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Jugendliebe 2.0 Teil 02

Geschichte Info
Amy überlegt, ob sie ihre Eltern besuchen soll.
17.8k Wörter
4.68
40.2k
17
Geschichte hat keine Tags

Teil 2 der 2 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 05/09/2020
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Der Wecker reißt mich aus einem wunderbaren Traum. Ich liege in den Armen jenes Mannes, den ich von ganzem Herzen liebe. Obwohl ich ihn erst wenige Tage kenne, habe ich Gerry tief in mein Herz geschlossen. Ich habe mich zu keinem anderen Mann je so hingezogen gefühlt, wie zu ihm. So sehr, dass er mich sogar bis in meine Träume verfolgt.

Als ich mich blinzelnd umschaue wird mir klar, dass ich gar nicht träume. Oder der Traum entspricht der Wirklichkeit. Keine Ahnung! Gerry jedenfalls hat den Arm um mich geschlungen und den Kopf auf meiner Schulter liegen. Er schläft ganz ruhig und sein Atem geht regelmäßig.

„Aufstehen, du Schlafmütze", necke ich ihn.

„Nicht doch!", brummt er verschlafen. „Es ist so schön bei dir."

Er öffnet blinzelnd die Augen, presst sie aber sofort wieder zusammen, um sie vor dem Licht zu schützen. Ich kann nur noch zwei ganz schmale Schlitze erkennen. Ich muss grinsen. Auch er scheint sich in meiner Nähe wohlzufühlen. Das ist schon mal beruhigend.

„Wir müssen zur Arbeit."

„Wer sagt das?"

„Also mein Chef würde mir ganz schön den Kopf waschen, wenn ich zu spät kommen würde", lache ich.

„Dein Chef? Bist du dir da sicher?"

„Ich denke es mir."

„Du hast aber einen strengen Chef."

„Naja, so schlimm ist er dann auch wieder nicht", kontere ich. „Eigentlich ist er sogar ganz süß."

„Süß?"

„Ja, irgendwie echt süß!"

„Ich dachte, das wäre ein gestandener Mann."

„In manch´ seltenen Momenten kann er immer noch ein Lausbub sein."

„Nur in seltenen Fällen?"

„Ja, in seltenen Fällen. Auch wenn diese in letzter Zeit etwas häufiger werden. Das ist aber auch gut so, denn so gehören diese Momente mir, mir ganz allein."

„Liegt das an mir oder an dir?"

„Wie meinst du das?"

„Ist es nicht eher so, dass du diese ungewohnte Seite erst zu Tage beförderst, sie sozusagen aus den Tiefen meines Wesens hervorlockst?"

„Aus den Tiefen? Nein, das klingt so negativ. Ich finde, diese Augenblicke sind etwas ganz, ganz Besonderes."

„Frau Geringer, Sie sollten das lassen, mir zu schmeicheln."

„Herr Weigler, ich schmeichle Ihnen nicht, ich sage nur die Wahrheit."

Er grinst von einem Ohr zum anderen, hebt den Kopf und haucht mir einen unglaublich zarten Kuss auf die Lippen. Dann schaut er mir eine ganze Weile einfach nur in die Augen.

„Ich liebe dich", meint er schließlich verträumt. „Ich hätte nie geglaubt, dass man sich so schnell verlieben kann."

„Ich auch nicht", hauche ich.

Erneut küssen wir uns. Inzwischen sind wir beide einigermaßen wach und der Kuss wird fordernder. Die Lust in mir erwacht augenblicklich und ich spüre bereits wieder, wie sich die Muskeln in meinem Unterleib zusammenzieht. Es fühlt sich herrlich an.

„Jetzt aber aus den Federn", meint Gerry.

„Nein, nicht jetzt schon!"

„Es muss sein, leider."

Er drückt mir noch einen letzten Kuss auf die Lippen und schwingt sich dann aus dem Bett. Ich schaue dem wunderschönen, nackten Mann hinterher, wie er im Bad verschwindet. Ich kann es kaum glauben, dass ich hier liege und neben einem so wunderbaren Mann aufgewacht bin.

Als ich mich schließlich doch dazu durchringe, aus dem Bett zu krabbeln, bemerke ich beim Aufstehen, dass ich ganz schön steif in den Gliedern bin. Kann es tatsächlich sein, dass mich das bisschen Sex so mitgenommen hat? Das kann nur daran liegen, dass ich es nicht mehr gewohnt bin. Etwas breitbeinig stapfe ich ins Bad und beginne mit meiner Morgentoilette. Zum Glück bemerkt Gerry nichts.

----

„Und?", flüstert mir Sabine zu.

Gerry und ich sind gerade auf dem Weg in unsere Büros, als wir bei ihr vorbeigehen. Sie grinst breit. Mit Sicherheit hat sie bereits gecheckt, dass wir heute viel entspannter drauf sind. Ich zeige ihr den erhobenen Daumen. Da grinst sie noch breiter.

„Gute Arbeit", grinst Gerry zu mir herüber.

„Ebenfalls", antworte ich.

Wir lächeln uns beide verträumt an und verschwinden in unser jeweiliges Büro. Gerry hat den ganzen Vormittag ein Meeting mit der Entwicklungsabteilung. Da braucht er mich nicht. Es geht dabei um technische Überlegungen und nicht um Entscheidungen. Irgendwie bin ich erleichtert. So kann ich den gestrigen Abend in Ruhe Revue passieren lassen. Es war einfach unglaublich!

Ich setze mich hinter meinen Schreibtisch und gehe die Mails durch, die ich noch nicht abgearbeitet habe. Ich konzentriere mich auf meine Arbeit und so vergeht die Zeit recht schnell. Nach etwa einer Stunde läutet das Telefon. Sabine ist dran.

„Vor mir steht eine ganz verzweifelte Frau Emmer. Hätten Sie Zeit für sie?"

„Ja natürlich! Für sie immer. Schicken Sie sie herein."

Wenig später klopft es an der Tür. Auf mein `Herein` hin geht sie auf und der Blondschopf von Lisa erscheint.

„Na komm schon herein", mache ich ihr Mut.

Ich bin bereits aufgestanden und gehe ihr entgegengegangen. Deshalb mache ich nun mit der Hand eine einladende Geste in Richtung Couchecke. Sie hält mir schüchtern die Hand hin. Diese ergreife ich zwar, ziehe die zierliche Blondine aber in eine Umarmung. Sie schaut ganz überrascht drein. Nach kurzem Zögern erwidert sie die Geste jedoch.

„Was kann ich für dich tun?", frage ich. Dabei setzen wir uns.

„Ich glaube, ich schaffe das nicht."

„Die Leitung der Buchhaltung?"

„Ja, das ist nichts für mich."

„Warum? Woran liegt es?"

„Da sind zwei Typen, die einfach nicht das tun, was ich ihnen sage. Ich kann machen, was ich will. Sie tun immer genau das Gegenteil. Das kostet mich unglaublich viel Kraft und Nerven."

„Nur diese zwei?"

„Ja, die anderen sind sogar froh, dass Winter nicht mehr da ist. Die halten zu mir."

„Ok, wenn wir die beiden gemeinsam auf Linie bringen, dann hättest du keine Probleme mehr?"

„Vermutlich nicht."

„Möchtest du einen Kaffee oder sonst etwas zum Trinken?"

„Ein Espresso wäre super."

Ich stehe auf und gehe hinaus zu Sabine. Diese schaut mich erwartungsvoll an.

„Wie läuft es mit dem Chef? Der ist heute echt super drauf. Ich erkenne ihn kaum wieder."

„Das erzähle ich Ihnen ... ach was, wir sollten du zueinander sagen ... das erzähle ich dir, wenn´s ruhiger ist. Könntest du bitte Meintner zu mir bitten und uns zwei Espressi bringen?"

„Natürlich, Chefin!", antwortet sie zackig und grinst breit.

„Nix Chefin, nur die Assistentin vom Chef", gebe ich lachend Kontra.

Zurück im Büro lasse ich mir von Lisa erzählen, was die beiden machen, um ihre Autorität zu untergraben. Sie ignorieren sie einfach, so als wäre sie gar nicht da. Egal, was sie sagt, keiner der beiden reagiert darauf. Sie fühlt sich hilflos, was ich gut verstehen kann.

„Ich glaube, die sind neidisch, weil du nun die Führung der Abteilung innehast. Vermutlich überschätzen sie sich und glauben, sie hätten es verdient, diese Stelle zu bekommen und nicht du. Echte Machos halt."

„Das ändert nichts an der Tatsache, dass sie mir das Leben schwer machen. Da hätte ich auch gleich Winter behalten können. Den konnte ich mindestens einschätzen."

Als es klopft, kommt Meintner in mein Büro und dahinter folgt Sabine mit den Espressi. Sie stellt die beiden vor mir und Lisa ab.

„Sie auch?", erkundigt sich Sabine bei Meintner.

„Danke ja. Das sind ganz neue Sitten."

„Schlimm?", frage ich.

„Nein, ganz und gar nicht. Ich finde das sogar super!", meint er sofort. „So fühlt man sich ernstgenommen."

Ich erzähle ihm kurz, was das Problem ist. Lisa schaut dabei schuldbewusst drein. Vermutlich, weil sie glaubt, es liege an ihr. Dabei stimmt das gar nicht. Vermutlich hätte jede Frau ihre Schwierigkeiten bei den beiden. Bei diesen Rebellen handelt es sich um Männer im mittleren Alter, die vermutlich nicht akzeptieren können, dass eine junge Frau ihnen Anweisungen gibt. Der männliche Stolz eben.

„Wir sollten alle zusammenrufen und ihnen die Lage klar machen", schlage ich vor.

„Sie oder ich?", erkundigt sich Meintner.

„Ich denke, wir machen das zusammen. Je mehr Rückhalt wir Lisa geben, umso leichter, bekommen wir die beiden auf Linie."

„Und wenn sie nicht spuren, erleiden sie das gleiche Schicksal wie Winter", ergänzt Meintner.

„Ich soll weiterhin die Buchhaltung leiten?", erkundigt sich Lisa schüchtern

„Lass dich doch von ein paar Anfangsschwierigkeiten nicht entmutigen", fordere ich sie auf.

„Anfangsschwierigkeiten nennst du das?"

„Gehen wir?", erkundigt sich Meintner.

„Wo rufen wir die Leute zusammen?", frage ich.

„Im Meetingraum der Buchhaltung, würde ich vorschlagen", antwortet Meintner.

„Gut, mir soll das Recht sein."

Wir gehen alle drei eine Etage tiefer. Lisa trottet etwas unsicher neben mir her. Sie fühlt sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut. Das ist offensichtlich. Ich lege deshalb kameradschaftlich den Arm um ihre Schultern und lächle ihr aufmunternd zu. Ich hoffe, dass ihr das etwas Zuversicht schenkt.

„Nur Mut. Das schaffen wir, gemeinsam."

Der Meetingraum ist für etwa 12 bis 15 Leute ausgelegt. Während Meintner und ich dort warten, geht Lisa alle zusammenzutrommeln. Danach kommt sie zu uns. Langsam, langsam trudeln auch die Mitarbeiter aus der Buchhaltung ein. Lisa beobachtet die Eintreffenden.

„Die beiden sind immer noch nicht da", raunt sie mir zu.

Wir warten noch eine Weile, aber es kommt niemand mehr. Die beiden scheinen ihr wieder einmal die kalte Schulter zeigen zu wollen. Das ärgert mich, auch weil ich es als äußerst respektlos sowohl Lisa als auch den anderen Mitarbeitern gegenüber empfinde.

„Gut, wo ist ihr Büro", frage ich leicht genervt.

Lisa und die Mitarbeiter schauen mich überrascht an. Ich war wohl etwas sehr entschlossen. Einige lächeln und schauen mich erwartungsvoll an. Lisa führt mich hinaus, über einen Gang und bleibt vor einem Büro stehen. Dort bleibt sie leicht unsicher stehen.

„Das wäre das Büro der beiden."

„Die sitzen auch noch in einem Büro? Na super!", stöhne ich. „Die hetzen sich gegenseitig auf, würde ich wetten. Aber na warte!"

Als ich entschlossen die Tür öffne, sitzen drinnen tatsächlich zwei Männer. Sie fahren erschrocken zusammen, als die Tür, ohne zu klopfen mit Schwung geöffnet wird. Ich gebe der Tür einen Stoß, dass sie aufschwingt und gegen einen Schrank knallt. Genau das war meine Absicht, ein Auftritt mit Signalwirkung. Den einen der beiden schätze ich auf Ende Dreißig, den zweiten auf Mitte Vierzig.

„Brauchen Sie einen Sondereinladung?", fahre ich die beiden an.

„Wozu?", meint einer und grinst schmutzig.

„Wenn Sie nicht in zwei Minuten im Meetingraum sind, können Sie Ihre Sachen packen und verschwinden. Sie haben die Wahl!"

„Das kannst du gar nicht", grinst der zweite.

„Ich würde darauf nicht meinen Job wetten", antworte ich.

Ohne auf eine Antwort zu warten, gehe ich wieder und kehre in den Meetingraum zurück. Alle schauen mich überrascht an. Ich vermute, sie haben gehört, was ich den beiden gesagt habe, und wirken nun ein wenig eingeschüchtert.

„Beginnen Sie bitte", sage ich freundlich zu Meintner.

„Meine Damen und Herren, Sie haben sicher mitbekommen, dass es eine Veränderung in der Leitung Ihrer Abteilung gegeben hat. Herr Winter ist nicht mehr bei uns und an seine Stelle tritt Frau Emmer. Ich hoffe, dass alle diese Entscheidung der Geschäftsleitung respektieren. Ich kann Ihnen auf jeden Fall versichern, dass Frau Emmer unsere volle Unterstützung besitzt."

In diesem Moment kommen auch die beiden Abtrünnigen in den Raum. Sie schauen Meintner überrascht an. Ich vermute, sie haben nicht erwartet, dass er spricht.

„Wir lassen uns von einer Göre doch keine Anweisungen geben", begehrt einer der beiden sofort auf.

„Die Firmenleitung hat entschieden, dass Frau Emmer die Leitung übernimmt. Klarer kann ich mich wohl kaum ausdrücken. Wer dies nicht respektiert, stellt sich nicht gegen Frau Emmer, sondern gegen die Firmenleitung. Dass so etwas natürlich Konsequenzen nach sich ziehen würde, dürfte Ihnen klar sein."

„Wer ist denn die Firmenleitung? Die Kleine, die sich vom Chef flachlegen lässt."

„Ich denke, wir sind nicht hier, um über das Sexualleben von Herrn Weigler zu sprechen", halte ich sofort dagegen. Dabei bleibe ich bewusst ruhig, obwohl ich ihn am liebsten anfahren würde. „Sie werden sich wohl oder übel daran gewöhnen müssen, dass in diesem Unternehmen Frauen genauso in Führungspositionen berufen werden wie Männer und das nur aufgrund ihrer Fähigkeiten."

„Weil du etwas anderes kannst, als die Beine breitmachen? Dass ich nicht lache."

„Wenn Sie glauben, mich mit solchen Aussagen aus der Bahn werfen zu können, dann muss ich Sie enttäuschen. Fakt ist, dass Herr Meintner und ich die Kompetenz besitzen, Sie zu feuern. Deshalb wiederhole ich in etwas anderen Worten das, was Herr Meintner bereits gesagt hat: Entweder sie machen Ihren Job, wie wir dies von Ihnen erwarten dürfen und ordnen sich Frau Emmer unter oder sie nehmen Ihren Hut. Ob das am Ende freiwillig geschieht oder nicht, spielt im Endeffekt wohl kaum eine Rolle. Das Ergebnis ist das gleiche. Ich möchte Sie aber beide darauf hinweisen, dass Sie, wenn wir die Konsequenzen ziehen müssen, wohl schwerlich anderswo einen Job bekommen. Wenn dann wohl bei der Müllabfuhr."

„Du willst mir drohen?", begehrt einer der beiden auf.

„Das war keine Drohung, wo denken Sie denn hin. Das war ein gut gemeinter Rat. Ich wollte Ihnen lediglich klarmachen, wie es am Arbeitsmarkt aussieht. Ich denke, ein Buchhalter in ihrem Alter wird es verdammt schwer haben, einen neuen Job zu finden, vor allem, wenn er entlassen wurde."

„Aber ich habe eine Frau und zwei Kinder", jammert der zweite der beiden.

„Dann sollten Sie es sich doppelt überlegen, ob Sie weiterhin den Aufstand proben wollen. Sie kennen die Haltung der Firmenleitung. Nun liegt es an Ihnen."

„Ok, ok! Ich habe verstanden."

„Und Sie?", frage ich den anderen.

„Ich habe drei Kinder."

„An mir soll es nicht liegen. Ich bin ganz bestimmt nicht nachtragend und Sie bekommen eine zweite Chance. Ich möchte allerdings solche Unverschämtheiten, wie Sie Sie mir vorhin an den Kopf geworfen haben, nie wieder in diesem Hause hören. Respektlosigkeit kann ich absolut nicht ausstehen, egal ob gegen Frau Emmer oder gegen mich.

Glauben Sie aber nicht, Sie können morgen so weitermachen, wie bisher. Ich werde Frau Emmer bitten, mir und Herrn Meintner laufend zu berichten, wie die Zusammenarbeit mit Ihnen funktioniert. Daran und an Ihrer Kompetenz werden Sie gemessen. Also legen Sie sich ins Zeug und es wird alles gut."

Im Saal herrscht Schweigen. Man könnte eine Nadel auf den Boden fallen hören. Auch die beiden nicken nur und sagen ansonsten nichts.

„Gibt es noch Fragen?", unterbreche ich die Stille.

Auf meine Aufforderung hin werden noch ein paar Fragen vorgebracht, die Meintner und Lisa beantworten, sodass ich mich zurücklehnen kann. Ich beobachte die beiden Rebellen. Sie verhalten sich inzwischen kooperativ und ich bin guter Dinge, dass wir sie zur Vernunft gebracht haben. Als alle Fragen beantwortet sind, bedankt sich Meintner bei den Anwesenden und beendet die Versammlung. Die Mitarbeiter kehren an ihre Arbeitsplätze zurück. Lisa, Meintner und ich bleiben alleine im Meetingraum zurück.

„Dass du so ruhig geblieben bist?", wundert sich Lisa. „Der Typ hat dich doch beleidigt. Ich wäre ihm an die Gurgel gegangen."

„Wegen der Aussagen, dass ich mit dem Chef schlafe und deshalb in dieser Position bin?"

„Ja, das war doch voll fies."

„Die Sprüche waren ganz schön unter der Gürtellinie, das gebe ich zu. Aber so reden die Männer nun mal untereinander. Mit diesem Vorurteil werde ich leben müssen. Das war mir von Anfang an klar, als ich mich für eine Beziehung mit Herrn Weigler entschieden habe. Aber ich stehe dazu und habe mir gesagt, warum nicht gleich von Anfang an cool darauf reagieren. Wenn ich zeige, dass ich mich ärgere, dann macht es erstrecht die Runde. Sehen die Typen, dass mich ihre blöden Bemerkungen kalt lassen, dann verlieren sie sehr schnell den Spaß daran."

„Das finde ich echt super", meint Lisa. „Ich wüsste nicht, ob ich das könnte."

---

Der Rest des Tages verläuft recht normal. Zu Mittag gehe ich mit Gerry kurz etwas Essen und am Nachmittag haben wir drei Meetings. Bei diesen muss ich dabei sein und mir Notizen machen, was zu tun ist. Ich bekomme auch einige Aufgaben von Gerry übertragen, mit denen ich noch nicht gerechnet hätte. Es beweist, dass er Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten hat.

Die Arbeit macht echt Spaß. Zwar kann ich bei einigen Gesprächen nicht ganz folgen, da ich von der Materie zu wenig verstehe. Aber ich versuche dazuzulernen und notiere mir Begriffe, die ich noch nie gehört habe. Gerry erklärt sie mir nach den Meetings mit einer Engelsgeduld und auch so, dass ich kein Problem habe, ihm zu folgen.

„Ich muss noch ein Telefonat führen. Dann fahren wir heim", meint er. „Treffen wir uns im Empfangsbereich?"

„Ja, das passt. Ich muss auch noch ein paar Sachen zusammensuchen."

Ich eile in mein Büro und krame meine Handtasche und ein paar Habseligkeiten zusammen. Dann mache ich mich auf den Weg. Sabine sitzt noch am Tresen und schaut hoch, als ich mich neben sie stelle.

„Du hast dich also entschieden", stellt sie fest.

„Ich muss zugeben, du hattest Recht. Gerry ist ein echt toller Mann und den werde ich mir wegen des Geredes nicht entwischen lassen."

„Gerede gibt es sowieso", meint sie. „Ich habe auch schon gehört, was vorgefallen ist."

„Was?"

„Das von der Buchhaltung."

„Weil da einer einen Spruch loslassen musste. Mein Gott, bitte! Das sind doch Kindereien."

„Du hast aber verdammt cool reagiert. Alle waren offenbar ganz begeistert, wie gelassen du mit den Sprüchen umgegangen bist und den beiden gezeigt hast, wo ihr Platz ist. Das macht inzwischen im ganzen Haus die Runde."

„Dass ich die Büroschlampe bin?"

„Nein, nein, ganz im Gegenteil, dass du gar nicht reagiert hast und die beiden zu Kreuz kriechen mussten. Du genießt schon nach drei Tagen einen ausgezeichneten Ruf in der Firma. Vor allem bei den Frauen wird getuschelt, dass sie dich gerne als Ansprechperson für ihre Anliegen hätten."

„Mich?", frage ich überrascht. „Warum ausgerechnet mich?"

„Na hör mal. So wie du das Problem in der Buchhaltung gelöst und dich um Lisa gekümmert hast. Das hat gewaltigen Eindruck hinterlassen. Ich glaube, zumindest die Frauen sind froh, dass du die Freundin vom Chef bist und dich auch etwas traust."

„Aber Gerry hatte sicher auch immer ein offenes Ohr für Probleme. Da bin ich mir sicher."

„Das schon. Aber zum einen ist er sehr beschäftigt und zum anderen ein Mann."

„Als ob ich nichts tun würde?", antworte ich gespielt beleidigt. Ich muss aber gleich loslachen und damit ist natürlich klar, dass ich scherze.

„Ich wäre auch dafür", meint Sabine ernst.

„Wofür?"

„Dass die Frauen sich an dich wenden können. Gerry ist eben ein Mann und dem erzählt man manche Dinge einfach nicht gern."

Bis Gerry aus dem Büro kommt erzähle ich Sabine noch, dass Gerry und ich uns ausgesprochen haben. Ich will von der anderen Sache ablenken. So viel Aufmerksamkeit ist mir peinlich.

„Seid ihr dann ein Paar?"

„Ich denke schon. So genau haben wir das noch nicht besprochen."

„Habt ihr auch ...?"

Mir ist klar, worauf sie hinauswill, auch wenn sie den Satz nicht vollendet. Zum Glück kommt im selben Moment Gerry aus seinem Büro und unterbricht damit das Gespräch. Ich bin ganz froh darüber, denn ich mag Sabine zwar, aber so gute Freundinnen sind wir nun auch wieder nicht, dass ich mein gesamtes Sexleben vor ihr ausbreiten würde.

„Gehen wir?", ruft er mir zu.

„Ich warte nur noch auf den Chef" antworte ich lachend.

„Dann komm", meint er. „Schönen Abend Sabine. Machen Sie nicht mehr zu lange."

Er nimmt mich um die Taille und wir gehen auf den Aufzug zu. Kaum, dass Gerry den Knopf drückt öffnen sich die Türen und wir können einsteigen. Als sich die Türen hinter uns geschlossen haben und sich der Aufzug in Bewegung setzt, zieht er mich zu sich und küsst mich voller Leidenschaft. Er kommt mir vor, wie ein Ertrinkender, der endlich etwas Luft bekommt.