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Die Galamex-Saga - Teil 04

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"Commander Svenson, ich würde mich nur gerne selbst davon überzeugen, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat", erwiderte Alina freundlich. "Denn, wenn dem nicht so wäre, dann hätte dies selbstverständlich auch Auswirkungen darauf, wie wir die späte Hilfestellung durch die Flotte zu bewerten hätten."

"Wenn dem nicht so wäre?" ergriff eine rothaarige Frau aus der Kommission das Wort. "Was wäre denn ihrer Meinung nach eine Alternative Erklärung, Frau Sparks?"

"Ah, Commander Siobhan O'Hara!" Alina schritt näher an die Frau heran und fixierte sie von oben herab. "Sind sie nicht die Schwester von Liam O'Hara? Der bei Glaksson im Vorstand sitzt?"

"Er ist mein Bruder, ja - aber was tut dies zur Sache?" erwiderte die Frau.

"Nichts! Bitte verzeihen sie, Commander, dass ich hier gerade etwas ... Konversation betrieben habe. Aber um auf ihre Frage nach einer alternativen Erklärung zu antworten: Wie wäre es zum Beispiel mit Sabotage?"

Die rothaarige Frau lächelte süffisant. "Das kann aufgrund der Aufzeichnungen ausgeschlossen werden."

"Und genau deswegen würde ich sie mir gerne ansehen", entgegnete Alina mit einem breiten Lächeln, welches jedoch die Schärfe in ihrer Stimme nicht zu überspielen vermochte. "Ich würde mich gerne selbst davon überzeugen."

"Nun, Frau Sparks, das ist selbstverständlich ihr gutes Recht." Admiral Forrester wandte sich an einen der Männer der Kommission. "Commander Peric, wären sie so freundlich, die Aufzeichnungen auf unserem Wandmonitor abzuspielen und zu erläutern, was wir jeweils sehen?"

Der angesprochene Commander hantierte kurz an seinem ComPad herum, bevor hinter der Kommission der Antriebsraum des Shuttles zu sehen war.

"Die Aufzeichnung startet nach der Landung des Shuttles, vier Stunden vor dem Vorfall. Der Mann der hier kurz im Bild erscheint, Dior Gueye, ist der Pilot des Shuttles. Offenbar kontrolliert er, ob der Antrieb standardmässig heruntergefahren wurde" kommentierte Commander Peric. Das Bild von Dior versetzte mir einen kurzen Stich. Zu diesem Zeitpunkt war für ihn die Welt noch in Ordnung gewesen. "Ich werde nun die Abspielgeschwindigkeit erhöhen, da sich in den nächsten vier Stunden nichts tut im Antriebsraum." Wir verfolgten mit, wie der Zeitstempel der Aufzeichnung nun rasant vorwärtslief. Tatsächlich - nichts rührte sich in dieser Zeit im Antriebsraum. "Und hier haben wir die letzten 2 Sekunden vor der Explosion. Ich werde diese nun verlangsamt abspielen." Auch hier tat sich nahezu bis zum Schluss nichts. Die letzten Bilder zeigten lediglich noch ein weisses Licht das von einem Bild zum nächsten den ganzen Raum erfüllte. Dann Schwärze. "Wie sie sehen konnten, Frau Sparks, sind hier keine Hinweise auf irgendwelche ungewöhnlichen Aktivitäten auszumachen. Aufgrund dessen, können wir nur zum Schluss gelangen, dass es sich um einen Unfall gehandelt haben muss."

Alina schritt hin und her zwischen den Commandern. Ich hatte den Eindruck, einem Wolf bei der Lauer zuzuschauen.

"Ja, Commander Peric. Ich verstehe, warum sie zu diesem Schluss gelangen. Leider gelange ich dadurch nicht zum selben Schluss wie sie. Sehen sie, ich WUSSTE bereits bevor sie mir die Aufzeichnung gezeigt haben, dass es sich um Sabotage gehandelt hat. Was ich aber vorher nicht wusste, ist dass es sich dabei auch noch um eine Verschwörung, bei der ein oder mehrere Mitglieder der Flotte involviert sind, handelt. In diesem Sinne besten Dank dafür, dass sie mir den Beweis dafür geliefert haben."

Commander Peric blickte sie perplex an. "Ich, ich verstehe nicht-"

"Die Aufzeichnung die sie mir gezeigt haben ist manipuliert worden, Commander. Die einzige offene Frage ist jetzt noch: Von wem?"

Die Rothaarige lachte laut auf. "Lächerlich! Wie kommen sie auf so eine ... abstruse Idee, Frau Sparks?"

Alinas Blick blieb auf Commander Peric fixiert. "Commander, haben sie sich die Aufzeichnung unmittelbar nach der Übergabe durch Lieutenant Rossi angesehen?"

Der Mann wirkte sichtlich verwirrt. "Nein, wir haben Crewman Miller befragt, danach hat Admiral Forrester aufgrund der fortgeschrittenen Stunde vorgeschlagen, wir sollten zuerst alle gemeinsam etwas essen gehen. Daraufhin habe ich die Aufzeichnung im Safe des Büros von Commander Donovan deponiert und habe mich mit den anderen zum Essen getroffen. Im Anschluss habe ich die Aufzeichnung wieder aus dem Safe geholt - und dann haben wir uns die Aufzeichnung angesehen."

"Ich verstehe. Wie lange hat das Essen gedauert?"

"Ungefähr zwei Stunden. Warum?"

Alina ging nicht auf die Frage ein. "Und waren bei diesem Essen sämtliche Mitglieder der Kommission die ganze Zeit anwesend?"

"Commander Svenson kam nicht mit, weil er die Zeit dafür nutzen wollte, einige dringende Nachrichten aus dem Alpaga-Sternensystem zu beantworten. Commander O'Hara verliess das Essen nach dem ersten Gang, da sie sich unpässlich fühlte. Aber was-"

"Commander Donovan, ist ihr Büro mit Überwachungskameras ausgestattet?"

"Das ist es, Frau Sparks, allerdings zeigt keine davon auf den Safe."

"Das spielt keine Rolle. Könnten sie uns vielleicht die Aufzeichnungen dieser Kameras zeigen? Von dem Zeitpunkt an, an dem Commander Peric die Aufzeichnungen des 'Unfalls' im Safe hinterlegt hat, bis zu dem Zeitpunkt an dem er sie wiederholte?"

"Frau Sparks, was soll das Ganze?" fragte der Admiral etwas entnervt.

"Bitte haben sie etwas Geduld mit mir, Admiral. Also Commander Donovan, können sie diese Aufzeichnungen abspielen?"

Commander Donovan aktivierte auf seinem ComPad die Übertragung der Aufzeichnungen. Auf dem Wandmonitor waren sechs kleine Fenster sichtbar. Jedes zeigte den Blickwinkel einer Kamera. Auf dreien sah man, wie Commander Peric das Büro betrat. Der Safe war tatsächlich nicht zu sehen. Commander Donovan liess die Aufnahme schneller laufen, als plötzlich auf allen sechs Blinkwinkeln der Zeitstempel einen Sprung von 35 Minuten machte. Ein Erstauntes Raunen ging durch die Reihen.

"Interessant!" erklärte Alina. "Wir haben hier eine Zeitlücke von 35 Minuten! Auf allen sechs Kameras. Mag ja sein, dass mal eine ausfällt. Aber alle sechs? Gleichzeitig? Und alle sechs nehmen gleichzeitig ihre Arbeit wieder auf?" Sie schritt wieder wie ein Raubtier hin und her, als ob sie sich noch nicht sicher war, wen davon sie zu ihrer Beute machen wollte. "Commander Donovan, gibt es nicht noch eine Sicherheitskamera im Gang, welches zu ihrem Büro führt?"

"Ja, die gibt es."

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie die Rothaarige leichenblass wurde, als Commander Donovan mit seinem ComPad die Aufnahme aus dem Gang zu seinem Büro abrief. Denn gemäss Zeitstempel dieser Aufzeichnung hatte sie kurz vor dem Ausfall der Kameras Donovans Büro aufgesucht und kurz bevor diese ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten verlassen.

"Das beweist gar nichts!" rief die Rothaarige.

"Ach nein? Haben sie denn auch daran gedacht, ihre Fingerabdrücke vom Safe in Commander Donovans Büro abzuwischen, Commander O'Hara?"

"Ich habe nichts abgewischt!" wehrte sich die Frau. "Weil ich nicht an dem Safe war! Ich habe lediglich Commander Donovans Terminal verwendet, um, um die Nachrichten meines Sternensystems, Oykontra, abzurufen und zu bearbeiten!"

"Ohne Commander Donovan zu fragen, ob sie an seinem Terminal arbeiten dürfen? Wie unhöflich. Und dass die Kameras in seinem Büro ausgerechnet während ihres Besuches ausgefallen sind, ist natürlich purer Zufall."

"Ja!!"

"Wie dem auch sei. Tatsache ist, dass 35 Minuten lang nicht garantiert werden kann, dass sich niemand an den im Safe gelagerten Aufzeichnungen zu schaffen gemacht hat. 35 Minuten. Genug Zeit, um die Aufzeichnungen so zu verändern, dass kompromittierende Teile daraus entfernt werden könnten."

"Beweisen sie es!" fauchte Commander O'Hara. Alina blieb vor ihr stehen und fletschte die Zähne.

"Oh, Siobhan, würden sie mich auch nur halb so gut kennen, wie sie glauben mich zu kennen, dann wüssten sie, dass ich nicht unvorbereitet vor eine solche Runde trete. Ich habe eine Kopie der unveränderten Original-Aufzeichnung."

"Was? Aber ... sie können sich diese nur illegal beschafft haben! Sie haben bestimmt Lieutenant Rossi korrumpiert!"

"Sie sind noch einfältiger als gedacht: Es wäre überhaupt nichts illegal daran, wenn ich mir eine Kopie von Lieutenant Rossi hätte aushändigen lassen, denn das Shuttle ist Eigentum von CyCo. Die Aufzeichnungen gehören uns. Und sie irren sich in Bezug auf Lieutenant Rossi. Wir brauchten keine Kopie von ihr, da wir bereits eine eigene Kopie hatten. Sehen sie, unser Sicherheitschef, Yegor Melnik, hat, als wir das Shuttle erworben haben, einige Modifikationen durchführen lassen. Zum Beispiel an der Kamera im Antriebsraum. Diese war zwar nach wie vor autark, aber sie übertrug die Aufzeichnung in Echtzeit ans Cockpit - dessen Inneres bei der Explosion, im Gegesatz zu den Insassen, grösstenteils unbeschädigt blieb. Und von dort beschafften wir uns die Kopie."

In diesem Augenblick kam mir ein schrecklicher Zweifel. Ich wusste zwar nicht, ob diese Modifikationen tatsächlich durchgeführt worden waren, oder ob Alina log, um Ornella zu schützen. Aber falls es der Wahrheit entsprach, dann hatte Alina vielleicht eine Kopie von Ornella verlangt, um sie zu prüfen. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen machte ich mir eine gedankliche Notiz, Alina später danach zu fragen. Inzwischen war Alina zu Commander Peric zurückgekehrt und händigte ihm einen Datenträger aus.

"Hier also die Kopie der Original-Aufzeichnung. Wenn sie so freundlich wären, diese für uns abzuspielen, Commander?"

Der Mann nahm den Datenträger entgegen, verband ihn mit seinem ComPad und liess die Bilder auf dem Wandmonitor erscheinen.

Wieder erschien zuerst Dior Gueye, gefolgt von einem ereignislosen Zeitraffer. Doch dieses Mal war irgendwann mittendrin Bewegung auszumachen. Commander Peric spulte etwas zurück und liess die Aufzeichnung in normaler Geschwindigkeit ablaufen.

"Den Mann, den sie hier in einer Flottenuniform sehen, ist kein aktuelles Mitglied der Flotte", ergriff Alina das Wort. "Es handelt sich dabei um Manuel Ortega, derzeit in den Diensten von Glaksson. Wie sie sehen können, manipuliert er den Reaktor-Monitor. Und hier sehen sie, wie er das Verbindungsrohr mit einem Laserstift durchsticht. Bitte spulen sie vor, bis kurz vor der Explosion, Commander Peric."

Der Mann tat wie geheissen und liess dann die Aufnahme verlangsamt ablaufen.

"Stopp!" befahl Alina. Auf dem Bild war nun ein einzelner Lichtblitz zu sehen, der vom Rohr ausging."

Sie kehrte zurück zur Rothaarigen und beugte sich über ihren Tisch.

"Nun, Commander O'Hara, wollen sie immer noch behaupten, es habe sich um einen Unfall gehandelt? Dass die Aufzeichnung die wir Anfangs zu sehen bekommen haben, nicht manipuliert worden ist?"

"Was sie uns hier gerade präsentiert haben, könnte genauso gut manipuliert sein! Woher sollen wir wissen, ob dies nicht eine ausgeklügelte Täuschung von ihrer Seite her ist?!"

"Ein berechtigter Einwand, Commander. Wie wäre es mit einer eidesstattlichen Erklärung von Manuel Ortega selbst? Er befindet sich seit dem Tag des Vorfalls in unserer Obhut - ich habe ihn extra vor das oberste Gericht auf Galamex 2 in Main Town gebracht, damit er sein Geständnis vor den Richtern machen konnte."

"Das ist eine Unverschämtheit!" wetterte die Rothaarige. "Falls sie jemanden gefunden haben, der angeblich mit dem Vorfall zu tun haben soll, dann hätten sie diese Person unverzüglich an die Flotte übergeben müssen!"

"Damit sie, Siobhan, ihn verschwinden lassen können?" Alinas auf die Rothaarige gerichteter Blick hatte die Intensität eines Laserstrahls. Dass die Frau noch nicht Feuer gefangen hatte, schien schon fast ein Wunder zu sein. "Wissen sie, was uns Ortega noch geliefert hat, Siobhan? Aufzeichnungen von Gesprächen, die er mit Sean Miller geführt hat, um Informationen über den Flugplan und jeweilige Passagiere unseres Shuttles zu erhalten. Und Aufzeichnungen von Gesprächen mit ihrem Bruder, Liam O'Hara, der ihm die Anweisung erteilte, mein Shuttle zu sabotieren." Ihre Stimme war nur noch ein leises Flüstern, doch die Stille im Raum liess dennoch jedes ihrer Worte klar und deutlich verstehen. "Was mit ihnen selbst geschieht, Siobhan, ist mir scheissegal. Sie sind das Problem der Flotte, nicht meins. Aber sie können ihrem Bruder ausrichten, er soll sich warm anziehen. Denn ich werde dafür sorgen, dass er ins kälteste Gefängnis der Galaxis verfrachtet wird."

***

Der Admiral liess kurz darauf den Saal räumen. Commander O'Hara wurde von der Flottensicherheit in Gewahrsam genommen. Nun waren nur noch Alina, Henry, ich sowie der Admiral und Commander Donovan anwesend.

"Alina", begann der Admiral. "Ich, ich weiss nicht, was ich sagen soll. Ich hätte nie gedacht-"

"Dass Glaksson zu solchen Mitteln greifen würde?" unterbrach Alina ihn.

"Nein", widersprach der Admiral traurig. "Dass Siobhan an so einer abscheulichen Tat beteiligt sein würde. Ich kenne sie schon ihr ganzes Leben lang. Ich bin ihr sternverdammter Patenonkel! Ich habe sie gefördert, miterlebt, wie sie an ihren Aufgaben wuchs, wie aus ihr ein ausgezeichneter Offizier wurde, und dann ... das hier."

Alina legte ihm eine Hand auf den Oberarm.

"Seien sie nicht zu streng mit ihr, Edmund. Familienbande wiegen nun mal schwerer als beispielsweise die Loyalität zur Flotte. Aber vor allem, seien sie nicht zu streng mit sich selbst."

Er schenkte ihr einen dankbaren Blick, bevor sich seine Gesichtszüge wieder verhärteten.

"Werden sie die Flotte verklagen, Alina? Grund genug dazu hätten sie. Schliesslich waren zwei Mitglieder der Flotte daran beteiligt."

Zum ersten Mal an diesem Tag erschien ein sanftes Lächeln auf Alinas Gesicht.

"Nein, Edmund, ich werde die Flotte nicht verklagen. Denn es gibt auch gute Leute bei der Flotte. Wie Lieutenant Rossi, die mich gerettet hat. Oder Commander Donovan, dem die Wahrheit wichtiger war, als eine Beteiligung von Flottenmitgliedern zu vertuschen. Oder so gute Leute wie sie, Edmund. Ich habe heute realisiert, dass Sumtarek 4 sie noch genauso sehr beschäftigt wie mich. Ich erinnere mich daran, dass sie und ihr Bruder einander sehr nahe standen ... "

Seine Lippen verzogen sich zu einem zynischen Grinsen.

"Sie sind eine Hexe, Alina. Sie lesen die Menschen wie andere Bücher. Aber ich bin auch nicht so schlecht darin. Daher: Was erwarten sie im Gegenzug? Was muss die Flotte tun, um eine Klage abzuwenden?"

Alinas Lächeln wurde breit.

"Ich habe nur eine einfache Bitte, Edmund. Ob sie mir diese gewähren oder nicht, spielt keine Rolle. Ich werde die Flotte keinesfalls belangen. Aber ich möchte, dass sie sich meine Bitte zumindest durch den Kopf gehen lassen."

Er seufzte. "Nun denn, Alina, was haben sie auf dem Herzen?"

"Ich weiss aus sicheren Quellen, dass die Flotte beabsichtigt, eine zweite Station um Galamex 2 errichten zu lassen."

"Sie sind wie immer gut informiert", meinte der Admiral anerkennend.

"Cygnus Cooperations beabsichtigt selbst, eine Station zu bauen, inklusive einer Werft. Wir würden den Bau finanzieren, die Flotte würde die Station betreiben."

Die Augen des Admirals verengten sich, während jene von Commander Donovan regelrecht zu leuchten begannen.

"Ist das ihr Ernst?", fragte der Admiral.

"Todernst. Ich weiss, was sie gerade denken: CyCo ist zu klein und zu grün hinter den Ohren, um ein solches Projekt zu stemmen. Aber die Finanzierung ist schon so gut wie gesichert - vor allem angesichts der Tatsache, dass unsere Klage gegen Glaksson jede Menge Stellari in unsere Kassen spülen wird. Zudem hat der Architekt Stefan Rudek zugesagt, die technische Leitung zu übernehmen, falls das Projekt zustande kommt. Zu guter Letzt: Ich habe bereits Admiral Jimenez und Zhang davon überzeugt, uns dabei zu unterstützen. Und jetzt bitte ich sie, Admiral Edmund Forrester, uns zu unterstützen."

"Unter welchen Bedingungen?"

"Ich habe ihrem ComPad die detaillierten Bedingungen bereits übermittelt. Gehen sie diese durch, und sagen sie mir, was sie davon halten."

Der Admiral zog sein ComPad hervor und rief Alinas Nachricht ab. Er las sie konzentriert durch, ohne eine Miene zu verziehen. Erst zum Schluss hob er die Augenbrauen.

"Was hat es mit dieser letzten Bedingung betreffend Lieutenant Rossi auf sich?"

"Sie ist mit mir liiert.", beantwortete ich die Frage des Admirals. "Ich will damit verhindern, dass sie aufgrund unserer Beziehung für irgendwelche Konzern-Machenschaften instrumentalisiert wird."

"Ich verstehe. Nun ja, ich kann nicht behaupten, dass diese Bedingungen nicht sehr verlockend wären, Alina. Aber ich hätte gerne etwas Bedenkzeit."

"Selbstverständlich, Edmund. Aber bitte bedenken sie, dass uns die Zeit davonläuft."

"Natürlich, Alina. Ich werde ihre Bitte innert Tagesfrist beantworten."

***

"Okay, Cygnus - was hat es mit diesem Hausverbot vom Stardust auf sich?", fragte mich Alina, während uns auf der Stationsbar Whisky von Garran 4 serviert wurde. Ich wartete, bis der Kellner sich entfern hatte.

"Du hast davon gehört?" Alina rollte die Augen. "Natürlich hast du das: Augen und Ohren überall."

"Bitte was? Hausverbot?", meldete Henry sich zu Wort. "Hätte jemand von Euch die Güte, mir zu sagen, worum es geht?"

"Ornella und Cygnus waren gestern zum Essen im Stardust. Irgendwann wurden sie rausgeworfen und haben Hausverbot gekriegt. Und ich wüsste jetzt gerne, wie es dazu gekommen ist." Alina hatte ein undurchschaubares Grinsen im Gesicht. Vermutlich kannte sie den Grund bereits und wollte ihn einfach noch aus meinem Mund hören. Oder aber sie wusste es tatsächlich nicht. Bei Alina konnte man sich einfach nie sicher sein. Ich atmete tief durch.

"Ornella und ich haben die Frauentoilette in Beschlag genommen und ... ihr wisst schon."

Henry hatte Mühe, seine Augen im Schädel zu behalten, während Alina ein Prusten mehr oder minder erfolgreich unterdrückte.

"Ihr habt auf der Toilette des Stardust rumgevögelt?!" Ob nun Henry eher entsetzt, überrascht oder vielleicht sogar neidisch war, konnte ich nicht wirklich sagen. Auf jeden Fall war er laut.

"Psssssst!! Könntest du bitte etwas leiser sein, Henry? Und ja, Ornella und ich haben tatsächlich auf der Toilette ... ihr wisst schon."

"Gerammelt wie die Karnickel?" fragte Alina lachend. "Das alte Rein-Raus-Spiel gespielt? Gefickt?"

"Ja!" Unterbrach ich sie etwas entnervt, bevor sie eine weitere Beschreibung zum Besten geben konnte.

"Du ... Hund!" meinte Henry nun ebenfalls lachend. "Also ich finde, DARAUF sollten wir unbedingt anstossen!"

Alina hob ihr Glas. "Auf Nellas und Cy's Hausverbot! Cheers!" Wir stiessen an und tranken unsere Gläser leer. Henry bestellte noch eine Runde.

"Also, Ali.", ergriff ich das Wort. "Wie geht es weiter? Wann verklagen wir Glaksson?"

"Gar nicht.", antwortete Alina knapp. Meine Kinnlade fiel runter, während mein Blick zwischen ihr und Henry hin und her wechselte. Mein kanadischer Freund schien von ihrer Aussage überhaupt nicht überrascht zu sein. "Wir werden uns aussergerichtlich mit Glaksson einigen."

"Wie bitte? Alina, die haben versucht, dich zu töten! Dior schwebt nach wie vor in Lebensgefahr! Du hast vorhin selbst gesagt, dass du Liam O'Hara im Gefängnis sehen willst! Und jetzt sollen wir uns aussergerichtlich mit Glaksson einigen?!"

"Cygnus, du wunderbarer, Toiletten-entweihender Mann.", begann Alina in ihrem nur allzu bekannten belehrenden Tonfall, ein verständnisvolles Lächeln im Gesicht. "Jetzt arbeiten wir schon so lange zusammen, und doch scheinst du irgendwie die wichtigsten Lektionen immer wieder zu vergessen. Auf der Erde gab es einst ein Kartenspiel namens 'Poker'. Im Wesentlichen ging es dabei darum, wer die besten Karten in der Hand hielt. Aber ein grosser Teil dieses Spieles bestand auch darin, den Mitspielern vorzugaukeln, man habe viel bessere Karten in der Hand als sie. Und genau das habe ich heute getan, als ich Liam O'Hara's Schwester mitteilte, ihn erwarte das Gefängnis. Schau: Die Aufzeichnungen die uns Ortega geliefert hat, reichen nicht zwingend aus, um für Liam O'Hara eine Gefängnisstrafe zu erwirken. Aber in diesem Augenblick glaubt er das und macht sich deswegen in die Hose. Den O'Hara's gehört ein Fünftel von Glaksson. Liam wird jeden Hebel in Bewegung setzen, um einer potentiellen Gefängnisstrafe zu entgehen."