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Eine Pornographische Romanze Teil 04

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Am Abend saßen wir mit Marie und Pierre zusammen, tranken Wein und lauschten ihren Geschichten von fremden Ländern. Wir schliefen am nächsten Morgen lange, und brachen dann zu einer Wanderung auf. Lisa, die die Gegend offenbar kannte wie ihre Westentasche, führte mich. Unser Ziel war die Causse Sauveterre, ein ausgedehntes Hochplateau, das sich über dem Tal der Devèze erhob.

11. Kapitel -- Die Elefanten Karls des Großen

Nachdem wir für ungefähr einen Kilometer der Landstraße nach Beauvoisin gefolgt waren, bogen wir auf einen geschotterten Feldweg ein, der durch einen lichten Mischwald aus Kiefern und Edelkastanien führte.

"Dieses lose Geröll ist lästig" bemerkte ich. "Nur gut, daß der Weg nicht noch steiler ansteigt."

"Keine Angst" antwortete Lisa, "es geht nur für ein kurzes Stück so weiter.

Die Schotterpiste führte schließlich aus dem Wald heraus und endete auf einer Art Plateau. Rechts und links des Pfads lagen verdörrte Felder. Der Weg wurde zunehmend schlechter und führte schließlich in eine Senke. Der kleine Bach am Boden der Senke war ausgetrocknet, der Lehm an seinem Grund steinhart und aufgesprungen. Auf der gegenüberliegenden Seite sah der von magerem Gras bedeckte und von dornigem Gestrüpp gesäumte Pfad verdächtig danach aus, als würde er sich bei Regen in einen Wasserlauf verwandeln. Konzentriert wanderten wir weiter, es war alles andere als ein Spaziergang. Mit jedem Schritt scheuchten wir einen Schwarm von Schmetterlingen und Heuschrecken auf. Insbesondere Schmetterlinge gab es in allen erdenklichen Farben. Von Zeit zu Zeit raschelte es in den Sträuchern, weil eine Maus oder eine Eidechse vor uns floh.

Nach einigen hundert Metern war der Pfad erneut von Bäumen umsäumt, er führte am Rand eines Hangs steil bergauf, bis zu unserer Linken einige von Wind und Wasser glattgeschliffene Felsen aus Dolomit auftauchten, die aus der Distanz wirkten wie die Reste einer alten Festung. Als wir die Felsen umrundet hatten, veränderte der Weg vollkommen seinen Charakter. War er gerade noch steil angestiegen und von Felsbrocken übersät gewesen, verlief er plötzlich völlig eben, und der Boden war mit Erde bedeckt. Die Steine, die von Zeit zu Zeit zum Vorschein kamen, waren an der Oberfläche fast eben, und wirkten eher wie ein Straßenpflaster.

Ich pfiff leise. "Eine uralte Römerstraße."

Lisa nickte. "Schön, nicht? ... Wollen wir hier Rast machen? Wir haben den beschwerlichen Teil hinter uns, und der Platz hier ist wirklich nett... und schattig."

Die Dolomitfelsen boten eine ausgezeichnete Sitzgelegenheit.

"Ja gern." Ich setzte den Rucksack ab, wischte mir den Schweiß von der Stirn und nahm einige tiefe Schlucke aus meiner Wasserflasche. Dann blinzelte ich in das flirrende Licht. Das Spiel der Sonnenstrahlen im Laub der Bäume war betörend. Dann spürte ich etwas auf meiner Hand. Ein Falter mit schneeweißem Körper, schwarzen Augen, und Flügeln, die vorn grünlich, hinten braun und obendrein orange gepunktet waren hatte sich auf dem Handrücken niedergelassen und trank mit seinem Rüssel meinem Schweiß. Ich erstarrte, blieb so ruhig wie möglich sitzen, um das Tier nicht zu verscheuchen. Lisa machte ein Photo, dann breitete der Falter seine Flügel aus und flatterte davon. Ich lächelte Sie an. "Von solchen Augenblicken habe ich geträumt."

Sie sagte nichts, griff nur nach meiner Hand und drückte sie. Dann schulterten wir erneut die Rücksäcke und wanderten weiter.

Eine ganzes Stück lang verlief der Weg am Rand einer tiefen Schlucht, die man mehr erahnen als sehen konnte, da die üppige Vegetation den Blick versperrte. Der Wald über und unter uns bestand fast ausschließlich aus kleinwüchsigen Eichen, deren Stämme von Flechten und Moos bedeckt waren. Zwischen den Eichen wuchsen einige Kiefern und eine Unzahl von unterschiedlichen Sträuchern, ich konnte lediglich Buchsbaum und Ginster identifizieren. Die Stille war fast vollkommen, nur von Zeit zu Zeit vom Zirpen einer Grille oder dem Rascheln eines kleinen Tieres unterbrochen. Dann machte der Weg erneut eine scharfe Kehre, führte eine Weile auf der anderen Seite der Schlucht entlang, und stieg dann wieder steil an.

Hinter einer weiteren Biegung endete der Wald unvermittelt, und wir traten hinaus in das gleißende Sonnenlicht.

"Jetzt sind wir auf der Ebene. Das heißt, an ihrem Rand."

"Besonders eben sieht es hier aber nicht aus, sondern ziemlich hügelig" bemerkte ich.

"Alles ist relativ... im Vergleich zu den tiefen Schluchten ist es flach..."

Tatsächlich stieg der Weg nur noch sehr moderat an. Zu beiden Seiten lagen von Kalksteinbrocken übersäte Felder, die mit verdörrten Grasbüscheln bewachsen waren, zwischen denen blau blühende Disteln leuchteten. Hier oben gab es keine Schmetterlinge mehr, dafür umso mehr Heuschrecken. Mit jedem Schritt scheuchten wir einen ganzen Schwarm von ihnen auf, so daß wir permanent in eine Wolke von Insekten eingehüllt waren. Der Boden unter unseren Füßen veränderte von Zeit zu Zeit die Farbe: von rötlichem Ocker zu gelb, von gelb zu dunkelgrau, von dunkelgrau zu leuchtend Weiß, dann wieder zu einem rostigen Rot. Zu unserer Rechten erhob sich mittlerweile ein langgestreckter, mit niedrigen Nadelbäumen bestandener Höhenzug.

"Dort müssen wir rauf, aber hier geht es noch nicht." Lisa deutete auf eine Klippe, die von der Kuppe zu den darunter liegenden Feldern abfiel. Einige hundert Strecken- und etliche Höhenmeter weiter war die Klippe auf eine Höhe von nur noch etwas mehr als einem Meter zusammengeschrumpft.

"Hier können wir lang..." meinte Lisa. Wir bogen vom Weg ab und gingen hangaufwärts. Die sanfte Steigung wurde immer wieder von niedrigen Abbrüchen aus Dolomitgestein unterbrochen, die aus der Distanz aussahen wie Stufen, aber zu hoch waren, um sie einfach zu übersteigen, so daß wir uns immer wieder quer zum Hang bewegen mußten, um einen Durchgang zu finden. Schließlich waren wir auf der Kuppe angelangt und fanden uns unversehens in einem Labyrinth aus kleinwüchsigen Kiefern, Ginster, Wacholder und dornigem Gestrüpp wieder. Zwischen den Pflanzen bestand der Boden aus nacktem Stein. Die strahlende Helligkeit des in der Sonne leuchtenden Dolomit wurde noch übertroffen von weiß blühenden Blumen, die zwischen den Bäumen und Sträuchern aufschienen.

"Wir müssen in Richtung Osten" verkündete Lisa. "Aber nicht zu hastig... Die andere Seite dieses Hügels fällt ganz unvermittelt steil ab."

In dem lichten Wald einigermaßen die Richtung zu halten fiel uns nicht schwer, wir mußten uns nur am eigenen Schatten orientieren. Und so standen wir schon wenig später am Rand eines steilen Absturzes. Eine Smaragdeidechse flüchtete vor uns.

Ich blickte nach unten und pfiff leise. Das Panorama, das sich unvermittelt vor uns auftat, war in der Tat überaus beeindruckend. Fast fünfhundert Meter unter uns lag die Devèze am Grund einer tiefgrünen Schlucht. Das üppige Grün der Hänge wurde allerdings immer wieder durch steil aufragende Felsklippen unterbrochen.

"Welch ein Kontrast... dieses Grün ist so üppig, und die Ebenen derart ausgedörrt... Wie kann das sein?"

"Das Tal ist schattiger, der Regen, der auf den Causses fällt, versickert sofort und tritt an den Hängen wieder zum Vorschein..." Lisa zuckte mit den Achseln. "Genau weiß ich es auch nicht... Komm, wir können uns auf den Steinhaufen dort setzen. Die Aussicht ist ebenso gut, und wir können endlich ein Zigarette rauchen. Wenn es so windstill ist wie heute, besteht keine Gefahr, daß unsere Glut weggeweht wird und einen Waldbrand auslöst."

"Gute Idee."

Die Landschaft lag zu unseren Füßen wie ein Panorama. Zur Rechten, im Osten befand sich St. Firmin. Hinter dem Ort erhoben sich die bewaldeten Ausläufer des Aigoul-Massivs. Zur Linken lag das Tal der Devèze, und uns gegenüber, nördlich des Flusses, die Causse Layolle, eine Hügellandschaft wie diejenige der Causse Sauveterre.

Mir war für einen Moment, als schwebten wir über all dem, als hätten wir unsere Schwingen ausgebreitet und uns vom Erdboden erhoben. Wir führten in einer Art zeitloser Gegenwart ein Leben voll ungezügelter Freude. Wir waren unsterblich, unverwundbar und über jedes irdische Maß hinaus verliebt. Ich beugte mich zu Lisa herüber und küßte sie.

"Es ist wundervoll" sagte ich. "Danke".

Sie blickte mich an und legte ihre Hand auf meine Wange. Zunächst lächelte sie, dann wurde ihr Gesichtsausdruck ernst. "Ohne Dich würde all die Schönheit mich traurig machen."

Ich antwortete nicht, sondern küßte sie erneut, lange und innig. Als wir uns sattgesehen hatten, traten wir den Rückweg an. Lisa ging erneut voran, so daß mich nicht nur die Schönheit der Landschaft betörte.

*

Am nächsten Tag trafen wir auf die Elefanten Karls des Großen. Lisa hatte eine lange Wanderung geplant, die uns nach Süden in die Ausläufer des Aigoual-Massivs führen sollte. Wir liefen bis zum Ende der Straße, durchquerten einen Obstgarten und folgten einem ausgetrockneten Bachbett bis wir hinter einer verfallenen Natursteinmauer auf einen Ziegenpfad stießen, den Lisa in ihrem typischen Optimismus als Wanderweg bezeichnete. Selbst mit Wanderschuhen und --Stöcken stellte der Aufstieg auf diesem Pfad eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. Fast eine Stunde lang arbeiteten wir uns schweigend die Bergflanke hoch. Die Vegetation änderte dabei merklich ihren Charakter. Hatten weiter unten am Hang verkrüppelte Kiefern und Hartlaubgewächse dominiert, durchquerten wir wenig später einen lichten Wald aus Zwergeichen und Buchsbäumen, der schließlich fast unmerklich in ein fast undurchdringliches Gehölz aus Edelkastanien, Rotbuchen und Kiefern überging. Unser Pfad mündete schließlich in einen breiten Waldweg, der parallel zu dem an dieser Stelle nur sanft ansteigenden Höhenzug verlief. Ungefähr zweihundert Meter weiter östlich gabelte sich der Weg. Dort lag ein Findling, der genau die richtigen Dimensionen hatte, um uns als Bank zu dienen.

Wir setzten uns, tranken einen Schluck Wasser und rauchten. Hier mußte man keine allzu große Angst vor Waldbränden haben, zumindest solange man keine brennenden Zigaretten in die Gegend warf. Der Kontrast zur Szenerie des Vortags war verblüffend. Statt verdörrter Vegetation üppiges Grün und saftiges Gras, keine Heuschrecken und nur vereinzelte Schmetterlinge, dafür aber hörte man das Zwitschern von Vögeln. Auch die Luft fühlte sich deutlich kühler an. Ich konnte kaum glauben, daß zwischen diesem Platz und der Causse Sauveterre nur wenige Kilometer Luftlinie lagen.

Ich schüttelte den Kopf und Lisa lächelte.

"Verblüffend, nicht wahr? Das ist das Schöne an dieser Landschaft, sie verändert ständig den Charakter. Du findest hier alles, was Dein Herz begehrt. Weiter oben gibt es einen wundervollen von riesigen Fichten und Mammutbäumen umsäumten Bergsee. Wenn Du an seinem Ufer liegst würdest Du nie glauben, daß Du weniger als hundert Kilometer vom Mittelmeer entfernt bist. Und dann wanderst Du einige Kilometer nach Süden, und kannst vom Col du Minier aus in der Ferne Zypressen und Olivenhaine sehen... Aber laß uns weiter gehen, es gibt noch so viel zu sehen."

Wir drückten unsere Maisblatt-Gitanes in der Blechdose aus, die uns auf Wanderungen als Aschenbecher diente und schulterten die Rucksäcke. Wir folgten dem Weg, der nach rechts führte und sanft anstieg. Ich ging ein Stück hinter Lisa und beobachtete ein Eichhörnchen, als ich auf sie prallte. Sie stand wie angewurzelt vor mir, und wir konnten nur knapp vermeiden, zu stürzen. Als wir das Gleichgewicht wiedergefunden hatten, nahm Lisa meinen Arm und sah mich an. "Sag' mir bitte, ob Du auch den Elefanten dort vorne siehst." Ich war wie vom Donner gerührt. Tatsächlich stand keine zwanzig Meter vor uns ein Dickhäuter und rupfte mit dem Rüssel Blätter aus der Krone eines Kastanienbaums. Da der Weg an dieser Stelle eine Biegung machte, war das mächtige Tier zum Teil von der Vegetation verhüllt.

Für eine Weile standen wir wie Salzsäulen und starrten in Richtung des Dickhäuters, der uns offenbar nicht bemerkt hatte.

"Ich glaube wir sollten umkehren" meinte ich unentschlossen.

Lisa nickte. "Das wird am besten sein..."

Wir waren gerade im Begriff den Rückzug anzutreten, als wir eine Stimme hörten.

"Sie können ruhig näher kommen, es sind freundliche Tiere, die tun Ihnen nichts." Ein etwa zwölfjähriger Junge kam auf uns zu. Er trug Sandalen, Shorts und ein verblichenes blaues Hemd, hatte struppiges blondes Haar und unwahrscheinlich blaue Augen. Er näherte sich bis auf fünf Meter und winkte uns heran.

"Keine Angst, kommen Sie, die Elefanten freuen sich immer über Besuch."

"Es ist ein indischer Elefant, die sind tatsächlich harmlos" sagte ich zu Lisa, war aber nicht völlig davon überzeugt. Wir gingen nach kurzem Zögern dennoch auf den Jungen zu. Er streckte uns die Hand aus. "Hallo, ich bin Pierre-Roger de Gaillac. Mein Opa ist der Wächter der Herde." Wir schüttelten seine Hand und stellten uns im Gegenzug ihm vor.

"Kommen Sie, ich bringe Sie zu meinem Großvater, er wird über Ihre Gesellschaft erfreut sein... Passiert nicht oft, daß wir Besuch bekommen, ganz und gar nicht." Wir folgten Pierre-Roger, immer noch mit einem leicht mulmigen Gefühl. Als wir bei dem Elefanten angelangt waren, der immer noch ungerührt Blätter aus dem Baum rupfte und ins Maul stopfte, tätschelte der Junge das Tier. "Das ist Fatima, unsere Älteste... Komm Fatima, sag unseren Gästen guten Tag."

Fatima blickte uns aus ihren gutmütigen Augen an, unterbrach ihre Beschäftigung und streckte uns den Rüssel entgegen, den Lisa und ich zaghaft streichelten. Damit war das Interesse des Tiers an uns auch schon erschöpft, und sie widmete sich erneut dem Laubwerk. Wir gingen weiter, und erstarrten erneut. Als wir die Wegbiegung umrundet hatten, sahen wir, daß sich hier nicht nur ein Elefant aufhielt, sondern eine ganze Herde, mindestens sieben Tiere, davon ein Jungtier mit wenig mehr als einem Meter Schulterhöhe.

Am Wegrand war eine Art Zigeunerwagen abgestellt. Vor dem Wagen stand ein weißhaariger Mann an einem Campingtisch und hantierte mit einem Gaskocher. Als wir näher kamen, richtete er sich auf und kam lächelnd auf uns zu. Er trug zwar Arbeitskleidung, aber sein Auftreten paßte nicht dazu. "Ah, wir haben Besuch. Wundervoll, das passiert hier oben viel zu selten..." Er verbeugte sich und küßte Lisa formvollendet die Hand. "Raimond de Gaillac, zu Ihren Diensten... Sie kommen gerade richtig, ich habe eben Kaffee aufgesetzt. Sie trinken doch Kaffee?" Wir nickten und dankten ihm für die Einladung. Gaillac wandte sich an den Jungen. "Holst Du bitte Stühle für unsere Gäste Pierre?" Der Junge nickte, verschwand kurz hinter dem Wagen und kehrte dann mit zwei Campingstühlen zurück. Wir nahmen am Tisch Platz. Der Alte setzte eine Espressokanne auf den Gaskocher und verschwand dann im Wagen, um Tassen zu holen.

De Gaillac lächelte uns an, als er den Kaffee einschenkte. "Die Szenerie wird Ihnen sicherlich ein wenig surreal vorkommen. Man rechnet nicht unbedingt damit, in den Cevennen auf eine Elefantenherde zu stoßen. Aber tatsächlich leben die Tiere schon seit weit über tausend Jahren hier." Er reichte uns den Zucker und fuhr dann fort. "Im Jahr des Herren 798 schenkte der Kalif Harun al Rashid Karl dem Großen zwei Indische Elefanten. Der fränkische König übergab die Tiere einem Pferdeknecht namens Arnaud, der sich im Krieg gegen die Sachsen ausgezeichnet hatte. Er machte ihn zum Grafen von Gaillac und übertrug ihm das gesamte Massiv des Aigoual zum Lehen, mit der Maßgabe, daß dieses Lehen verfallen würde, sollten dort keine Elefanten mehr leben... Und seitdem hütet meine Familie die Elefanten Karls des Großen... Es ist für mich eine Frage der Ehre, diese Aufgabe selbst wahrzunehmen... Außerdem genieße ich die Sommer im Freien, und die Gesellschaft meines Enkels."

"Und Sie sind der Graf von Gaillac, Nachfahre des Gefolgsmanns Karls des Großen... Das ist eine faszinierende Geschichte" meinte Lisa und bot dem Alten eine Gitane an. "Warum wissen die Menschen nichts davon?"

"Oh, viele wissen es. Aber das hier ist Privatbesitz. Wir freuen uns über jeden Besuch, so lange nicht zu viel Besuch kommt, wenn Sie verstehen was ich meine... Ich lasse nur Wanderer auf jene Teile meines Besitz, in dem die Elefanten leben. Autos dürfen hier nicht fahren, mit Ausnahme der Feuerwehr und der staatlichen Fortverwaltung selbstverständlich. Jedes Fernsehteam würde ich umgehend verhaften und ihr Material beschlagnahmen lassen..." Er lächelte. "Es ist so etwas wie eine Legende. Viele haben davon gehört, aber nur wenige haben die Elefanten mit eigenen Augen gesehen. Sie wissen ja ebensogut wie ich, daß Sie auf ihren Wanderungen hier praktisch nie einer Seele begegnen. Und so soll es bleiben. Kein Ansturm neugieriger Touristen..."

Lisa schüttelte den Kopf. "Tausendzweihundert Jahre Einsamkeit... Jenseits der Zeit..."

Der Graf lächelte und schüttelte den Kopf. "Nicht ganz. Immer wieder kamen Flüchtlinge in diese Gegend, und ihre Häscher folgten ihnen... Von mittelalterlichen Ketzern bis zu den Widerstandskämpfern der Résistance... Und natürlich gingen wir Gaillacs mit der Zeit. Ich zum Beispiel habe in meiner Jugend an der Sorbonne Geschichte studiert und dann an der Universität von Montpellier unterrichtet. Mein Vater hatte den Widerstand gegen die Nazis in dieser Gegend organisiert, und einer meiner Söhne arbeitet in Toulouse für Airbus... Wir sind also alles andere als weltfremd... Aber gleichzeitig behüten wir unser Erbe." Er lachte erneut. "Das hat natürlich primär einen praktischen Aspekt, denn wenn es hier keine Elefanten mehr geben sollte, verfällt wie gesagt unser Lehen, und alles geht an den französischen Staat als Rechtsnachfolger des Frankenreichs."

Wir plauderten noch eine Weile, bedankten uns dann für den Kaffee und brachen auf. Als wir außer Sichtweise waren, kniff Lisa mich in den Arm. "Haben wir das eben geträumt?" fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube nicht." Wie benebelt wanderten wir durch den sonnendurchfluteten Wald. Es dauerte eine lange Zeit, bis wir unsere Sprache wiedergefunden hatten.

"Das war..." Lisa fehlten sichtlich die Worte, um das eben Erlebte zu beschreiben.

Ich versuchte es mit "überirdisch...", aber auch das traf es nicht.

Wir liefen eine weite Schleife und kamen schließlich an eine Stelle, wo der Kalkstein von schwarz schimmerndem Ölschiefer durchsetzt war.

"Komm, laß uns nach Fossilien suchen. Das ist eine gute Stelle."

Wir fingen an, in dem dunklen Gestein zu scharren, das unter Druck zerbröckelte und versteinerte Überreste von Meerestieren freigab. Bei den meisten handelte es sich um Fragmente von Ammoniten oder Belemniten, aber wir fanden auch zwei praktisch unversehrte Schneckenhäuser und einige Brachiopoden, die auf den ersten Blick aussahen wie Muscheln, aber einer seit endlosen Zeiten ausgestorbenen Gattung angehörten. Wir verstauten unsere Beute und machten uns auf den Weg zu Marie und Pierre.

Zunächst irritierte die beiden unser verträumtes Schweigen, aber dann lächelte Pierre.

"Ihr habt sie gesehen, nicht wahr? Die Elefanten Karls des Großen."

Lisa nickte.

"Habt ihr auch..." fragte ich.

Pierre schüttelte den Kopf. "Nein, leider nicht. Es heißt, man darf nicht nach ihnen suchen. Sie finden Dich, wenn Du bereit bist."

"Und dann?"

Pierre lachte. "Hast Du an ihrer Weisheit teil. Oder sie bringen Dir Glück. Keine Ahnung... Es geht doch nur darum, diese einmalige Erfahrung zu machen. Oder?"

Lisa nickte. "Wahrscheinlich hast Du recht."

12. Kapitel -- Das Ende von etwas

Am folgenden Tag fuhren wir nach Beauvoisin auf den Markt. Als wir unsere Einkäufe getätigt und im Auto verstaut hatten, setzten wir uns in das Café und betrachteten das Treiben um uns herum.

"Wäre es nicht wundervoll, hier zu leben?" fragte Lisa unvermittelt. "Unter dieser Sonne, diesem weiten Himmel?"

Ich nickte.

"Man braucht nicht viel Geld... Es gibt hier jede Menge leerstehende Häuser, die man herrichten, und verwilderte Gärten, die man wieder kultivieren kann..."