Die Piratenbraut - Teil 07

„Bitte, bitte, bitte!", fleht sie mich an.

„Na gut, du kommst heute Abend nach dem Essen mit uns auf unser Zimmer", gebe ich nach.

Irgendwie werde ich es Blake schon erklären können. Amy aber strahlt von einem Ohr zum anderen, wirft mir die Hände um den Hals und umarmt mich mit einer so unglaublich ehrlichen Freude, dass es einfach nur entwaffnend ist.

„Annie, ein Bote für dich!", ruft plötzlich Mary vom Haus her.

„Ich komme", rufe ich zurück und löse mich aus Amys Umarmung, um ins Haus zurück zu kehren.

In der Eingangshalle wartet ein Bote auf mich, der mir einen Brief überreicht. Er hat ein Siegel und bei genauerem Hinschauen erkenne ich das königliche Wappen. Es ist eine Einladung der Königin zum Tee am Nachmittag. Der Bote steht erwartungsvoll vor mir.

„Ich brauche eine Antwort, Mylady", meint er sachlich.

Ich gehe in mein Büro und formuliere ein Antwortschreiben. Dabei teile ich der Königin mit, dass ich mir erlaube, zwei weitere Damen mitzubringen, die mich begleiten. Der Bote nimmt die Antwort, grüßt freundlich und verschwindet auch schon wieder. Ich möchte Eleonora und Sofie mitnehmen. Beide sollen in die feine Gesellschaft eingeführt werden, um im Notfall auch die erforderlichen Kontakte zu besitzen.

Als ich mich zum Mittagtisch begebe, ist mir etwas flau im Magen. Wie werden die anderen reagieren, wenn ich davon spreche, dass wir uns wieder trennen werden, obwohl wir erst seit wenigen Wochen oder sogar nur Tagen zu einer richtigen Familie zusammengewachsen sind. Ich warte zunächst, bis alle fertig gegessen haben. Ich will niemandem den Appetit verderben.

„Wir sind inzwischen wie eine große Familie und ich fühle mich hier wohl. Und dennoch werde ich nach Silhouette zurückkehren. Einerseits, wegen unseres Geschäfts und andererseits wegen meiner Familienplanung. Ich möchte, dass meine Kinder dort, in diesem Paradies, zur Welt kommen und aufwachsen", beginne ich.

„Und du hast natürlich schon eine Idee, wer mit dir kommen soll und wer hier bleiben wird", mischt sich die so erfrischend vorlaute Sofie ein.

„Ich habe einen Plan, ich will aber niemanden zwingen. Ihr dürft mir gerne sagen, wenn ihr es anders wünscht. Ich würde Eleonora damit beauftragen, die Geschäfte hier in London zu leiten. Amy hätte ich vorgesehen, ihr bei der Buchhaltung zur Hand zu gehen", eröffne ich.

„Ich würde aber gerne mitkommen. Isabelle kann die Buchhaltung genauso gut machen, wie ich", meldet sich Amy.

„Das stimmt", bestätigt Isabelle. „Auch wenn ich meine Schwester nicht so gerne ziehen lasse. Aber sie war immer schon diejenige, die in die Welt hinaus wollte. Ich dagegen bleibe lieber in der Stadt."

„Ich weiß, dass ich dich in einer guten Familie zurücklasse und du die besten Voraussetzungen hast, ein schönes und erfülltes Leben zu leben", antwortet ihr Amy. Sie beweist wieder einmal, viel reifer zu sein, als sie es vom Alter her eigentlich ist.

„Sofie natürlich zusammen mit Tom, mein Vater, eventuell Kate und nun auch Amy kommen mit. Sofie wird in Silhouette zusammen mit Cam die Firma übernehmen. Ich werde ihnen zwar noch helfen, aber mich mehr darauf konzentrieren, meinen Vater und Kate zu Großeltern zu machen", schließe ich meine Überlegungen ab.

„Ich komme gern mit, wenn Kate auch mitkommt", meint mein Vater eher vorsichtig. Er schaut dabei Kate erwartungsvoll an.

„Ich komme gerne mit dir mit.", sagt sie sehr verträumt. Nun geht auch bei mir ein Licht auf, dass die beiden wohl sehr viel mehr verbindet, als ich bisher gedacht hatte.

Fortsetzung folgt ...