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Jugendliebe 2.0

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„Also für den Anfang so eine Art Kindermädchen?", erkundige ich mich.

„Ein Kindermädchen für mich", meint er und grinst breit. „Der Gedanke gefällt mir."

„Wie sieht es mit Arbeitszeiten aus?", erkundige ich mich weiter. „Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte es nur wissen. Viel zu arbeiten macht mir nichts aus."

„Das ist möglicherweise das Problem. Haben Sie einen Freund oder Familie?"

„Warum wollen Sie das wissen? Das tut doch nun wirklich nichts zur Sache."

„Doch, irgendwie tut es das schon. Es gibt Zeiten, da bin ich viel unterwegs und da hätte ich Sie manchmal gerne dabei. Es kann also durchaus vorkommen, dass so eine Reise sehr spontan entschieden wird. Dann heißt es von einem Moment auf den anderen aufbrechen. Manchmal werden wir auch abends länger arbeiten müssen, wenn es bestimmte Projekte verlangen. Auch das Erstellen der Bilanz ist eine Zeit, in der Überstunden an der Tagesordnung sind. Das alles bedeutet dann allerdings, dass es für eine Beziehung oder für eine Familie zur Belastung werden könnte."

„Nein, nein, ich habe im Moment weder einen Freund noch Familie. Deshalb sind solche Programmänderungen oder Überstunden kein Problem."

„Dann sind wir uns einig?", erkundigt er sich. Seine Frage kommt auffallend schüchtern daher. Er ist unsicher. „Ich würde vorschlagen 3.000 Euro Anfangsgehalt und sagen wir ein Budget von 1.000 Euro für Kleider und so Sachen."

„3.000 Euro?"

„Ist Ihnen das zu wenig?", will er wissen. "Das wäre nur das Anfangsgehalt. Das steigt sehr schnell an, wenn ich mit Ihnen zufrieden bin."

„Nein, nein, das ist bei Gott nicht zu wenig. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem ersten Job so viel verdienen könnte", verteidige ich mich. „Und dazu noch Geld für Kleider. Das ist ja der Wahnsinn!"

„Das Gehalt ist nicht schlecht. Sie müssen aber bedenken, dass Sie dafür nicht auf die Uhr achten dürfen. Wenn wir spontan nach New York fliegen müssen, dann heißt es fliegen und, wenn wir Arbeit haben, dann sitzen wir womöglich noch um zehn Uhr am Abend hier, oder gar um Mitternacht. Außerdem kann ich nicht verlangen, dass Sie die Kleider, die Sie für Veranstaltungen oder geschäftliche Termine, zu denen Sie mich begleiten müssen, benötigen, aus Ihrer eigenen Tasche bezahlen."

„Wahnsinn! Wieso kommen Sie ausgerechnet auf mich. Sie kennen mich nicht und wissen nicht, ob ich nicht am Ende ein Totalausfall bin?"

„Amy, ich habe mich in meiner beruflichen Laufbahn schon oft auf mein Bauchgefühl verlassen und lag damit fast immer richtig."

„Und ausgerechnet bei mir sagt Ihnen das Bauchgefühl, dass es klappen könnte."

„So ist es."

„Sie haben Mut."

„Den braucht es im Leben", kontert er und grinst dabei. „Dann kann ich mit Ihnen rechnen?"

„Ja, gern natürlich!"

---

Ich bin ganz aus dem Häuschen. Das ist echt der Wahnsinn! Ich habe mich als Projektmanagerin beworben und habe gerade den absoluten Traumjob abgestaubt. Am liebsten würde ich ihn bitten, mich zu kneifen. Das kann doch nicht wahr sein.

„Wann können Sie anfangen?", erkundigt er sich und reißt mich damit aus meiner Schwärmerei.

„Ich muss mir nur noch dringend irgendeine Bleibe suchen, dann kann ich von mir aus auch gleich anfangen. Ich wohne im Moment noch in einer Pension, weil ich aus dem Studentenheim ausziehen musste, da der Platz für das neue Semester gebracht wurde. Ich kann mir die Pension aber nicht mehr länger leisten und muss eine andere Lösung finden."

„Da wüsste ich etwas", antwortet er überlegend. „Hier im Haus gibt es eine Wohnung, die ich normalerweise für Geschäftspartner freihalte. Manchmal kommen welche zu Besuch, wollen aber nicht im Hotel wohnen oder ihr Kommen fällt in eine Zeit, in der sie nicht mehr das passende Zimmer finden."

Er macht eine Pause, so als wäre ihm etwas einzufallen. „Moment! Es gäbe noch eine andere Möglichkeit. Mein Haus hat eine Einliegerwohnung. Sie steht seit Jahren frei. Da hätten Sie Ihr eigenes Reich. Die Wohnung ist von Rest des Hauses weitgehend abgetrennt. Es gibt zwar eine Verbindungstür, aber die können Sie auch absperren, wenn Sie wollen. Sie hätten die nötige Privatsphäre, das kann ich Ihnen garantierenn."

„Weil ich Angst haben muss, dass Sie mich überfallen?", scherze ich.

„Ich Sie überfallen?"

„War ein Scherz", wehre ich hektisch ab. Er hat so nachdenklich dreingeschaut, dass ich mich genötigt sah, dies eiligst zu präzisieren. „Darf ich mir die Einliegerwohnung anschauen?"

„Ja natürlich, das ist kein Problem. Mein Vorschlag: Ich zeige Ihnen Ihr Büro und Sie richten sich dort in aller Ruhe ein. Sabine hilft Ihnen gerne dabei. Ich mache mich an die Arbeit und höre heute etwas früher auf. Dann fahren wir zu mir und Sie schauen sich alles in Ruhe an. Kommen Sie!"

Er steht auf, hält dann aber mitten in der Bewegung inne. Er schaut mich etwas schüchtern an.

„Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir Du zueinander sagen? Ich bin das von meiner bisherigen Assistentin gewohnt und, wenn wir gut zusammenarbeiten sollen, dann sollte unser Verhältnis nicht zu förmlich sein. Aber nur, wenn Sie es auch so handhaben möchten. Das soll wirklich keine Anmache sein."

„Na klar, ich bin Amy."

„Ich bin Gerry", antwortet er. Reicht mir schüchtern die Hand und ich schüttle sie. Damit ist unsere Zusammenarbeit wohl besiegelt. Ich habe einen Wahnsinnsjob! Kaum zu glauben.

„Und jetzt zu deinem Reich."

Er durchquert sein Büro und geht auf eine in der riesigen Schrankwand hinter seinem Schreibtisch eingebaute Tür zu. Sie fällt mir erst jetzt auf, wo er direkt davorsteht und sie öffnet. Erneut lässt er mir den Vortritt.

Vor mir liegt ein wunderschöner Raum. Er ist nicht ganz so groß, wie sein Büro. Trotzdem ist er noch immer ganz beachtlich. Auch in meinem neuen Büro sind die Möbel in Weiß gehalten. Gerry scheint eine Vorliebe für Weiß zu haben. Der Schreibtisch ist etwas kleiner, der Konferenztisch fehlt, aber die Couchecke ist dieselbe. Nur ist hier alles seitenverkehrt. Auch in diesem Raum ist die Wand hinter dem Schreibtisch von einer riesigen Schrankwand komplett verdeckt. Es könnte auch sehr gut sein, dass sich zwischen den Büros gar keine Wand befindet und stattdessen der riesige Schrank die beiden Bereiche eines einzigen Raumes voneinander trennt. Auch in meinem Büro besteht die Außenwand des Gebäudes komplett aus Glas. Wenn man davorsteht hat man den Eindruck, man stünde direkt am Abgrund. Die Aussicht ist natürlich genauso atemberaubend wie in Gerrys Büro.

„Du hast natürlich deine eigene Tür, kannst aber durch diese Verbindung direkt in mein Büro kommen. Dann ist der Weg nicht so weit."

„Wow, von so einem Büro habe ich nicht einmal zu träumen gewagt", gestehe ich.

„Du wirst ab und an das Unternehmen vertreten müssen. Nicht gleich, aber ich hoffe, dass du dich recht schnell eingearbeitet hast. Du bist ein kluges Mädchen. Das aber kann man nicht aus einem Mauseloch heraus", grinst er. „Mach dich mit allem vertraut und richte dich ein. Wenn du irgendetwas brauchst, sag einfach Sabine Bescheid. Sie wird dir alles besorgen. Von mir aus, wirf die Möbel raus und richte dich komplett neu ein. Du sollst dich hier drinnen wohlfühlen. Damit gehe ich jetzt arbeiten und lass dich allein. Sobald ich fertig bin, fahren wir zu mir nach Hause."

---

Mit Sabines Hilfe erkunde ich mein Büro. Sie hilft mir gerne, das merkt man. Ein wenig will sie aber auch erfahren, wer ich bin. Meine etwas unkonventionelle Art der Anstellung kommt auch ihr ungewohnt vor. Allerdings können wir uns beide keinen Reim darauf machen und schieben es schlussendlich dem Zufall zu.

Als erstes erkunde ich die gewaltige Schrankwand. Darin ist nicht nur Platz für Unterlagen und Aktenordner, auch ein großer Kleiderschrank und eine gut bestückte Bar sind darin verborgen.

„Wozu brauche ich einen Kleiderschrank?", frage ich Sabine.

„Wenn der Boss plötzlich irgendwohin fahren muss, dann ist es von Vorteil, auf alles vorbereitet zu sein. Das kann eine Abendveranstaltung sein, das kann aber auch eine kurzfristig anberaumte Geschäftsreise sein. In so einem Fall ist es von Vorteil, wenn du nur die Tür aufmachen und auswählen musst. Deine Vorgängerin hatte immer die Hälfte ihrer Kleidung und Schuhe hier", erklärt sie.

„Kommt das oft vor?"

„Was?"

„Geschäftsreisen und Abendveranstaltungen meine ich."

„Naja, ab und zu war das durchaus der Fall. Es kann aber gut sein, dass er dich öfters mitnimmt, als deine Vorgängerin. Ich habe den Eindruck, er mag dich und deshalb vermute ich, dass er dich gerne in seiner Nähe hätte."

„Du meinst, er erwartet sich von mir, dass ich mit ihm ins ...", ich vollende den Satz nicht. Ich bin zu schockiert. Die Sache schien zu schön zu sein, um keinen Haken zu haben.

„Gott bewahre! Nein! Wo denkst du denn hin?", wehrt Sabine aber sofort an. „Unser Boss ist der korrekteste Mann, den ich kenne. Und ein ausgesprochener Gentleman noch dazu. Von dem hast du nichts zu befürchten."

„Wie meinst du das dann, dass er mich gern in seiner Nähe hat?"

„Keine Ahnung, das ist nur so ein Gefühl. Ich sehe nur, dass er dich anders anschaut als jeden anderen. Kann sein, dass er dich einfach nur beruflich sehr schätzt oder es stimmt einfach die Chemie zwischen Euch. Was es genau ist, kann ich dir nicht sagen. Es fällt mir aber auf, dass er in deiner Gegenwart irgendwie verändert ist."

„Du meinst aber nicht, dass ich ihm gefalle?"

„Warum nicht? Trotz allem ist er ja auch nur ein Mann", kichert sie. „Und so schlecht sieht er dann auch nicht aus."

„Das stimmt", antworte ich nachdenklich.

Aus dieser Sicht habe ich die Sache noch gar nicht betrachtet. Bisher habe ich ihn nur als meinen Chef wahrgenommen. Schließlich hatte ich aufgrund der etwas verworrenen Entwicklung meiner Bewerbung genug damit zu tun, mich auf die wechselnde Situation einzustellen. Erst jetzt realisiere ich das Ganze allmählich.

Ich komme mir aber immer noch vor, wie in einem Traum. Ich bin wegen eines Vorstellunggesprächs hergekommen, werde dort abgelehnt, bekomme dafür aber einen viel, viel besseren Job angeboten und bin im Augenblick dabei, mein unglaublich schickes Büro einzurichten. Dazu das Angebot, bei ihm in der Einliegerwohnung wohnen zu dürfen. Das alles muss ich erst sacken lassen.

Hoppla, wäre es am Ende doch besser, wenn ich das Angebot der Wohnung hier im Bürogebäude annehmen würde? Dann wäre etwas mehr Distanz zwischen Gerry und mir. Will ich das überhaupt? Ich finde ihn echt nett. Außerdem, an diesem Punkt kann ich sowieso keinen Rückzieher mehr machen. Wie würde das denn aussehen? Hat er nicht gesagt, dass die Einliegerwohnung komplett vom Rest seines Hauses getrennt ist? Ach, was solls? Ich schau mir die Einliegerwohnung erst einmal an. Ablehnen kann ich immer noch.

---

„Hast du alles im Griff?"

Ich erschrecke und drehe mich überrascht zu ihm um. Gerry steht in der Verbindungstür zwischen unseren Büros und damit genau hinter mir. Ich habe ihn nicht kommen gehört.

„Oh, entschuldige vielmals! Ich wollte dich nicht erschrecken."

„Schon gut, ich bin sonst nicht so schreckhaft. Ich habe nur nicht erwartet, dass jemand in mein Büro kommt."

„Na, wie gefällt dir alles?"

„Ehrlich?"

„Ja, natürlich."

„Es ist ein Traum", gestehe ich. „Danke, dass du mir diese Chance gibst."

„Ich habe das Gefühl, dass du sie mehr als verdienst."

„Warum glaubst du das?"

„Ich habe es im Gefühl", erklärt er. „Mir hat vor allem imponiert, dass du dich um einen Job bewirbst, auch wenn du überqualifiziert bist. Das zeigt mir, dass du Bock darauf hast, zu arbeiten und das ist für mich eine der wichtigsten Voraussetzungen. Alles andere kann man lernen und ich glaube, du bist dazu bereit."

„Das bin ich", versichere ich.

„Na dann, habe ich nichts falsch gemacht", meint er und lächelt. „Gehen wir?"

„Ja, gerne."

Während ich meine Handtasche zusammenpacke, geht er zur Tür und hält sie auf. Er wartet geduldig, bis ich fertig bin und beobachtet mich dabei die ganze Zeit aufmerksam.

„Was gibt es da zu grinsen?"

„Ich finde es immer wieder erstaunlich, was Frauen alles in ihren Handtaschen mit sich herumschleppen."

„Das brauchen wir alles, ehrlich", versichere ich. Er grinst mich weiter an und schon lachen wir beide los.

Endlich bin ich soweit und mache mich auf den Weg. Als ich ihn erreiche macht er eine leicht übertriebene, einladende Handbewegung. Er ist offenbar zum Scherzen aufgelegt.

„Dir ist schon klar, dass du nun das größere und schönere Büro hast, als Meintner", meint er plötzlich.

„Echt?"

„Ich hoffe, er ist dir nicht neidisch. Inzwischen hat sich nämlich im gesamten Gebäude herumgesprochen, dass ich eine neue und unglaublich hübsche Assistentin habe. Keine Ahnung, ob es bis zu ihm durchgedrungen ist und ob er weiß, um wen es sich dabei handelt", schmunzelt er. Es ist ihm deutlich anzusehen, dass ihn das freut, wie einen Schuljungen.

„Du hast mich also ausgewählt, damit du mit mir angeben kannst und die anderen neidisch auf dich sind", grinse ich zurück.

„Was denkst du nur von mir?", meint er gespielt empört.

„Dass du auch nur ein Mann bist?"

„Ich kann berufliches und privates sehr wohl voneinander trennen."

Das Lachen ist aus seinem Gesicht verschwunden. Er klingt entschlossen und ich glaube ihm, was er sagt. Irgendwie tut es mir leid, dass ich das Gespräch in diese Richtung gelenkt habe. Ich wollte das nicht. Die Bemerkung ist mir einfach so herausgerutscht. Oder möchte ich nicht, dass er berufliches und privates trennen kann? Ich kann meine Gefühle nicht mehr richtig einordnen. Vermutlich liegt das an den vielen Überraschungen dieses Tages.

Wir haben den Aufzug erreicht und sind auf dem Weg nach unten. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Gerry hingegen hat wieder sein typisches Grinsen auf den Lippen und beobachtet mich. Ich glaube, er lacht mich still und heimlich aus.

„Sollen wir vorher deine Sachen irgendwo abholen?"

„Ja, bitte, in der Pension, in der ich bisher gewohnt habe."

Ich gebe ihm die Adresse und schon öffnen sich die Türen des Aufzugs. Wir sind in der Garage. Gerry geht voraus auf einen BMW I8 zu. Ein toller Wagen und ein Hybrid noch dazu. Der Mann hat wirklich Geschmack.

Ich schaue mich in der Garage um. Sie ist auffallend hell beleuchtet. Da gibt es keine dunklen Ecken und überall hängen Kameras. Hier drinnen fühle ich mich nicht unsicher oder ängstlich, wie sonst oft in Tiefgaragen.

„Wir legen viel Wert auf Sicherheit", meint Gerry. Es ist, als hätte er meine Gedanken erraten.

„Das finde ich toll. Dabei ist das, wie man sieht, mit wenigen einfachen Mitteln zu erreichen."

„Hast du viel Gepäck?", erkundigt er sich. Dabei schaut er mit etwas Sorge auf seinen Wagen. Der Kofferraum ist vermutlich nicht besonders groß.

„Nur einen kleinen Koffer. Den kann ich notfalls auf den Schoß nehmen."

Das scheint ihn zu beruhigen. Zumindest schaut er entspannter drein. Er öffnet galant die Beifahrertür und lässt mich einsteigen. Er schließt die Tür, geht lässig auf seine Seite und steigt ebenfalls ein. Wenig später fährt er los.

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„Halt, hiergeblieben! Sie schulden mir noch 150 Euro für die letzte Woche", ruft jemand hinter uns her. Es ist die Pensionsbesitzerin.

„Aber ich habe doch im Voraus bezahlt", halte ich dagegen.

„Das Bisschen? Das ging für Strom und Warmwasser drauf."

„Wie das? Ich war der Meinung, das sei inklusive. Bei einer Pension zahlt man Strom und Warmwasser doch nie extra."

„Ich bin doch nicht die Heilsarmee."

Ich werde verlegen. Ich habe keine 150 Euro mehr. Ich bin praktisch pleite. Was soll ich jetzt nur machen? Die Situation ist mir besonders Gerry gegenüber unglaublich peinlich.

„Hier, da haben Sie 150 Euro", meldet sich Gerry hinter mir. Er kommt vor und hält dem Drachen das Geld hin. „Damit sind alle Schulden bezahlt?"

„Ja", meint die Vermieterin mürrisch. Sie reißt Gerry das Geld beinahe aus der Hand und zählt bewusst auffällig nach.

„Dann ist ja gut", kontert er. „Ich werde Sie ganz sicher weiterempfehlen."

„Blöde Sprüche können Sie sich schenken. Schließlich muss jeder schauen, wo er bleibt", schimpft sie.

Gerry beachtet sie mit keinem Blick mehr. Er nimmt den kleinen Koffer in die linke und mich mit dem rechten Arm um die Taille und schiebt mich in Richtung Ausgang. Auf dem Weg zum Wagen sagt er gar nichts.

„Das ist mir fürchterlich peinlich."

„Die alte Hexe hat es doch nur darauf angelegt. Natürlich darf sie Strom und Warmwasser nicht extra abrechnen. Aber ich hatte einfach keine Lust mit ihr zu streiten. Das war sie mir nicht wert."

„Woher wusstest du, dass ich kein Geld mehr habe?"

„Ich kann Körpersprache lesen", lächelt er. „Außerdem wollte ich vermeiden, dass meine Assistentin in einer lausigen Pension Schulen abarbeiten muss. Stell dir vor, du müsstest hier zwei Wochen lang abends nach Feierabend Teller abwaschen."

„Neckst du mich gerade?"

„Nein, wo denkst du hin? Ich versuche nur, die Sache mit Humor zu nehmen."

„Humor! Du hast leicht reden."

„Mach dir doch nichts draus. Ich habe das gern gemacht und werde es auch nie mehr erwähnen."

„Ich gebe dir das Geld natürlich zurück."

„Musst du nicht."

„Doch!"

„Ach was!"

„Warum solltest du mein Zimmer zahlen?"

„Weil man sich um gute Mitarbeiter bemühen muss."

Er grinst und lässt mich wieder in den Wagen steig, bevor er sich elegant auf den Fahrersitz rutschen lässt und wegfährt. Aus dem Augenwinkel heraus sehe ich die Pensionsbesitzerin, wie sie uns überrascht hinterherschaut.

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Gerry fährt in einen mir unbekannte Teil der Stadt. Hier war ich ganz bestimmt noch nie. Doch soweit ich es beurteilen kann, muss es sich um eine ausgesprochen noble Wohngegend handeln. Kein Wunder, dass ich arme Studentin noch nie hier war.

Er biegt in eine Seitenstraße ein, die nur von einer Mauer links und einer weiteren rechts gesäumt wird. In dieser Straße gibt es kein einziges Haus. Nach zwei Kurven und etwa 200 Metern erreichen wir ein großes Gittertor. Auf einen Knopfdruck auf einer Fernsteuerung hin, schwingt es geräuschlos auf und gibt den Blick auf einen Kiesweg frei. Dieser schlängelt sich durch eine herrlich grüne Wiese.

Gerry fährt durch das Tor und folgt dem Weg. Uns umgibt nur noch Natur - soweit das Auge reicht. Ich kann kein Haus ausmachen. Es kommt mir so vor, als wären wir auf dem Land. Erst als er in einem großen Bogen einen Hügel hinauffährt, taucht vor uns ein zweistöckiges Gebäude auf. Es befindet sich am Hügel ganz oben. Das Haus ist im mediterranen Stil erbaut und muss zur anderen Seite hin ausgerichtet sein. Die Fassade, die zu uns her ausgerichtet ist, hat lediglich ein paar kleinere Fenster.

Wir sind zwar noch immer in der Stadt, auch wenn es ein Randbezirk ist. Trotzdem habe ich den Eindruck, auf einem der Hügel in der Toskana zu sein. Weit und breit ist kein anderes Gebäude zu erblicken. Das Grundstück muss riesig sein.

Gerry stellt den Wagen vor einer großen Garage ab. Wenn ich richtig schätze, dann kann man darin sicher zehn oder mehr Autos abstellen. Das kann doch unmöglich für ihn allein sein. Was sich in der Garage befindet kann ich allerdings nicht sehen. Kann gut sein, dass er sie auch für andere Zwecke nutzt.

Gerry hilft mir natürlich beim Aussteigen, schnappt sich mein Köfferchen und geht auf den Eingang zu. Noch bevor wir ihn erreicht haben, wird die Tür geöffnet und eine Frau mittleren Alters steht vor uns.

„Guten Abend Herr Weigler."

„Guten Abend Isabella", grüßt er.

„Guten Abend", hauche ich verlegen.

„Guten Abend! Sie bringen Besuch mit?"

„Ja, Amy wird bei uns wohnen."

Isabella schau mich überrascht an. Mir kommt es beinahe so vor, als könne sie nicht glauben, dass ich real bin. Nach ein paar Schrecksekunden versucht sie sich nichts mehr anmerken zu lassen. Gerry hat ihre Überraschung sehr wohl bemerkt. Er grinst aber nur und geht nicht darauf ein.

„Wünschen Sie das Essen gleich oder soll ich damit noch etwas warten?"

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