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Ein unerwarteter Segeltörn Teil 03

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„Oh ja, nicht aufhören! Ja ... ja ... kräftiger ... halt mich fest ... kräftiger ... jaaaa!"

Er drückte seine Wange gegen ihren Schoß, hielt sie fest und ließ sie wieder zu Atem kommen. Er richtete sich auf und bedeckte ihren Körper dabei mit einer verspielten Spur von Küssen. Ihren lieblichen Brüsten widmete er sich ein weniger ausgiebiger, bis er an ihrem Mund angekommen war und sie kräftig in die Arme schloss.

„Überrumpelst du junge Frauen immer so?", fragte sie scherzhaft und schmiegte sich an ihn.

„Bisher nur dich."

„Was heißt hier ‚bisher'?", beschwerte sie sich und knuffte ihn in den Arm.

Eilig beendeten sie das Duschen und gingen zurück aufs Boot, auf dem Melanie bereits auf sie wartete. Sie verkniff sich einen Kommentar, lächelte jedoch mit einem Ausdruck, der sagte, dass sie sich vorstellen konnte, was in der Dusche passiert war.

Kurze Zeit später nutzten sie ihre Mobiltelefone und suchten den nächstgelegenen größeren Supermarkt. Sie überquerten die Tower Bridge und bogen nach Westen ab. Sie halbieren ihre Einkaufsliste und verabredeten sich auf wenig später an den Kassen.

Thomas ging als Erstes in die Drogerieabteilung, um Kondome zu suchen. Die Auswahl überraschte ihn und er wusste nicht, ob er mit Noppen, in Farbe oder mit Geschmack wählen sollte. Er entschied sich für eine mittelgroße Packung ohne Schnickschnack. Er dachte sich, wenn ihnen irgendwann später einmal langweilig werden sollte, können sie die anderen Varianten immer noch ausprobieren. Danach arbeitete er den Zettel ab und ging er in die Weinabteilung, eine besondere Flasche zu besorgen.

Melanie und Helena nahmen ihren Einkaufswagen und suchten die Sachen von ihrem Teil des Zettels.

Auf dem Rückweg zur Kasse sagte Helena: „Ich möchte noch etwas aus der Drogerieabteilung mitnehmen."

„Wenn du Shampoo brauchst, dann kannst du eine Flasche von mir haben."

„Nein danke, ich brauche kein Shampoo. Ich suche etwas Spezielles."

Sie ging an den Regalen vorbei und blieb vor den Kondomen stehen.

„Also habt ihr noch nicht?", fragte Melanie.

„Nein. Wir haben noch nicht", sagte sie, mit der Betonung auf ‚haben'.

„Und du möchtest es?"

„Wir sind uns einig, dass wir es noch nicht wollten. Ich möchte aber vorbereitet sein, wenn ich es will."

„Das ist gut!", bemerkte Melanie.

„Kennst du dich mit Kondomen aus?", fragte Helena, „Ich habe noch nie welche gekauft. Bisher habe ich darauf bestanden, dass die Jungs sich drum kümmern."

„Ein guter Ansatz. Und warum nimmst du das jetzt in die Hand? Traust du ihm nicht zu, dass er es kann?"

„Doch, natürlich. Nur könnte es sein, dass ich es früher will, als er darauf vorbereitet ist."

„Mein liebes Schwesterherz. Dich hat es ganz schön erwischt", sagte sie lachend.

„Ja, er hat mich total umgehauen. -- Welche soll ich nehmen, es gibt so viele unterschiedliche?"

„Ich würde an deiner Stelle nur in dieser Reihe mit den Normalen schauen. Das daneben sind Spielereien. Oder hast du Angst, dass du ihn im Dunkeln nicht finden würdest und er deshalb leuchten soll?", fragte Melanie.

„Was? Nein natürlich nicht."

„Also bleiben nur diese hier."

„Und welche soll ich nehmen? Die sehen alle gleich aus."

Melanie hätte fast auf die L-Größe gezeigt, besann sich aber und sagte: „Dann ist es nur noch eine Frage der Größe."

„Und was heißt das?"

„Das muss ich dir noch nicht mehr erklären. Oder? Es gibt sie inzwischen wie bei Kleidergrößen von S bis XXXL."

„Und wie bekomme ich heraus, was ich, beziehungsweise er jetzt braucht? Ich kann ja schlecht hier durch den Supermarkt rufen: ‚Thomas, wie groß ist dein Penis?'"

„Hahaha! Nein", sagte Melanie. „Obwohl, das ist schon ein witziger Gedanke. -- Ich kann dir da aber kaum helfen", schwindelte sie.

Helena vergewisserte sich, dass niemand anderes in der Nähe war, und formte Daumen und Zeigefinger ein nicht ganz geschlossenes O.

Sie stieß ihre Schwester an und deutete auf ihre Hand.

„So ungefähr."

Melanie schmunzelte und sagte: „Ich verstehe. -- Ich würde dann Größe L nehmen. Wenn das Kondom zu eng ist, wird es für ihn unangenehm und wenn es zu groß ist, kannst du dir ja selbst vorstellen, was passiert."

Sie packten eine entsprechende Packung ein und begaben sich in den Kassenbereich, in dem Thomas auf sie wartete.

Er hatte die Kondome bereits bezahlt, da er sie nicht über die Bordkasse laufen lassen wollte.

Als sie an der Reihe waren, legten sie alle ihre Artikel auf das Band. Helena hielt nur die Kondome zurück, da sie diese selbst bezahlen wollte. Während Thomas die Artikel in ihre Rucksäcke packte, bekam er nicht mit, dass Helena etwas extra bezahlte.

Sie gingen zum Boot zurück, verstauten ihre Einkäufe und verabschiedeten sich in der Hafenmeisterei. Sie schleusten aus dem Hafen und setzten Kurs in Richtung Osten, die Themse hinab. Helena hatte Melanie und Thomas erklärt, dass sie die Fahrt stromab nicht unter Segel machen wollte, da in der Woche zu viele Berufsschiffe unterwegs wären. Daher fuhren sie die Strecke bis zu der Mündung unter Motor. Die anfängliche Sonne hatte ab dem späten Mittag einen anderen Termin und schickte daher Wolken und trübes Wetter vor.

Helena stand am Steuer, während Melanie und Thomas unter Deck aufklarten. Später löste er sie am Steuer ab und sie ging unter Deck. Sie goss sich einen Tee auf und setzte sich zu ihrer Schwester in den Salon.

Mit beiden Händen den warmen Becher umfassend, schlürfte sie ihren Tee.

Melanie saß ihr schräg gegenüber und fragte sie nach einer Weile: „Und, wie fühlst du dich heute?"

„Gut. -- Besser. -- Glücklich."

„Was für einen Eindruck hast du von ihm? Hat sich dein Bild von ihm verändert?"

Sie standen sich seid jeher sehr nahe und so irritierte diesen persönlichen Fragen nicht.

„Er ist sehr lieb und zärtlich. Aber er ist auch unsicher. Ich bin seine erste Freundin."

„Er hatte so etwas während der ersten Nacht bei der Überfahrt erwähnt."

„Interessant, dass er das dir gegenüber erwähnt hatte. Wie kamt ihr dazu, darüber zu sprechen?"

„Die Nacht war lang und wir haben über alles Mögliche gesprochen. -- Und wieso fühlt er sich unsicher?", fragte Melanie.

„Er hat Angst, etwas falsch und sich damit lächerlich zu machen."

„Den Eindruck habe ich nicht von ihm."

„Ich zunächst auch nicht. Er hat es mir gestanden. -- Auf der anderen Seite schöpft er aus einer anderen Quelle Kraft und die hilft ihm, die Unsicherheit zu überspielen."

„Was meinst du?"

„Er hatte es mir im Vertrauen erzählt und ich möchte ihn zuvor fragen, bevor ich es an dich weitergebe."

„Verstehe ich", sagte Melanie und konnte sich denken, worauf sie anspielte.

Nach einem Moment fuhr sie fort: „Und was ist mit deiner Angst oder mit deinen Bedenken?"

„Du meinst, ob er auch so ein Arschloch wie der Letzte sein könnte, wenn der erste Schein verflogen ist?"

„Ja."

„Nein. Die Angst habe ich bei ihm nicht mehr. Er ist sehr sensibel und darauf bedacht, mich nicht zu verletzen. Ich sehe keine Anzeichen, dass er das nur vorspielt."

„Ich hatte einen solchen Eindruck ebenfalls nicht. Dennoch habe ich es dir gegenüber nicht vorher erwähnt, da ich dich hier nicht beeinflussen wollte", sagte Melanie.

„Verstehe. Ich bin jetzt beruhigter, da ich scheinbar an Menschenkenntnis dazu gelernt habe."

Thomas rief vom Deck herunter: „Ich könnte jetzt einen Kurs gebrauchen. Die Mündung der Themse ist jetzt so breit, dass ich mir sonst aussuchen kann, wohin ich fahre."

„Mach das mal besser nicht!", rief Helena lachend nach oben und ging zum Navi-Platz. Nach einem Blick auf die Karte und einer Berechnung des neuen Kurses ging sie zu ihm an Deck. Sie stellte sich neben ihn, legte einen Arm um ihn und gab ihm einen Kuss.

„Die Fahrwasserrinne geht in 90° weiter. Halte dich weiter an den roten Tonnen, am besten knapp außerhalb der Fahrrinne. Fahr noch auf die nächste rote Tonne zu, dann solltest du eine weitere gerade voraus haben und eine in rund 300°. Auf die Südlichere zu. Hier aber innerhalb der Linie der roten Tonnen bleiben. Es wird hier sehr schnell seicht und hier liegt auch ein Wrack, dass man bei Niedrigstand sehen kann."

„Ist es noch weit heute?"

„Nein, den größten Teil haben wir schon hinter uns. Rund sieben Seemeilen fehlen uns zum Ziel."

„Das ist wirklich nicht mehr weit."

„Möchtest du abgelöst werden oder brauchst du noch etwas?"

„Haben wir noch Tee?", fragte er.

„Ich mach dir einen. Schwarz oder Früchtetee?"

„Wenn ich jetzt einen weiteren schwarzen Tee trinke, kann ich heute Nacht bestimmt nicht gut schlafen."

„Willst du das denn unbedingt?", fragte sie. Zögernd fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln fort: „Ich könnte mir ebenso etwas vergnügliches Anderes vorstellen."

„Soso? Dann wäre Schwarz gegebenenfalls doch besser?"

Sie ging lachend unter Deck.

Melanie schaute auf und fragte: „Was ist so lustig?"

„Thomas hat Angst, dass er mit noch mehr schwarzem Tee nicht schlafen könnte. Und ich fragte, ob er das denn tatsächlich wolle."

„Und?"

Melanie sah ihre Schwester nur grinsen und verstand, was diese meinte. Gleichzeitig realisierte sie, dass sie heute Abend weiterhin keinen zum Quatschen haben würde. Sie konnte sie aber verstehen. Wäre sie an ihrer Stelle, würde sie genauso das Bett mit ihm dem ihrer Schwester vorziehen, so gern sie sie hatte. Sie schaute zu ihr hinüber, wie sie einen Kessel mit Wasser aufsetzte. Nach der Scheiße, die ihrer Schwester passiert war, freute sie sich umso mehr für sie. Tief in ihrem Hirn leuchtete mit einem Mal ein winziges Lämpchen auf. Sofort war ihr klar, sie konnte sich sparen, den Zettel an dem Lämpchen zu lesen. Es konnte nur die eine Erinnerung sein. Die Erinnerung, an etwas, das sie nie für möglich gehalten hatte. Die Erinnerung an den Reiz des heimlichen Zuschauens, wenn jemand anders intim wurde. Sie erinnerte sich: ‚Du Schwesterherz, hast dir heute Kondome gekauft und gesagt, dass du vorbereitet sein willst, wenn du Lust dazu hast. Ob es heute schon so weit bist? -- Wenn ich an Thomas' Raffinesse im Bett denke und wie er mich zum Erbeben bekommen hat, dann halte ich das für sehr wahrscheinlich. -- Wenn ich dem Reiz des Zuschauens nachgebe, würde ich ein weiteres Mal deine und seine Privatsphäre verletzten. -- Ich kann euch aber auch nicht fragen. -- Nein! Diese Nacht lass ich euch allein.'

Helena brachte ihm die Tasse Tee mit den Worten: „Damit du schön wach bleibst!", und lächelte ihn bedeutungsvoll an.

„Danke schön."

Sie gesellte sich neben ihn, legte ihren Arm um seine Hüfte und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.

„Es ist komisch", sagte sie nach einer Weile, „ich habe das Gefühl, ich kenne dich schon so lange."

„Du kennst mich schon lange."

„Ja, ich weiß. Das ist es genau, was es für mich so anders macht. Wenn ich früher einen Freund hatte, dann baute sich Stück für Stück ein Vertrauensverhältnis auf und ich lernte im Lauf der Zeit immer mehr von ihm. Wie bei einer Pflanze, deren Wurzeln immer tiefer in mich hineinwachsen und sich in mir weiter verzweigen. Bei dir ist das anders. Ich habe das Gefühl, du bist schon tief in mir verwurzelt und es kommen jetzt intime Wurzeln hinzu."

Sie blickte ihn an und fragte: „Verstehst du, wie ich es meine?"

„Ja. Das Bild, welches du zeichnest, beschreibt es sehr anschaulich. -- Und beunruhigt dich dabei etwas? Besser gesagt, fühlst dich damit unwohl?"

Sie drückte ihn kräftiger und sagte: „Überhaupt nicht! Ich fühle mich seit langem nicht mehr so wohl, wie im Moment. Dich jetzt so kennen zu lernen, würfelt meinen Plan vom Leben etwas durcheinander. -- Kennst du es nicht, dass du dir eine gewisse Linie überlegt hast, wie das Leben in der näheren Zukunft aussehen könnte?"

„Doch, das kenne ich. Ich habe mir ebenfalls überlegt, wie meine Zukunft aussehen könnte. Mit dem Studium läuft es so, wie ich es mir vorgestellt habe. Der Hiwi-Job an der Uni gibt mir ein wenig finanzielle Unabhängigkeit von dem, was mir meine Eltern zum Studieren geben. Ich kann mich demnach nicht beklagen. -- Aber darüber hinaus? Es gibt Menschen, die gehen voll in ihrer Arbeit auf und bei denen ist sie der Mittelpunkt ihres Lebens. Mir macht mein Fach Spaß. Aber ich wünsche mir mehr."

„Was ist es, dass du dir wünschst?"

„Jemand, mit dem ich zusammen durch das Leben gehen kann."

„Was ist verkehrt an diesem Wunsch?"

„Überhaupt nichts. Wenn man aber, wie ich, jedes Wochenende alleine zu Hause sitzt und sich nichts daran ändert, auch wenn man versucht, auf andere zuzugehen, über mehrere Jahre hinweg, dann dominiert ein solcher Gedanke die Planung für die Zukunft."

„Du hast dir Sorgen gemacht?"

„Sorgen ist nicht der richtige Ausdruck. Es ist eher so, dass ich mich gefragt habe, warum überhaupt einen Plan für die Zukunft machen, wenn der wichtigste Teil in unerreichbarer Ferne ist?"

„Das klingt traurig."

„Nun ja. Ich habe so viel von mir erzählt, dabei hattest du angefangen von dir zu erzählen. Dass es für dich komisch sei, mich jetzt so persönlich kennen zu lernen."

„Ich verstehe, dass du das Thema wechseln willst. Es klingt für mich, als würde es dir schwerfallen, darüber zu sprechen. Von daher ist es in Ordnung. Sie sicher, dass ich immer da bin, dir zuzuhören."

„Ich weiß, danke. Gib mir etwas Zeit. -- Genug von mir. Wie ist es bei dir?"

„Ich denke darüber nach, seit unserem ersten Kuss. Was warst du für mich? Was bist du jetzt für mich? -- Du warst ein super Kumpel. Wir haben praktisch allen Blödsinn gemacht, den man sich ausmalen konnte. Unsere Eltern hatten wir früher oft zur Verzweiflung getrieben. Weißt du noch, wie wir in der Adventszeit abends durch die Gärten der Leute geschlichen sind und die Lichterketten ausgedreht haben?"

„Erinner' mich nicht da dran!"

„Du warst immer eine Klasse über mir. Und doch warst du einer meiner besten Freunde. Als wir in die Pubertät gekommen waren, war der Kontakt nicht mehr so eng. Du hast mehr mit deinen Freunden und ich mehr mit meinen Freundinnen rumgehangen. Zum Ende der Schulzeit wurde es wieder besser. Ich habe mir nie ausgemalt, wie es wäre, mit dir zusammen zu sein oder mich in dich zu verlieben. Ich hatte meine Augen auf andere geworfen. Du warst als Freund da, wenn ich dich gebraucht habe. Daher auch das komische Gefühl. -- Jetzt ist mir klar geworden, dass ich dich unbewusst immer noch als den Jungen aus meiner Kindheit gesehen habe. Nicht als den Mann, der du geworden bist und den ich auf dieser Reise neu kennengelernt habe."

„Du wirst lachen. Mir ist es ähnlich gegangen. Als ich auf das Boot gekommen bin, hatte ich die Vorstellung, mit meinen Nachbarn den Urlaub zu verbringen. Deine Schwester hatte ich in den letzten Jahren kaum gesehen und mir ist erst hier aufgefallen, dass sie sich in eine bildschöne Frau entwickelt hatte. Über sie zu fantasieren, habe ich schnell verdrängt, weil sie drei Jahre älter ist als ich und mit Sicherheit einen festen Freund hat. Du siehst ebenfalls sehr gut aus, hast dich aber nicht so stark verändert wie sie. Wir hatten uns ja auch zwei, drei Jahre wenig gesehen und hier auf dem Boot warst du wieder die, die du auch vorher für mich warst, eine gute Freundin. Dass du nicht mehr das Mädchen von früher bist, ist mir am ersten Tag schlagartig klar geworden und ich habe dich plötzlich in einem ganz anderen Licht gesehen."

„Wie kam das?"

„Du hast mir an den Po gefasst."

„Ich habe bitte was?", fragte sie ungläubig.

„Nicht so, wie es jetzt klingt. Wir waren auf dem Vorschiff und damit beschäftigt die Genua anzuschlagen und auf einmal kamen die Wellen."

„Und ich", setzte sie den Satz fort, „habe dich abgestützt, damit du nicht fällst oder über Bord gehst."

„Richtig, du hast mir mit der flachen Hand an den Po gefasst. Ich wusste, dass das keine Anmache war. Aber du warst die erste Frau, die mich seit zehn oder mehr Jahren dort berührt hat. Da hat es bei mit Klick gemacht und plötzlich habe ich dich als die wunderschöne, begehrenswerte Frau gesehen, die du bist."

„Das ist wirklich kurios", sagte sie.

Mit einem Mal sagte sie: „Da vorne, das müsste die Nore-Swatch Tonne sein. An der müssen wir nach Süden abbiegen. -- Warte, ich hole die Karte. Jetzt wird es ein wenig heikler."

Kurze Zeit später kam sie mit der Karte wieder an Deck und zeigte sie ihm. „Wir sind jetzt hier, um diese Tonne müssen wir rum. Die dürfen wir nicht schnibbeln! Dahinter wird es schnell flach. Sobald wir um die rum sind, auf rund 180° gehen, zu der nächsten Tonne."

Er änderte den Kurs, wie sie es erklärt hatte.

Helena rief ihrer Schwester unter Deck zu: „Wenn du ein echtes Wrack sehen möchtest, müsstest jetzt nach oben kommen."

Melanie kam zu ihnen und sie bestaunten zusammen das Wrack, welches backbord querab an ihnen vorbeizog.

„Weißt du etwas über das Schiff?", fragte Thomas.

„Das ist die SS ‚Richard Montgomery', sie ist 1944 hier auf Grund gelaufen", erklärte Helena.

„Und warum hat man sie in der Zwischenzeit nicht entfernt? Sie liegt ja an einer ziemlich ungünstigen Stelle", fragte Melanie.

„Weil sie große Mengen Sprengstoff an Bord hat. Und es wird befürchtet, dass jegliche Arbeiten an ihr eine Explosion zur Folge haben könnte, die in der Stadt Sheerness, was dort drüben liegt", sie zeigte an das fast zwei Seemeilen entfernte südliche Ufer, „sämtliche Fenster zu Bruch gehen lässt, von herumfliegenden Trümmerteilen ganz zu schweigen."

„Wow, das ist heftig!", sagte Thomas.

„Ja, wir sollten besser auch nicht mit ihr kollidieren!", meinte Helena.

Sie ließen Sheerness an Backbord liegen, folgten dem Fahrwasser des River Medway ein Stück aufwärts und bogen dann in den Nebenfluss The Swale ein. Auf der Höhe von Queenborough legten sie an eine freie Muring an und setzten das Ankerlicht.

Zusammen bereiteten sie ein warmes Abendessen vor. Da es an Deck zu kühl war, richteten sie im Salon den Tisch und nahmen an ihm Platz. Thomas öffnete die Flasche Wein, die er in London besorgt hatte, und füllte die Gläser, sie stießen miteinander an und unterhielten sich noch eine Weile.

Sie klarten das Boot auf, setzten sich zurück an den Tisch im Salon und spielten noch einige Runden Skat.

Sie kamen zum Ende der Runde und bereiten sich für die Nacht vor.

Helena fragt ihre Schwester: „Bist du mir böse, wenn ich die Nacht nicht mit dir in der Kajüte verbringe?"

„Ach weißt du, damit rechne ich für den Rest der Fahrt nicht mehr", sagte sie schmunzelnd. „Ich weiß, wie es ist, frisch verliebt zu sein. Man kann die Hände nicht voneinander lassen. Ich wünsche euch eine gute Nacht."

„Wünsche ich dir ebenso."

„Gute Nacht Melanie!", sagte Thomas.

Melanie schloss hinter sich die Kajütentür, legte sich auf ihre Koje und seufzte vernehmbar. Nach einer Weile las sie weiter in ihrem Buch.

Helena und Thomas legten sich eng aneinander gekuschelt in die Salonkoje und deckten sich mit seinem ausgebreiteten Schlafsack zu.

„Wie geht es dir?", fragte er nach einem Moment.

„Mir geht es wirklich gut. Und dir?"

„Auch, sehr! -- Ich hatte dir doch vorhin erzählt, was das Alleinsein mit mir gemacht hatte."

Sie nickte und sah ihn an.

„Wenn ich jetzt sage, dass mir ein großer Stein von der Seele gefallen ist, dann trifft es den Kern, von dem, was ich sagen will, nicht richtig. Ich weiß aber nicht, wie es besser ausdrücken soll. Du hast etwas getan, was dir vermutlich nicht bewusst ist. Du hast mir mein Selbstbewusstsein wieder gegeben."

Sie unterbrach ihn nicht und hörte ihm aufmerksam zu.

„Im Lauf der Zeit habe ich immer mehr an mir gezweifelt. Ich habe gedacht, dass etwas mit mir nicht in Ordnung ist, dass ich auf eine krude Art kaputt sei."

„Du bist nicht kaputt. Bei dir ist alles in Ordnung und am rechten Platz."

„Das haben mir meine Freunde, mit denen ich in den vergangenen Jahren über mein Problem sprach, auch immer gesagt. Aber wenn sie in einer Beziehung sind und man selbst dazu scheinbar nicht fähig, dann schenkt man der Aussage kein Vertrauen."

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