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Jana - Episode 01

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„Bitte was?", sprach ich erschrocken aus. Mit weit geöffneten Augen las ich die Zeilen noch mal und holte dann tief Luft. Julia war im Kopf eindeutig weiter als ich in all meinen Gedanken zu dem Abend. Sie war ‚nass' und hatte es sich mehrmals neben mir im Bett gemacht!

„Wow ...", hauchte ich auf und las weiter. Der Rest war dann eher die Enttäuschung, dass wir beide nicht den Mut hatten am nächsten Morgen, darüber zu sprechen und sie Angst hatte, etwas zwischen uns zerstört zu haben.

Die Zeit verging unbemerkt, und ich hätte noch andere Einträge lesen können. Aber plötzlich hörte ich Schritte auf der Treppe, und ich wusste, dass ich Probleme bekommen würde, wenn man mich hier jetzt erwischte. Ich schloss das Tagebuch vorsichtig und steckte es mir vorn in den Bund meiner Hose.

Ich schaffte es gerade noch mein Kleid darüber zu streifen als die Tür geöffnet wurde: „ ... und das hier muss noch alles auseinandergebaut werden. Alles einfach nur der Schrank ist sehr massiv und ... Jana? Was machst du denn hier?"

Ich lächelte verlegen: „Äh, hi ... Niels, ich ... such den gelben Bikini von Julia, sie meinte ich sollte ihn mir einfach nehmen ..."

Niels der mit einem anderen Mann ins Zimmer getreten war musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen und schien meine Antwort erst einmal zu akzeptieren, auch wenn es ungewöhnlich war das ich nun hier war, ging ich sonst auch in dem Haus ein und aus. "Ach so, okay. Aber alle Kleider habe ich in die Säcke da hinten gepackt."

Ich nickte und versuchte, meine aufgewühlten Gedanken zu verbergen. Niels musterte mich aufmerksam und sah dann deutlich überrascht auf mich. Ich blickte nach unten und bemerkte den lila Umschlag des Tagebuchs, der noch aus meinem Hosenbund ragte. An einer Ecke hatte sich mein Kleid offenbar verfangen. Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als mir klar wurde, dass Niels den lila Umschlag gesehen hatte. Seine Augen weiteten sich, und er schien zu begreifen, was er gerade entdeckt hatte.

"Jana, ist das Julias Tagebuch?" fragte er mit überraschtem Tonfall.

Ich schluckte schwer und nickte zögerlich. "Ja, ich habe es gefunden... Ich wollte es nur... ich meine, ich wollte nachsehen, ob sie etwas Wichtiges vergessen hat."

Niels runzelte die Stirn, und seine Miene wirkte finster. "Das ist aber nicht deine Angelegenheit, Jana. Du kannst nicht einfach in ihren persönlichen Dingen rumschnüffeln."

Niels gab dem Mann einen Wink mit der Hand: „Danke Wolfgang, wir sehen uns morgen früh. Bis dann!"

„Bis dann!", antwortete dieser und Niels blickte wieder zu mir.

„Ich ... sollte es holen. Julia hat mich gebeten es ... abzuholen.", gestand ich und Niels nickte ruhig, wirkte aber noch immer unsicher, ob er mir das abkaufen sollte. Schließlich nickte er und hielt mir die Hand hin: „Aber ich denke, dass ich es nehmen werde und ihr persönlich wiedergebe. Immerhin ... kommt mir das alles doch recht sonderbar vor."

Ich legte instinktiv meine Arme um meinen Bauch und schüttelte den Kopf: „Nein, ich ... kann es dir nicht geben. Unmöglich!"

Niels betrachtete mich lange und nickte dann. Etwas in seinem Blick beunruhigte mich jedoch, aber ich fragte nicht nach und trat vorsichtig an ihm vorbei. Ich war schon durch die Zimmertüre, als mir plötzlich klar wurde, was genau mir aufgefallen war. Ohne darüber nachzudenken, drehte ich mich zu Niels um und fragte irritiert: „Niels, woher weißt du eigentlich, dass das hier Julias Tagebuch ist?"

Niels' Miene verfinsterte sich, und er wirkte sichtlich überrascht von meiner Frage. Er räusperte sich und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Nun, ich... ich hatte einen Verdacht", sagte er schließlich zögerlich.

Ich runzelte die Stirn. "Einen Verdacht? Über was?"

„Über ... ", begann Niels aber sprach nicht weiter als mir klar wurde: „Du ... du hast es gelesen!"

Niels seufzte resigniert und trat näher zu mir. Sein Blick macht mir klar, dass es genau so war. "Jana, ich habe in letzter Zeit bemerkt, dass Julia sich anders verhalten hat. Sie war zurückhaltender und schien abwesend zu sein. Ich habe mir Sorgen gemacht und ich hab den Schrank ausgeräumt und hab das lose Brett bemerkt.

"Du hast es gelesen?", wiederholte ich leise, meine Stimme diesmal mit einem Hauch von Panik.

Niels nickte zerknirscht. "Ja, ich habe es gelesen. Ich dachte sie hätte Probleme in der Schule. Ich habe mir Sorgen gemacht ... konnte ja nicht wissen ... dass es ... um was anderes ging."

Ich schluckte schwer und schloss für einen Moment die Augen.

„Sag es ihr nicht, Jana, bitte!", flehte er mich an und ich zog das Tagebuch aus meinem Hosenbund, da das Versteckspiel nun eh sinnlos war: „Ich hätte nie gedacht das du Jana so hintergehst!"

Niels ließ die Schultern sinken und sah mich traurig an: „Ich weiß, es war falsch, aber ... ich bin mir sicher, wenn ich deine Reaktion gerade recht deute, weißt du auch was drinsteht. Und ich glaube nicht das Julia dir erlaubt hat es zu lesen bei dem Content."

Ich schluckte, presste die Lippen zusammen und Niels betrachtete mich unglücklich: „Dachte ich mir. Aber schon gut, ich werde es ihr auch nicht sagen. Sie hat dich geschickt, um es aus ihrem Zimmer zu holen, ehe wir alles abbauen, oder?"

Noch immer mit zusammengepressten Lippen nickte ich ihm zu.

"Und?" fragte er weiter.

"Und was?" gab ich die Frage zurück.

"Willst du darüber reden?"

"Mit dir?", lachte ich überrascht auf und hielt mir sofort die Hand vor den Mund, weil meine Reaktion unhöflich war.

Niels winkte schnell ab, als er begriff, wie seltsam sein Angebot wohl ankam. Dann sah er mich traurig an und nickte in Richtung Treppe nach unten: "Dann... geh nach Hause. Es wäre nett, wenn du nichts Julia erzählst. Ich möchte nicht, dass sie wütend auf mich wird, schon gar nicht in dieser Situation, jetzt mit der Trennung."

Ich drehte mich um und ging bis zur Treppe, während ich mir eine Antwort überlegte. Dann drehte ich mich zu ihm um und sagte leise: „Vielleicht besser, wenn wir beide es nicht gelesen hätten."

Er nickte einfach nur.

Ich tippte unsicher mit den Zehen gegen die Treppenstufe: „Wohin zieht Julia eigentlich?"

„Nach unten in die neue Siedlung. Da gibt es Wohnungen die erschwinglich sind.", erklärte er geknickt. Die neue Siedlung am See unten war keine 5 Minuten von hier mit dem Rad entfernt. Ein Stein fiel mir vom Herzen und ich fragte Niels: „Und du?"

„Herzogenrath, aber da lagere ich nur meine Sachen. In 3 Wochen geht's nach ich in Budapest für sicher ein Jahr, eher länger."

Ich nickte und lächelte ihm zu: „Ach ja, die Karriere, nicht? Julia erzählte davon."

Niels lächelte zurück wirkte dabei aber ausgelaugt und müde als er sprach: „Naja ... mal sehen. Ich bin ja jetzt auch schon Mitte 40 und die ganzen jungen Typen wollen auch ‚Karriere' machen und haben noch viel mehr Energie als ich."

„Wenn du nur halb so viel Energie hast wie in Frankreich ...", setzte ich an und erinnerte mich dabei an den Urlaub vor 3 Jahren den unsere Familien zusammen unternommen hatten. Damals hatte Niels mich Vincent und Julia über den Strand gejagt. Eine schöne Erinnerung, gestand ich mir ein.

„Geht's dir gut?", erkundigte ich mich als ich bemerkte, wie Niels mich unglücklich anblickte und mit antwortete: „Eher nicht."

„Willst du drüber reden?", fragte ich und bemerkte, wie sich ein schelmisches Lächeln, um seine Mundwinkel auszubreiten begannen: „Mit dir?"

Ich schloss die Augen und musste kurz, aber ehrlich auflachen. Niels sah zu Boden und schüttelte den Kopf: „Es ist das leere Haus ... all die Erinnerungen an damals."

Ich starrte den Vater von Julia an und konnte kaum fassen, dass Tränen in seinen Augen glitzerten. Niels war nie jemand gewesen, den ich weinen gesehen hatte - nie! Er war immer derjenige gewesen, der lachte, und dieser Anblick erschütterte mich fast mehr als das, was ich gerade in dem Buch gelesen hatte, das immer noch in meiner Hand lag.

Niels fing sich sofort wieder und lächelte unsicher. "Ich werde jetzt nach unten gehen und die wertvollen Sachen vernichten, um morgen weniger tragen zu müssen."

"Die wertvollen Sachen?", fragte ich verwirrt.

Niels grinste verloren, als er an mir vorbeiging und die Treppe hinunterging. "Ich meine den Jahre alten Macallan Sherry Oak, den wir zu Jules Geburtstag gekauft haben."

Ohne es genau zu verstehen, folgte ich Niels ins Wohnzimmer. Er nahm eine Flasche mit goldbraunem Inhalt aus einer Vitrine, und plötzlich wurde mir klar, was er meinte. Ich verdrehte die Augen, während ich zusah, wie er sich ein Glas einschenkte und sich mit einem Fotoalbum an den Tisch setzte.

Er schlug das Buch auf und begann darin zu blättern, vertiefte sich in das Fotoalbum, das mit Erinnerungen an Julia und seine Frau Jutta gefüllt war. Er schien die Welt um sich herum für einen Moment vergessen zu haben, während er alte Fotos ansah und ab und zu einen Schluck von seinem Scotch nahm. Als ich mich neben ihn setzte und die Fotos ebenfalls betrachtete.

"Oh, schau mal wie niedlich, Julia als Indianerin!", sagte ich und zeigte auf ein Foto vom Fasching von Julia, die fröhlich in die Kamera lächelte und einen Federschmuck auf dem Kopf und ein Tomahawk in der Hand hielt.

Niels blickte auf und schien mich erst jetzt wieder wahrzunehmen. Er lächelte leicht und reichte mir das Album. "Ja, das ist sie. Sie war schon immer ein Sonnenschein."

Wir blätterten gemeinsam durch die Seiten und betrachteten die Entwicklung von Julia von der Kindheit bis zur Gegenwart. Die Fotos zeigten glückliche Momente und auch einige peinliche Kinderbilder. Nicht wenige zeigten auch mich. Ich hatte mein ganzes Leben mit Julia verbracht. Es gab Fotos, da waren wir noch zusammen in Windeln auf dem Spielplatz zu sehen. Wir begannen zu lachen und tauschten Geschichten über unsere eigenen Kindheitserlebnisse aus. Niels erzählt mir wie er Jutta damals kennengelernt hatte und der Scotch machte ihn sehr redselig und auch emotionaler als ich ihn sonst kannte.

Irgendwann holte er ein zweites Glas und schenkte was ein. Irritiert sah ich mich um, aber es war niemand hier außer uns zwei. Als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte, lächelte er: „Komm Jana, stoßen wir auf die Vergangenheit an."

„I ... ch weiß nicht, ob ich das trinken sollte.", gestand ich und auch wenn ich älter als Julia war, so waren es nur ein paar Monate und sicher würden meine Eltern mich killen, wenn sie erfahren würden, dass ich mit Niels sowas trank.

„Na, ein Geheimnis mehr oder wenige ... kommt es darauf an? Ich verrate es schon niemandem. Außerdem würde ich mehr ärger bekommen als du."

Ich grinste und dachte daran, was mein Vater wohl mit Niels machen würde, nickte dann und erwiderte ein schelmisches: „Oh ja!"

Trotzdem hob Niels das Glas und hielt es mir hin. Ich nahm es zögerlich und fühlte mich plötzlich sehr erwachsen. Dann stießen wir an und tranken. Ich nippte vorsichtig und sofort spürte ich, wie ein intensives Brennen meine Kehle hinunterlief. Ein Hustenanfall überkam mich, und ich konnte nicht anders, als heftig zu würgen.

Niels lachte herzhaft und klopfte mir mehrmals leicht auf den Rücken, um mir zu helfen. "Das ist ein starker Tropfen, das gebe ich zu. Aber nach ein paar Schlucken gewöhnt man sich daran."

Ich kämpfte mich durch den Hustenanfall und schaffte es schließlich, meine Kehle zu beruhigen. Tränen standen mir in den Augen, und ich schaute Niels mit einem verlegenen Lächeln an. "Das ist wirklich stark."

Niels nickte zustimmend. "Ja, das ist es. Aber es hat auch seinen eigenen Charme. Man lernt, es zu schätzen."

Wir setzten unser Gespräch fort, und mit der Zeit wurde der Scotch angenehmer und wärmer. Es war ein unerwartetes Erlebnis, das mir zeigte, wie sich selbst ein kleiner Moment der Rebellion und des Erwachsenseins inmitten von Unsicherheit und Verwirrung anfühlen konnte.

Nach den ersten kleineren Schlucken wurde der Scotch tatsächlich angenehmer, und ich konnte spüren, wie er sich in meiner Kehle beruhigte. Niels hatte recht, es hatte seinen eigenen Charme, und es war widerlich. Trotzdem nippte ich immer wieder, weil es irgendwie schon cool war. Ich nippte vorsichtig weiter und ließ den Scotch auf der Zunge zergehen.

Während wir über alte Zeiten und Erinnerungen sprachen, spürte ich, wie sich ein wohliges, warmes Gefühl in meinem Bauch ausbreitete. Der Scotch schien seine Wirkung zu entfalten, und ich fühlte mich lockerer und entspannter. Mein Kopf fühlte sich leicht und beschwingt an, als ob ich auf Wolken schwebte.

Niels und ich lachten über alte Geschichten und schienen die Welt um uns herum zu vergessen. Es war, als ob die Sorgen und Verwirrungen des Tages für einen Moment verschwunden wären. Der Scotch hatte eine seltsame, aber angenehme Wirkung auf mich, und ich konnte nicht anders, als mich in dieser lustigen und leichten Stimmung treiben zu lassen.

„Und? Was wird nun aus Julia und dir?", fragte Niels plötzlich.

Die Frage von Niels traf mich unvorbereitet und ließ mich nachdenklich werden. Ich hatte mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, wie es mit Julia und mir weitergehen sollte. Unsere Freundschaft war in den letzten Wochen enger geworden, und das Tagebuch hatte alles noch verwirrender gemacht.

"Ich weiß nicht", sagte ich, während ich auf meinen fast leeren Whisky schielte. "Es war schon aufregend, verstehst du? Aber was nun?" Ich seufzte und lehnte mich zurück, zog meine Beine hoch zu mir auf das Sofa und spielte mit meinen Zehen. "Wir haben nicht einmal darüber geredet, was eigentlich passiert ist."

Niels nickte verständnisvoll und schenkte unsere Gläser erneut ein. "Manchmal sind solche Momente eben wie ein Rausch, Mäuschen. Aber die Realität holt uns immer wieder ein. Vielleicht solltest du einfach abwarten und sehen, was passiert."

Ich nahm einen weiteren kleinen Schluck Scotch und spürte, wie sich die Unsicherheit langsam auflöste. "Ja, vielleicht ...", dann grinste ich plötzlich etwas schräg und sah zu ihm herüber: "Du hast mich gerade Mäuschen genannt."

Niels lachte leise und nickte. "Ja, das habe ich wohl. Das war so, als wärst du noch ein kleines Mädchen gewesen. Aber du bist jetzt fast erwachsen, Jana."

Ich zuckte mit den Schultern und lachte ebenfalls. "Fast erwachsen, aber manchmal fühle ich mich immer noch wie das kleine Mäuschen von damals."

Niels hob sein Glas in meine Richtung. "Na dann, auf das kleine Mäuschen in dir und die aufregenden Abenteuer, die noch kommen werden."

Ich starrte auf die goldene Flüssigkeit und seufzte: „Weiß nicht, ob ich für die Abenteuer bereit bin."

„Das weiß man erst, wenn es so weit ist." Niels lächelte und nahm einen weiteren Schluck Scotch. "Manchmal muss man sich einfach ins Unbekannte stürzen, um zu wissen, was man wirklich will."

Ich nickte nachdenklich und spürte, wie der Alkohol langsam seine Wirkung entfaltete. Die Welt schien plötzlich ein bisschen verschwommener und lustiger. Dann klingelte irgendwo ein Telefon und ich tastete verwirrt nach meinem, was ich jedoch gar nicht dabei hatte.

Niels nahm sein Handy und flüsterte mir zu, ehe er abnahm: „Deine Mutter."

Ich sah erschrocken zu, wie er telefonierte. "Ja, alles ist in Ordnung", versicherte er meiner Mutter und fragte dann irritiert: "Der Hamster?"

Ich nickte hektisch, und Niels reagierte sofort: "Ja, genau, der Hamster von Julia. Nein, der ist leider gestorben", erklärte Niels trocken, während ich ihn entsetzt anstarrte. Er hob nur die Schultern, und mein Blick wanderte zum Käfig im Wohnzimmer, der tatsächlich verschwunden war.

"Ähm ... wir überlegen gerade, was wir Julia sagen, und dann beerdigen wir ihn im Garten", erklärte Niels schließlich und legte auf.

"Micky ist tot?", fragte ich überrascht.

"Äh, nein, aber ... ich glaube, ich habe etwas übertrieben, oder?"

"Etwas! Wo ist er denn?"

"Bei Leni", erklärte Niels. Leni war Julias Cousine, und ich atmete erleichtert auf.

"Was denkst du eigentlich darüber ... also das mit Julia und so ...?", fragte ich Niels und spürte das mir die Wangen wieder begannen zu brennen. Sowieso hätte ich die Frage ohne den Scotch wohl niemals gestellt wie mir erst jetzt klar wurde.

Niels lehnte sich zurück und nahm einen Schluck. "Nun ja Menschen in eurem Alter macht schon eine ganz schöne Phase durch. Das kann ziemlich verwirrend sein. Sie ist vielleicht einfach neugierig und experimentierfreudig."

Ich runzelte die Stirn und spielte mit meinem schon wieder leeren Glas. "Aber sie schreibt so intime Dinge in ihr Tagebuch, Niels. Das geht weit über Neugier hinaus."

Niels seufzte und stimmte mir zu. "Ja, du hast recht."

Ich fragte sicherheitshalber nach: "Hast du alles gelesen, auch ... das letzte?"

Niels blickte kurz zu Boden und nickte dann langsam. "Ja, ich habe alles gelesen, auch das letzte."

„Fandest du es nicht was schräg?", wagte ich mich zu fragen.

Niels seufzte und schien einen Moment lang zu überlegen, bevor er antwortete. "Ehrlich gesagt fand ich es schon ein wenig schräg. Aber wie gesagt, in eurem Alter ist das alles ziemlich verwirrend, und man probiert eben Dinge aus. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu."

Ich nickte, obwohl seine Antwort mich nicht vollständig beruhigte. Es war einfach seltsam zu wissen, dass Julia solche Gedanken über mich hatte und diese sogar in ihr Tagebuch schrieb.

„Hast du sowas schon mal erlebt?", fragte ich schließlich, neugierig darauf, was Niels darüber denken würde.

Niels blickte mich einen Moment an, dann lächelte er und erklärte: „Nein, aber es liegt vielleicht auch daran, dass ich nicht annähernd so hübsch bin wie du, Mäuschen."

Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht schoss, und ich wusste nicht, wie ich auf das Kompliment reagieren sollte. Niels und ich hatten immer eine freundschaftliche Beziehung gehabt, und er hatte mir auch früher mal Komplimente gemacht, aber das hier fühlte sich plötzlich anders an.

„Du bist nicht hässlich, Niels", erwiderte ich schließlich schüchtern.

Niels lachte leise. „Du bist süß, Jana. Aber lass uns nicht über mich sprechen. Was denkst du über die Sache?"

Ich zögerte einen Moment und überlegte, wie ich meine Gedanken am besten formulieren konnte. Schließlich sagte ich: „Ich finde es aufregend, aber auch beängstigend. Es ist, als ob alles, was wir bisher hatten, auf den Kopf gestellt wurde. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll."

Ich spürte, wie mir erneut die Röte ins Gesicht stieg, und ich wusste nicht, wie ich auf diese Frage antworten sollte. Es war ein ungewöhnliches Gespräch, das ich mit Niels führte, und ich fühlte mich zunehmend verlegen.

"Der Kuss mit Julia... es war ...", begann ich schließlich zögerlich. "Ich meine, wir sind beste Freundinnen und ..." Ich brach ab und atmete schwer durch: „Ich hätte nie gedacht das ich meinen ersten Kuss von ihr bekommen würde ... und vor allem ... was dann noch kam."

„Was kam denn noch?", forschte Niels nach.

Ich holte tief Luft: „Nix schlimmes ... oder doch? Keine Ahnung. Es war...", begann ich schließlich, "anders. Die Art und Weise, wie sie mich berührte, wie wir uns näherkamen... es fühlte sich neu an."

„Du mochtest es?", fragte er leiser nach.

Ich spürte, wie ich nervös begann hin- und her zu rutschen und senkte meinen Blick auf das jetzt wieder volle Glas. "Ja, irgendwie schon. Es war aufregend, aber auch irgendwie beängstigend. Ich meine, sie ist meine beste Freundin, und dann passiert sowas plötzlich... es war ... verrückt."

Niels sah mich verträumt an und ich musste spontan grinsen und trank noch einen Schluck. Der Scotch stieg mir langsam zu Kopf, und ich fühlte einen leichten Schwindel. Ich griff nach meinem Glas und nahm noch einen Schluck, obwohl ich spürte, dass es vielleicht besser war, aufzuhören.

"Jana, alles klar?", fragte Niels belustigt als er bemerkte, dass ich Probleme hatte das Glas wieder auf den Tisch vor mir abzustellen.

Ich nickte, aber das Grinsen auf meinem Gesicht war breiter geworden, und ich fand seine Frage irgendwie lustig. "Ja, mir geht's gut. Ich fühle mich nur ein bisschen... schwindelig."