hatte. Es waren nicht nur die langen, blonden Haare, die ihre Gesicht umrahmten und ihr bis auf die herrlichen großen und vollen Brüste fielen. Es war auch der schlanke Körper mit allen Rundungen, die eine Frau haben musste. Und es war auch das tief ausgeschnittene Top, das eng an ihrem Körper lag und alles betonte, was darunter war. Auch ihr kurzer, enger Rock betonte die ausgesprochen weiblichen Rundungen ihrer Hüften und ihres Pos.

Als sie sich gegenüber saßen und Sandra ihr Anliegen erläuterte, ihm ihr Unterlagen zeigte und ihm ihre Probleme schilderte, sah er auch ihre wunderschönen langen Beine. Ihr kurzer Rock war noch etwas hoch gerutscht, als sie die Beine übereinander schlug. Der Blick in ihr tiefes Dekolleté faszinierte ihn. Voll und wohlgeformt lagen ihre Brüste unter ihrem Top in den Körbchen ihres BHs. Er sah nicht nur die tiefe Kerbe zwischen den Brüsten, sondern auch die weichen Wölbungen. Doch er musst sich darauf konzentrieren, was ihm Sandra zu sagen hatte. Aber schon jetzt wusste er, dass er dieser faszinierenden jungen Frau helfen würde. Mit ihr weiter in Kontakt zu bleiben, war für ihn, der eigentlich vorgehabt hat, in allernächster Zeit in den Ruhestand zu gehen, Motivation genug, um diesen Ruhestand noch etwas nach hinten zu verschieben.

Aber das war nicht alles, was ihn antrieb, diesen Auftrag anzunehmen. Der Fall interessierte ihn und er hatte schon Blut geleckt. Das war genau diese Art von Aufträgen, die ihn fesselten und in die er sich mit allen Ressourcen, die er hatte, reinknien konnte. In seinem Büro sah er sich das, was ihm Sandra schon mitgegeben hatte, noch einmal genau an und erinnerte sich, schon einmal einen ähnlichen Fall bearbeitet zu haben. Er sollte ebenfalls die Eltern eines inzwischen erwachsenen jungen Mannes ermitteln, der in einem Heim aufgewachsen war und ebenfalls seine Eltern nicht kannte. Damals war es aber einfacher gewesen. Aus den Unterlagen, die ihm zur Verfügung gestanden hatte, konnte er zumindest die Namen der Eltern ermitteln und sie schließlich auch finden. Damals hatte die Stasi ihre Finger im Spiel gehabt und auch in Sandra Fall war das von vornherein anzunehmen.

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