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Die Wikingerfibel Teil 02

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„Wir leiden großen Hunger", sagt eine der vier Frauen geradeheraus. „Wir haben nichts mehr zu essen."

„Weil eure Männer bei der Verteilung der Beute leer ausgegangen sind", mutmaße ich nach kurzem Überlegen.

„Wir haben nichts mehr, nicht einmal mehr Hirse."

„Kommt mit, wir gehen zu mir auf den Hof und überlegen, wie wir das Problem lösen können."

„Das Problem ist, uns steht nichts zu", wirft eine andere schüchtern ein.

„Euren Männern steht nichts zu. Ihr aber könnt nichts dafür oder habt ihr eure Männer überredet, nicht mitzusegeln?"

„Nein, ganz sicher nicht!", wehrt eine ab.

„Ich habe ihn sogar gedrängt, seinen Stolz zu überwinden", meint eine zweite.

„Mein Mann und seine Vorurteile gegenüber Frauen", ärgert sich die dritte.

„Was soll ich sagen? Ist es schlimm, wenn ich nicht traurig sein kann, weil er tot ist", wirft die letzte leise ein.

Sie schämt sich zwar, ihre Worte kommen jedoch aus dem Herzen. Ich stelle mir die Frage, wie diese Frau gelitten haben muss, dass sie zu so einer Feststellung kommt. Ganz spontan nehme ich sie in den Arm. Dabei streiche ich ihr mit einer Hand beruhigend über den Rücken.

„Hast du ihn einmal geliebt?", möchte ich wissen.

„Ich ihn? Nein, ich habe diesen Mann immer verachtet."

„Warum hast du ihn dann geheiratet?"

„Weil ich musste!"

„Wie, du musstest?"

„Mein Vater und sein Vater haben diese Ehe abgesprochen, da waren wir noch Kinder."

„Ihr habt alle vier nicht aus freien Stücken geheiratet?"

„Das tut doch keiner", meint eine verwundert.

„Ab sofort schon. Das kann es doch nicht sein, dass junge Menschen nicht wählen dürfen, mit wem sie ihr Leben verbringen wollen."

„Wenn du es so sagst, klingt es schlimm."

„Es ist schlimm, zumindest war es das für dich, nehme ich an. So etwas soll es nie wieder geben. In meinem Stamm sollen alle glücklich sein."

Wir haben den Hof erreicht und ich rufe nach Greta und Lifa. Sie kommen zu uns und ich stelle die Frauen einander vor. Ich erkläre meinen Freundinnen das Problem.

„Da müssen wir helfen", reagiert Greta spontan. „Wir haben genug zu essen."

„Unsere Männer haben euch angegriffen und wollten euch schlimme Dinge antun", wirft eine der Frauen beschämt ein.

„Ja und?"

„Trotzdem wollt ihr uns helfen?"

„Es waren eure Männer und nicht ihr", stellt Lifa klar.

„Es tut uns so leid", versichert eine andere.

„Ihr könnt nichts dafür, wie eure Männer sind. Ihr habt sie euch ja nicht einmal ausgesucht", stelle ich klar.

„Alva!", ruft plötzlich Fjell.

Ich sehe, wie er mit einer zweiten Person auf den Hof zugeht und kann mir denken, dass es Hakon ist.

„Greta, Lifa, kümmert ihr euch bitte um die Frauen?", frage ich meine Freundinnen.

„Na klar, geh ruhig", versichert mir Lifa.

Ich verabschiede mich schnell und gehe den beiden Männern entgegen. Im Ort muss sich herumgesprochen haben, was passiert ist. Entsprechend niedergeschlagen wirkt Hakon.

„Ich wollte das nicht, ganz sicher nicht", versichert er mir sofort, dass er mich sieht.

„Kommt mit, ich muss nachdenken", weise ich die beiden an.

Ich glaube ihm und will auch kein Aufhebens machen. Deshalb gehe auf das Thema gar nicht mehr weiter ein. Ich habe es Hakon, wenn ich ehrlich bin, auch nicht zugetraut, denn feige schätze ich ihn nicht ein. Ich gehe stattdessen auf die Klippen zu und setze mich dort an den Rand. Ich blicke einige Zeit überlegend in die Ferne. Das Rauschen des Meeres beruhigt mich und lässt mich besser herunterkommen.

Die beiden Männer stehen hinter mir und wissen nicht, was sie tun sollen. Indem ich mit den Händen links und rechts von mir auf den Boden klopfe, gebe ich ihnen zu verstehen, dass auch sie sich setzen sollen. Das tun sie schließlich, wenn auch ein wenig zaghaft.

„Ich habe wirklich nicht gewusst, was die Männer vorhaben", versichert er mir erneut. Ihm scheint wichtig zu sein, dass ich das weiß.

„Dann ist ja gut", sage ich. „Aber du hast mit deinem sturen Verhalten Greta und Lifa gegenüber nicht gerade dazu beigetragen, dass Rücksicht und Toleranz gefördert werden."

„Aber es ist doch nicht normal, dass sich zwei Frauen lieben."

„Was ist denn schon normal?", frage ich nachdenklich. Ich bin etwas enttäuscht, dass er es immer noch nicht verstanden hat. „Sind es nicht vielmehr die engstirnigen Menschen, die aus irgendwelchen Überlegungen heraus bestimmen wollen, was normal und was nicht normal zu sein hat. Egal ob es Sinn ergibt oder nicht? Schnee im Sommer ist auch nicht normal, kann aber trotzdem vorkommen."

„Wie meinst du das?"

„Wenn wir jeden sein lassen, wie er möchte, dann würde es kein Normal und kein Unnormal mehr geben. Jeder Mensch ist anders und jeder ist auf seine ganz besondere Art und Weise einzigartig und wertvoll."

„Aber es geht doch nicht an, dass jeder tut, was er will."

„Warum nicht, solange er keinem anderen Menschen schadet?"

„Dann würden wir im Chaos leben?", wirft er ein.

„Was hat es mit Chaos zu tun, ob Greta mich und ob Fjell, dich oder Lifa liebt. Sei doch bitte nicht kindisch. Wir können niemandem vorschreiben, wen er zu lieben hat und wen nicht. Wozu auch?"

„Aber es war doch immer schon so."

„Nur, weil es immer schon so war, muss es noch lange nicht richtig sein."

„Du stellst in Frage, was unsere Väter seit jeher so festgelegt haben."

„Hast du keinen eigenen Kopf, um dir zu überlegen, ob etwas Sinn macht oder nicht? Du folgst einfach blind dem, was einmal irgend jemand entschieden hat, womöglich unter ganz anderen Voraussetzungen."

„Sei es, wie es ist. Nun bist du die Stammesführerin und nun wirst du dir den Kopf zerbrechen müssen, wie du die Gemeinschaft zusammenhalten kannst."

Er sagt das mit einem Unterton, der keinen Zweifel daran lässt, dass er angefressen ist. Dass er abgelöst wurde, scheint ihn schwer zu treffen.

„Hakon, es tut mir leid, wenn ich deine Weltordnung durcheinander bringe. Ich wollte dir nicht den Platz als Stammesführer streitig machen. Aber dein Stamm hat sich offenbar nicht mehr von dir vertreten gefühlt."

„Seit sie dir ihre Loyalität geschworen haben, sind die Männer nicht mehr wiederzuerkennen", meint er tadelnd. Sein Blick geht dabei zu Fjell.

„Alles, was Alva bisher entschieden hat, war richtig. Sie hat uns in ein neues Land geführt, sie hat uns reiche Beute versprochen und auch ermöglicht, außerdem haben wir ohne jegliche Gefahr für unsere Leute die Dörfer überfallen und am Ende sicher die Rückreise angetreten. Wir haben nicht einen Mann verloren. Das hat es noch nie in der Geschichte gegeben.

Zurück in Haugesund hat sie von diesem Hof gesprochen, welche Vorteile er bringt und wie es funktionieren kann. Wir haben ihn nach ihren Angaben gebaut und sind heute, bereits nach wenigen Monaten, davon überzeugt, dass es eine gute Sache ist. Außerdem ist Alva für die Leute da. Sie können mit jedem Problem zu ihr kommen und sie wird eine Lösung suchen. Sie tut alles, was in ihrer Macht steht.

Hast du noch immer nicht verstanden, dass die Menschen Alva vertrauen, dass sie ihre Meinung schätzen und ihren Rat suchen? Hättest du dich nicht so vehement gegen sie gestellt, wärst du vermutlich noch Stammesführer. Aus einem mir unerklärlichen Grund strebt Alva nicht nach Macht. Ihr geht es einzig und allein darum, das Richtige zu tun."

Ich schaue Fjell überrascht an. Eine derart feurige Rede hätte ich ihm nicht zugetraut. Ich halte ihn für einen klugen Burschen, aber für eher zurückhaltend. Ich muss aber gestehen, er hat den Nagel genau auf den Kopf getroffen.

„Ich hätte es nicht besser ausdrücken können, Fjell. Es geht mir allein darum, das Richtige zu tun. Deshalb werden ab sofort nur noch Ehen geschlossen, wo der Mann und die Frau es auch wirklich wollen, beide. Es wird keine arrangierte Ehe mehr bei uns erlaubt sein. Ich will, dass die jungen Leute aus freien Stücken entscheiden, mit wem sie ihr Leben verbringen wollen."

„Du meinst..."

„Wenn ich jemanden erwische, der für seine Tochter oder seinen Sohn eine Ehe arrangiert und dies durchsetzen will, der wird des Stammes verstoßen."

„Dann muss ich Melva nicht mehr heiraten?"

„Melva?", frage ich irritiert.

„Das ist die Frau, die mein Vater für mich ausgesucht hat."

„Liebst du sie?"

„Nein!"

„Liebt sie dich?"

„Ich denke nicht."

„Na dann? Wer will denn diese Ehe?"

„Ihr Vater und mein Vater haben das schon vereinbart, das waren wir gerade geboren."

„Und du findest es richtig, dass eure Eltern über euer ganzes Leben bestimmen? Wenn sie unbedingt wollen, dann können ja dein und ihr Vater heiraten", sage ich lachend.

„Wie immer siehst du die Dinge aus einer ganz neuen Perspektive und ich kann nicht abstreiten, dass du richtig liegst. Aber was soll ich jetzt tun?"

„Rede mit Melva, erkläre ihr, dass du sie nicht heiraten willst und ihr alles Glück der Welt wünschst, damit sie den richtigen Mann findet und freiwillig erwählt."

„Das werde ich."

„Übrigens Hakon, wie ist es mit dir und Maja", frage ich. Mir ist der Gedanke eben gekommen.

„Wir haben gestern noch lange geredet und haben eigentlich beschlossen, zu heiraten."

„Du bist keiner anderen Frau versprochen?", frage ich aus Neugier.

„Wäre das ein Problem?"

„Nein, du solltest es ihr nur vorher sagen."

„Nein, ich war einem Mädchen versprochen, aber sie ist schon vor einigen Jahren von einer Krankheit davongerafft worden."

„Na dann, steht einer Hochzeit doch nichts im Wege."

„Glaubst du, sie will mich noch?", meint er plötzlich ganz unsicher.

„Ich denke nicht, dass sie von gestern auf heute ihre Meinung geändert hat."

„Ich bin nicht mehr der Stammesführer", wirft er ein.

„Aber du bist immer noch der Mann, den sie zu lieben gelernt hat."

„Könntest du mit ihr reden?"

„Das kann ich", sage ich zu.

Kapitel 6

Ich warte auf den späteren Nachmittag. Maja kommt dann immer vorbei, um nach ihren Tieren zu sehen. Ich helfe ihr heute dabei, diese zu versorgen. Als wir fertig sind, schaut sie mich an und lächelt wissend.

„Du hast etwas auf dem Herzen", meint sie.

„Können wir reden?"

„Ja, worüber?"

„Komm, wir gehen nach draußen."

Wir verlassen den Stall und schlendern über die Wiesen. Sie hakt sich bei mir unter und legt den Kopf gegen meine Schulter.

„Es ist so schön hier. Ich werde dir auf ewig dankbar sein, dass du uns mitgenommen und damit eine neue Heimat geschenkt hast."

„Das habe ich doch gern gemacht."

„Trotzdem bin ich dir dankbar. Laura ist endlich ein glückliches Kind. Sie spielt mit den anderen im Dorf, als hätte sie immer hier gelebt und sie hat endlich eine unbeschwerte Jugend."

„Ich wollte mit dir über Hakon sprechen."

„Ja, wir haben gestern beschlossen, zu heiraten."

„Das hat er mir erzählt, ist sich jetzt aber nicht mehr sicher, ob du ihn noch haben willst."

„Warum sollte ich ihn nicht mehr mögen?", erkundigt sie sich. Sie ist stehen geblieben und schaut mich mit großen Augen an.

„Jetzt wo er nicht mehr Stammesführer ist."

„Das ist doch mir egal. Ich liebe doch ihn und nicht seine Stellung. So hat er eventuell mehr Zeit für mich."

„Ich glaube, er hat Sorge, dass du ihm übelnimmst, dass er sich gegen mich gestellt hat."

„Das wäre schon eher ein Argument", grinst sie. „Es ist doch eine Frechheit."

„Ich glaube, er hat eingesehen, dass er sich auf die falsche Seite geschlagen hat und du ihn für frauenfeindlich halten könntest. Gerade nach den Erfahrungen, die du gemacht hast, könnte dies ja auch ein Grund sein, dass du Vorbehalte gegen ihn bekommen hast."

„Wenn ich ehrlich bin, war ich schockiert, als ich gehört habe, dass er sich auf die Seite dieser vier Idioten geschlagen hat. Ich weiß aber auch, dass ich mich auf dich verlassen kann und du ihn immer wieder auf den richtigen Weg führst, egal wie weit er sich davon entfernt hat."

„Mir tut es leid, dass er nicht mehr Stammesführer ist. Ich wollte dieses Amt nicht und war glücklich, so wie es war."

„Dann übertrag ihm einige deiner Aufgaben, dann sind alle wieder zufrieden und er kann auch sein Gesicht wahren."

Ich nehme meine Freundin in den Arm und drücke sie fest an mich. Ich werde ihrem Rat folgen und mit Hakon reden.

„Das ist eine gute Idee. Danke für deinen Rat. Schickst du ihn zu mir?"

„Das mache ich. Danke!"

Sie drückt mich zum Abschied noch einmal und macht sich dann auf den Weg. Ich blicke ihr hinterher und bin froh, dass sie sich so gut eingelebt hat.

Ich stehe noch vor unserem Hof und beobachte die Wolken, die schon bald Schnee bringen werden. Der Winter ist inzwischen nahe und der Wind wird deutlich rauer. Aber das ist der Lauf der Zeit. Ich bin inzwischen einige Monate hier und habe schon sehr viel erlebt.

Meine Gedanken schweifen kurz ab und ich überlege, was geschehen wäre, wenn ich mich für eine Rückkehr in meine alte Welt entschieden hätte. Ich wäre vermutlich wieder in einem stickigen Büro und würde am Zeichentisch Projekte ausarbeiten oder auf einer Baustelle im Matsch herumwaten und die Fehler suchen, welche die Arbeiter begangen haben.

Ich bereue es nicht, hier geblieben zu sein. Ich habe ein reges soziales Leben, bin fast immer an der frischen Luft und ich kann für die Menschen da sein, etwas bewegen.

„Du wolltest mich sprechen", sagt plötzlich jemand neben mir.

„Hakon, gut, dass du kommst."

„Du hast mit Maja gesprochen, hat sie mir gesagt. Zwischen uns ist noch immer alles beim Alten. Danke."

„Ich habe dir doch gesagt, sie liebt dich und nicht das Amt", versichere ich ihm. „Aber deshalb habe ich dich nicht hergebeten. Ich wollte mit dir reden, wie es mit uns weitergeht."

„Wie meinst du das?"

„Plötzlich bin ich nun Stammesführerin, obwohl ich das nie wollte."

„Die Menschen hier vertrauen dir, sie lieben dich und ich denke, es ist richtig so."

„Ich habe aber zu viel zu tun. Ich kann mich nicht um alles kümmern. Ich würde vorschlagen, wir arbeiten zusammen, du, Fjell und ich."

„Wie meinst du das?"

„Wir könnten uns die Aufgaben des Stammesführers aufteilen. Jetzt wo sicher auch andere einen Hof errichten möchten, werden die Aufgaben mit Sicherheit nur noch mehr werden."

„Weil du Hof sagst, ich würde auch gerne einen errichten. Laura strahlt immer so, wenn sie von dir kommt. Sie liebt Tiere und tobt gern hier herum. Außerdem leuchtet es ein, dass es besser wäre, die Tiere nicht im Herbst zu schlachten und im Frühjahr dann ohne dazustehen."

„Siehst du, dann wäre das doch geklärt."

„Aber wie möchtest du die Aufgaben teilen?"

„Du übernimmst die Organisation der Raubzüge, die Wartung und den Bau der Schiffe, alles was damit zu tun hat. Du hast das bisher immer gemacht und hast große Erfahrung darin.

Fjell kümmert sich um die Höfe, die Verteilung des Grundes, die Bringung des Futters und sollten wir uns auch auf Ackerbau verlegen, auch diesen Bereich.

Ich übernehme dann alles andere, was mit den Menschen und ihren Sorgen sowie die Kontakte zu den anderen Stämmen zu tun hat.

Gleichzeitig haben wir alle auch noch unseren Hof und die Aufgaben, die mit unseren Familien, unseren Freunden und allem anderen zu tun haben."

„Das klingt gut. Glaubst du, der Rat akzeptiert das?"

„Ich denke, wenn wir es den Räten erklären, dann ist das kein Problem."

„Gut, wenn du mir immer noch vertraust?", antwortet er unsicher.

„Hakon, weil wir in einem Punkt anderer Meinung sind, stelle ich nicht mein ganzes Vertrauen in dich in Frage. Ich kann dir versichern, wir werden noch öfters anderer Meinung sein, weil wir aus anderen Welten kommen und in einigen Dingen anders denken. Dann werden wir eben reden müssen und zu einer Lösung kommen. Es ist nur so, dass die Frage von Lifa und Greta für mich eine grundlegende Haltung ist. Für mich steht die Freiheit des Einzelnen ganz oben, solange sie nicht im Widerspruch zum Interesse der Gemeinschaft steht."

„Du stehst für deine Freunde ein und das mag ich so an dir."

„Gut, dann wäre das auch geklärt. Eine Frage allerdings bleibt."

„Die wäre?"

„Wann heiratet ihr?"

„So schnell wie möglich, wenn es nach mir geht", grinst er. Bei diesem Thema scheint er zu strahlen.

„Dann rede mit Maja und gib mir Bescheid. Ich werde es mir nicht nehmen lassen, als Stammesführerin eure Ehe zu besiegeln.

„Das wäre mir wichtig."

Wir verabschieden uns voneinander und Hakon macht sich auf den Weg. Ich muss noch mit Fjell über die Aufteilung der Aufgaben sprechen und mache mich auf die Suche nach ihm.

„Fjell, hast du einen Moment", frage ich ihn als er mir wenig später über den Weg läuft.

„Ja natürlich, für dich immer", meint er und lächelt mich an.

Ich erkläre ihm, wie ich mir die Aufgabenteilung vorstelle, wer was übernehmen soll und dass wir uns in Zukunft wohl absprechen müssen.

„Du traust Hakon?"

„Warum sollte ich ihm nicht trauen?"

„Er hat sich gegen dich gestellt."

„Er war anderer Meinung, das sind zwei verschiedene Sachen."

„Glaubst du?"

„Er hat nie mich angegriffen. Das solltest du bedenken. Außerdem wird es immer wieder vorkommen, dass wir drei unterschiedlicher Meinung sind. Aber dann reden wir uns das eben aus. Ich gebe zu, er hat einen Punkt erwischt, in dem ich nicht bereit war nachzugeben. Zudem hat er den Fehler begangen, das Thema im Rat aufzuwerfen, anstatt es mit mir unter vier Augen auszumachen. Aber er hat trotz allem nie mich, sondern nur meine Meinung in Frage gestellt. Damit kann ich leben. Außerdem habe ich mich am Ende durchgesetzt", grinse ich.

„Das hast du", grinst nun auch er.

Damit ist die Teilung der Aufgaben beschlossen und auch der Rat hat wenig später meiner Bitte nachgegeben. Mein Argument, dass wir noch viel vor haben und ich mich um zu viele Dinge kümmern müsste, um alles gut zu machen, hat sie schlussendlich überzeugt.

Hakon und Maja haben sich recht schnell auf den Tag geeinigt, an dem sie heiraten wollten. Beide hatten nicht mehr die Absicht, lange zu warten und so haben wir uns bereits eine Woche später versammelt, um diesen wichtigen Tag zu begehen.

Ich bin froh, dass es so gekommen ist und nütze die Feier, um dem gesamten Stamm klarzumachen, dass in Zukunft abgesprochene oder arrangierte Ehen nicht mehr geduldet werden. Während die jungen Leute durchwegs froh über diese Ankündigung sind, höre ich, dass einige der Alten murren. Aber auch deren Widerstand wird sich legen.

Nachdem ich die beiden zu Mann und Frau erklärt und dabei ein wenig aus dem modernen Konzept der Ehe eingebracht habe, weil ich die beiden aufgefordert habe, sich gegenseitig zu respektieren, nur das Beste füreinander zu wollen und in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu stehen, geht es ab zu einer riesigen Feier. Ich habe für diesen Anlass eines meiner Schweine schlachten lassen, sodass alle sich die Bäuche vollschlagen können.

Laura durfte das Blumenmädchen machen. Ich habe mit ihr zusammen unzählige Blüten gesammelt und sie hat sie dann auf den Boden gestreut, als Maja zu mir nach vorne kam, wo Hakon bereits auf sie gewartet hat. Bei strahlendem Sonnenschein habe ich die Feier an der Klippe abgehalten, jenem Ort, den ich so sehr mag.

Kapitel 7

Seit Hakon's Hochzeit sind wieder einige Monate vergangen. Es beginnt allmählich zu tauen und der Winter verliert langsam seine Kraft. Die anderen drei Orte haben uns wissen lassen, dass sie sich mit fünf Schiffen an unserer Fahrt beteiligen wollen. Diesmal will ich nach England segeln, weil ich mir von dort andere Waren und Gegenstände erwarte, wie wir sie in Dänemark erbeutet haben. Zudem will ich mir auch ein Bild davon machen, wo mehr zu holen ist.

Wie ich aus den Gesprächen der anderen Stämme heraushöre, gab es bei ihnen gar einige, die sich geweigert haben, unter dem Kommando einer Frau zu segeln. Sie hatten angeblich Mühe, die Besatzung für fünf Schiffe zustande zu bringen.

Auf unserem Hof läuft alles wie erhofft. Wir haben alle Tiere gesund über den Winter gebracht. Die Milch, die unsere Kühe gegeben haben, war wichtig für die Ernährung der Menschen. Immer mehr Wikinger interessieren sich deshalb auch dafür, selbst einen Hof betreiben zu können und so habe ich inzwischen fünf Pläne für den Ausbau von Häusern zu Gehöften entworfen. Im Jahr danach sollen weitere fünf folgen.