Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Gaia - Teil 07

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Ich schaltete den Computer aus und schlich mich hinunter in einen der Schlafräume und konzentrierte meine Kräfte. Ich drang in die Köpfe der älteren Waisenkinder ein und schaute mir ihre Erinnerungen an. Ich sah den Alltag hier, der etwa so ablief wie meine Halbschwester es mir beschrieben hatte. Aber ich konnte sie in ihren Erinnerungen nicht finden. Entweder sie war zurückgekehrt und hatte alle Erinnerungen der Anwesenden über sich gelöscht, oder aber man kannte sie hier nicht. Ich vermutete das Letztere, da sie diesen Ort gehasst hatte wie sie sagte. Ich hatte keinen Grund daran zu Zweifeln, die Veränderungen in ihrer Aura waren damals recht eindeutig gewesen. Sie war mit jedem Satz immer dunkler geworden. Sie wäre kaum freiwillig hierher zurück gekehrt. Auf der anderen Seite: Sie gab sich alle Mühe mit den Fähigkeiten die sie besaß, oder sollte ich sagen bereits entdeckt hatte, von der Bildfläche zu verschwinden und die Leute zu manipulieren. Möglich war es daher schon.... Na..., wir würden sehen. Ich beschloss hier erst einmal abzubrechen und das zweite Waisenhaus aufzusuchen. Ich zog mich aus den Köpfen der Waisen zurück, betete, dass die Behörden nun hier eingreifen würden und teleportierte mich zu meinem zweiten Halt.

Ich landete direkt im Foyer des Zweiten Waisenhauses. Was mir gleich auffiel waren die vergitterten Türen und Fenster und den Wachmann der draußen patrouillierte. Dies passte schon eher zu ihren Beschreibungen. Auch diesmal schlich ich mich ins Verwaltungsbüro und setzte mich vor den Computer. Den Wachmann der mir auf dem Korridor begegnete schickte ich kurzerhand ins Traumland. Ich wollte kein Risiko eingehen gestört zu werden nur weil dieser Licht sah. Und siehe da: Ich wurde gleich fündig. Offenbar hatte es hier vor etwa einem Jahr ein großes Bußgeldverfahren gegeben sowie eine Anklage wegen Kindesvernachlässigung. Die Klagen liefen noch, aber man hatte reagiert und zwei hohe Mitarbeiter entlassen. Was den Rest betraf: Auch hier herrschte Überbelegung, aber die Anzahl der gemeldeten Waisen passte etwa, auch wenn hier die Umstände desaströs waren. Keine einzelnen Betten, große Schlafsäle für alle, kaum Anschaffungen für Unterrichtsmaterial und was die Versorgung der Waisen betraf: Ich sage mal von Kindgerechter Ernährung konnte keine Rede sein. Die Bestellungen zeigten vor allem Haferbrei, Haferbrei und noch mehr Haferbrei, kaum Gemüse und erst recht keine fleischlichen Produkte. Das Geld was hereinkam landete bei einigen Scheinfirmen und dann auf irgendeinem Offshore-Konto. Ich musste zugeben, gut versteckt waren die Daten ja, Respekt. Aber es würde ihnen nicht helfen. Auch diese Informationen zippte ich und schickte sie an die Staatsanwaltschaft. Sollten sie dies doch zu ihrer Klageschrift hinzufügen. Ich hatte anderes zu tun: Ich durchsuchte die Unterlagen der Kinder und fand sie schließlich: Kathrin Herzog, geboren am 30.07.2022, Ankunft im Haus am 04.04.2030 weggelaufen am 17.01.2040, also etwa ein halbes Jahr vor ihrem 18ten Geburtstag. Rückkehr durch Polizei am 15.05.2040, erneute Flucht am 17.06.2040. Das war etwa vor einem Jahr. Nun das waren die Informationen die ich brauchte. Mehr konnte ich hier erst einmal nicht finden. Ich loggte mich aus und bereitete mich auf meinen nächsten Zeitsprung vor.

Ich begann mit dem Tag ihrer Flucht, die genauso verlief wie sie es mir geschildert hatte. Den Tag verbrachte sie auf der Krankenstation, immer noch überall Striemen, Blutergüsse und blaue Flecken. Nachts als sie sicher war, dass alle schliefen schnappte sie sich dann ihr Laken, sowie die von ein paar anderen leeren Betten, verknotete sie zu einem Seil, band es am Heizkörper fest und ließ sich vom zweite Stock aus dem Fenster. Kaum war sie aus dem Fenster rannte sie als würde sie vom Teufel höchstpersönlich verfolgt. Zu deutlich konnte ich ihren gehetzten Gesichtsausdruck sehen, die Panik in ihren Augen und die Verzweiflung. In irgendeiner Seitenstraße hielt sie dann vollkommen außer Puste als sie sicher war vorerst sicher zu sein. Sie klaute sich einen Pullover, eine Jeans und frische Unterwäsche von einer Wäscheleine, zog sich noch an Ort und Stelle um und ging dann zügigen Schrittes davon die Straße runter Richtung Bahnhof. Nun sie hatte ja gesagt sie hätte die Stadt verlassen. Aber vorerst genug hiervon, Ihre Begegnung mit Thomas verkniff ich mir. Ich konnte nicht riskieren, dass er mich bemerkte und damit eventuell meine eigene Geschichte verändern und eine Paradoxie verursachen. Ich beschloss stattdessen das nächstbeste zu tun und mir ihre Vorgeschichte weiter anzusehen. Vielleicht half es mir sie besser einzuschätzen, Schwachstellen zu finden oder aber zumindest einen Ansatzpunkt bei ihr. Und es würde mir zeigen ob sie mir wirklich die gesamte Wahrheit gesagt hatte und man ihr trauen konnte. Wenn sie diesbezüglich die Wahrheit gesagt hatte, warum hätte sie dann bei Thomas lügen sollen?

Ich sprang also weiter zurück. Ich sah wie sie im Waisenhaus von zwei Wachen brutal verprügelt worden war und dann auf die Krankenstation kam. Ich muss gestehen es juckte mich unheimlich in den Fingern mir diese Zwei Kerle vorzunehmen und einzuschreiten, aber ich durfte hier leider nichts machen. So tat ich das nächstbeste: Ich verpasste den beiden einige extrem unappetitliche Krankheiten an Stellen wo man sie nicht haben will. Deren Ausbruch würde in die Zeit nach Kathrins flucht fallen und wäre somit für unsere Zeitachse nicht von Belang. Dann sprang ich weiter zum Zeitpunkt ihrer Rückkehr. Ich verfolgte Schritt für Schritt auf ihrem Leben hier rückwärts von hinten nach vorn. Dabei konnte ich sehen wie ihre Aura von Mal zu Mal heller wurde, oder vielmehr eigentlich düsterer, aber ich ging ja schließlich in der Zeit zurück. Ich muss sagen sie hatte hier wirklich die Hölle auf Erden erlebt und auch ihre Zeit draußen war kein Pappenstiel gewesen. Sie verbrachte Nächte in bitterer Kälte und in strömenden Regen in Gossen oder unter Brücken, kaum Jemand half ihr. Und die Leute die halfen taten es nur in extrem kleinem Maße mit ein paar Münzen hier und da. Die größte Hilfe war einmal von einer alten Dame gekommen die sie für eine Nacht aufnahm und ihr etwas zu Essen und ein Bad gewährte. Sie hätte sie auch weiter bei sich wohnen lassen, das konnte ich in ihrem Gesicht und ihren Gedanken sehen. Aber am nächsten Morgen schon verschwand Kathrin als sie ein Telefonat zwischen der alten Dame und ihrem Sohn mit angehört hatte weil sie zu viel Angst hatte. Offenbar mochte dieser nicht, dass seine Mutter eine Streunerin aufgenommen hatte und war besorgt Kathrin könnte ihr Nachts etwas antun. Mit einer Träne auf der Wange verließ Kathrin daraufhin das Haus der alten Frau.

Ihre erste Flucht aus dem Waisenhaus war unter ähnlich traumatischen Bedingungen: Ein paar Schülerinnen hatten ihr sämtliche Hygieneprodukte gestohlen, sie geriet im Speisesaal mit einigen Schülern aneinander, sperrte sie über mehrere Stunden lang in einen engen Spind und auf ihr Kopfkissen wurde dann von einer Schülerin auch noch uriniert, was sie dann Abends zur Sperrstunde bemerkte. Sie sperrte sich daraufhin auf dem Klo ein, heulte herzzerreißend und verzweifelt und schließlich nur noch wütend und zornig. Sie warf eins der Fenster ein, legte ein Handtuch über den Rahmen um sich nicht zu schneiden und war dann hinaus geklettert. Zu gern hätte ich ihr Trost gespendet, aber aus Rücksicht auf unsere Zeitlinie war ich zur Untätigkeit verdammt. So ging es bei den nächsten Sprüngen weiter bis ich dann in ihrer Kindheit ankam.

Ich sah mit an wie ein Schüler ihr nachts ihren Teddybären stahl mit dem sie eingeschlafen war. Das Fell klebte von Tränen. Offenbar hatte sie sich in den Schlaf geweint. Nun wachte sie erschrocken und panisch auf, ihren einzigen Freund in den Händen dieser Raudis. Ich konnte mit ansehen wie sie schrie, bettelte und flehte und dennoch mit ansehen musste wie ihr Freund Stück für Stück auseinander gerissen wurde. Mit jedem abgerissenen Arm, jedem Bein schrie sie verzweifelter und herzzerreißender. Und als als der Junge schließlich den Kopf des Bären abriss sackte sie heulend und gebrochen in sich zusammen und die beiden Jungs die sie festgehalten hatten, ließen sie los. Lachend rauschten sie dann ab während die kleine 7 Jährige Kathrin sich die Seele heraus weinte und dann ihren einzigen Freund hochnahm, oder besser das was diese Jungs von ihm übrig gelassen hatten und in dessen Überreste heulte. Fassungslos und zur verzweifelten Untätigkeit verdammt hatte ich mitansehen müssen wie etwas in Kathrin in dieser Nacht starb. Aus der strahlenden Saphiraura des kleinen Mädchens war in dieser Nacht ein mattes dunkelblau geworden. Eine Erzieherin fand sie schließlich. Aber anstelle sie zu trösten, verpasste sie ihr eine Ohrfeige und fuhr sie an sie solle gefälligst still sein und aufhören das Haus zusammen zu schreien. Den Teddy nahm sie an sich, nachdem sie die kleine Kathrin wieder ins Bett verfrachtet hatte und schmiss ihn in die nächste Mülltonne im Pausenraum der Erzieher. Diesen Bären würde sie nie wiedersehen soviel wusste ich. Aus einem Impuls heraus nahm ich den Pluschbären an mich, brachte die Füllung wieder an Ort und Stelle und verschloss die Risse mit meinen Kräften. Kurz darauf sah er wieder wie neu aus, einmal abgesehen von dem Tränennassen Fell. Kathrin selbst machte in dieser Nacht kein Auge mehr zu. Und auch die kommenden Tage waren für sie wie in einem Koma verlaufen. Sie lächelte nicht mehr, sprach nicht, machte keinen Gesichtszug mehr, sie funktionierte einfach nur noch, innerlich gebrochen und wie eine leblose Puppe.

Ein letzter Halt stand noch an: Ihre Ankunft als junges Kind und der Tod ihrer Mutter. Ich teleportierte mich an den Tag und die ursprüngliche Adresse aus ihrer Akte von der man sie her gebracht hatte. Ich stand vor einem 6-Stöckigen Hochhaus und fand schließlich das Klingelschild mit dem Namen Herzog. Offenbar wohnte sie mit ihrer Mutter in der mittleren Wohnung im vierten Stock. Ich teleportierte mich dorthin. Vor mir kniete eine Frau so um die 40, doch mit tief eingefallenen Wangen, Augenringen und unterernährt. Die Wohnung wirkte trist, kahl und lieblos mit Ausnahme der Berge an Kartons, Papier und nicht gespülten Teller überall. Im Schlafzimmer der Frau lag nur eine Matratze. Die ganze Wohnung wirkte wie gerade erst Bezogen. Es waren kaum Möbel da. Die einzige Ausnahme bildete das Kinderzimmer. Der Raum war hell, rosa Tapeten hingen an den Wänden und Bilder von Ponys hingen an den Wänden, teils von Kathrin wohl selbst gemalt, teils aus irgendwelchen Zeitschriften. Spielsachen lagen auf dem Boden verteilt. Diese Frau liebte offenbar ihre Tochter abgöttisch und opferte sich für sie vollkommen auf. Sie telefonierte gerade mit jemandem.

-"Bitte Toni, ich besorg´ dir das Geld versprochen. Aber gib mir mehr Zeit." flehte sie.

Ich konzentrierte meine Kräfte auf mein Gehör und konnte dann auch die Stimme am Hörer wahrnehmen als ob der Kerl neben mir gestanden hätte.

-"Du hattest genug Zeit!" schimpfte der Kerl laut. „Ich will meine Kohle! Ist die bis Montag nicht an der Bahn, dann schnappe ich mir deine Tochter und verkaufe sie! Irgendein Scheich hat sicher Verwendung. Wie alt war die Kleine noch? 6?"

-"WAS?!? BITTE TONI, DAS KANNST DU NICHT MACHEN! SIE IST MEINE TOCHTER UND HAT HIERMIT NICHTS ZU TUN!!!" schrie sie verzweifelt in den Hörer.

-"IST MIR SCHEIß EGAL!!! ICH WILL MEIN GELD!!! UND WAS DIE DANN MIT IHR MACHEN JUCKT MICH AUCH NICHT DIE BOHNE! ALSO SCHAFF MEIN GELD RAN!!" damit legte er auf.

Die Frau heulte bitterlich und schrie verzweifelt. Irgendwann beruhigte sie sich. Ich beobachtete sie wie sie telefonierte und versuchte das Geld heran zu schaffen aber vergebens. Jeder ihrer Bekannten blockte sie ab. Schließlich heulte sie erneut über eine Stunde und schlug mit ihren Fäusten auf den Boden. Schließlich versiegte die Wut und es war wieder der tiefe Kummer da. Dann blickten ihre Augen eine ganze Zeit lang wie tot ins leere und wie ein Roboter stand sie vom Boden im Bad auf, ging ins Wohnzimmer schnappte sich Blatt und Papier, setzte sich auf das Sofa und fing an zu Schreiben. Offenbar hatte sie nach ihrer Verzweiflung nun einen Entschluss gefasst. Ich stellte mich neben sie und las während sie schrieb:

„Meine alles geliebte Tochter Kathrin,

es tut mir leid, dass wir uns so trennen mussten aber ich habe leider keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Ich habe in meinem Leben viele schlimme Entscheidungen getroffen. Ich habe deinen Vater verloren und in mir war plötzlich ein Loch was ich nicht mehr füllen konnte. Ich versuchte meinen Schmerz zu betäuben, nahm Drogen und spielte. Ich versuchte für dich da und stark zu sein. Leider habe ich dabei viele Fehler gemacht. Ich habe mir Geld geliehen von einigen zwielichtigen Kerlen. Ich habe versucht es ihnen zurück zu zahlen doch leider habe ich es nicht geschafft. Und nun lassen sie mir keine Wahl mehr. Es bleibt mir nur noch mich an dieser Stelle von dir zu verabschieden und zu hoffen, dass du ohne mich ein besseres Leben haben kannst und nicht von meiner Vergangenheit und meinen Schulden heimgesucht wirst und diese Leute dich in Ruhe lassen wenn ich nicht mehr da bin. Mir bleibt nur zu hoffen, dass die Behörden sich gut und rechtzeitig um dich kümmern werden und du trotz meinen Fehlern ein schönes Leben haben kannst.

Ich bin traurig, dass ich dich nicht aufwachsen sehen und miterleben kann wie du hoffentlich zu einer starken, selbstbewussten, hilfsbereiten und liebevollen jungen Frau heranwächst. Ich bin zutiefst verzweifelt und bekümmert, dass ich nicht bei dir sein kann, dich nicht mehr küssen und umarmen kann oder dir durch die Probleme helfen kann die dein Leben für dich bereit hält. Ich wünschte ich könnte sehen wie du dein Glück findest, einen Mann oder eine Frau ist ganz egal, aber jemanden der dich so sehr liebt wie ich dich liebe. Und zu gerne wäre ich irgendwann einmal deinen Kindern eine liebevolle Großmutter geworden. Leider geht das aber nicht. Zu viel habe ich in diesem meinen Leben falsch gemacht. Und ich bedaure sehr, dass du es sein wirst die meinen Körper hier finden wird. Bitte sei nicht traurig mein Schatz. Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Ich werde jetzt bald deinen Vater wiedersehen und gemeinsam werden wir immer bei dir sein. Bitte behalte uns immer in deinem Herzen und bleib das glückliche und liebevolle Mädchen das du bist.

In immer währender Liebe

Deine Mum"

Die Frau legte den Stift beiseite und Tränen flossen ihr die Wange hinunter. Sie weinte bitterlich und die Tränen tropften in Strömen auf das Papier, dass sie in ihren Händen zerknitterte. Schließlich raffte sie sich auf, wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht und nahm ihren letzten Mut zusammen. Sie legte das Blatt Papier neben sich, nahm sich ihr Spritzbesteck und setzte sich dann vor meinen Augen ihren letzten, ihren goldenen Schuss. Und wieder war ich nur zum zusehen verdammt. Ich sah wie das Leben langsam aus ihr wich und ihre Augen glasig wurden. Ihr Abschiedsbrief an ihre Tochter rutschte schließlich zu Boden und landete zwischen den Bergen an alten Zeitungen, nicht bezahlten Rechnungen und Einkaufsquittungen die überall herumlagen. Im Ganzen durcheinander dieser Junkie-Wohnung fiel er gar nicht weiter auf.

Irgendwann sah ich dann wie die kleine Kathrin herein kam und rief:

-"Mamaaaa! Ich bin zuhauseeee!...

Als dann schließlich keine Antwort folgte und die kleine ihre Mutter fand rief sie immer wieder:

-"MAMA!! MAMAAAA!! MAMAA!! WACH AUF!!!"

Schließlich hatte sie ein einsehen und rief den Notarzt. Was folgte waren Rettungskräfte vor Ort die die Mutter und die kleine wegbrachten, ein Pathologe der dies kurzerhand als Selbstmord identifizierte, eine faule Spurensicherung die keine Lust hatte sich hier näher umzusehen und schließlich die Entrümpelung. Den Abschiedsbrief beachtete bzw. fand keiner. Ich nahm diesen schließlich ebenfalls an mich.

Ich hatte hier genug gesehen. Ich war nun fest von einigen sehr wichtigen Dingen überzeugt. Ich konnte es zwar nicht beweisen, aber mein Herz sagte es mir mit Gewissheit: meine Halbschwester Kathrin war im Grunde nicht böse. Diese schwarze Aura war keine Böswilligkeit, nein sie war unfassbar schweres und langanhaltendes Leid und ihr Zorn war kein Zorn, es war Verzweiflung. Es war schier unsägliche Verzweiflung und Kummer. Ich hatte ihr ganzes Leben gesehen, hatte gesehen wie sie das Waisenhaus überlebte, wie sie die Straße überlebte und sich dabei immer mehr und immer weiter in sich selbst isolierte. Doch dabei vergaß sie nie wer sie war. Sie stahl zwar, aber von jenen Menschen die selbst genug hatten. Auch wenn sie die Chance gehabt hatte, hatte sie trotz größtem Hunger nie jenen Menschen das letzte Brot genommen die ebenso litten wie sie oder gar schlimmer dran waren. Nein,... Kathrin war keine Mörderin. Sie wäre nicht dazu fähig eine ganze Stadt auszulöschen. Ich meine ja, sie besaß die Kräfte dazu, aber sie würde sie nie dazu einsetzen. Ich war hier nun fertig und hatte alles was ich brauchte. Ich konzentrierte meine Kräfte und sprang zurück an den Treffpunkt und die entsprechende Zeit zu meinen Kindern.

Als ich ankam saßen beide vollkommen fertig im hohen Gras und verschnauften. Sie hatten hier ordentlich etwas geschafft und es sah wirklich inzwischen so aus als wäre der Hang der Klippe ohne fremden Einfluss allein durch Regen und Erosion im laufe der Zeit von selbst abgegangen. Ich ließ meine Tarnung gänzlich fallen und begrüßte die Beiden. Es gab keinen Grund mehr sich zu verstecken. Ich war genau zur verabredeten Zeit da aber dennoch überraschte ich die beiden so:

-"Hallo da bin ich wieder. Ihr wart aber ganz schön fleißig." begrüßte ich sie.

-"Ha..., Hi Paps...." erwiederten sie meinen Gruß

-"Wo warst du? Und wieso hast du die Tarnung abgelegt? Was hast du da in der Hand?" wollte Daniel wissen?

-"Etwas was eurer Tante Kathrin gehört. Ich war in ihrer Vergangenheit um mir ein paar Dinge anzusehen und mir ist jetzt vieles klarer. Und ich habe die Tarnung abgelegt weil ich will, dass sie mich findet." erklärte ich.

-"DU WILLST WAS?!?..." fragten die beiden gleichzeitig.

-"Ihr habt mich schon verstanden." antwortete ich.

-"Aber das ist doch viel zu gefährlich. Deine Halbschwester, unsere sogenannte Tante ist eine Irre. Sie hat gerade versucht unsere Hauptstadt zu zerstören und schafft es vielleicht sogar auch." ereiferte sich Daniel.

-"Weißt du mein Sohn, dessen bin ich mir gar nicht mehr so sicher. Ich erkläre es euch später wenn alles gut gegangen ist. Bitte seid jetzt so gut und geht zurück in die Zeit aus der wir gekommen sind. Also geht zurück aufs Schiff und die paar Stunden wieder vor, die wir zum Training benutzt haben. Ich treffe euch dann da."

-"Ganz wie du meinst, Dad. Wir vertrauen dir." meinte Arya.

Sie stand auf, zog ihren Bruder dann ebenfalls auf die Beine und gemeinsam verschwanden sie zurück in die Zukunft. Nun es würden noch einige Stunden sein bis die eingefrorene Zeit wieder laufen würde und mein anderes selbst in dieser Zeit sich zusammen mit Arya und Daniel zur Arbeit hier her auf macht um die Gegenwelle für den Tsunami zu erzeugen. Ich hatte also genug Zeit für die Suche.

Ich konzentrierte meine Kräfte und hob vom Boden ab. Ich durfte meinen Geist nicht zu weit ausdehnen um mein anderes Selbst nicht zu beeinflussen und in den Zeitverlauf einzugreifen, aber es reichte. Erst gemächlich und dann in einem Affenzahn flog ich über den Kontinent. Meine Tarnung brauchte ich nicht. Die Menschen waren noch von dem inzwischen erfolgten Zeitstopp eingefroren von Arya und das Kathrin mich sah wollte ich ja. Ich wusste nicht genau wo ich suchen musste, aber ich hatte eine Vermutung. So konzentrierte ich mich zunächst auf unsere Städte, zum Glück war die Zahl sehr übersichtlich. Ich durchsuchte alle Gassen und kleinen Wege, insbesondere hatte ich jedoch die Märkte, Schulen und unsere eigenen Waisenhäuser im Blick. Im Grunde gab es bei uns kaum Waisenkinder. Die Menschen lebten lange, glücklich und gesund. Aber leider passierten auch hier Unfälle. Und es brauchte immer ein wenig die Waisen an Pflegefamilien zu vermitteln und normalerweise gingen sie dann ohnehin mit 6 oder 7 pünktlich zur Einschulung in unser Internat. Dort kümmerten sich dann zumeist die Lehrkräfte und Vertrauenslehrer rührend um sie.

123456...8