Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Institut für Tiefenerziehung 03

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

»Oh danke«, antwortete Zora, »sie hat ihn sich selbst ausgesucht, aber ich finde, er passt hervorragend. Ein schöner Name für ein schönes Pony.« Sie sah dabei mit sichtlichem Stolz zu Butterfly, die den Blick erwiderte.

Anastasia war bei diesen Worten noch dichter an Angela herangerückt, mit der sie immer noch durch die Leine verbunden war, und sah sehr unglücklich aus. Nachdem Amanda ihr etwas ins Ohr geflüstert hatte, begann sie, geistesabwesend die neben ihr stehende Eclipse zu streicheln, ohne mit der anderen Hand Angela loszulassen.

* * *

»Was machen wir jetzt eigentlich?« lenkte Mariah das Gespräch auf ein anderes Thema.

»Ich würde sagen, wir holen die Wagen, und dann bewegen wir uns zum Reitplatz«, erklärte Zora. »Dort wird dann erst einmal eine ganze Weile geübt!«

Sie sprach den letzten Satz etwas lauter, und die Worte schienen Butterfly zu gelten, die dabei kräftig schnaubte. »Zwischendurch können wir picknicken. Dann dürfen sich einige von uns auch mit den Gästen unterhalten.«

Wieder schien sie in erster Linie mit ihrem Pony zu sprechen, denn sie fügte noch hinzu: »Und wenn Sleipnir und Butterfly bis dahin schön artig sind, dann dürfen sie anschließend sogar noch auf die Rennbahn. Aber nur wenn! Alle einverstanden?«

Mariah und Jana stimmten ihr zu, auch Alexander nickte. Mia wusste nicht recht, ob sie auch gefragt war, aber da auch die anderen Mädchen nichts sagten, schwieg sie lieber.

Zora drehte sich zu ihrer Stute hin um, fuhr ihr mit der Hand über die Mähne und sah ihr tief in die Augen. Als Nächstes griff sie ihr unter das Kinn, bis sie den Kopf etwas anhob. Schließlich legte sie ihr einen Finger knapp unter den Augen auf den Nasenrücken und sagte knapp: »Bleib!«

Daraufhin wandte sie sich an Inis und Mia. »Wollt ihr beide mir beim Anspannen helfen?«

»Klar!« gab Inis zurück, ihre Vorfreude war dabei nicht zu überhören. Mia dagegen sah sich unsicher nach Mariah um, und erst, als diese ihr aufmunternd zunickte, stimmte auch sie zu.

Zora führte die Mädchen zum Fachwerkhaus und dort hinein durch ein großes Tor an der Giebelseite, das geschützt unter dem vorgewölbten Reetdach lag. Hier war es schummrig, etwas kühler als draußen, und es roch nach Holz und Rauch. Mias Augen brauchten einen kurzen Moment, bis sie sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten und sie die Details ihrer Umgebung ausmachen konnte.

Vor ihr erstreckte sich eine große Halle, deren Boden aus gestampftem Lehm bestand. Sie reichte in der Mitte bis unter die Dachbalken hinauf, aber an ihren Längsseiten waren Bereiche abgetrennt, links durch eine Art Zaun, rechts durch eine Holzwand, in der mehrere Türen offenbar zu verschiedenen Kammern führten. Darüber war jeweils, noch unter dem Dach, ein Boden eingezogen, der von der Halle aus über Leitern erreicht werden konnte und auf dem große Mengen Heu und Stroh lagerten. Der Hauptraum endete in etwas mehr als zwanzig Meter Entfernung vor einer hoch aufragenden Stirnwand aus Fachwerk, in der sich mehrere Türen und Fenster befanden.

Zora steuerte auf zwei leicht gebaute Wagen zu, die an einer der Längsseiten standen. Eigentlich bestanden sie jeweils aus kaum mehr als zwei Speichenrädern und einigen wenigen, dünnen Rohren sowie einem knappen Sattel, der ein wenig nach hinten versetzt über den Rädern angebracht war. Zwei Holme, die aus Holz zu sein schienen, führten relativ weit nach vorne, mehr als zwei Meter vor den Sitzplatz. Sie setzten an den Radnaben an, etwa einen Meter voneinander entfernt, doch verjüngte sich der Abstand nach vorne hin etwa bis auf Hüftbreite. Ein wenig vor dem Sattel waren sie noch einmal mit einer Querstange verbunden, und dort hingen zwei Steigbügel von ihnen herab.

Zora hob den vorderen Wagen an einem der Holme an und winkte Mia zu sich.

»Magst du den schon einmal rausbringen? Und du, Inis, den anderen? Ich hole eben noch die Leinen und, was wir sonst so brauchen.«

Mia nickte rasch und trat zwischen die Holme. Sie waren erstaunlich leicht, und das Gefährt ließ sich problemlos daran halten. Während Zora einen sonderbar aussehenden Rucksack aufnahm, zog sie den Wagen wie eine Schubkarre hinter sich her ins Freie.

Die anderen erwarteten sie schon auf dem Kiesplatz vor dem Eingang. Die Ponys standen mit dem Rücken zum Haus, ordentlich aufgereiht in gleichmäßigen Abständen zueinander. Zora übergab das seltsame Gepäckstück, das sie herausgetragen hatte, an Amanda und kam anschließend zu Mia.

»Komm mal zwischen den Anzen raus, wir wollen dich ja nicht mitanschirren«, wies sie Mia gutgelaunt an, während sie neben sie trat und den rechten Holm ergriff, der offenbar eine ›Anze‹ genannt wurde. Mia ließ die rechte der beiden Stangen los und kletterte etwas umständlich über die linke, die sie dabei weiter festhielt.

»Siehst du an Butterflys Geschirr die beiden Manschetten links und rechts?« Zora wies nach vorne. Offenbar meinte sie zwei kleine Vorrichtungen aus Leder, die seitlich an dem Hüftgurt des Ponys saßen und ein wenig aussahen wie zu klein geratene Handfesseln, komplett mit Schnallen, mit denen sie geöffnet und unterschiedlich eng eingestellt werden konnten.

Als Mia ihr zunickte, fuhr sie fort: »Dort müssen wir die Anzen hineinstecken.«

Mit diesen Worten manövrierte sie den Wagen ein kurzes Stück schräg rückwärts, bis sie sich dem Pony exakt von hinten nähern konnten. Butterfly stand derweilen ganz still und kerzengerade. Ihre straffen Muskeln waren gespannt, und sie wirkte jetzt noch drahtiger und sportlicher als vorhin.

Mia fand es seltsam, an die fremde, fast vollständig nackte Frau heranzutreten und sich an deren Hüftgeschirr zu schaffen zu machen. Es war auch nicht ganz einfach, die Stange durch die enge Manschette aus dickem Leder zu führen, zumal Mia sich nicht traute, Butterfly anzufassen.

Diese hielt jedoch ganz ruhig, und falls sie Mias Nähe unangenehm fand, ließ sie sich zumindest nichts davon anmerken. Erst als Mia den Holm eingefädelt hatte, fiel ihr auf, dass Butterfly eine leichte Gänsehaut hatte. Ob es an ihrer Gegenwart lag oder ob dem Mädchen im Stillstehen hier draußen schlicht kalt war, wusste sie nicht.

Als sie fertig war und zu Zora schaute, zeigte diese auf zwei fingerdicke Ringe aus Messing oder Bronze, die sich im Abstand von wenigen Zentimetern zueinander ein kurzes Stück hinter dem vorderen Ende um die Anze spannten.

»Da muss die Manschette sitzen, bis dahin schieben wir jetzt den Sulky vor«, wies sie Mia an.

Diese gehorchte und musste dann zuletzt noch die Manschette an der Schnalle öffnen und ganz stramm wieder festzurren, damit sie sich genau zwischen den beiden Metallringen um den Holm legte.

Zora, die ihr jeden Handgriff auf Butterflys anderer Seite vorgemacht und erklärt hatte, schaute sich Mias Werk noch einmal gründlich an und nickte anerkennend: »Siehst du, jetzt sitzen die Anzen in den Manschetten fest und unser Pony ist sicher angeschirrt.«

Mit diesen Worten ging sie zu Eclipse, der Amanda unterdessen das Tragegestell umgeschnallt hatte. Offenbar wurde sie nicht eingespannt, denn den zweiten Wagen hatten Inis und Alexander hinter Sleipnir befestigt. Während Mia sich noch umsah, kam Mariah zu ihr.

»Das hast du doch gut gemacht«, lobte sie, während sie Mia leicht über die Wangen streichelte. »Gefällt es dir denn hier?«

Mia nickte stumm. Was hier geschah, war so sonderbar, dass sich die gesamte Situation im Moment noch unwirklich anfühlte. Aber alle waren freundlich zu ihr, und irgendwie mochte sie die Stimmung, die gerade über der Gruppe lag, kurz vor dem Aufbruch. Sie war allerdings auch froh, nicht selbst wie diese Ponys gehalten zu werden.

Zora kam zurück und befestigte eine kleine Tasche hinten am Wagen unter dem Sitz. Außerdem legte sie eine Peitsche mit einer langen Schnur, die locker um den Stock geschlungen war, auf dem Sattel ab. Zuletzt ging sie nach vorn zu Butterfly, um zwei lange Leinen in die beiden Ringe einzuhaken, die zum Halfter ihres Ponys gehörten.

Während Mariah neben Mia stand und mit ihr zusammen Zora bei der Arbeit zusah, erklärte sie den Plan für den Weg: »Alexander hat Jana angeboten, dass sie den Sulky hinter Sleipnir fahren darf. Deshalb passe ich auf Inis mit auf, und wir laufen bei Zora und Butterfly mit.«

Tatsächlich ordnete sich der kleine Zug jetzt, als erstes brachen Angela und ihre beiden Mädchen zusammen mit Amanda und Eclipse auf. Anschließend setzte sich Jana auf den Sattel des kleinen Wagens hinter Sleipnir. Eine Peitsche hatte sie allerdings nicht bekommen, und sie schien ihr Zugtier auch nicht selbst zu steuern. Stattdessen schritt Alexander neben seinem Hengst her und führte diesen am Zügel.

Nun nahm Zora auf dem schmalen Sitz ihres Sulkys Platz. Sie hielt die Leinen in der Linken, in einer etwas künstlich wirkenden Pose, mittig vor ihrem Körper. Mit der Rechten führte sie die Peitsche, und gerade senkte sie diese, um Butterfly mit dem Peitschenende im Bereich der Schulterblätter zu berühren, während sie gleichzeitig die Leinen etwas straffte. Dies löste eine beeindruckende Reaktion bei Butterfly aus, sie spannte sich noch ein Stück mehr als zuvor, nahm die Schultern zurück, während sie zugleich den Kopf ein wenig senkte, dem Impuls der Leinen folgend.

Begleitet vom Schnalzen ihrer Zunge gab Zora nun mit den Leinen wieder etwas nach, und Butterfly setzte sich prompt in Bewegung. Sie ging nicht besonders schnell, hob dabei aber stets die Oberschenkel bis zur Waagerechten, bevor sie den Fuß wieder absetzte und mit so viel Kraft auftrat, dass es selbst auf dem Kies deutlich zu hören war. Die Bewegung wirkte auf Mia fließend und elegant, aber auch ziemlich kraftraubend.

Im gemächlichen Tempo rollte der Wagen über den Platz vor dem Haus, bis Zora mit der zweiten Hand an die Leinen griff und daraufhin mit der Linke etwas nachgab. Mia beobachtete fasziniert, wie Butterfly nach rechts abbog und mit dem Sulky hinter sich auf den Weg einschwenkte.

Sobald das Gespann den Hof verlassen hatte, forderte Mariah sie und Inis auf, ihm zu folgen. Sie hatten keine Schwierigkeiten, das Gefährt zu dritt einzuholen, denn trotz des großen Bewegungsaufwandes schritt Butterfly noch immer recht langsam. Erst als Mia neben ihr war, wiederholte Zora das Signal, mit dem sie die Fahrt begonnen hatte, und ihr Pony beschleunigte den Schritt auf ein gutes Wandertempo.

* * *

Sie fuhren ein Stück weit den Pfad zurück, auf dem sie gekommen waren, bogen dann aber knapp außerhalb der kleinen Talmulde seitlich ab auf einen verschlungenen Weg, der durch ein Waldstück führte. Vielleicht zwei Dutzend Meter vor ihnen fuhr das andere Gespann, aber wegen der vielen Kurven war es selten direkt zu sehen. Als sie in den Schatten der Bäume getreten waren, konnte Mia auch endlich ihren Strohhut abnehmen.

»Geht es ihr denn gut?« hörte Mia hinter sich Inis fragen.

»Wem denn?« wollte Zora wissen.

»Naja, du weißt schon...« Inis klang verlegen.

Zora half ihr aus: »Butterfly?«

Das Ponymädchen schien sich für einen kurzen Augenblick umdrehen zu wollen, als ihr Name fiel, aber Zora reagierte sofort. Sie berührte ihr Zugtier mit der Peitsche an der Seite, bis es sich wieder genau nach vorne gerichtet hatte.

»Ja, Butterfly meine ich. Wie hat sie sich denn eingelebt?«

»Ganz gut, denke ich«, in Zoras Stimme schwang unüberhörbar der Stolz mit, »schau sie dir an, findest du nicht, dass sie aufgeblüht ist?«

Die Worte galten zwar Inis, aber auch Mia musterte erneut die Frau neben sich. Die kraftvollen und schnellen Schritte schienen ihr nichts auszumachen, im Gegenteil, ihre Bewegungen wirkten fast spielerisch. Sie atmete gleichmäßig, und nur ein dünner Schweißfilm auf der Haut verriet, dass die Fahrt für sie doch mit einer gewissen Anstrengung verbunden war.

»Sie sieht jedenfalls richtig gesund aus«, gab Inis zurück.

»Das ist sie wohl, und sie macht sich auch ansonsten sehr gut«, lobte Zora und fügte sofort mit leicht tadelndem Tonfall hinzu: »Nur daran, sich nicht ablenken zu lassen, müssen wir noch arbeiten.«

»Es ist aber schon beeindruckend, wie sie sich von dir führen lässt«, mischte sich nun Mariah ein, »ihr müsst das bestimmt jeden Tag üben, oder?«

»Natürlich«, bestätigte Zora, »auch wenn Butterfly nicht immer Lust dazu hat.« Nach einer kurzen Pause räumte sie aber ein: »Bei ihr steht aber eh der Therapieteil im Vordergrund, und den nimmt sie auch sehr ernst.«

»Therapieteil?« fragte Mariah im überraschten Tonfall nach.

»Ja, Butterfly wird in erster Linie zum Therapiepferd ausgebildet. Und wenn man ehrlich ist, spielt dabei die perfekte Biegung oder Stellung keine so große Rolle. Da kommt's auf andre Dinge an, dass sie zum Beispiel Nähe zulassen kann und so. Und Butterfly ist dafür schon die Richtige.«

»Heißt das, man darf sie streicheln?« fragte Mariah. Eine gewisse, fröhliche Aufregung schwang in ihrer Stimme mit.

»Prinzipiell ja«, warnte Zora, »aber gewiss nicht beim Fahren und auch nur, wenn es abgesprochen ist. Butterfly ist gutmütig, aber ich mag es gar nicht, wenn man sie ungefragt angrapscht. Du fändest es bestimmt auch nicht okay, wenn jemand deiner Kleinen einfach an die Windeln geht!«

»Auf keinen Fall!« stimmte Mariah ihr entschieden zu und legte ihren Arm um Mias Hüfte.

Die war dagegen froh, dass niemand ihren hochroten Kopf sehen konnte. So exotisch hatte der Reiterhof mit seinen menschlichen Ponys auf sie gewirkt, dass sie sich über ihre eigene Kinderkleidung und die Verpackung, die sie darunter trug, kaum noch Gedanken gemacht hatte. Doch jetzt war sie sich ihrer speziellen Unterwäsche mit einem Schlag wieder bewusst geworden. Sie stellte sich vor, wie sich das dicke Polster verräterisch unter ihrer Latzhose abzeichnen musste.

Doch weder Zora noch Mariah gingen weiter auf das Thema ein.

»Ich hatte auch eher daran gedacht, dass später vielleicht die Mädchen die Pferde streicheln können«, kam Mias Erzieherin stattdessen auf ihre Frage zurück.

»Von den Kleinen lässt sie sich in der Regel gerne anfassen«, stimmte Zora ihr zu. »Ich schaue nachher mal, in welcher Stimmung sie ist. Wie ist es denn mit euch Mädchen, habt ihr überhaupt Lust? Mia, magst du mal ein Pferd streicheln?«

Mia überlegte kurz. »Ich glaube, ja«, antwortete sie schließlich.

Sie hatte sich schon immer gewünscht, einmal ein Tier anfassen zu dürfen. Es war zwar eine seltsame Vorstellung, dass sie die fremde Frau berühren sollte, die sie vorhin gemeinsam mit Zora vor einen Wagen gespannt hatte und die nichts als ihr Ledergeschirr trug.

Doch zugleich half diese Kostümierung aus Riemen, Hufen, Pferdeschweif und Nacktheit Mia auch dabei, Butterfly tatsächlich als Pony wahrzunehmen. Gerade wurde deren Haltung von Zora erneut mit der Peitsche korrigiert.

»Und was ist mit dir, Inis?« fragte Zora nun etwas vorsichtiger. »Wenn du nicht willst, dann musst du natürlich nicht.«

»Doch, und ob ich will!« antwortete Inis ihr mit Nachdruck. »Das war ja das Ärgerlichste an der Sache: Kaum gab es hier einen Ponyhof, schon durften wir nicht mehr hingehen.«

»Ja, das ist traurig!« gab Zora ihr recht. »Die anderen Gruppen sind praktisch jede Woche bei uns, und ich hoffe, dass ihr jetzt auch wieder regelmäßig kommt. Das wünscht sich übrigens auch Butterfly seit langer Zeit.«

Diese war während des letzten Teils des Gesprächs nach und nach immer schneller geworden, und Zora griff nun dagegen ein. Eine erneute Berührung mit der Peitsche an der Schulterpartie und das Straffen der Leinen ließen das angeschirrte Mädchen aufmerken. Doch diesmal lockerte Zora den Zug nur für einen kurzen Moment, um ihn sogleich wieder zu erhöhen und ihrer Stute so das Kinn in Richtung der Brust zu zwingen. Butterfly wurde daraufhin langsamer, und Zora gab mit den Leinen erst nach, als sie erneut ein bequemes Reisetempo lief.

»So is' gut«, kommentierte die Fahrerin zufrieden.

Danach wandte sie sich an Mia und Mariah: »Ihr beiden versteht wahrscheinlich nur Bahnhof, oder? Butterfly und Inis kennen sich von früher aus der Bienchengruppe.«

Mia hatte es schon seit einigen Minuten geahnt.

»Heißt das«, versicherte sie sich, »dass Butterfly in Wahrheit Bea ist?«

Noch im Sprechen war ihr klar geworden, dass die Frage verletzend klingen musste, aber es war schon zu spät gewesen. Dennoch hatte sie nicht mit dieser Reaktion gerechnet.

Butterfly fuhr zu ihr herum, soweit es ihre Einspannung nur zuließ, um sie zwischen ihren Scheuklappen wutentbrannt anzustarren. Ihre Arme hatte sie in einer zornigen Geste hochgerissen, die Hufe gaben dem Ganzen etwas Bedrohliches.

»Ey...!« schrie sie, verstummte dann aber, während sie sich offenbar daran erinnerte, dass sie nicht sprechen durfte.

Schon im nächsten Augenblick wurde sie von Zora wieder unter Kontrolle gebracht. Die plötzliche Bewegung musste deren Wagen kräftig durchgeschüttelt haben, aber offenbar hatte sie sich davon nicht irritieren lassen. Ohne laut zu werden oder auch nur eine unkontrollierte Bewegung zu machen, führte sie ihr Pony wieder mit einem kurzen Peitschenkontakt und dem Verkürzen der Leinen in eine aufrechte Haltung, um ihr anschließend das Kinn zur Brust zu ziehen und sie mit einem beruhigenden Laut mit langem, gerolltem »Rrr« bis zum Stillstand abzubremsen.

Auch dann war Zora offenbar noch nicht zufrieden, denn sie fuhr nun damit fort, Butterflys Haltung mit der Peitsche zu berichtigen. Erst als ihr Zugtier wieder genau in der Spur stand und stur geradeaus schaute, hob sie die Peitsche mit einem kurzen »gut so« wieder an.

Mia war ein gewaltiger Schreck in die Knochen gefahren. Wie versteinert stand sie da und sah dabei zu, wie Zora abstieg und etwas aus der kleinen Tasche hinter ihrem Sitz holte. Alle Geräusche um sie herum schienen aus weiter Ferne zu kommen, und sie bemerkte es kaum, als Mariah sie von hinten berührte und fragte, ob alles in Ordnung sei.

Als sie keine Antwort gab, griff Mariah nach ihren Händen. Sie begann, diese gleichmäßig zu streicheln, und die Berührung arbeitete sich nach und nach durch die dicke Watte, in die Mia sich gepackt fühlte.

Zu einer Reaktion war sie aber noch nicht fähig. Durch einen leichten Tränenschleier sah sie Zora nach vorne zu Butterfly gehen.

»Das hast du dir jetzt selbst zuzuschreiben, Süße, das war ein Schritt zu weit«, sagte Zora zu ihrem Pony, während sie ihr die kurze Stange, die sie in den Händen hielt, zwischen die Zähne schob. Ihre Stimme klang dabei nicht einmal tadelnd, sondern lediglich eindringlich, als sei ihr sehr wichtig, dass Butterfly verstand, was jetzt geschah. Sie ließ zwei Verschlüsse zuschnappen und rastete die Beißstange damit an den großen Metallringen des Halfters ein.

Mia bemerkte entsetzt, wie sich Zora nun zu ihr umdrehte. Mariah ließ dabei ihre Hände los, legte ihr aber schützend die Arme um den Körper.

»Magst du bitte Butterflys Namen respektieren?« fragte Zora sie im selben Tonfall, in dem sie zu Butterfly gesprochen hatte. »Sie mag es nicht, wenn man sie mit ihrem alten Namen anredet.«

»Aber das wollte ich doch nicht«, stammelte Mia, während ihr die erste Träne über die Wange lief.

»Das weiß ich doch, deshalb erkläre ich es dir ja auch.« Zora klang noch immer nicht zornig.

Mia sah Zora nur traurig an. Sie hatte erwartet, ausgeschimpft zu werden. Mit einer verständnisvollen Reaktion hatte sie nicht gerechnet, und wusste nun nicht, wie sie damit umgehen sollte.

»Darf ich...«, brachte sie schließlich hervor, »darf ich mich bei Butterfly entschuldigen?«

»Das geht leider erst, wenn wir Pause machen«, erklärte ihr Zora. »Bis dahin darf Butterfly nicht sprechen. Aber mach dir jetzt auch nicht zu viele Sorgen, ja? Sie ist dir bestimmt nicht böse. Du hast es ja nicht so gemeint.« Sie machte eine kurze Pause, bevor sie hinzufügte: »Und ich hoffe, du verzeihst ihr auch, dass sie dich angeschrien hat. Weißt du, sie ist heute auch mächtig nervös. Kannst du dir bestimmt vorstellen, oder?«

Mia nickte nur stumm. Nein, sie war Butterfly nicht böse, sie wollte nur, dass alles wieder in Ordnung war. Erst jetzt realisierte sie, dass Mariah ihr seit einiger Zeit über den Kopf streichelte. Einen kurzen Moment später drehte ihre Erzieherin sie zu sich um und nahm sie in den Arm. Mia ließ es dankbar geschehen.