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Die Wikingerfibel Teil 03

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Ich habe ihn verärgert, das ist mir spätestens dann klar, als ich seinen Tonfall mitbekomme. Meine Neckereien und Sticheleien zeigen, wie erhofft, Wirkung. Erfreut darüber nehme ich mir vor, ihn noch weiter zu necken. Das ist meine Taktik, um ihn zu unbedachten Handlungen zu verleiten.

„Na dann, lass mal sehen, was du so draufhast!", fordere ich ihn auf.

Ivain fühlt sich davon herausgefordert und geht, ohne lange nachzudenken, direkt auf mich los. Mit viel Geschrei stürmt er auf mich zu und fuchtelt wild mit seinem Schwert durch die Luft. Er glaubt, wie so viele Männer, allein durch seine Kraft alles platt zu machen und so den Kampf für sich zu entscheiden.

Ich aber weiche dem Angriff aus, lasse ihn an mir vorbei ins Leere laufen und stelle ihm dabei in letzter Sekunde ein Bein. Er stolpert, kommt ins Straucheln und kann sich nur mit Mühe vor einem Sturz bewahren.

„Du solltest auf deine Füße aufpassen. Gehen will gelernt sein", lache ich.

Meine Leute lachen laut, die Gallier grinsen und die Normannen schauen mich bitterböse an. Ivain schnaubt etwas Unverständliches und dreht sich wieder mir zu. Er ist verärgert.

Er scheint aber aus dem Misserfolg zu lernen und ändert nun seine Taktik. Er beobachtet mich und geht nicht wieder sofort auf mich los. Trotzdem kann ich sehen, dass er immer noch keinen Zweifel daran hegt, mich besiegen zu können. Gegen eine Frau zu verlieren, wäre für einen Normannen eine gewaltige Schmach.

Wir tänzeln eine Zeit lang nur um einander herum, dann aber starte ich einen Scheinangriff, auf den er voll hereinfällt. Ich ändere blitzartig meine Taktik und versetze ihm mit dem Schwert einen Hieb gegen den linken Arm, knapp unterhalb der Schulter. Die Folge ist ein tiefer Schnitt. Das Blut sickert sofort aus der Wunde und rinnt träge am Oberarm herunter, um dann auf den Boden zu tropfen. Der Arm ist nur noch eingeschränkt beweglich. Ich habe den Muskel verletzt. Das heilt allerdings wieder zusammen, wenn er die Wunde richtig versorgt.

„Das war ein Glückstreffer", faucht er.

„Das würde ich nicht behaupten."

„Ganz sicher."

„Soll ich dir jetzt schon sagen, was ich als nächstes mache?"

„Haha! Was denn?"

„Ich reiße dir den Arsch auf."

Damit gehe ich wieder auf ihn los, deute einen Hieb an und, wie von mir erwartet, wehrt er ab. Metall schlägt gegen Metall und es ist das typische Geräusch zu hören. Ich aber drehe mich, wendig wie ich bin, unter seiner Verteidigung hinweg, komme hinter ihm wieder auf die Füße und diesmal trifft es tatsächlich seinen Hintern. Ich ziehe mein Schwert entschlossen quer über seine Arschbacken und schneide nicht nur die Hose auf. Da ich etwas Druck ausübe, verletze ich bewusst auch den Muskel. Sofort färbt sich seine Hose rot.

Diese Verletzung behindert ihn in seinen Bewegungen deutlich stärker, als jene am Arm. Bei jedem Schritt verzieht er das Gesicht und ist damit nicht mehr so beweglich, wie vorher. Die Muskeln am Po sind für die Koordination der Beinbewegungen ausgesprochen wichtig.

„Sie hat dir den Arsch aufgerissen", brüllen meine Leute im Chor und lachen laut.

Das ärgert Ivain noch viel mehr. Es reicht nicht, dass ihn eine Frau demütigt, er wird dabei auch noch ausgelacht und zum Gespött vor seinen eigenen Leuten. Er bekommt einen hochroten Kopf und ich fürchte bereits, er könnte einen Herzinfarkt erleiden. Auf jeden Fall hat er einen viel zu hohen Blutdruck.

Doch all das hält ihn nicht davon ab, mich erneut anzugreifen. Aufzugeben ist schließlich keine Option für Normannen. Schon gegen einen Mann zu verlieren, wäre eine Schmach für einen Anführer. Dass ich auch noch eine Frau bin, macht die Sache noch viel peinlicher für ihn. Er muss um jeden Preis versuchen, den Sieg davonzutragen.

Ich aber parier den Hieb geschickt mit meinem Schwert. Gleichzeitig führe ich meinen rechten Fuß hinter seine Beine, ziehe ihn mit einem Ruck nach vorne und reiße ihn damit von den Füßen. Er ist darauf nicht vorbereitet und fällt krachend auf den Rücken.

Noch bevor er richtig aufgekommen ist, setze ich schon ein Bein auf seine Brust und halte die Spitze meines Schwertes an seine Kehle. Er hat keine Chance mehr.

„Gibst du auf?", frage ich gelassen. „Der Kampf ist zu Ende."

Auch, wenn seine Lage ausweglos ist, zögert er mit der Antwort. Ich nehme an, es kostet ihn unglaubliche Überwindung, sich einer Frau geschlagen zu geben. Ich traue ihm sogar zu, dass er kurz überlegt, ob es für ihn nicht besser wäre, zu sterben, als mit der Schmach zu leben, von einer Frau bezwungen worden zu sein.

„Denk nicht mal daran", sage ich deshalb.

Gleichzeitig nehme ich die Klinge von seiner Kehle und richte sie nun auf seinen Schritt. Seine Augen weiten sich daraufhin noch mehr.

„Ich werde dich auf jeden Fall am Leben lassen. Es ist aber deine Entscheidung, ob du noch Spaß haben kannst oder nicht."

Die Wikinger lachen, sogar einige der Galler höre ich vergnügte Laute von sich geben. Die Normannen hingegen schauen schockiert drein.

„Das kannst du nicht machen!", brüllt einer. „Das gehört sich nicht."

„Warum kann ich nicht? Erklär es mir."

„Das kannst du nicht machen", wiederholt er sich.

„Soll ich?", frage ich grinsend. Dabei tue ich so, als würde ich kräftiger gegen die Körpermitte des Mannes drücken.

„Halt, halt, wir ergeben uns. Du hast gewonnen!", meint der Mann, der dabei auf mich zukommt. Demonstrativ wirft er sein Schwert zu Boden, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

„Wer bist du?", frage ich. „Darfst du so etwas entscheiden?"

„Ich bin Detrik, sein Stellvertreter." Dabei macht er eine Kopfbewegung in Richtung des am Boden liegenden Anführers.

„Dann ist ja gut. Gebt eure Waffen ab und stellt euch da hinten auf", gebe ich Anweisung.

Noch während ich das sage, nehme ich mein Schwert und stecke es zurück in die Scheide. Gleichzeitig nehme ich auch meinen Fuß von Ivain, der bleich und gedemütigt am Boden liegen bleibt.

„Wenn er will, kann ich mir nachher die Wunden anschauen und sie versorgen", biete ich an.

„Wie versorgen?", will Detrik wissen.

„Wenn die Wunden tief sind, sollte man sie nähen. Auf jeden Fall müsste er sie reinigen."

„Mit Wasser?"

„Besser mit Schnaps."

„Wozu?"

„Damit sie sich nicht entzündet und dann eitern. Das könnte böse Folgen haben."

„Ich weiß! Ich wüsste aber nicht, wie man das verhindern kann", antwortet der Stellvertreter überrascht.

„Das kann man verhindern. Ich zeige es dir nachher, anhand von Ivain. Jetzt aber lass uns reden, wie es weitergeht."

Ohne auf ihn zu achten, gehe ich zu den versammelten Normannen, meine Leute stehen daneben, sammeln die Waffen ein und auch einige Gallier stehen herum und beobachten das Geschehen, unter ihnen auch Gebretix.

„Dann lasst uns anfangen", erhebe ich meine Stimme. „Wir sind uns einig, dass ich gesiegt habe und damit meine Forderungen stelle?"

„Du hast gesiegt. Was verlangst du?", antwortet Detrik. Er scheint inzwischen die Führung der Normannen übernommen zu haben.

„Die Waffen habt ihr abgegeben und diese bleiben hier. Ihr werdet mit einem Schiff nach Hause zurückkehren und nie wieder diesen Ort überfallen", sage ich entschlossen.

„Mit nur einem Schiff? Nie mehr?"

„Habe ich undeutlich gesprochen?"

„Nein, nein, aber auf einem Schiff wird es ausgesprochen eng."

„Das ist mir egal. Es hat euch niemand gezwungen, diesen Ort zu überfallen."

„Das ist Tradition", wehrt er sich.

„Jetzt nicht mehr. Ab heute lasst ihr diese Leute in Ruhe und wehe ich höre, dass ihr euch nicht an diese Abmachung gehalten habt, dann komme ich in die Normandie und das wollt ihr ganz sicher nicht, denn dann kommt ihr nicht so glimpflich davon."

„Wo sollen wir sonst hinfahren?", stellt er eine Gegenfrage.

„Versorgt euch selbst, dann müsst ihr nicht andere Leute überfallen."

„Aber das war schon immer so."

„Dann ändert sich das eben", grinse ich.

„Von mir aus. Wir haben ja keine andere Wahl."

„Gut, dann könnt ihr euch eines der drei Schiffe aussuchen und nach Hause segeln."

„Zeigst du mir vorher, wie ich die Wunde von Ivain versorgen kann?"

„Ach ja, das war ja noch."

Kapitel 4

Ich veranlasse, dass meine Leute die drei Schiffe der Normannen nach brauchbaren Gegenständen durchsuchen, mir jemand Schnaps bringt und der unterlegene Anführer der Normannen zu mir gebracht wird.

Er ist sichtlich geknickt. Ich weise ihn an, sich auf einen Tisch zu legen, der dort herumsteht. Nur mit Widerwillen und einer zusätzlichen Aufforderung von Detrik klettert er hinauf und legt sich auf die Seite. Der erste, von der Gewohnheit diktierte Versuch, sich auf den Tisch zu setzen, um sich dann hinzulegen, scheitert kläglich an den Schmerzen wegen seiner Wunde am Hintern. Zumindest bemerke ich, dass er hastig zurückzuckt, als er sich draufsetzen will. Man sieht ihm deutlich an, dass ihm die Sache mehr als peinlich ist.

Ich nehme zunächst, von seiner Scham unberührt, seine Wunde am Oberarm unter die Lupe. Ich nehme den Schnaps, der mir gereicht wird und schütte so viel drauf, dass der Schnitt vollläuft.

„Aua! Spinnst du. Das tut höllisch weh!", protestiert er.

„Weichei!", sage ich nur. „Ich dachte, du wärst ein Mann."

„Bin ich auch!", protestiert er.

„Das sehe ich!", gebe ich Kontra.

Er will noch etwas erwidern, verkneift es sich aber im letzten Moment doch noch. Das ist auch gut so, weil ich keine Lust auf lange Diskussionen habe, und wehleidige Männer mag ich schon gar nicht.

Ich begutachte die Wunde und komme zum Schluss, dass ich nähen muss. Es handelt sich zwar nur um eine Fleischwunde, aber sie ist dennoch tief genug, dass sie nicht von allein richtig zusammenheilen würde. Ich habe für solche Fälle immer Nadel und Faden bei mir. Beides habe ich mir im Laufe der Jahre selbst angefertigt. Die Nadel ist aus einem sehr dünnen Knochen eines Kaninchens und den Faden habe ich aus den Fasern von Hanfpflanzen gefertigt, die ich in der Nähe des Dorfes entdeckt habe und sie nun bewusst anbauen lasse.

„Hol mir ein Stück Holz", weise ich einen Mann an, der neben mir steht und nur zuschaut.

„Wozu?", will er wissen.

„Wenn du es mir bringst, dann siehst du, wozu ich es verwende", fahre ich ihn genervt an.

Als ich genauer schaue, ist mir klar, warum er nicht sofort reagiert. Es ist ein Normanne, der es wohl noch nicht gewohnt ist, Anweisungen von einer Frau entgegenzunehmen. Nach meiner Zurechtweisung allerdings macht er sich geschwind auf den Weg und kommt wenig später mit drei verschieden großen Holzstücken zurück.

„Ich wusste nicht, wie groß es sein soll", meint er entschuldigend.

Ich bedanke mich, begutachte die verschiedenen Stücke und nehme dann eines davon, welches ich für das Richtige halte. Ich reinige es etwas von Schmutz und Rinde. Dann halte ich es dem Verletzten hin.

„Nimm es zwischen die Zähne", weise ich Ivain an.

„Wozu?", will auch dieser wissen.

„Damit du draufbeißen kannst. Dann sind die Schmerzen leichter zu ertragen und du schonst deine Zähne."

„Meine Zähne?"

„Mach schon und frag nicht lange."

Etwas widerwillig nimmt er das Holz und beißt drauf. Nun beginne ich zu nähen. Jedes Mal, wenn ich die Nadel in den Wundrand steche und den Faden durchziehe, beißt Ivain verkrampft auf das Holz und ich höre ein unterdrücktes Schreien. Gegen Ende hin bemerke ich sogar Tränen in seinen Augen.

Als ich endlich fertig bin, schaue ich ihn aufmunternd an. Sein Blick ist getrübt, die Augen sind feucht.

„Wir sind fertig. Du kannst das Holz wieder herausnehmen."

„Danke!", meint er nur. „Musste das sein?"

„Die Wunde war zu groß, als dass sie von allein zusammengewachsen wäre", erkläre ich.

„Aber bisher haben wir so etwas noch nie gemacht", wendet der Mann ein, der das Holz holen musste.

„Natürlich schließt sich die Wunde, das ist keine Frage. Dass es dann nicht schön aussieht und eine sehr auffällige und hässliche Narbe zurückbleibt, spielt auch keine große Rolle, so hübsch seid ihr dann auch wieder nicht", sage ich grinsend. „Das Problem ist, wenn eine Wunde so tief in den Muskel geht, dann würde dieser nicht mehr richtig zusammenwachsen und dann könnte er den Arm nie mehr richtig bewegen, auf jeden Fall aber würde ihm deutlich die Kraft fehlen."

„So wie dem alten Thorstein?"

„Den kenne ich nicht, aber ich vermute, dass genau das bei ihm der Grund ist."

„Was hast du da für Werkezeug?"

„Das ist eine Nadel, die ich aus einem Knochen geschnitzt habe. Am Ende muss ein kleines Loch sein, damit man einen ganz dünnen Faden durchziehen kann. Diesen habe ich aus Hanf hergestellt."

„So etwas könnte ich mir auch anfertigen?", meint der Mann.

„Wenn du geschickt bist und ein scharfes Messer hast", antworte ich bereitwillig.

Gleichzeitig mache ich aber weiter, hole ein Stück Stoff und schütte noch einmal Schnaps über die Wunde, um sie ein letztes Mal zu desinfizieren. Anschließend umwickle ich mit dem Stoff den Arm, damit die Wunde sauber bleibt.

„Ist noch etwas zu tun?", erkundigt sich der Mann von vorhin. Er scheint sich sehr für das zu interessieren, was ich mache.

„Du musst seine Wunde täglich mit Schnaps desinfizieren und den Verband wechseln, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich nicht entzündet. Du musst aber sehr gewissenhaft sein. Wenn die Wunde gut verheilt ist, musst du nur noch die Fäden herausziehen. Dazu schneidest du bei jedem Bogen den Faden durch und ziehst dann das jeweilige Stück vorsichtig heraus. Ich denke, das ist in zehn bis fünfzehn Tagen der Fall."

„Das wird allerdings schwierig."

Dabei hält er mir seine großen Hände entgegen. Mir ist sofort klar, was er mir damit sagen will. Mit den Händen, die wohl eher an schwere Arbeit oder das Kämpfen gewöhnt sind, wird er die Fäden nicht leicht zu fassen bekommen. Feinmotorik ist vermutlich nicht seine Stärke.

„Dann frag eine Frau, die hat die kleineren und geschickteren Hände."

Sein Blick sagt mir, dass es ihm nicht leichtfallen wird, eine Frau um Hilfe zu bitten, er aber wohl keine andere Möglichkeit hat. Irgendwie gönne ich es ihm. Würden sie die Frauen respektieren, wie es sich gehört, wäre es eine Selbstverständlichkeit.

Damit wende ich mich der zweiten Wunde zu. Als ich Ivain anweise, sich auf den Bauch zu legen und die Hose herunterzuziehen, bemerke ich einen roten Schimmer in seinem Gesicht. Ich muss grinsen.

„Musst du da auch mit dem Faden hantieren?", will der Verletzte wissen.

„Lass mich zuerst die Wunde anschauen", fordere ich ihn auf. „Dann erst kann ich sagen, was zu tun ist."

Zögerlich zieht er die Hose nach unten und reckt mir schamhaft seinen Hintern entgegen. Ihm ist dies sichtlich peinlich, weil inzwischen auch zahlreiche Zuschauer beobachten, was ich da mache. Ich gehe davon aus, dass alle, bis auf meine Leute, so etwas noch nie gesehen haben. Bei Wikingern und Normannen wurden die Verletzungen sonst immer hingenommen. Sie mussten von allein heilen und nicht selten starben die Männer an Wunden, die ganz sicher nicht tödlich gewesen wären. Und auch, wenn sie von Wundbrand oder ähnlichen Leiden verschont blieben, blieben sie nicht selten körperlich entstellt.

Mir ist durchaus bewusst, dass Ivain sich ausgesprochen unwohl fühlen muss. Mit nacktem Arsch auf einem Tisch mitten am Dorfplatz liegen zu müssen, ist mehr als herabwürdigend. Wenn ich ehrlich bin, wäre mir das auch peinlich, mehr als peinlich sogar. Ich habe aber nicht wirklich Zeit, mir eine passende Räumlichkeit zu suchen.

Ich denke deshalb nicht länger über die Situation nach und mache weiter. Dazu muss ich mir die Wunde erst einmal genauer anschauen. Ein roter Strich zieht sich quer über beide Arschbacken des Mannes. Ich kann die Wunde nicht genau erkennen, weil viel Blut drum herum ist. Es ist zum Teil verschmiert und eingetrocknet. Erst nachdem ich mit Schnaps die Wunde gereinigt habe, kann ich feststellen, dass sie zum Glück nicht besonders tief ist.

„In diesem Fall müssen wir nicht nähen. Zweimal täglich mit Schnaps auswaschen, dann wird das schon wieder. Du wirst allerdings einige Zeit nicht sitzen können", grinse ich.

„Wieso an dieser Stelle zweimal täglich?", will Ivain wissen.

„Weil ich diese Wunde nicht verbinden kann."

Damit ist die Sache für mich erledigt und ich lasse den Anführer - oder ist er schon der früheren Anführer, keine Ahnung - liegen und wende mich Fjell zu, der am Rande des Platzes auf mich wartet. Er scheint von der Inspektion der Normannenschiffe zurück zu sein.

„Habt ihr etwas gefunden?", frage ich.

„Ja einige Dinge, die ich nicht kenne. Ich habe sie an Land gebracht, dann kannst du sie dir anschauen. Ich vermute, du kennst dich damit besser aus und weißt, worum es sich handelt."

„Die Schiffe sind zum Auslaufen bereit?"

„Ja, wir sind mit ihnen durch. Wir haben noch ein paar Waffen gefunden und haben auch diese an uns genommen. Sonst war nichts weiter dabei."

„Gut, dann sollen sie sich eines der Schiffe aussuchen und dann vom Acker machen. Je schneller wir die Normannen los sind, umso lieber ist es mir."

„Du bist knallhart. Alle Normannen auf einem Schiff, das wird eng", grinst mein Mann.

„Diese Heimfahrt soll ihnen noch sehr lange in Erinnerung bleiben und der Verlust der Schiffe soll schmerzen. Dann halten sie sich auch leichter an die Anweisung, sich hier nicht mehr blicken zu lassen. Glaube mir, so eine Schmach wollen sie nicht ein zweites Mal erleben. Außerdem können wir zwei zusätzliche Schiffe gut gebrauchen", grinse ich.

„Du bist die Beste", grinst auch er. „Ich gehe zurück zu den Schiffen und überwache die Abfahrt."

„Du bist der Beste", antworte ich.

Ich kann es mir nicht verkneifen, ihn an mich zu ziehen und ihm einen Kuss aufzudrücken. Wir versuchen zwar, in der Öffentlichkeit so wenig Zärtlichkeiten wie möglich auszutauschen, aber im Augenblick sehne ich mich danach, zumindest seine Lippen auf den meinen zu spüren.

Ich grinse ihn dann noch kurz an und mache mich auf den Rückweg. Als mir Detrik über den Weg läuft, stelle ich mich ihm in den Weg.

„Wer hat nun eigentlich bei euch das Sagen? Du oder Ivain?"

„Ich denke, ich werde zumindest vorübergehend die Männer anführen."

„Gut, dann würde ich sagen, du suchst dir ein Schiff aus und ihr macht euch auf den Heimweg."

„Können wir nicht zwei Schiffe haben?", erkundigt er sich vorsichtig. Dabei versucht er seinen besten Welpenblick aufzusetzen, der mich aber nicht erweichen kann.

„Ich würde sagen, ich bin schon großzügig, wenn ich euch ein Schiff überlasse. Ich könnte euch ja auch zu Fuß nach Hause schicken. Strapaziere also meine Güte nicht zu sehr."

„Schon gut, schon gut."

Wir begleiten die Normannen zum Strand. Detrik wählt, wie erwartet, das größte Schiff aus. Ich muss grinsen, als sie missmutig an Bord gehen. Je mehr Normannen das Schiff betreten, umso deutlicher wird, wie zusammengepfercht die Männer sind. Aber das ist mir, wie schon gesagt, egal.

„Dann bleibt mir nur noch, mich zu verabschieden", meint Detrik zu mir. „Ich muss gestehen, ich habe noch nie eine Frau wie dich getroffen."

„Eine Frau wie mich wirst du auch nie mehr treffen. Wir Frauen sind einzigartig, jede für sich", antworte ich grinsend.

„Dann mach es gut", grinst auch er.

„Du kennst dein Versprechen, die Leute in diesem Dorf in Ruhe zu lassen und sie nicht mehr zu überfallen?"

„Ich werde mich wohl oder übel daran halten müssen. Ich hab keine Lust, dir ein zweites Mal über den Weg zu laufen", meint er schulterzuckend. „Versprochen!"

Damit geht er als Letzter der Normannen an Bord und wenig später machen sie sich auf den Weg. Ich stehe mit Fjell und Gebretix am Strand und schaue ihnen noch einige Zeit hinterher.

„Jetzt bin ich beinahe froh, dass ihr uns überfallen habt", meint der gallische Häuptling.

„Warum das?", frage ich und ziehe eine Augenbraue in die Höhe.

„Du und deine Leute seid im Grunde gar nicht so schlimm. Dafür sind wir die Normannen los und ich denke, die kommen nicht wieder."