Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Die Macht des Drachens

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

„Du versaust mir mein ganzes Leben", sagt sie vorwurfsvoll und schnaubt verächtlich.

„Deine Eltern finden sicher jemand anderen", versuche ich sie zu beruhigen.

Sie aber scheint mich bewusst zu ignorieren und geht mit trotzig erhobenem Kopf einfach weiter. Ich komme mir etwas dämlich vor. Ich dackle einer trotzigen Prinzessin hinterher. Wie komme ich überhaupt dazu? Das ist nun wirklich nicht mein Problem.

„Sie suchen schon seit Jahren. So jemand wie dich gibt es nicht zweimal", ruft sie mir über die Schulter hinweg zu. Sie ist definitiv eingeschnappt.

Ich blicke mich um und sehe, dass mir der König und die Königin folgen. Beide zucken entschuldigend mit den Schultern. Auch Monarchen haben es mit pubertierenden Prinzessinnen nicht immer leicht.

Erneut eile ich Mirabell hinterher. Sie reißt gerade die Tür zu einem weiteren Raum auf. Eilig folge ich ihr und stelle fest, dass wir in einem kleinen Speisezimmer stehen. Der Tisch reicht für sechs Personen. Es muss sich also um den Raum handeln, in dem die Familie isst, wenn sonst niemand dabei ist. Für größere Bankette mit Gästen gibt es mit Sicherheit einen weiteren Speisesaal. Das war auch bei König Borsin so.

„Greta, bitte lass noch ein weiteres Gedeck auftragen. Lotta isst heute mit uns", sagt Mirabell zu einer Bediensteten. Dann wendet sie sich an mich. „Du bleibst doch mindestens zum Essen."

„Ja, ich nehme auch die Einladung zum Schlafen gerne an", lächle ich ihr zu. „Sonst wüsste ich nicht, wo ich die Nacht verbringen könnte."

„Bei uns hättest du dieses Problem nicht mehr", kontert sie trotzig.

„Es geht aber nicht nur um ein weiches Bett."

„Warum willst du nicht einem König dienen? Das tun doch alle."

„Da wo ich herkomme, ist das etwas anders."

„Du sagst es selbst, da wo du herkommst, ist es anders."

„Ich überlege es mir bis morgen. Zufrieden?", biete ich an.

„Wenn du dich richtig entscheidest, dann schon", grinst sie breit. Sie verbucht meine Aussage wohl als einen ersten Erfolg.

Nun kommen auch ihre Eltern nach. Zusammen mit einem jungen Mann betreten sie den Raum. Der Begleiter der beiden ist muskulös gebaut, sieht recht gut aus und ich schätze, er dürfte etwa in meinem Alter sein, höchstens ein Jahr älter. Auch er mustert mich eingehend.

„Was macht die denn hier? Wer ist das? Seit wann darf Gesindel ins Schloss?", meint er. Seine Stimme ist abweisend und herablassend.

„Das ist Lotta, meine Retterin und kein Gesindel", protestiert Mirabell energisch.

Der Prinz, ich nehme zumindest an, dass er einer ist, schaut mich immer noch an und zieht eine Augenbraue nach oben. Ein leicht verächtliches Grinsen schleicht sich in sein Gesicht.

„Du willst also vier Männer erledigt haben? Du halbe Portion ganz allein? Da hat Mirabell wohl noch mehr übertrieben, als ich bisher angenommen habe."

„Habe ich nicht!", protestiert diese erneut.

„Sie hatte Hilfe, ganz sicher", meint er daraufhin.

„Sie war ganz allein. Du hättest sie sehen sollen. Lotta könnte auch dich besiegen, da bin ich mir sicher."

„Gegen mich hat sie nicht den Hauch einer Chance."

Er reckt sein Kinn in die Höhe und mustert mich mit einem selbstgefälligen Lächeln. Der Prinz ist eingebildet und das mag ich nicht. Seine Mutter offenbar auch nicht, denn sie schaut ihn tadelnd an.

„Du weißt genau, dass die Wachen in der Gasse drei Leichen und einen Sterbenden gefunden haben. Von einer Hilfe war weit und breit keine Spur und auch der Überlebende hat nur von einer einzigen Kriegerin berichtet", stellt sie klar.

„Trotzdem, gegen mich hat sie keine Chance."

„Ich würde den Mund nicht so voll nehmen, Prinzchen", antworte ich spöttisch.

Langsam habe ich seine eingebildete Art satt. Ich lasse mir nicht alles gefallen, egal ob Prinz oder nicht. Dass ich mich ihm gegenüber etwas ungebührlich verhalte, ist mir egal. Er ist auch nur ein Mann. Aber keinen scheint es zu stören, niemand weist mich zurecht.

„Ja, zeig es diesem eingebildeten Prinzen!", ermutigt mich Mirabell.

„Ich kann doch einen Prinzen nicht verkloppen", sage ich lachend.

„Den kannst du hauen, soviel du willst, diesen Blödmann."

„Mirabell!", sagt die Königin ermahnend.

„Ist doch wahr. Der bildet sich ein, der Nabel der Welt zu sein", verteidigt sich das Mädchen. „Ich bin mir sicher, Lotta kann ihn besiegen."

Der Prinz macht daraufhin einen Schritt auf mich zu. Unsere Nasen sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. Er will mich provozieren. Das beweist auch sein herablassendes Grinsen. Aber ich lass mich nicht ärgern. Ich bleibe völlig entspannt und weiche auch keinen Millimeter zurück.

„Traust du dich, gegen mich zu kämpfen?", will er wissen.

„Soll das eine Frage sein?"

„Morgen um 8 am Übungsplatz der Wachen. Damit du dich ordentlich blamieren kannst", grinst er.

„Schauen wir mal, wer sich blamiert. Ich werde da sein."

„Willst du etwas wetten?"

„Was soll ich wetten?"

„Wenn du verlierst, dann verschwindest du augenblicklich von hier!", meint er.

„Nein, das ist nicht fair!", ruft Mirabell aufgebracht dazwischen. „Das will ich nicht! Ich will nicht, dass Lotta wieder geht."

„Keine Sorge, er wird nicht gewinnen. Das wird auf keinen Fall passieren", beruhige ich sie. „Ich habe noch nie verloren und so soll es auch bleiben. Aber was soll denn dein Bruder machen, wenn ich gewinne?"

„Hast du eine gemeine Idee?", flüstert sie mir verräterisch ins Ohr.

„Er muss die königlichen Stallungen ausmisten und die Tiere füttern", schlage ich vor. „Dann kannst du sehen, dass es keine Schande ist, in einem Stall zu arbeiten."

„Und wir treiben ihn an", lacht sie. „Das wird super!"

„Freu dich nicht zu früh", lacht der Prinz.

Die Eltern haben unseren Disput schmunzelnd beobachtet. Nun setzen sie sich an den Tisch und fordern auch uns auf, es ihnen gleichzutun.

Kapitel 9

Das Essen schmeckt vorzüglich. Ich könnte mich nicht erinnern, jemals so erlesen gespeist zu haben. Mirabell ist sichtlich aufgeregt, vermutlich wegen meiner Anwesenheit. Sie plappert die meiste Zeit und erzählt mir gefühlt alles, was im Schloss los ist.

Ihr Bruder hingegen mustert mich immer wieder verstohlen. Ich kann ihn nicht einschätzen. Die wenigen Worte, die er mit seinen Eltern wechselt, scheinen mir ganz vernünftig zu sein. Anders ist es mit seiner Schwester. Ich habe zwar den Eindruck, dass er sie liebt. Er kann es aber nicht lassen, sie immer wieder zu necken und ärgern.

Nach dem Essen nimmt mich Mirabell bei der Hand und führt mich durch die Gänge, um mir mein Zimmer zu zeigen. Ich trage immer noch meinen Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten mit mir herum. Während des Essens hatte ich ihn in einer Ecke abgestellt.

„Das ist der königliche Flügel. Hier wohnen meine Eltern, mein Bruder und ich. Du hast das Zimmer genau neben meinem", erklärt sie mir. Dabei deutet sie jeweils auf die Türen, als sie aufzählt, wer wo untergebracht ist.

Mir fällt auf, dass mein Zimmer genau zwischen denen der Prinzessin und des Prinzen liegen. Ich bin etwas verwundert.

„Das Gästezimmer liegt zwischen dem von dir und deinem Bruder?"

„Das ist eigentlich kein Gästezimmer", meint sie unsicher. „Das ist das Zimmer, in dem meine Leibwächterin wohnen sollte."

„Deine wohnt nicht hier?"

„Nein, das wollte ich nicht. Sie geht mir den ganzen Tag schon auf die Nerven. Da will ich sie nicht auch noch nachts um mich haben. Wozu auch, wenn sie eh nur Angst vor jeder Kleinigkeit hat. Bei einem Angriff würde sie sich vermutlich im letzten Loch verkriechen. Einmal ist einem Bediensteten vor der Tür ein Glas auf den Boden gefallen und sie hat sich in einer Ecke verkrochen. Um mich hat sie sich nicht geschert."

„Aber, wenn du schon eine Leibwächterin hast, ob gut oder nicht, warum warst du dann an jenem Tag allein unterwegs?", frage ich neugierig.

„Soll ich ehrlich sein?"

„Das solltest du, ja."

„Da sie mich nie etwas machen lässt, sich weigert, mit mir in die Stadt zu gehen, weil sie Angst hat, es könnte etwas passieren, haue ich ab und zu ab. Ich will schließlich auch ein halbwegs normales Leben führen. Mein Bruder hat es leicht. Er kann sich selbst verteidigen."

„Dann solltest du es eben auch lernen."

„Wenn mich keiner unterrichten will."

„Wie das?"

„Alle haben Angst, dass ich mich verletze."

„Das ist aber blöd!", gebe ich zu. „Wie sollst du lernen, dich zu verteidigen, wenn es dir keiner beibringt?"

„Siehst du. Deshalb brauche ich dich. Dann würde ich nicht nur sicher sein, sondern auch von der Besten lernen."

„Ich habe mich noch nicht entschieden."

Sie antwortet darauf nichts. Aber ihr Blick sagt mehr als 1000 Worte. Sie schaut mich mit einem solchen Welpenblick an, dass ich fast nicht mehr Nein sagen kann. Die Kleine hat es echt drauf.

„Ich überlege es mir. Versprochen!", wiederhole ich, was ich bereits zugesagt hatte.

„Es würde mir sehr viel bedeuten", meint sie nur. „Gute Nacht."

Zu meiner Verwunderung umarmt sie mich und verschwindet dann aus dem Raum, aus meinem neuen Zimmer. Ich schaue zunächst noch etwas überrascht auf die Tür, welche sie hinter sich geschlossen hat, dann blicke ich mich um.

Ich bin hin und weg. Noch nie habe ich in einem Zimmer, nur für mich, übernachtet. In Wesaria war ich als Kriegerin sowieso in den Mannschaftsräumen untergebracht. Dass ich eine Frau bin, hat dabei nicht die geringste Rolle gespielt. War ich auf Mission, dann musste ich so gut wie immer unter freiem Himmel schlafen, ein Zimmer in einem Gasthof war nur in Ausnahmefällen möglich und auch dann waren wir mehrere im selben Raum. Seit meiner Flucht habe ich im Freien oder dann im Stall geschlafen. Vom Luxus eines eigenen Zimmers konnte ich mein ganzes bisheriges Leben nur träumen.

Das Zimmer ist schön groß und getäfelt. Es wirkt heimelig. An einer Seite befinden sich ein Kamin und eine Sitzecke, auf der anderen ein Schreibtisch und eine Bücherwand. An der gegenüberliegenden Wand zur Tür führt eine Tür auf eine Terrasse und daneben ist ein Fenster mit einer breiten Fensterbank, auf der man sich bequem hinsetzen und ein Buch lesen kann. Moment! Da fehlt doch etwas! Wo ist das Bett?

Zwischen der Bücherwand und dem Schreibtisch, an der rechten Seite, ist eine Tür. Ich bin davon ausgegangen, dass sich dahinter das Bad befindet. Doch offenbar ist dem nicht so. Ich öffne die Tür und entdecke das Schlafzimmer, ein riesengroßes Schlafzimmer. Es hat zwei Fenster, durch die das Licht einfällt und an der rechten Seite steht ein Himmelbett wie ich es noch nie gesehen habe. Unzählige Kissen türmen sich auf dem übergroßen Bett. An der Seite gegenüber der Tür zum Wohnraum gehen zwei weitere Türen ab.

Hinter der einen versteckt sich ein Raum, der wohl als Kleiderschrank und Ankleidezimmer dient. Neben zahlreichen Schränken und Kommoden stehen darin auch ein edel gestalteter Schminktisch und ein bequemes Sofa sowie ein Hocker. Als mir der riesige Stauraum bewusst wird, überlege ich kurz, ob ich jemals im Leben so viele Kleider besitzen werde, um auch nur einen Bruchteil dieser Schränke damit füllen zu können. Ich denke nicht.

Ich gehe zurück und öffne die zweite Tür, hinter der sich nun endlich das Bad versteckt. Es ist ein unglaublich luxuriös ausgestattetes Bad. Während ich mich noch bewundernd umschaue, vernehme ich ein Geräusch hinter mir. Sofort bin ich alarmiert, wirble herum, gehe in Kampfstellung und habe die rechte Hand bereits in die Nähe eines der versteckten Messer. Doch ich sehe nur ein junges Mädchen auf mich zukommen. Sie lächelt mich schüchtern an und wirkt ausgesprochen freundlich. Ich schätze sie auf 16. Erstaunt frage ich mich, was sie in meinem Zimmer zu suchen hat.

„Mylady, ich bin Xilia, Eure Zofe. Ich lasse Euch Wasser für ein Bad bringen. Ihr müsst müde sein", sagt sie.

„Du bist was? Meine Zofe?"

„Ja, die Königin persönlich hat mir den Auftrag erteilt, mich gut um Euch zu kümmern."

Ich schaue sie wohl etwas entgeistert an. Ich hatte noch nie jemand, der sich um mich gekümmert hat. Ich musste immer alles selbst erledigen und meist auch noch für andere da sein. Eine Zofe, ich soll nun eine Zofe haben, die mit mir spricht, als sei ich eine Adelige.

„Darf ich Euch ein Bad vorbereiten lassen?", wiederholt sie ihre Frage. Dabei lächelt sie immer noch freundlich.

„Xilia, so ist doch dein Name?"

„Ja, Mylady."

„Ich bin keine Lady, ich bin Lotta. Bitte keine übertriebene Anrede und vor allem auch keine übertriebene Fürsorge. Ich kann mich selbst entkleiden und meine Waffen werden nicht angerührt", fasse ich zusammen.

„Aber ich ..."

„Wir werden einen Weg finden, wie wir miteinander zurechtkommen. Es geht nicht gegen dich. Ich bin es nur nicht gewohnt, so behandelt zu werden."

Ich muss das klarstellen, weil sie bei meinen Worten einen ängstlichen Gesichtsausdruck bekommen hat. Die Angst ist zwar verschwunden, dafür ist sie nun verwirrt. Na bravo!

„Ich bin eine Kriegerin, ich habe viele Entbehrungen hinter mir und bin Luxus nicht gewohnt. Für mich ist dies eine ganz neue Welt. Ich muss herausfinden, was ich will und was nicht. Ich brauche also eher jemand, der mir hilft, mich in dieser Welt zurechtzufinden und niemand, der mir beim Umziehen hilft."

„Aber ein Bad möchtet Ihr?", erkundigt sie sich grinsend. Ich glaube, wir verstehen uns.

„Ein Bad wäre schön", lächle nun auch ich. „Aber bitte sag Lotta zu mir."

„Ich werde es versuchen. Am Hof ist dies aber nicht üblich."

„Ich bin ja auch ein Fremdköper hier."

„Das sehe ich", grinst sie. „Ich habe noch keine Frau in solchen Kleidern gesehen."

„Das kann ich mir vorstellen", muss nun auch ich lachen.

„Soll ich mit der Schneiderin sprechen, damit sie dir neue Kleider anfertigt?"

„Warten wir erst einmal den morgigen Tag ab. Der Prinz möchte mich loswerden."

„Ach der."

„Wie ist der Prinz?", frage ich, von ihrer Antwort neugierig geworden. Sie mag ihn offenbar auch nicht besonders.

„Darf ich offen sprechen?"

„Ich habe dir doch gesagt, ich brauche eine Freundin und das bedeutet, dass diese auch ehrlich zu mir ist. Ich verspreche dir im Gegenzug, dass niemand ein Wort erfährt, von dem was du mir anvertraust."

„Er ist im Grunde seines Herzens ein anständiger Kerl. Er ist klug, fleißig und in den Aufgaben, die ihm sein Vater bereits übertragen hat, ist er stets um das Wohl der Bürger bemüht."

„Aber?"

„Er ist arrogant. Manchmal ist es fast nicht auszuhalten. Ihm steigt es wohl zu Kopf, dass er der Kronprinz ist und damit eines Tages der wichtigste Mann im Land. Er will auch in allem der Beste sein und nicht wahrhaben, dass jemand besser sein könnte. Dumm ist allerdings, dass er ein recht geschicktes Kerlchen und in den meisten Dingen tatsächlich echt gut ist."

„Ich muss morgen im Kampf gegen ihn antreten."

„Oh", meint sie nur.

Dabei mustert sie mich von oben bis unten. Als ihr Blick mitleidig wird, ist mir klar, dass der Prinz ein guter Kämpfer ist und sie mich unterschätzt. Allerdings sollte ich morgen auf der Hut sein.

„Wenn ich verliere, muss ich verschwinden."

„Das wäre echt schade", meint sie. „Hoffen wir, dass er noch seine Meinung ändert."

„Oder ich gewinne."

„Oder das", meint sie.

Ihr Blick, als Reaktion auf meine Feststellung, sagt allerdings etwas ganz anderes. Sie ist überzeugt, dass ich nicht den Hauch einer Chance habe. Ich versuche sie aber erst gar nicht erst davon zu überzeugen, dass ich sehr wohl eine Chance habe, zu gewinnen. Das soll sie morgen selbst sehen.

Ich lasse mir von ihr das Wasser vorbereiten, genieße zum allerersten Mal in meinem Leben ein heißes Bad und lege mich wenig später in das unglaublich weiche Bett. So lässt es sich leben, denke ich noch, während ich einschlafe.

Kaum, dass Xilia am Morgen die Klinke nach unten drückt, um ins Zimmer zu kommen, bin ich wach und habe die Hand bereits am Messer, das ich unter dem Kopfkissen immer bereitliegen habe. Als ich aber sehe, dass es nur meine Zofe ist, die mich wecken will, ziehe ich die Hand wieder hervor.

„Guten Morgen, Lotta. Zeit zum Aufstehen", meint Xilia vergnügt.

„Dann wollen wir mal dem Prinzen den Hintern versohlen", lache ich.

„Selbstvertrauen hast du, das muss man dir lassen", meint sie, plötzlich etwas niedergeschlagen.

Ihr scheint eingefallen zu sein, dass mir ja dieser Kampf bevorsteht. Ich gehe aber erneut nicht auf ihre Zweifel ein, kleide mich an und mache mich auf den Weg zum Frühstück. Im Speisezimmer treffe ich auf Mirabell. Sie begrüßt mich gut gelaunt und wir plaudern über allerlei Themen. Sie ist ein sehr aufgewecktes Mädchen und sie schleicht sich auch immer mehr in mein Herz.

Kurz vor 8 Uhr platzt der Prinz herein. Er nimmt sich schnell eine Tasse Kaffee und ein Stückchen Brot. Innerhalb von fünf Minuten hat er alles verschlungen.

„Du hast also die Henkersmalzeit genossen", grinst er.

„Ich habe es genossen, ausgiebig zu frühstücken und mit netten Leuten zu plaudern. Zum Glück warst du nicht da."

„Aber nun ist es Zeit, zu gehen."

„Zum Trainingsplatz natürlich", grinse ich.

„Klüger wäre es, wenn du gleich verschwinden würdest, aber wenn du unbedingt vorher noch eine Niederlage kassieren willst, dann will ich ganz bestimmt nicht so sein und deinen Wunsch erfüllen", antwortet er überheblich. „Ich bin schließlich ein großzügiger Mensch."

„Ich denke, wir kämpfen. Ein wenig Spaß muss doch auch sein."

„Spaß? Für wen?", grinst er.

Da es Zeit ist, machen wir uns auf den Weg. Mirabell und Xilia begleiten mich, während der Kronprinz, unhöflich wie er eben ist, schon vorauseilt. Als wir den Trainingsplatz erreichen, stehen zahlreiche Schaulustige drum herum und warten offensichtlich nur auf uns.

Der Zuschauerbereich ist gerammelt voll. Offenbar hat der Prinz herumposaunt, dass es diesen Kampf geben wird. Im Vorbeigehen höre ich, wie ein Wachmann dem anderen zuraunt, dass wohl ich das lebensmüde Mädchen sei, das den Prinzen zum Kampf herausgefordert hat. Mitleid schwingt in seiner Stimme mit.

„Dabei wäre sie recht ansehnlich", höre ich den anderen antworten.

Ich lasse mich von solchen Äußerungen natürlich nicht aus der Ruhe bringen. Entschlossen wie immer gehe ich auf den Platz, auf dem sich der Prinz bereits warmmacht. Am Rande erkenne ich auch den Hauptmann, der mich ins Schloss begleitet hat. Auch er schenkt mir einen bedauernden Blick.

„Du hast echt Mut", meint der Prinz. „Ich hätte erwartet, dass du gar nicht erst kommst. Hat man dir nicht erzählt, dass ich weit und breit der Beste bin?"

„Mein Gott, irgendwann trifft jeder seinen Meister", sage ich lachend. „Oder, wie in deinem Fall, eben seine Meisterin."

„Willst du mit Übungswaffen kämpfen? Wäre klüger", meint er und grinst süffisant. „Die Verletzungsgefahr ist geringer."

„Für wen?", necke ich ihn. „Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich lieber meine Waffen verwenden."

„Du kannst den Prinzen nicht mit Du ansprechen", tadelt mich der Hauptmann.

„Erstens hat er das auch bei mir gemacht und zweitens wird er sowieso bald vor mir im Staub liegen", antworte ich gelassen.

Die Umstehenden lachen laut auf. An einen Sieg von mir glaubt wohl nur die Prinzessin und Xilia würde es sich wünschen. Aber so etwas passiert mir öfter. Man sieht es mir eben nicht an, wie gut ausgebildet und trainiert ich bin.

„Tu ihm nicht weh", grinst Horus.

„Oh, endlich meldest auch du dich wieder einmal zu Wort."

„Ich habe gesehen, dass du dich bisher recht gut schlägst. Du solltest aber wissen, dass Prinz Jeson auch ein Seelenverwandter eines Drachens ist."

„Das heißt, er ist stärker als ich?"

„Nein, wo denkst du hin? Ich bin auf jeden Fall der stärkere Drache als seiner. Aber seine Überheblichkeit rührt von dieser Tatsache her."

„Bin ich deswegen auch überheblich?"

„Du doch nicht!"

„Ich dachte, es gibt nur einen Drachen pro Kontinent?"

„Ich wusste vorher auch nicht, dass es offenbar noch einen auf diesem Kontinent gibt. Ich spüre allerdings seine Präsenz."

1...56789...22